von ZauBaerin
Kapitel 5 - Nein, das ist nicht euer zukünftiger Schwiegersohn
Und so betraten sie auch ziemlich bald den Buchladen und wurden dort erst einmal freudig von Mitch, dem Geschäftsführer des Ladens begrüßt.
„Cat, meine Liebe! Was machst du denn hier? Welch eine Überraschung.“ Er umarmte das Mädchen und drückte es einen Moment an sich.
„Hallo Mitch. Ich wollte meinem Freund Duncan mal Mums Buchladen zeigen. Wo steckt sie denn?“
„Hermione ist irgendwo hinten im Laden und berät einen Kunden. Sie wird gleich wieder auftauchen.“
„Prima.“ Cat drehte sich zu Duncan um. „Wie unhöflich von mir. Ich habe euch ja noch gar nicht bekannt gemacht. Duncan, das ist Mitch Martin, der Geschäftsführer vom Bookshop. Mitch, das ist Duncan Hunnicut, ein guter Freund von mir und ein genauso großer Büchernarr wie ich.“
Die beiden Männer reichten sich zur Begrüßung die Hand.
„Na, dann schauen Sie sich doch gerne um. Tun Sie sich keinen Zwang an und lassen Sie sich von Cat durch den Laden führen. Sie kennt sich hier genauso gut aus wie Mrs. Snape oder ich selbst.“ Mitch deutete einladend mit einer Hand in Richtung der zahlreichen Bücherreihen.
Duncan ließ sich das nicht zweimal sagen, packte Cats Hand und zog sie begeistert hinter sich her.
Es dauerte nicht lange, und er saß in einer der gemütlichen Leseecken und hatte einen Stapel Bücher um sich versammelt, einen großen Pott mit dampfenden Tee in der einen Hand und mit der anderen blätterte er begeistert durch „Die heilsame Wirkung der Blüte der peruanischen Puya Raimondi“. Natürlich hatte er einen Schutzzauber über alle Bücher gelegt, denn es wäre ihm ein Gräuel, sollte er eines der wertvollen Bücher mit Tee bekleckern.
„Schau dir das an Cat. Wusstest du, dass die Blüte der Puya nur alle hundert Jahre blüht?“
„ Ja, deshalb ist sie auch so wertvoll. Ich habe sie mal mit meinem Dad gesucht. Vor einigen Jahren sind wir in die Anden gereist und haben einige Vorräte für Dads Apotheke gesammelt. War eine ganz schön spannende Tour. Bei Gelegenheit erzähle ich dir mal davon.“ Cat nahm einen Schluck Tee zu sich und stand dann auf.
„Ich schau mal, ob ich meine Mum finde. Du kommst ja wohl solange allein zurecht.“
Duncan hob nur bestätigend die Hand, sah gar nicht erst auf und blätterte eine Seite um.
Cat lachte und ging nach vorne, in den Verkaufsbereich. Tatsächlich traf sie dort ihre Mutter an.
„Hallo, Mum! Schön dich zu sehen!“ Sie umarmte Hermione.
„Hallo Tochter! Ich freue mich ebenfalls, dich mal wieder zu sehen. Was verschafft mir die Ehre?“ Hermione drückte ihrer Tochter einen Kuss auf.
„Ich habe heute meinen Freund Duncan mitgebracht. Ich hab dir doch schon mal von ihm geschrieben. Er arbeitet im Mungos in der Forschung und ist eine ebenso große Leseratte wie wir. Er wollte dich und deinen Laden gerne mal kennenlernen und da heute eine Vorlesung ausfiel und er zufällig seinen freien Tag hat, haben wir die Gelegenheit genutzt. So hab ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich habe euch nämlich vermisst und wollte euch gerne sehen. Meinst du, ich könnte mal kurz zu Dad rüber gehen? Ob er einen Moment Zeit für mich hat? Ich muss euch was Wichtiges erzählen, möchte aber zuerst mit Dad darüber sprechen.“
Hermione musste über den Redeschwall ihrer Tochter lachen. „Natürlich kannst du zu Dad hinüber gehen. Ich denke, er wäre dir sogar böse, wenn du ihm nicht Hallo sagen würdest. Er vermisst euch Kinder sehr, obwohl er das natürlich niemals zugeben würde.“
„Natürlich nicht, über Gefühle zu sprechen ist ja nicht so ganz sein Ding. Aber ich gehe dann mal flink rüber. Wenn du magst, kannst du ja schon Duncan suchen. Er sitzt dahinten bei den Zaubertränkebüchern und hat sich schon in einem Haufen Fachliteratur vergraben“, schlug Cat vor.
„Ja, das werde ich machen.“ Hermione sah sie fragend an. „Ist er eigentlich DEIN Freund?“
„Nö, er ist EIN Freund. Wir verstehen uns blendend, aber mehr ist da nicht. Ähnlich wie du und Harry. Oder Blaise.“
„Aha….!“ Schon merkte Hermione, dass ihre Wangen sich röteten, als der Name Blaise fiel. Natürlich wusste Cat nicht, dass ihre Mutter vor Jahren eine kurze Liebelei mit dem gutaussehenden Slytherin gehabt hatte. Und das der Name Blaise Zabini auch heute noch ein rotes Tuch für Severus war, natürlich auch nicht.
Cat sah ihre Mutter fragend an, doch die winkte nur ab. „Dann versuche dein Glück mal in der Apotheke. Es ist nämlich gar nicht so einfach, an dem neuen Wachhund deines Vaters, Miss Melville, vorbeizukommen.“
„Miss Melville? Die kenne ich ja noch gar nicht!“
„Die wirst du schon kennen lernen“, knurrte Hermione. „Sie bildet sich ein, dein Vater gehöre ihr. Am liebsten wäre ihr, wenn sogar ich einen Termin ausmachen würde.“
Cat lachte. „Bist du etwa eifersüchtig, Mum?“
„Pah… auf die? Die ist ja kaum älter als du! Ich ärgere mich nur über das Benehmen dieser Person. Und die etwas zu knappe Kleidung! Und dieser Ton, den sie gerne an den Tag legt! Ich habe sie schon ein paar Mal zurechtgewiesen.“
„So, so…. und was sagt Dad dazu? Weist er sie nicht in ihre Schranken?“
„Dein Vater fühlt sich, wie mir scheint, ein wenig geschmeichelt. Welcher Mann in seinem Alter hat schon eine so junge ähm…., tja so junge Hexe um sich, die ihn so sehr bewundert wie Miss Melville deinen Vater. Seit neuestem schenkt sie ihm sogar Schokolade. Seine kleine Schwachstelle hat sie also schon entdeckt“, spottete Hermione. „Allerdings muss sie wirklich sehr kompetent und talentiert sein, denn er spricht, was ihre Arbeit angeht, in den höchsten Tönen von ihr“,.
„Ach? Ist ja interessant. Dann husche ich schnell mal rüber. Diese Wunderhexe muss ich mir doch mal anschauen!“ Grinsend verließ Cat den Buchladen und lief schnell hinüber auf die andere Straßenseite.
Mit Schwung betrat sie die Apotheke. Hinter dem Verkaufstresen stand eine junge, sehr attraktive Frau, die zwar einen schwarzen Umhang trug, diesen aber nicht geschlossen hatte. Er klaffte vorne ein wenig auseinander und ließ einen Blick auf ein tiefes Dekolletee zu. Das blonde Haar trug sie fransig kurzgeschnitten, mit einigen roten Strähnen durchzogen. Aus blauen, kalt blickenden Augen musterte sie Catriona abschätzend.
Diese nickte nur grüßend, sagte aber erst mal noch nichts.
„Was kann ich für Sie tun?“, wollte die Hexe hinter der Theke wissen.
„Ich möchte Mister Snape sprechen!“, antwortete Cat freundlich.
„Mister Snape hat keine Zeit. Also noch mal, was kann ICH für Sie tun?“
„Sie? Sie können gar nichts für mich tun! Ist Mister Snape in seinem Büro? Oder im Labor?“
„Weder noch! Mister Snape ist noch in seinen Privaträumen. Er hatte dort etwas zu tun!“, entgegnete die blonde Hexe und knöpfte dabei demonstrativ ihren Umhang zu. Es schien, als wolle sie den Eindruck vermitteln, dass das, was Mister Snape in seinen Privaträumen zu tun gehabt hatte, etwas mit ihr zu tun hätte.
Im Hintergrund hörte sie Hampton Collins, einer der anderen Tränkemeister empört schnaufen. Cat kannte ihn schon ziemlich lange und gab ihm nun ein diskretes Zeichen, nichts zu sagen.
Na warte du Schlange, dir werde ich es zeigen! dachte sie.
„So? Dann werde ich zu ihm gehen. Ich kenne ja den Weg!“, zischte sie und machte einen Schritt in Richtung der Tür, die zu dem Treppenhaus ging, welches in die Privatwohnung der Familie Snape führte.
„Halt!“ Catriona konnte gar nicht so schnell reagieren, wie die junge Tränkemeisterin sich ihr in den Weg stellte. „Hier ist kein Durchgang für Sie!“, stieß sie schnippisch hervor
„Haben Sie eine Ahnung, wo ich hier alles durchgehen kann und darf!“ Diesen Tonfall hatte Cat mindestens genauso gut drauf, wie diese Miss Melville.
„Also wirklich….“, weiter kam die junge Frau nicht, denn es erklang plötzlich Severus Stimme.
„Was ist hier los?“, wollte er wissen.
Die Blonde drehte sich um. „Mister Snape! Diese Person hier….!“
Catriona ließ sie gar nicht erst aussprechen, sondern schob sie ein Stück zu Seite und stürmte auf ihren Vater zu.
Begeistert fiel sie ihm in die Arme und drückte sich an ihn. Automatisch umschlang Severus sie und hielt sie fest. Catriona gab ihm einen Kuss und lehnte ihre Wange an seine.
„Oh, ich freue mich so, dich zu sehen“, schnurrte sie.
„Ich freue mich auch dich zu sehen! Was machst du in der Winkelgasse?“, brummte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Können wir hochgehen in die Wohnung? Ich möchte dir was zeigen!“ Cat ließ ihre Stimme absichtlich verführerisch klingen. Sie merkte, dass ihr Vater sie irritiert ansah, dann aber nickte und die Tür, durch die er gerade erst hereingekommen war, wieder öffnete.
Beim hinausgehen warf Cat noch einen Blick über die Schulter und bemerkte mit Freude, dass Miss Melville ihr einen entgeisterten Blick hinterher warf. Sie konnte es nicht lassen und kniff dieser Person keck ein Auge zu. Im Hintergrund sah sie Collins grinsen.
Als sie einige Augenblicke später in ihrer Wohnung waren, zog Cat freudestrahlend eine Pergamentrolle aus ihrer Umhängetasche und reichte sie Severus.
Der nahm sie mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen und entrollte sie langsam.
Kurz überflogen seine Augen die wenigen Zeilen auf dem Papier, um dann seine Tochter wohlwollend anzustrahlen. In den Händen hielt er einen kurzen Brief ihres Dozenten, Professor Mercer. Er bot ihr an, ihr Mentor zu werden und belobigte sie hier für ihre extraguten Fähigkeiten und Leistungen in Zaubertränke. Zudem bot er ihr noch eine Praktikumstelle bei sich an.
„Nun, Tochter. Nichts anderes habe ich von dir erwartet. Ich bin stolz auf dich.“ Severus legte seine Hand an Catrionas Wange und sah sie wohlwollend an. „Was sagt deine Mutter dazu?“
„Ich habe es Mum noch nicht gezeigt. Du bist der erste, der es erfährt. Ich wollte erst deine Meinung dazu hören, bevor ich Mum davon erzähle“, erwiderte sie. „Was sagst du? Soll ich das Praktikum bei Professor Mercer machen? Irgendwie war ich immer davon ausgegangen, mein Praktikum bei dir zu machen, Dad.“
„Professor Mercer hat einen tadellosen Ruf und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Zaubertränke. Es ist für dich eine enorme Ehre, dass er dir dieses Stelle angeboten hat. Diese Chance wirst du nie wieder bekommen, vor allem, da er kaum Praktikanten nimmt oder Lehrstellen vergibt. Bei deinem alten Vater kannst du jeder Zeit herein schnuppern.
„So? Ich denke, dann wird es wohl Zeit, deine Mutter ebenfalls davon in Kenntnis zu setzen. Geh schon mal vor in den Buchladen. Ich muss noch kurz etwas mit Miss Melville besprechen, dann folge ich dir.“ Er gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und schob sie in Richtung Tür.
Lachend lief Cat schon mal hinüber, während Severus hinunter in die Apotheke ging. Seine zwei anderen angestellten Tränkemeister standen hinter dem Verkaufstresen und bedienten Kunden, während Miss Melville am Schaufenster stand und hinaus auf die Straße spähte.
Severus trat leise hinter sie. „Gibt es da irgendetwas Wichtiges zu sehen, Miss Melville?“, fragte er mit tiefer Stimme.
Erschrocken fuhr die junge Frau zu ihm um. „Oh, Mister Snape. Sie… ähm… ich hatte gar nicht mit Ihnen gerechnet.“
„Das sehe ich! Haben Sie nichts zu tun?“, schnarrte er ganz leise.
„Doch, natürlich. Ich hatte nur….“, sie stockte.
„Ja? Sie hatten was?“
„Nun, ich hatte die junge Frau, die sie gerade besucht hatte, weggehen gesehen“, stotterte sie.
„Miss Melville! Was ist so interessant daran, meine Tochter beim weggehen zu beobachten?“ Severus zog eine fragend eine Augenbraue hoch.
„Ach! Ähm… ich wusste nicht, dass das Ihre Tochter ist.“
„Was habe Sie denn gedacht, Miss Melville, wer das ist?“, fragte Severus interessiert.
„Gar nichts, Sir. Gar nichts habe ich gedacht…., antwortete die Hexe ganz leise.
Im Hintergrund hörte man einen der anderen Tränkemeister unterdrückt lachen. Severus drehte sich blitzschnell herum und sah den Mann mit zusammengekniffenen Augen an. Er wusste, dass seine beiden anderen Tränkemeister mit Miss Melville nicht besonders gut zurecht kamen. Allerdings interessierte ihn das wenig. Im Gegensatz zu Hermione war ihm ein gutes Betriebsklima nicht so wichtig. Für ihn zählte nur die Arbeit. Und Miss Melville Leistungen waren mehr als zufriedenstellend. Genauso wie die seiner Angestellten eigentlich immer, denn sonst wären sie nicht bei ihm beschäftigt.
„Haben Sie nichts zu tun Collins?“, fragte er gefährlich leise.
„Doch Sir, ich wollte gerade hinuntergehen in das Labor und einen Kessel ansetzen“, entgegnete dieser und machte sich eilig aus dem Staub.
Bevor Severus noch etwas sagen konnte, betraten zwei Kunden die Apotheke. Deshalb sagte er nur. „Miss Melville, notieren Sie bitte, dass wir neue Rotaugenfasern brauchen. Versuchen Sie noch heute welche zu bekommen. Ich benötige sie dringend. Und ich bin dann jetzt einige Zeit in der Buchhandlung zu erreichen, wenn irgendetwas sein sollte.“
Dann stürmte er mit Riesenschritten über die Straße, hinüber in Hermiones Buchladen. Suchend sah er sich um.
„Wo stecken meine Frau und Tochter?“, fragte er Mitch, der gerade einen Kunden beriet.
„Sie sind in der Leseecke hinten rechts“, erhielt er als Antwort.
Lautlos, wie zu seinen besten Hogwartszeiten schlich er durch die deckenhohen Regalreihen, in denen sich die Bücher nur so stapelten.
Erstaunt stellte er fest, dass bei seinen Frauen ein junger Mann saß und alle drei gerade fröhlich lachten.
„Oh… Hallo Dad, da bist du ja schon. Das ging ja schnell.“ Sie lächelte ihn an. „Dad, darf ich dir meinen guten Freund Duncan Hunnicut vorstellen? Dr. Hunnicut, genauer gesagt. Wir sind heute hier, weil er gerne mal den Buchladen besuchen wollte. Duncan, das ist mein Dad…ähm, ich meine natürlich, mein Vater.“
„Guten Tag Mister Snape. Ich freue mich sehr Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Duncan war aufgesprungen und hielt Severus die Hand hin.
Der sah ihn einen Moment abschätzend an. „Hunnicut? Der Sohn von Barnabas Hunnicut?“ Severus ergriff die ihm dargebotene Hand.
„Barnabas Hunnicut war, oder besser gesagt ist mein Großvater“, erwiderte der junge Mann.
„Wie geht es ihm?“, erkundigte sich Severus.
„Soweit ganz gut. Er genießt seinen Ruhestand zusammen mit meiner Großmutter. Die beiden leben in Irland.“
„Professor Barnabas Hunnicut war einer meiner Dozenten, damals als ich studiert habe“, erklärte Severus Hermione und Catriona. „Bestellen Sie ihm doch bitte meine besten Wünsche, wenn Sie ihn mal wieder sehen.“
„Das mache ich gerne.“ Duncan setzte sich wieder hin, nachdem auch Severus Platz genommen hatte.
„Dad, Duncan hat ebenfalls Zaubertränke studiert und arbeitet als Tränkemeister im Sankt Mungos.“ Während Cat ihrem Vater das erzählte, schenkte sie ihm eine Tasse Tee ein.
„So? Was genau machen Sie im Mungos?“
„Ich bin dort in der Forschung tätig. Wir sind immer wieder auf der Suche nach neuen Tränken. Täglich werden dort Hexen und Zauberer, oder auch andere Wesen eingeliefert, mit den unterschiedlichsten Krankheiten. Für manche gibt es keine Möglichkeit der Heilung und hier sind wir in der Forschungsabteilung gefragt. Es ist eine sehr interessante Arbeit.“
Severus lehnte sich entspannt zurück, schlug die Beine übereinander und nahm einen Schluck von seinem Tee.
Dieser junge Mann gefiel ihm…..
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