von Xaveria
Als das Mal brannte, wusste Snape, dass er nicht zu einem Verhör gerufen wurde. Da war Schmerz und ein Blitzen von etwas Fremden und Bösen in seiner Haut gewesen, aber nur ein unterschwelliges Kribbeln – ein Kribbeln der Freude, das etwas ganz anderes versprach. Gerade diese Art von Zusammentreffen mochte er nicht, aber da er den Dunklen Lord erst kürzlich verärgert hatte, wäre es ratsam sich dem zu beugen. Daher eilte er in seine Gemächer und wählte seine Garderobe sorgsam aus: Sein bestes Gewand, in einem dunklen waldgrün, versteckt unter seinem schwersten Mantel und natürlich die Maske, welche er verwandelte und sie in seine Manteltasche steckte. Schnell schrieb er eine Notiz an Dumbledore, wo er seinen Aufenthaltsort erklärte und erstarrte, als er darüber nachdachte, ob er Miss Granger kontaktieren sollte oder nicht.
Ein Teil in ihm wollte ihre neu gefundene Verbindung testen. Wenn er ihr sagte, wo er hinging, würde er sie dann bei seiner Rückkehr in seinen Gemächern wartend vorfinden? Würde er in der Lage sein den Trost und die Stärke, die sie ihm anbot, anzunehmen, wenn er sie ein weiteres Mal zwang zu beweisen, dass sie sich Sorgen machte? Er zögerte mit seinem gehobenen Zauberstab. Er wusste, dass er heute nicht gefoltert werden würde, zumindest nicht auf die Art und Weise, wie er es gewohnt war. Es wäre falsch, dass sie sich Sorgen machen müsste, besonders wenn er nicht genau wusste, wann er zurückkehren würde. Diese Art von Versammlung dauerte oftmals die ganze Nacht. Dennoch schien er nicht anders zu können.
Gerufen sendete er über den Ring und ging hinaus zum Apparationspunkt.
Er war leicht enttäuscht, als er keine Antwort bekam, doch er wusste, dass sie sich wahrscheinlich noch immer in dem gleichen Raum, gefüllt mit Menschen, in den er sie vor Stunden geführt hatte, befinden würde. Er kontrollierte den Ring ein weiteres Mal, bevor er ging, auch wenn er nicht gebrannt hatte, zog seine Maske heraus und apparierte.
Er gelangte in einen Raum überraschter Ausmaße. Die Decken schienen nur Zentimeter vom Himmel entfernt zu sein und die schweren Steinwände waren tapeziert mit schweren, kompliziert bestickten Wandteppichen. Sanftes Fackellicht strömte von jeder Wand und der Raum war gefüllt mit Geräuschen und Gerüchen. Er konnte geröstetes Geflügel, Zimt, siedendes Gemüse riechen und der betörende Duft von reichhaltigem Rotwein. Musikfetzen verbreiteten sich in der Luft, auch wenn er nicht die Kapelle durch die Hexen und Zauberer sehen konnte, die den Raum füllten.
Narzissa Malfoy, strahlend in einem saphirdunklen Kleid, kam augenblicklich auf ihn zu. Sie sah besser aus, als er sie in einiger Zeit gesehen hatte, zumindest besser als während ihres Treffens in Spinners End. Ihr Haar war hell und strahlend und ihre Haut leuchtend. Jedoch war da etwas in ihrem Gesicht, das ihn vermuten ließ, dass sie einige schwere Zauber in ihr Aussehen gesteckt hatte. Ihr Blick war schwer und verschlossen, als ob sie erst vor kurzem schlechte Nachrichten bekommen hatte.
„Severus, Darling. Ich bin so froh, dass du kommen konntest. Bitte gebe mir deinen Mantel.â€
Also war er, wie er vermutet hatte, in Malfoy Manor. „Narzissa“, sagte er, als er ihr seine Garderobe überreichte. „Du siehst, wie immer hinreißend aus. Sage mir, warum diese gütige Gastfreundschaft?“
Sie errötete leicht. Es überraschte ihn immer wieder, wie sehr die Reinblüter trotz allem, an die alten Traditionen, die alten Gepflogenheiten, hingen. Ihr Mann saß in Askaban, ihr jugendlicher Sohn kämpfte mit einer Pflicht, die selbst für einen erwachsenen Zauberer zu viel wäre und dennoch flirtete Narzissa Malfoy mit ihm in ihrem Ballsaal. Er hegte einen widerwilligen Respekt für ihren Mut.
„Es scheint ganz so, als ob Draco einen Durchbruch gehabt hat“, sagte sie. „Ich bin mir sicher, dass du deine Finger im Spiel hattest, Severus. Ich werde für immer in deiner Schuld stehen.“
„Unsinn“, antwortete er. „Draco macht seiner Familie alle Ehre. Zufrieden stellend, einfallsreich … Ich bin sehr damit zufrieden zu hören, dass der Plan langsam umgesetzt werden kann.“
„Da bin ich mir sicher. Deine Tage als Lehrer sind gezählt, nicht wahr? Wirst du die Position des Schulleiters einnehmen?“
„Ich werde das tun, was der Dunkle Lord wünscht.“
„Natürlich, mein Lieber. Iss doch etwas“, sagte sie, als eine Hauselfe vorbeilief und hors d’ Oeuvres anbot. Er nahm ein glasiertes mit einer Mascarpone und gehüllt in Prosciutto. „Faszinierend“, sagte und untersuchte das Objekt zweifelnd, bevor er es aß. „Und ausgezeichnet. Auch wenn ich nichts anderes erwartet habe.“
Sie lächelte ihn freundlich an, bevor ihr Arm durch seine Beuge glitt. „Du wirst natürlich deinen Respekt zollen“, sagte sie und führte ihn durch die Menge.
Der Dunkle Lord saß am anderen Ende des Ballsaals in einem übergroßen Stuhl, vielleicht war die passendere Beschreibung, ein Thron. Innerlich belächelte Snape die Pracht und den Prunk des Zauberers, aber er musste zugeben, dass da etwas Königliches in der Luft lag. Während er und Narzissa an den anderen Todessern vorbei schritten, gingen diese einen respektvollen Schritt zur Seite, um ihnen Platz zu machen. Er spürte, wie die schwere Seide seines Gewandes über den Steinboden glitt und Narzissas Kleid flatterte sanft mit ihrer Bewegung. Er wusste, dass sie beide umwerfend aussehen mussten, da er Eifersucht in einigen Gesichtern der Gäste erkennen konnte – männlich als auch weiblich. Da lag etwas Angenehmes in der Ehrfurcht, in der die anderen Todesser ihn hielten. Oh, er wusste, dass es da noch einige gab, die, wie Bellatrix, ihn noch immer verdächtigten, aber es war ihnen nicht erlaubt, es hier zu zeigen. Hier war er Severus Snape, ein vertrauter Spion des Dunklen Lords. Hier hatte er den Respekt übertroffen, den man sich mit Geld kaufen konnte, war über Lucius Malfoy aufgestiegen – selbst in seinen eigenen Haus, mit seiner Ehefrau an seinem Arm – war er die rechte Hand des Dunklen Lords. Es war so anders gegenüber den Versammlungen des Lichtes, in denen er immer in den Hintergrund degradiert, ignoriert wurde. Wenn das Essen serviert wurde, wurde er als Letzter eingeladen. Niemand grüßte ihn oder trat zur Seite, um ihn vorbeigehen zu lassen. Er schlich, wenn er einem Ordenstreffen beiwohnte. Dafür gab es kein anderes Wort. Aber hier – hier glitt er.
Snape fiel vor dem Dunklen Lord auf die Knie.
„Severus. Ich bin erfreut, dass du da bist.“
„Genau wie ich, mein Herr. Es gab eine kleine Aufruhr im Schloss. Der Weasley-Junge wurde vergiftet. Alle sind mit ihm beschäftigt, so konnte ich unbemerkt verschwinden.“
„Vergiftet sagst du?“
„In der Tat, mein Herr. Ich nehme an … ein Unfall. Aber lasst uns nicht länger damit aufhalten. Es ist an der Zeit zu feiern! Narzissa sagte mir, dass wir gute Neuigkeiten erhalten haben.“
„Ah, aber sicherlich weißt du bereits von Dracos Erfolg. Jetzt wo er das Kabinett eingerichtet hat, warten wir nur noch auf Dumbledores Abwesenheit. Deine Informationen bezüglich seiner Aufenthaltsorte und seiner Geschäfte waren sehr hilfreich. Draco hat uns eine gewöhnliche Kellnerin gesichert, die uns alarmiert, sollte der Schulleiter das Schloss verlassen.“
„Ausgezeichnet, mein Herr“, sagte Snape. Kabinett?
„Genau. Und jetzt, Severus, es sieht ganz danach aus, als ob sich die Hexen aufgereiht haben, um mit dir zu tanzen. Ich vermute, du wirst sie nicht enttäuschen.“
„Was immer Euch erfreut, mein Herr“, sagte Snape, drehte sich um und verbeugte sich vor Narzissa, die noch immer zu seiner Rechten stand. Er streckte eine Hand aus, und sie legte ihre zierliche in die seine und ließ sich willig auf die Tanzfläche führen.
„Bellatrix schämt sich dafür, wie sie dich diesen Sommer behandelt hat“, sagte Narzissa, als er sie in einen langsamen Walzer führte.
„Sag ihr, dass sie sich keine Gedanken machen soll. Ich tue es nie“, antwortete er.
„Sie wird unglaublich erleichtert sein, das zu hören, Severus. Wenn du vielleicht mit ihr tanzen würdest, würde es ihre Gewissensbisse sänftigen?“
„Natürlich. Gleich an einem Abend mit den beiden Black-Schwestern zu tanzen …“, sagte er. „Du verwöhnst mich, Narzissa. Wie geht es Lucius?“
Er war sich nicht sicher, ob er sich nur eingebildet hatte, aber sie schien sich kurz bei seinen Worten anzuspannen. „So gut, wie es jemanden in Askaban gehen kann.“
„Ich entschuldige mich, meine Liebe. Ich wollte dich nicht beunruhigen.“
„Nein, Severus, du hattest recht nach ihm zu fragen und ich werde sicherlich deine guten Wünsche weiterleiten. Es ist nur … ich möchte heute nicht an Lucius denken“, sagte sie und er war sich nicht sicher, ob er sich die Dinge nur einbildete oder ob sich Narzissa Malfoy enger an ihn angeschmiegt hatte.
Als sie tanzten, betrachtete Severus die Frauen vor ihm und erinnerten sich an sie, als noch siebzehn gewesen waren, die meisten von ihnen hatten gerade Hogwarts abgeschlossen: Jung, reich, hoch angesehen, ehrgeizig. Bellatrix mit ihrem schwarzen, leuchtenden, fallenden Haar und ihrem arroganten Lachen; Maia Selwyn, welche an der Schule streberisch und mürrisch gewesen war, war, als sie den Todessern beigetreten war, zu einer leuchtenden Erscheinung aufgeblüht; Delphine Rosier, geborene Prewett, welche so wunderschön getanzt hatte; Marigold Parkinson, dessen lange Wimpern und reiche Brieftasche die Männer um sie herum zu immer lächerlicheren Schandtaten angestiftet hatte.
Es schien, das Geld Schönheit erzeugen musste, da es nie einen Ball gegeben hatte, der nicht mit delikaten, privilegierten in Seide gekleideten Frauen gefüllt gewesen war, jede erschien lieblicher als die andere. Er sah von Gesicht zu Gesicht. Er hätte jede haben können, die er gewollt hätte; er hätte es nur sagen müssen, so machtvoll war er bereits gewesen, als er beigetreten war. Aber er hatte für niemanden als für Lily Augen gehabt. Trotz ihres leuchtend roten Haares und ihrer billigen Muggel-Kleidung hatte sie es irgendwie geschafft, die anderen wie gemalte Dirnen aussehen zu lassen.
Das Lied kam zum Ende und Snape entließ eine ziemlich widerwillige Narzissa aus seinen Armen. Bellatrix trat ins Sichtfeld und er ging, wieder einmal mit ausgestreckter Hand, auf sie zu.
„Bella“, sagte er warm.
„Severus.“
„Würdest du gerne tanzen?“
„Aber ja, danke. Es wäre mir eine Freude.“ Und sie schien wirklich etwas reumütig zu sein.
Als Bellatrix in seine Arme trat, war er überrascht davon, wie dünn sie war. Es umgab sie, selbst jetzt noch eine Art von rasender Energie, eine Eleganz, die in ihrem Blut geboren war, aber ihre Wangenknochen standen erschreckend hervor und ihr Haar … Es verursachte ihm tatsächlichen Schmerz, es sich anzusehen. So deutlich erinnerte er sich an ihr Haar. Es war wie in Tinte getauchte Seide gewesen. Jetzt wurde es von weißen sehnigen Strähnen durchzogen und offensichtlich in seine vergangene Schönheit gezaubert. Bellatrix war nur acht Jahre älter als er, aber die Jahre hatten sie gezeichnet. Auch wenn er vermutete, dass sie an ihm auch nicht spurlos vorbeigegangen waren. Askaban stand über ihr ganzes Gesicht geschrieben.
Damals hatte es Gerüchte gegeben, die ihn mit der einen oder anderen Hexe zusammengeführt hatte. Bella selbst sollte eine seiner Geliebten gewesen sein, bevor sie Rodolphus geheiratet hatte. Es war lächerlich gewesen, wirklich. Snape hatte nicht den geringsten Funken Interesse an auch nur eine von ihnen gehabt. Nach was er sich sehnte konnte nicht in diesem Raum gefunden werden, weder jetzt noch damals. Alles, nach was er sich je gesehnt hatte, von seiner frühsten Erinnerung an, war es, gewollt zu werden. Nicht begehrt, noch gebraucht, auch wenn er glaubte, dass diese Dinge angenehm waren, wenn sie denn folgen würden, sondern er wollte einfach nur gewollt werden. Einfach nur, dass jemand ihn auswählte, immer und immer wieder, aus keinem besseren Grund, weil er einfach nur er selbst war. Die Frauen in diesem Raum wussten nicht, wie man einen Mann anders als durch sein Blut, seinen Status oder sein Konto in Gringotts beurteilte. Sie waren alle wohl gezüchtete Hexen ihres eigenen Schlages. Liebesbeziehungen wurden hier nicht geschlossen, sondern Allianzen.
Als Lily Potter geheiratet hatte, war er wie eine offene Wunde zu Voldemort gekommen. Bis zu dem Tag ihrer Hochzeit hatte er noch immer geglaubt, dass er sie rumkriegen konnte. Sie hatten eine solch lange gemeinsame Geschichte und für ihn war es so offensichtlich gewesen, dass sie ihm das geben konnte, was er am meisten brauchte. Was hatte es Lily Evans gekümmert, dass er arm war, ob er hässlich war, ob er nur ein Halbblut gewesen war? Lily hatte ihn bereits als ein zögerndes, erbärmliches Kind in seiner nicht passenden Muggel-Kleidung gekannt. Wenn jemand hinter seine Fehler hätte blicken können, dann hätte es Lily mit ihrem mutigen Gryffindor-Herz und ihrer Art und Weise, wie sie immer das Gute aus einem herausbrachte, sein müssen. Aber sie hatte Potter gewählt. Nur an diesem Mann zu denken brachte einen fauligen Geschmack in seinen Mund. Er hatte nie verstanden, was es war, dass sie so anziehend an diesem Dummkopf fand. Er sah keinen Mut, keine Ehrlichkeit, keine Wärme. Nichts von den Dingen, die er in Lily gesehen hatte. Wenn er an Potter dachte, sah er einen reichen und verwöhnten Bengel, seit seiner Geburt mit gutem Aussehen, Geld und sportlicher Athletik gesegnet. Potter hatte nie in der Schule gearbeitet, niemals einen Job gehalten; er hatte kein Gespür für irgendwas, außer Streiche zu spielen und Quidditch. Er war genauso wie die Hexen, mit denen Snape an diesem Abend tanzte: Dekoriert und absolut inhaltslos. Er hatte gedacht, dass Lily so viel mehr als das wert war. Ehrlich gesagt dachte er von sich, dass er mehr wert war als das.
So war er am Ende zu Voldemort gekommen, bereit jenseits aller Träume zu siegen, bereit ihr genau zu zeigen, was sie aufgegeben hatte. Mit seiner Intelligenz und der Macht des Dunklen Lords, was konnte ihm da schon verleugnet werden?
„Severus“, sagte Bella und riss ihn aus seinen Überlegungen. „Du hast kaum ein Wort mit mir gesprochen.“
„Vergebe mir, Bella“, säuselte er. „Ich habe mich einfach nur an die alten Tage erinnert. Ich muss gestehen, du bist heute Abend eine Erscheinung.“
Sie lachte ihr kaltes, kribbelndes Lachen. „Ah, aber diese Tage sind vorbei, alter Freund. Es ist Zeit das Neue zu umarmen. Peregrine beobachtet dich schon den ganzen Abend lang. Warum verschwendest du deine Zeit damit mit mir und Zissy zu tanzen? Wir sind doch jetzt nur noch alte Matronen.“ Peregine Lestrange, Bellatrix Nichte, starrte ihn tatsächlich mit einem würdigen Blick an. Sie war neunzehn und hatte erst kürzlich ihre Ausbildung in Durmstrang abgeschlossen.
„Ich gebe zu, sie ist hübsch, aber nichts im Vergleich zu dir.“
„Du alter Charmeur, Sevy“, sagte sie. Das Lied endete. „Komm doch mit und unterhalte dich mit Rodolphus. Er ist schon ganz aufgebracht, um sich mit dir über einen Zaubertrank zu unterhalten, aber wir können ja wohl kaum einfach mal so in Hogwarts vorbeischauen, oder?“
Snape erlaubte es ihr, ihn zu dem Haufen von Zauberern zu führen, die mit leichter Eleganz dastanden und Feuerwhiskey aus Lucius Malfoys Kristallkrug tranken. Man würde nie annehmen, wenn man sie betrachtete, dass sie Mitglieder einer dunklen und bösen Vereinigung waren, die nur durch Angst geführt wurde. Es war schwer sich irgendeinen von ihnen vorzustellen, so gut gekleidet und mit den besten Manieren, wie sie sich unter dem Cruciatus wanden oder nackt waren oder flehten, in dem Versuch dem Zorn des Wahnsinnigen zu entkommen. „Avery, Gibbon, Lestrange“, sagte er.
„Snape!“, rief Avery und drückte begrüßend seinen Arm. „Genau der Mann, den wir gehofft hatten zu sehen. Du wirst vermisst, Freund.“
„Meine Herren, es ist mir eine Freude euch zusehen. Ich befürchte meine Aufgaben geben mir wenig Zeit, um euch zu besuchen. Jedoch denke ich sehr oft an euch. Ich selbst, habe ebenfalls unsere kleinen … Exkursionen … vermisst.“
Rudolphus lachte böse. „Ich bin mir sicher, dass du das tust, das ganze Jahr in diesem Schloss eingeschlossen. Wie geht es dem alten Dumbly?“
„Soweit ich gehört habe, falls es ihm gut gehen sollte, wird das nicht mehr lange der Fall sein“, antwortete Snape.
Die vier Männer lachten, als Bellatrix in Begleitung von Narzissa, Peregrine und Marigold davon driftete. Peregrine, in der Blüte ihrer Zeit, stach wie eine Tropenpflanze heraus.
Ja, er war gekommen, um sich eine Braut auszusuchen und welch ein Vermögen es da gab. Er überblickte abschätzend die Zauberer, seine angeblichen Freunde. Von den Dreien war nur Lestrange reich gewesen, bevor sie dem Dunklen Lord beigetreten war. Sein Plan war nicht befremdlich gewesen. Und dennoch hatte er sich an niemanden binden können. Da hat es Allianzen gegeben, aber nichts, das ihm so befriedigt hatte, dass er daraus eine dauerhafte Situation gemacht hätte. Er hatte gewartet. Aber auf was?
Auf was? War es möglich, dass er noch immer wartete, noch immer hoffte, dass es mehr im Leben als Angst gab? Niemand in diesem Raum konnte ihn wirklich leiden, niemand wollte ihn. Sie bewunderten lediglich seine Macht und fürchteten sich vor seinem Zorn. Unter dieser schönen Oberfläche, unterschied es sich nicht von einem Ordenstreffen, und wenn sie gekonnt hätten, dann hätten sie ihn gemieden. Plötzlich war es ihm vollkommen klar, dass er den Raum durchqueren, Peregrine zum Tanz auffordern, ihr den Hof machen und sich mit der stärksten der Reinblutfamilien in der momentanen Zauberwelt verbinden und sogar noch höher in den Rängen des Dunklen Lords steigen konnte. Er könnte seinen Plan, Malfoy zu helfen, fortsetzen und sich ein Zuhause wie dieses hier sichern. Er könnte sogar die Männer um sich herum betrügen und sie würden machtlos sein sich zu rächen. Er könnte all dies und noch mehr haben. Die Möglichkeit war noch nicht an ihm vorbeigezogen.
Gibbon prustete und Snape sah sich gezwungen für den Moment sich in die Unterhaltung über Dumbledores sexuelle Vorlieben einzuklinken.
„Er mag die kleinen, nicht wahr, Snape? Sag uns die Wahrheit, alter Junge. Gibt er den kleinen Erstklässlerinnen immer Extrastunden?“
„Eher die Erstklässler“, antwortete er und zermalmte dem Blick von Ekel, der drohte seine Gesichtszüge zu kreuzen. Was für eine widerwärtige Unterhaltung. Die Männer um ihn herum brachen in schallendes Gelächter aus.
„Die Erstklässler!“, schnappte Avery und hielt sich schon fast die Seite vor lauter Freude. „Oh, Snape, du bist immer noch der Alte. Erinnerst du dich noch daran, als wir--“
Aber Snape hatte kein Interesse an Averys Erinnerungen, als sich Peregrine ihm näherte.
„Meister Snape“, sagte sie.
„Bitte, meine Liebe, nennen Sie mich doch Severus, oder ich fühle mich in der Tat wie ein sehr alter Mann.“
„Severus dann“, sagte sie gütig. „Ich bilde mir nicht ein, dass Sie sich noch an mich erinnern, aber--“
„Sich nicht an Peregrine Lestrange erinnern? Das wäre, als wenn man das Sonnenlicht vergessen würde. Wie geht es Ihnen heute Abend?“
„Gut, Sir. Und Ihnen?“
„Ziemlich gut, jetzt, da ich mit Ihnen rede.“
Sie errötete und wandte ihren Blick. „Möchten Sie tanzen, Miss Lestrange?“
„Oh, nennen Sie mich doch Peregrine, Severus. Und es wäre reizend.“
Er glitt mit ihr in einem Wirbel ihrer blassgrünen Kleides auf die Tanzfläche und da erinnerte er sich plötzlich an eine ganz andere junge Hexe in grün, mit der er erst vor kurzem getanzt hatte.
„Also, Sie unterrichten in Hogwarts“, sagte sie.
„Das tue ich. Eine unbedeutende Beschäftigung.“
„Ganz und gar nicht! Ich habe gerade Durmstrang abgeschlossen. Ich hege nur den größten Respekt für Lehrer. Wie … machtvoll, junge Köpfe zu formen.“
„Auch wenn ich mir sicher bin, dass Sie in all Ihren Fächern herausragend waren, meine Liebe, versichere ich Ihnen, dass der durchschnittliche Schüler es nicht wünscht, wie Sie sagten, geformt zu werden.“
Sie lachte angemessen. „Vielleicht nicht. Aber man hat mir mitgeteilt, dass Sie ein äußerst talentierter Zaubertränkemeister sind.“
„Sie schmeicheln mir, meine Liebe. Ich genieße einfach nur die Kunst.“
„Ah, gut aussehend und auch bescheiden.“
Innerlich zuckte er zusammen. Lügen, alles nur Lügen. Hätte sie ‚kultiviert‘ oder ‚mächtig‘ oder sogar ‚beeindruckend‘ gesagt, dann wäre er vielleicht noch gewillt gewesen, diese Charade für einen weiteren Tanz fortzusetzen. Aber dieses Mädchen hatte keinen Funken Verstand. Was dachte sie eigentlich, wie dumm er sei? Er hatte kein Interesse an weiblichen Schmeicheleien. Noch, wenn er ehrlich war, irgendein Interesse in der junge Peregrine Lestrange oder in ein Haus wie dieses hier oder irgendeinen Meister für den Rest seiner erbärmlichen Existenz zu dienen. Was würde er mit solch einem Leben anfangen? Schnüffeln, um zu leben … nach Hause zu einer Frau zu kommen, der er Höflichkeit erweisen musste? Er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand so etwas haben wollte. Wenn er ehrlich war, dann wollte er nur zurück nach Hogwarts und Miss Granger in seinen Gemächern auf ihn wartend auffinden; er wollte sich einfach nur das teure Parfüm von seiner Haut waschen und den reinen Duft ihrer Haare riechen.
„Severus? Ich hoffe, ich habe Sie nicht beleidigt.“
„Wie könnte ich nur von einem Lob eines so hübschen Mädchens beleidigt sein“, sagte er, erleichtert, dass das Lied geendet hatte.
„Würden Sie mich zurück zum Hause meines Vaters begleiten?“, fragte sie. „Ich befürchte der Champagner ist mit etwas zu Kopf gestiegen und ich hasse es, während dieser unsicheren Zeiten alleine zu reisen.“
„So reizend es sich auch anhört, ich muss nach Hogwarts zurückkehren“, sagte er und führte sie zurück zu dem Haufen von Frauen, von dem sie gekommen ist. „Vielleicht der junge Goyle?“
Als er sie losließ, nahm er Narzissas Hand in die seine und führte sie zu seinen Lippen. „Narzissa, meine Liebe, es war mir ein Vergnügen.“
„Aber, Severus, du gehst schon so früh? Der Ehrengast ist noch gar nicht eingetroffen!“
„Ich werde Draco meine Glückwünsche zurück an der Schule übermitteln. Wie ich unseren Meister bereits gesagt habe, bin ich mitten im Durcheinander verschwunden. Wenn sich die Verwirrung erst einmal gelegt hat, werde ich sicherlich vermisst. Aber ich bin dir sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, dein wunderschönes Haus und dein reizendes Gesicht zu genießen. Meine besten Grüße an Lucius. Und pass auf dich auf, meine Liebe.“
„Und du auch, Severus. Ich werde niemals vergessen-“
„Hush, Narzissa. Es ist nichts.“
Er verabschiedete sich von dem Dunklen Lord, versicherte ihm, dass sie sich schon bald unter vielen erfreulichen Umständen wiedersehen würden und disapparierte.
Einmal auf dem Gelände von Hogwarts, biss ihn der Wind und er zog seinen Mantel noch enger um sich. Die Roben, so schwer sie auch sein mochten, waren nichts für einen Märzsturm. Schleichend bewegte er sich durch das Schloss, da er nicht wegen seiner Garderobe gefragt werden wollte, aber dennoch musste er den Schulleiter sofort darüber informieren, dass Draco einen Schritt weitergekommen ist, seinen Plan zu verwirklichen, wie auch immer dieser aussehen mochte. Er betrat die Wendeltreppe zu Dumbledores Büro, dankbar, dass ihm auf seinen Weg kein Schüler begegnet war. Er wollte gerade seine Hand heben, um anzuklopfen, als sich seine Nackenhaare aufstellten.
Jemand war noch bei ihm. Er atmete einmal tief ein, aber seine Sinne waren durch den Angriff von zu viel und zu schwerem Parfüm betäubt. Dennoch glaubte er, zu fühlen …
„Miss Granger?“ War sie letzten Endes doch zu ihm gekommen?
Ihre Stimme war belegt mit Tränen, aber ihre Wut schnitt scharf hindurch. „Warum? Warum konnte ich den ganzen Tag über meinen Ring sehen?“
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel