von Xaveria
Als die Dunkelheit kam, war sie verwirrt. Sie hatte ein Geräusch gehört, aber nicht den Einstich des Messers gespürt. Vielleicht bedeutete Tod ja Ende des Schmerzes, aber wenn das der Fall war, warum schmerzte dann alles so schrecklich? Sie dachte, sie wurde von Bienen zu Tode gestochen und ihre Gelenke… jeder einzelne Knochen… brannte. Und doch schien sie sich unweigerlich auf etwas zu zubewegen und da war ein Rauschen, ein wässriges Geräusch um sie herum, von dem sie überzeugt war, dass es ihr Blut ist. Seltsamerweise hörte sie Harry „Shell Cottage, Shell Cottage!“, schreien. Und das war lustig, denn das war genau der Ort, den sie und Snape für sie geplant hatten, allerdings konnte Harry das unmöglich wissen. Schon seltsam, was ein sterbender Verstand alles erfand, dachte sie. Dann, Wer wird es Snape erzählen?
Sie fiel hart auf den Boden und das Schwert fiel bei dem Aufprall aus ihrer Hand. Sie hörte das Geräusch von rennenden Füßen und ein leises Flüstern. „Shell Cottage befindet sich in Cornwall, am Stadtrand von Tinworth.“
Verwirrt blickte sie auf und sah ein fernes Licht in der Dunkelheit, dass wie ein kleines Haus auszusehen schien, dessen Tür offen stand, aber ihre Aufmerksamkeit wurde von der stechenden Angst in Harrys schreiender Stimme zurückgeholt. „Dobby! Dobby, nein! Nein – HILFE!”
Ron hatte ihre Hand losgelassen und mit ihren Armen zog sich über den harten Boden, rückte bis zu Harry heran, welcher über den Körper des kleinen Elf gebeugt saß. Der Griff des Silbermessers ragte aus seiner dünnen Brust heraus. Das ergab keinen Sinn – es hätte sie treffen sollen – sie hatte es kommen sehen, es war direkt auf sie zugeflogen. Sie hob ihren Blick und sah Luna, die zu ihnen hinübergelaufen kam, aber auch das ergab keinen Sinn, da Luna im Keller von Malfoys Manor war, weil Hermine sie nicht hatte retten können, sie gescheitert war.
Sie versuchte ihren Mund zu öffnen, um zu fragen, was hier los war, aber sie fand ihre Stimme nicht. Ein langer Schatten fiel über ihren Körper und sie hörte die Stimme flüstern. „Komm schon, Hermine, Arme hoch. Gutes Mädchen, dir wird’s gut gehen“ und starke Arme zogen sie hoch und hielten sie an eine Brust gedrückt, die ungewohnt roch. Sie begann zu treten – das war nicht, wen sie wollte. Wo war sie und was geschah hier? Und wenn das hier der Tod war, warum war es dann nicht netter? Warum wurden nur ihre Fehlschläge wie eine schreckliche Anschuldigung vor ihr aufgezählt – außer es war die Hölle?
Sie versuchte zu schreien, aber alles, was aus ihrer Kehle kam, war ein Wimmern und die Stimme, die sie wage kannte, beruhigte sie und sagte ihr, dass sie nur noch etwas länger aushalten müsste, dass sie ihr helfen würden… aber sie wusste nicht, wer sie waren und wenn das die Hölle war, dann wollte sie zurück zu ihren Freunden… bitte…
Und dann war da das Nichts.
***
Als Snape zurück in Hogwarts war, ging er, wie so oft in letzter Zeit, hinunter in den Kerker, in seine alten Gemächer, seine alten Lagerräume. Er hatte Zeit, kein Grund sich zu beeilen. Dobby würde sie nach Shell Cottage bringen und dann zu ihm zurückkehren. Es gab keinen Grund zu rennen, keinen Grund die Tür aufzuschmeißen und über die Schwelle zu stolpern, keinen Grund den violetten Fleck von Traumlosen Schlaf zu beobachten, wie es über den Steinboden lief, wo es aus seinen zitternden Händen geglitten war.
Snape zwang sich zu beruhigen. Das hier war eine Gelegenheit und er sollte sie als solche behandeln. Er könnte das nehmen, was sie heilen und ihr ein aufgefülltes Arsenal an Tränken bringen, wenn er sich nur genug beruhigen könnte, um das Nötigste einzusammeln. Murtlap, Diptam, Schlafelixir. Vielsafttrank, Schmerzmittel, Kontrazeptivum, Brandsalbe, Allzweck-Heilungstrank. Die Aufzählung beruhigte seine Hände und er packte seinen Mantel voll mit Fläschchen und Phiolen. Ja, er würde es ihr wie ein Geschenk bringen und sie würde wissen, dass es ihn schmerzte, sie dort zurückzulassen, sie würde wissen, dass er sich darum kümmerte, Bellatrix Lestrange umzubringen, dass… dass er… er würde es wieder gutmachen.
Er schritt in seinem Labor auf und ab. Wo war Dobby? Es war bereits mindestens eine halbe Stunde. Bestimmt waren sie nicht mehr im Manor? Ein kleiner Teil seines Verstandes begann die Möglichkeiten durchzugehen, während der Rest beruhigenden Schwachsinn sprach, den Dingen Zeit zu lassen und geduldig zu sein. Aber Panik brodelte unter seiner Haut und er konnte nicht sitzen, nicht planen, nicht denken.
Als eine Stunde verstrichen war, versicherte er sich, dass es jetzt ungefährlich war, zu rufen und er flüsterte: „Dobby.“
Nichts passierte.
Er riss seine Augen auf. Er versuchte es erneut. „Dobby!“
Als er keine Antwort erhielt, eilte er aus seinen alten Gemächern und rannte durch das Schloss. Er war noch immer getarnt, niemand konnte ihn sehen, aber einige Schüler blickten verwundert an die flatternden Wandteppiche, an denen er vorbeilief und einmal stieß er einen Ravenclaw Sechstklässler zur Seite, der aufschrie, aber er hielt nicht an, er rannte weiter, nahm gleich drei Stufen auf einmal, zog an den Wasserspeier, welcher bei seiner Berührung augenblicklich zur Seite trat. Er rannte die Wendeltreppe hinauf, verzehrt von den Gedanken Albus danach zu fragen, wo Shell Cottage angesiedelt war, auch wenn er im Unterbewusstsein wusste, dass ein Gemälde kein Geheimnisträger sein konnte und dass die Weasleys zum Zeitpunkt von Albus Tod noch nicht einmal verheiratet, geschweige denn, Hausbesitzer waren. Und doch, Albus würde es wissen – Albus musste es wissen, Snape würde ihn foltern, wenn er es denn musste. Dachte er etwa Snape wusste nichts über Folter?
Er erreichte die oberste Stufe, er hörte eine Stimme, ihre Stimme, genau wie in dieser einen längst vergangenen Nacht, wo sie sich unter der Treppe, auf ihn wartend, versteckt hatte und beinahe hätte er erleichtert aufgelacht. Er streckte beide Hände aus und begann nach ihr zu tasten, als er es wieder hörte. Flehend. Severus.
Es kam aus seiner Tasche.
Snapes Gedanken waren so verwirrt – hatte er noch gerade darüber nachgedacht, ein Gemälde zu foltern? – dass es ihm zuerst vollkommen logisch vorkam. Ja, sie war in seiner Tasche. Merlin, war sie die ganze Zeit dort gewesen? Dann ballte er seine linke Hand zu einer Faust und schlug so fest er konnte gegen die Steinwand. Es ertönte ein seltsames knirschendes Geräusch und flüssiges Feuer fuhren durch seine Knöchel, wühlte sich in seinen Ellbogen und er zog seine Hand zurück und presste sie gegen seine Brust. Aber der Schmerz hatte seine Aufgabe erfüllt, es hatte seinen Kopf geklärt und steckte seine gesunde Hand in seine Tasche und zog den Deluminator heraus.
Er fand uns mit einem Deluminator. Dumbledore hatte ihm einen in seinem Testament hinterlassen, flüsterte Hermine in seinen Kopf. Und Minerva fügte hinzu: Ich habe seine Stimme gehört und den Schalter betätigt.
Er drückte den Schalter mit seinen Daumen hinunter und augenblicklich stieg eine Lichtkugel von dem Gerät auf und schwebte direkt vor seinem Gesicht. Snape blinzelte zweimal, bevor er seinen Mund öffnete und tief einatmete. Er spürte die Wärme, als die Kugel in seinen Mund flog, der Druck, als sie sich in seine Brust setzte. Das Licht schien ihn mit einer Aufgabe und Ruhe zu erfüllen, die er ohne niemals gefunden hätte. Die Schutzzauber waren in seinem Schlafzimmer noch immer deaktiviert. Er konnte von dort aus gehen.
Er entfernte den Tarnzauber und öffnete die Tür zu seinem Büro. „Hallo, Albus“, sagte er milde, als er den Raum durchquerte.
Dann betrat er sein Schlafzimmer und drehte sich.
***
Aber es hatte nicht funktioniert. Snape tauchte in einen kleinen Wald an der felsigen Küste von Cornwall auf, genau wie er es Dobby beschrieben hatte, aber da war kein Haus, keine Gruppe verletzter Jugendlicher, kein Hauself, nichts, was darauf hindeutete, dass er den richtigen Ort gefunden hatte. Vielleicht war er nach Tinworth appariert, denn dort hatte er gehofft, würde sie sein. Denn es hätte bedeutet, dass sie es lebend dort raus geschafft hatte.
Aber sie lebte, beharrte sein Verstand. Sie lebte, denn er hatte ihre Stimme gehört. Irgendwo lebte sie und sie hatte nach ihm gerufen. Er nahm den Weg an der felsigen Küste entlang. Die salzige Luft hielt seine Gedanken ruhig und die Bewegung schien ihn davon abzuhalten auseinanderzubrechen. Er konnte nicht zurück zum Manor gehen, nicht, wenn der Dunkle Lord noch dort war, aber vielleicht konnte er sich draußen irgendwo verstecken und nach Zeichen Ausschau halten, die ihm sagten, was sich im Inneren abspielte. Und wenn er dann hineingehen musste, könnte er sich…
Snape kam zu einem frisch ausgehobenen und mit hellen Muscheln und Steinen belegten Grab. Am Kopf befand sich ein großer Stein, graviert mit den Worten: Hier liegt Dobby, ein freier Elf. Er sank neben der ausgehobenen Erde auf seine Knie.
Er betete nicht, aber etwas kam aus seinem Mund, ein Strom von sinnloser Reue und Dankbarkeit und beugte seinen Kopf tief über das Grab und flüsterte dem Elf tief unter der Erde zu: Wollte dich nicht darum bitten… so mutig… ein guter Elf… sie hat dich sehr geliebt… für immer dankbar…
„Professor Snape?“
Die Stimme erklang hinter ihm und er sprang erschrocken auf seine Füße, wirbelte wild herum.
Luna Lovegood stand vor ihm und sah schon fast himmlisch im Mondlicht aus.
„Miss Lovegood“, sagte er misstrauisch und hob leicht seinen Zauberstab.
Sie hob beide Hände hoch. Ihr Zauberstab steckte in der Tasche ihres Bademantels. „Ich bin ein Freund, Sir.“
Er nickte. Es herrschte ein Moment des Schweigens, als er sie anstarrte. „Sie haben es aus Malfoys Manor geschafft“, sagte er letztendlich.
„Haben wir alle“, sagte sie.
Er konnte das Zischen nicht unterdrücken, noch das keuchende Geräusch seiner Stimme, als er flüsterte: „Und Herm – Miss Granger?“
„Sie ist schwer verletzt. Fleur hat sie etwas versorgt, aber was auch immer passiert ist… wir wissen nicht, wie wir es behandeln sollen.“
„Der Cruciatus“, sagte er scharf. „Wo ist sie?“
„Im Haus“, sagte Luna mit einem vagen Wink hinter sich.
„Ich kann es nicht sehen, Miss Lovegood. Der Fidelius-Zauber. Ich gestehe, zuerst dachte ich, dass ich hier falsch wäre. Bis ich das hier gefunden habe“, sagte er mit einer Geste auf das Grab.
„Ich ertrage es kaum“, sagte sie freiheraus mit ihrer lustigen, leisen Stimme. „Als er heute kam und mir sagte, dass er gekommen war, um uns herauszuholen, da wusste ich es. Ich wusste, dass ich Sie im Keller gesehen hatte. Mr Ollivander meinte, es sei dunkel gewesen, dass es einen nach einer Weile täuscht, aber dieser Tag, als ich aufwachte, da hatte ich den komischsten Geschmack in meinem Mund und mein erster Gedanke galt dem Krankenhausflügel, als ich im ersten Jahr von der Quidditch-Tribüne gefallen bin. Ich grübelte und grübelte, versuchte mich daran zu erinnern, warum ich eingeschlafen bin, ob einer der Todesser da war und mich mit etwas betäubt hatte. Aber ich habe mich gut gefühlt. Stärker, wie schon seit langen nicht mehr. Und ich habe ständig Dobby in meinem Kopf gesehen, seine kleine Hand, die nach Ihrer griff.“
Snape konnte nicht sprechen.
„Und als er dann heute kam, sagte er, dass ich mutig sein musste, dass er mich in Sicherheit bringen würde. Ich sagte ihm, ich würde lieber bleiben, bis Harry und die anderen draußen sind, aber er sagte, der Befehl lautete, mich zuerst zu retten. Er wusste, dass ich dort unten war. Es war nicht nur in meinen Kopf.“
„Nein, war es nicht, Miss Lovegood“, antwortete Snape steif.
„Er starb gerade, als sie hier ankamen“, sagte sie. „Ich glaube, er wusste es… ich hoffe, dass er wusste, dass sie es geschafft haben.“ Ihre Hand strich über ihre Wange.
Snape wusste nicht, wie er auf ihre Tränen, auf irgendetwas von dem hier, antworten sollte.
„Miss Lovegood“, sagte er hilflos. „Ich will Hermine heilen.“
„Ja. Ja, ich dachte, dass Sie das wollen. Sie ist in meinem Zimmer, wissen Sie. Sie ist… sie fantasiert. Sie sagt ihren Namen.“
Er dachte an den Deluminator. Severus, hatte sie gesagt. „Hat jemand--“
„Nein, natürlich nicht. Ich habe das Zimmer mit einem Schweigezauber belegt, bevor ich nach Ihnen gesucht habe.“
Sie hatte nach ihm gesucht?
Lunas Gesicht schmolz in einen äußerst seltsamen Ausdruck von Mitgefühl. „Sie haben mir Hilfe geschickt. Und sie kennt offenbar Ihr Geheimnis. Ich wusste, dass Sie sie nicht so einfach zurücklassen würden. Professor Snape, Sie müssen sich tarnen, damit ich Sie ins Haus bringen kann.“
„Aber die anderen--“
„Harry ist bei Griphook, dem Kobold. Die anderen sind im Bett. Fleur hat eine Runde Feuerwhisky ausgeschenkt. Ich habe gesehen, wie sie etwas Violettes hineingetan hatte. Ich habe es nicht getrunken.“ Sie verstummte. „Ich glaube, ich kann Sie nach oben bringen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht das Geheimnis sagen kann, Professor, aber ich bin keine Geheimniswahrerin.“
„Nein. Nein, natürlich nicht.“ Er stand bewegungslos da.
„Der Tarnzauber, Sir“, sagte sie sanft.
Snape hob seinen Zauberstab. Am Rande bekam er mit, dass er Befehle von Luna Lovegood annahm, aber es war belanglos. Sie würde ihn zu Hermine führen. Er vollführte den Zauber.
Luna bot ihm ihre schmale, weiße Hand an und er nahm sie, folgte ihr fast blind zurück die Küste entlang, einmal quer, über was wie ein leeres Moor aussah und in das Haus. Es war eng und warm im Inneren und sah wie ein Haus aus, was wie für zwei Menschen geschaffen war, und auf einmal dazu gezwungen wurde, weitaus mehr zu beherbergen. Schuhe überfüllten den Flur und Geschirr stand gestapelt in der Spüle. Jeder war offenbar eilig ins Bett verschwunden. Luna führte ihn an einem kleinen Wohnzimmer, in dem ein kleines, zurückgelassenes Feuer im Kamin loderte, vorbei und eine wackelige Treppe hinauf. Als sie oben ankamen, hörte er leise Stimmen hinter einer Tür, die kehlige Stimme eines Koboldes. Sie bewegten sich geräuschlos den Flur entlang und Luna zog ihren Zauberstab aus ihrer Tasche und tippte damit an eine Tür. Sie öffnete sich vor ihr und er folgte ihr ins Zimmer und sah dabei zu, wie sie die Tür schloss und wieder versiegelte. Er fügte seine eigenen Schweigezauber hinzu und ging hinüber zu dem kleinen, schmalen Bett, auf dem Hermine unruhig lag.
„Ich – ich würde Sie gerne mit Ihrer Arbeit alleine lassen“, sagte Luna, „aber ich weiß nicht, wo ich hingehen soll und ich weiß nicht, wie ich erklären soll, dass es ihr besser geht, ohne dass ich es gewesen bin.“
Snape wandte sich von Hermine ab und betrachtete das Lovegood-Mädchen, als ob er sie zum ersten Mal sehen würde. Er hatte sie immer als derartig… unkonzentriert, so seltsam empfunden, ihre Zaubertränke waren abgründig und doch lag da eine Seelenruhe unter dem Druck, eine Stärke. Sie war eine gute Planerin. Eine gute Verbündete.
„Sie brauchen nirgends hingehen, Miss Lovegood. Ich kann Ihnen einen Trank zum Einschlafen geben, wenn Sie sich ausruhen möchten. Ich… ich stehe in Ihrer Schuld.“
Sie betrachtete ihn einen Moment. „Und Sie werden keine Hilfe brauchen?“
„Mir wird’s gut gehen. Schlafen Sie ruhig, wenn Sie möchten.“
„Dann werde ich den Trank nehmen. Danke, Sir.“
Snape fühlte in seiner Tasche nach dem Traumlosen Schlaf und zog einen Löffel heraus. Er zählte fünf Tropfen ab und reichte ihn ihr. Sie zögerte nicht, sondern nahm die Dosierung und legte sich auf ihr Bett.
„Danke, Miss Lovegood“, flüsterte er, aber sie hatte bereits ihre Augen geschlossen.
Er drehte sich zurück zu Hermine. Sie hatten ihre Kleidung entfernt und sie in ein sauberes, weißes Laken gewickelt. Er nahm ihre Hand und untersuchte sie. Die Haut war verheilt, aber da lag noch immer etwas Fremdes darunter. Es sah so aus, als ob Fleur Weasley ihr den Heilungstrank gegeben hatte, ohne vorher die Wunde zu säubern. Das Licht war hell im Zimmer und Snape schaltete alle Lampen bis auf die rechts neben dem Bett aus. Er schwang seinen Zauberstab über ihren Körper und Nebel stieg auf, schwebte über ihr. Er sah, wie sich die Farben von Rosa in ein krankes grün, dunkles gelb umschlugen – abstoßende, anschuldigende Farben. Über ihren Fußknöchel verfärbte sich die Wolke in ein dunkles und aufgewühltes blaurot.
Snape setzte sich auf die Bettkante und tippte ein Fläschchen Schmerzstiller in ihren Mund. Er massierte ihren Hals, um sie zum Schlucken anzuregen. Einige Tropfen von Traumlosen Schlaf tropften unter ihre Zunge und hörte das leichte Schnappen ihrer Lippen, was er durchaus ermutigend fand. Einige der Falten auf ihrer Stimme entspannten sich und er hoffte, dass ihr Kopfschmerz nachließ. Er kannte den aufblühenden Kopfschmerz durch den Cruciatus nur allzu gut
Ihr Haar lag verfilzt auf dem Kissen und seine Hand strich es ihr aus ihrem Gesicht, als er etwas Spitzes spürte, was in seine Hand stach. Glas. Ihr Haar war voll mit Glassplitter. Wer waren diese Idioten, die sich um sie kümmerten? Sicherlich war das, was er unter ihrer Haut spürte auch Glas. Er freute sich nicht gerade auf das, was folgen würde, aber es musste getan werden. Er hob seinen Zauberstab und errichtete einen Schildzauber zwischen Hermine und ihm selbst.
„Accio Glas!“, sagte er. Hunderte von Splitter prallten gegen das Schild, bevor sie zu Boden fielen. Snape ließ sie schnell verschwinden und wandte sie geschwind wieder an Hermine. Ihre Haut war an mehr Stellen, als er zählen konnte, aufgerissen. Er legte seinen Umhang ab und drehte ihn herum, wo sich in den Innentaschen mehrere Zaubertränke befanden. Er legte sie auf das Bett und fuhr mit seinen Fingern über die Fläschchen und wählte eine schmale Flasche mit Diptam. Er öffnete sie mit seinen linken Daumen und für einen Moment überlegte er, warum es so sehr schmerzte. Ah ja, die Wand, dachte er und hielt inne, um selbst einen Schluck von dem Schmerztrank zu nehmen. Er konnte sich um seine Hand kümmern, wenn er mit ihr fertig war. Mit ein paar Tropfen von Diptam auf seinen Fingerspitzen folgte sein Zauberstab seinen Fingern, als er versiegelte und glättete, versiegelte und glättete. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er ihrem Gesicht, benutzte vielleicht etwas mehr Diptam, als er für gewöhnlich benutzen würde, um sicherzustellen, dass sich keine Narben bildeten. Ein paar verdammte Tränen waren aus ihren Augen ausgetreten, als er das Glas entfernt hatte und vorsichtig öffnete er ein Auge und dann das andere, um nach Abschürfungen zu sehen und tropfte einen einzigen Tropfen in ihr linkes Auge. Glücklicherweise schien es nicht das Auge selbst, sondern der Tränenkanal, der geschnitten worden war.
Snape arbeitete sich systematisch ihren Körper hinunter, drehte sie dann herum, um ihren Rücken zu offenbaren, wo das Glas tiefere Schnitte hinterlassen hatte. Er arbeitete sich über ihre Beine, als er zum ersten Mal die Verkrampfung sah. Fest umpackte er ihre Wade mit beiden Händen und massierte den Muskel, bis er sich wieder entspannte, arbeitete seine Finger ihr Bein hinunter bis zu ihrem Fuß, welchen er zog und rieb und sie dazu zwang, ihre Zehen zu biegen. Sobald er mit dem einen Bein fertig war, begann das andere Bein und er bemerkte, wie sich ihre rechte Hand zu einer Faust ballte. Er belegte seine Hände mit einem Wärmezauber und setzte seine Arbeit mit seinen Fingern fort, knetend und ziehend, zwang ihre Muskeln sich zu entspannen.
Als er arbeitete, dachte er an ihre Hände, diese Hände, die er in den seinen hielt, wie sie vor so langer Zeit, dass es fast ein anderes Leben war, an seinen Körper gearbeitet hatten. Er hatte nur wenige Erinnerungen an diese langen Tage und Nächte, nur traumartige Ausschnitte, wie er neben ihren ausgestreckten Körper aufgewacht war, die Kälte eines Lappens auf seiner Stirn gespürt hatte, der Druck ihrer Fingerspitzen, als sie einen Eiswürfel über seine Lippen gerollt hatte. Dumbledore hatte sie dort allein gelassen. Er dachte, dass er jetzt verstand, warum dieser alte, aufdringliche Mistkerl es getan hatte, da es für ihn unmöglich war, noch mehr für dieses Mädchen zu fühlen als noch vor einer Stunde und doch, während er versuchte ihr den Schmerz zu nehmen, hatte er das Gefühl, dass sein Herz von seiner Liebe zu ihr zerbersten würde. Was auch immer Dumbledore gesagt hatte, er musste gewusst haben, was er tat. Er versuchte wütend zu sein, sich manipuliert und hintergangen zu fühlen, aber in diesem Augenblick verspürte er nichts anderes als Dankbarkeit.
Er nahm ihren linken Knöchel in seine Hände und tastete vorsichtig die Knochen ab. Es würde schwierig werden ihn wieder zu richten. Er erinnerte sich an die unglaubliche Fürsorge mit der sie seine gebrochenen Finger geheilt hatte und es tat ihm schrecklich leid, dass er ihr nicht dieselbe Sorgfalt entgegenbringen konnte. Aber er konnte diese Knochen nicht einfach wieder richten, und wie sie sich anfühlten, fürchtete er, dass man ihr Skele-Wachs verabreicht hatte.
„Entschuldige“, flüsterte er und zog fest an ihrem Knöchel. Er spürte ein übles Schleifen in dem Gelenk und er zog erneut und verspürte das Einrasten, auf das er gehofft hatte. Er hatte keinen Abschwelltrank bei sich, um die Schwellung zu behandeln und so riss er etwas von dem Laken ab, um es fest um ihren Knöchel zu binden. Er wollte die Knochen nicht mit einem Zauber richten, aber sie würde gleich wieder laufen müssen – sie hatte keine Zeit zur Erholung. Wenn der Krieg vorbei war, dann konnte sie nach St. Mungos gehen, damit es ihr erneut gebrochen und richtig gerichtet werden konnte.
Behutsam drehte er sie wieder auf ihren Rücken. Er wählte das letzte Fläschchen aus seinem Umhang und nahm ihre linke Hand, zog den Ring von ihrem Finger. Augenblicklich warf sie ihren Kopf auf den Kissen hin und her und sie begann zu wimmern.
„Shhh. Hermine“, sagte er, „ich bin’s nur. Das wird nur eine Sekunde dauern.” Er schmierte Brandsalbe auf ihren Ringfinger, massierte sie sanft in ihre Haut ein, bevor er den Ring wieder ansteckte und sie sich beruhigte.
Letztendlich nahm Snape Hermines abgelegte Kleidungsstücke auf und schüttelte das Glas heraus. Er griff in ihre Hosentasche und zog mit Erleichterung den Schlüssel und die Haarsträhne, die er ihr in Malfoy Manor gegeben hatte heraus. Als sich Hermine zurückgeworfen und Bellatrix Lestrange aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, stand Snape hinter ihr und die Verwirrung hatte ihm die Gelegenheit nach der Kette und einer Haarsträhne von Bellatrix zu greifen. Er legte die Sachen behutsam auf den Nachttisch und ließ den Kleiderhaufen am Fußende bei seinem Umhang liegen. Er schnappte sich die perlenbesetzte Tasche vom Boden, steckte die restlichen Zaubertränke in die Tiefen ihrer Tasche und legte sie auf den nahestehenden Stuhl ab.
Nachdem er überprüft hatte, dass Miss Lovegood auch wirklich tief und fest schlief, zog er seine Schuhe aus und legte sich auf das viel zu kleine Bett neben Hermine. Sie hatte ihre Knie wieder angezogen und er zog sie mit seinen Händen nach unten, fing ihre Beine zwischen den seinen ein und streckte mithilfe seines Körpers ihren. Sanft drehte er sie in seinen Armen und rieb über ihre angespannten Rückenmuskeln. Als er spürte, wie sie sich im natürlichen Schlaf entspannte, presste er eine Hand zwischen ihre Brüste, wo er ihren Herzschlag spüren konnte. Er war stark und gleichmäßig. Ihr Kopf hatte sich tiefer in seine Halsbeuge geschoben und er verlagerte leicht sein Gewicht, um sich ihrer neuen Position anzupassen. Die Gefahr war vorbei. Sie erholte sich.
Snape lag für einige Stunden wach, lauschte ihrer Atmung. Gelegentlich scharrten ihre Hände gegen die Laken und einmal begann sie sich heftig in seinen Armen zu winden, aber er flüsterte ihr so lange zu, bis sie wieder ruhig schlief. Am Ende atmete er tief durch, bis er sich ihren angepasst hatte und folgte neben ihr in einen leichten Schlaf.
„Professor Snape.“ Eine zögerliche Stimme rief ihn zurück an die Oberfläche. „Professor Snape!“
Er blickte auf, um eine nervöse Luna Lovegood neben dem Bett stehen zu sehen. Er schielte hinüber zum Fenster. Der Himmel war noch immer dunkel, aber nicht mehr lange.
„Miss Lovegood“, sagte er trüb. „Geht es Ihnen gut?“
„Ich bin gerade aufgewacht. Es – Es ist kurz vor Sonnenaufgang, Sir. Ich denke, ich sollte Sie aus dem Haus bringen.”
Snape schob Hermine sanft aus seinen Armen und schwang seine Beine über die Bettkante. Seine gesamte linke Seite war eingeschlafen. Er stand auf und legte seinen Umhang reizlos an. Hermine war nicht aufgewacht. Er würde sich nicht von ihr verabschieden können, um ihr zu sagen…
Er beugte sich über sie und strich ein letztes Mal durch ihre Haare. „Hermine“, flüsterte er. „Ich muss jetzt gehen--“
„Professor, bitte beeilen Sie sich!“
Er stand auf und nahm Lunas ausgestreckte Hand. Sie bewegte sich schnell durch das Haus und hinaus durch die Tür, schon fast rennend, als sie den Rand des Eigentums erreichte.
„Es tut mir leid, Professor“, sagte sie. „Danke für alles.“
Er ließ ihre Hand los. „Ich danke Ihnen, Miss Lovegood.“
„Passen Sie auf sich auf“, sagte sie und er nickte.
Er beobachtete, wie sie zurück durch das Moor lief und in dem Zauber verschwand.
***
Hermine erwachte, als Luna zurück ins Zimmer kam, barfuß und mit Dreck beschmiert, in ihren Armen hielt sie etwas, was wie Blumenzwiebeln aussah.
„Was machst du da?“, fragte sie sich aufsetzend. Sie zuckte bereits bei dem erwarteten Schmerz zusammen, aber nichts kam. Ihr Kopf pochte leicht und ihre Haut war wund und angespannt, aber nichts von dem blinden Schmerz, den sie noch die Nacht zuvor verspürt hatte, war mehr da. „Was ist los? Wo sind wir? Wie bist du hier hergekommen?“
Luna legte die Zwiebeln auf den Boden neben ihrem Bett ab und setzte sich dann neben Hermine.
„Dobby ist zu mir gekommen“, flüsterte Luna. „Gerade als ihr kamt. Er hat Dean und Mr. Ollivander und Griphook ebenfalls mitgenommen. Er hat uns nach Shell Cottage gebracht. Dann ist er wieder zurück zu euch gegangen.“
Shell Cottage… Also hatte Snape Dobby losgeschickt. Der Teil von diesem Plan hatte funktioniert. Aber etwas zerrte an ihren Erinnerungen, etwas halb vergessenes… Dobby…
„Ich kann mich nicht wirklich erinnern gestern Nacht hier hergekommen zu sein“, sagte sie. „Ich erinnere mich im Manor zu sein --- und dann dachte ich, dass ich sterben würde – ich habe ein Messer gesehen… Luna, wo ist Dobby?“
„Hermine“, flüsterte Luna so traurig, dass sie es bereits wusste.
„Oh, nein. Nein, das kann nicht stimmen. Das ist nicht wahr, Luna. Das darf nicht wahr sein.“
Luna legte einen Arm um Hermine und wiegte sie sanft. „Harry hat ihn draußen im Garten beerdigt, wo er die Wellen des Meeres hören kann. Er ist jetzt frei, Hermine. Ist schon okay. Er wird jetzt immer das Meer hören und wissen, dass er frei ist.”
Hermine schluchzte leise. Luna flüsterte ihr weiter zu. „Professor Snape war letzte Nacht hier. Ich habe ihn draußen bei Dobbys Grab gefunden. Ich habe ihn schon einmal zuvor in Malfoy Manor gesehen. Mr. Ollivander meint, dass ich es nur geträumt habe, aber ich wusste, dass er dort gewesen ist. Obwohl es recht merkwürdig war, sich vorzustellen, dass Professor Snape da war, um uns zu retten. Aber er war es. Er hat Dobby geschickt, um uns aus dem Keller zu befreien. Daddy sagt immer, dass du weißt, ob du einen Menschen vertrauen kannst, wenn seine Elfen ihm vertrauen. Ich denke Dobby hatte Professor Snape vertraut, glaubst du nicht auch?“
Hermine nickte niedergeschlagen in Lunas Schulter. Dobby hatte Professor Snape vertraut. Dobby hatte ihr vertraut.
„Und dann kam er, um dich zu heilen. Er war die ganze Nacht hier bei dir. Jede Minute. Jede einzelne Minute“, wiederholte sie und ihre Stimme ließen die Worte wie ein Schlaflied klingen, als sie Hermine vor und zurück wog. „Ich habe ihn gerade eben hinausgebracht. Als er reinkam, sah er aus, als ob er in ein Nest voller Acromantulas gefallen war. Ich schätze, so sieht Liebe aus, wenn man verängstigt ist.“
Hermine schluchzte nur noch stärker. Er war hier gewesen und sie hatte es nicht gewusst. „Ging es ihm gut?“, würgte sie.
„Ihm ging’s gut. Ihm ging es gut“, summte Luna.
„Luna…“, flüsterte sie.
„Ist in Ordnung… dir geht’s gut.“
„Harry und Ron?“
„Ihnen geht es beiden gut. Du musst so mutig gewesen sein, Hermine. Du warst in einen schrecklichen Zustand, als du hier ankamst. Wir hatten solch eine Angst.“
Jede weitere Gefühlswelle drohte sie nur noch weiter in die Dunkelheit hinabgleiten zu lassen. Luna wusste von Snape. Irgendwie wusste sie es. Hermine versuchte Trost in den Armen von jemandem zu finden, der ihr Geheimnis teilte, der das Herz ihres Mannes kannte, aber wieder kehrten ihre Gedanken zu Dobby zurück. Sie waren erfolgreich. Harry hatte jetzt die Herrschaft des Zauberstabes und sie waren lebend zu Bill und Fleur gelangt. Harry hatte jetzt eine Chance. Aber Dobby… sie hatte ihn genauso gewissenslos in den Tod geschickt, wie Dumbledore es bei Harry tun wird. Sie hatte um seine Hilfe gebeten, hatte ihn zu diesem fürchterlichen Haus geführt und er hatte das Messer, welches für sie gedacht war, abgefangen. Sie zitterte in Lunas Armen.
„Was habe ich getan, Luna? Was habe ich nur getan? Ich wollte nicht, dass er stirbt.“
„Dobby war ein freier Elf, Hermine. Du hast ihn zu nichts gezwungen.“
„Doch habe ich! Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre er gar nicht erst gekommen. Ich habe es geplant. Ich habe die Idee in Harrys Kopf gepflanzt. Ich habe um Dobbys Hilfe gebeten.”
„Wenn du ihn gefragt hast, dann hatte er eine Wahl.“
„Nein“, sagte sie.
„Doch“, erwiderte Luna bestimmt. „Ich weiß nicht, warum du dorthin gehen musstest, Hermine, aber was auch immer der Grund war, du warst sehr mutig es zu versuchen. Und jetzt musst du nur noch ein bisschen länger mutig bleiben.“
Nur noch ein bisschen länger mutig bleiben. Nur noch ein bisschen länger mutig bleiben. Hermine fühlte sich nicht sonderlich mutig. Sie wollte sich am liebsten in dieses weiße Laken, welches von Lunas erdigen Händen dreckig war, einrollen und sterben, aber sie wusste, dass Luna Recht hatte. Sie hatte Snape um dasselbe gebeten. Es musste noch viel erledigt werden. Plötzlich erinnerte sie sich an den Schlüssel, den Snape ihr in die Hand gedrückt hatte. Sie riss ihren Kopf von Lunas Schulter hoch und sah ihn auf ihren Nachttisch liegen. Harry hatte die Herrschaft über den Zauberstab und sie hatte den Schlüssel zu Bellatrixs Schatzkammer.
„Kannst du stehen?“, fragte Luna.
Zitternd stand Hermine auf. Ihre Fußknöchel schmerzten höllisch, aber sie konnte stehen.
„Lass uns zu den anderen gehen“, sagte Luna.
Hermine hob die Laken hoch, als sie zum Stuhl ging und ein paar Kleidungsstücke aus ihrer Tasche zog. Luna drehte sich um, während sie sich anzog und aus ihrem Augenwinkel heraus, sah Hermine, wie sie ein Glas Wasser herbeizauberte. Luna stopfte mit ihrem Zauberstab einige der Zwiebeln auf den Boden des Glases.
„Du hast noch immer deinen Zauberstab?“, fragte Hermine. Es fühlte sich falsch an sich anzuziehen, ohne ihren Zauberstab in ihre Tasche zu stecken. Sie fühlte sich sehr klein und hilflos ohne ihn.
„Nein, der gehört Fleur. Sie hatte ihn für den Fall, dass ich in der Nacht irgendwelche Zauber auf dich legen muss, hier gelassen.“
„Oh… Luna, was werden wir sagen, was letzte Nacht passiert ist?“
„Mach dir keine Sorgen. Ich werde mich darum kümmern.“
***
Harry saß mit einer Tasse Tee am Küchentisch. Ron stand gegen die Küchenzeile gelehnt und sie führten ein ernsthaftes Gespräch, als Hermine den Raum betrat. Augenblicklich stand Harry auf und lief zu Hermine hinüber, um sie fest in seine Arme zu schließen. „Danke Gott“, sagte er. „Ich war mir nicht sicher…“
„Mir geht’s gut“, sagte sie und streckte einen Arm aus, um Ron in ihre Umarmung einzuschließen. Die Drei standen einen Moment zusammen und Hermine spürte, wie etwas von ihrer Kraft zurückkehrte. Als sie sich trennten, sah sie, wie Luna sie von der Tür aus beobachtete und sie wünschte sich, dass sie ihre Pläne mit ihr teilen konnten. Zum ersten Mal wünschte sie sich, dass sie ihre Geheimnisse erzählen könnte.
„Hermine“, sagte Ron. „Du siehst… Was ist passiert? Als du gestern ins Bett gelegt wurdest, da warst du noch ganz…”
„Ich habe ihr Spulenwurzel gegeben“, sagte Luna heiter. „Ich hoffe, Fleur hat nichts dagegen – ich musste ihren Garten etwas auseinandernehmen.“
Ron wandte sich mit einem Ausdruck mit amüsierter Überraschung an Luna. „Luna, mit all dem, was gestern Abend passiert ist, bin ich nicht dazu gekommen dich zu fragen, aber wie bist du hierhergekommen?“
„Ich war im Keller von Malfoy Manor“, sagte Luna. „Mr. Ollivander war auch dort. Als wir die Aufruhr oben gehört haben, tauchte Dobby auf und sagte uns, dass er uns in Sicherheit bringen würde. Ich wollte nicht gehen, aber er versprach mir, für euch zurückzukommen.“
„Dobby war bereits da?“, fragte Harry ungläubig. „Aber das bedeutet ja…“
Hermines Herz machte einen Aussetzer.
„Jemand hilft uns“, schrie Harry fast. „Als wie im Keller waren, haben wir Dobby gerufen und er kam und hat Dean und Griphook mitgenommen. Wir haben ihm gesagt, dass er sie hierhin bringen sollte, dass es sicher sein würde, dass das Haus unter dem Fideliuszauber steht – aber er hatte Luna und Mr. Ollivander bereits hergebracht! Und gleich, nachdem er verschwunden war, kam Wurmschwanz runter – und ich schwöre dir, Hermine, es war so, als ob ich irgendein Schild umhätte, aber ich kann es nicht gewesen sein, richtig? Denn das Schild verschwand von dir und Ron erst als Bellatrix den Finite Incantatem zauberte. Wurmschwanz hat nach mir mit dieser silbernen Hand gegriffen, die er bekommen hatte und er konnte mich nicht damit berühren. Es war wie… wie, als ob er mich nicht berühren konnte und dass es ihn stattdessen…“ er sah, ziemlich krank bei diesem Gedanken aus. „… erwürgte.“
„Was?“, rief Hermine.
„Dann habe ich seinen Zauberstab genommen und wir sind hochgerannt und ich habe mit Draco gekämpft.“ Er schielte hinüber zu Luna und Hermine nickte. „Aber auch da sah es so aus, als ob er mich nicht berühren konnte. Die Flüche… sie schienen einfach so abzuprallen.“
„Harry, ich bin mir sicher, dass es so ausgesehen hat, aber ich etwas davon gesehen. Du hast dich wirklich sehr gut geschlagen-“
„Hermine, aber ich sage es dir. Er konnte mich nicht treffen – und er hat es versucht. Und dann kam Dobby wieder zurück. Ich habe ihn nicht gerufen. Du etwa?“
„Ich habe ihn nicht gerufen“, sagte Ron. „Ich habe noch immer mit Narzissa gekämpft.“
„Ich – ich weiß nicht“, sagte Hermine. „Ich war – ich konnte dem Allen nicht besonders gut folgen--“
„Und wer hat Draco mit dem Verwirrungszauber belegt?“, schrie Harry. „Niemand von uns hatte zu diesem Zeitpunkt einen Zauberstab gehabt! Ich glaube, jemand hilft uns. Ich denke, jemand ist auf unserer Seite.“
Hermine schielte zu Luna, aber sie starrte träumend an die Decke.
„Jemand ist auf unserer Seite“, wiederholte er.
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