von ZauBaerin
Kapitel 1 - Von pubertierenden Kindern und fassungslosen Vätern
Severus Snape, seines Zeichens Apothekeninhaber, ehemaliger Hogwarts-Professor, Kriegsheld, Ex-Doppelspion, aber in erster Linie Ehemann und Familienvater, lehnte sich zufrieden in seinem Liegestuhl zurück und schloss die Augen.
Ein kleines Nickerchen hatte er sich redlich verdient und er beabsichtigte auch, sich von niemandem stören zu lassen. Entspannt vor sich hinbrummend, wackelte er ein wenig mit den Zehen, die angenehm wärmende Sonne auf seiner Haut genießend und lauschte total entspannt dem Rauschen des Meeres.
Nichts hatte ihn darauf vorbereitet, was jetzt kommen würde. Absolut gar nicht! Und so war er vollkommend überrascht, als die Stimme seines zwölfjährigen Sohnes neben ihm erklang und interessiert fragte „Dad, was ist eine Erektion?“
Und unvorbereitet wie er war, bekam er erst mal einen Hustenanfall.
„Wie bitte? Was ist was?“, fragte er, als er sich ausgehustet hatte, in der Hoffnung sich verhört zu haben.
„Eine Erektion! Es muss auf jeden Fall was lustiges sein, denn Cat und Cas haben darüber gelacht!“, erklärte Riordan ihm bereitwillig.
Fantastisch. Seine Tochter unterhielt sich mit ihrer Freundin über gewisse Funktionen der männlichen Anatomie. Darüber musste er später mit Hermione sprechen. Jetzt musste er sich erst mal seinem wissbegierigen Sohn stellen.
„Ja, eine Erektion ist eine Reaktion des männlichen Körpers auf....., ähm..... auf gewisse Reize“, versuchte er es erst mal.
„Was für eine Reaktion und warum reagiert der Körper, Dad? Und was meinst du mit Reize?“ War ja klar, dass der Sohn einer Alleswisserin sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden geben würde.
„Nun.... , das männliche Geschlechtsteil, also der Penis...., nun..., wenn ein Mann erregt ist, dann wird der Penis hart und steif.“ Severus schüttelte über sich selbst den Kopf. Seit wann war er um Worte verlegen?
Er gab sich einen Ruck und wollte gerade wieder zum Sprechen ansetzten, da bemerkte er den wissenden Blick seines Sohnes. „Ach so, du meinst, wenn man einen Ständer hat!“, gab er ganz lapidar von sich.
Severus kam sich einen Augenblick lang wie ein Fisch auf dem Trockenen vor, sein Mund bewegte sich, aber es kam kein Ton heraus.
Deshalb nickte er nur und fasste sich dann an den Kopf. „Woher mein Sohn, kennst du diesen Ausdruck?“ Wobei er sich die Antwort schon vorstellen konnte.
„Die älteren Jungs im Schlafsaal reden manchmal darüber, wenn sie nicht mitbekommen, dass einer von uns Jüngeren in der Nähe ist“, erzählte Riordan ihm.
So eine Erklärung hatte er schon erwartet. Nur zu gut konnte er sich an seine eigene Zeit als Schüler in Hogwarts erinnern. Schon damals brüsteten sich einige Schüler mit ihren angeblichen Erfahrungen.
Später, als Lehrer und speziell als Hauslehrer der Slytherin, hatte er eine Menge Gespräche aufgeschnappt oder sie waren ihm von besonders eifrigen Schülern, die sich dadurch eine bevorzugte Behandlung versprachen, zugetragen worden. Allerdings waren ihre Hoffnungen von ihm nie erfüllt worden.
Zu seiner besonderen Freude war Riordan bei seiner Einschulung im letzten Jahr ohne Zweifel von dem sprechenden Hut nach Slytherin geschickt worden.
Oho, was für ein Triumph!.
Tagelang hatte er Hermione damit aufgezogen. Nur leider hatte die Löwin sich so gar nicht von ihm ärgern lassen.
Im Gegenteil, hin und wieder hatte sie ihm gönnerhaft auf die Schulter geklopft. Wie er diese Großzügigkeit der Gryffindors hasste.
Aber wie er ja eben erfahren hatte, waren die edlen und tapferen Gryffindors überhaupt nicht so brav, wie sie immer allen weiß machen wollten.
Schließlich war Catriona in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten und ebenfalls in dem Haus der Löwen gelandet, genauso wie ihre Freundin Cassandra Cavendish. Die beiden Mädchen hatten sich seinerzeit auf Hogwarts kennen gelernt und studierten jetzt beide an der magischen Universität von London.
So, so und nun sprachen die beiden stolzen Löwinnen über Erektionen und ähnliche Dinge. Ihn würde brennend interessieren, was die anderen Dinge waren, über die sich seine Tochter unterhielt. Er vermutete Cassandra als Wortführerin. Seine Tochter kam aus einem Elternhaus, in dem über „solche Sachen“ nicht gesprochen wurde. Zumindest nicht vor den Kindern! Wer weiß, wie es bei den Cavendishes zuging.
„Was genau haben die beiden Mädchen gesagt?“, wollte er nun doch von seinem Sohn erfahren.
„Cat hat erzählt, dass sie gestern Abend auf einer Party einen Typen kennen gelernt hat. Und das dieser Typ, als sie ihn geküsst hat, eine Erektion bekommen hatte. Und Cas hat daraufhin gesagt `Hoffentlich hast du ihn nicht stehen gelassen`. Dann haben sie ganz doll gelacht! Warum, habe ich allerdings nicht verstanden, deshalb habe ich dich gefragt.“ Der Junge stand auf und rief dann munter „Oh, dahinten kommen Mum und Morag! Ich frag mal, ob Mo mit mir ins Wasser geht.“
Dann sauste er los und ließ seinen völlig fassungslosen Vater zurück. Severus konnte gar nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Er saß da, wie vom Donner gerührt und starrte Hermione entgegen, die langsam auf ihn zugeschlendert kam.
Die beiden Kinder rannten durch den Sand zum Wasser und stürzten sich in die Fluten. Wie immer verbrachten die Snapes die Sommerferien in ihrem Ferienhaus am Meer. Das Wetter war in diesem Jahr fantastisch und die gesamte Familie genoss die Sonne und die Wärme. Severus, Hermione und die beiden jüngsten Kinder waren schon seit einer Woche hier. Riordan hatte sein erstes Jahr in Hogwarts rum und Morag ging in die zweite Klasse einer Muggelschule in London.
Catriona war heute Mittag zusammen mit ihrer Freundin Cassandra ebenfalls aus London angereist. Die beiden Mädchen hatten seit zwei Tagen Semesterferien. Angeblich waren sie noch mit irgendwelchen wichtigen Sachen beschäftigt und konnten deshalb erst jetzt zur Familie stoßen.
Was für wichtige Sachen das waren, wusste Severus ja jetzt. Immer noch fassungslos hockte er auf seiner Liege und versuchte zu verarbeiten, was Riordan ihm gerade erzählt hatte.
Hermione war jetzt bei ihm angekommen und ließ einen Korb auf einen Tisch schweben, der durch einen Zauber windgeschützt zwischen den Stühlen stand.
„Hallo Fremder!“ schnurrte sie und beugte sich über ihren Mann, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Wie wäre es denn mit uns beiden, ich finde Sie erotisch!“
Hermione lachte. Seit Cat mal als kleines Mädchen das Wort erotisch für sich entdeckt hatte, war es eine Art Running-Gag zwischen den Eltern geworden.
„Aha, von dir hat sie das also. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre?“, brummelte Severus.
„Wie? Was? Ich verstehe nur Bahnhof?“ Hermione sah ihren Mann verwirrt an. „Wer hat was von mir?“
„Deine Tochter! Diese Frivolität! Von mir kann sie die nicht haben, ich bin nicht so!“, warf er ihr vor.
„Severus, sprich nicht in Rätseln mit mir. Klär mich bitte auf.“
„Das hättest du vielleicht mit Catriona machen sollen!“
„Aha, um Cat geht es also. Hätte ich mir ja denken können.“ Hermione setzte sich auf den Stuhl, der neben Severus Liege stand.
Sie machte einige Handbewegungen, murmelte etwas und schon schwebten zwei Tassen mit Tee und ein Teller mit Keksen zu ihnen herüber. Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
„Also, gut. Lass hören! Ich bin ganz Ohr!“, forderte sie ihren Mann dann auf.
„Du wirst es nicht glauben, was Riordan mir gerade erzählt hat......“ Immer noch konsterniert erzählte er Hermione die ganze Geschichte.
Die hörte ihm mit großen Augen zu, den Mund streng zusammen gekniffen und das Gesicht vor Wut gerötet.
Dachte er zumindest. Bis er bemerkte, dass dieses vermaledeite Weib mühsam versuchte einen Lachanfall zurückzuhalten. Doch als er mit seiner Erzählung endete, war es mit ihrer Fassung vorbei. Sie prustete laut los und schnappte nach Luft.
„Das ist nicht dein Ernst, Severus!“, keuchte sie. Tränen rannen ihr aus den Augen. „Rio hat gesagt...!“
„Ja, hat er..., Du brauchst das Wort gar nicht zu wiederholen!“, blockte er sie ab.
„Bei Merlin..., ich kann nicht mehr! Woher hat der Bursche nur diesen Ausdruck?“, Hermione unterdrückte nur mühsam ein Lachen.
„Na, woher wohl....? Hogwarts natürlich!“, knurrte Severus.
„Ach, sag bloß, so wird in den Schlafräumen der Slytherin gesprochen. Wusste ich doch, dass unser Sohn in Gryffindor besser aufgehoben wäre“, stichelte Hermione.
„Pah..., Gryffindors haben ihn erst mal darauf gebracht, solche Fragen zu stellen!“, ätzte Severus. „Deine Tochter treibt, ...großer Merlin..., ich will gar nicht wissen was!“
„Mein lieber Mann. Wie kommt es, dass die Kinder immer meine Kinder sind, wenn sie irgendetwas gemacht haben, was dir nicht passt?“, grinste Hermione. „Außerdem hat...“
„Wer hat wieder etwas angestellt?“, erklang plötzlich die Stimme von Catriona hinter ihnen.
Sowohl Severus, als auch Hermione drehten sich erschrocken um. Hinter ihnen standen Catriona und Cassandra, beide lediglich mit kurzen Hosen und ihren Bikinioberteilen bekleidet. In der Hand hielten sie Badetücher.
„Niemand hat etwas angestellt!“, entgegnete Hermione, während Severus schwieg, seine Tochter allerdings misstrauisch beäugte.
„Ist was, Dad?“ Das Mädchen sah ihren Vater irritiert an.
Severus schüttelte den Kopf, schwieg aber weiterhin.
„Was habt ihr beiden vor?“, wollte Hermione wissen.
„Wir wollen eine Runde schwimmen gehen, Mrs. Snape“, antwortete Cassandra.
„Ja, genau!“, stimmte Cat zu. „Und danach werden wir uns ein wenig sonnen. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht zu viele Sommersprossen bekomme; Männer mögen das nicht so.“
„Nö, ich glaube eher, dass Männer da voll drauf abfahren“, widersprach Cassandra ihrer Freundin.
Die beiden Mädchen entfernten sich ein wenig von Hermione und Severus, weiterhin in eine Diskussion darüber vertieft, was Männer bevorzugen und was nicht.
Severus, dem es scheinbar die Sprache verschlagen hatte, sah seine Frau fassungslos an.
„Was ist nur mit diesem Kind los?“, fragte er leise.
„Nun“, Hermione schmunzelte. „Dieses Kind ist kein Kind mehr. Sie ist inzwischen eine Frau.“
Severus blinzelte. „Seit wann? Sie ist doch gerade erst in meine Apotheke gekommen..., das ist doch noch nicht so lange her.“
Hermione stand auf und setzte sich neben ihren Mann auf die Liege. „Mein armer Severus. Auch wenn du es nicht glauben magst...“, sie legte einen Arm um seine Schulter. „das ist jetzt fünfzehn Jahre her. Cat ist jetzt einundzwanzig Jahre alt.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Severus seufzte gequält auf. „Trotzdem ist sie noch ein Kind. Unser Kind!“
„Das wird sie auch immer bleiben! Egal wie alt sie wird.“ Hermione sah zu den beiden Mädchen hinüber und beobachtete, wie sie die Badetücher ausbreiteten, aus ihren kurzen Hosen schlüpften und übermütig, unter viel Lachen und Kreischen, hinunter ins Wasser liefen.
„Mmmpf...“, war alles, was Severus daraufhin von sich gab.
HGSS HGSS HGSS HGSS
Es war einige Stunden später. Das Ehepaar Snape lag in ihrem Bett, Hermione hatte sich an seine Brust gelehnt und gemeinsam lasen sie in einem Buch über die magische Küche.
Hermione hatte seit einiger Zeit eine neue Leidenschaft. Sie hatte das Kochen für sich entdeckt. Da Kochbücher in der magischen Welt sehr selten waren, hatte sie beschlossen selbst eins zu schreiben.
Die Schriftstellerei hatte sie vor zwei Jahren schon begonnen. Allerdings hatte sie als erstes einen Kriminalroman geschrieben. Sie hatte aufgrund ihrer Erfahrungen mit schwarzmagischen Büchern und ihrer Zusammenarbeit mit dem Zaubereiministerium jede Menge Erfahrung mit kriminellen Elementen gemacht. Noch immer wurde sie von dem Ministerium, von Fluchbrechern und sogar von der amerikanischen Muggelpolizei um Hilfe gebeten. Die Kontakte, die sie vor Jahren, während ihrer Zeit in New Orleans geknüpft hatte, waren noch nicht versiegt. Und so hatte sie jede Menge Ideen, die in ihrem Kopf rumschwirrten.
Ihr erstes Buch war vor etwa einem Jahr erschienen und ein sehr großer Erfolg.
Doch bevor sie einen weiteren Kriminalroman schreiben würde, wollte sie sich erst mal an ein Kochbuch heranwagen. Seit Monaten schon trug sie jetzt Rezepte zusammen. Kochte einige nach, mit anderen experimentierte sie rum, veränderte oder verbesserte sie. Und was lag da näher, als Severus als Versuchsperson einzuspannen. Da er von Berufswegen einzelne Bestandteile herausfiltern konnte, war er geradezu prädestiniert für diese Aufgabe.
Und er war für gewöhnlich auch mit Leidenschaft dabei, mit Hermione zusammen neue Rezepte zu finden, bedeutete es doch, dass sie diese Rezepte kochte und er in den Genuss kam, sie zu essen.
Doch heute war er mit seinen Gedanken woanders.
„Sag mal Hermione, glaubst du, dass Catriona schon irgendwelche sexuellen Erfahrungen gemacht hat?“, fragte Severus unvermittelt.
Hermione drehte sich zu ihm um und sah ihn über den Rand ihrer Lesebrille an.
„Definiere Erfahrungen!“, erwiderte sie.
„Nun, Erfahrungen im Küssen hat sie ja scheinbar schon gemacht. Meinst du sie hat..., na, du weißt schon...! So ein wenig herumexperimentiert?“ Severus brachte diesen Satz kaum über die Lippen.
Nun musste Hermione, die sich schon wieder dem Buch zugewandt hatte, doch ein wenig schmunzeln. Sie war nur froh, dass Severus ihr Gesicht so nicht sehen konnte.
„Severus, du musst jetzt ganz tapfer sein. Ich weiß sogar mit absoluter Sicherheit, dass Catriona Sex hatte.“
Hermione spürte, dass ihr heißgeliebter Ehemann sich versteifte und drehte sich nun doch fragend zu ihm um.
„Was sagst du da? Was meinst du damit, sie hatte Sex?“, fragte er erschüttert.
„Na, was glaubst du wohl, was ich meine?“ Sie verbiss sich ein Lachen.
„Richtigen Sex? Bei Merlin... ich kann das Wort im Zusammenhang mit meiner Tochter gar nicht aussprechen.“ Er hörte sich so fassungslos an, dass Hermione das Buch zur Seite legte und sich umdrehte.
„Severus, was hast du denn gedacht? Cat ist eine erwachsene Frau, auch wenn sie in deinen Augen immer die kleine Catriona bleiben wird“, versuchte sie ihm zu erklären.
Severus nahm jetzt auch seine Lesebrille ab und rieb sich die Augen. „Meine Kleine!“, murmelte er. „Meinst du, sie ist keine..... ähm, keine Jungfrau mehr?“
Jetzt musste sich Hermione doch das Lachen verbeißen. „Severus, überleg mal..., wenn sie schon Sex hatte, wird sie kaum noch Jungfrau sein.“
„Aber..., daran ist bestimmt nur diese Cavendish schuld. Sie hat Catriona beeinflusst. Sicher sind es diese frivolen Partys an der Universität, die die beiden Mädchen besuchen. Oder dieser Bruder, den sie da hat. Dieser Paris, der Taugenichts. Der war es bestimmt auch.“ Severus sprang jetzt aus dem Bett und lief aufgebracht auf und ab.
Da er sich weigerte, Menschen mit ihren Spitz- oder Kosenamen anzusprechen und stattdessen immer deren Originalnamen gebrauchte, sagte er zu Cav natürlich auch Paris, was dieser gar nicht mochte. Aber so was war einem Severus Snape egal. Und im Moment sowieso.
Na warte, diesen Burschen würde er sich vorknöpfen.
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