von Xaveria
Als Hermine zurückkehrte, erwartete sie schon beinahe Harry und Ron hellwach, nach einer Antwort verlangend, vorzufinden. Nachdem sie Dobby ihren Dank zugeflüstert und ihm das Versprechen abverlangt hatte, dass er zurückkehren würde, sollte Professor Snape wieder zurückfallen, schlich sie durch die Zeltöffnung, während ihr Verstand verzweifelt versuchte, sich eine Geschichte auszudenken, wo sie gewesen war… Die Bibliothek!, dachte sie wild, aber beide Jungs schliefen dort, wo sie sie zurückgelassen hatte, ihre leeren Teller standen noch genauso vor ihnen. Keiner von ihnen schien sich gerührt zu haben.
Und doch schlich sie weiter durch das Zelt, brachte beide mit einem Schwebezauber in ihre Betten und zog die Decken über sie. Sie betrachtete angestrengt ihre Gesichter, entspannt und offenen in ihrem Schlaf, nur Schatten der leuchtenden Lampe, die sie zurückgelassen hatte, tanzten über ihre Gesichter. Sanft entfernte sie Harrys Brille und legte sie auf dem Nachttisch ab. Sie sah, wie etwas über sein Gesicht glitt, aber er öffnete nicht seine Augen.
Ihre Jungs. All diese schweren Momente hatten ihre Opfer gefordert. Ihre Wangen waren eingefallen, wo sie es vorher nicht waren. Ganz besonders Rons Gesicht war kantig geworden und seine Nase sah länger in seinem dünnen Gesicht auf. Sein Haar war gewachsen, es hing jetzt beinahe bis zu seinen Schultern und war in einer Masse auf den Kissen um ihn herum ausgebreitet. Beide Jungs brauchten dringend eine Rasur. Harrys Gesicht war mit Dreck verschmiert und Hermine dachte, dass sie Tränenspuren unter dem Schmutz erkennen konnte. Sie vollführte einen Reinigungszauber an ihm und löschte die Beweise seines Schmerzes. Wie viel vermutete er? Er sagte, dass er zurück zu Ginny nach Hause gehen würde. Wusste er, vermutete er, welchen Plan Dumbledore für ihn hatte? Er hatte nicht oft über das Ende gesprochen, über das, was passieren würde, wenn der letzte Horkrux zerstört worden war. Vielleicht weil das Ende niemals wirklich näher zu kommen schien. Vielleicht weil der nächste Schritt in ihren Plan einfach zu unmöglich war, um darüber nachzudenken.
Wer dachte schon mit siebzehn an seinen eigenen Tod? Sie betete, dass er es nicht tat.
Was sie und Snape geplant hatten, war bestens Falls dumm, schlimmsten Falls war es Selbstmord. Aber als Hermine in die Gesichter ihrer beiden besten Freunde blickte, war sie umso entschlossener ihn durchzuziehen. Wenn es eine Möglichkeit gab, irgendeine Gelegenheit, dass Harry verschont werden konnte, dann würde sie sie ergreifen. Zu welchem Preis?, meldete sich eine winzige Stimme in ihrem Kopf. Dein eigenes Leben? Rons? Snapes? Gott bewahre, die Möglichkeit, dass Voldemort vielleicht sogar gewann? Aber sie verdrängte die Stimme.
Hermine hielt nicht draußen vor dem Zelt Wache. Sie machte es sich in dem moderigen, alten Sessel gegenüber von ihren Betten bequem und wachte über Harry und Ron, während sie schliefen. Seltsamerweise dachte sie in dieser Nacht nicht an ihren Plan, nicht, was sie ihnen erzählen müsste, um sie zu überreden so etwas überhaupt durchzuziehen, sondern sie dachte an den Bergtroll. Sie sah die beiden an und strich die letzten Jahre, bis sie in ihrem ersten Schuljahr angekommen war, aus ihrem Kopf, prall gefüllt durch die guten Kochkünste der Hauselfen, die ihre Leben in Wunder und Magie verbrachten. Sie erinnerte sich an die beiden an diesem Abend, wie sie in das Badezimmer, ihren Namen schreiend, gestürzt kamen. Sie waren wegen ihr gekommen. Sie hatten sie nicht allein gelassen.
Es erschien verrückt und ein Teil von ihr rügte sie, dass sie irgendwelche Vergleiche zwischen ihren kindlichen Missgeschicken und ihrer Reise, auf der sie sich momentan befanden, zog, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie waren gekommen – obwohl sie vielleicht gestorben wären, obwohl sie vielleicht von der Schule verwiesen worden wären. Sie sind trotzdem gekommen. Wie konnte Dumbledore nur von ihnen erwarten, sie ohne einen Versuch aufzugeben?
Plötzlich wurde sie von dem Gedanken erfasst, dass selbst, wenn Harry überlebte, selbst wenn er die Herrschaft des Zauberstabes erlangte und flüchten konnte… wenn sie oder Ron verloren waren, war es vielleicht auch der Krieg. Das Gefühl von Verantwortung in Harry, welches durch seine Geschichte in ihm gezüchtet worden war… durch den verflixten Dumbledore… wenn er dachte, dass einer von ihnen für ihn gestorben war…
Letztendlich erlaubte sie es sich an den Mann zu denken, den sie seit ihrer Rückkehr in das Zelt zwanghaft aus ihren Gedanken verbannt hatte. Wenn sie starb… wenn sie starb, wer würde ihn dann beschützen? Wer würde vortreten, um ihn zu verteidigen? Und würde er… würde er die Kraft finden, um das zu beenden, was getan werden musste? Was hatte sie nur in Gang gebracht?
Als sie sich letztendlich dem Schlaf erlag, träumte sie wie sie seit der Zerstörung des Horkruxes nicht mehr geträumt hatte. In ihnen hielt Voldemort sie für die Herrscherin des Elderstabes, in denen er sie folterte, häutete und verbrannte, aber sie konnte es nicht sagen, sie würde Harry oder Snape nicht in Gefahr bringen, sie würde nicht nachgeben. Aber als ihr Blut zu brodeln begann, fielen ihre Schutzschilder und er griff in ihren Verstand und schnappte sich die Wahrheit mit seinen scharfen, blassen Fingernägeln…
„Hermine!“
Sie wachte in ihren Sessel auf, Harrys Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter vor ihr. „Hermine – wach auf! Ich glaube, wir sind nach dem Abendessen alle eingeschlafen. Glaubst du, etwas stimmte nicht mit den Beeren, die wir gegessen haben?“
„Was? Oh… weiß nicht. Vielleicht. Wie spät ist es?” Könnte es wirklich so einfach sein, den letzten Abend zu erklären?
„Fast Mittag. Ich schätze, wir haben alle durch die Wache geschlafen.“
„Tut mir leid!“, sagte sie, als sie aus dem Sessel schoss.
Ron lachte. „Setz dich. Offensichtlich hatten wir keine unerwarteten Besucher.”
Hermine schaute weg und ihr Bauch sank. Jetzt, wo sie wach waren, da musste sie sie überzeugen. Sie musste sie verstehen lassen, was sie tun haben.
Sie ging hinüber zum Ofen und begann damit Töpfe und Pfannen herumzuschieben, sie wollte die Jungs nicht ansehen, sondern wollte sich einfach nur in der täglichen Routine verlieren.
„Ron willst du was zu essen holen oder soll ich?“, fragte sie.
Ron meldete sich freiwillig. Der Frühling stand vor der Tür und es gab mehr Pilze und frühe Beeren, zwar hart und bitter, aber essbar. Etwa zwei Meilen südlich gab es einen Bauernhof, vielleicht konnte er ja ein paar mitnehmen.
Sobald Ron das Zelt verlassen hatte, begann Harry in der Küche herumzulungern, und schielte immer wieder zu ihr hinüber. Sie fragte sich, ob er aufgewacht war, als sie wieder zurückgekommen war, dass er wusste, wie sie ihn in seinen Träumen gesehen hatte. Am Schluss sah sie ihn ernst an.
„Was ist?“
Er betrachtete sie, als ob er ihre Reaktion abwägen wollte. „Ich habe über etwas nachgedacht. Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass Vol--“
„Nein! Harry, du kannst nicht--“
Harry verdrehte seine Augen. „… dass Du-weißt-schon-wer Gregorovitch umgebracht hat? Dass er hinter etwas her war?“
„Ja?“
„Hör zu, ich weiß, dass du nicht daran glaubst, aber ich denke, Du-weißt-schon-wer war hinter dem Elderstab her. Ich glaube, Gregorovitch hatte ihn. Ich meine, er war doch ein Zauberstabmacher.“
Hermine spürte, wie sich etwas Enges in ihr löste. Sie würde es nicht erklären müssen. Er wusste es bereits.
„Ich vermute, dass es möglich war“, sagte sie langsam. „Aber wie hätte er an den Zauberstab kommen sollen?“
„Ich weiß nicht. Aber die Person, die ihn genommen hat – die Person, die ich in Gregorovitch vor Du-weißt-schon-wen gesehen habe – es war Grindelwald.“
„Grindelwald?“, rief sie.
„Ja – es ergibt alles irgendwie einen seltsamen Sinn, nicht? Dass Krum dachte, das Zeichen der Heiligtümer des Todes Grindelwalds Mal war? Wenn er den Zauberstab hatte, dann hatte er das Zeichen vielleicht benutzt, um damit zu prahlen und--“
„Aber Harry! Wenn Grindelwald den Elderstab hatte… Dumbledore--“
Offenbar hatte er so weit noch nicht gedacht, da er sie mit einem schrecklichen Feuer in seinem Blick anstarrte.
„Snape“, zischte er.
Hermine begann, unfreiwillig hektische Handbewegungen zu vollführen. „Nein, nicht Snape. Nicht Snape! Du hast doch gesagt, Malfoy hatte Dumbledore entwaffnet, bevor--”
„Aber das ist der Elderstab, Hermine! Du kriegst ihn nicht, indem du einfach jemand entwaffnest!“
Ihre Stimmen stiegen an und Harry schien sie zu umrunden, schon fast so, als ob er sich zum Angriff vorbereitete.
„Harry, als du in Greogorovitchs Kopf gesehen hast – ich meine, als Du-weißt-schon-wer hineingesehen hatte – da hatte Grindelwald ihn nicht getötet!“
„Nein. Nein, hatte er nicht. Aber er hatte ihn angegriffen, er hat ihn niedergerungen – Gregorovitch hatte keinen Zauberstab bei sich--”
„Er hatte ihn überwältigt!“, sagte Hermine mit vorgespielter Aufregung. „Und als du in dieser Nacht zum Astronomieturm zurückgekommen bist – Dumbledore war da schon schwach. Er war seit Monaten schwach gewesen, seit diesem Fluch in seiner Hand. Und du sagtest, dass er in dieser Nacht einen Trank getrunken hatte. Ich glaube, Draco Malfoy hatte ihn überwältigt. Ich denke, das bedeutet es ‚jemanden zu besiegen‘. Dumbledore war Malfoy ausgeliefert gewesen. Malfoy hätte ihn töten können.“
„Aber das hat er nicht“, sagte er und zeigte auf sie. „Snape hat das getan.“
„Das weiß ich! Aber er hätte es tun können!“
In diesem Moment hörte sie Ron von draußen rufen. Harry eilte an ihr vorbei und streckte seine Hand aus der Öffnung. Schuld wandte sich um ihr Herz. War sie irgendwie besser als Dumbledore? Wie sie sich weigerte ihm die ganze Wahrheit zu sagen, ihn in einen Plan führte, die sie alle umbringen könnte?
Harry blickte wild zwischen den beiden hin und her.
„Was ist los?“, fragte Ron und sah dabei ein wenig lustig aus, wie er mit einem Arm voller Eier und einem Trinkschlauch stand.
„Wir müssen die Herrschaft von Draco Malfoy bekommen, Harry. Wir müssen zum Malfoy Manor gehen.“
„Bist du bescheuert? Wir können nicht einfach in Malfoy Manor reinplatzen“, sagte Ron deutlich alarmiert. Schnell ging er zur Spüle, um seine Sammlung abzulegen. Sobald er alles abgelegt hatte, drehte er sich zu den beiden um. „Hermine, was meinst du damit?“
„Meinst du, Dumbledore wollte, dass ich die Herrschaft bekomme?“, fragte Harry. Es lag so etwas wie Ehrfurcht in seiner Stimme.
Hermine hielt kurz inne. Es war sinnlos ihm zu erklären, was Dumbledore beabsichtigte mit ihm zu tun. Sie holte einmal tief Luft. „Absolut“, sagte sie. „Denk nach, Harry. Wenn Dumbledore gewollt hätte, dass du den Zauberstab bekommst, dann hätte er ihn dir hinterlassen. Aber warum uns davon erzählen, wenn er nicht gewollt hätte, dass wir handeln? Ich glaube, er wollte, dass Du-weißt-schon-wer den eigentlichen Zauberstab bekommt… aber ich denke, er wollte, dass du ihn beherrschst, damit der Zauberstab nicht für ihn funktioniert.“
„Das ergibt Sinn. Das ergibt sogar sehr viel Sinn!“ Harry begann schnell im Zelt auf und ab zu laufen. „Aber wie kommen wir dort hin? Sicherlich befinden sich dort sämtliche Zauber und dort werden jede Menge Todesser sein…“
„Warte, warte. Wir reden hier wirklich gerade darüber ins Malfoy Manor zu kommen? Um was zu tun?“, fragte Ron und sank erschrocken in den Sessel.
„Um Draco Malfoy zu entwaffnen. Um ihn zu besiegen“, sagte Hermine. „Um die Herrschaft des Elderstabes zu bekommen. Harry, was, wenn wir das Tabu brechen?“
„Das Tabu?“, sagte Ron und klang jetzt noch alarmierter als zuvor. „Wenn wir das Tabu brechen, werden wir innerhalb von wenigen Minuten von Greifern umzingelt sein!“
„Wie viele Minuten?“, fragte Hermine und wirbelte zu ihm herum.
„Was? Keine Ahnung. Wie lange haben sie gebraucht, um uns auf der Tottenham Court Road zu finden?”
„Aber das waren Todesser, die versucht haben, uns zu finden. Was ist mit den Greifern, Ron? Du sagtest doch, dass du gefangen worden bist--“
„Ja, aber in die bin ich geradewegs hineingelaufen… Hört mal, ich weiß nicht. Ich würde höchstens fünf Minuten schätzen, aber vermutlich weniger.“
„Fünf Minuten“, sagte Hermine anscheinend überlegend. „Fünf Minuten. In fünf Minuten könnte ich unsere Erscheinung so weit verändern, um sie zu verwirren… einen Protego Horribilis aus uns alle drei…“
„Hört mal, ihr beiden, ich hasse es wirklich euch den Spaß zu verderben“, sagte Ron und blickte zwischen ihnen hin und her, „aber mal angenommen, wir kommen wirklich ins Malfoy Manor rein, wie zum Teufel sollen wir da wieder raus kommen?“
Harry drehte sich mit einem erwartungsvollen Blick zu ihr um.
„Dobby“, sagte sie.
„Dobby?“
„Dobby ist ein freier Elf“, sagte Hermine. „Er war schon immer bereit alles für Harry zu tun. Und er kennt das Manor, er hat mal dort gelebt! Wenn wir ihn rufen, bin ich mir sicher, dass er kommen wird. Und Hauselfen sind nicht an die normalen Apparationsgesetze gebunden. Er sollte uns dort rausholen können.“
„Das ist verdammt riskant“, sagte Harry, aber sie konnte noch immer die brennende Aufmerksamkeit aus seiner Stimme hören. „Und du bist dir sicher, dass er kommen würde?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dobby sich weigern würde, wenn du ihn brauchst“, sagte sie ernst.
Ron stand auf. Er sah aus, als ob man ihn überrollt hätte. „Ich kapier das nicht“, sagte er. „Ich weiß nicht… das ist einfach extrem gefährlich.“
„Ich weiß, dass es riskant ist. Für uns alle. Aber wir müssen es versuchen. Es ist das, was Dumbledore gewollt hätte”, sagte Hermine und schluckte die Grimasse herunter. „Und am Ende… wenn Du-weißt-schon- wer einen Zauberstab hat, den du beherrschst…“
„Ja“, sagte er verdrießlich. „Ja, ich weiß.“
„Ich kann euch immer noch nicht folgen. Wie kannst du dir nur so sicher sein, dass Dumbledore wollte, dass wir in das Haus einer altbekannten Todesserfamilie rennen-“
Harry schien sich binnen einer Sekunde entschieden zu haben. Mit einem leicht wahnsinnigen Blick sah er zu Hermine hinüber. „Bereit?“
„Was? Harry – nein! Noch nicht! Wir müssen noch--”
„Voldemort!“
Scheiße. SCHEISSE! So sollte es nicht ablaufen. Für einen Moment war Hermine vollkommen erstarrt. Wie sollte sie die Situation nur wieder kitten?
„Ron, sieh mich an.“
Wütend und verängstigt drehte sich Ron zu ihr um. „Was?“
Sie hob ihren Zauberstab und er zuckte zurück. „Ich werde dich nicht verfluchen, ich werde dich tarnen. Und jetzt, halt still.“
Er sah so aus, als ob er vor ihr und dem Zelt wieder davonrennen und sie wieder alleine lassen würde. „Ron!“, bellte sie. „Dissimulo Bellus!“
Seine Stoppeln verschwanden, auch wenn sein Haar lang und wellig blieb, die orange Farbe wurde durch den Zauber von der staubigen, verwitterten Farbe befreit. Seine Nase wurde kürzer und breiter und seine Sommersprossen wurden auf ein paar Flecken auf seinem Nasenrücken reduziert.
„Was hast du getan?“, fragte Harry.
„Ich habe ihn schön gemacht. Jetzt du“, sagte sie. Sie meinte Stimmen in der Ferne zu hören, das quietschende Geräusch von Füßen, die über nasses Laub liefen. Sie schoss Harry mit einem vollen Brandzauber ins Gesicht.
„AHH!“, schrie er. „Hermine, was zum--“
„Tut mir leid, Harry!“, schrie sie atemlos. „Deine Narbe – ich kann sie nicht verwandeln, ich kann sie nur so gut es geht verstecken. Pillarius!“ Harrys Haare wuchsen um das Doppelte, welche jetzt über seine Schultern fielen.
Die Stimmen waren jetzt viel näher. Harry fiel nach vorne und umklammerte sein Gesicht. Ihr Blick fuhr durch das Zelt. Ron schien jetzt ruhiger zu werden, da er nicht mehr wie er selbst aussah. „Ron, wir werden nicht mehr zurückkommen – schnapp dir was, was wir nicht zurücklassen können--“
„Hermine! Vergiss dich nicht!“, schrie er.
Sie richtete ihren Zauberstab auf sich selbst. Was sollte sie tun? Einer von ihnen muss noch erkennbar sein. Sie schaffte es nicht mehr noch einen Blick auf Harry zu werfen, um zu sehen, wie gut er getarnt war. Sie richtete einen Glättungszauber auf ihr Haar, auch wenn er in der Vergangenheit nicht besonders gut an ihr funktioniert hatte, und wandelte ihre Haut in Oliv um. Sie wirbelte ihren Zauberstab in einem weiten Kreis über ihren Kopf, der sie alle drei einschloss. „Protego Horribilis!“, flüsterte sie. „Und vergesst nicht – ruft Dobby, wenn wir raus müssen. Harry, egal was auch passiert, du musst Draco Malfoy überwältigen – egal was auch passiert, verstanden?“
„Ja.“
Sie konnte Luna nicht erwähnen, es gab einfach keine Erklärung, woher sie wusste, dass Luna dort gefangen gehalten wurde. Sie würde einfach nur beten können, dass jemand über sie stolperte. „Kämpft mit niemand anderen, außer es ist absolut nötig. Und, Ron, wenn es danach aussieht, dass Harry nicht--“
„Es ist soweit“, unterbrach Ron sie. Als sie sich umdrehte, sah sie eine große Hand an einem dicken Unterarm, die die Zeltöffnung umfasste und sie zurückzog. Hermine zog ein Bein ihrer Jeans hoch und klemmte die perlenbesetzte Tasche in ihren Socken und bedeckte sie wieder mit dem dicken, blauen Stoff.
„Kommt mit erhobenen Händen da raus!“, ertönte eine kratzende Stimme. „Wir wissen, dass ihr da drin seid! Ein halbes Dutzend Zauberstäbe ist auf euch gerichtet, und es ist uns egal, wen wir verfluchen!“
Hermine trat ohne zurückzublicken vor, hoffend, dass die Jungs hinter ihr waren. Wenn sie furchtlos erschienen, vielleicht verwirrte es die Greifer. Sie hatte keine Zeit gehabt ihnen anzuweisen, was sie sagen, wie sie am besten lügen sollten. Sie würde einfach als Erste antworten müssen. Kurz bevor sie die Schwelle überschritt, tippte sie mit ihrem Zauberstab ihren Ring an. Gehen jetzt. Es gab keine Möglichkeit ihren Zauberstab zu verstecken, also steckte sie ihn in ihre Hosentasche.
Als sie den Anführer der Bande sah, wurde ihr ganz schlecht. Er war groß, aber er hielt seine Schultern seltsam gebeugt, sein Rücken schien sich nach vorne zu beugen und all die Haut, die sie sehen konnte, war mit dichtem, grauen Haaren benetzt. Er war in schweren Todesserroben gekleidet, aber er war unverkennbar. Es war Fenrir Greyback.
„Dann schauen wir mal, wen wir hier haben“, knurrte er und schnappte nach Hermine, indem er ihr die Beine unter ihr wegzog und sie auf den Boden festhielt. Sein Atem war schwer und roch nach Verwesung und sie atmete flach, als er sie betrachtete. Gedämpft konnte sie Harry und Ron im Hintergrund schreien hören, sie sah, wie sie ebenfalls auf den Waldboden fielen, überwältigt von anderen Greifern.
„Aber hallo, Süße“, sagte Greyback mit einem erschreckenden, anzüglichen Blick. „Wie heißt du?“
„Penelope Clearwater“, sagte sie so mutig, wie sie es schaffte.
„Wie ist dein Blutstatus?“
„Halbblut“, sagte Hermine.
„Lässt sich leicht überprüfen“, sagte der zweite Greifer, als er eine lange Pergamentrolle aus seiner Robe zog. „Und deine kleinen Freunde?“
Während sich die anderen Greifern Harry und Ron zuwandten, strich Greybacks Hände über Hermines Körper auf der Suche nach ihren Zauberstab. Als seine Hand unter ihr fuhr, entdeckte er ihn in ihrer hinteren Hosentasche und zog ihn heraus, seine Hände verweilten auf ihrer Hinterseite und kneteten ihre Hosentasche. „Welcher von ihnen ist dein Freund, Süße? Ich mag es, wenn sie bei Bewusstsein sind, damit sie zusehen können.“
Hermine schluckte das Verlangen ihn ins Gesicht zu spucken hinunter und betete, Harry und Ron ihre Worte mitbekommen hatten, damit sie wussten, dass sie lügen mussten. Sie wollte sie zum Manor bringen, ja, aber dort nicht an Ort und Stelle umgebracht werden. Es musste Verwirrung herrschen. Aber Harry hatte etwas zu gut gelogen, als er eine recht überzeugende Beschreibung der Lage des Slytherin Gemeinschaftsraum gab. Für einen Moment sah es so aus, als ob Greyback einen Rückzieher machen und sie freilassen würde. Es war sehr schwer nicht darauf zu hoffen. Aber als Ron sich selbst Stan Shunpike nannte, begannen die Greifer zu lachen und schienen sich wieder sicherer zu werden und Ron wurde dazu gezwungen sich als einen Cousin der Weasleys auszugeben.
Greyback zog sie auf ihre Füße und hielt ihre Hände auf ihren Rücken, als er sie hinüber zu zwei weiteren Gefangenen, die Rücken an Rücken gefesselt waren, schleifte. Ein Junge und ein Kobold. Dean Thomas. Hermines Herz begann zu flattern. Dean – würde er sie erkennen? Würde er irgendwas sagen? Sie sah ihn angestrengt an und zwang ihn nicht zu sprechen. Greyback stieß sie zu einem kleineren Mann, der begann sie an Dean und den Kobold zu fesseln. „Fessel sie schön fest, Scabior. Ich will diese nicht verlieren. Sie schaut so… reizend aus.”
Der dünne, hasenähnliche Mann, der Hermine an Dean fesselte, ging hinüber zu Harry. Deans Finger umklammerten die ihren, wo sie zusammengeschnürt waren. Ein Freund. Für einen kurzen Augenblick fand sie Trost in der Berührung eines Freundes, aber fast zeitgleich, wurde sie von Schuldgefühlen durchbohrt. Wenn der Plan funktionierte, dann würde sie Dean und den Kobold, wer auch immer er war, ins Hauptquartier der Todesser verfrachten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie es schaffte, sie alle lebend rauszubringen war… kaum einer Überlegung wert.
Sie spürte, wie sie alle gezogen wurden, als Ron zu ihnen hinübergebracht wurde. Als zwei der Greifer damit beschäftigt waren ihn an ihnen festzubinden, schrie Scabior aufgeregt auf.
„Greyback! Dieser hier hat etwas!“
Hermine konnte nicht sehen, was passierte, sie hatte ihnen ihren Rücken zugewandt, aber sie spürte, wie Ron sich neben ihr anspannte und sie konnte Greybacks stumpfe Schritte hören, als er sich näherte.
„Sehr schön“, knurrte Greyback, als er etwas aus Rons Roben zog. Es herrschte ein langes Schweigen, in welchen sie annahm, dass der Werwolf gerade das, was er gefunden hatte, untersuchte. „Oh, wirklich sehr hübsch. Sag mir, mein kleiner Slytherin-Freund, wie kommst du in den Besitz vom Schwert von Gryffindor?“
Freude und Schrecken bekämpften sich in Hermines Brust. Sie vermutete, dass Ron das Schwert unter seine Roben gesteckt hatte, als sie ihm sagte, dass er sich irgendwas schnappen sollte, was sie nicht zurücklassen konnten. Das war die Verwirrung, auf die sie gehofft hatte und doch war es undenkbar, das Schwert zu verlieren. Snape hatte so viel riskiert, um es zu ihr zu bringen und ohne es konnten sie nicht die Horkruxe zerstören, selbst wenn sie sie finden sollten.
„Das Schwert von Gryffindor?“, sagte Hermine schockiert.
„Das ist nur etwas von meinem Vater“, sagte Harry. „Wir haben es mitgenommen… um Holz zu hacken.“
„Scabior“, sagte Greyback plötzlich nachdenklich. „Wir haben einen Weasley, ein Mädchen und einen Jungen mit Brille… du denkst nicht…“
Das Hasengesicht beugte sich sehr nahe zu Hermine hinunter und starrte in ihr Gesicht. Sie versuchte ihren Blick neutral zu halten, an nichts außer an einen schwarzen, leeren Himmel zu denken, aber sie wusste, dass sie zitterte. Scabior ging weiter zu Ron und dann zu Harry, wo er verweilte.
„Bei Merlins Arsch“, hauchte er. „Wir haben Harry Potter geschnappt.“
***
Snape war außer sich, als er ihre Nachricht erhielt. Gehen jetzt? Gehen JETZT? Was um Gottes Willen hatte sie sich nur dabei gedacht? Das war nicht der richtige Zeitpunkt, der Plan nicht mehr als nur eine Idee – sie sollte ihn mit einem Zeitpunkt kontaktieren und verdammt noch mal nicht Gehen Jetzt.
Etwas war unglaublich schief gelaufen. Vielleicht waren Potter und Weasley wach, als sie zurückkehrte. Hatte sie ihnen alles erzählt? Hatten sie sie rausgeworfen – wurde sie gefangen genommen? Seine Gedanken rasten vor Fragen, obwohl er sich darum bemühte klar zu denken. Sie würde Hilfe brauchen, das war zumindest sicher. Sie war mit so gut wie keinen Plan auf den Weg zu Malfoy Manor und sie würde dringend Hilfe brauchen.
Snape rief Dobby in sein Schlafzimmer. Augenblicklich erschien der Elf, betrachtete ihn erwartungsvoll und Snape verspürte das Verlangen diese seltsame, kleine Figur vor ihm anzuschreien. Warum hatte sie es getan?
„Miss Granger und ihre Freunde haben, wie besprochen, das Tabu gebrochen“, sagte Snape steif. „Wenn alles nach Plan läuft, werden sie in Kürze in Malfoy Manor ankommen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie es getan hat“, fügte er hilflos hinzu, „aber ich denke, es ist jetzt egal, es ist getan. Ich glaube es ist das Beste, wenn du jetzt hinunter in den Keller des Manors gehst, wenn du möchtest. Unternimm nichts, bevor du dir sicher bist, dass sie angekommen sind. Bring dann Miss Lovegood und Mr Ollivander zu Shell Cottage, dem Zuhause von Bill und Fleur Weasley. Miss Granger berichtet, dass es im Außenbezirk von Tinworth liegt. Es ist vielleicht durch einen
Fideliuszauber versteckt. Wird das ein Problem sein?”
„Nein, Sir“, quietsche Dobby. „Wir Hauselfen müssen Häuser unserer Herren verlassen und betreten, selbst wenn sie unter den Fideliuszauber stehen. Uns wird das Geheimnis nicht gesagt.“
„Ja, ja“, sagte Snape abgelenkt. „Sehr gut. Ich glaube – ja, ich glaube, ich werde selbst zum Manor gehen.“
Dobby streckte ihm seine ledrige Hand entgegen.
Snape starrte hinunter. War das klug? Er wollte in den Salon, nicht in den Keller. Das plötzliche Bild, wie er selbst im Keller gefangen war, während Hermine über ihm schrie, befiel seine Gedanken. Das durfte er nicht riskieren. Er musste versuchen unbemerkt hineinzugelangen.
„Geh schon“, sagte Snape, und stieß die kleine Hand fort. „Ich werde sofort dorthin kommen. Denk dran – falls die Dinge nicht mehr zu retten sind… hol Potter raus.“
Dobby wandte seinen strahlenden Tennisballaugen zu Snape. „Ich werde Miss Granger nicht zurücklassen, Schulleiter“, sagte er.
Snape spannte seinen Kiefer an. Er öffnete und schloss seinen Mund. Er wusste, wenn er zustimmte, würde Dobby es als einen Befehl sehen und so sehr er dem Elf sagen wollte, sie zuerst zu retten, er konnte es nicht. „Hol Potter raus“, wiederholte er.
„Ja, Sir“, sagte Dobby und verschwand mit einem Knall.
Seine Antiapparationszauber von seinen Gemächern zu heben erschien unvernünftig, aber er hatte keine Zeit erst noch zum Apparationspunkt nach draußen vor die Tore zu gehen, noch wollte er mit Dumbledore sprechen, also zuckte er widerwillig mit seinem Zauberstab, um sie aufzuheben und nachdem er sich schnell getarnt hatte, war er verschwunden.
Er landete vor dem Eisentor, welches er in der Vergangenheit so oft passiert hatte. Er könnte seinen Ärmel hochziehen. Das Mal würde ihn hindurch lassen, aber es würde Lucius auf einen Besucher aufmerksam machen. Stattdessen musste er die Verzauberung um das Anwesen aufheben, wenn er es schaffte und hoffte, dass Lucius zu eingebildet war, um irgendeine Absicherung einzubinden. Er fühlte sich seltsam taub, roboterhaft. Angst ließ ihn angespannt sein, wie ein Drahtseil, aber es schien nur leicht durch die Oberfläche zu brechen. Darunter waren nur Dunkelheit und ein Ziel.
Snape hatte gerade seinen Zauberstab gehoben, als er durch die Apparation von Fenrir Greybacks Bande von Greifern zur Seite geschlagen wurde, ihre Hände umfassten fest ihre Gefangene, die alles mit dem Rücken zueinander gefesselt waren. Als er auf seinen Händen und Knien von ihnen weg krabbelte, flog sein Blick flüchtig über ihre Gesichter. Sie so zu sehen – ohne Zauberstab, hilflos – schien die Stille seiner Gedanken zu durchbrechen und schrie nach seiner Aufmerksamkeit. Potter und Weasley waren halbwegs gut getarnt, aber Hermine sah so aus, als ob sie bei sich selbst nicht sehr viel Mühe gegeben hatte. Wut durchrollte ihn erneut. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Er wagte es jedoch nicht, sie jetzt zu tarnen. Er stand auf und näherte sich den Gefangenen, als Greyback Eintritt verlangte. Er wollte ihr Gesicht nicht berühren aus Angst sie zu erschrecken und sich zu verraten, aber als die Tore aufschwangen, glitt er durch sie hindurch und blieb so nahe bei ihr, wie er konnte.
***
Das Erste, was sie erkannte, als sie ankamen, war Schmerz. Sie stolperte, als sie landeten und ihr Fußgelenk schien unter ihr weggeknickt zu sein. Das Zweite, was sie wusste, war, dass Snape in der Nähe war. Er hatte ihr keine Antwort geschickt, aber das elektrische Kitzeln auf ihrer Haut sagte ihr, dass er gekommen war. Sie zwang sich, sich nicht umzusehen, ihn nicht mit ihrem Gesicht zu verraten. Als Greyback sie zum Manor brachte, hatte sie ihm den Rücken zugewandt und mit wachsender Angst sah sie, wie die Tore sich immer weiter von ihr entfernten.
Eine kalte Frauenstimme kam von der Tür. „Was hat das zu bedeuten? Wer seid Ihr?“
„Ihr kennt mich!“ Unmut lag in der Stimme des Werwolfs. „Fenrir Greyback! Wir haben Harry Potter gefasst!“
Hermine erhaschte einen Hauch eines blumigen Duftes, als sich Narzissa Malfoy hinunterbeugte, um Harry zu begutachten. In ihrer Angst schien ihr die verrücktesten Dinge durch den Kopf zu schießen. Sie genoss den Geruch von dem Parfüm von Dracos Mutter, als sie sie begutachtete und überlegte, ob sie Voldemort rufen sollte oder nicht.
„Ich weiß, er ist zugeschwollen, gnädige Frau, aber er is' es!“, meldete sich Scabior zu Wort. „Wenn Ihr ein bisschen näher 'inschaut, dann seht Ihr seine Narbe. Und 'ier, seht Ihr das Mädchen? Das Schlammblut, das mit ihm um'ergezogen ist, gnädige Frau. Kein Zweifel, dass er's ist, und wir 'aben auch seinen Zauberstab!“
Narzissa zögerte, aber sie betrachtete sie noch einmal. „Bringt sie rein“, sagte sie.
Hermine wurde von den anderen über die Schwelle gezogen und sie kämpfte damit wieder Halt zu bekommen, als sie in den Salon gestoßen wurden.
„Draco!“, rief Narzissa. „Draco, komm her!“ Gebieterisch drehte sie sich zu Greyback um. „Mein Sohn, Draco, ging mit Harry Potter und seinen kleinen, schmutzigen Freunden zur Schule. Wenn das Harry Potter ist, dann wird er ihn erkennen.“
Hermine hielt ihre Luft an, als Draco, gefolgt von seinem Vater, eine geschwungene Treppe in die Eingangshalle hinunterkam.
„Was ist hier los?“, fragte Lucius.
„Die behaupten, sie hätten Potter“, antwortete Narzissa. „Draco?“ Sie deutete mit ihrer Hand auf die Gruppe.
Draco ging auf sie zu. Hermine wusste nicht, was sie mit ihrem Gesicht machen sollte. Sollte sie versuchen, ihn nieder zu starren? Wegschauen? Aber als sie in seine Augen blickte, waren sie belegt und zögernd. Er ging von ihr zu Ron, ohne sie offenbar zu erkennen. Hermine verdrehte ihren Hals, um zu sehen, wie er die Gefangenen umkreiste, aber schnell war er aus ihrem Sichtfeld verschwunden.
„Nun?“, verlangte Lucius zu wissen. „Nun, Draco? Ist er es? Ist es Harry Potter?“
„Ich weiß nicht – ich weiß nicht genau“, sagte Draco und seine Stimme enthielt nicht den kalten Hohn, an den sie sich noch aus ihrer Schulzeit erinnern konnte.
Verwirrt, dachte sie plötzlich. Er wurde mit einem Verwirrzauber belegt.
Lucius trat vor. Hermine konnte seine schweren Schritte hören, als er zu Harry ging und die anderen ignorierte. „Da ist etwas“, flüsterte er, „das könnte die Narbe sein, straff gezogen ... Draco, komm her, schau dir das genau an! Was meinst du?“
Aber Hermine hörte nicht, wie Draco zu seinem Vater ging.
„Lucius, wir müssen uns sicher sein. Falls wir ihn rufen, müssen wir uns absolut… wir dürfen nicht vergessen, was mit Rowle und Dolohov… und Travers passiert ist.“
Sie dachte Lucius zur Antwort einatmen zu hören, aber dann hallte eine schrille Stimme, die Hermines Blut erstarren ließ, durch den Raum.
„Was geht hier vor? Was ist passiert, Zissy?“ Hermine musste sich nicht bemühen, um zu wissen, wem diese Stimme gehörte. Seit der Nacht im Ministerium tauchte sie in ihren Träumen auf.
Sie wartete nicht auf Narzissas Erklärung, sondern ging sofort auf Hermine los, umkreiste schnell die Gefangenen, um sie genauer zu sehen. Der verrückte und leere Blick von Bellatrix Lestrange verschlang sie von Kopf bis Fuß und Hermine sah mit hilflosen Schrecken, wie sie ihren Zauberstab hob.
„Finite Incantatem!“, schrie sie.
Hermine wusste, dass sie jetzt wieder ganz sie selbst war dass jetzt beide Jungs ohne Tarnung, ungeschützt waren, dass sie jetzt unbewaffnet und gefesselt mitten im Malfoy Manor waren, dass vier Todesser im Raum waren, die den Dunklen Lord mit nur einer Berührung herbeirufen konnten, aber sie konnte sich nicht davon abhalten nach Snape Ausschau zu halten. Befand er sich außerhalb des Zaubers? Wurde er entlarvt?
Sie sah ihn nicht, aber die Angst löste nicht ihren eisigen Griff um ihr Herz. Das lief alles gewaltig schief. Sie wackelte wild mit ihren Händen, aber die Seile, mit denen sie gefesselt worden war, waren nicht magisch und so nicht von Bellatrixs Zauber betroffen.
Draco schoss plötzlich hinter seiner Mutter hervor und stellte sich neben seine Tante. „Das ist Granger!“, schrie er. „Ich kann es jetzt sehen – sie war vorher getarnt, aber das ist Granger – und Weasley – und--“
Hermine konnte nicht wegsehen, als Bellatrixs langer Finger begann ihren Ärmel hochzuziehen.
Lucius Malfoy war auf einmal in ihrem Sichtfeld. „Ich wollte ihn gerade rufen!“, sagte Lucius, und schon schloss sich seine Hand um Bellatrix' Handgelenk, um sie daran zu hindern, das Mal zu berühren. »Ich werde ihn herbeirufen, Bella, Potter wurde in mein Haus gebracht, daher unterliegt es meiner Autorität--“
„Ich denke, Ihr habt vergessen, wer den Jungen gefangen hat“, knurrte Greyback, als er sich in die Debatte stürzte. „Ich habe den Jungen gefunden, ich habe ihn erkannt, ich habe ihn hierher gebracht, und wenn der Dunkle Lord erscheint, werde ich derjenige sein, der den Ruhm--“
Hermine verstand nicht, was passierte. Obwohl sie sich sicherlich nicht vor Greyback fürchtete, trat Bellatrix Lestrange mit einem absolut erschrockenen Gesicht ein paar Schritte zurück.
„Was ist das?“, fragte sie und deutete zitternd auf das Schwert von Gryffindort, wo es an Greybacks Gürtel hing. „Wo hast du das her?“
„Ah, ja, das Schwert von Gryffindor“, prahlte Greyback. „Habe es bei ihm gefunden“, sagte er auf Ron deutend.
Bellatrix wandte sich panisch an Lucius und Hermines Blick folgte. Lucius‘ Finger fuhr hinunter zum Mal.
„HALT!“, kreischte Bellatrix. „Berühr es nicht, wir werden alle zugrunde gehen, wenn der Dunkle Lord jetzt kommt!“
***
Snape verweilte seit ihrer Ankunft in der Eingangshalle. Er hatte vermutete, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, bevor jemand einen Finite Incantatem zauberte und so musste er dort bleiben, wo er versteckt blieb, selbst wenn der Zauber ihn erreichte. Er hatte Draco einfach nur verwirrt, um ihnen etwas Zeit zu kaufen, sehr wohl wissend, dass es nicht auf Dauer war. Aber jetzt wurde ihn eine andere Art von Zeit verschafft. Bellatrix hatte das Schwert gesehen.
Er hielt eine Hand vor sein Gesicht, und nachdem er bestimmt hatte, dass er noch immer unsichtbar war, schlich er in die Halle hinein. Potter hatte ihm den Rücken zugewandt, geblockt von Dean Thomas und dem Kobold, aber er hatte einen freien Schuss auf Weasley und Hermine. Er wog seine Möglichkeiten ab. Er hatte vielleicht nur eine Möglichkeit den Schutzzauber zu werfen. Wer würde ihn dringender brauchen?
Lucius, Narzissa und Bellatrix hatten sich um Greyback gestellt, um das Schwert zu untersuchen.
„Die Lage ist bedrohlicher, als du es dir vielleicht vorstellen kannst, Zissy!“, hauchte Bellatrix, starrte sie fest an, als ob sie sie zum Verstehen bringen wollte. „Dieses Schwert sollte in meinem Verlies sein.“ Snape beobachtete mit stummer Genugtuung, wie Bellatrixs Hand unbewusst zu ihrem Nacken fuhr, wo sie eine Silberkette, die in ihrer Robe verschwand, leicht berührte. „In meinem Verlies, Narzissa. Was haben sie noch? Dinge, von denen ich versprach, sie sicher aufzubewahren, Dinge, die er mir anvertraut hat… wenn er jetzt kommt… Lieber Gott, was haben sie sonst noch?”
Narzissa trat zurück, als ob sie sich von jemandem derart verdammten distanzieren wollte. Bellatrix öffnete an ihre Schwester gewandt, flehend ihre Hände. „Die Gefangenen müssen in den Keller gebracht werden, während ich überlege, was zu tun ist!“
„Das ist mein Haus, Bella, du gibst keine Befehle in meinem--“, flüsterte Narzissa. Snape dachte, so etwas wie Triumph in ihrer Stimme zu hören. Endlich konnte sie aus den Schatten ihrer Schwester treten. Sie war nicht diejenige, die einen der Schätze des Dunklen Lords verloren hatte.
„Tu es! Du hast keine Ahnung, in welcher Gefahr wir sind!“, kreischte Bellatrix. Sie sah beängstigend aus, übergeschnappt; ein dünner Feuerstrahl drang aus ihrem Zauberstab und brannte ein Loch in den Teppich.
Narzissa schaute auf den Teppich, auf das Schwert, auf die gefesselten Kinder in ihrer Eingangshalle und dann wieder zurück zu ihrer Schwester. „Bring diese Gefangenen hinunter in den Keller, Greyback.“
„Warte“, sagte Bellatrix scharf. „Alle außer ... außer dem Schlammblut.“
Snape schloss nur für den Bruchteil einer Sekunde seine Augen. Was, wenn er wartete, bis sie sie entfesselt und von den anderen getrennt hatte… und dann nach ihr sprang und sie dann hier raus apparierte? Sicherlich konnten Potter und Weasley Dobby rufen… sie könnten ihn sogar im Keller antreffen…
Aber er wusste, er durfte es nicht tun. Er versuchte sich daran zu erinnern, dass er hier war, um Potter zu retten. Er durfte sich um nichts anderes kümmern--
Als Greyback begann die Seile, die alle Gefangenen miteinander verbanden zu durchtrennen, drehte sich die Gruppe leicht, und gab ihn freie Bahn auf dem Jungen. Lucius und Narzissa flüsterten noch immer mit Bellatrix. Draco führte die anderen Greifer aus dem Haus. Er zauberte einen stummen Protego Horribilis auf Potter. Er sah, wie der blasse, goldene Strahl durch den Raum schoss und seine linke Schulter streifte, sich schnell über seinen Körper ausbreitete. Er sah, wie der Dummkopf seinen Kopf hochriss und sich nach der Quelle des Zaubers umblickte, bevor er mit den anderen zum Keller geschleift wurde.
Hermine war jetzt alleine, ungeschützt inmitten des Raumes, ihre Hände noch immer auf ihren Rücken gefesselt. Snape bekämpfte den Drang zu schreien. Er hätte sie beschützen sollen. Sie hätte gewusst, wie sie sich zu verhalten hatte, wie sie den Schmerz vortäuschen müsste, wie sie ihr Geheimnis bewahren musste und er hätte für sie ein Schild machen sollen, aber jetzt war sie schutzlos und er konnte nicht zwischen ihr und was sicher folgen würde, stellen. Er konnte es nicht aufhalten.
Ihm kam es vor, als ob sich Bellatrix in Zeitlupe zu seiner Frau umdrehen würde. Er sah, wie ihr Zauberstab wie eine Peitsche durch die Luft flog. „Crucio!“
Hermine schrie, ein lang gezogenes, quälendes Heulen und sinnloserweise fiel Snape auf, dass er sie vorher noch nie schreien gehört, ihre Stimme noch nie in Schmerzen gehört hatte. Sie fiel zu Boden, aber Bellatrix hielt den Zauber. Hermines Gesicht fiel auf den Teppich, wodurch ihr Schrei leicht gedämmt wurde. Ihr Rücken wölbte sich, ihre Beine hoben sich stark schüttelnd vom Boden, als ob sie verkrampfen würden.
Jeder seiner Muskeln schien mit ihr zu brennen. Er stolperte durch den Raum auf Bellatrix zu, nicht wissend, was er beabsichtigte zu tun, ohne irgendwelche Gedanken, außer dem, zwischen seine Frau und diesen Fluch zu kommen. Bellatrixs Arm zitterte von der Kraft des Fluches – Hermine sah weniger aus, als ob sie gefoltert, sondern elektrisch hingerichtet wurde. Ihre schrillen Schreie schienen Wunden in ihre Haut zu schneiden. Scheiß auf seinen Zauberstab. Er würde Bellatrix Lestrange mit bloßen Händen zu Tode würgen, er würde spüren, wie die Haut unter seinen Fingerspitzen aufriss.
Plötzlich hob Bellatrix ihren Zauberstab. Snape verharrte, wo er war. „Wo hast du das Schwert her?“, fragte sie und beugte sich zu Hermines niedergeworfenen Körper hinunter.
Hermine verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke, als sie schluckte. „Haben’s gefunden“, keuchte sie.
„Lügnerin!“, kreischte Bellatrix und zog ein schmales, silbernes Messer aus ihrer Tasche und wirbelte damit vor Hermines Gesicht herum. „Sag mir die Wahrheit, Schlammblut, oder ich werde diese heuchlerische Zunge aus deinem Mund schneiden.“
„Wir haben es gefunden – wir haben es gefunden – BITTE!“, schrie Hermine, als Bellatrixs Zauberstab wieder auf sie hinunterfuhr.
Nur vage war sich Snape bewusst, dass Lucius und die anderen sich zum Keller hinbewegten. Es gab Unruhe und Wurmschwanz wurde gerufen, um es zu untersuchen, aber es war ihm egal, es war ihm vollkommen egal, ob Potter die Herrschaft des Zauberstabes erlangte, ob diese Narren ihn für einen Todesser hielten, ob irgendwer von ihnen es lebend hier raus schaffte, er würde dafür sorgen, dass dies nicht passierte.
Bellatrix stand jetzt über ihr, ihre Beine spreizten sich über Hermines sich windenden Körper auf dem Teppich. Sie griff nach unten und zog Hermine an den Haaren hoch, schmiss ihren Zauberstab auf den Boden und presste das Messer an ihren Hals.
„Letzte Chance, du dreckiges Stück Abschaum. Du lügst, dreckiges Schlammblut, und ich weiß es! Ihr seid in meinem Verlies in Gringotts gewesen! Sag die Wahrheit, sag die Wahrheit!“
Snape konnte einen dünnen Blutrinnsal Hermines Hals hinunterlaufen sehen. Er schlich sich von hinten an Bellatrix heran. Wenn er das jetzt richtig anstellte, dann konnte er seine Frau und den Plan retten. Er hob seine linke Hand und brannte ein einziges Wort in seinen Ring. Kämpfe. Es war egal, ob sie es las oder nicht, er sandte es mit solch einer Kraft, dass er sich sicher war, dass geradewegs durch ihren Blutkreislauf in ihr Herz rasen würde.
***
Es konnte nicht noch größeren Schmerz auf der Welt geben. Ihr Schädel brannte, aber sie fand nicht die Kraft sich aus Bellatrixs Griff zu befreien. Der Fluch… dieser verdammte Fluch hatte ihr ihre Macht genommen und ließ ihre Muskeln lose und gummiartig zurück, die Nerven unter ihrer Haut schrien noch immer. Ihre Sicht war fleckig und alles, was sie hatte, einfach alles, versuchte sie zwanghaft unter der Oberfläche zu halten. Als der Fluch durch sie hindurchfuhr, hatte sie zum ersten Mal verstanden, worum es in Okklumentik wirklich ging – die Schwärze war nicht dafür da, um deine Geheimnisse vor den anderen zu verbergen. Es ging darum, sie vor sich selbst zu verstecken, sie dort zu vergraben, wo man sie nicht erreichen konnte, wo sie sicher waren, egal was mit einem gemacht wurde. Aber dann stach ein blendender Schmerz durch ihre Hand, ein einziges Wort schien in ihr anzuschwellen, bis sie fast davon platzte. KÄMPFE.
Sie kräuselte ihre Füße unter sich und stieß sich zurück in Bellatrixs Körper. Hermine spürte, wie die größere Hexe auf ihren Füßen schwankte, als das Messer ihre Haut schindete. Dann flog plötzlich Ron in den Raum. Er ergriff Bellatrix mit aller Kraft seines Körpers und sie fiel mit einem knirschenden Knall neben Hermine zu Boden. „Ihr Zauberstab – Ron, ihr Zauberstab“, krächzte sie und die Worte rissen an ihrem Hals und ihr Mund fühlte sich kupferhaltig und dick an.
Mit ihren noch immer gefesselten Händen konnte sie nicht den Ring abziehen und es brannte und versenkte ihre Haut mit steigender Kraft. Aber der Schmerz schien eher ihren Kopf zu klären als ihn zu vernebeln, wie es der Cruciato getan hatte und sie konnte klar und deutlich Harry mit einem unbekannten Zauberstab sehen, als er Draco Malfoy bekämpfte. Rote Funken schossen aus der Spitze des schwarzen Zauberstabes und Draco duckte sich und tanzte, um Harrys Flüchen auszuweichen.
Sie sah, wie Ron aufsprang, sah, wie er Bellatrix und Lucius schockte. Er jagte Narzissa Malfoy hinterher, die jetzt den Flur hinunter, tiefer ins Haus hineinlief. Greyback war verschwunden und hatte das Schwert dort liegen gelassen, wo es gefallen war, als Bellatrix ihre Aufmerksamkeit auf Hermine gerichtet hatte.
Sie drehte sich zurück zu Harry und Draco. Es sah so aus, als ob sie nicht die Kraft hatte, vom Boden aufzustehen. Ihre Gliedmaßen wollten nicht den grundlegenden Befehlen gehorchen und sie war hier hilflos. Wo war Greyback? Plötzlich fühlte sie, wie sich lange, kalte Finger um die ihre legten und sie begann, nach der Kraft zum Schreien zu suchen. Aber die Haare, die ihre brennenden Wangen streiften dufteten vertraut und sie erkannte, dass die Hände an den Fesseln arbeiteten, ihr geschundenes Fleisch darunter mit unglaublicher Sorgfalt knetete und als sie frei war, sie sich wieder bewegen konnte, entfernten diese geschickten Hände ihren Ring und ersetzten ihn, wodurch die weiße Hitze, die sie beim Verstand hielt, endete. Snapes Hand presste etwas Kaltes und Hartes in ihre Handfläche, genauso wie etwas, was sich wie eine Haarsträhne anfühlte. „Tut mir leid, dass ich sie nicht töten konnte“, hauchte er in ihr Ohr. Dann zog er sich zurück und sie fiel in Ohnmacht.
***
Nur widerwillig zog sich Snape in den Flur zurück. Wenn er Dobby rufen musste, dann brauchte er einen Ort, wo er nicht gehört wurde. Von seiner relativ sicheren Position auf, konnte er Potter sehen, wie er Malfoy mit Flüchen belegte, als er zu ihm vordrang. Malfoy kämpfte genauso zurück, im Grunde dachte Snape, dass er den Jungen noch nie so entschlossen gesehen hatte, aber seine Flüche schienen nur wie Licht auf Wasser abzuprallen. Das Schild hielt.
Potter drängte Malfoy zurück in den Raum, wo er ihn letztendlich neben den Kamin an der Wand gefangen hielt. Er starrte mit einem widerwärtigen Schimmer in seinem Blick auf Malfoy hinunter. „Stupor!“, schrie er, als sein Zauberstab direkt auf Dracos Brust ruhte. Als Draco fiel, griff Potter seinen Zauberstab und hielt in einer siegreichen Pose locker in seiner Hand.
Snape wusste, dass er jubeln sollte. Das war es, warum sie hier waren und jetzt war es geschafft, aber stattdessen wollte er Potter schlagen, ihn an seinen Schultern packen und ihn herumwirbeln, damit er sah, welchen Preis sein Sieg gekostet hatte, des Jungens beste Freundin lag blutverschmiert und bewusstlos, unbemerkt im Raum.
Aber dann drehte sich Potter um, und als er zu Hermine rannte, auf seine Knie neben ihr fiel, begann sich Bellatrix zu regen. In ihrer Hand umklammerte sie noch immer das silberne Messer. Abschätzig schaute sie vom Boden zu Potter und er sah, wie ihre Hand zuckte und sie um den Griff festigte. Snape sah, wie der Gedanke über ihr Gesicht huschte. Sie würde Harry Potter für den Dunklen Lord aufbewahren. Er sah, wie ihre Finger zum dunklen Mal fuhren, als Weasley zurück in den Raum rannte, hinter ihm Narzissa, die nach ihrem Sohn schrie.
Bellatrix rief nach Voldemort, Snape spürte den brennenden Ruf in seinen eigenen Arm und wusste, dass er verschwinden musste, da ansonsten der Dunkle Lord von seiner Gegenwart wissen würde. Er musste sie hier zurücklassen. Er stand wie erstarrt in der Tür, sein Zauberstab gehoben, seine Füße wollten nicht gehorchen. Nicht bis er wusste, dass Hilfe unterwegs war. „Dobby!“, flüsterte er. Er hörte den Knall der Apparation, obwohl er ihn nicht sehen konnte und rannte durch die Haustür hinaus, die noch immer durch die Verwirrung angelehnt war, den langen Weg hinunter. Er brach durch das Tor und verschwand in die Nacht.
***
Hermine erwachte, als Glas um sie herum zerbrach. Sie spürte, wie Hunderte von Einstichen ihre Haut durchbrachen und instinktiv hob sie ihre Hände, um ihr Gesicht zu bedecken, obwohl der Schaden bereits vorhanden war. Einige Splitter rissen ihre Haut auf, als sie versuchte sie aus ihren Haaren zu bürsten. Bellatrix kämpfte sich aus den Trümmern, ihr Messer drohend gehoben. Harry begann Hermine aus den verdrehten Metall zu ziehen, fühlte, wie er das Glas noch tiefer in ihr Fleisch bohrte und sie hörte ein seltsames, abgeschnürtes Winseln, von dem sie nur entfernt erkannte, dass es von ihr selbst kam. Narzissa stürzte sich auf Harry und er wich ihr aus, ließ Hermine los und rannte zu der Hauselfe, die unwahrscheinlich auf den gefallenen Kronleuchter inmitten der dezimierten Eingangshalle stand. Ließ er sie hier zurück? Wo war Snape?
Harry drehte sich zurück. „Ron“, schrie er. „Schnapp dir Hermine und geh – GEH!“
Sie spürte starke Arme, die ihr auf die Beine halfen, auch wenn ihre Fußknöchel ihr Gewicht nicht tragen konnten. Sie war sicher, dass sie fallen, aus seinem Griff gleiten und zurückgelassen werden würde. Ron drehte sich, aber nichts passierte. Die Schutzzauber, dachte sie benebelt. Die Schutzzauber werden niemanden--
„Harry, hilf mir – ich kann nicht!“, rief Ron und sie fiel zu Boden, als sich Harry umdrehte und auf sie zu rannte, dabei hielt er Dobbys Hand fest umklammert. Ihre Gedanken wurden wieder unklarer, der Schmerz stieg wie eine gigantische, rote Welle an…
„Nicht los lassen!“, bellte Ron, als er ihr Handgelenk in seiner Faust umklammerte und das Schwert von Gryffindor in ihre Hand presste. Sie sah, wie seine andere Hand mit der von Harrys zusammenstieß, sie sah mit so etwas wie höflichem Interesse, wie sich ihre Finger umschlangen. Aber sie wusste, dass es vorbei war. Das Letzte, was sie sah, bevor die Dunkelheit sie erfasste, war Bellatrix, die jetzt auf ihren Füßen stand und das silberne Messer, welches direkt durch die Luft auf sie zu flog.
Sie waren zu spät.
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