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Fanfiction

Aus der Asche - 25. Kapitel / Ohnmächtige Wut

von fiirvogel

Hallo, ihr Weggefährten! Danke für eure Reviews. Nein, gottlob greift niemand in Melodys Kopf ein. Ich dachte da eher an posttraumatische Epilepsie. Ob es wieder ganz weggeht, kann ich nicht versprechen, aber mit Medikamenten (oder Zaubertränken :o) lässt sich damit leben.
Hier also das nächste Kapitel und - Julie hier kommt's! - die erste Begegnung mit Draco Malfoy nach dem Vorfall mit der Schlange ...


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Melody gab sich Mühe, sich zwischendurch Pausen zu gönnen, genügend zu schlafen, nicht zuviel auf einmal zu machen und auf ihren Körper oder besser gesagt auf ihren Kopf zu achten. Es war nicht einfach. Die Absenzen traten völlig unangemeldet auf. Und Melody hatte das Gefühl, es brauchte nicht viel, sie auszulösen. Es genügte, einmal am Morgen etwas länger im Bett zu liegen und sich anschließend beeilen zu müssen, damit ihr Nervensystem Alarm schlug. Immerhin lernte sie schnell, sich in solchen Fällen gleich wieder hinzulegen und abzuwarten, bis sich ihr Kopf wieder beruhigt hatte. Zurück blieb jedes Mal Unsicherheit und etwas Angst: Wann würde es das nächste Mal geschehen? Und wo? Was würde geschehen?
Melody nahm sich die Warnung ihres Vaters zu Herzen, verzichtete schweren Herzens auf die Flugstunden und bat andere Schüler, ihr Bücher aus den obersten Regalen in der Bibliothek zu reichen. Wenn sie sich beim Frühstück müde oder nervös fühlte, ließ sie andere ihren Tee einschenken ...

Es war gemütlich warm im Gemeinschaftsraum der Gryffindor. Draußen war es bereits dunkel. Melody saß neben Hermine und Ginny und versuchte, sich auf das Essay für Zaubertränke am nächsten Morgen zu konzentrieren. Sie hatte es schon vor Tagen angefangen, hatte aber nie die Zeit gefunden, es fertig zu schreiben, weil sie abends nach einem langen Tag oft sehr müde war oder Kopfschmerzen hatte. Heute musste sie dieses Essay fertig kriegen. Sie musste einfach! Im Unterricht war ihr Vater Professor Snape, und er war der letzte, dem sie erklären wollte, dass sie die Hausaufgaben nicht hatte machen können!
Sie spürte bereits nach ein paar Minuten, dass ihr Hirn streikte. Ein Blitz jagte durch ihren Kopf. Auf dem Blatt blieb ein Schlenker zurück. Melody schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Es ärgerte sie, dass sie ihren Kopf nicht kontrollieren konnte. Sie schämte sich dafür. Reiß dich zusammen, du wirst doch wohl noch diese zwei Abschnitte schreiben können. Das ist nun wirklich nicht zuviel verlangt, schimpfte sie mit sich selber.
Sie biss auf die Zähne, tunkte die Feder in die Tinte und schrieb weiter. Ihre Hand zuckte beim Schreiben, die Schrift scherte aus, die Worte verschmierten.
„Melody“, unterbrach sie Hermine, die sie beobachtet hatte. „Hör auf. Das hat keinen Sinn. Geh schlafen.“
„Aber ich muss dieses Essay noch fertig schreiben.“
„Nein, musst du nicht. Professor Snape hat Verständnis, wenn du ihm sagst, dass du dich nicht wohl gefühlt hast.“
„Verständnis?“, mischte sich Ron ein, der am Tisch daneben mit Harry Koboltsteine spielte.
„Ja, Verständnis“, gab Hermine gereizt zurück und nahm Melody die Feder aus der Hand. „Lass alles liegen, Melody. Es wird nicht besser, du weißt es.“
Melody erhob sich widerstrebend, und Hermine begleitete sie in den Schlafsaal. Melody setzte sich aufs Bett und biss auf die Lippen.
„Das macht mich so wütend. Dass ich meinen Kopf nicht zwingen kann zu arbeiten, wenn er arbeiten sollte“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Hermine setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. „Ruh dich aus.“
„Ich fühle mich so ohnmächtig und ausgeliefert. Mein Kopf setzt mir Grenzen, die vorher nicht da waren. Ich könnte ihn gegen eine Wand schlagen!“
„Hör auf, Melody. Denk nicht mehr darüber nach. Leg dich einfach hin und geh morgen zu deinem Vater. Er hat gesagt, du sollst ihm sagen, wenn du wieder solche Absenzen hast. Es gibt bestimmt irgendetwas, was man machen kann. Irgendeinen Heiltrank gegen die Anfälle.“
„Einen Zaubertrank, um das zu schaffen, was ich bisher spielend alleine geschafft habe? Um einfach ganz normal an einem Frühstückstisch zu sitzen und ein Glas Wasser zu trinken, ohne es fallen zu lassen?“
Hermine schwieg.
Melody schnaubte ärgerlich. „Ich bin so wütend! So unglaublich wütend! Vielleicht wird mein Kopf nie mehr gesund ... Das ist alles Malfoys Schuld. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, muss ich mich zusammenreißen, damit ich nicht schreie oder ihm etwas an den Kopf schleudere.“
„Beachte ihn einfach nicht.“
„IHN NICHT BEACHTEN!? Er hat versucht, mich zu vergiften, Hermine! Er wollte mich umbringen! Und er hätte es beinahe geschafft. Ich wäre gestorben, wenn mein Vater nicht sein Leben für mich riskiert hätte. Dafür hätte Malfoy von der Schule fliegen müssen. Er gehört ins Gefängnis. Und was ist passiert?! Nichts. Rein gar nichts. Er ist immer noch hier. Ich sehe ihn jeden Tag, sogar wenn ich versuche, einen großen Bogen um ihn zu machen. Er ist arrogant und selbstgefällig wie eh und je. Und ich habe seither einen Kopf, der nicht mehr richtig funktioniert. Ich habe Albträume. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich kann nicht mehr richtig arbeiten. Ich habe Angst, ihm auf dem Korridor zu begegnen. Ich habe Angst! Das ist ... Hermine, das halt ich manchmal fast nicht aus. In mir drin schreit alles. Ich bin so wütend und ich fühle mich so machtlos ...“ Tränen traten ihr in die Augen.
Hermine wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie streichelte Melody mit der Hand über den Rücken und eine Weile saßen beide stumm nebeneinander, bis Melody seufzte und resigniert murmelte: „Dann leg ich mich hin.“

Am nächsten Morgen fühlte sich Melody gerädert; sie hatte miserabel geschlafen. Die Bilder von Tom und Hanna und die Schlange verfolgten sie. Sie hatte keinen Appetit und trank beim Frühstück nur einen Tee. Gottlob hatten sie in der ersten Stunde Geschichte, da konnte sie ungestört etwas vor sich hindösen ...
Nach dem darauf folgenden Verwandlungsunterricht rief McGonagall Melody zu sich.
„Miss Rohan, fühlen Sie sich unwohl?“, erkundigte sie sich besorgt. „Sie sehen nicht gut aus.“
Melody hatte das Gefühl, sie müsste schreien, die ganze Wut, den Hass, die Ohnmacht und Angst hinausschreien, wenn sie den Mund öffnete. Deshalb schüttelte sie nur den Kopf und biss auf die Zähne.
„Sie machen einen kranken Eindruck auf mich“, beharrte McGonagall. „Gehen Sie in den Krankenflügel: Madam Pomfrey kann Ihnen bestimmt etwas geben.“
Melody nickte nur und beeilte sich, das Klassenzimmer zu verlassen.

Nein, Madam Pomfrey konnte ihr bestimmt nicht helfen. Sie hatte kein Heilmittel gegen Wut, gegen Angst, Hass und Ohnmacht, gegen alle diese nagenden, negativen Gefühle, die sie seit Tagen innerlich aufzufressen schienen. Schreien würden helfen! Es wäre wohl das einzige, was helfen würde. Alles hinausschreien! Schreien, bis keine Stimme mehr in ihr war! Bis die Wut und die Ohnmacht aus ihr herausgeflossen waren ...
Melody setzte sich auf die große Marmortreppe und wartete darauf, dass ihre Wut etwas nachließ. Ihr Kopf schmerzte, ihr Hals fühlte sich sonderbar eng an. Das Atmen fiel ihr schwer ...
Sie hatte in wenigen Minuten Zaubertränkeunterricht. Sie hatte nur ein halb fertiges Essay, das gegen Ende unleserlich wurde. Und sie war sich nicht sicher, ob sie dem fragenden Blick ihres Vaters würde standhalten können. Sie hoffte, dass er keine bissige Frage stellte, sonst würde sie wohl die Fassung verlieren und ihn anschreien ...
Nein, sie musste sich zusammenreißen. Sie biss auf die Zähne, ballte die Fäuste und stand entschlossen wieder auf.

Sie hatte das Klassenzimmer beinahe erreicht, als Malfoy und eine ganze Traube Slytherin aus einem Seitenkorridor hervortraten. Sie kamen wohl aus ihrem Gemeinschaftsraum. Melody zuckte unwillkürlich zusammen und wich aus. Sie hatte den Blick auf den Boden geheftet und versuchte, ruhig zu atmen.
„Achtung, Rohan, hinter dir ist eine Schlange“, hörte sie Pansy Parkinsons Stimme, aber sie starrte nur auf die Steinfliesen. Malfoy lachte, alle lachten.
Melody fuhr herum. Sie hatte den Zauberstab in der Hand und zeigte damit auf Malfoy. „Incendio!“
Malfoys Kleider fingen sofort Feuer. Er fluchte und zog seinen eigenen Zauberstab, während Pansy Parkinson das Feuer löschte.
Melody setzte gerade zu einem weiteren Fluch an, als sie jemand grob am Handgelenk packte und ihr den Zauberstab entwand. Ihr Vater stand hinter ihr, zornbebend.
„Was ist hier los?“, donnerte er. Er warf einen Blick auf Malfoy, dessen Kleider angesengt und dank Parkinsons beherztem Eingreifen nass waren.
„Malfoy“, sagte er kühl, „Sie sind angehalten worden, Miss Rohan in Zukunft aus dem Weg zu gehen! Halten Sie sich gefälligst daran. Ziehen Sie was Trockenes an. Los, verschwinden Sie!“
Dann fixierte er Melody mit zusammengekniffenen Augen. „Hier hinein“, befahl er und zeigte auf eine Tür. Er schob sie über die Schwelle in ein leeres Klassenzimmer.

Severus konnte gerade noch einen Hörschutzzauber über die Tür legen, dann wirbelte Melody herum und schrie ihn an: „Lass mich, lass mich! Ich will nicht! Ich will raus. Ich hasse ihn ... ich hasse ihn ... ich –“ Sie schrie, so laut sie konnte. Severus verzog das Gesicht. Melody trat gegen einen Stuhl, stieß die Schulbank um, die davor stand. Dann trat sie gegen den nächsten Stuhl, packte einen Kessel und schleuderte ihn auf den Boden.
Severus war in zwei großen Schritten bei ihr und schloss sie in die Arme. Sie schrie und trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. Aber er ließ sie nicht los. Er war stark.
Er wusste nicht, wie lange sie schreiend versuchte, sich aus seinem eisernen Griff zu winden. Irgendwann sank sie kraftlos zusammen. Er hielt sie fest, damit sie nicht stürzte. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und schluchzte.
„Papa, halt mich fest!“
„Das tu ich, Melody.“
„Lass mich nicht los!“
„Ich lass dich nicht los. Beruhige dich ... Melody, du musst atmen. Einatmen. Ausatmen. Komm: tief einatmen.“
Melody atmete ein.
„Jetzt ausatmen.“
Melody atmete aus. Und ein. Und aus. Und ein. Und aus.
Severus hielt sie fest, bis sie aufgehört hatte zu schluchzen, dann schob er sie etwas von sich und sah sie besorgt an. „Hör zu. Ich bringe dich rüber in die Wohnung. Du erscheinst mir so nicht im Unterricht! Ich will, dass du dich hinlegst. Ich sehe am Mittag nach dir ...“
Melody nickte.

Als sie auf den Korridor traten, standen alle ihre Mitschüler aufgeregt flüsternd herum und starrten sie mit offenen Mündern an. Melody schaute auf den Boden.
„Was stehen Sie hier herum?“, fragte Snape mit einer Stimme, die den Schülern das Blut in den Adern gerinnen ließ. „Sie haben hier nichts verloren. Gehen Sie ins Zimmer hinein, machen Sie alles bereit. Los, verschwinden Sie.“
Eiligst gingen die Schüler ins Klassenzimmer. Severus öffnete die Tür zu seinem Büro und ließ Melody hinein. „Kommst du klar?“
Melody nickte.
„Du legst dich hin.“
Melody nickte wieder.
„Und zerstör mir das Wohnzimmer nicht.“

Dann stand Melody alleine im Büro. Sie ging hinüber ins Wohnzimmer und von dort ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Dann zog sie die Decke über den Kopf, rollte sich zusammen und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Es roch nach ... Papa. Nach Geborgenheit. Nach Alles-wird-gut-und-niemand-wird-dir-etwas-tun.
Allmählich beruhigte sie sich. Sie konnte wieder atmen, ohne dass es in der Brust schmerzte. Auch der Druck im Kopf ließ nach. Sie fühlte sich todmüde, zu schwach, sich zu bewegen. Es war hier unter der Decke so dunkel und wohlig warm, dass es nicht lange dauerte, bis sie einschlief.

Melody hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Als sie erwachte und ins Wohnzimmer hinübertorkelte, stand ein warmes Mittagessen auf dem Tisch. Sie setzte sich und aß lustlos. Ihre Schultasche stand neben der Couch. Sie holte Tinte, Pergament und ihr angefangenes, unleserliches Zaubertränke-Essay und setzte sich wieder an den Tisch. Von draußen schien die erste warme Sonne herein. Melody tauchte die Feder in die Tinte und begann, das Essay abzuschreiben. Es war eine beruhigend eintönige Arbeit. Als sie fertig war, legte sie das Essay auf die Seite und wandte sich dem Geschichtsessay zu, das sie schreiben sollte. Sie suchte in den Bücherregalen nach Geschichtsbüchern, in denen etwas über die Koboldrevolten im 16. Jahrhundert stand, und begann eine Zusammenfassung zu schreiben, als die Tür aufging.

Severus hatte am Mittag nach Melody geschaut, doch sie hatte tief und fest geschlafen. Er wollte sie nicht wecken, ließ ihr das Mittagessen – mit einem Zauber warmgehalten – auf dem Tisch und ging wieder in den Unterricht. Als er nach den Nachmittagslektionen zurückkam, saß sie am Tisch und machte Hausaufgaben. Sie wirkte matt, aber ruhig und gefasst. Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und schaute sie an.
„Geht es dir besser?“
Melodys Blick wanderte von ihm zu ihrer Arbeit, zum Fenster und wieder zu ihm zurück. „Ich glaube schon“, antwortete sie leise.
„Ich möchte, dass du hierbleibst. Wir üben nach dem Abendessen Okklumentik. Es hilft auch, um sich zu beruhigen.“
Melody nickte und reichte ihm ihr Essay. „Hier, habe ich soeben geschrieben.“
Severus hob die rechte Augenbraue. „Etwas spät, findest du nicht?“
„Ich habe das gestern nicht mehr hingekriegt“, antwortete Melody und hielt ihm ihr Essay vom Vorabend hin.
Severus runzelte die Stirn. „Was ist das? Hast du das geschrieben?“
„Es ging nicht ... Papa, diese Anfälle, die hören nicht auf. Sie kommen immer wieder. Ohne Ankündigung. Ich kann nichts dagegen machen, ich kann es nicht kontrollieren.“
„Ich lass mir was einfallen ... Du machst inzwischen deine Hausaufgaben fertig. Danach essen wir.“

Melody war während des Essens ziemlich wortkarg und stocherte ohne Appetit in ihrem Nudelauflauf herum.
„Schmeckt es dir nicht?“, erkundigte sich Severus.
Seine Tochter zuckte mit den Schultern. „Es geht ... Hanna machte viel die besseren Aufläufe. Sie war nach der Schule ein Jahr als Au-pair in Frankreich, da hat sie sehr gut kochen gelernt.“
Melody legte die Gabel hin und schaute aus dem Fenster zum Verbotenen Wald hinunter. Ihr Blick verlor sich irgendwo dort draußen, während sie ihren Erinnerungen nachhing. Dann nahm sie die Gabel wieder auf und nahm einen weiteren lustlosen Bissen.
„Ich hasse ihn“, sagte sie unvermittelt und starrte irgendwo neben Severus durch die Wand. „Malfoy ... manchmal halte ich es kaum aus, ihn zu sehen. Oder seine Stimme zu hören. Dann möchte ich einfach weglaufen und mich irgendwo verkriechen, und gleichzeitig will ich ihm etwas in sein Gesicht schlagen und ihn anschreien ... Aber ich kann nichts von dem tun! Das ist –“ Sie ließ den Satz offen und verstümmelte dafür mit Messer und Gabel die Papardelle auf ihrem Teller.
Severus musste insgeheim schmunzeln über ihr snapsches Temperament, verzog aber keine Miene: Die Situation war zu ernst.
„Malfoy ist nicht wichtig“, sagte er schließlich. „Du musst lernen, ihn zu ignorieren.“
Melody verzog genervt die Mundwinkel und rümpfte die Nase, und Severus wusste, was er geantwortet hätte, wenn ihm damals jemand den wertvollen Tipp gegeben hätte, James Potter und Sirius Black einfach zu ignorieren. Und nun gab er dieselben nutzlosen Ratschläge! Wenn er nur wüsste, was er sagen sollte ... Vielleicht half die Okklumentik, das bewusste Durchatmen und Leeren des Geistes. Er hoffte es sehr.

Nach dem Abendessen stellten sie sich wie während der ersten Okklumentiklektion im Wohnzimmer einander gegenüber auf.
„In der Okklumentik geht es darum loszulassen“, erklärte Severus. „Alles auszublenden. Nur zu sein. Nichts zu denken oder zu fühlen. Du musst den Kopf leer machen, den Geist verschließen. Das solltest du jeden Abend üben, vielleicht kannst du so auch die Albträume ausschließen.“
Ein Schatten huschte über Melodys Gesicht, aber sie nickte.
„Bist du bereit?“
„Ja.“
Severus blickte ihr in die Augen. „Legilimens!“
Melody versuchte, den Kopf leer zu bekommen, doch Bilder zogen in rascher Folge an ihr vorbei.

Klein-Melody schreiend in der Badewanne mit Hanna, die versucht, ihr die Haare zu shampoonieren – Die achtjährige Melody, die vor einer Gruppe Kinder steht und fragt: „Warum lasst ihr mich nicht mitspielen?“ Ein Mädchen lacht: „Weil du blöd bist.“ – Pansy Parkinson, die ruft: „Achtung, Rohan, hinter dir ist eine Schlange?“ – Ein grobschlächtiger Junge, der Melody gegen eine Mauer drückt und ihr Kinn festhält. „Na, Kleine? Angst?“ Sie versucht, sich loszureißen und weint: „Lass mich los! Du tust mir weh.“ Der Junge lacht: „Was gibst du mir, wenn ich dich laufen lasse?“

Eine Stimme in Melody rief: Es reicht! Sie wollte diesen Jungen nicht mehr sehen. Sie wollte seinen Atem nicht mehr in ihrem Gesicht spüren. Sie wollte das nicht noch einmal erleben und versuchte, ihren Vater aus ihren Gedanken zu verbannen, ihre Barrieren zu schließen, ihren Kopf zu leeren. Diese Erinnerungen gingen ihn nichts an. Sie gingen niemanden etwas an ... Das Bild wurde unscharf. Melody konnte schwach ihren Vater vor sich erkennen, das Wohnzimmer. Sie atmete tief durch, versuchte loszulassen, an nichts zu denken ... Plötzlich war es vorbei, sie stand wieder im Wohnzimmer.
Ihr Vater verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Gut gemacht!“
Melody grinste.
„Wer war der Junge?“
Melody biss auf die Zähne. „Einer aus der Schule.“
„Und was wollte er?“
„Nichts. Es machte ihm Spaß, schwächere Kinder zu plagen.“
„Hat er dich oft geplagt?“
„Vorher ja. Nach diesem Vorfall nicht mehr“, antwortete.
„Was geschah danach?“
„Es geht dich nichts an!“
„Ich bin dein Vater.“
„Ja?“ – Melodys Stimme klang vorwurfsvoll – „Und wo warst du? Wo warst du, als ich dich brauchte?“
Severus sah sie wütend an. „Ich wusste nicht, dass es dich gab. Das weißt du genau.“
Melody schluckte. „Ein Stein löste sich aus der Mauer und flog gegen seinen Kopf“, antwortete sie schließlich trotzig. „Es blutete stark und er musste genäht werden. Tom schlug mich, weil ich mich weigerte, mich bei Jonas zu entschuldigen. Dabei hatte ich gar nichts gemacht. Ich hatte den Stein nicht berührt. Ich versuchte, das Tom zu erklären, aber es machte ihn nur noch wütender. Ich musste an dem Abend ohne Essen ins Bett. Das war, was danach geschah. Zufrieden?“
Severus nickte.
„Du musst deinen Geist schneller verschließen. Lass mich gar nicht erst hinein.“
„Das sagst du so einfach. Aber wie soll ich das machen?“
„Es ist Übungssache. Eine Frage der Konzentration und der inneren Ruhe. Je schneller es dir gelingt, ruhig zu werden, loszulassen und an nichts zu denken, desto besser.“

Severus hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, gegen Melodys Willen in ihren Erinnerungen zu wühlen. Aber er stellte zufrieden fest, dass sie sich schon besser wehren konnte als beim ersten Mal. Sie war eindeutig begabter als Potter! Potter würde es nie schaffen, seinen Hass zu unterdrücken und loszulassen. Melody hingegen ... Sie war seine Tochter, dachte er stolz.

„Legilimens.“
Er hatte diesmal nicht gewartet, bis sie bereit war. Doch sie baute rasch ihre Verteidigung auf. Er spürte ihren wachsenden Widerstand. Sie hielt sich gut. Aber nicht gut genug: Er war stärker und durchbrach ihre Barrieren: er sah eine zornige Melody, die Toms Geranientöpfe auf den Boden schleuderte und schrie: „Ich hasse dich, ich hasse dich!“, dann wieder das kleine Mädchen, das weinend vor der verletzten Katze auf der Straße kauert, und Melody in Hogwarts, wie sie Remus’ Hand umklammert hält und ihn anfleht: „Nimm mich mit. Ich will weg. Ich will nach Hause!“
Severus spürte, wie Melody versuchte, sich zu sammeln, ruhig zu werden, ihren Geist zu leeren. Die Bildfolgen wurden ruhiger:

Eine kleine Prinzessin, die mit einer Krone auf dem Kopf vor einer großen Schokoladentorte auf einem Stuhl kniet und mit aller Kraft vier Kerzen auspustet – Hanna, die Melody auf dem Schoß hält und ihre kleinen Finger auf die Saiten einer Kindergitarre setzt – Matthew und Melody als kleine Kinder, wie sie gemeinsam Stille Nacht singen – Noch einmal Melody und Matthew am Weihnachtsessen vor ein paar Wochen, wie sie von Shanleys Tisch aufstehen und das Geschirr in die Küche tragen – Melody und Matthew in der Küche, er schlingt ihr von hinten die Arme um die Taille und lehnt seinen Kopf gegen ihren. Melody dreht den Kopf, blickt ihn an ...

Plötzlich spürte Severus, wie er mit Kraft zurückgedrängt wurde und der Bildfluss abriss.
Melody taumelte leicht. Sie sah erschöpft aus, fasste sich aber gleich wieder und sah ihn triumphierend an. „Ha, ich habe dich rausgeworfen“, rief sie.
Severus überhörte ihren Kommentar und fragte mürrisch: „Was macht Matthew in deinem Kopf?“
„Entschuldigung?“
„Was Matthew in deinem Kopf macht. Er hat dort nichts zu suchen!“
„Bist du etwa eifersüchtig, Papa?“
„Darum geht es nicht“, antwortete Severus barsch. „Matthew hat in deinem Kopf nichts zu suchen. Niemand, den du magst, hat etwas in deinem Kopf zu suchen, verstehst du? Du lieferst einem Gegner Waffen, wenn du ihn die Menschen sehen lässt, die dir nahe stehen. Du bringst sie in Gefahr. Ein Mädchen, das Schokoladentorte isst, ein Teenager, der Gitarre spielt, alles harmlos. Aber du darfst nicht an Matthew denken. An ihn nicht, an Patrick nicht, an Marietta nicht ... An mich nicht!“
Melody stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Ich war gut, gibt es zu!“ Ihre Augen glitzerten zornig.
Severus zögerte einen Augenblick, dann seufzte er und schmunzelte kopfschüttelnd.
„Ich gebe es zu. Du bist gut, kleine Hexe.“ Er schloss sie in die Arme und legte seine Wange auf ihren Kopf. „Du bist gut. Übe weiter. Es hilft auch gegen die Wut.“ Und nach kurzem Überlegen fügte er an: „Es tut mir Leid, dass ich nicht da sein konnte für dich, als du mich brauchtest. Ich hätte den Jungen von vorhin in eine Schildkröte verwandelt und Suppe aus ihm gekocht.“
Melody kicherte und schüttelte sich. „Igitt! Jonas-Suppe. Davon hätte ich keinen Löffel gegessen.“

„Wo warst du?“, fragte Nora, als Melody durch das Portraitloch kletterte. Melody hatte Krankenflügel auf der Zunge, doch Nora fuhr ohne auf eine Antwort zu warten fort: „Wir waren im Krankenflügel. Madam Pomfrey wusste von nichts.“
„Es ist okay, es geht mir gut“, antwortete Melody ausweichend.
„Hat dich Snape wieder eingesperrt?“
Melody überlegte kurz. „Ja, hat er. Ich habe Malfoy einen Feuerfluch aufgehalst. Snape war fuchsteufelswild.“
„Das haben wir gesehen. Hast du eine Strafstunde gekriegt?“
„Eine? Eine Woche. Jeden Abend. Schulkessel schruppen!“

Severus ließ sich auf sein Bett fallen. Es war spät geworden. Nachdem Melody gegangen war, hatte er einen Zaubertrank zubereitet, der hauptsächlich aus Belladonna-Essenz, getrockneter Schafgarbe und Kamillenextrakt bestand und gegen die Anfälle helfen sollte. So konnte Melody nicht weitermachen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie eine Treppe hinunterstürzte oder beim Zaubertrankbrauen ins Feuer fiel, wenn sie diese Anfälle nicht in den Griff kriegten. Morgens, mittags und abends einen Löffel sollte vorerst genügen. Er würde ihr den Zaubertrank an nächsten Tag geben ... geben lassen.

McGonagall rief Melody am nächsten Morgen zu sich und überreichte ihr das Fläschchen. „Sie sollten bis auf weiteres dreimal täglich einen Löffel davon einnehmen. Den ersten am besten bereits vor dem Aufstehen.“
„Danke, Professor.“
„Und Ihr Vater lässt fragen, ob Sie am Wochenende schon etwas vorhaben. Falls nicht, sind Sie bei ihm eingeladen.“ McGonagall sah sie fragend an.
Melody lächelte schüchtern. „Ich komme gerne.“
„Ich werde es ihm ausrichten ... Sie sollten übrigens gute Schuhe und wetterfeste Kleidung mitnehmen.“
„Was hat er vor? Verreisen wir?“
„Das hat er mir leider auch nicht verraten. Kommen Sie am Samstag nach dem Frühstück zu mir. Ich lasse Sie durch das Flohnetzwerk hinunter.“

„Du verreist für das Wochenende?“, fragte Ron ungläubig, als sie zusammen am Samstagmorgen frühstückten. Melody schlang hastig ihr Porridge hinunter und nickte mit vollen Backen.
„Und wohin gehst du?“
„Zu meinem Vater.“
„Schon wieder? Gehst du da jetzt jedes Wochenende hin?“
Melody zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung ...“
„Ist das nicht ein bisschen langweilig?“, fragte Ron. „Ich möchte nicht jedes Wochenende mit meinen Eltern verbringen.“
Melody wollte etwas erwidern, doch da mischte sich Harry ein: „Das verstehst du nicht, Ron. Du kannst es nicht verstehen, weil du Eltern hast. Wenn morgen meine Eltern zurückkämen, ich glaube, ich würde es hier kein einziges Wochenende mehr aushalten. Wir hätten soviel Zeit aufzuholen ...“
Melody nickte. „Danke, Harry“, murmelte sie leise.
Ja, Harry verstand sie. Natürlich! Wahrscheinlich gäbe er alles dafür, einen Tag mit seinen Eltern verbringen zu können, dachte Melody. Sein Verständnis wäre aber wohl bedeutend geringer, wenn er wüsste, mit wem sie ihre Wochenenden verbrachte. Hermine musste ähnliche Gedanken gehabt haben: Melody und sie sahen sich an und beide unterdrückten ein Lachen.


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