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Fanfiction

Second Life - 20

von Xaveria

Sie schnappte weder nach Luft, noch fing sie an zu weinen, sondern wurde krankhaft grau. Sie starrte ihn regungslos und schweigend an.

„Gewiss denken Sie nicht, dass ich--“

„Nein“, sagte sie langsam. „Aber Sie haben ein enormes Risiko, um überhaupt hier zu sein, auf sich genommen, also müssen Sie irgendwas geplant haben.“

„Mir ist nur eine Möglichkeit bekannt, sie erfolgreich zu verstecken“, sagte er. Das war die Wahrheit. Er hatte die letzten zwei Tage mit nichts anderem verbracht, als sich zu überlegen, wie er wieder aus dieser Sache herauskommen würde, und war mit Hunderten Plänen aufgekommen, nur um sie wieder zu verwerfen.

Sie wartete. Es überraschte ihn immer wieder, wie oft Hermine einfach nur dastand, ihn beobachtete, darauf wartend, dass er sprach und er fragte sich flüchtig, ob ihre zwei kleinen Freunde jemals diese Seite an ihr gesehen hatten. Hatte es je jemand? Wieder einmal war er vor Scham fast betäubt. Ihr Vertrauen in ihm – es war nicht richtig. Es war nicht angemessen. Aber der Blick auf ihrem Gesicht brachte die Situation, in der sie sich befanden, wieder zurück. Er wollte ihr seinen Plan langsam verständlich machen, aber er wusste nicht wie.

„Ein Gedächtniszauber“, sagte er geradewegs. „Einer, der stark genug ist, damit sie glauben, dass sie andere Menschen sind, mit anderen Hoffnungen, anderen Zielen … Wenn wir sie nur weit genug von hier wegbringen können--“

„Mich aus ihren Erinnerungen zu löschen, meinen Sie?“, sagte sie und zuerst dachte sie, dass sie protestieren würde. „Alles über Magie, Hogwarts, sogar alles über das, was sie sind löschen … wie ein Zeugenschutzprogramm …“

Er nickte.

„Niemand könnte sie knacken“, murmelte sie, „aber wären sie sicher?“

„Ich glaube, dass wir sie gut verstecken können. Mit neuen Namen, neuer Arbeit … es wäre ein Risiko, aber ich denke--“

„Es wäre ein gewaltiges Risiko, vielleicht ein zu großes. Was, wenn Voldemort irgendwie herausfindet--? Ich meine“, ihre Stimme brach, aber sie schaffte es, fortzufahren. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, sie zu opfern. Ich kann es nicht. Aber ich kann Sie auch nicht opfern.“

„Ich möchte nicht, dass Sie über meine Situation nachdenken“, sagte er. Er würde es nicht erlauben, dass sie sich wieder für ihn entschied. Er würde es einfach nicht erlauben.

„Wirklich? Nun, tut mir Leid, aber das ist unmöglich.â€

„Hermine, das ist genau der Grund, warum ich nicht wollte, dass wir uns so nahe kommen--“

„Bitte. Versuchen Sie mir gerade zu sagen, dass Sie dieses Risiko auch eingehen würden, wenn es nicht meine Eltern wären?â€

„Ich töte nicht die Unschuldigen.“

„Verdammt noch mal! Sie wissen, dass ist nicht das, was ich meine. Ich kann genauso wenig den Gedanken ertragen Sie noch weiter zu gefährden, wie Sie meine Eltern umbringen können.“

„Der Dunkle Lord will Sie schwächen, Hermine. Hiermit will er Sie dazu zwingen unterzutauchen und Potter somit außer Gefecht zu--“

„Das weiß ich! Natürlich weiß ich das. Aber diese ganze Ehe sollte dazu dienen Sie am Leben zu erhalten, damit Sie einen Kontakt zu Harry haben. Das kann ich nicht riskieren.“

„Und das ist auch der Grund, warum das hier als einziges Sinn ergibt.“

„Ich weiß noch nicht einmal, ob ich einen so komplexen Vergessenszauber ausführen kann“, sagte sie. Farbe war wieder in ihr Gesicht zurückgekehrt und er wusste, dass er sie fast überzeugt hatte.

„Ich werde es tun.“

„Severus--“, begann sie und er wusste, dass sie mit seinen Namen ihre letzte Karte gespielt hatte.

„Hermine“, sagte er bestimmt. „Es ist so oder so ein Risiko. Selbst wenn Sie den Vergessenszauber ausführen, muss ich noch immer dem Dunklen Lord Beweise ihrer Tode vorlegen. Ich muss ihm immer noch was vorspielen. Auf diese Weise bleibt das Risiko ihren Verstand permanent zu schädigen am geringsten.“

Sie sah ihn an und in ihrem Blick konnte er betäubende Angst, Trauer, Ergebung, Niederlage … und Hoffnung … erkennen.

„Glauben Sie, dass es einen Weg gibt … wenn wir überleben sollten … den Zauber wieder rückgängig zu machen.“

„Wenn Sie überleben, dann denke ich, ja, wird es eine Chance geben, den Zauber wieder aufzuheben.“

„Okay.“ Sie spannte ihren Kiefer auf eine Art an, die er als Entschlossenheit erkannte. „Mit dem Einverständnis, dass, wenn wir überleben, wir sie aufspüren und den Zauber entfernen werden.“

Er nickte, aber das Wort ‚wir‘ schmerzte ihn. Warum konnte sie nicht die Tatsache akzeptieren, dass er diesen Krieg nicht überleben würde?

„Werde ich ihnen … das heißt, werden wir ihnen sagen, was wir vorhaben?“

„Denken Sie, dass wenn Sie es tun, sie es Ihnen erlauben würden?“ Er beobachtete sorgsam ihr Gesicht, als er sie fragte. Ihre Antwort würde ihn einiges darüber sagen, ob sie verstand, warum er den Plan des Schulleiters für sich behalten hatte.

„Mein Vater vielleicht. Aber meine Mutter, nein.“ Sie schwieg, wie es ihm schien für eine Ewigkeit. „Soll ich sie erstarren lassen?“, fragte sie, und obwohl sie sich nicht rührte, spürte er, dass sie die Tür öffnen wollte.

„Irgendwann. Aber zuerst gibt es noch andere Dinge, die überlegt werden müssen. Ich will, dass Sie sorgsam in Ihren Gedanken das Haus durchgehen. Sie werden nur ein paar Augenblicke haben, um das mitzunehmen, was Sie behalten wollen.“

„Was heißt das?“

Er zog einen Knochen aus seiner Tasche. „Ich nehme an, Sie erinnern sich an Bartemius Crouch?“

Sie nickte stumm, ein flüchtiger Blick von Ekel kreuzte ihr Gesicht.

„Wir werden das Haus zerstören müssen, um sie davon abzuhalten, zu genau hinzusehen. Ich habe etwas, was als Leichen durchgehen könnte. Wenn es an der Zeit ist, müssen Sie schnell durch das Haus gehen. Holen Sie Ihre Schulsachen oder alles andere, was Sie … retten wollen. Verwandeln Sie es und behalten Sie es bei sich. Wir werden hinaus apparieren.“

„Aber wo werden wir hingehen?“

„Sie sollten zum Fuchsbau gehen. Man erwartet Sie doch dort zu einer Hochzeit, oder nicht?“

„Ja, aber--“

„Und ich werde Ihre Eltern mit mir nehmen.“

„Wohin?“

„Wollen Sie das wirklich wissen? Wenn man Sie fängt--“

„Ich muss es wissen“, flüsterte sie. Gutes Mädchen, dachte er. Vielleicht bedeutete dies, dass sie verstand, dass wenn der Krieg vorbei war, sie ihre Eltern alleine finden musste.

„Ich dachte an Australien.“

„Können Sie denn eine so große Entfernung Seit-an-Seit apparieren?“, fragte sie.

„Ich muss es.“

Diese Antwort schien ihr zu reichen. Er war ziemlich beeindruckt. Es sah ganz so aus, als ob Hermine die Beziehung zwischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten verstand.

„Haben Sie Ihre Tasche bei sich?“

„Sie ist in meinem Gepäck.“

„Von jetzt an müssen Sie darauf vorbereitet sein jederzeit aufzubrechen. Diese Tasche muss immer gepackt und bei Ihnen sein.“

„Ich werde mich heute Abend darum kümmern.“

„Gut. Ich habe noch etwas für Sie.“ Aus seinen Taschen zog er ein paar Fläschchen. „Das ist alles, was ich noch außerhalb von Hogwarts habe“, sagte er und hielt sie ihr entgegen.

Sie drehte die Fläschchen in seinen Händen um. „Nein. Ich werde sie nicht nehmen. Sie brauchen sie.â€

„Muss ich Sie daran erinnern, dass ich noch mehr bekommen kann? Wenn Sie ein Geschäft im Wald finden sollten, das Diptam und Murtlap verkauft, bitte, verraten Sie es mir.“

Sie starrte ihn finster an. „Sie müssen mich nicht so anschnauzen. Sie können nicht zurück nach Hogwarts und ich glaube wohl kaum, dass es ziemlich klug sei, mal eben bei Slug und Jiggers vorbeizuschauen. Es ist ein Kopfgeld auf Sie ausgesetzt.“

Er sah sie sehr ernst an. Es gab keine Möglichkeit das zu sagen, ohne sie zu verängstigen, also wagte er es einfach. „Nicht mehr für lange. Das Blatt wendet sich, Hermine. Schon bald werde ich wie jeder andere Mensch auch durch die Straßen laufen können.â€

Sie zuckte zusammen, aber nahm die Fläschchen.

„Ich möchte auch noch mit Ihnen Potters Verlagerung von seinem Zuhause zum sicheren Haus besprechen.“

Sie sah vollkommen kontrolliert aus. „Ist es klug, wenn wir--?“

„Ich habe Ihnen gesagt, dass es Momente geben wird, in denen wir uns beraten müssen. Das ist solch ein Moment. Dumbledores Plan war es, wie ich richtig verstehe, Potter durch den Orden in der Nacht zu seinem siebzehnten Geburtstag zu verlegen?“

„Soweit ich weiß, ja.“

„Das muss sich ändern.“

„Aber – Oh. Verstehe.“

„Ja. Manchmal muss ich die Wahrheit sagen.“

„Natürlich.“

„Des Weiteren, glaube ich, ist der Orden nicht auf die Grausamkeit, mit der sie beobachtet und angegriffen werden, vorbereitet.“

„Wenn die Nacht in Hogwarts eine Andeutung darauf war, dann sind sie es ganz sicher nicht“, sagte sie.

„Ich habe eine Idee, die Potter vielleicht sicher daraus holen wird. Ich werde sie Mundungus Fletcher unterschieben.“

„Mundungus? Aber warum? Niemand achtet auf ihn.â€

„Genau. So wird niemand auf den Gedanken kommen zu fragen, woher diese Idee kommt. Aber Sie müssen sofort darauf anspringen. Sie müssen dafür sorgen, dass der Plan ausgeführt wird. Verstehen Sie das?“

„Ja. Mundungus wird den Plan dem Orden darlegen. Ich werde dafür sorgen, dass er durchgesetzt wird.“

Er schauderte. „Tun Sie das nicht.“

„Was nicht?“

„Den Plan vor mir zu wiederholen. So wird es schwerer sein, ihn zu verbergen. Und es hört sich danach an, als ob ich Sie unter den Imperius gesetzt habe.“

Sie verzog ihr Gesicht. „Okay. Sonst noch etwas?â€

„Nein, nichts. Nur, dass – Ich bin erleichtert, dass Sie mich, als Sie angekommen sind, nicht angegriffen haben.“ Es kam einer Entschuldigung oder einem Ausdruck von Dankbarkeit in ihr Vertrauen, den er aufbringen konnte, am nächsten.

Sie wandte sich leicht von ihm ab, Richtung Tür. „Warum haben Sie es getan?“

„Weil er mich darum gebeten hat.“

„Das weiß ich! Ich meine nur … was bringt es sonst noch, außer die Seiten zu wechseln? Ich bin mir sicher, dass es noch einen anderen Weg gegeben hätte, um--“

„Sie haben selbst gesagt, dass Potter sich verändert hat.“

„Ja. Aber--“

„Aus vielen Gründen“, unterbrach er sie. „Nicht in alle war ich eingeweiht. Weil ein junger Mann getötet worden wäre, wenn ich es nicht getan hätte. Weil ich in einer Position sein muss, um Schulleiter von Hogwarts zu werden, damit ich die Schüler vor meinen Todesser-‚Freunden‘ beschützen kann. Genügen Ihnen diese Gründe? Ist es das, was Sie hören wollen?“ Irgendwie schien die Wut, die in ihm aufloderte, ihn zu ersticken. Es klang alles so fadenscheinig – fadenscheinig und vermeidbar. Wie konnte er von ihr verlangen, dass sie diese Gründe akzeptierte, wenn er kaum wusste, warum er sie akzeptiert hatte?

„Severus, ich weiß, dass es sein Plan gewesen war. Sie müssen sich nicht rechtfertigen--“

„Nicht? Ist das etwa nicht, warum Sie gefragt haben?“

„Bitte. Ich wollte nur … ich wollte es nur verstehen.“ Sie streckte ihre Hand aus, um seine zu nehmen und er hatte das Gefühl absolut verstört zu sein. Vor einem Moment noch, war er bereit gewesen, mit ihr seine bittere Verwirrung zu teilen. Jetzt wollte er sie einfach nur noch küssen, bis es verschwunden, auf einem dumpfen Pochen in seinem Hinterkopf geschrumpft war.

„Dumbledore hatte nicht – er hatte sich mir nicht in allen Dingen anvertraut. Er hatte das Gefühl, dass ich … Voldemort zu nahe war. ‚Von seinem Arm baumeln‘ hatte er es, glaube ich, bezeichnet. Er hatte einfach nur darauf bestanden, dass es notwendig war. Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr Antworten geben.“

„Das ist schon in Ordnung“, sagte sie. „Ich weiß, wie es ist, einfach nur etwas zu glauben.“

Wie konnte sie nur seinen Verrat mit ihrem Opfer vergleichen? Er verdiente diese Art Mitgefühl nicht. Es war besser sie einfach fortzudrücken, bevor er sie noch weiter gefährdete, sie unwiderruflich verletzte. Der Schaden war bereits viel zu groß. Er wollte sich von ihr abwenden, aber sie sprach erneut, rief ihn zurück. Immer, immer wieder, rief sie ihn zurück.

„Ich weiß nicht, wann es sicher ist, Sie über den Ring zu kontaktieren. Ich weiß nicht, wie in Hogwarts, wann Sie alleine sind. Ich werde es nicht tun, außer im Notfall. Aber Sie – Sie sollten mich jederzeit kontaktieren. Ich hatte noch nie Probleme damit gehabt, die Jungs abzuschütteln.“

Er lächelte als Antwort. „Also gut. Aber die Ringe … Ich habe Ihnen nie beigebracht, kurz zu schreiben. Da gibt es noch so viele Lektionen, von denen ich wünschte, Sie Ihnen beigebracht zu haben. Aber das ist jetzt bedeutungslos“, sagte er und schüttelte seinen Kopf, als ob er ihn lüften wollte. „Denken Sie, dass es sicher ist, zum Grimmauldplatz zu gehen?“

„Das Hauptquartier? Ja, ich denke, das wäre es. Natürlich ist der Orden nicht mehr dort.â€

„Umso besser. Niemand wird Fragen stellen. Dort gibt es ein Porträt von einem Ahn der Black-Familie, Phineas Nigellus Black. Wenn Sie können, nehmen Sie es mit sich. Wenn alles nach Plan läuft, habe ich im Büro des Schulleiters Zugang zu diesem Porträt. Er ist an den Eid des Schulleiters gebunden. Wir können durch ihn kommunizieren.“

„Okay. Sobald ich wegkomme, nehme ich es mit.“

Er sah sie für einen Moment an. Er wollte sich daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte, bevor er sie zur Waise machte, von dem er wusste, dass es sie verändern würde, sie endgültig veränderte, um alleine zu sein, um kein Zuhause mehr zu haben, in das sie zurückkehren konnte. Sie sah bereits älter aus, oder vielleicht sah sie auch einfach nur erschöpfter aus. Er fuhr mit seiner Hand über das widerspenstige Gewirr ihres Haares. Sie bedeckte seine Hand mit ihrer. Sie drehte sich zu ihm und nur ganz kurz, berührten seine Lippen die ihren, zogen sich zurück, bevor er sich verlor.

„Gehen Sie ins Wohnzimmer und unterhalten Sie sich“, sagte sie. „Ich weiß, was ich möchte, also wird es nur einen Augenblick dauern. Wenn ich zurück zu Ihnen komme, dann können wir …“ Sie verstummte.

„Dissimulo Adversus!“, sagte er, richtete seinen Zauberstab auf sich, bevor sie weinen konnte. „Gehen Sie.“


***


Als sie später an ihre Wahl zurückdachte, würde sich Hermine fragen, was um alles in der Welt sie dazu bewogen hat zu glauben, dass sie das Haus, in dem sie aufgewachsen war, nicht ohne die Weihnachtsdekoration ihrer Mutter verlassen, konnte. Von all den Dingen, die sie hätte retten können – Alben, Babykleidung, ihre Lieblingsdecke oder ein geliebtes Buch – war alles, an das sie gedacht hatte, als Snape erwähnt hatte ein paar Dinge aus dem Haus zu retten, eine große und zerlumpte Box, die in der hintersten Ecke im Schrank ihrer Mutter stand. Aber vielleicht befand sich ja auch alles, was sie wollte, in dieser Box, dachte sie, als sie einen großen Stuhl durch das Schlafzimmer ihrer Eltern zog. In ihr befand sich ihre Kindheit: Ornamente von Strass und Glitzer, vertrocknete Preiselbeeren, Bänder und Karten. Und für sie hielt sie vermutlich mehr Erinnerungen, als ein Fotoalbum es je tun könnte, und überspannte die Jahre vor und nach ihrer Magie. Sie kletterte auf den Stuhl, schob Schuhkartons und extra Decken zur Seite, und griff nach der Box, verwandelte sie, damit sie in ihre Tasche passte. Dann eilte sie in das Wohnzimmer zurück, wo sie Snape mit einem Glas Wasser in seiner Hand steif in einen Lehnsessel sitzend fand.

„Sechzehn Jahre“, sagte er, als sie durch die Tür trat.

Sie schaute zu ihrer Mutter, wollte den Ausdruck in ihren Augen lesen, wollte wissen, was sie von dem Zauberer hielt, der so müßig redend in ihrem Zuhause saß. Mochte sie ihn? Wusste sie es? Aber ein schneller Blick sagte ihr, dass ihre Mutter bereits empfindungslos war. Ihr Blick flog durch den Raum zu Snape, dessen Zauberstab leicht aus seinem Ärmel lugte.

„Ich hielt es für das Beste, es schnell zu erledigen“, sagte er.

„Ja“, stimmte sie ihm zu, obwohl sie schon gerne … nun, es war egal, was sie gerne gehabt hätte. Sie hatte nicht diejenige sein wollen, die ihren Eltern den Gedächtniszauber auferlegte. Sie würde lieber nicht in einer Welt leben, in der ihr Mann ein mordender Verräter war. In welcher sie eigentlich zugeben konnte, dass sie einen Ehemann hatte. Sie würde noch nicht einmal den Gedanken würdigen, dass sie in einer anderen Welt keinen Mann haben würde. Was brachte es schon, wenn sie in die Augen ihrer Mutter blicken wollte?

„Ich werde mit einem einfachen Gedächtniszauber beginnen“, sagte er. „Dann möchte ich, dass Sie genau beobachten und zuhören, während ich den Erinnerungszauber ausführe. Sie müssen sich genau daran erinnern können, für den Fall, dass Sie ihn rückgängig machen müssen.“

„Verstehe“, sagte sie.

Snape zog seinen Zauberstab aus seinen Ärmel. „Oblivate!“, sagte er.

Sie dachte nicht, dass es möglich sei, dass ein bereits erstarrter Mensch noch leerer aussehen konnte und … endgültig war das Wort, welches ihr durch den Kopf schoss. Geschlagen. Sie waren nur noch irgendwelche Körper, genauso als wenn sie tot wären. Sie wollte schreien.

„Tun Sie etwas“, flüsterte sie.

„Haben Sie sich beruhigt? Sie müssen-“

„Tu es, Severus.“

Er schien zu verstehen. „Ich werde sie in einen beeinflussbaren Zustand versetzen. Ich glaube, die Muggel nennen es ‚Hypnose‘, auch wenn ihr Verständnis darüber nur begrenzt ist“, sagte er. „Er leitet sich aus dem Imperius-Fluch ab.“

Mit erschreckender Faszination beobachtete sie, wie er den Tilgzauber auf ihren Eltern anwandte, ihren eigenen Namen und Vergangenheit auslöschte. Er schlug ihnen vor, dass ihre Namen Wendell und Monica Wilkins waren und dass sie sich schon lange danach sehnten, ihr Leben von England nach Australien zu versetzen. Des Weiteren deutete er an, dass sie erst vor Kurzem in dem Ruhestand getreten und jetzt planten, ihren Traum in den kommenden Ferien in die Tat umzusetzen.

Seine Stimme dröhnte weiter und weiter, fütterte sie mit einer falschen Erinnerung nach der anderen, dachte sich mit seiner trockenen und kurz angebundenen Stimme eine Zufallsbegegnung, ein Liebeswerben, eine Hochzeit, aus. Eine Medizinkarriere für ihren Vater; für ihre Mutter ein Leben als Hausfrau. Sie hatten nie Kinder gewollt, erzählte er ihnen. Ihre Ehe war erfüllt und zufrieden stellend genug gewesen, dass es nie einen Grund gab, ihre Familie zu vergrößern. Dennoch wollten sie immer reisen. Sie hatten sich genug dafür zur Seite gelegt, flüsterte er. Genug, damit sie ihre Zeit in Australien genießen konnten, wo sie schon immer ihren Ruhestand verbringen wollten. Das war ihre Chance, wisperte er und auf ihrer Reise, würden sie sich nach einem Haus umsehen. Zurück in ihrer Heimat war alles abgeschlossen; ihnen stand es absolut frei, einfach alles zu tun. Schuldenfrei, nur sie beide, genau wie als sie geheiratet hatte, vor Karriere und Hypotheken … frei, um alles zu tun. Warum nicht umziehen? Es war kaum eine spontane Idee. Hatten sie es nicht bereits seit Jahren besprochen?

Auf makabrere Art und Weise war sie dankbar, dass er ihnen ein glückliches Leben schenkte, dass sie glaubten, dass sie zufrieden, erfüllt und Hals über Kopf ineinander verliebt, dass sie glücklich waren.

„Packen Sie“, befahl er und sie flog die Treppe hinauf in das Schlafzimmer ihrer Eltern.

„Packe!“, sagte sie, wirbelte ihren Zauberstab zum Schrank. „Packe!“ Die Anrichte. „Packe!“ Das Badezimmer. Vor ihr schwebten die Truhen die Treppen hinunter, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Snape die Taschen ihres Vaters mit Muggel Geld voll stopfte.

„Das müssen Sie nicht--“, begann sie.

„Es muss immer griffbereit sein. Sie sollen keine Fragen stellen, um nichts bitten. Hoffentlich können wir es vermeiden noch weitere Erinnerungslücken hervorzuheben. Befindet sich irgendwas in den Truhen, dass sie vielleicht an Sie erinnern könnte?“

„Ich – ich weiß nicht--“

Snape warf die Truhen auf, eine nach der anderen, durchwühlte sie. Er fand ein einziges Bild. Es war eines von Collin geschossen – ein bewegendes Bild, welches von ihr an Weihnachten gemacht wurde. Sie hatte vergessen, dass sie es ihnen überhaupt geschickt hatte. Gott sei Dank hatte Snape es gefunden. Und dann schloss er sie fest. Ein Federleicht-Zauber auf die Truhe und er verwandelte sie zu einem Schlüsselbund, welche er in seine Taschen verstaute.

„Sind Sie bereit?“

„Fast.“ Sie verwandelte ihre eigene Truhe, steckte sie in ihre Tasche und hob ihre Schulroben auf.

„Ich habe noch etwas für Sie, bevor ich verschwinde“, sagte Snape formell.

„Ja?“

Er überreichte ihr ein Stück Pergament. Bevor sie es lesen konnte, griff er zurück in seine Tasche und zog zwei Knochen heraus. „Drehen Sie sich um“, sagte er und seine Stimme sagte ihr, dass es besser war, ihm zu gehorchen. Sie hörte einen merkwürdigen, zermalmenden Ton, als die Knochen auf den Boden flogen; er traf sie mit einem Finite Incantatem. „Confringo!“, schrie er und die Wand hinter ihr begann in sich zusammenzubrechen.

Wenn alles verloren ist, sagte es, geh zum letzten Haus von Spinner’s End, Manchester.

Am Ende hat er sie doch nicht obdachlos zurückgelassen.

Es kostete sie alles, um es zu verbrennen.


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