von Xaveria
Hermine beobachtete wie Kingsley von seinem Platz aufstand und den Sonorus-Zauber auf seinen Hals legte.
„Das Gericht nimmt das Verhör wieder auf. Am vierundzwanzigsten Juni neunzehnhundertachtundneunzig: Das Zauberereiministerium vs Severus Snape. Heute wird das Gericht weiter Severus Snapes Loyalität zu dem dunklen Lord Voldemort untersuchen und seiner Zugehörigkeit in der Terroristenvereinigung, bekannt als die Todesser. Insbesondere konzentrieren wir uns auf das Verschwinden und den darauf folgenden Mord an Hogwarts Professor für Muggel-Kunde Charity Burbage und Informationen, die nach dem ersten Krieg eventuell vom Orden des Phönix an die Todesser weitergegeben worden ist."
Hermines Blick suchte Snapes, aber er schaute nicht in ihre Richtung. Professor Burbage?
„Das Gericht ruft Malcom Yaxley in Bezug auf die Ereignisse vom neunzehnten Juli neunzehnhundertsiebenundneunzig in den Zeugenstand.
Ein breitschultriger Mann wurde von zwei Auroren, die vielmehr von dem Gefangenen eingeschüchtert waren als noch bei Lucius Malfoy, in den Gerichtsaal geführt. Hermine fragte sich, ob es die Größe des Mannes war, die die beiden verunsicherte oder die Tatsache, dass es ihm an Malfoys arrogante, vornehme Herkunft mangelte. Der Mann sah aus, als ob er besser in eine Muggel-Bikerbar gehörte, als in einen Gerichtshof und Armband oder nicht, er behielt ein gefährliches, ungezähmtes Aussehen.
„Bitte nennen Sie für das Gericht Ihren Namen."
„Malcom Yaxley."
„Mr. Yaxley, waren Sie in der Nacht, in der Charity Burbage ermordet wurde, anwesend?"
„Oh ja, ich war da."
„Bitte erzählen Sie dem Gericht, wer noch anwesend war. "
„Alle hochrangigen Todesser", sager Yaxley etwas stolz, dachte Hermine. Sie fragte sich flüchtig, ob er immer noch glaubte, dass der Dunkle Lord wieder auferstehen würde. Sie hatte erwartet, dass alle Todesser zumindest Reue vortäuschen würden. „Ich selbst, die Malfoys, Snape, die Lestranges, Dolohov, Travers."
„Severus Snape war anwesend?"
„Selbstverständlich."
„Womit Sie sagen wollen, dass Snape zu den hochrangigen Todesser gehört?"
„Ja. Snape war ein besonderer Liebling von unserem Herrn." Er sagte es mit einem Hauch von Verachtung.
„Und wo hat diese Versammlung stattgefunden?"
„Im Hauptquartier."
„Welches sich wo befand?"
„Malfoy Manor."
„Verstehe. Also gab es ein Treffen der Todesser in Malfoy Manor. Und Charity Burbage war anwesend?"
Yaxley lachte trocken. „Ja, sie war anwesend. Sie war sozusagen die Unterhaltung."
„Können Sie das näher erklären?"
„Er ließ sie über den Tisch schweben. Hing sie dort hin, damit wir sie alle sehen konnten. Damit wir wussten, was von uns erwartet wurde."
„Sie reden von Voldemort?"
„Der Dunkle Lord."
„Und was hat er von Ihnen erwartet?"
„Er wollte, dass wir dieser Muggel-Liebhaberin eine Lektion erteilten."
„Verstehe. Und wie hat Snape reagiert, als er seine ehemalige Kollegin gesehen hat?"
„Snape reagiert nie sonderlich viel."
„Hat er irgendwelche Anstalten gemacht, um sie zu befreien?"
„Oh, sie hat ihn angefleht. „Bitte, Severus", imitierte Yaxley ihre Stimme, bevor er kehlig lachte. „Aber Snape hat sie kaum eines Blickes gewürdigt."
„Also blieb sie dort. Schwebend, wie Sie sagten."
„Bis der Dunkle Lord sie getötet hat."
Schweigen herrschte für einen Moment im Gerichtssaal. Kingsley sah ziemlich krank aus und er drehte sich mit einem betonten Blick zu dem Zaubergamot um, als ob er sie auf etwas hinweisen wollte. Nur Yaxley schien in der Stille entspannt zu sein.
„Was war das Thema des Treffens?"
„Potter fangen. Wir wussten, dass er aus seinem sicheren Haus verlegt wurde. Es war unsere Hoffnung ihn auf den Weg zu schnappen."
„Der Orden des Phönix hat nur sehr wenigen Menschen mit dem Wissen von Harry Potters Verlagerung vertraut. Im Grunde haben wir fehlerhafte Informationen an verschiedenen Leuten weitergegeben, um eine falsche Spur zu legen. Wer hat Lord Voldemort das Datum von Harry Potters Verlagerung?"
„Snape natürlich. Sagte, er sei sich sehr sicher. Sagte, dass er eine Quelle hätte, wollte aber nicht sagen wer. Der Dunkle Lord wusste es allerdings."
„Hat Snape Lord Voldemort an diesem Abend irgendwelche andere Informationen gegeben?"
„Snape hat ihm eine Zeitung gegeben. Keine Ahnung, worum es ging."
„Danke. Das wäre dann alles."
Hermine konnte sich während Kingsley Befragung nicht umsehen. Für sie verengte sich ihre Welt zu einem kleinen Fenster, wo nur der Fragesteller und Befragter zu sehen waren. Sie konnte noch nicht einmal lange genug ihren Blick abwenden, um Severus anzusehen. Aber als die Auroren kamen, um Yaxley abzuführen, war sie in der Lage sich umzusehen. Harry saß zu ihrer linken, ein mörderischer Blick zeichnete sein Gesicht und Ginny hielt seine Hand ziemlich fest. Sie flüsterte ihm etwas zu, was Hermine nicht verstehen konnte, aber bis zu diesem Zeitpunkt sah es für sie aus, dass er aufspringen und selber aussagen wollte.
Harry lehnte seinen Kopf zu ihr und sprach direkt in ihr Ohr. „Wie kannst du dir das nur anhören? Sehr wohl wissen, was sie nicht sagen?"
Sie schüttelte diese Kleinigkeit bitter ab. „Ich muss es", flüsterte sie zurück, drehte sich aber nicht zu ihm um.
Die Hexen und Zauberer des Zaubergamot saßen steif auf ihren Plätzen. Einige murmelten etwas, aber die meisten sahen einfach nur blass und entschlossen aus.
„Das Gericht wird seine Befragung fortsetzen. Mr. Snape, warum haben Sie nicht Ihrer Kollegin Charity Burbage im Malfoy Manor in der Nacht am neunzehnten Juli geholfen?"
„Ich war ein Spion. Ms Burbage zur Hilfe zu eilen hätte sie nicht gerettet, nicht einen Raum voller Todesser und den Dunklen Lord, und hätte nur dazu geführt, meine Tarnung auffliegen zu lassen."
„Also haben Sie geschwiegen, um Ihr eigenes Leben zu retten."
„Nein. Ich schwieg, weil mein Eingreifen nichts gebracht hätte. Allerdings gab mir meine Aufgabe für den Orden zu spionieren die Möglichkeit noch größere Übel zu verhindern."
„Unter wessen Befehlen spionierten Sie? Wem erstatteten Sie Bericht? Laut der Aussagen von Malcom Yaxley, haben Sie Geheimnisse des Ordens an den Dunklen Lord weitergegeben."
„Und wieder war es für mich nötig, meine Tarnung aufrecht zu halten. Indem ich privilegierte Informationen an den Dunklen Lord vermittelte, hielt ich die Illusion aufrecht, dass--"
„Sie haben die Frage nicht beantwortet, Mr. Snape. Sie behaupten, Sie versuchten Verbrechen zu verhindern und doch haben Sie nicht gehandelt, konnten nicht die Handlungen des Dunklen Lords und seinen Gefolgsleuten an die Autoritäten weiterleiten, aber Sie verlangen von uns zu glauben, dass Sie für eine Organisation arbeiteten, dessen Anführer-"
Dumbledore sprach laut von der Wand über Kingselys Kopf und Hermine hob einmal kurz ihren Blick zu dem alten Mann. Sie hatte Dumbledore selten so wütend oder bestimmt gesehen, als er aus seinem Porträt schrie, jeglicher Schein von Ruhe vergessen. Hermine spürte bei Anblick von Dumbledore so aufgelöst, eine seltsame Flamme der Hoffnung in sich auflodern.
„Ich sehe mich dazu gezwungen das Gericht erneut daran zu erinnern, dass Severus Snape dafür bereits vor Gericht gestanden hat!"
„Wir diskutieren nicht die Verbrechen aus dem ersten Krieg", antwortete Kingsely.
„Dieses Gericht hat Severus Snape entlastet, basierend auf den Beweisen, dass er unter großen persönlichen Risiken zum Spion für unsere Seite geworden ist! Das Gericht hat damals Snapes Aktivitäten als Todesser zu den Informationen, mit der uns versorgen konnte, akzeptiert. Es gab eine stillschweigende Vereinbarung, in der über Snapes Aktivitäten hinweggesehen wurden, weil er als Spion für unsere Seite anerkannt worden war. Es wurde anerkannt, dass in diesem Fall das Wohl aller durch Snapes Handlungen gedient war. Sie können nicht die Entscheidung des Gerichtes wieder aufheben - Sie können nicht diesen Mann unter neuen Regeln erneut vor Gericht stellen! Er handelte unter der Einwilligung des Gerichts!"
„Insoweit Snape als Spion für den Orden des Phönix agierte, steht er unter dem Schutz des Gerichts. Jedoch ist es das Ziel des Gerichtes festzustellen für wen Snape spionierte. Wie wir gehört haben, hat er geheime Information des Ordens an die Todesser weitergegeben."
„Hat der Orden des Phönix das eigentliche Datum von Harrys Umzug mit Snape geteilt?", fragte Dumbledore.
„Sicherlich nicht. Zu dieser Zeit war Snape-"
„Dann hat er auch keine Informationen weitergegeben, Minister. Und er teilte auch keine ziemlich wichtige Information dieses Planes, oder? Die Todesser hatten in dieser Nacht keine sieben Harry Potters erwartet."
„Also, nein." Kingsley wirkte widerwillig, bis auf das dunkle Leuchten in seinen Augen und die Art, wie er beeindruckt herumlief, mit seinen wirbelnden bunten Roben vor Dumbledores Porträt, ließ Hermine glauben, dass diese Unterhaltung genauso verlief, wie er gehofft hatte.
„Mundungus Fletcher war es, der den Orden auf die Idee brachte, nicht wahr?"
„War er."
„Ja, er war es", sagte Dumbledore und lehnte sich endlich wieder in seinen Sessel zurück und überschlug wieder seine Beine. „Weil Snape es ihm nahegelegt hatte."
Hermine konnte das wilde Kratzen von Federn auf Pergament hören. Percy Weasley saß vornübergebeugt an seinen Schreibtisch an der Tür und schrieb so schnell er konnte. Er hielt nicht inne, um zu Dumbledore oder Kingsley aufzublicken, wenngleich auch Rita Kimmkorns Feder unabhängig schrieb, beobachtete sie den Austausch im Gerichtssaal mit außerordentlichem Interesse.
Severus selbst saß teilnahmslos da. Sein Blick schnippte zwischen Dumbledore und Kingsley hin und her, aber sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
„Er schlug genau die Sache vor, der es Harry ermöglichte unversehrt zu flüchten, während er weiterhin genug richtige Informationen weiterleitete, um seine Position zu halten", sagte Dumbledore.
Kingsley antwortete nicht, so kam es Hermine vor, um den Eindruck zu erwecken, dass Dumbledore diese kleine Schlacht gewonnen hatte.
„Was stand in der Zeitung?", sagte Kingsley schließlich, als er sich wieder an Snape wandte.
„Es war eine Muggel-Zeitung", sagte Snape. „Es berichtete von dem Tod von Helen und Richard Granger."
„Erklären Sie sich", sagte Kingsley scharf.
„Der Dunkle Lord hat mir aufgetragen die Grangers umzubringen. Ich habe ihm als Beweis die Zeitung gebracht."
„Dass Sie Hermines Grangers Eltern umgebracht haben?"
„Ich habe Helen und Richard Granger nicht umgebracht", sagte Snape. Hermines Kopf schoss nach oben. Sie dachte... sie dachte Wut in seiner Stimme, zu hören. „Ich habe ihre Erinnerungen gelöscht und sie nach Australien gebracht."
„Also haben Sie zugelassen, dass Charity Burbage umgebracht wird, aber Sie konnten nicht die Grangers töten?"
„Ich habe Charity Burbage nicht umgebracht", sagte Snape und diesmal war sich Hermine sicher, dass er wütend war. Sie wusste nicht, ob sie erfreut oder entsetzt sein sollte. „Ich habe niemanden umgebracht, dessen Tod ich nicht verhindern konnte."
„Warum sollte Lord Voldemort Ihnen auftragen Hermines Grangers Eltern umzubringen?"
„Bitten Sie mich gerade über die Wünsche eines Wahnsinnigen zu spekulieren?"
„Warum nicht die Weasleys oder Potters Tante und Onkel?", fragte Kingsley unbeirrt.
Snape seufzte. „Weil er meine Beziehung zu Miss Granger vermutete. Ich denke, er wollte ein Signal meiner Loyalität."
„Die Presse hat sehr ausführlich über Ihre Beziehung zu Hermine Granger berichtet. Und doch kann das Ministerium keine Unterlagen über diese angebliche Heirat finden."
„Unsere Heirat wurde von Albus Dumbledore und Alastor Moody bezeugt. Die Unterlagen befanden sich bis zu Moodys Tod im Ministerium, anschließend wurden sie... entfernt."
„Also wurde Ihre Heirat von zwei Männern bezeugt, die jetzt verstorben sind. Das erscheint ziemlich passend. Und Sie sagen, dass die Heiratsurkunden entfernt - und anschließend zerstört worden sind, nehme ich an? Haben Sie sie selbst aus dem Ministerium entfernt?"
„Habe ich nicht."
Hermine stand auf, ihr Herz flatterte wie wild in ihrer Brust. „Vergeben Sie mir, Minister, dass ich Sie unterbreche.“
„Miss Granger, das Gericht ist-"
„Aber ich habe unsere Heiratsurkunden."
Alle Blicke richteten sich auf Kingsley. „Treten Sie vor, Miss Granger."
„Wieder muss ich um Entschuldigung bitten, Minister Shacklebolt, aber es heißt seit fast zwei Jahren nicht mehr Miss Granger."
Kingsley zog langsam seine Augenbrauen hoch und bedachte sie mit einem langen, abschätzenden Blick. „Treten Sie vor, Hermine."
Hermine stieg die Stufen zum Ministerpodium auf. Sie zog eine Pergamentrolle aus ihrer Tasche. Sie überreichte sie ihm und flüsterte. „Kingsley... ich dachte-"
„Vertraue mir", flüsterte er so leise, dass sie es kaum verstand.
„Das Gericht wird sich vertagen, um die Heiratsurkunden von Severus Snape und Hermine Jean Granger zu untersuchen. Wir versammeln uns wieder morgen früh um neun Uhr. Das ist dann alles."
„Kingsley", versuchte sie es erneut.
„Bring Blacks Porträt mit", war alles, was er sagte, bevor er hinunter zu Snape ging.
***
Das Licht im Badezimmer war hart und das Gesicht in dem Spiegel ängstige ihn beinahe, sein kinnlanges Haar zottig, entlarvte zu hohle und scharfe Gesichtszüge. Er wandte sich von dem Waschbecken ab, um sich nicht dabei ansehen zu müssen, während er das hier tat, während er seinen Körper erleichterte, der einfach nicht zu verstehen schien, dass Erleichterung keine Option war.
Er ließ seine Hosen fallen und umklammerte sich grob mit seiner rechten Faust, zerrte schnell daran, abgehackte Stoßbewegungen. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
Aber das, nach was er suchte, kam nicht und er schlang an der hinteren Badezimmerwand seine linke Hand um seinen Körper, beugte sich in die Bewegung seiner rechte Hand, seinen Hüften, zerrte an einer Berührung, die er nicht wollte, nach der er sich nicht sehnte.
Was stimmte nicht mit ihm, dass die schlafende Berührung eines Mädchens ihn in diese Maße erregen konnte?
Er hatte versucht sie wegzuschieben, aber sie hatte sich einfach fester in seine Armbeuge gelegt, und als er sich von dem Druck ihres Körpers löste, heiß vom Schlaf und ins Badezimmer verschwunden war, hatte sie nichts gesagt.
Seine Faust pumpte fester und der Schmerz vermischte sich mit Lust, aber er war dem, was er suchte, kein Stück nähergekommen. Komm schon, dachte er. Komm schon.
***
Die Badezimmertür war angelehnt und es schmerzte sie, dass er nicht wusste, dass sie da war, dass was auch immer ihm in der Vergangenheit ihm von ihrer Gegenwart erzählt hatte, jetzt mit seiner Magie verschwunden war. Sie fragte sich, ob es Liebe war, ob Liebe und Magie so ineinander verschlungen waren, dass wenn man das eine nahm, auch das andere verschwand, ob die Tatsache, dass er es lieber hier, alleine tat, nur ein weiteres Zeichen war, welches sie sich geweigert hatte zu sehen.
Und auch die Gewalt, mit der er sich berührte, erstach sie, dass es keine Zärtlichkeit in der Welt für ihn gab, dass er es noch nicht einmal hier zulassen würde.
Sie berührte die Tür und sie schwang weiter auf und ließ sie weiter in das kleine, helle Zimmer.
„Lass mich", flüsterte sie.
Er wirbelte so schnell herum, dass er stolperte und beinahe über die Toilette fiel, seine Hand griff blind nach dem Handtuchhalter, um etwas zu finden, womit er sich bedecken konnte. Sein Gesicht war vor Wut verzogen, seine Lippen über seine Zähne zurückgezogen und die blasse Haut seiner Brust war bedeckt mit roten Flecken, die seinen Hals hinaufliefen und auf seinen Wangen brannten.
„Verschwinde", knurrte er.
Unfreiwillig trat sie einen Schritt zurück, aber rannte nicht davon.
„Severus--"
„Hau ab!"
„Severus, bitte. Ich bin deine Frau. Ich will-"
„Du willst was?" Seine Stimme war lauter zu der forschen Stille, als er sie unterbrach. „Du willst mich füttern, meine Kleidung auswählen, für mich Entschuldigungen treffen, wenn mein Verhalten nicht deinen Ansprüchen entspricht. Du willst, dass ich meine Haare schneide, ins Gericht gehe, zu Bett gehe. Jetzt willst du auch das hier noch kontrollieren? Gibt es irgendeinen Teil in meinen Leben, den du nicht einfach mal in Ruhe lassen kannst? Oder wirst du es dir genau wie alles andere auch einfach nehmen?"
Hermine verengte ihre Augen und sie trat einen großen Schritt vor. „Du denkst", sagte sie, jedes Wort scharf gespuckt, „Du wagst dir einzureden zu denken, dass ich das hier genieße?" Sie trat weiter vor, zwang ihn zurückzuweichen. „Du denkst, ich will dich kontrollieren?"
Etwas schien in ihr für einen Moment zusammenzubrechen und ihre Lippen bebten, auch wenn ihre Stimme nicht zitterte, als sie lauter wurde. „Du denkst, ich koche, weil ich dich bemuttern will? Dass ich dir Kleidung kaufe, weil ich denke, dass du dich nicht selber einkleiden kannst? Alles, was ich von dir will ist..." Sie verstummte und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Alles was ich von dir will, ist nur ein kleines Zeichen. Eine winzige Geste, die mir sagt, dass du mich noch siehst, dass ich noch immer hier bin. Dass du nicht lieber tot auf dem Boden in der Heulenden Hütte liegen würdest."
Er stürzte sich nach vorne, hielt sie mit seinen Armen gegen das Waschbecken fest. Sein Gesicht war so nahe, dass sich ihre beider Köpfe sich beinahe berührten. Sie keuchten beide vor Wut. Er sah beinahe fanatisch aus, als er in ihr Gesicht starrte, seine Augen so dunkel und wild und sie fragte sich, ob er sie verletzten würde, wenn sie nicht selbst das dringende Verlangen hätte, ihn zuerst zu verletzten.
„Du denkst, das hier ist Spaß für mich?", zischte sie. „Du denkst ich mag das, dass ich mir das hier für dich wünschen würde, du beschissener--"
Sein Kopf tauchte hinab zu ihren, als ob er versuchen wollte, sie mit seinem Mund zum Schweigen zu bringen und sie hob wütend ihr Kinn. Er tauchte er erneut und diesmal fing er ihre Unterlippe mit seinen Zähnen ein, als sie ihren Kopf zurückriss. Ihre Zähne klapperten zusammen und sein Körper presste sich beinahe schmerzhaft gegen ihren, stieß sie weiter zurück gegen das Waschbecken. Für eine Sekunde gab es Gerangel mit ihren Händen, die sich zwischen ihren Körpern kämpften, während er damit kämpfte, sie in seinen Griff zu behalten, bevor sie sich befreite und sein Haar in ihrer Faust fing. Sie zerrte seinen Kopf zu sich hinunter und ihre Lippen kollidierten. Für einen Moment küssten sie weniger, als dass sie ihren Streit fortsetzen und er riss an ihrem Nachthemd, während sie mit ihren Fingernägeln über seinen Rücken fuhr, ihn näher heranzog.
Sie atmete zweimal tief durch ihre Nase ein, da er keine Anstalten machte ihren Mund loszulassen und sie ließ ihn kurz los, damit sie sich auf das Waschbecken setzten konnte. Er trat zwischen ihre Beine, zog sie hoch und legte sie über seine Hüften und er nahm ihren Hintern seine Hände und rieb sich gegen die Baumwolle, die sie noch trennten.
Sie knurrte in seinen Mund und er stöhnte antwortend und was auch immer sie hierher gebracht hatte, verwandelte sich abrupt in etwas anderes. Er zitterte und sie wähnte sich kurz als Siegerin dieses Streites. Ihre Lippen brachen auseinander und sie lehnte sich gegen, presste ihre Brust gegen seine und ihr Gesicht in seinen Nacken. Ihre Arme schlangen sich um ihn und er erwiderte ihre Umarmung ungeschickt aber fest. Sie verweilten einen Moment keuchend.
„Ich will das hier nicht als Geschenk", flüsterte er. „Ich kann nicht noch weitere Geschenke von dir ertragen."
Sie machte ein kehliges Geräusch, ein Geräusch des Protests, etwas Zorniges und gleichermaßen Bedürftiges. Ihre Augen waren zusammengezogen und dunkel, als sie sagten: „Denkst du, dass ich keinen Trost brauche? Das ist kein Geschenk."
Sie griff nach unten und riss den Stoff ihres Schlüpfers zur Seite. Das Streichen von seinem Fleisch gegen ihres machte sie schwach vor Hunger, betrunken vor Verlangen. Macht surrte zwischen ihnen; sie konnte es in ihrer Haut, in ihrem unregelmäßigen Herzschlag spüren. Er umklammerte das Waschbecken auf den beiden Seiten neben ihr, machte seinen Körper zu einem Käfig und sein Penis stieß leicht gegen ihre Öffnung, bis er Halt in ihr fand, und begann Zentimeter für Zentimeter in sie einzudringen.
Sie atmete tief, beinahe bewegungslos, als ob sie ihr ganzes Sein auf das Gefühl von ihnen beiden vereint, richtete. Als er ernsthaft begann sich zu bewegen, lehnte sie sich vor, presste ihre beiden Gesichter zusammen und zog mit einer Hand sein Gesicht zu ihr.
„Bring mich ins Bett", flüsterte sie.
Er glitt seine Hände unter sie und sie spannte ihre Arme um seinen Hals an. Er hob sie von dem Waschbecken und trug sie durch den dunklen Flur in ihr Schlafzimmer.
Aber durch das einfallende Licht der offenstehenden Tür erstarrte er. Er hatte sie auf das Bett gelegt und hatte sich selbst am Ende hingekniet, aber als sie sich ihren Schlüpfer entledigte, spürte sie, wie er starr und regungslos wurde.
„Severus", sagte sie.
„Ich kann das nicht."
Er war noch immer hart, rasend hart; sein Penis gerötet, und doch wandte er sich von ihr ab und bewegte sich von ihr weg.
„Was machst du da?", sagte sie, die Worte ruckartig.
„Ich gehe", sagte er steif.
Sie setzte sich auf und griff nach seinem Fußknöchel, da es der Teil von ihm war, der ihr am nächsten war und die Woge, die durch sie und in ihn hineinfloss, war unmissverständlich. Sie hörte ihn überrascht zischen.
Sie fühlte sich gegen das, was kommen würde, was gerade durch ihren Hautkontakt freigelassen worden war, hilflos. Sie musste vorsichtig vorgehen; sie war so einfühlsam gewesen, aber jetzt hatte sie keine Geduld für einen Mann, der behauptete sie zu lieben, aber entschlossen war, sie gegen seine eigene Erniedrigung zu zerschmettern.
„Ich verdiene besseres als das, Severus."
Sein Gesicht arbeitete zornig und er haspelte für einen Moment.
„Jetzt verübelst du mich für etwas, was ich dir nicht geben kann?"
„Was ist es, was du denkst, was ich möchte? Wir haben Essen, Kleidung, Schutz und sind versteckt. Wir sind vermutlich sicherer als seit Jahren. Mir ist es scheißegal, was du denkst, was du mir 'nicht' geben kannst. Ich will das, was du mir nicht geben willst."
„Ich habe nichts für dich", sagte er und riss seinen Knöchel aus ihrem Griff und entfernte sich von dem Bett.
Sie nahm ihren Zauberstab und benutzte ihn, um die Tür zu schließen und sie mit einem Schutzzauber zu belegen. Sie schaltete die Nachttischlampe ein. Er wirbelte herum, sein Blick ungläubig, mörderisch.
„Was denkst du, tust du-"
„Feigling", knurrte sie. „Lügner! Du stehst dort, als ob ich nicht sehen kann, was du willst, wie dringend du es möchtest. Glaubst du nicht, dass ich dich nicht genauso dringend will? Glaubst du nicht, dass ich dich nicht brauche? Ich bin deine Frau-"
„Ja, ich bin mir dieser Tatsache durchaus bewusst, Hermine", sagte er, jedes Wort bildete beinahe einen eigenen Satz. „Genau wie die gesamte Zauberwelt. Kannst du dir vorstellen, was die Zeitungen heute sagen werden? Wie begierig das Gericht ist einen Blick in dieses Zimmer zu werfen und zu sehen--"
„Ich werde nicht für die Ignoranz anderer Menschen bestraft", schrie Hermine. „Glaubst du, dass ich sie hier rein lassen würde? Glaubst du etwa, dass ich das hier nicht mit einem Leben beschützen würde?"
„Dein Name wird gleichgesetzt werden mit Verräter, mit Hure. Sie werden dich mit mir zusammen hinunterziehen. Ich kann nicht--" Seine Stimme brach abrupt ab. „Das ist nicht das, was ich für dich wollte."
Sie stand vom Bett auf und durchschritt das Zimmer. „Severus." Es war ein Befehl.
Er sah sie nicht an.
„Severus." Sie streckte ihre Hand aus und drehte sein Gesicht zu ihr. „Das ist auch nicht das, was ich für dich wollte."
Seine Schultern sackten ganz leicht zusammen und er rieb mit beiden Händen über sein Gesicht. „Das weiß ich", sagte er fast lautlos.
„Komm ins Bett."
„Hermine", sagte er, seine Stimme so misstrauisch, dass es ihr wehtat.
„Ich werde mir nichts nehmen, was du mir nicht geben willst. Komm einfach nur ins Bett." Sie wandte sich von ihm, plötzlich erschöpft, löschte das Licht und kletterte auf die Matratze.
Er glitt unter die Decke neben ihr und zum ersten Mal seit Wochen, achtete er nicht darauf auf seiner Seite des Bettes zu bleiben. Sie konnte seine knochigen Schienbeine unter ihren Zehen, die spärlichen Haare gegen ihre Haut, spüren. Sie zog ihre Füße seine Beine hinunter, bis sich ihre Knie trafen. Ohne Worte spreizte er seine Beine und eines ihrer Beine glitt dazwischen. Eine Hand schlich sich zu seiner Hüfte. Es würde genügen.
Die Minuten zogen sich wie Sirup und in der Dunkelheit war es unmöglich zu wissen, wie viel Zeit vergangen war. Genug Zeit für sie, um sich zu fragen, ob es genug war, ob sie den Rest ihres Lebens mit diesen Fragmenten leben könnte, wenn er sie darum bat. Genug Zeit, dass es vollkommen egal war, ob sie damit leben konnte oder nicht, dass sie ihn nicht verlassen würde; und sie führte in ihren Kopf Ruhe ein, nahm die leere, brennende Wut und stopfte sie in eine dunkle Ecke ihrer Selbst, wo sie vielleicht lernte, sie zu übersehen. Es war möglich, dass sie beide für eine Weile schliefen, bevor sie sich seiner Stimme bewusst wurde, ganz nah an ihrem Ohr, dass sie durch die schwere Stille schnitt.
„Hermine?"
„Ja?"
Er küsste sie, zuerst zögernd, nur ein Streichen seines Mundes über ihren und dann lang und langsam und tief und sie schloss ihre Augen und ließ das Gefühl sie wie eine Droge durchrauschen. Sie konnte seinen Gaumen schmecken, die stumpfen Zahnkanten; sie konnte das Flattern seiner Augenlider gegen ihre Wange spüren.
Er leckte über ihre Lippen und saugte erst an der einen und dann an der anderen in seinen Mund, als ob er sie essen würde, als ob er letztendlich versuchte seinen Hunger zu stillen. Endlich zogen seine Arme sie zu sich, löschte den letzten Platz zwischen ihnen. Ihre Mamillen strichen gegen seine Brust, als sie ihre Hüften verlagerte, um sich ihrer neuen Position anzupassen. Langsam spürte sie wieder das Surren ihr, die Macht, wie es wie etwas Lebendiges in ihr aufstieg, wie ein Erwachen und sie sehnte sich danach das Herz dieses Gefühls zu berühren, ihre Hand auf die Verbindung zu legen und zu spüren, wie es wie ein Blitz durchraste.
Er drang diesmal ohne zu zögern in sie ein, sein Körper sank in sie und sie blickte hinauf in sein schattiges Gesicht, kaum wahrnehmbar in der Dunkelheit.
„Bitte", sagte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte, worum sie bat. „Bitte."
Ihre Knie zogen sich hoch.
Er glitt langsam in sie, aber mit steigender Leidenschaft und das Gefühl seiner Hüften, als sie sich zwischen ihren Schenkeln drehten, brachten sie vor Lust fast um den Verstand, aber anstatt befriedigt zu sein, brauchte sie ihn noch mehr als zuvor. Sie stieß ihre Hüfte hoch, rieb ihren Körper gegen seine untere Körperhälfte.
„Scheiße, scheiße, Hermine, lass nicht los", sagte er. „Lass mich nicht los."
Sie war sich nicht ganz sicher, was er meinte, aber das war in Ordnung, da die Worte nicht wirklich der Punkt waren. „Werde ich nicht", versprach sie. „Ich schwöre es."
Etwas schien sich zwischen ihnen aufzubauen, ein selbstverzehrender Schmerz und endloses Verlangen, welche mit jeden weiteren Stoß wuchsen, bis sie unverhohlen weinte und seinen Rücken in dem blinden Versuch ihn für immer an sich zu binden, mit beiden Händen umklammerte.
Plötzlich begann die Lampe neben dem Bett zu flackern und er hielt abrupt inne. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Seine Augen waren blutunterlaufen und geschockt. „Was tust du?", verlangte er zu wissen.
„Das... das bin ich nicht, Severus", sagte sie, Verwunderung erstickte ihre Stimme und nahm ihr jegliche Fähigkeit. „Das bist du."
Sie zog ihre Hände von seinen Rücken und hielt sie vor sein Gesicht, als ob sie ihm so beweisen wollte, dass die Magie nicht von ihr kam.
„Das bist du", flüsterte sie erneut und er brach über ihr zusammen, sein Orgasmus toste durch ihn durch und er zitterte in ihren Armen. Das Licht erlosch.
„Oh Gott", hauchte er in ihr Haar. „Oh Gott, Hermine."
Sie streichelte seine Schultern, seinen Rücken, was auch immer sie erreichen konnte. Und als ihr Hals feucht war, als er sein Gesicht hob, war dort niemand, der es sehen, niemanden, dem man es sagen konnte und das Geheimnis würde für immer ihres bleiben.
***
Snape beobachtete Hermine, wie sie ungeschickt mit Blacks Porträt in ihren Arm die Stufen zum Ministerpodium hinaufging. Er erlaubte sich den Bruchteil einer Sekunde von Bewunderung, Bewunderung gefärbt mit Ehrfurcht, gefärbt mit gottloser Traurigkeit, als er seine Frau, die diesen Morgen aus ihrem Bett aufstand, als ob nichts Sonderbares geschehen war, beobachtete.
Er hatte dort schweigend und erschrocken gelegen, ohne einen Schimmer davon, was sie jetzt von ihm verlangte oder auf welche weiteren originellen Arten er sie vielleicht enttäuschen und zerstören würde. Er hasste sich sowohl für das, was er getan und das, was er nicht getan hatte mit jedem weiteren gedämpften Atemzug, während sie aufstand und vorsichtig ihr Haar mit einem Kamm entwirrte, als ob er gar nicht anwesend sei.
Und jetzt ging sie mit gehobenem Kopf die Stufen hinauf, wie sie es irgendwie jeden Tag seit sie beide hierher mussten, geschafft hatte. Er sah ihre geflüsterte Besprechung mit Shackelbolt, sah, wie sie knapp nickte und falsch lächelte, sah, wie sie wieder auf den Boden ankam. Ihre Blicke trafen sich einen Moment, und obwohl sich ihr Ausdruck nicht änderte, fühlte er sich irgendwie von ihrem Blick durchbohrt und schaute weg.
Und so begann es erneut, jeden Tag derselbe Ablauf. Shacklebolt stand wie ein lächerlicher, bunter Vogel vor ihnen. Er breitete seine Flügel aus.
„Das Gericht hat die Heiratsurkunden von Severus Snape und Hermine Granger überprüft. Es sieht ganz danach aus, dass sie am neunzehnten September neunzehnhundertsechsundneunzig an dem Abend von Miss Grangers siebzehnten Geburtstag in dem Büro des Schulleiters in Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei vermählt wurden. Die Zeremonie wurde von Albus Dumbledore und Alastor Moody durchgeführt und bezeugt. Das Gericht beabsichtigt die Befragung mit dem ehemaligen Schulleiter Phineas Nigellus Black zu beginnen, welcher sowohl bei der Planung als auch Ausführung der Eheschließung zwischen Mr Snape und Miss Granger anwesend war.“
Blacks Porträt stand unwahrscheinlich gegen das Podium und Black selbst sah sowohl unglaublich zufrieden als auch etwas nervös aus.
„Bitte nennen Sie dem Gericht Ihren Namen."
„Phineas Nigellus Black."
„Waren Sie während der Eheschließung von Severus Snape und Hermine Granger anwesend?"
„Zu dem Zeitpunkt ihrer Heirat war ich bereits seit einundsiebzig Jahren verstorben. Jedoch war ich als Porträt im Büro des Schulleiters anwesend."
„Durchaus", sagte Shacklebolt und sah bereits genervt aus. „Sind Mr Snape und Miss Granger Ihrer Einschätzung nach freiwillig in den Stand der Ehe eingetreten?"
„Nun, niemand bedrohte sie mit dem Zauberstab, wenn es das ist, was Sie wissen wollen", sagte Black.
„Gingen sie die Ehe ein, aufgrund vorläufiger Indiskretion?"
„Ganz sicher nicht!", sagte Black. „Severus Snape würde niemals den guten Namen des Hauses Slytherin beschmutzen, indem er sich mit einer Schülerin einließ. Er wurde von Albus Dumbledore dazu gedrängt."
„Zu welchem Zweck?"
Black verdrehte seinen Hals, aber er konnte Dumbledores Porträt nicht sehen, da es hinter ihm hing. „Dumbledore hatte verschiedene Gründe."
„Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie nicht länger unter dem Eid des Schulleiters stehen und nicht mehr Albus Dumbldores oder Severus Snapes Geheimnisse wahren müssen?"
„Nein, nein, ich finde nur, dass Dumbledores Gründe vielleicht von dem Mann selbst erläutert werden sollten. Alles, was ich sage ist, lediglich eine Umschreibung seiner Absichten--"
Shacklebolt schien nachzugeben. „Gegenwärtig reicht es zu sagen, dass Dumbledore Snape darum bat Miss Granger zu heiraten."
„Ja", sagte Black deutlich erleichtert.
„Und Miss Granger?"
„Es wurde ihr als Möglichkeit vorgestellt."
„Nur eine Möglichkeit? Sie wurde in keinerlei Weise gezwungen?"
„Dumbledore berief sich auf ihre... Gryffindor-Sensibiltät", sagte Black mit leichtem Spott. „Aber er zwang sie nicht."
„Sie stimmte dem aus freien Stücken zu?"
„Im Grunde war am Ende sie es, die Snape überzeugte."
„Snape war widerwillig?"
„Snape - das heißt Professor Snape - war um ihre Ehre besorgt."
„Verstehe. Aber irgendwann stimmten sie beide zu."
„Ja. Und Professor Dumbledore und Alastor Moody vollzogen die Bindungszauber."
„Waren Sie Zeuge von weiteren Interaktionen zwischen Snape und Miss Granger?"
„Bis zum Ende des Krieges habe ich Professor und Madam Snape nicht mehr zusammen gesehen. Jedoch fungierte ich während des Jahres, in dem Madam Snape unterwegs war, als ihr als Vermittler." Wieder einmal wurde Snape bei dem offensichtlichen Stolz, den Black aus dieser Aussage zog, in Versuchung gebracht zu lächeln.
„Das ist wirklich interessant. Können Sie dem Gericht ein Beispiel von der Art der Nachrichten, die zwischen Mr Snape und Miss Granger ausgetauscht wurden?"
„Madam Snape würden den Schulleiter gelegentlich über den Aufenthaltsort von sich und Harry Potter informieren, damit er anscheinend wichtige Informationen an-", seine Stimme wurde leise, „Voldemort weiterleiten konnte."
„Wirklich? Miss Granger hat ihn über ihren Aufenthaltsort informiert?"
„Anfangs erzählte sie ihm nur, wo sie gewesen war. Aber im Laufe der Zeit begann sie ihm ihre derzeitigen Aufenthaltsorte mitzuteilen."
„Wann war das?"
„Nach Heiligabend."
„Können Sie dem Gericht einen Grund für diese Änderung geben?"
„Madam Snape und Mr Potter besuchten am Heiligen Abend Godric's Hollow, wo sie bereits vom... Dunklen Lord erwartet wurden. Nach meinem Verständnis war es Professor Snape kaum möglich gewesen sie zu warnen, um ihr beider Leben zu retten. Danach versorgte sie ihn regelmäßig mit ihrem Aufenthaltsort."
„Während ihrer Zeit auf der Flucht hat da Snape Ihres Wissens nach Miss Granger jemals besucht?"
„Ich weiß nur von einem Mal, obwohl es vielleicht auch öfters gewesen sein könnte."
„Können Sie etwas genauer sein?"
„Neujahr. Der Schulleiter reiste zum Wald von Dean, um das Schwert von Gryffindor an Harry Potter auszuliefern."
„Er brachte ihnen das Schwert von Gryffindor? Aber wie ist das möglich? Das Schwert von Gryffindor sollte doch im Verlies der Lestranges in Gringotts sein."
„Professor Snape fertigte eine sehr überzeugende Kopie des Schwertes an, welches durchaus im Verlies der Lestrange lagerte. Das echte Schwert versteckte er im Büro des Schulleiters."
„Faszinierend", sagte Shackelbolt. Er sah einen Moment nachdenklich aus. „Er lieferte Harry Potter eine Waffe."
Black lächelte selbstzufrieden. „Ja."
„Wie würden Sie die Interaktionen, die Sie gesehen haben, zwischen Snape und Miss Granger beschreiben?"
„Nach ihrem ersten Zusammenspiel meinen Sie?"
„Ja, nach ihrer Heirat."
Black schien eine Weile Snape anzustarren, bevor er antwortete: „Freundlich."
„Freundlich?"
Black blickte jetzt direkt zu Snape und schwieg. Das Schweigen breitete sich aus und es sah so aus, als ob Shacklebolt seine Fragen wiederholten wollte, als Snape leicht zustimmend seinen Kopf neigte. Black atmete tief durch und antwortete. „Für mich war es offensichtlich, dass sie sich gegenseitig sehr schätzten."
„Können Sie uns ein Beispiel geben?"
„Nach dem Zwischenfall in Godric's Hollow, kehrte Professor Snape schwer verletzt in sein Büro zurück. Im Grunde fantasierte er aufgrund des Blutverlustes. Jedoch war sein erstes Handeln, bevor er sich seinen eigenen Wunden zuwandte, sich zu vergewissern, dass Madam Snape in Sicherheit war."
„Und Miss Granger?“
„Sie hatte bereits seit Stunden auf der Suche nach ihm in das Porträt gesprochen."
„Glauben Sie, dass Severus Snape die Informationen, die er von Hermine Granger erhielt mit dem dunklen Lord Voldemort teilte?"
„Ich weiß nichts über Professor Snapes Treffen mit... Voldemort. Jedoch war Professor Snape in seinen Unterhaltungen mit Albus Dumbledore sehr beschützend gewesen, was Madam Snape und den Informationen, die er von ihr erhielt. Ich habe keine Zweifel daran, dass er nur das Nötigste, um weiterhin Spion bleiben zu können, teilte."
„Sie glauben, dass Snape ein Spion für den Orden des Phönix war?"
„Ich habe Hunderte von Unterhaltungen zwischen Professor Snape und Dumbledore mitbekommen. Ich bin mir absolut sicher."
„Verstehe. Das Gericht wird Sie vielleicht zukünftig noch für Ihre Aussage in Bezug auf die Interaktionen zwischen Snape und Dumbledore aufrufen. Jedoch schließt das hier unsere derzeitige Befragung ab. Danke für Ihre Zeit, Professor Black."
„Selbstverständlich", antwortete Black arrogant. „Wäre es möglich für mich zum Hause meiner Vorfahren zurückzukehren? Es war... unangenehm... das Land in einer Handtasche zu bereisen."
„Das Gericht versteht Ihr Unbehagen, aber wir bitten Sie darum, für die Anhaltung der Verhandlung hier zu bleiben. Anschließend werden wir Vorkehrungen treffen, damit Sie wieder zum Hause Black zurückkehren können."
„Danke", sagte Black, mit beleidigter Würde, als sein Porträt davongetragen wurde.
„Das Gericht ruft Hermine Granger in den Zeugenstand", sagte Shacklebolt und Snape merkte, wie sich alle Muskeln in ihm anspannten, als ob man ihn plötzlich geschlagen hätte. Er drehte rasch seinen Kopf in ihre Richtung, als sie von ihrem Platz auf der Zeugenbank aufstand. Sie sah ruhig, wenn auch blass aus.
„Miss Granger, wenn Sie so freundlich wären und in die Mitte des Raumes treten würden."
Hermine warf Shacklebolt einen zweifelnden Blick zu, aber schritt in das Zentrum. Sie stand zu Snapes linken, weniger als eine Armlänge entfernt und wandte sich dem Minister zu. Er verspürte den seltsamsten Drang ihre Hand zu nehmen, um sie für das, was kam zu stärken, auch wenn es lächerlich war, selbst wenn er nicht an seinen Stuhl gefesselt war.
„Miss Granger, wurden Sie gezwungen Severus Snape zu heiraten?"
Hermine hielt inne und Snapes Kehle schnürte sich zu.
„Wurde ich nicht."
„Sie sagen also aus, dass Sie als Sechstklässlerin Ihren Zaubertränkelehrer heiraten wollten?"
„Ich sage aus, dass ich nicht dazu gezwungen worden bin. Ich wurde darum gebeten und ich habe zugestimmt. Wollen, wie Sie sagen, hatte nichts damit zu tun."
„Sie sagen, Sie wurden gebeten. Wer hat Sie darum gebeten? Hat Severus Snape Ihnen den Antrag gemacht?"
„Hatte er nicht. Professor Dumbledore hat mich als einen Teil eines Planes darum gebeten."
„Das Gericht ist sehr daran interessiert die Einzelheiten von Dumbledore Plans zu hören, aber wir werden uns für den Moment auf Ihre Heirat konzentrieren. Wurden Sie unter Druck gesetzt, die Zeremonie durchzuführen?"
„Wurde ich nicht."
„Miss Granger, entschuldigen Sie, aber Ihre Geschichte scheint unwahrscheinlich. Sie waren eine Schülerin, die mit einem Plan konfrontiert wurde, in dem sie unwiderruflich mit einem viel älteren Mann verbunden wurden und Sie beharren darauf, dass Sie gezwungen worden sind?"
„Noch wurde ich dazu gezwungen Harry Potter bei seiner Aufgabe Voldemort zu zerstören, zu begleiten. Es war Krieg. Ich tat, was nötig war."
„Verstehe. Miss Granger, wie Sie vermutlich selbst wissen, kann ich den Bindungszauber zwischen Ihnen und Mr Snape nicht aufheben. Eine Zauberheirat kann an sich nicht wieder aufgehoben werden. Jedoch gibt es Zauber, die würden-"
„Das wird nicht nötig sein."
„Miss Granger, Sie handelten mit dem größten Anstand, aber die Zauberwelt kann Sie nicht darum bitten Ihr Leben mit etwas zu behindern, was Sie selbst als einen Plan während des Krieges bezeichnet haben. Eine einfache Untersuchung in St. Mungos wäre alles --"
„Severus Snape hat sich mir gegenüber nie unanständig verhalten", sagte Hermine hitzig und Snape spürte, wie er wider Willen rot anlief und die Worte von voriger Nacht hallten durch seinen Kopf. Glaubst du, dass ich sie hier rein lassen würde? Glaubst du etwa, dass ich das hier nicht mit einem Leben beschützen würde?
„In extremen Fällen wie diesen hier, Miss Granger, könnte man über die Untersuchung hinwegsehen. Ein Unsäglicher könnte gerufen werden, um den Zauber zu vollführen-"
„Nein."
„Miss Granger, das ist nicht nötig; das Gericht erkennt Ihre Loyalität für -"
„Zum letzten Mal, nein. Und wenn Sie mir bitte den Respekt zollen und mich mit meinen richtigen Namen ansprechen würden, Minister Shacklebolt."
Snape hatte sie während des Austausches nicht ansehen können. Zum Teil lag das an ihren Standort und teilweise, weil er sich davor fürchtete, was er in ihren Augen sehen würde. Also hielt er seinen Blick auf Shackelbolt gerichtet und war zufrieden zu sehen, wie der Mann in Angesicht ihrer Wut einen vollen Schritt zurücktrat.
„Natürlich. Eine Frage noch, wenn Sie erlauben. Gab es noch jemanden - irgendjemand - der neben Albus Dumbledore und Alastor Moody von Ihrer Heirat wussten?"
Hermine schwieg einen Moment. „Die Hogwarts Hauselfe Dobby wusste es, aber er starb als er uns aus Malfoy Manor gerettet hatte", flüsterte sie. „Und dann glaube ich noch Luna Lovegood."
„Eine Hauselfe wurde mit Ihren Geheimnis anvertraut?"
„Dobby war die bevorzugte Hauselfe meines Mannes", sagte Hermine, „und er war mein Freund. Wir mussten es ihm nicht sagen. Er konnte unsere Ringe sehen."
„Sie tragen einen magischen Ring?"
Aus seinen Augenwinkel heraus konnte Snape sehen, wie Hermine den Ring von ihrem Finger zog und ihn dem Gericht zeigte.
Shacklebolt nickte langsam. Snape hielt seinen Atem an, als sie den Ring wieder ansteckte.
„Verstehe. Das Gericht ruf Luna Lovegood in den Zeugenstand. Danke, Miss - Madam Snape, Sie können sich jetzt wieder setzen."
Snape fühlte sich, als er soeben von einem besonders starken Schwächungszauber getroffen wurde, als sich Hermines und Miss Lovegoods Weg vor ihm kreuzten. Er konnte nicht den Strudel an Gefühlen erklären, die ihre Aussage begleiteten; er wackelte vor Wut und Freude und etwas, das er nicht benennen konnte, etwas Blasses und Empfindliches. Sie hatten ihr einen Fluchtweg gegeben und sie hatte ihn nicht genommen.
„Miss Lovegood, bitte erzählen Sie dem Gericht, wie Sie von der Heirat zwischen Hermine Granger und Severus Snape erfahren haben."
„Aus der Zeitung", sagte das Lovegood-Mädchen träumerisch. „Sie haben es sicherlich selbst gelesen. Es war dieser grauenhafte Artikel von Rita Kimmkorn. Natürlich kann man nie dem trauen, was man im Tagespropheten liest. Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, bis ich gestern Hermine mit den Urkunden gesehen habe."
„Entschuldigen Sie, Miss Lovegood, das Gericht hat Sie offenbar fälschlicherweise aufgerufen. Sie sagen aus, dass Sie von ihrer Ehe während des Krieges nichts gewusst haben?"
„Oh, ich wusste, dass sie Partner waren. Ich habe nur nicht gewusst, dass sie auch verheiratet waren."
„Und woher wussten Sie, dass Mr Snape und Miss Granger Partner waren?"
„Weil nach Mafloy Manor - nachdem Professor Snape Dobby geschickt hat, um mich zu retten - er nach Shell Cottage kam, um Hermine zu heilen. Er wusste, wo er sie fand."
„Sie glauben, dass Severus Snape eine Hauselfe nach Malfoy Manor geschickt hat, um Sie zu retten?"
„Ja. Er hatte mich dort gefunden und er hat Dobby geschickt, um Mr Ollivander und mich dort rauszuholen."
„Interessant."
„Ja, dachte ich auch. Bis dahin hatte ich nicht erkannt, dass er auf unserer Seite war."
„Und Sie sagen, er kam nach Shell Cottage, um Miss Granger zu heilen?"
„Ja, er war sehr aufgebracht, als ich ihn fand. Er konnte das Haus nicht sehen, wissen Sie, also konnte er sie nicht finden. Er musste vermutlich Schreckliches gedacht haben, was eventuell mit ihr geschehen war."
„Wie heilte er Miss Granger, wenn er das Haus nicht sehen konnte?"
„Ich habe ihn mit reingenommen."
„Sie haben einen Todesser in ein Ordenshaus unter den Fideliuszauber geführt?"
„Oh nein, das würde ich niemals tun. Aber Professor Snape ist kein Todesser."
„Miss Lovegood, Sie haben seine Aussage selbst gehört."
„Ich schätze, Sie können es nennen, wie Sie wollen. Aber kein Todesser hätte mir Hilfe geschickt, nur um wie ein Spion auszusehen. Ich bin niemand. Ich bin nicht Harry Potter oder Hermine Granger. Aber dennoch kam er für mich zurück."
Snape blickte zu dem schlanken Mädchen neben sich und er war entsetzt von der Gewalt seiner Erinnerungen an Shell Cottage, wie ihre kleine, weiße Hand in der Dunkelheit nach ihm griff. Shacklebolts Schweigen war wieder lang und schwer.
„Danke für Ihre Aussagen, Miss Lovegood. Sie können jetzt zu Ihrem Platz zurückkehren. Das Gericht befasst sich weiter mit den Informationen, die eventuell oder nicht von Severus Snape an die Todesser weitergegeben worden sind", verkündete Shacklebolt. „Für diesen Zweck werden wir weitere Zeugen aufrufen..."
Luna Lovegood berührte leicht seinen Arm, genau wie im Kerker von Malfoy Manor, als sie auf ihren Rückweg an ihr vorbeiging. Ihre Finger berührten kaum seine Ärmel und doch fühlte er sich durch ihre Geste verbrannt und dieses seltsame Gefühl stieg wieder in ihm auf. Er blickte zu Hermine.
Kreacher wurde in den Zeugenstand gerufen und über Überschreitungen der Sicherheitszauber im Grimmauldplatz, als Severus Snape seine Frau anstarrte. Hermine beobachtete Kreacher und den Minister, ihr Blick glitt zwischen den beiden hin und her, als ob sie sich ein ziemlich kompliziertes Schachspiel ansehen würde. Er fragte sich wie viel von dem sie geplant hatte, wessen Schachspiel das war. Aber es war egal. Um was sie ihn bat, würde er tun. Für einen Augenblick war er sich dessen absolut sicher und er wünschte sich, er könnte den Raum durchqueren und es ihr sagen. Um was auch immer sie bat.
Und dann blickte er auf zu Dumbledore, welcher anscheinend schlafend, in seinem Porträt saß. Der Anblick des alten Mannes schien das seltsame Gefühl in seiner Brust zu dämpfen. Egal, was man hier heute sagen würde, die Hexen und Zauberer hinter dem Minister versammelt warteten nur auf eine Sache.
Als ob der Mann Snapes Gedanken gelesen hätte, unterbrach Tiberius Odgen Shacklebolt in seiner Befragung nach dem abschreckenden Schutzzauber des ehemaligen Hauptquartiers vom Orden des Phönixs.
„Wie lange müssen wir hier noch sitzen und uns das Gerede von Porträts, Kindern und Hauselfen anhören? Ich verstehe, dass Sie neu in dieser Position sind, Minister Shacklebolt, aber das Gericht hat für diesen Fall nicht das ganze Jahr Zeit. Sagen Sie uns, wann planen Sie Severus Snape für seinen Mord an Albus Dumbledore zu befragen?"
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