von Gx2^4
An dieser Stelle möchte ich mich einmal für die Kommentare bedanken! Macht großen Spass die Reaktionen zu lesen :)
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„Hermine“, flüsterte Harry, nachdem er ins Gewächshaus gestürmt war und Professor Sprout im Vorbeigehen rasche eine Entschuldigung für seine Verspätung zugemurmelt hatte. „Hermine ich brauche deine Hilfe.“
„Was glaubst du eigentlich, worüber ich die ganze Zeit nachdenke?“, flüsterte sie mit großen, sorgenvollen Augen über den zitternden Ginsterbusch hinweg, den sie gerade beschnitt.
„Hermine, ich muss den Aufrufezauber richtig beherrschen, und zwar bis morgen Nachmittag.“
Eilig erklärte er ihr, in wenigen Sätzen, wie er glaubte, einen Drachen besiegen zu können. Er musste nur mit einem Aufrufezauber seinen Besen herbeizaubern, und mit diesem den Drachen austricksen, um an das goldene Ei in dem Nest des Drachen zu kommen – ein Kinderspiel.
Unsicher sah er dann Hermine an, um zu hören, was sie davon hielt.
Sie sagte zunächst einmal – nichts. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und dachte offenbar angestrengt nach.
„Es könnte klappen.“ meinte sie vorsichtig.
Und so übten sie...
Noch in der Kräutekunde-Stunde versuchte Harry heimlich kleine Schaufeln, oder einen von Hermines Stiften herbeizuzaubern – es wollte ihm aber einfach nicht gelingen.
Mit dem Läuten der Schulklingel, rannten Harry und Hermine los – ihre Mitschüler schauten ihnen überrascht hinterher, doch sie hatten keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, was für einen Eindruck ihr Verhalten machte.
In einem verlassenen Klassenzimmer kamen sie keuchend zum stehen.
„Also Gut.“ keuchte Hermine, während sie sich die Seite hielt. Sie holten ihren Zauberstab heraus, schwang ihn, und aus dem nichts tauchte ein weiches Kissen auf.
„Du weißt aber schon, dass wir keine Zeit zu schlafen haben oder?“ fragte Harry, der ebenfalls keuchte, mit der Andeutung eines Grinsens im Gesicht.
Hermine Antwort traf ihn direkt im Gesicht – es war das Kissen.
Auch durch ihr Gesicht zuckte eine kleines Grinsen.
„Also Gut.“ sagte Hermine nochmal, und schnappte sich wieder das weiche Daunenkissen. „Ich geh auf diese Seite des Raums, und halte das Kissen hoch, und du versuchst es mit dem Aufrufezauber zu kriegen.“
Harry nickte, und schmiss seine Schultasche in eine Ecke des Raumes. Dann zog auch er seinen Zauberstab und deutete damit auf das Kissen in Hermines Hand.
„Accio“ - nichts passierte.
Und so ging es die ganze Zeit. Harry wusste nicht wie oft er inzwischen das Wort „Accio“ gesagt hatte. Harry wusste nicht, wie oft er inzwischen hoffnungsvoll auf das weiße Kissen in Hermines Händen geblickt hatte. Harry wusste nicht, wie oft wieder nichts passiert war.
Harry stöhnte entnervt auf, und Hermine sah ihn verzweifelt an. „Es ist eigentlich wirklich nicht schwer.“ versuchte sie ihn zu beruhigen, doch schaffte sie das genaue Gegenteil.
Seine Augen blitzten sie wütend an. „Ich muss der wohl untalentierteste Zauberer aller Zeiten sein, wenn ich so einen 'eigentlich wirklich nicht so schweren' Zauber nicht auf die Reihe bekomme!“ sagte er sauer.
„Das ist stimmt nicht, und das weißt du auch!“ sagte Hermine ernst. „Komm versuch es nochmal! Da ist irgendeine innere Sperre in dir, die verhindert, dass du diesen Zauber hinkriegst, doch das schaffen wir schon!“
Harry war zwar wenig überzeugt, schnippte dennoch erneut mit seinem Zauberstab und murmelte „Accio“ - es passierte nichts.
Hermine schmiss das Kissen auf den Boden und ging zu Harry herüber. „Du musst deine Hand ruhiger bewegen. Nicht so hektisch!“ erklärte sie, und trat von hinten an ihn heran.
Sie umfasste seine Hand von außen, und beide hielten gleichzeitig einen Augenblick inne, während eine eigenartige Wärme durch ihre Körper strömte. Dann bewegte sie seine Hand in einer fließenden runden Bewegung. „Siehst du?“ hauchte sie von der Seite in sein Ohr.
Harry nickte.
„Dann versuchen wirs nochmal!“ sagte sie auf einmal wieder laut, und ließ seine Hand wieder los. Sie räusperte sich fahrig, und ging dann zu dem Kissen, das sie auf den Boden gepfeffert hatte, und hob es auf.
„Accio!“ sagte Harry, und seine Hand vollführte eine fließende Bewegung – ganz so wie Hermine es ihm gezeigt hatte: Und tatsächlich schaffte Harry es zum ersten Mal einen Gegenstand in Bewegung zu versetzen – doch gerade als Harry und Hermine ein Jubelgeschrei anstimmen wollten, fiel das Kissen abrupt zu Boden.
Doch das war ja immerhin ein kleiner Fortschritt.
Irgendwann waren sie von Peeves vertrieben worden, der Harrys Versuche Dinge auf sich zu fliegen zu lassen, absichtlich missverstand, und ihn begeistert mit verschiedensten Dingen bewarf.
Sie flohen in den Gemeinschaftsraum, in dem zu dieser Uhrzeit glücklicherweise niemand mehr war.
In den nächsten Stunden flogen unzählige Kissen durch die Luft, auf Harry zu – doch immer wieder verloren sie auf halbem Weg die Lust und fielen wie Steine zu Boden.
„Konzentrier dich, Harry, konzentrier dich...“
„Was glaubst du eigentlich, was ich hier mache?“, sagte Harry zornig „Mir schwirrt ständig ein ätzender Riesendrache im Kopf rum, ich weiß auch nicht, wieso... gut noch mal...“
Diesmal zögerte er erst noch einen Moment und atmete mit fest geschlossenen Augen tief durch, bevor er wieder den Zauberstab hob.
Wie Zufällig traf sein Blick, als er die Augen wieder öffnete den von Hermine. Er sah ihr direkt in die braunen Augen, und schien für einen Moment in eine völlig neuen Landschaft, voller schöner Bräune zu fallen.
Wieder erhob er seinen Zauberstab. Wieder rief er „Accio“, und wieder flog ein Kissen durch die Luft direkt auf Harry zu. Doch diesmal fiel das Kissen nicht auf halbem Weg zu Boden. Ja, diesmal klappte es!
Als ihn das Kissen im Gesicht traf, blieb er zunächst einen Augenblick vollkommen verdattert stehen. Er hatte schon nicht mehr dran geglaubt, doch jetzt hatte er es tatsächlich geschafft!
Auch Hermine sah ihn genauso überrascht an, wie er sich fühlte. Ihre Augen waren groß und rund.
Doch dann löste sich die Überraschung aus ihrem Gesicht. Stattdessen breitete sich ein Strahlen darauf aus. Ein Strahlen, das er schon ewig nicht mehr in ihrem Gesicht gesehen hatte. Vielleicht sogar noch nie.
Es war die vollkommene Befreiung. Ein Glücksgefühl, auf das man sich nicht vorbereiten konnte. Eines das man für immer festhalten wollte.
Wie im Rausch stürmte Hermine auf Harry zu, und riss ihn in eine begeisternde Umarmung.
Nun hatte auch Harry es begriffen.
Ganz langsam löste sich auch bei ihm die Abgespanntheit aus dem Gesicht. Das Pure Glück durchflutete seinen Körper.
Er schlang seine Arme um Hermine, hob sie eine Handbreit hoch, und wirbelte sie herum, dass ihre braunen Locken durch die Luft flogen.
Und dann – unversehens und ebenso überraschend – küsste er sie. Er küsste sie nicht auf die Wange oder auf die Stirn – er küsste sie auf den Mund.
Nur ganz kurz – nicht länger als einen Augenblick küsste er sie. Einen einzigen, wunderbaren Augenblick. Ihnen blieb gar nicht Zeit sich klar zu machen, was sie hier taten, da war es schon wieder vorbei.
Hermine sah ihn erst überrascht an, kicherte dann aber ein wenig. Und auch er grinste sie unsicher an.
Dann ließ er sie wieder auf ihre Füße herunter.
„Wir sollten sicher gehen.“ meinte sie, und Harry bemerkte, dass ihre Wangen unweigerlich gerötet waren.
Er nickte zustimmend.
Wieder nahm sie das Kissen, und stellte sich drei Schritte von Harry entfernt auf.
„Accio“ sagte er laut und deutlich. Und Sekunden später traf ihn das Kissen ihm Gesicht.
Um zwei Uhr morgens stand Harry am Kamin, inmitten eines Haufens von Büchern, Federn, umgestürzten Stühlen, einem alten Koboldsteinspiel und Nevills Kröte Trevor. In der letzten Stunde hatte Harry – nur um sicherzugehen – auch noch mit anderen Gegenständen als nur einem Kissen den Aufrufezauber ausprobiert – es war ihm immer gelungen. Er wusste nicht wie oder warum, aber der Knoten war geplatzt.
„Schon besser, Harry, das wird schon“, sagte Hermine erschöpft, aber zufrieden.
„Tja, jetzt wissen wir, was du das nächste Mal tun musst, wenn ich einen Zauber nicht beherrsche“, sagte Harry und warf Hermine ein Runenwörterbuch zu, um den Aufrufezauber ein letztes Mal zu proben. „Du setzt mir einen Drachen vor die Nase. Fertig...“ Noch einmal hob er den Zauberstab: „Accio Wörterbuch!“
Der schwere Wälzer flog aus Hermines Hand, flatterte durchs Zimmer und landete in Harrys Armen.
„Harry, ich glaube, du hast es raus!“ sagte Hermine erleichtert.
„Morgen jedenfalls muss es klappen“, sagte Harry. „Der Feuerblitz ist dann viel weiter weg als die Sachen hier, nämlich im Schloss und ich bin draußen auf dem Gelände.“
„Das spielt keine Rolle“, sagte Hermine zuversichtlich. „Wenn du dich wirklich ganz fest darauf konzentrierst, dann kommt er. Wir gehen jetzt lieber ein wenig schlafen... du wirst es brauchen.“
Stillschweigend hatten sie sich darauf geeinigt, dass ihr Kuss nichts weiter bedeutete, und dass sie ihn besser vergessen sollten.
(Auszüge aus: Harry Potter und der Feuerkelch; Seite 361, 362, 363)
Glaubst du an Seelenverwandtschaft?
Noch drei...
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