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Fanfiction

Second Life - 36

von Xaveria

Als er das Gelände von Hogwarts betrat, war die Sonne nur noch ein Schimmern am Horizont. Er hatte noch nicht das Schloss betreten, als sein Mal zu brennen begann. Hatte es irgendwelche Beweise für seine Anwesenheit im Malfoy Manor gegeben? Etwas, warum der Dunkle Lord ausgerechnet ihn rufen sollte? Denn es war ein persönlicher Ruf, der in seinem Unterarm glühte und er hielt inne, um sich wieder umzudrehen und seine Gedanken unter einer dicken Decke der Dunkelheit zu verstecken. Dann eilte er wieder zu den Toren auf den Weg zum Apparationsplatz.

Aber das war nicht nötig. Voldemort stand an den Toren, seine silbernen Roben lebten in der leichten Brise.

„Severus“, sagte er. „Ich wünsche, eingelassen zu werden.“

„Mein Herr“, sagte Snape mit einem leichten Neigen. Er zog seinen Zauberstab und begann damit die Zauber aufzuheben. „Ihr hättet sie durchschreiten können, wisst Ihr“, murmelte er. „Ich habe hier nichts, was Euch gehindert hätte.“

Der Dunkle Lord lachte leicht. „Es gibt nichts, was du auffahren könntest, was mich aussperren könnte, wenn ich mit Gewalt eindringen wollen würde. Jedoch sind wir Freunde, nicht wahr, Severus? Und Freunde klopfen, wenn sie das… Haus des jeweils anderen betreten wollen.“

„In der Tat, mein Herr. Und ich ehre Eure Freundschaft über alles.“

„Ich habe hier etwas zu erledigen“, sagte Voldemort, glitt an ihm vorbei und wandte sich den südlichen Weg zu. „Lass mich alleine. Ich denke, ich werde dich schon bald rufen.“

„Sehr wohl, mein Herr. Mögen wir uns bald wiedersehen.“

Snape drehte sich wieder zum Schloss um und kletterte die Stufen zum Haupteingang hoch. Als er zurückblickte, war Voldemort verschwunden. Aber er war in Richtung See gegangen, zum Grab. Zum Zauberstab.

Als Snape das Büro des Schulleiters betrat, wartete Dumbledore bereits in seinem Gemälde, diesmal machte er sich keine Mühe seinen Schlaf vorzutäuschen.

„Dumbledore“, begann Snape, auch wenn er nicht in die Richtung des Porträts blickte. Irgendwie war es so den alten Zauberer anzusehen, als ob er ihn in seiner Ruhe stören würde…

„Severus“, sagte Dumbledore, in seiner Stimme eine leise Anschuldigung. „Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie der Schulleiter dieser Schule sind? Dass Sie Aufgaben haben…“

Snape wirbelte zu dem Portrait herum, jegliche Trauer vergessen. „Sie finden Mängel in meiner Leistung?“

„Mehr als zwei Dutzend Schüler sind seit den Weihnachtsferien aus dem Unterricht verschwunden und Sie haben es nicht einmal angesprochen. Stellen Sie sich nur meine Überraschung vor, als ich sie im Raum der Wünsche gefunden habe, wie sie dort wie Kriegsgefangene lebten. Wenn ich nicht ein Gemälde meiner Schwester im Schloss entdeckt und sie besucht hätte… Einige von ihnen sind verletzt, Snape. Andere wurden gefoltert. Sie sind für die Sicherheit dieses Raumes aus der Schule geflohen und Sie haben nichts getan, nichts gesagt. Liegt es daran, dass Sie es nicht bemerkt haben oder dass man Sie nicht informiert hat? Sie wurden seit einigen Wochen nicht mehr gerufen und doch sind Sie ständig abwesend. Anträge für Nachsitzen kommen rein und Sie tun nichts. Ist es da ein Wunder, dass die Carrows die Disziplinarverfahren in ihre eigene Hände nehmen? Wie lange, bevor sie Voldemort berichten, dass sein Schulleiter das Interesse an dieser Schule verloren hat?“

Snape stand kurz vorm Explodieren. „Welche meiner Arbeiten kritisieren Sie, Albus? Meine Verpflichtungen dem Dunklen Lord oder Ihnen gegenüber?“

„Beide.“

„Verstehe.“

„Wo gehen Sie hin, Severus? Was planen Sie?“

„Welche Pläne könnte ich wohl schon haben? Sie haben quasi mein Leben beendet. Im Moment versuche ich einfach nur, so lange wie möglich am Leben zu bleiben.“

„Ich verstehe nicht, wie das zu etwas gut sein soll, wenn Sie nicht Ihre Rolle spielen. Es geht um mehr in diesen Krieg als drei Kindern in einem Zelt.“

Snape starrte das Gemälde geradewegs an. Ein leichtes Zucken in seinem Kiefer, aber er schwieg.

„Und haben Sie überhaupt schon darüber nachgedacht, wie Sie Harry von seiner Aufgabe berichten wollen?“

„Dumbledore, ich kann mir kaum vorstellen, dass ich--“

„Haben Sie? Denn die Zeit ist bald da, Severus. Selbst ich kann die Anzeichen sehen, die Anspannung. Sie müssen sich vorbereiten. Sie können sich nicht vor dem, was kommt, verstecken. Sie müssen sich so verhalten, als ob sich nichts verändert hat.“

Verhalten, als ob sich nichts verändert hat. Voldemort war nach Hogwarts gekommen, um Dumbledores Grab zu schänden und der alte Mann sagte ihm, er sollte sich verhalten, als ob sich nicht verändert hätte. Innerlich seufzte er. Er vermutete, dass sich in Wahrheit kaum etwas geändert hatte.

„Der Dunke Lord ist heute Abend auf dem Gelände. Ich denke, wir wissen beide, warum er hier ist“, sagte er erschöpft und drehte sich zu seinen Schlafzimmer um.

„Severus!“, sagte Dumbledore, aber Snape schloss die Tür hinter sich.

Wut brodelte in seinem Bauch, auch wenn er nicht wusste, ob sie gegen sich selbst oder Dumbledore gerichtet war. Der alte Zauberer hatte natürlich recht. Er hatte seine Pflichten an der Schule vernachlässigt. Seit dem Tag, an dem Minerva ihn in ihr Büro beordert hatte, war er nicht mehr zu einer Mahlzeit in der Großen Halle erschienen oder hatte eine Personalversammlung einberufen und hatte irgendwie nicht mitbekommen, dass Schüler verschwanden. Kindern waren verletzt worden und er hätte auf sie aufpassen sollen.

Aber nichtsdestotrotz war er wütend. Welches Recht hatte die Welt das von ihm zu verlangen? Er konnte nicht alles tun, überall gleichzeitig sein. Wie ist es dazu gekommen, dass er so vielen Leuten etwas schuldete? Er setzte sich auf das Bett.

Er musste sich ausruhen. Müdigkeit rann durch sein Blut und er verspürte in sich nicht mehr die Kraft seine Augen offen zu halten, und schon gar nicht konnte er sich jetzt mit den Papierstapeln auf seinen Schreibtisch kümmern. Anträge auf Nachsitzen konnten noch zwei weitere Stunden warten. Dann vielleicht einen Besuch bei den Carrows, um sie daran zu erinnern, wer die Leitung der Schule besaß.

Aber selbst, als er schlummerte, türmte sich seine wahre Aufgabe, dunkel und vorhersagend hinter seinen Augen in seinem Kopf. Irgendwie musste er einen Weg finden Potter die Wahrheit zu offenbaren, ihm zu zeigen, was sich am Ende seiner Reise befinden würde, der letzte Schritt, der bereits seit seinem ersten Lebensjahr geplant war. Irgendwie musste er einen Weg finden Lilys Sohn zu sagen, dass er sterben würde.


***

Hermine stand in einer seltsamen und ramponiert aussehenden Schlange in dem oberen Flur von Shell Cottage, während ihr Haar in einer weichen Wolke um sie herum trocknete. Es war die erste Dusche seit sie Grimmauldplatz verlassen hatten und jeder Tropfen hatte sich himmlisch angefühlt. Hermine hatte ihre Haare gewaschen und sie dann noch einmal gewaschen, trotz dieser unbändigen Masse, zu der es werden würde, einfach nur, weil sie es genoss, wie das Shampoo sich in ihren Händen verteilte und dann über ihren Körper lief. Säuberungszauber haben während ihrer vielen Monate im Zelt ausgereicht, und auch wenn ihr ihr Verstand sagte, dass sie sauber genug gewesen war, war es doch unglaublich zufriedenstellend gewesen unter laufenden Wasser zu stehen, so heiß, dass ihre Haut ganz rosa wurde, war es einfach wunderbar zu sehen, wie sich der Schmutz von ihrem Körper löste und im Abfluss verschwand.

Aber zu duschen war die einzige häusliche Freude, die sie an diesem Morgen wieder neu entdeckte. Als die Anwesenden des Hauses erwachten, hatte es nichts weiter als Verwirrung und kurze Wutausbrüche gegeben. Das Essen wurde in Schichten gekocht und serviert. Fleur, Luna und Hermine wechselten sich damit ab, sich um Griphook zu kümmern. Harry und Ron zogen sich in den Garten zurück, um den Streit aus dem Weg zu gehen. Die Situation war einfach unvertretbar. Shell Cottage war schlichtweg nicht groß genug sieben Kriegsflüchtlinge und ein frisch verheiratetes Ehepaar aufzunehmen.

Es war offensichtlich, dass Bill sich etwas vor ihnen fürchtete. Er hatte es nie gesagt, im Grunde war er übertrieben liebenswürdig und verweigerte ihnen nichts, was sie sich wünschten. Er fragte nie nachdem, was sie taten oder wie sie in seinen Garten gelandet waren, in Gesellschaft eines verletzten Goblins und einer toten Hauselfe. Aber die Angst in seinen Augen war deutlich, besonders wenn seine junge Frau mit im Raum war. Es muss einfach gewesen sein, sich vorzumachen, dass nichts passierte, hier am Meer, einem makellosen Haus mit einem ordentlichen, kleinen Vorgarten. Sie hatten den Krieg in Bills Heim gebracht.

Bill hatte für Mr. Ollivander, Luna und Dean veranlasst, dass sie zu seiner Tante Muriel gehen konnten, um dort zu den Rest der Weasleys, die auf der Flucht waren, zu stoßen, um die Belastung im Cottage etwas zu lindern. Aber bevor er gehen konnte, sah Mr. Ollivander sie alle einzeln, um die Maße für ihre neuen Zauberstäbe zu nehmen. Es sah ganz so aus, als ob sich die anderen genauso hilflos wie Hermine ohne ihren Zauberstab vorkamen. Bill hatte ein verzaubertes Maßband zur Verfügung gestellt und Mr. Ollivander hatte das winzige Zimmer, welches er seit seiner Ankunft in Shell Coattage behauste, vorbereitet. Es musste ursprünglich als eine Nähstube oder Kinderzimmer gedient haben, da es viel zu eng war, um sich wohl zu fühlen und Hermine war kurz an Ollivanders Geschäft erinnert, wie er dort den Platz beherrscht hatte.

„Meine Liebe, ich werde es so schnell und schmerzlos wie möglich machen“, sagte Mr. Ollivander, als sie den Raum betrat. Seine grauen Augen ließen nie von ihr ab und Hermine kicherte höflich. Er lächelte sie an, aber sie konnte die Erschöpfung in seinem Gesicht sehen. Luna, Dean und Ron waren vor ihr dran gewesen.

„Mr. Ollivander, ich kann Ihnen nicht genug danken. Das ist wirklich--“

„Das ist, was ich tue. Das ist alles, was ich weiß, wie ich helfen kann”, sagte er. „Hände?“

Sie streckte ihre Hände aus und das verzauberte Maßband zischte von seinen Fingern, um ihre Maße von ihrer Schulter bis zum Finger, dann von dem Handgelenk bis zum Ellbogen, von Schulter zum Boden, vom Knie zu ihrer Armbeuge und von ihrem Kopf zu nehmen.

Er nahm ihre Stabhand in die seine, während das Maßband weiter um ihren Körper wanderte und ihre Spannweite notierte. Er tastete ihre Finger, ihre Handfläche und ihr Handgelenk ab. Dann griff er nach ihrer anderen Hand.

Sie zögerte. „Mr. Ollivander, reine Neugier. Ich weiß, dass Sie sich noch an meinen Zauberstab erinnern--”

„Weinstock und die Herzsehne eines Drachens“, sagte er prompt. „Achtundzwanzig Zentimeter. Biegsam. Ausgezeichnet für Verwandlungen.”

„Ja, das ist er“, stimmte sie ihm zu. „Also, Sir, warum müssen Sie dann--“

„Weil sich die Menschen ändern, Miss Granger. Sie sind nicht mehr das Mädchen, welches vor sieben Jahren mein Geschäft betreten hat. Wenn ich einen Zauberstab anfertige, der nur auf Sie ausgerichtet ist – und ich kann Ihnen vergewissern, dass ich das nur extrem selten tue – dann möchte ich, dass es ein Zauberstab ist, der sich Ihren Bedürfnissen von heute an anpasst.“

Sie blickte ihn ununterbrochen an. „Also schön.“

„Sie…“, sagte er sanft, „reisen mit Harry Potter. Sie werden bis zum Ende bei ihm sein, wenn ich mich nicht irre.“

Sie nickte.

„Ich will, dass Sie den besten Zauberstab bekommen, den ich Ihnen anfertigen kann, Miss Granger.“

Hermine biss sich auf ihre Lippe und streckte ihm ihre linke Hand entgegen. Ollivander nahm sie und tastete jeden ihrer Finger ab. Sein Blick glitt hoch zu ihr, als er ihren Ringfinger spürte, aber er nahm weiterhin seine Maße.

„Ich denke, ich habe dann alles.“

„Mr. Ollivander“, sagte sie ängstlich.

„Ich bin demjenigen, der uns Hilfe gesandt hat, um uns von diesem Ort zu befreien, überaus dankbar. Ich dachte, ich würde dort sterben“, sagte Ollivander plötzlich. „Viel Glück und Gottes Segen, Miss Granger. Bitte, schicken Sie doch Mr. Potter rein.”

Harry war eine lange Zeit verschwunden. Als er aus Ollivanders Zimmer trat, rief er Ron und Hermine zu sich auf das Zimmer, welches er sich mit Ron teilte, und zauberte einen Muffliato über sie alle.

„Ihr-Wisst-Schon-Wer hat den Elderstab“, sagte er.

Hermine atmete tief durch ihre Nase ein. Ron wurde blass.

„Ich habe es heute früh gesehen, nachdem ich mit Griphook gesprochen habe. Er ist nach Hogwarts gegangen. Snape hat ihn reingelassen.“

Hermine hielt ihren Ausdruck bewegungslos. „Hast du Mr. Ollivander gefragt? Hat er gesagt--“, begann sie.

„Er sagte, dass man sich nie wirklich sicher sein kann.“

„Aber Harry--“, begann Ron.

„Er sagte, er glaubt, dass er nicht gegen seinen eigenen Herrscher funktionieren wird. Das muss erst einmal reichen.“

„Aber du wusstest, wo der Zauberstab war!“, sagte Ron. „Warum – warum gehen wir nicht einfach und holen ihn uns? Wenn du den Stab und die Herrschaft hast--“

„Selbst wenn ich ihn dort hätte schlagen können, hätte ich es nicht getan. Letzte Nacht, als ich Dobbys Grab ausgehoben habe, da habe ich gedacht… das heißt, da kam es mir so vor… als ob wir genau das tun, was Dumbledore von uns gewollt hatte. Wir suchen weiterhin die Horkruxe. Das ist es, was er uns aufgetragen hat. Der Zauberstab… wir haben unser Bestes gegeben.“

Hermine nahm Harrys Hand. Er kannte die Gefahr nicht, er wusste nicht, was sie getan hatte… was man noch von ihm verlangen würde. Aber sie hatte die Vermutung, dass er es spürte. Vielleicht war es auch die Prophezeiung, die ihn jetzt so ruhig und traurig machte. Denn keiner kann leben, während der Andere überlebt.

„Aber wir haben noch immer keine Ahnung, wo die anderen Horkruxe sind!“, sagte Ron.

„Doch, tun wir“, antwortete Harry und Hermine nickte.

„Was?“, fragte Ron.

„Bellatrix Lestranges Schatzkammer. Du hast sie gehört, Ron. Sie war wie gelähmt, dass wir vielleicht dort gewesen sein könnten. Ihr-Wisst-Schon-Wer muss sie darum gebeten haben für ihn etwas aufzubewahren.“

„Aber wir können nicht einfach in eine Schatzkammer von Gringotts--“

Hermine ließ Harrys Hand los und zog den Schlüssel aus ihrer Tasche. Sie hielt ihn vor sich hoch. „Hast du noch immer ihren Zauberstab, Ron?“

„Ja schon, aber ich--“

„Dann haben wir ihren Zauberstab, ihr Haar und ihren Schlüssel. Es besteht die Chance, dass wir--“

„Wie--- wie hast du…?“, fragte Ron erstaunt.

„In Malfoy Manor. Als sie mich… befragt hatte. Eigentlich, gerade als ihr reingekommen seid. In dieser ganzen Verwirrung habe ich ihn mir geschnappt. Sie--“

Harry ob seine Hand.

„Ich habe gestern Abend mit Griphook gesprochen“, unterbrach er sie. „Für das Schwert von Gryffindor als Austausch… hilft er uns in Gringotts einzubrechen.“

Im Zimmer herrschte Schweigen.

„Aber ohne das Schwert können wir den Horkrux nicht zerstören, selbst wenn wir ihn finden sollten“, protestierte Ron.

„Wir müssen dann eben improvisieren“, sagte Harry. „Vielleicht können wir es ja auch in der Kammer zerstören und ihm dann das Schwert geben.“

„Harry“, sagte Hermine langsam. „Ich habe mir Gedanken über deine Narbe gemacht. Du hast vorher schon gesagt, dass du seine Gefühle fühlen kannst, dass du das, was er sieht, sehen kannst…”

„Hermine, fang nicht schon wieder damit an. Ich kann es nicht ändern!“

„Hör mir doch zu! Harry, wenn du seinen Verstand teilst… kannst du da seine Gedanken hören?“

„Manchmal.“

„Manchmal? Wie oft?“

„Es ist… seit Kurzen klarer. Er ist sehr aufgeregt.“

„Wenn wir also irgendeinen Alarm in Gringotts auslösen bei unserer Flucht… wenn er eine Ahnung davon bekommt, was wir tun…“

Ron beugte sich vor. Er griff aufgeregt nach Hermines Arm. „Warte – willst du damit sagen… dass, wenn er Wind davon bekommt, dass wenn er darüber nachdenkt… dass er uns dann zu den letzten Horkrux führen kann?“

Sie nickte. Sie standen in einem geschockten Schweigen da. Wo auch immer er sich aufhielt, sie hatten ein unglaublich enges Zeitfenster dort anzukommen, bevor er es tat.

„Es wird jetzt alles sehr schnell passieren“, sagte er. „Wenn wir erst einmal in Gringotts gewesen sind, wird alles sehr, sehr schnell gehen.“

Rons Hand rutschte in Hermines und sie griff nach Harrys.

„Wann willst du los?“, fragte sie. Ihr kam es so vor, dass sie alle drei wussten, dass wenn sie einmal aufbrachen, sie nicht mehr zurückkommen würden.

„Wenn unsere Zauberstäbe da sind“, sagte Harry schließlich. „Wir hauen ab, sobald wir unsere Zauberstäbe haben.“


***

Snape nahm das Denkarium aus dem Kabinett im Büro des Schulleiters, steckte ihn unter seinen Arm und trug es in sein Schlafzimmer. Er würde verdammt sein, sollte er das vor Dumbledore tun.

Ihm kam es so vor, dass wenn die Dinge sich einmal entwirrten, sie es sehr schnell tun würden. Wenn Voldemort ihn noch immer für loyal hält, dann würde er ihn so lange wie nötig am Leben lassen, um seine Dienste zu genießen. Er würde ihn nicht umbringen, bis er sich sicher war, die komplette Macht des Zauberstabes zu gebrauchen. Das schien sich ganz genau mit Dumbledores Befehlen zu decken. Es wird eine Zeit kommen, da Lord Voldemort offensichtlich um das Leben seiner Schlange fürchten wird… Wenn alle bis auf den letzten Horkrux zerstört sind, musste er es Potter sagen. Er dachte wieder an Dumbledores Worte. Es wird ein Rennen werden - wer wird zuerst bei Ihnen sein, Harry oder der Dunkle Lord?

Er blickte hinauf auf das Denkarium, als er es schwer auf die Truhe an seinem Bettende stellte. Es war die einzige Möglichkeit, an die er denken konnte, die die Nachricht übermitteln würde für den Fall, dass der Dunkle Lord ihn zuerst erreichte.

Und ernsthaft, konnte es überhaupt einen besseren Weg geben, sollte er zuerst auf Potter treffen? Würde Potter ihm glauben, selbst Hermine, dass Dumbledore ihn so missbrauchen würde, wenn es ihm nicht der alte Zauberer selber sagte? Sicherlich würde Potter die Worte nicht aus Snapes eigenen Mund glauben. Und der Junge würde Kraft brauchen. Würde es ihn stärken seine Mutter zu sehen, zu wissen, was für eine tolle Hexe sie war? Wenn er sehen konnte, wie alles geschah, wie schwer so viele gearbeitet hatten, wie schwer Hermine gearbeitet hatte, um seinen Sieg sicherzustellen – würde er da vielleicht dem Tod etwas mutiger gegenübertreten?

Und dann war da noch Hermine selbst. Sie hatte ihm an dem Abend in dem Zelt gesagt, dass sie irgendwann mal alles über sein Leben vor der Hochzeit wissen wollte. Ein bitteres Lachen kam über seine Lippen. Das war wohl kaum das irgendwann, was sie sich vorgestellt hatte, dachte er, auch wenn er sich nicht einmal annähernd vorstellen konnte, auf was sie gehofft hatte. Die frühen Morgenstunden nach dem Krieg? Weiche Laken und vereinte Gliedmaßen? Geflüster in der Dunkelheit? Er hielt sie nicht für so verblendet. Und doch schuldete er ihr dies, eine Erklärung, was davor war, ein Grund, wenn nicht sogar eine Entschuldigung, für das was er war und was er getan hatte. Eine Verabschiedung. Er schuldete es ihr, das Allermindeste war eine Verabschiedung.

Snape hob seinen Zauberstab. Der Anfang. Es gab keine andere Wahl als zum Anfang zurückzukehren und mit seinem Zauberstab berührte er seine Schläfe und zog einen langen, silbernen Strang heraus und ließ ihn in das wartende Denkarium fallen.

Lily als Kind, wie er sie vor Hogwarts gekannt hatte. Es schmerzte ihn, sie aus seinem Kopf zu entfernen. Er wusste, dass bevor alles erledigt war, er sein Gesicht in das wirbelnde Silber stoßen könnte und würde, dass sie ihm noch erhalten blieb, aber es würde für ihn niemals mehr dasselbe wie die eigentliche Erinnerung sein. Er fühlte sich, als ob er Teile von sich abschneiden würde. Aber vielleicht war das auch richtig. Vielleicht schnitt er einfach nur totes Gewebe ab, Teile seines Herzens, die schon lange bevor Harry Potter überhaupt lebte gestorben waren.

Sie war die erste und einzige Person, die er in seiner Kindheit als Freund bezeichnet hatte. Er hob wieder seinen Zauberstab und zog eine Erinnerung heraus, wo die beiden sich über Hogwarts unterhielten und er wusste, auch ohne seinen Kopf in das Becken zu stecken, wie er in dieser Erinnerung aussah. Er war ein seltsames Kind gewesen, selbst nach den Standards der Zauberwelt. Er war unbeholfen gewesen und schlecht angezogen und obwohl die Verwandten seines Vaters – das war vor Hogwarts gewesen, als sie noch zu ein paar von ihnen Kontakt hatten – immer sagten, dass er noch in seine Nase hineinwachsen würde, so wurde es mit zehn Jahren deutlich, dass er es nie tun würde. Er hatte sich von da an mit einer merkwürdigen Mischung aus Entschuldigung und Arroganz bewegt, vererbt vermutete er, von einer Mutter, die unglaublich stolz auf ihre Magie war und eine tiefe Angst vor ihrem Mann besessen hatte. Aber er wählte diese Erinnerung, weil sie von seinem zehnjährigen Selbst so verehrt wurde. Er erinnerte sich, wie er dort unter dem Blätterdach neben ihr gelegen hatte und dachte, dass sie ihn nicht wie die anderen ansah – über seine Schulter, als ob sie es nicht ertragen könnte in seine Augen zu blicken. Sie hatte ihn sorgevoll, hoffnungsvoll und ehrfürchtig angesehen. Für sie war er jemand.

Dann der Zug. Er fragte sich, ob er diese zurückhalten sollte, da es nicht sorgsam war, den Jungen zu beleidigen. Und doch wollte er, dass er es sah – wollte, dass er wusste – wie es passiert war, was augenblicklich zwischen ihm und James Potter entsprungen war, als sie sich in einem Raum befanden. Er wollte nicht Potters Mitleid – um nachteilig gegen die neuen Roben und die vollen, gut genährten Wangen seines Vaters verglichen zu werden – aber er wollte, dass er die Rivalität, die bereits seit dem Anfang herrschte, sah. Damit er sah, was Snape schon damals gewusst hatte – augenblicklich – aber was sein jüngeres Ich nicht aussprechen konnte. Er hatte sie dort in diesem Abteil verloren. Er hatte sie verloren, bevor er überhaupt gewusst hatte, wie er um sie kämpfen sollte.

Dann ihre Hauswahl, und die Hoffnung, die in ihm starb, als sie nach Gryffindor gewählt wurde. Hätte er eine Bestätigung für ihre Wahl gebraucht, so hatte der Sprechende Hut sie gegeben. Sie hatte die Menschen gewählt, die er nicht verstand, eine tiefe Blutrivalität, die er nicht überwinden konnte, selbst wenn er die nächsten fünf Jahre damit verbringen würde vorzutäuschen, dass es nicht der Fall war. Und so klaute er ein paar Erinnerungen der nächsten paar Jahre, auch wenn er nicht genau das Warum erklären konnte. Um zu zeigen, dass er sie niemals aufgegeben hatte, selbst wenn alles und jeder um sie herum zeigte, dass es unmöglich gewesen war? Um zu zeigen, dass da etwas gewesen war, dass es da etwas gegeben haben musste, was sie an ihm geschätzt hatte.

Und dann ihre ZAGs. Diese Erinnerung war nur eine Kopie, die echte war schon viel zu oft entfernt worden. Er hatte versucht – Jahre danach, nachdem er zu Voldemort gegangen und ihn wieder verlassen hatte, nachdem Potter in Hogwarts angefangen hatte – die Erinnerung ein für alle Mal zu entfernen. Er hatte gedacht, dass wenn er sich vielleicht nicht an diese eine schreckliche Sache erinnerte, den Moment, wo alle Möglichkeiten vor seinen Füßen gescheitert waren, zerstört durch seine eigene Hand, dass wenn er einfach vergessen könnte, dass er sich seinen eigenen Weg durch Ruin und Zerstören geschmiedet hatte, dass er dann vielleicht ohne den zermürbenden Selbsthass leben konnte, den er jeden Tag verspürte, wenn ein weiterer Tag sich im Schloss dem Ende zu neigte. Aber er konnte sie nie für lange draußen lassen. Am Ende musste er immer wissen, warum er es getan hatte, warum er vor einem Wahnsinnigen stand, um ihm seine Lehnstreue zu schwören.

Er hatte sich in den Jahren gesagt, dass er es getan hatte, um ihr zu beweisen, wie viel besser, wie viel mächtiger er als Potter sein könnte, als ob es irgendwie ihre Wahl gewesen war, die ihn dorthin geschickt hatte. Aber das stimmte nicht, es hatte niemals gestimmt. Er hatte es getan, weil er sich, als die Schule vorbei und sie geheiratet hatte, so gefühlt hatte, wie an den einen Tag, wo dieses schändliche Wort über seine Lippen gekommen war, dieselbe zermürbende Wut, dieselbe verfluchte Hilflosigkeit, dass sie ihn nicht lieben würde und er sie nicht dazu bringen konnte. Und er hatte sich geweigert hilflos zu sein, hatte sich geweigert, schwach zu sein. Er hatte gesehen, was Liebe und Schwäche anrichten konnten. Und so hatte er die Gegenseite gewählt. Aber es war zu spät.

Es war zu spät sich wieder zu entlieben. Er hatte ihre Freundschaft gekannt, ihr gutes und pures Herz gekannt und es war zu spät nicht mehr das zu wollen, was er ursprünglich nicht haben konnte. Und als er die Prophezeiung weitergeleitet hatte, als er erkannte, was er getan hatte, war der einzige Gedanke: Nein. Nein. Das durfte nicht passieren. Er hatte bereits gewusst, dass er sein eigenes Leben zerstört, es wegen einer verrückten Fantasie einer Jugendliebe weggeworfen hatte und er konnte nicht weiter machen, wenn seine Dummheit auch ihr Leben kosten würde.

Also war er zu Dumbledore gegangen. Dumbledore, der einzige Mann mächtig genug, gut genug, hatte der jüngere Snape gedacht, es aufzuhalten. Er wollte diese Erinnerung nicht hinzufügen, in der er auf diesen Hügel so komplett bloßgestellt wurde, aber er hatte keine Wahl. Wenn Potter ihm glauben sollte, dann musste er es sehen und widerwillig zog Snape die silberne Erinnerung aus seiner Schläfe und legte sie zu den anderen.

Aber sie war trotzdem gestorben. Sie war wegen dem, was er getan hatte, weil er seine einzige Freundin verraten hatte, gestorben. Es gab einen winzigen Teil in ihm, einen kleinen, kaum beachteter Teil, der sich fragte, ob er nicht dem Dunklen Lord beigetreten war, um sie zu ärgern. Als ob er sagen wollte: Sieh mich an Lily Potter. Sieh zu was du mich getrieben hast. Du hättest mich retten können, aber jetzt werde ich das hier sein. Und das war der Teil, der ihn in den ersten Stunden nach ihren Tod gejagt hatte. War es möglich, dass er so leichtsinnig, so kleinkariert war, sie beide zu zerstören, weil er einen Wutanfall erlitten hatte? Hatte er die einzige Person, die ihm jemals so etwas wie Freundlichkeit entgegen gebracht hatte, umgebracht, weil er eifersüchtig gewesen war? Weil er schon immer so gewesen war, das Spielzeug zu zerstören, mit dem er nicht spielen konnte? Selbsthass wusch über ihn, genauso schwer und stark wie in dieser Nacht.

Die Trauer – dafür gab es keine Worte. Es war unmöglich sie zu beschreiben, sie in einer Erinnerung einzufangen. Voldemort war gefallen, aber das war nicht genug. Nichts würde jemals genug sein, wenn er nicht in Buße sterben würde. Wenn Dumbledore ihn diese Nacht nicht gerufen hätte … ihn nicht einen Weg nach vorne gezeigt hätte… etwas zu tun, so unmöglich es auch war, um das, was er getan hatte, wieder gut zu machen… er war sich sicher, er hätte diese Nacht nicht überlebt. Er ließ die Erinnerung in die Schüssel fallen.

Tat er es wieder?, fragte er sich. Würde das hier Hermine schmerzen? Würde dieser letzter Akt in dieser Welt seine Frau zerstören, ihr Herz genauso schneidend brechen, wie seines gebrochen worden war? Er dachte wieder an sie, wie sie in dieser Nacht im Zelt gewesen war, wie ruhig sie von seinem Patronus gesprochen hatte.

Es gab keine Erinnerung, keine Möglichkeit Hermine zu sagen, dass sich sein Patronus in der Nacht geändert hatte, in der Lily gestorben war, die Nacht, in der er in Dumbledores Büro gesessen hatte und das Gewicht, von dem, was er getan hatte, auf sein Herz drückte. Dumbledore hatte ihm einen Handel vorgeschlagen und er hatte angenommen. Der Patronus kam, vermutete er, als eine Erinnerung an seinen Verrat und er hatte geschworen, Potter zu schützen. Immer. In jedem Fall.

Was er auch getan hatte. Getan hatte, obwohl Potter ihn wütend machte, obwohl es Snape sich so fühlen ließ, als ob er wieder das Kind in dem Zugabteil war, irgendwie wesentlich gebrochen und wertlos. Er zog einige Erinnerung aus Potters ersten Jahren in Hogwarts aus seinem Kopf… Quirrell.. diese schrecklichen Monate, in denen die Umrisse seines Mals wieder auf seinen Unterarm deutlich wurden… Nein, er war nie ins Schwanken geraten.

Aber jetzt griff er nach der Essenz der Erzählung, die er aufgebaut hatte und er zögerte. Er hob seinen Zauberstab und zog aus seinem Kopf, die Nacht, in der Dumbledore mit der verfluchten Hand nach Hogwarts zurückgekehrt war. Er könnte es stoppen, er könnte die Erinnerung nachdem Dumbledore ihn gebeten ihn umzubringen, abbrechen. Er musste nicht offenbaren, was sonst noch von ihm gefragt worden war. Sie konnten dieses Geheimnis bewahren – für immer, wenn es das war, was sie wollte.

Aber er fand, dass er dieses Geheimnis nicht wahren wollte und wie er seine Frau kannte, würde sie Schritte einleiten, um ihn nach seinem Tod freizusprechen. Sie nahm ihren Schwur ernst, er erinnerte sich mit Schmerz und Zuneigung, dass sie ihre Hochzeitsurkunde gestohlen hatte, dass sie sie für seine Verhandlung haben wollte. Seine Verhandlung. Glaubte sie wirklich, dass es eine Verhandlung geben würde? Dass er eine ertragen konnte, wenn es denn eine geben würde? Er stand bereits seit siebzehn Jahren vor Gericht. Er nahm die Erinnerung aus seinem Kopf.

Dann ihre Hochzeit. Jetzt drohten ihm die Tränen und wie konnten sie nur? Wie konnte es sein, dass er hier sitzen konnte und seinen Verrat und Mord an seiner Jugendfreundin, seiner Liebe, ohne zusammenzubrechen mit ansehen konnte und doch, diese eine Erinnerung an einen eher feindseligen Austausch zwischen sich selbst und Hermine ihn an den Rande der Tränen treiben konnte? Da waren Dinge hier… Dinge, von denen er wünschte, dass er sie wieder zurücknehmen konnte. Und sie… oh, beinahe lachte er, dass trotz der Trauer, die ihn ergriff… sie gesagt hatte: Ich versichere Ihnen, ich habe nicht mehr Interesse an Ihrem Körper, wie an dem der Riesenkrake.

Hermine. Er wollte Potter sehen lassen, was sie auf sich genommen hatte, wie rein dieser Mut gleich zu Beginn gewesen war. Er wollte ihn wissen lassen, wie sie gezögert hatte, als Dumbledore sie darum bat ein Geheimnis vor ihm zu haben, wollte Potter hören lassen, dass wenn sie gewusst hätte, diese Ehe ihn retten, und nicht Snape, wie es ihr erzählt worden war, dass sie es dennoch getan hätte. Wenn es doch nur einen Weg gab, ihr zu sagen, dass er es wieder tun, dass er seine Argumente und bissige Kommentare zurücknehmen würde. Wenn er nur ihre Hände nehmen und sie vernünftig heiraten, ihr sagen könnte, dass es keinen anderen Partner gab… dass es nie jemanden, wie sie gegeben hatte.

Er hob wieder seinen Zauberstab. Es mussten Pläne, Informationen an Potter weitergeleitet werden – Hermines Eltern, die Ideen, die er in Mundungus Fletcher gesät hatte, den Unfall mit George Weasleys Ohr. Nichts, womit sie vertraut sein würde, auch wenn Potter all dies etwas überwältigend finden würde. Er lächelte leicht. Für den Bruchteil einer Sekunde stellte er sich vor, wie es sein würde Potters Gesicht nach den Erinnerungen zu sehen. Welche perverse Freude er genießen würde, den Jungen dabei zuzusehen, wie er damit kämpfte sie in sein Weltbild einzubinden.

Aber jegliche Belustigung, die er vielleicht verspürte wurde, von dem Wissen zerstört, dass als nächstes Dumbledores Offenbarung folgen würde. Langsam ging er die Erinnerung in seinen Kopf durch: Die unheimliche, flackernde Dunkelheit im Büro des Schulleiters nach den Schulstunden, wenn alles andere ruhig war, die Art und Weise, wie Dumbledore herumgelaufen und seinen Vortrag gehalten hatte, sein Gesicht zusammengekniffen und angespannt, und seine Worte, die selbst in einer Erinnerung, Snape in Horror erstarren lässt.

Sagen Sie ihm, dass in der Nacht, als Lord Voldemort versucht hat ihn zu töten, als Lily ihr eigenes Leben wie einen Schild zwischen sie warf, dass in dieser Nacht der Todesfluch auf Lord Voldemort zurückprallte und ein Bruchstück von Voldemorts Seele vom Ganzen abgesprengt wurde und sich an die einzige lebendige Seele klammerte, die in jenem einstürzenden Gebäude noch übrig war. Ein Teil von Lord Voldemort lebt in Harry, und dies gibt ihm die Macht, mit Schlangen zu sprechen, und eine Verbindung zu Lord Voldemorts Geist, die er nie begriffen hat. Und solange dieses Seelenbruchstück, das von Voldemort nicht vermisst wird, mit Harry verknüpft ist und von ihm geschützt wird, kann Lord Voldemort nicht sterben.

Also muss der Junge… muss der Junge sterben?, hatte er gefragt.

Und Voldemort selbst muss es tun, Severus. Das ist entscheidend.


Snape würde ihn nicht mehr von Dumbledore zeigen. Es würde keine Andeutungen auf den Elderstab geben, von dem, was sonst noch von Dumbledores Plänen offenbart worden war. Potter würde Kraft brauchen und keine Verwirrung in seinen letzten Momenten und Snape würde nicht derjenige sein, der das Bild des Schulleiters für den Jungen zerstören würde. Hermine könnte es ihm dann später erzählen… wenn er denn überlebte. Wenn sie es denn für angebracht hielt.

Hermine. Mit immensem Bedauern zog er ein letztes Mal seinen Zauberstab und zog aus seinem Kopf die Erinnerung, in der sie nebeneinander, ihre Hände miteinander verschlungen im Zelt saßen und ihre Notizen über die Horkruxe durchgingen. Diese besondere Erinnerung… er hatte gehofft, mit dieser Erinnerung unbeschädigt in seinen Kopf zu sterben. Das hätte nur für ihn alleine sein sollen. Aber wenn er es denn täte – wenn er eine einzige Sache, mit einer einzigen Anmerkung sein Leben beenden würde, dann würde er diese hier wählen. Sein Blick folgte dem silbernen Faden, als sie in die Schüssel fiel. Er war nicht gewillt auch nur für einen kurzen Augenblick, ohne dieser Erinnerung zu sein.

Snape glitt durch den Sumpf seiner eigenen Erinnerungen. Er beobachtete, wie sein Tod als auch sein Leben vor ihm abgespielt wurde und ihm kam es so vor, dass in dem, was er dort sah, eine schreckliche Schönheit versteckt war. Es war ein Leben, welches er nur armselig gelebt hatte, aber es war seines und welche seltsamen und verdrehten Wege er auch gegangen war, er hatte geliebt und wurde geliebt.

Als die letzte Erinnerung sich ihrem Ende näherte, wie er sich selbst sah, als er sich hinunter beugte und Hermines Gesicht in seine Hände nahm, sah er eine Begrüßung in ihren Augen, als er sich ihr näherte, sah, wie sich ihr Mund den seinen näherte. Er trat einen Schritt vor und beobachtete ihrer beider Gesichter, als sich ihre Lippen trafen, sah, wie sich ihre Arme um seinen Hals legten.

Als der Snape in der Erinnerung den Kuss beendete, sagte er: „Erinnerst du dich noch daran, wie ich dir gesagt habe, unsere Pläne vor mir nicht noch einmal zu wiederholen? Dass die Dinge, die laut ausgesprochen werden, schwerer zu verstecken sind?“

Und seine wunderschöne, von Krieg gezeichnete Frau hatte ihn mit Tränen in den Augen angesehen und genickt.

Snape beobachtete wie er aus dem Zelt disapparierte und dann spürte er, wie er aus dem Denkarium in sein Schlafzimmer gezogen wurde.

Es war die einzige Verabschiedung, von der er wusste, wie er ihr sie geben konnte.


***

Harry, Ron und Hermine hatte die meiste Zeit des Tages damit verbracht, ihren Plan auszuarbeiten. Griphook hatte sich bereit erklärt, ihnen eine Karte von den unterirdischen Tunneln und Verliesen zu zeichnen. Er würde sie unter dem Tarnumhang nach Gringotts begleiten und ihnen dabei helfen die Sicherheitsvorkehrungen zu überschreiten. Danach würde es lediglich ein Rennen gegen den Vielsafttrank sein.

Sie lag auf ihrem Bett. Das Zimmer war leer, Luna war weg. Wie lange war es her, dass sie ein Zimmer für sich alleine hatte? Nicht seit dem Sommer vor ihrem sechsten Jahr, beinahe vor zwei Jahren. Seit da an war immer jemand da gewesen – Lavender und Parvati, oder Harry und Ron – und Hermine fühlte sich eigenartigerweise allein. Sie drehte sich auf die Seite und starrte auf das leere Bett, wo eigentlich hätte Luna sein sollen. Sie war jetzt bei den Weasleys, wusste Hermine. Sie war sicher und sie war bei Freunden. Das war es natürlich, was sie sich für Luna wünschte, aber sie konnte einfach nicht anders als sich auch zu wünschen, dass sie jetzt hier bei ihr war. Luna, mit ihrer piepsigen Stimme und ihren merkwürdigen Verkündungen. Luna, die Snape gesehen hatte und all ihre Fragen beantworten konnte. Wie hatte er sie gefunden?

Und als ob sie ihn durch ihre Gedanken gerufen hätte, spürte Hermine das Brennen ihres Ringes. Sie zog ihn an, plötzlich froh alleine zu sein.

Die Worte im Inneren waren seltsam, aber sie riefen in ihrem Inneren nach etwas, was beinahe vergessen war: Sag es.

Sag es? Sag was?


Ein Bild begann sich in ihren Kopf zu formen. Snape, aufgescheucht und nass, sein Haar fiel um sein Gesicht, seine Augen weit aufgerissen.

Sag es.

„Severus“, flüsterte sie.

Bei der plötzlichen Hitze in ihrer Hand entfernte Hermine erneut den Ring.

Ich komme.

Sie sprang von dem Bett und zog Harrys Tarnumhang aus ihrer Tasche, welche den ganzen Tag vergessen im Stuhl gelegen hatte. Schnell warf sie ihn über sich und schlich den Flur und dann die Treppen hinunter, durch die Küche in die Nacht hinaus.

Sie rannte über den harten Boden bis zur Grenze, wo sie das Kitzeln und Beißen des Grases und der Steine unter ihren nackten Füßen spüren konnte. Als sie den Fideliuszauber verließ, begann ihre Haut zu kribbeln.

„Severus“, flüsterte sie erneut, aber er antwortete nicht und so streckte sie ihren Arm unter dem Umhang hervor und spürte, den weichen, warmen Druck seiner Hand, als sie in die ihre glitt. Er führte sie zu der felsigen Klippe, die über den Ozean blickte. Er bahnte sich seinen Weg durch die Steine und ließ nicht einmal ihre Hand los. Letztendlich schien er sein Ziel erreicht zu haben und setzte sich, und sie setzte sich zu ihm, ließ den Umhang über ihre Schultern auf den Boden um ihre Füße fallen.

Er sprach kein Wort, aber sie spürte seine Stimmung. Es lag ein ruhiger Schmerz in ihm, und als sie sich neben ihn setzte und ihre Beine über der Kante baumeln ließ, da wusste sie, dass er gekommen war, um mit ihr in die Unendlichkeit zu blicken.

Sie saßen schweigend da, beobachteten, wie die Wellen erbarmungslos gegen die Steine unter ihnen zerbrachen. Als sie noch ein Kind gewesen war, bevor sie die Magie kennengelernt hatte, da hatte es immer im Meer für sie diese Magie gegeben, in dem stetigen Leben und der fröhlichen Missachtung den Sterblichen gegenüber, die gekommen waren, um sie anzustarren. Für das Meer waren ihre Kriege und Kämpfe nur kurze Augenblicke in der endlosen Zeit. Hier war es egal, wer sie versucht hat, zu sein oder was aus ihr werden würde und da lag ein gewisser Trost darin, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, warum das so war.

Sie lehnte ihren Kopf gegen die Schulter ihres Mannes und sie spürte die vereinte Wärme in der kalten Luft. Es war bald soweit und sie konnte es genauso wenig aufhalten, wie sie die Gezeiten stoppen konnte.


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schĂĽttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenĂĽber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch