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Fanfiction

Second Life - 30

von Xaveria

Für einen Moment saß sie vollkommen regungslos da. Er war verschwunden. Was natürlich richtig war. Aber plötzlich verspürte sie einen überwältigenden Hass auf das Zelt, auf diese vertrauten Wände und Gerüche. Sie hasste den rosa Schimmer, wenn die Sonne aufging; sie hasste diesen unglaublichen, hässlichen Stuhl mit seiner modrigen, Samtpolsterung und diese idiotisch gestickten Deckchen. Sie hasste den Platz neben sich, wo er gesessen hatte und jetzt war er nicht mehr da. Für einen Moment war dieser eingeengte, ungemütliche Ort, den sie mit Harry so lange geteilt und als ihr Zuhause genannt hatte, wieder das, was es war und sie hasste es für das, was es nicht sein konnte.

Mit Bedauern entfernte sie den Tisch, sammelte ihre Notizen zusammen und legte sich zurück auf ihr Bett, welches jetzt auf eine Weise nach ihm roch, die sie in den Wahnsinn trieb, anstatt ihr Trost zu schenken. Sie presste ihr Gesicht in die Kissen und inhalierte den Duft von seinem Haar und verspürte das Bedürfnis auf etwas einzuschlagen.

Als sie die knirschenden Schritte in der Entfernung hörte, setzte sie sich auf und sah sich ein letztes Mal um, um sich zu vergewissern, dass sie auch jeglichen Beweis von Snapes Besuch vernichtet hatte. Harry würde mit dem Schwert zurückkommen, erkannte sie. Sie würde heute Nacht den Horkrux zerstören. Aber als sie aufstand, um zur Öffnung des Zeltes zu gehen, hörte sie ein zweites Paar Schritte. Eine zweite Stimme, leise, aber freudig und Harry führte sie direkt zum Zelt.

Ron. Es war Ron. Sie hatte die Schutzzauber unten gelassen, damit Harry wieder zurückfand und jetzt hatte auch noch Ron sie gefunden. Ihr war plötzlich danach die Zauber wieder hochzufahren, damit sie auch mal sahen, wie es war dort draußen zu stehen, alleine und verängstigt nie wieder zurückzufinden.

„Hey, warum kann ich das Zelt sehen?“, sagte Ron, als er und Harry die Lichtung betraten.

„Keine Ahnung“, sagte Harry. Dann rief er: „Hermine!“

Sie trat aus dem Zelt, positionierte sich mit ihren Händen auf den Hüften dafür. „Da bist du ja, nicht?“, fragte sie eisig.

„Hermine! Wir haben das Schwert! Und wir haben den--”

„Du konntest mir nicht sagen, wo du hin wolltest? Hast wohl nicht darüber nachgedacht, wie ich mich wohl fühle, wenn ich aufwache und sehe, dass du verschwunden bist?“ Es gab einen Teil in ihr, der wusste, dass sie diese Dinge nur sagte, weil man es von ihr erwartete. Nach ihnen hatte sie hier nur seit Stunden schlaflos gelegen und sich gefragt, wo Harry war. Aber da gab es einen anderen Teil in ihr, der so müde, so wütend war und der sich bereits wieder nach ihm sehnte und es schoss wie Gift aus ihr heraus.

„Oh, ah. ‘Tschuldige. Und, ah, Ron ist wieder da, wie du sehen kannst.”

„Ja, ist mir aufgefallen. Also hast du Ron gesehen und bist einfach in den Wald gelaufen?“

„Nein. Hermine, da war dieser Patronus – er ist wie aus dem Nichts erschienen! Und ich wusste, irgendwie, dass ich ihm folgen musste. Also habe ich--“

„Wessen Patronus?“, spuckte sie.

„Weiß nicht. Es war… es war eine Hirschkuh…” Rons Blick wurde leicht abwesend.

„Du bist einem unbekannten Patronus in den Wald gefolgt?“

„Also, ja. Wie ich bereits sagte, ich wusste, dass er für mich bestimmt war. Und es war gut, Hermine; man wusste einfach, dass es gut war. Weißt du? Wie, als wenn die Person, die ihn gezaubert hat, freundlich ist, versuchte uns zu helfen.“

Also war sein Patronus eine Hirschkuh. Es gab keine Zeit darüber nachzudenken, also verschob sie es in ihren Hinterkopf. Aber ihr war es einfach unmöglich im Inneren nicht bei Harrys Beschreibung von Snape als freundlich zu lächeln.

„Dann kam eben ein ‚freundlicher‘ Patronus und du hast entschieden, dass es in Ordnung ist, einfach so zu verschwinden, ohne mir Bescheid zu geben und mich um Hilfe zu bitten, dich wieder hineinzulassen. Also sag mir, was ist passiert, nachdem du diese brillanten Entscheidungen getroffen hast?“

Harrys Begeisterung schwand langsam. Er blickte Hilfe suchend zu Ron. Dieser öffnete seinen Mund, aber Hermine hob nur ihren Zauberstab. „Ich bin noch nicht bereit, mich mit dir zu beschäftigen, also halt die Klappe!“ Ron schloss mit einem Schnappen seinen Mund.

„Mach weiter“, befahl sie Harry.

„Okay, also der Patronus – und ich schwöre dir, du wärst ihm auch gefolgt, Hermine. Es war… also, liebevoll ist nicht unbedingt das Wort, was ich meine.“ Aber Hermine hob erneut ihren Zauberstab und Harry fuhr schnell fort. „Die Hirschkuh verschwand im Wald… und ich – sei jetzt bitte nicht sauer; also, so wie es aussah – also, sie ging zu diesem zugefrorenen Teich – und ich habe hineingesehen und da war es!“

„Das Schwert von Gryffindor war in einem zugefrorenen Teich, was, eine Meile entfernt von unserem Zelt?“

„Mehr oder weniger, ja. Und ich habe es dort gesehen, also habe ich das Eis zerschlagen und-“

„Bist dann wie ein Bekloppter, ohne vorher den Horkrux abzulegen, hineingetaucht“, beendete Ron für ihn.

„Du hast was? Ohne einen Wärmezauber oder--“

„Und dann hat Ron mich gerettet. Und hat das Schwert geholt.“ Harry blickte zu Ron, welcher ihn freudig anlächelte.

Hermine schwieg. Dann wandte sie sich schließlich an Ron. „Wie hast du uns gefunden?“, zischte sie.

„Ich habe euch eine Ewigkeit gesucht und dann heute Nacht habe ich die Hirschkuh gesehen und ich dachte, es sei Harrys Patronus--“

„Vergiss die Hirschkuh. Woher wusstest du, dass wir in diesem Wald sind?“

„Der Deluminator.“

„Wie bitte?“, sagte sie scharf.

„Es war der Deluminator. Ich habe deine Stimme darin gehört. Und dann wusste ich, wohin ich gehen musste und – Hermine, es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich weiß, es ist keine Entschuldigung, aber der Horkrux--“

Falsche Wut vermischte sich mit echter, als sie in das volle, gesunde, vertraute Gesicht vor ihr starrte. „Der Horkrux!“, kreischte sie. „Der Horkrux! Wie kannst du es nur wagen hierher zu kommen und dich über den Horkrux beschweren? Wer von uns hat damit leben müssen, seit dem du verschwunden bist, Ronald? Glaubst du etwa, dass Harry und ich hier unsere Zeit mit diesem verdammten Ding genossen haben? Eigentlich-“ Sie wirbelte zu Harry herum und streckte ihre Hand aus. „Gib es mir.“

„Was?“

„Der Horkrux – gib ihn mir.“

„Ich kann nicht… Hermine…“

„Du kannst nicht? Harry, ich mein’s ernst. Ich werde das Ding hier und jetzt erstechen und ich habe es verdient. Ich verdiene es, denn ich bin geblieben. Du denkst, ich habe nichts zu Hause, was ich vermisse? Du glaubst, ich habe nichts zurückgelassen, Ron? Ich bin geblieben. Also jetzt gib mir dieses Ding und lass mich in den Glauben, dass du es bist, den ich da ersteche.“

„Hermine, das geht nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil Ron es bereits zerstört hat.“

Ron hat es zerstört?“ Ihre Stimme erreichte einen unvertretbaren Ton.

„Wenn du mich jetzt weiter anschreien willst, dann würde ich die Zauber wieder instand setzen, denn im Moment bin ich mir sicher, dass sie dich auch in Hogwarts hören können“, sagte Ron mit steigender Wut.

Hermines Zauberstab stach in die Luft, und während sie wieder alle Schutzzauber in einem großen Bogen über das Zelt setzte, hielt sie Rons Blick. Sie drehte sich zurück zu Harry.

„Und es hat funktioniert? Es ist tot?”

Harry streckte ihr das zerstörte Medaillon entgegen und Hermine nahm es. Es lag offen und ungefährlich auf ihrer Handfläche. Beide Glasfenster – Augen, beharrte ihr Verstand – waren zerbrochen und leer. Es war tot. Ein gewaltiges Schluchzen brach aus ihrer Brust heraus.

Ron trat vor, aber sie stieß ihn zurück. Sie starrte zu Harry, welcher verängstigt und beschämt aussah und der noch immer das Schwert von Gryffindor in seiner linken Hand umklammerte.

„Es ist tot und wir haben das Schwert?“ Ihre Stimme war ruhig und zittrig.

„Das versuche ich dir die ganze Zeit zu sagen“, sagte Harry.

Sie blickte zwischen ihren beiden Gesichtern hin und her. Sie waren so mit sich selbst zufrieden und schon bald, würde sie auch zufrieden sein, aber sie konnte nur an den Mann denken, der dies ermöglicht hatte, welcher jedem getrotzt hatte, der der dachte ihn heute Nacht kontrollieren zu können und er hatte ihnen Hoffnung gegeben.

„Dann gehe ich jetzt ins Bett“, sagte sie. „Aber bevor ich das tue, will ich dir noch etwas sagen, Ronald Weasley. Da draußen gibt es Menschen, die alles tun, alles riskieren würden, um uns zu helfen. Menschen, die sterben würden, bevor sie uns in Stich lassen.“

Und damit drehte sie sich um und warf sich auf ihr Bett.


***

Als Snape wieder in Hogwarts war, verschwand er direkt im Kerker. Er hatte dort seit einigen Monaten nicht mehr gelebt und doch waren sie sein Zuhause. Er war noch nicht bereit zu seiner Unterredung nach oben zu gehen. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, bevor er sich Dumbledore gegenüberstellte. Er wollte die Zeit mit ihr noch einmal in seinen Gedanken erleben, wenn auch nur für ein paar Minuten.

Die Tür zu seinen alten Gemächern reagierten noch auf seine Berührung, und als er sie betrat, war es schwer zu sehen, was sich verändert hatte. Sein Schreibtisch stand noch immer an seinem alten Platz, der Vorleger seine Mutter darunter. Er ging weiter ins Wohnzimmer. Die Bücherregale waren dezimiert worden und der Kamin schlummerte, aber die Couch stand noch immer davor und er ließ sich darauf nieder und ließ seinen Kopf zurück gegen die harte Lehne fallen.

Er schien dem Zimmer hörig zu sein. Hier, so schien es ihm, konnte er noch er selbst sein, und wenn er sie wieder verließ, wäre er unmöglich vermindert sein. Er schloss seine Augen.

Als er aufwachte, flog seine Hand instinktiv zu seinem Zauberstab. Wo war er? War er eingeschlafen?

Schmerz hatte ihn zurückgebracht. Der Wald von Dean, Hermine und dann seine Gemächer, ja… Der Ring brannte. Er zielte mit seinem Zauberstab auf eine Lampe und zog ihn von seinem Finger.

Drei weg. Vier vor uns.

Also hat das Schwert funktioniert. Er freute sich leicht, aber er schien nicht die Kraft zu haben irgendwas zu spüren. Drei weg. Vier vor uns. Er versuchte sich Hermine auf ihrem Bett vorzustellen, wie sie ihm diese Worte unter ihrer Bettdecke schickte. Wie hatte sie sie gemeint? Waren es Worte des Trosts oder Stärke? War das Herunterzählen für eine unvorstellbare Zeit in der Zukunft, wenn der Krieg vorbei war?

Er konnte sich diese Welt nicht vorstellen. In seinem ganzen Leben hatte es nie einen Moment gegeben, in dem die Welt nicht auf Voldemort gewartet hatte. Die auf seinen Aufstieg warteten, warteten ihn scheitern zu sehen, darauf warteten, dass er zurückkehrte, um zu erobern und zu plündern und zu überwältigen. Wartend. Wenn Voldemort tot war, wenn er wirklich tot war, was würde dann passieren? Würde er morgens aufstehen und in diese Räume zurückkehren? Würde er Kinder weiterhin in Zaubertränke unterrichten? Was wäre schon der Punkt darin?

Drei weg. Vier vor uns. Hatte sie die Worte verbittert gemeint? Ging es bei dem Countdown für sie jetzt um Potter, um den Moment, an dem er fallen würde? Snapes Kopf pochte. Für einen kurzen Moment, in diesem schmutzigen, winzigen Zelt, hatte er das Gefühl etwas Bedeutsames zu tun. Nach all dieser Zeit, endlich etwas, was auch helfen würde. Als er ihre Notizen durchgegangen und sein Wissen preisgegeben hatte, hatte er sich ruhig und stark gefühlt. Mächtig. Aber jetzt schien er wieder denselben blinden Tunnel hinunter zu jagen, den er schon all die Jahre durchlief, auf ein Ende zusteuerte, dass er weder sehen noch glauben konnte. Er erwies sich irgendwie selbst als verbraucht, löschte sich selbst.

Es waren nicht die Opfer, die ihn sorgten. Er hatte schon vor einer langen Zeit den Wert seines Lebens verstanden. Der Tag, an dem er zu Dumbledores Spion geworden war, hatte er gewusst, verstanden, dass er dabei sterben würde. Und das war in Ordnung gewesen, nicht wahr? Er würde bezahlen und dann würde er sterben und der Schmerz würde enden und das erschien ihn als mehr Belohnung dafür, dass er sich diesem Dienst verschrieben hatte. Nein, das Sterben störte ihn nicht. Es war etwas anderes, etwas, was seinen Verstand plagte und er nicht benennen konnte. Es war dieser Countdown, das Gefühl, dass das Ende nahe war und dass er keine Erleichterung verspürte.

Er stand auf. Was in Merlins Namen tat er nur hier untern in dem leeren Zimmer, wo er in ein nicht vorhandenes Feuer starrte und einschlief? Er hatte Aufgaben zu erledigen. Er ging zurück in das Büro und trat hinaus in den Korridor. Aber als er die Tür schloss, belegte er sie mit komplexeren Schutzzaubern. Der Gedanke, dass jemand anderes sie betreten könnte, störte ihn, auch wenn er den Grund nicht verstehen konnte. Diese Räume schienen beinahe wie etwas was Vergessenen war, an seinem Verstand zu ziehen.

Als er den leeren Korridor zu den Treppen hinunterging, sah er Minerva auf sich zukommen. Er wollte rasch in einen anderen Flur eintauchen, aber er war ihr bereits zu nahe. Sie wusste, dass er sie gesehen hatte und er hegte nicht den Wunsch so auszusehen, als ob er vor davon rennen würde.

„Minerva“, sagte er, als sie auf ihn zukam.

„Schulleiter“, erwiderte sie mit einem abweisenden Nicken.

„Sie haben etwas im Kerker zu erledigen?“

„Ich könnte Sie dasselbe fragen.“

„Ich bin der Schulleiter, Minerva. Diese Schule ist meine Angelegenheit.“

Sie starrte ihn an. „Sicher.“

Er begann sich von ihr zu entfernen, aber sie rief ihn scharf zurück. „Snape!“

Er wirbelte auf seinen Absatz herum, spürte das vertraute Heben und Wirbeln seiner Roben.

„Warum haben Sie es getan?“

„Ich hätte angenommen, dass es vollkommen offensichtlich sei.“

Ihr Gesicht verzog sich. „Wir haben Ihnen vertraut.“

„Und ich habe Ihnen vertraut“, sagte er mit einem boshaften, kleinen Lächeln. „Menschen können so enttäuschend sein.“

Er drehte sich um und marschierte davon, aber nicht bevor er noch einen Blick auf Minervas stummen Zorn, die zwei roten, brennenden Flecken auf ihren Wangen, erhaschen konnte.

Als er die Treppe zum Büro des Schulleiters betrat, ging er sie nicht hinauf, sondern ließ sich von ihr hochtragen und nutze so die paar extra Sekunden, um seine Atmung zu beruhigen. Was hatte er heute nur getan? Er hatte zugelassen, dass McGonagall ihm unter die Haut gefahren war und hatte ohne Zurückhaltung auf das gedeutet, von dem er wusste, dass er es nicht offenbaren durfte. Er hatte zugelassen, dass Hermine all seine Verteidigung, all seine Masken, all seinen Schutz herabriss und dann war in das Schloss zurückgekehrt, um in einen seltsamen Raum einzuschlafen. Er zerbrach. Er zerbrach und er musste diese merkwürdigen und heimtückischen Gefühle von Unbehagen wieder zurück an diesen unerforschten Ort in seinem Bauch zurückschieben. Er öffnete die Tür.

„Sie sind spät. Hatten Sie Erfolg?", fragte Dunbledore, sobald er den Raum betrat.

„Hatte ich“, antwortete er gleichmäßig. „Potter hat jetzt das Schwert.“

„Und weiß er, dass es von Ihnen war?“

„Nein. Potter verbleibt in seliger Ungewissheit, woher seine Hilfe stammte, wie jeder Ihrer treuen Anhänger, Dumbledore.“ Jetzt köderte er schon Dumbledore. Er musste dieses Zimmer verlassen.

„Ich gehe davon aus, dass Sie Hermine gesehen haben?“

„Und was hat diesen Eindruck erweckt?“, fragte Snape kalt.

„Weil Sie das Verhalten eines Mannes an den Tag legen, der vor der Himmelspforte stand, nur um zu sehen, wie sie vor seiner Nase zugeschlagen wird. Ich bin froh, dass Sie heute Abend nicht zu Riddle zurückkehren mussten.“

„Seien Sie vorsichtig, Dumbledore“, knurrte Snape. „Meine Toleranz Ihnen - “

„Sie haben mehr als jeder andere Mann ertragen könnte, toleriert, Severus, und Sie haben es mit Anmut gemeistert. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt zusammenzubrechen.“

Snape blickte auf zu Dumbledore, der wie immer in seinem gottverdammten Stuhl saß, seine blauen Augen ruhig und fest leuchteten. Er würde es versuchen. Gott verdammt noch mal, er würde es versuchen.

„Nein. Nein, sicherlich nicht. Es gibt noch viel zu tun.”

***

Am nächsten Morgen meldete sich Ron freiwillig, um wieder ihr Wohlwollen zu erlangen, Essen für sie zu suchen. Er schien etwas nervös zu sein den Kreis zu verlassen und Hermine zog lediglich eine Augenbraue hoch, als er fragte, ob sie ihn wirklich wieder zurückließen, aber Harry versicherte ihm, dass sie bei der Zeltöffnung warten würden. Als er verschwunden war, sagte Harry: „Musst du so hart mit ihm sein?“

Hart mit ihm? Harry, er--“

„Ich weiß. Ich bin die ganze Zeit dabei gewesen, Hermine. Glaube mir, ich erinnere mich.“

„Warum bist du dann so bereitwillig--“

„Weil, hör zu, setz dich. Wegen dem, was dort draußen passiert ist.“

„Weil er dein Leben gerettet hat? Harry, bitte verstehe das jetzt nicht falsch, denn ich bin wirklich unglaublich erleichtert, dass du nicht in irgendeinen zugefrorenen Teich ertrunken bist, aber--“

„Halt die Klappe.“

„Was?“

„Halt die Klappe und hör mir zu, Hermine. Du magst mir vielleicht nicht zustimmen, aber du wirst dir jetzt anhören, was ich zu sagen habe.“

Hermine sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Sie und Harry waren die letzten Wochen so vorsichtig mit dem jeweils anderen umgegangen, weil es sich einfach zu gefährlich angefühlt hatte, als ob auch sie jederzeit zerbrechen könnten und dann wären sie vollkommen alleine. Rons Rückkehr schien diesen Pakt gebrochen zu haben und so überrascht sie auch war, es war gut wieder mit dem alten Harry zusammen zu sein, anstatt mit einem höflichen Jungen, der immer versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen.

Sie setzte sich in den hässlichen Samtsessel und beobachtete Harry, wie er vor ihr auf und ab lief.

„Fahr fort.“

„Wir wussten beide, dass Ron mehr, als wir beide von dem Horkrux betroffen war.“

Einige Argumente sprangen in ihren Kopf, aber sobald sie ihren Mund geöffnet hatte, warf Harry ihr einen Blick zu, der sie zum Schweigen brachte.

„Und ich denke ich weiß warum, auch wenn ich es nicht ganz erklären kann.“

„Oh?“

„Etwas ist anders mit dir.“

„Was?“ Schob er ihr jetzt irgendwie die Schuld zu?

„Hermine, ich weiß schon eine ganze Weile, dass da etwas ist, was du mir nicht sagst.“

Panik ergriff sie. Ihre Wangen liefen rot an und ihre Brust war kalt und flattrig. „Harry--“

„Nein. Es ist egal. Du musst es nicht abstreiten und ich erwarte nicht, dass du es mir erzählst. Aber ich weiß, dass es dort draußen etwas gibt, was dir Halt gibt, was dich weiterkämpfen lässt--“

„Harry, ich--“

„Hör auf. Ich sage nicht, dass dir der Krieg egal ist. Ich weiß, dass du unsere Welt von ihm befreit sehen willst. Ich weiß das. Du wärst hier nicht bei mir, wenn es nicht so wäre. Aber da ist noch etwas. Etwas am Ende, was du möchtest und du machst weiter, selbst wenn es unmöglich ist, weil du entschlossen bist, dort hinzukommen. Ich sehe es in deinen Augen. Ich habe es in Godric’s Hollow mit Nagini gesehen – Tod war einfach keine Option. Du warst so mutig.“

Hermine spürte so viele Dinge auf einmal, dass es ihr unmöglich war zu sprechen. Sie wollte singen, schreien, durch den Raum fliegen und das Leben aus ihrem Freund drücken.

„Und ich weiß es, weil ich genau dasselbe habe.“

„Oh, Harry.“

„Ich habe das bei Ginny. Ich werde zu ihr zurückkehren, Hermine. Ich werde es. Und wenn ich Angst habe und wenn ich all das hier hasse und ich einfach nur wünschte, dass wir nach Hause gehen oder uns wirklich verstecken könnten und all das hier aufgeben, dann schließe ich meine Augen und ich sehe ihr Gesicht, wie sie mich einfach nur ansieht, wie an diesem Tag an Dumbledores Beerdigung, so, als wenn sie genau wusste, was ich tun werde und sie wusste es… sie wusste es.“

Hermine nickte. Würde er wieder zu Ginny zurückkehren? Würde er? Sie schwor stumm zu Ginny, dass sie dafür sorgen würde, dass sie alles dafür tat, damit es wahr wurde.

„Ich weiß nicht, was es für dich ist, aber für mich ist es Ginny. Und der Horkrux wusste es. Dieser Horkrux… es hat mich schreckliche Dinge denken lassen. Du weißt, was ich meine. Schreckliche Dinge. Dinge, bei denen ich sterben, sie umbringen, mich selbst umbringen wollte… ich dachte…”

„Ich weiß, was du dachtest“, sagte sie und ihre Stimme war erstickt und dünne.

„Ja. Aber wenn ich das Ding abgelegt habe, kam die Wahrheit wieder zurück, weißt du? Sobald es weg war, wusste ich, dass es nur eine Täuschung war… denn dieses Gefühl – es ging nicht einfach weg, nicht wahr? Du konntest es nicht brechen, du konntest es nicht verstümmeln. Es ist immer da. Und Lügen berühren es nicht.“

„So war es auch für mich“, flüsterte sie.

„Ja. Ja, ich wusste es. Du hast es abgenommen und dieser gehetzte Blick verschwand. Aber für Ron ist es nicht dasselbe – für ihn endet es nicht. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich glaube… ich glaube es ist, weil er nicht das hat, was wir haben.“

„Was meinst du damit? Er hat eine ganze Familie… und uns… und Lavender. Es ist nicht wie--“

„Ron ist nicht so redegewandt wie du, Hermine, aber er ist nicht dumm und er wusste – er wusste, dass für uns irgendwas anders war. Was auch immer er mit Lavender hat… ich denke nicht, dass es dasselbe ist. Und ich schätze, weil er sehen konnte, dass wir irgendwie… stärker oder ganzer als er waren, dachte er, dass es wir waren.“

„Ich verstehe nicht.“

„Er dachte, dass wir es waren. Dass wir ineinander verliebt sind.“

„Was?“ Ihre Stimme war scharf in der Stille.

Harry schenkte ihr ein halb amüsiertes Lächeln. „Ich weiß. Aber du kannst es sehen, nicht? Wie er so etwas glauben konnte? Und weil er vielleicht nichts Echtes hat, um es damit zu ersetzen, irgendwas, was er in seinen Herzen tragen konnte… es hat ihn eingenommen.”

„Aber das ist doch lächerlich.“

„Ich weiß, aber denk mal drüber nach. Er konnte sehen, dass der Horkrux uns nicht so stark beeinflusst und je mehr es ihm Schmerzen zugefügt hatte, desto unausstehlich er wurde er, also fingen wir an mehr Zeit miteinander zu verbringen, uns zu trösten, du weißt schon. Und es begann ihm zu erzählen, dass wir ihn nicht bräuchten, dass wir ihn hassten, dass wir uns wünschten, wenn er verschwände… er begann Dinge zu sehen, die nicht da waren, er begann sich diese… diese Geräusche in der Nacht…“ Er lief rot an, aber redete weiter. „Aber du weißt, wie dieses Ding war; es hat die Wahrheit gestohlen und sie verfälscht, bis er nur noch die Lügen sehen konnte. Und es ist schwer hier draußen, Hermine. Es ist so schwer. Und wenn du mit Ron zusammen sein würdest, weiß ich nicht, wie ich damit umgehen könnte, so ganz allein zu sein…“

Wie pervers, wie falsch es war glücklich zu sein. Glücklich zu sein in diesem Zelt zu verrotten, jeden Tag, wenn man es verließ, möglicherweise umgebracht zu werden. Glücklich darüber mit einem verurteilten Mann, einen gehassten Mann verheiratet zu sein, jemanden, den sie nicht sehen konnte. Aber es Glück war, was sie für einen Moment spürte und sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre all dies ohne Snape im ihren Inneren zu machen und sie fand, dass sie es nicht konnte.

„Er dachte… er dachte, wir würden ihn hier zurücklassen. Das ist auch der Grund, warum er nicht das Zelt verlassen, mit nichts helfen wollte. Er war sich sicher, dass wenn er es täte, wir – zusammen – gehen und ihn hier zurücklassen würde…“

„Nein“, wisperte sie.

„Doch.“

Harry stoppte in seiner Bewegung und setzte sich vor dem Sessel auf den Boden. Er sah sie ernst an. „Als ich das Medaillon öffnete, kurz bevor er es erstach, versuchte Riddle dagegen anzukämpfen.“

„Was--?“

„Diese schrecklichen… Dinger… kamen aus dem Medaillon. Sie sahen aus wie du und ich. Und sie haben ihn zusammen ausgelacht… sie sagten, wir waren froh, dass er verschwunden war, dass wir glücklicher ohne ihn seien… sie sagten…“ Er konnte den Satz nicht beenden. „Also, ich weiß, was es mir angetan hätte. Manchmal… seid ihr alles, was ich an Familie habe, und wenn ich darüber nachdenke, wie es gewesen wäre, wenn wir nicht--“

Hermine sprang aus dem Sessel und nahm Harry in ihre Arme. „Ich hab’s verstanden“, sagte sie. „Okay. Ich hab’s verstanden. Hör auf.”

Sie blickte Harry an, in sein liebes, ernstes Gesicht und sie sah, wie sehr er sie brauchte, um es zu akzeptieren, Ron wieder zurückzunehmen, wieder zu dritt zu sein. „Okay“, wiederholte sie.

Für einige Minuten saßen sie schweigend da, lauschend. Als sie Rons knacksende Schritte hörten, stand Harry auf, aber sie schnellte an ihm vorbei und ging zur Zeltöffnung. Sie streckte ihre Hand durch die Zauber und Ron ergriff sie und sie zog ihn zurück in den Kreis.


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