von Zarina Delvond
Kapitel 3 Wahrsagen
Sie sah ein riesiges Problem auf ganz Hogwarts zukommen. Schon bald würde sich dieses Problem offenbaren. Doch sie sah in ihrer Kristallkugel nicht, was es war. Sie sah nur Nebel, dieses 'Problem' und noch einen kleinen schwarzen Fleck, den sie nicht interpretieren konnte.
Professor Trelawney saß in ihrem stickigen Turmzimmer und starrte vergeblich in den Nebel ihrer Kristallkugeln und versuchte sich auf den kleinen Punkt zu konzentrieren.
Sie vermutete ein privates Problem, wahrscheinlich mit einem ihrer Schüler, auf sie zukommen. Tatsächlich änderte sich das Bild in ihrer Kristallkugel. Auf einmal sah sie nur noch den Punkt. Der Punkt änderte sich und sie konnte ein Mädchen erkennen. Das Mädchen war kaum zu erkennen. Aber sie kam näher.
Trelawney hatte ihre erste Stunde mit den Fünftklässlern. Sie vermutete, dass das Mädchen die Nichte von Severus Snape war. Dann wäre es auch kein Wunder, wenn sie mit ihr Probleme hätte. Wenn sie auch nur ein bisschen von der Einstellung ihres Onkels geerbt hatte, würde sie den Unterricht mit ihrem Starrsinn aufhalten und stören.
Eine Gruppe Slytherins betrat als letztes das stickige Turmzimmer. Sie gingen leise redend in den hinteren Teil des Zimmers und setzten sich hin.
„Ist es hier immer so stickig?“
„Nein, im Sommer ist es hier viel schlimmer.“ Julia sah Draco entrüstet an.
„Lüftet sie denn nie? Wie soll man sich denn da konzentrieren?“
„Konzentrieren? Glaub mir, bei der lernt man nichts, außer vielleicht anderen Leuten den Tod vorauszusagen. Das macht sie nämlich die ganze Zeit.“
Julia sah ihn nur ungläubig an und Professor Trelawney begann den Untericht:
„Eigentlich sollten wir mit der Traumdeutung anfangen, ein wichtiger Bestandteil der Wahrsagekunst, aber mein Gefühl sagt mir, dass Sie die Kunst des Kristallkugellesens nochmal wiederhohlen sollten, deswegen fangen wir damit an. In Partnerarbeit deuten sie jetzt die Schatten ihrer Kristallkugeln.“
Die Schüler teilten sich auf, Draco arbeitete mit Julia, Blaise mit Pansy und Crabbe mit Goyle.
„Also was siehst du in der Kristallkugel?“
Draco seufzte: „Keine Ahnung, sollte ich etwas sehen? Ich würde sagen viel Nebel und ein paar einzelne Punkte.“ Julia lachte: „Komm konzentrier dich auf einen der Punkte. So schwierig ist das nicht.“
„Ach nicht? Dann machs besser. Ich wette du siehst auch nur Nebel. Nichtmal Trelawney sieht irgendetwas außer Nebel und Todesomen.“
Julia zuckte mit den Schultern und sah in die Kugel. Ihr fiel es immer leicht, in der Kugel zu lesen. Ihr ehemaliger Lehrer meinte, sie wäre eine gute Wahrsagerin. Auch jetzt sah sie schnell einige Bilder. Sie ließ sie vorbeifliegen. Es war nichts interessantes dabei. Ein Gespräch mit ihrem Onkel, das Gesicht einer ihrer neuen Mitbewohnerinnen- hieß sie nicht Natascha? Nach kurzer Zeit hielt sie ein Bild fest. Sie sah die Lichtung auf der sie sich immer mit Dan getroffen hatte. Sie sah aus wie immer. Was suchte die in ihrer Kristallkugel? Erst da sah Julia Draco auf der Lichtung stehen und musste grinsen.
„Was siehst du denn so lustiges in der Kugel?“, fragte er sie verwirrt. Er verstand nicht, wie man in der Kugel etwas anderes außer Nebel erkennen konnte, aber Julia sah anscheinend doch etwas.
„Eigentlich ist es nicht so lustig. Es ist nur der Ort. Ich sehe dich auf einer Lichtung stehen. Die Lichtung ist voller Blumen. Du wirkst da so fehl am Platz und dennoch gehörst du da hin. Das Gesamtbild ist lustig. Warte ich glaub ich kann es dir zeigen.“
Tatsächlich tauchte vor Draco ein Bild auf. Das Bild war täuschend echt und Draco erkannte sich selbst auf einer Lichtung stehen. „Aber, das ist doch...“ Draco brach mitten im Satz ab. Julia sah ihn verwirrt an und er fing wieder an zu sprechen.
„Wie kannst du so etwas sehen? Ich sehe, wenn ich denn mal was sehe, nur graue Nebelgestalten. Nie so genau. Man kann hier die einzelnen Blumen sehen. Da hinten fliegen Vögel. Wie machst du das?“
„Keine Ahnung. Nach meinem ehemaligen Wahrsagelehrer habe ich eine ausgeprägte Sehergabe. Er hat mir letztes Jahr extra Stunden gegeben, um sie zu verbessern. Meinte aber, dass wir sie dieses Jahr nicht weiterführen können. Wahrscheinlich wusste er, dass ich die Schule wechseln werde. Obwohl es zu der Zeit noch niemand wusste.... Aber egal. Was können wir aus dem Bild vorhersagen?“
Draco sah sie erstaunt an: „Keine Ahnung was ich daraus schließen lässt. Vielleicht triffst du mich irgendwann mal auf dieser Lichtung?“
Julia grinste leicht: „Interessante Deutung, aber ich glaube die Lichtung ist eher symbolisch gemeint. Blumen stehen meist für Freundschaft. Es sind viele Blumen und da sich dieses Bild auf mich bezieht, würde ich sagen, dass wir gute Freunde werden. Nur die Bedeutung der Lichtung ist mir nicht ganz klar. Sie wird ein wichtiger Punkt unserer Freundschaft darstellen. Nur weiß ich nicht, wieso...“
Julia ließ den Satz unbeantwortet und ließ das Bild vor Draco verschwinden, da sich gerade Professor Trelawney näherte.
„Ich hoffe sie haben sich gut eingefunden meine Liebe. Es kommt nicht oft vor, dass wir neue Schülerinnen begrüßen. Ich werde mir jetzt ein Bild von Ihrer Wahrsagekunst machen, indem ich für Sie in die Kugel sehe und Ihnen das Bild zeige. Sie werden dann dieses Bild versuchen zu deuten.“
Wieder tauchte ein Bild vor Julia auf. Es zeigte eine ganz andere Umgebung und war auch nicht so deutlich. Es gab viele Schatten und ein paar nebelhafte Gestalten, die sich unter einem riesigem Stern befanden und scheinbar unterhielten.
Langsam fing Julia an zu sprechen: „Also, man sieht nicht viel... Es ist schwierig aus den Schatten etwas zu deuten. Der Stern hat außerdem viele Bedeutungen. Hauptsächlich aber als Symbol des Schutzes und der Begleitung. Die eine Person könnte mich darstellen, wovon ich jetzt mal ausgehe, da es unhöflich ist, einer Person die Zukunft anderer Personen zu zeigen, wenn man diese nicht kennt. Die zweite Person ist, glaube ich, männlich und nicht viel älter als die erste Person. Das kann aber auch täuschen, da man die Personen so schlecht sehen kann. Da der Stern so groß ist, wird es eine starke Bindung zwischen den beiden Personen geben und sie werden versuchen sich gegenseitig zu schützen. Mehr kann ich nicht deuten, dafür müsste man das Bild genauer sehen.“
Die Slytherins, die mittlerweile alle Julias Deutung zuhörten, und Professor Trelawney sahen sie erstaunt an. Professor Trelawney fing sich aber schnell wieder und fing an leise zu sprechen: „Sie haben das schön gedeutet. Nicht perfekt, aber daran lässt sich arbeiten. Sie haben mir aber deutlich bewiesen, dass Sie noch nicht oft mit Kristallkugeln gearbeitet haben, denn die richtigen Prophezeiungen sind meist viel undeutlicher als diese. Sie haben den Stern fast richtig gedeutet. Er ist sehr groß, was eine starke Bindung andeutet. Wahrscheinlich eine familäre Bindung. Vielleicht ihr Bruder? Denn dieser junge Mann ist zweifelsohne im gleichen Alter wie Sie.“
„Julia, du hast einen Bruder? Warum hast du uns nicht von ihm erzählt?“ Draco sah Julia entrüstet an und auch Blaise und Pansy wirkten verwirrt.
„Aus dem einfachen Grund, weil ich keinen Bruder habe! Ich weiß nicht wie Sie auf die Idee kommen, das der Stern eine familäre Bindung anzeigt, Professor. Aber ich kann Ihnen versichern, dass das eine der undeutlichsten Prophezeiungen war, die ich jemals gesehen habe. Das Lesen aus Kristallkugel ist keinesfalls immer so undeutlich. Im Gegenteil. Wenn man sich auch nur etwas damit beschäftigt werden sie klar. Es sind meist die kleinen Details die eine Prophezeiung ausmachen. Wenn sie nur solche Bilder sehen, würde ich sagen, dass Sie, eine sehr schlechte Seherin sind und es nicht verdient haben, hier an der Schule zu unterrichten!“ Julias Augen blitzten verärgert auf. Es herrschte Totenstille in dem Turmzimmer. Selbst die Gryffindors sahen sie verwundert an. Zwei Mädchen aus der ersten Reihe versuchten Julia gerade mit ihren Blicken umzubringen.
„Was glauben Sie eigentlich wer Sie sind? Ich bin die Ururenkelin einer der berühmtesten Seherinnen, die es jemals gab.“
„Sie wissen aber schon, dass die Sehhergabe nicht vererbbar ist, oder Professor?“
„50 Punkte Abzug für Slytherin. Ich würde Ihnen raten den Unterricht jetzt zu verlassen, Sie müssen hier nicht mehr erscheinen, da sie ja mein Talent nicht anerkennen. Und ich möchte, dass sie heute Abend um 8 Uhr vor dem Büro des Schulleiters warten.“
Julia packte zornig ihre Sachen und verlies das Turmzimmer. Sie war sauer auf Trelawney und auf sich selbst. Am ersten Tag schon zum Rektor, weil sie ihre Klappe nicht halten konnte. Manchmal wünschte sie sich wirklich die Selbstbeherrschung ihres Onkels. Dem wäre sowas wahrscheinlich nie passiert. Aber warum musste sie ihr auch noch sagen, dass sie ihren Bruder sah. Sie hatte keinen Bruder. Aber der Hut meinte das auch. Sie musste dringend mit ihrem Onkel reden, doch jetzt musste sie erstmal auf die anderen Slytherins warten. Sie würde niemals alleine den Weg zu ihrem nächsten Raum finden.
Sie setzte sich in eine Ecke in der Nähe der Leiter und fing leise an zu weinen.
Ihre erste Stunde und sie hatte sich viel ärger aufgehalst. Sie musste zum Direktor, hatte eine Lehrerin beleidigt, durfte ihr Lieblingsfach nicht mehr besuchen und hatte viele Punkte für ihr Haus verloren. Super Start ins neue Schuljahr.
Julia hatte noch viel Zeit, bis die anderen kommen würden, deswegen schloss sie die Augen und schlief ein.
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