von Xaveria
Es lag ein Summen in ihren Ohren. Sonst nichts. Ihr Blick fuhr durch den kleinen, dreckigen Raum, in dem sie stand. Er leuchtete kurz bei der sich abblätternden Tapete auf, bei der schweren Staubschicht auf den Boden, vermischt mit dem dunklen, getrockneten Blut, auf den Kisten, die jetzt hochkant am Eingang des Tunnels standen, aber um die Wahrheit zu sagen, sah sie gar nichts. Da war nichts mehr in ihrem Inneren.
Sie weinte nicht. Es hatte den Anschein, dass all ihre Gefühle gefangen waren - für immer verschlossen unter der Wand, die sie aufgezogen hatten, als Snape gestorben war. Ihr Kopf war schwer, ihre Bewegungen langsam und dumm. Sie dachte, dass sie vielleicht schlafen wollte.
Sie drehte sich um und schaute aus der Fensterwand. Hogwarts brannte noch immer wie ein gewaltiger Scheiterhaufen, aber keine Wut oder Traurigkeit erfasst sie. Ich muss dorthin zurückkehren, dachte sie.
Langsam nahm sie einen Schritt nach den anderen. Sie wappnete sich, als sie die Mitte des Raumes durchschritt, ganz sicher, dass wenn sie einmal Kontakt mit Snapes Blut machte, der Damm in ihr brechen würde, aber nichts geschah. Es war nur ein Boden. Nur Schuhleder. Laufen ist nichts weiter als kontrolliertes Fallen, bot ihr Verstand ihr unsinnigerweise an. Wo hatte sie das gelesen?
Sie presste sich durch den Durchgang zum Tunnel und stieg die Treppen hinunter, lauschte ihren hallenden Schritten gegen den Stein. Sie musste sich leicht ducken, je weiter sie durch den Tunnel lief und sie beobachtete den Boden, wie er unter ihr vorbeiglitt. Als sie das Ende erreichte, ließ sie abwesend einen Zweig schweben, um die Weide zu beruhigen und kroch durch das Loch auf das stille Gelände von Hogwarts. Alle mussten drinnen sein, dachte sie. Dann, Schafft eure Toten mit Würde fort.
Das Schloss ragte vor ihr und sie begann etwas in sich spüren, ein namensloses Gefühl, als sie vielleicht zum ersten Mal die Zerstörung des Gebäudes registrierte, welches immer zeitlos und unzerstörbar erschien. Ein Teil des Westflügels war weggesprengt und automatisch ging sie zu den Ruinen, umrundete die Feuer, suchte sich ihren Weg durch die Felsbrocken, die im Gras lagen. Als sie die Öffnung erreichte, presste sie ihre Hand gegen die Außenwand, als ob sie nach einem Puls fühlen oder sicherstellen wollte, dass das, was sie sah, auch echt war. Hogwarts, geschadet. Hogwarts, verletzt.
Sie konnte sich nicht überwinden, wie die Todesser ins Schloss zu klettern und so wandte sie sich ab und entfernte sich von der Stelle, folgte der Steinmauer, bis sie den Eingang zur Haupthalle erreichte. Die Tür war noch immer fest verschlossen und sie versuchte einige Zauber mit ihrem Stab, um das Schloss richtig zu betreten. Es war ihr sehr wichtig, dass die Dinge ordnungsgemäß abliefen.
Aber irgendwann musste sie akzeptieren, dass die Tür sie nicht durchlassen würde. Sie ging zu dem Fenster, durch welches sie geflüchtet war, und entfernte mit ihrem Zauberstab die restlichen Glassplitter. Vorsichtig kletterte sie über die Fensterbank und betrat Hogwarts.
Sie konnte das leise Gerede von Stimmen hören, gedämpfte Schreie der Verzweiflung und des Schmerzes, Pläne wurden geschmiedet, Schreie der Erleichterung, als sich Familienmitglieder wiederfanden. Sie lungerte wartend an der Tür zur Großen Halle. Sie wollte nicht eintreten, sie wollte nicht, dass alle sie sahen. Dieser Ort... es fühlte sich... es war zu viel. Zu grell mit all den Gefühlen. Menschen würden mit ihr reden, sie würden sie berühren und das kam ihr abstoßend und falsch vor. Sie wollte mit niemandem reden oder berührt werden. Sie wollte nichts dergleichen -- Lupin! Lupin, dessen winziger Sohn gerade erst geboren wurde, Lupin, der keine Chance hatte sich eine Welt vorzustellen, in der er vielleicht nicht gehasst worden wäre, sondern wo man nichtsdestotrotz gemeinsam gekämpft hätte. Lupin, tot? Wenn Lupin tot war, dann konnten alle tot sein. Jeder. Es gab keine Ordnung, keine Begründung. Wie konnte sie alle leben, wenn Lupin tot war?
Sie sah die Weasleys, ein Haufen von Rotschöpfen, die alle über etwas, was sie nicht sehen konnte, gebeugt standen. Sie sah, wie Ginny nach vorne fiel, als ob man sie geschlagen hätte, sah Ron, wie er sie in seine Arme zog. Sie blickte von Gesicht zu Gesicht. Wer fehlte? Arthur, Molly, George, Ginny, Ron, Percy, Charlie, Fleur und Bill... für einen Moment fiel es ihr nicht ein, es tanzte direkt vor ihrer Wahrnehmung. Was war der Grund für den Ausdruck auf Mr Weasleys Gesicht? Die menschlichen Gesichter waren für solche Gesichtsausdrücke nicht geschaffen. War es Harry? Wo war --
Ihr Kopf rollte zurück und sie rutschte an der Wand hinunter, als die Knie unter ihr nachgaben. Fred. Es war verflucht noch mal Fred Weasley und hier waren die Tränen, die sich vor ihr versteckt hatten, hier war der Schmerz, der drohte sie entzweizureißen. Und zum ersten Mal wusste Hermine, dass egal, was sie gesagt hatte, was sie gedacht oder geglaubt hatte, sie niemals angenommen hatte, dass einer von ihnen sterben würde. Wie konnten sie sterben, wenn es ihnen gut ging? Wie konnten Menschen sterben, wenn sie sie gekannt hatte? Und sie erkannte plötzlich, dass man ihr niemals das Vita Secundus anvertrauen hätte sollen, denn wenn sie es jetzt noch hätte, dann würde sie es ganz bestimmt Fred geben, sie würde alles machen, damit Mr Weasley nicht mehr so aussah, alles, um sich vorzustellen, wie George wohl aussehen mochte, wenn er zum ersten Mal ohne seinen Zwillingsbruder aufstand.
Niemand hörte die Schreie, die an ihr rissen, denn sie ließ sie nicht raus. Es war zu groß, um auszubrechen und stattdessen prallte es in ihrem Inneren ab, bis sie dachte, dass es sie aufreißen würde. Sie schloss ihre Augen, um die Menschen in dem Raum nicht mehr sehen zu müssen, die Menschen, dessen Gesichter vor nicht ganze einer Stunde mit Kraft und Zweck gefüllt waren. Alles war verloren. Alles.
Wenn Zeit verstrichen war, dann wusste sie nicht wie viel. Rons Hände fanden die ihren und ihre Augen flogen auf, um in seine blauen zu blicken. Sie waren rot unterlaufen und aufgequollen, aber gefüllt mit der Entschlossenheit, die sie verloren hatte. Es schmerzte sie zu sehen, noch immer die Hoffnung dort zu sehen. Dein Bruder ist tot, wollte sie ihn anschreien. Warum siehst du mich so an?
„Hermine, Harry ist gerade durchgegangen. Er glaubt, ich habe ihn nicht gesehen. Er denkt, er geht alleine. Komm schon."
Er zog sie auf die Füße und presste das Schwert von Gryffindor in ihre Hände. Er schien einen Moment zu würgen, zu stottern, als er sagte: „Dieser Idiot ist ohne das hier gegangen."
Sie folgte ihm blind aus dem Schloss, hinaus auf den Rasen. Wie viele endlose Märsche würde sie heute Nacht noch über den Rasen machen? Von was würde sie heute noch Zeuge werden?
„Ron", sagte sie. Sie wollte ihm von dem Vita erzählen, wollte ihm sagen, dass es eine Chance gegeben hatte, aber dass es die jetzt nicht mehr gab, was sie tun konnten, außer Harry in seinen Tod zu folgen, aber sie konnte die Worte nicht aussprechen.
„Er hat die Herrschaft, Hermine", sagte Ron und schien ihre Gedanken zu spüren, „und er weiß, was er tut. Er weiß, dass er-"
„Hat er es gesehen? Hat er dort reingesehen? Lupin, Colin, Padma, dein verfluchter Bruder, Ronald?"
„Ja, er hat es gesehen. Er hat es auf seinen Weg in das Büro des Schulleiters gesehen. Er weiß es, Hermine. Komm schon."
Das Büro des Schulleiters. Sie griff nach Rons Arm. „Er wird sich selbst opfern", flüsterte sie. „Die Erinnerungen... Ron, Dumbledore hat Snape erzählt, er hat ihn versprechen müssen, dass er Harry sagte --" Ihr Gesicht fiel zusammen. „Harry ist ein Horkrux. Die Narbe ist ein Horkrux. Dumbledore hat Snape erzählt, dass Harry sich selbst opfern muss, dass er--" Ihre Stimme stieg hysterisch an, bis sie versiegte und sie nicht mehr weiter reden konnte.
Ron stand da und starrte sie im Mondlicht an. „Das ist, warum er alleine gegangen ist."
Sie antwortete nicht. Ron öffnete seinen Mund und sie erwartete, dass er wütend von ihr wissen wollte, wie lange sie es schon gewusst, warum sie es ihnen nicht gesagt hatte.
„Wir müssen die anderen holen."
„Was?"
„Ich werde ihn nicht alleine sterben lassen, Hermine. Wir müssen die anderen holen. Wenn der Zauberstab nicht funktioniert--" Ron hielt inne. „Wenn der Zauberstab nicht funktioniert, dann will ich, dass das Letzte, was er sieht...."
Hermine wandte sich ab. Rons Gesicht war brutal verzogen vor Trauer und sie konnte es sich nicht ansehen.
„Ich will, dass er weiß, dass wir es beenden. Dass wir die Aufgabe erledigt haben."
Sie nickte stumm und Ron rannte über den Rasen zurück zum Schloss. Kurz darauf flog die Haupttür endlich auf und die, die noch in Hogwarts waren, kamen jetzt raus. Ron führte sie an, Ginny direkt hinter ihm und in ihrem Gesicht sah Hermine eine schreckliche Entschlossenheit und für den Bruchteil einer Sekunde wusste sie, dass sie so ausgesehen haben musste, als sie in die Dementoren gelaufen, als sie zu ihrem Mann gerannt war.
Als die anderen sich näherten - Kingsley, Tonks, Molly Weasley, Blaise und Neville und Luna und Flitwick, Charlie, Dean, Seamus und Dedalus Diggly, Sturgis Podmore und Oliver Wood... als sie alle in den Verbotenen Wald liefen, drehte sich Hermine um und rannte selbst los. Sie hielt nicht an, um sich zu fragen, wie sie Harry finden sollte, sondern rannte weiter, schlug sich mit dem Schwert in ihrer Hand den Weg frei.
Der Wald lebte vor Stimmen, es war schwer sich zu orientieren, zu fühlen, als ob sie etwas jagte. Aber die Zentauren preschten an ihr mit gezogenen Bogen vorbei und Hermine folgte ihnen instinktiv. Wenn sich etwas Fremdes in diesem Wald befanden, dann würden es die Zentauren wissen. Sie rannten an der Höhle, wo die Acromantulas lebten, vorbei an Grawps Versteck - und dann sammelte sich die Herde plötzlich außerhalb einer Lichtung und Hermine kam hinter ihnen stolpernd zum Stehen. Die anderen drückten sich neben sie und sie konnte Angst, Schweiß und Blut in der Dunkelheit riechen, sie konnte Wutschreie hören, Hagrids dröhnender Kriegsgeschrei - und über all dies, Harrys Stimme.
„Bleibt zurück! Ihr alle, bleibt zurück!"
„Nein", sagte Voldemort und seine Stimme stieg nicht über den Lärm, sondern schnitt geradewegs durch sie hindurch. „Lass sie kommen. Lass sie sehen, Harry Potter. Lass sie dabei zusehen, wie ihr Held durch meine Hand stirbt."
Ron drückte sich an den Zentauren vorbei und in den Kreis, wo die Todesser vermummt standen und Hermine folgte ihm, das Schwert hing locker in ihrer Hand, aber Voldemort ging ohne jegliches Interesse an ihnen vorbei. Er überblickte die ruhelose, ängstliche Menge, bis er sein Ziel gesichtet hatte. Dann hob er seine linke Hand und schnippte in einer rufenden Geste mit seinen Fingern. Professor Trelawney bewegte sich auf ihn zu, also ob sie von einem unsichtbaren Seil gezogen wurde, ihr Gesicht war blass und zuckte.
„Du", sagte Voldemort.
Sie schüttelte in ängstlicher Verleugnung ihren Kopf.
„Doch du. Sage mir, Professor. Ist das der Junge, von dem du vorhergesagt hast, dass er mich besiegen könnte?" Er schwang mit seiner Hand zu Harry, der groß und verängstigt im Zentrum der Lichtung stand. Sein Gesicht brannte vor kranker Resignation, gespickt mit Wut.
„Ich kann dich nicht hören", sagte Voldemort und Hermine drehte sich zurück zu dem Drama, welches der Dunkle Lord heraufbeschwor, um. „Ich sagte, ist das der Junge, von dem du vorhergesagt hast, dass er mich besiegen könnte?"
Professor Trelawney antwortete nicht. Ihre Lippen waren zu einer dünnen, weißen Linie zusammengepresst und sie bebte auf ihren Platz. Hermine fragte sich plötzlich, ob die Professorin wusste, wen sie meinte, als sie die Prophezeiung gemacht hatte, ob sie sich tatsächlich daran erinnern konnte, sie überhaupt gemacht zu haben.
Voldemort zuckte ungeduldig mit seinem Zauberstab und Professor Trelawney taumelte zurück. „Lord Voldemort wird diesem Spiel langsam überdrüssig", sagte er. „Antworte mir."
Hinter ihrer Brille riss Trelawney ihre Augen noch weiter auf, aber ihr Mund blieb fest verschlossen. Ihre rechte Hand rieb über ihre Brust, als ob sie eine Stelle bedecken wollte, an der sie getroffen wurde.
„Antworte mir", dröhnte Voldemort, aber noch immer antwortete die alte Frau nicht. Tränen rannten ihre Wangen hinunter, aber ihre Lippen blieben versiegelt.
„Ha", atmete Voldemort wütend aus. „Ist auch egal. Du wurdest all die Jahre von Dumbledore geschützt, Sybill Trelawney. Lord Voldemort hat sehr lange gewartet, um dich zu töten. Ich frage mich, wie es wohl dieses Jahr war, in meinem Schloss zu leben, Professor, sehr wohl wissend, dass ich dich jeden Moment holen könnte. Aber dann natürlich", lachte der Dunkle Lord herzlos, „habe ich deine hochgepriesene Begabung vergessen. Ich vermute, du 'wusstest', dass dieser Tag kommen würde. Avada Kedavra."
Professor Trelawney fiel zu Boden, als der grüne Blitz sie traf. Es schien so, als ob dies das Zeichen war, auf das die Leute auf beiden Seiten gewartet hatten. Die, die schweigend und gebannt während Voldemorts Rede dagestanden hatten, fluteten nach vorne und Kämpfe, wie Hermine sie noch nie zuvor gesehen hatte, brachen um sie herum aus. Tod lag in der Luft und Schüsse von grünem Licht tanzten um sie herum. Hermine kämpfte mit dem Schwert in der einen Hand und ihren Zauberstab umklammert sie mit der anderen. Sie parierte und schlug einen vermummten Todesser, dessen Zauber nicht aus seinem Zauberstab zu kommen schienen und den Boden vor Hermine versenkte, als sie sprang und davon tanzte.
Sie kämpfte ruhig und erbittert. Hermines Verbrennungszauber kollidierte mit der linken Schulter der Frau und sie fiel zischend zurück. Hermine drehte sich auf ihren Platz um, als sie die Schlacht überblickte. Sie stand neben Ginny gedrängt, welche mit großen, mächtigen Schritten zurückwich, als sie mit Bellatrix Lestrange kämpfte. Bellatrix überholte sie und Hermine bereitete sich darauf vor sie in die Seite zu treffen, als die wahnsinnige Hexe plötzlich zu Boden fiel, getroffen von einem Lichtstrahl, dessen Quelle Hermine nicht ausmachen konnte.
„Gah!" Ginnys Ton war Furchterregen und schon fast blutdürstig. „Den Nächsten werde ich selbst umbringen, danke auch!", schrie sie und drehte sich zu Luna um, um ihr bei Fenrir Greyback zu helfen. Lunas Zauberstab wirbelte schön in ihren Händen, sandte einen Strahl von kristallblauen Funken, die ihn reizten und verwirrten und für einen Moment hörte er auf zu kämpfen und sah sie einfach nur an. Ginny nutzte die Gelegenheit, um ihn mit einem Schockzauber, so stark, in die Brust zu treffen, dass Hermine ziemlich sicher war, dass sie ihn umgebracht hatte.
„Für Billy, du kranker Wichser", schrie Ginny und Hermine wusste, dass sie alle ihr Ende erreicht hatten, dass selbst die, die sie am besten kannte, bereit waren zu töten.
Alle Manieren des Krieges waren vergessen und Hermine verspürte keine Reue, als sie auf ihren Weg zu Ron Dolohov von hinten schockte und sie trat fest auf sein Gesicht, welches ungesehen gen Himmel starrte und sie spürte, wie seine Nase unter ihrer Sohle brach, als sie weiter zu Travers ging. Aber Ron raste an ihr vorbei, stieß sie aus ihren Gleichgewicht und sie schaffte es beinahe nicht das Schwert zur Seite zu schwingen, bevor sie darauf landete. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst und mit erschreckender Faszination sah sie, wie Ron Draco Malfoy in der sich windenden Menge jagte. Aber ihre Aufmerksamkeit wurde von einem Anblick abgelenkt, bei der das Blut in ihren Adern fror. Voldemort, welcher unberührt, umgeben von einem Schild, welches undurchdringbar schien, dastand, ließ Nagini aus ihrer Blase frei. Die Schlange schlich beinahe unentdeckt über den kalten Waldboden, und obwohl Hermine ihn nicht über den Lärm der Schlacht hören konnte, war sie sicher, dass er gerade seine Waffe gewählt hatte, dass er in Parsel dieselben Worte zu der Schlange sprach, wie er es in der Hütte bei Snape getan hatte.
Sie sprang nicht auf, sondern stand ruhig, geschmeidig auf. Leise trat sie durch das Laub, bewegte sich parallel zu der riesigen Schlange, als sie sich durch die Kämpfer bahnte. Harry steckte in einen Kampf mit Rastaban Lestrange, welcher verzweifelt versuchte ihn einzukerkern, und um sie herum lagen auf den Boden die Überreste von Dutzenden von magischen Seilen, die selbst wie Schlangen aussahen. Nagini schlich sich lautlos an Harry heran und Hermine tat dasselbe, umkreiste das Paar, bis sie einen freien Schuss auf die Schlange hatte. Sie durfte nicht scheitern. Sie hatte den Trank aufgegeben, Harrys Trank, und jetzt lag es an ihr sein Leben zu bewachen, zu beschützen. Sie würde die Schlange nicht ein zweites Mal zuschlagen lassen.
Als Nagini sich rückwärts aufrichtete, ihr Mund weit aufriss, schleuderte Hermine Harry zu Boden. Sie hob das Schwert von Gryffindor über ihre rechte Schulter, als ob es ein Schläger wäre, und ließ ihren Zauberstab fallen, als sie den Griff mit beiden Händen umklammerte. Sie schwang das Schwert mit all ihrer Kraft und traf den Kopf der Schlange so stark, dass sie zurücktaumelte, als er glatt durchtrennt vom Körper fiel, durch die Luft geschleudert wurde und vor ihren Füßen wieder landete. Sie stach das Schwert durch den Kopf, spießte ihn auf den Boden auf und blickte schwindelig vor Adrenalin auf, um zu sehen, wie Harry wieder auf die Füße kletterte.
Er sah sie für einen Moment mit aufgerissenen Augen an, als er ihr ihren Zauberstab überreichte und dann drehte er sich um und ihrer beiden Blicke waren augenblicklich auf den Dunklen Lord gerichtet.
Voldemort glitt zu ihnen und diejenigen, die um ihn herum kämpften, traten zur Seite, als ob sie alle eine komplizierte Choreografie einstudiert hatten. Harry hob seinen Zauberstab.
***
Snape stand getarnt und wie angewurzelt da, seine Stabhand hing an seiner Seite. Er hatte die Heulende Hütte mit keinen genauen Gedanken daran, wohin er gehen würde, verlassen, aber er war augenblicklich im Verbotenen Wald angekommen, angesogen, wie es schien, wie immer, von dem Ruf des Dunklen Lords. Potter war so nahe an ihn vorbeigelaufen, dass er seine Hände hätte ausstrecken, und den Jungen berühren können, da er bis jetzt noch lebte, dass es vielleicht noch eine Chance gab. Potters Haut war blass, die Augen seiner Mutter dunkel unterlaufen, geprellt. Und doch war James markantes Kinn entschlossen vorgeschoben und er ging stetig weiter, um sein Schicksal zu treffen.
Als Potter sich der Lichtung näherte, in der der Dunkle Lord stand, war Snape ihm gefolgt. Er hatte sich geweigert abzuwägen, was hinter ihm lag, da er mit jeder Faser seines Körpers gewusst hatte, dass er die Konfrontation, für die er sich sein Leben lang vorbereitet hatte, mit ansehen würde. Und dann lebte der Wald plötzlich vor donnernden Schritten und er hatte erstaunt beobachtet, wie die Überlebenden des Ordens, die Verteidiger von Hogwarts an ihm vorbeiliefen und er wurde von der Menge, die sich ihren Weg bahnte, mitgerissen, bereit zu kämpfen, entschlossen noch immer das Segel herumzureißen. Als der Kampf begann, hatte er ebenfalls seinen Zauberstab gehoben, auch wenn es hier keinen Platz für ihn gab, da keine der beiden Seiten ihn als Freund betrachtete. Er kämpfte hart, rücksichtslos, schockte die Todesser von hinten, verbündete sich mit Ordensmitgliedern, die niemals wissen würden, dass er dort gewesen war. Als die Zauber aus seinem Zauberstab schossen, wusste er, dass getarnt oder nicht, die Wahrscheinlichkeit groß war, dass er selbst getroffen wurde. Der Wald war von den Kämpfern ziemlich aufgewühlt und die Flüche flogen wild und unkontrolliert. Es war egal. Was zählte, war, dass er kämpfte, dass er kämpfend sterben würde. Er würde sich nicht irgendwo verstecken und wie ein Feigling warten. Er würde dafür sorgen, dass es beendet wurde.
Als Hermine das Schwert hob und die Schlange enthauptete, da wusste er es. Er wusste, dass das Ende gekommen war, dass der Dunkle Lord bereit war, seine letzte Waffe zu enthüllen.
Beinahe unmerklich schlich er zurück zu den Bäumen. Er brauchte einen Aussichtspunkt, von wo aus er die letzte Gegenüberstellung, von wo aus er wenn nötig, ohne gesehen zu werden, handeln konnte. Er zuckte leicht mit seinem Zauberstab in seiner Hand und belegte sich als weitere Vorsicht mit einem Verwirrungszauber und er glitt zwischen Lucius Malfoy und Arthur Weasley, welche unmöglich nebeneinanderstanden, ihr Kampf vergessen, ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Zauberer gerichtet, die sich wie zwei wütende Hunde umkreisten.
„Also hat das Schlammblut meine Schlange getötet", sagte der Dunkle Lord schon fast gesprächsweise und der Lärm der Schlacht begann zu versiegen und ganz zu verstummen, als Voldemort mit kalter, leiser Stimme sprach: „Das Schlammblut hat meine Schlange getötet und du denkst, dass dir das jetzt so etwas wie Macht über mich gibt, Harry Potter?"
Potter wandte sich für einen Moment von dem Dunklen Lord ab und sprach, wie es für Snape aussah, hauptsächlich die Gryffindors, die gerade außerhalb des Kreises, den er und Voldemort bildeten, an… „Ich will keine Hilfe von irgendjemandem. Es musste so sein. Ich muss es selber tun.." Er drehte sich zurück zu Voldemort und redete ruhig weiter, aber in dieser Ruhe hallte ein Trompetensignal mit: „Sie sind jetzt alle verschwunden", sagte Potter. „All deine Horkruxe." Er spuckte das Wort aus, als ob es etwas Abscheuliches sei. „Du bist nur wieder ein Mann, Tom Riddle, nur ein Sterblicher, genau wie ich."
Potters Worte erfüllten ihn mit kalter Angst. Wusste der Junge denn nicht Bescheid? Hatte er die Nachricht nicht erhalten oder hatte er es einfach ignoriert? Jeder Muskel in Snapes Körper war angespannt, als er den Jungen nach irgendwelchen Anzeichen absuchte. Sein Zauberstab war gehoben - gehoben! - obwohl Snape es ihm gesagt, ihn Dumbledores Worte gegeben hatte -
„Ah, aber da irrst du. Ich brauche die Horkruxe für meine Unsterblichkeit nicht, Harry Potter. Vor nicht ganz einer Stunde, habe ich mir eine Waffe gesichert, die noch mächtiger als die ist, die ich zuvor hatte. Aber vielleicht weißt du ja bereits davon. Vielleicht ist es vertraut." Er hielt locker seinen Zauberstab in der Hand und schon fast widerwillig fuhr Snapes Blick dahin. Der Elderstab, Dumbledores Zauberstab, leuchtete dunkel und lang im Mondlicht. Einige Ordensmitglieder schnappten nach Luft, erkannten ihn, vermutete Snape, selbst wenn sie nicht die Bedeutung verstanden.
Potter antwortete nicht, sondern fuhr damit fort weiter auf und ab zu laufen und Snape dachte so etwas wie Sorge in dem Gesicht des Dunklen Lords zu sehen.
„Erkennst du nicht Dumbledores Zauberstab? Der Zauberstab von dem Mann, der dich beschützt, der sichergestellt hat, dass du leben würdest, um diesen Tag zu sehen? Ich habe die Herrschaft des Zauberstabes an mich genommen, Harry Potter, und das Leben seines Meisters, und jetzt gibt es niemanden mehr, der dich noch beschützt. Dieser Zauberstab vervollständigt meine Macht. Nichts kann mir mehr schaden."
Potter hielt an. Seine Hände fielen an seine Seiten. Sein Ton war zwanglos, schon fast leicht, aber Snape sah, dass er heftig zitterte, auch wenn er versuchte es zu verbergen. „Das ist wirklich beeindruckend. Aber bist du dir auch sicher, dass der Zauberstab wirklich dir gehört? Absolut sicher?"
Das Gesicht des Dunklen Lords schien sich vor Triumph zu verziehen. „Ich habe es dir bereits gesagt oder hast du nicht zugehört? Ich habe heute Nacht die Herrschaft an mich genommen. Severus Snape liegt tot in der Heulenden Hütte. Ich habe den Zauberstab von Dumbledore und seine Loyalität von dem Mann genommen, der ihn getötet hat. Der Zauberstab gehört mir."
„Verstehe", sagte Potter. „Ich frage nur, weil ich den Eindruck habe, dass du nicht immer besonders deutlich darüber gewesen bist, was dir gehört."
Voldemort schwang ungeduldig mit dem Zauberstab, als ob er eine Fliege wegschlagen wollte. „Ich werde deiner langsam überdrüssig, Harry Potter. Überdrüssig deiner Person und deinen lächerlichen Spielen und Andeutungen. Was hat dieser letzte Schwachsinn zu bedeuten?"
„Der Mann, von dem du den Zauberstab genommen hast - der Mann, von dem du glaubst, dass du ihn getötet hast-"
Snape konnte nicht atmen. Wusste Potter, dass er lebte? Hatte Hermine ihm gesagt, was sie getan hatte?
„Ich habe den Tod von Albus Dumbledore herbeigeführt!"
„Hast du das? Oder hat Dumbledore seinen eigenen Tod geplant, geplant mit dem Mann, von dem du geglaubt hast, dass er dir gehörte?"
Voldemorts blasse Haut war rot vor Wut. Er bebte fast vor Verlangen, auszuholen. „Lügen", zischte er.
„Snape gehörte nicht dir!", brüllte Potter, und für den Mann, über den sie gerade redeten, der Mann, der den Rand der Lichtung erreicht hatte, kam es so vor, als ob sie von jemandem redeten, von dem er noch nie gehört hatte, einen Fremden. „Snape war ein Spion -- Dumbledores Spion!"
Voldemort lachte. „Das hat er dir also gesagt, Potter. Natürlich hat er dir das erzählt. Aber Severus Snape war mein Diener. Bis zum bitteren Ende hat er mich über euren Verbleib, euren törichten Plänen auf den Laufenden gehalten..."
„Hatte er das? Hatte er dir auch erzählt, dass er auf Dumbledores Befehl hin mir das Schwert brachte, welches deine Horkruxe zerstört hatte? Hatte er zufällig erwähnt, dass er uns bei unserer Flucht aus Malfoy Manor geholfen--"
„Das ist egal!", sagte Voldemort wütend. „Welchen Unterschied machte es schon zu wem Snape gehörte? Er ist tot. Sie sind beide tot, Snape und Dumbledore und ich lebe. Lebendig und ich habe die Kontrolle über den Elderstab, den Todesstab - den Zauberstab des Todes."
„Dann töte mich."
Es ertönte ein genereller Aufschrei von denjenigen, die für das Licht kämpften. Hermine hielt das kämpfende Weasley-Mädchen mit ihren Armen fest an sich gedrückt.
„Na los, töte mich, wenn du denkst, dass du es kannst." Potters Hände hingen schlaff an seinen Seiten.
Der Dunkle Lord zögerte nur für eine Sekunde, aber sein Gesicht war ernst und misstrauisch, als er „Avada Kedavra!", schrie.
Grünes Licht schoss aus dem Elderstab und Potter fiel zu Boden. Snapes Blick verließ nicht das abscheuliche, schlangenartige Gesicht des Dunklen Lords, als es passierte und er konnte darin die Angst, dass das Kind am Ende doch recht behielt, dass es etwas gab, was ihn am Ende von seinem Sieg abhalten konnte, sehen, aber als Potters Körper vor ihm zusammenfiel, da glühte Voldemorts Gesicht mit Freude, mit Sieg.
Die Menge schien einen Moment zu warten, als ob sie nicht verstanden, was gerade stattgefunden hatte. Ordensmitglieder als auch Todesser beugten sich leicht vor, um besser den zerbrochenen Körper von Harry Potter sehen zu können. Ein Schrei durchschnitt die Nacht, qualvoller als alles, was er bisher gehört hatte, das Geräusch von gebrochener Hoffnung, von immerwährendem Schmerz und er blickte in das Gesicht seiner jungen Frau und sah dort eine Leere, die ihn entsetzte und er sah, wie sie das Weasley-Mädchen losließ, dessen Schreie wie die Totenglocke weiterläuteten, und sah, wie Hermine an Potters Seite auf ihre Knie fiel.
Was er spürte, konnte er nicht in Worte fassen. Es gab keine Worte für das Ende von Vernunft, keinen Möglichkeiten mehr. Er stand so taub und schockiert da, als ob er selbst mit dem Fluch getroffen worden war und doch, warum sollte dies der Fall sein, wenn sie doch alle von Anfang an gewusst hatten, dass Ollivander sich geirrt haben könnte, dass es möglich war, dass die Herrschaft nicht ausreichte. Der Dunkle Lord hatte den Todesfluch benutzt, wie schon vor all den Jahren, wie er es so oft in Snapes eigenen Träumen getan hatte. Der Todesfluch, gegen den das Vita Secundus keine Chance hatte und seine Opfer waren vollkommen nutzlos gewesen.
Unfreiwillig starrte er wieder zu Hermine. Sie sah aus, als ob sie... getrennt war... und obwohl er sich gegen den Gedanken sträubte, für den Bruchteil einer Sekunde, dachte er, dass er wusste, warum sie getan hatte, was sie tat, dass sie vielleicht gewusst hatte, dass dieser Augenblick geschehen würde und sie es nicht anders hätte ertragen können.
Die Todesser wandten sich erneut den Orden zu und Snape sah, wie Nymphadora Tonks dem Todesfluch erlag und der Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie zu Boden ging, war beinahe dankbar. Aber Voldemort hatte seine dünnen, blassen Arme über seinen Kopf gehoben und bat um Ruhe.
„Tretet zurück", sagte er. „Greift nicht an. Ich wünsche, dass heute Nacht nicht noch mehr magisches Blut vergossen wird. Lasst sie ihren Helden sehen, dieses Kind, welches sie vertraut haben. Lasst sie ihn jetzt sehen und verstehen, dass es vorbei ist. Ich habe gewonnen."
Die Todesser zogen sich zurück und für einen Augenblick trat niemand vor. Die Verteidiger von Hogwarts standen wie erstarrt da, während Hermines Kopf auf Potters Schulter ruhte, als ob sie sich darauf vorbereitete sich neben ihn zu legen und neben ihm zu sterben. Er sah, wie sie ihre Augen schloss. Snape war widersprüchlicher weise dankbar, als endlich Molly Weasley vortrat, sich hinkniete und Hermine in ihre Arme schloss und sie von Potter wegzog und sie beruhigte, während ihre eigene Tochter gegen die Brust ihres Vaters weinte. Was er sah, konnte er nicht verarbeiten und er wusste, dass der Dunkle Lord es alles zufrieden betrachte. Nur wenig Trost lag in den Gesichtern der Geschlagenen. Liebe, die nicht endete, sondern ihre Bewahrer hinunter in den Abgrund führten.
Als Potter aufstand, als er seinen Zauberstab vom Boden nahm, dachte Snape, dass er jetzt endgültig durchdrehte. Vielleicht hatten sich Angst und Trauer gegen ihn gerichtet und das letzte Bisschen seines gesunden Menschenverstandes ihn verlassen hatte. Aber als Potter seinen Zauberstab hob und zuschlug, als der grüne Strahl sich in den Dunklen Lord bohrte, spürte Snape, wie der Fluch ebenfalls durch ihn floss und das Gefühl ähnelte dem von Schmerz, obwohl es vermutlich der Schock vom Ende des Schmerzes war, der Verlust des Schmerzes, der so vertraut war, dass er es mit dem Gefühl lebendig zu sein, verwechselt hatte.
Er blickte nicht in die kreischende Menge, sondern zog seinen linken Ärmel hoch, um seinen Arm zu entblößen, welcher so glatt und weiß war, dass er in der Dunkelheit zu leuchten schien. Etwas stieg in seine Kehle auf und schnürte ihn die Luft ab. Er blinzelte und blinzelte und Tränen fielen auf seine Haut, aber er spürte sie nicht. Es war verschwunden. Es war endlich verschwunden. Für einen Moment wünschte er sich zutiefst, dass er auf die Lichtung laufen, und es ihr zeigen könnte, dass er ihre kleinen, weichen Hände auf seiner Haut, die niemals mehr brennen, ihn nie wieder rufen würde, damit er irgendwelche entsetzlichen Dinge mit ansehen oder ausführen musste, spüren könnte.
Als er wieder zurück auf die Szene vor sich blickte, regierte das Chaos. Der Orden hatte ausnahmsweise Mal nicht innegehalten, um zu feiern, sondern jagte alle Todesser, entwaffnete sie, schockte sie und fesselte sie und in ihren Augen sah er die gerechte Wut, die der Orden nur selten im Kampf besaß - mit ihren Schockzaubern und Verhalten - aber dann kam es ihm so vor, als ob sie beabsichtigen eine besonders schwere Bestrafung für den Schock, den sie erleiden mussten, auszurichten, dass das dicke Ende für den Moment, in dem Potter anscheinend tot auf den Waldboden gelegen hatte, noch kommen würde. Die Luft war gefüllt mit den Geräuschen von Apparationen, als die Maskierten, die noch lebten, flüchteten und Snape warf einen letzten Blick auf seinen ehemaligen Meisters, sein wahnsinniges Gesicht ausdruckslos, die roten Augen leer und tot. Es war vorbei.
Er suchte in der Menge nach Hermine, aber er konnte sie nicht sehen. Sie war ohne ihn in diese neue Welt gegangen, verschwunden dorthin, wo er ihr nicht folgen konnte. Es war jetzt ihre Zukunft und er versuchte dankbar dafür zu sein, aber er konnte es nicht. Sieg stach anders als Niederlage, aber sie trugen beide ein Versprechen von Welten, in der er keinen Platz finden würde und während die Nachzügler wieder begannen Pläne zu schmieden, wirbelte er zu dem einzigen Ort, wo er noch willkommen war.
***
Als Harry seine Augen aufgeschlagen hatte, konnte Hermine es nicht glauben. Ihr Verstand - auch wenn es der Verstand einer Frau war, dessen Kindheit mit Wundern bestickt war - war einfach nicht auf zwei Wiederauferstehungen innerhalb so kurzer Zeit vorbereitet und sie hatte fasziniert auf das Bild, welches ihr ihr traumatisierter Verstand erstellt hatte, geblickt, bis das Bild seinen Zauberstab ob und den Avada Kedavra schrie und alles beendete.
Als Kingsley die Befehle verteilt und den Kreis durchbrochen hatte, hatte Hermine nicht dabei geholfen die Todesser festzunehmen, sondern hatte sich an Harry geklammert, als ob er aus Rauch gemacht sei, als ob er sich auflösen und davonwehen würde, sollte sie ihren festen Griff lösen. Sie wusste, dass Ron neben ihr war, da er immer wieder „Es hat funktioniert, es hat funktioniert, es hat funktioniert", brabbelte, aber sie wusste nicht, was er mit diesen Worten sagen wollte, wie die Dinge gelaufen waren und sie stand dort stumm mit ihren Händen um Harrys Armen geklammert. Ginny war da und es tat ihr etwas leid, dass sie die beiden nicht alleine lassen konnte, aber es war sehr wichtig, dass sie auf Harry aufpasste, denn das war ihre Aufgabe. Sein Leben war jetzt ihre Verantwortung - weil sie keine Befehle befolgen konnte, sie hatte das Leben, welches sie ihm schuldete einen anderen gegeben.
Sanfte Hände bedeckten die ihren und begannen ihre Finger von Harrys Oberarm zu schälen, aber sie schüttelte wild mit ihrem Kopf und vergrub sie weiter, bereit festzuhalten, egal was kommen, egal wie sie gefoltert werden würden.
„Eine dann? Nur eine?", fragte Ron und widerwillig erlaubte sie ihm, eine ihrer Hände zu nehmen.
„Das ist aber alles", sagte sie ihm ernst und er nickte genauso ernst zurück.
„Harry", sagte Ron.
Hermine sah, wie sich die Blicke der beiden Jungen trafen und ihre Augen sich mit Tränen füllten und Harrys freier Arm legte sich um Rons Hals und sie wurde zwischen den beiden zerquetscht. Ein seltsames Geräusch kam über Rons Lippen und hallte in ihren Ohren, als die drei dort standen, bis zur Unempfindlichkeit geschockt und entsetzt vom Sieg, nicht in der Lage den jeweils anderen loszulassen.
Ihre Tränen rannen frei und innerlich dachte sie, dass es möglich war, dass sie niemals mehr aufhören würde, zu weinen, dass sie niemals mehr den Käfig aus Rons und Harrys Armen verlassen könnte und dass sie ihr Leben lang in dieser Umarmung leben würde. Der Sieg war nicht süß, sondern dick und durchdringend wie Blut, so scharf wie ein Schwert. Sie hielt ihren Todesgriff auf Harry und Ron und würde nicht loslassen, selbst dann nicht, als die beiden sie vorsichtig umdrehten und sie begannen zurück zum Schloss zu laufen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel