von ZauBaerin
Kapitel 7 - Von vergesslichen Ehemännern und ohrfeigenden Ehefrauen
Hermione stand mit verschränkten Armen am Fenster und starrte mit zusammengekniffenen Augen hinüber auf die andere Straßenseite, in das Schaufenster ihres Buchladens. Eigentlich gab es da gar nichts Besonderes zu sehen; sie versuchte lediglich ihre Ungeduld zu unterdrücken. Es war jetzt schon fast halb acht am Abend und sie wartete seit zweieinhalb Stunden auf Severus.
An sich war dieser Umstand ja nicht ungewöhnlich. Allerdings ärgerte sie sich heute maßlos darüber. Seit Tagen schon bat sie ihren Mann darum, an diesem heutigen Freitag frühzeitig nach Hause zu kommen, um sie zu einer Veranstaltung zu begleiten. Heute sollte sie einen Preis verliehen bekommen, und zwar den goldenen Federkiel, den der Schriftstellerverband „Feather“ ihr heute überreichen wollte. Natürlich war sie besonders stolz auf diese Auszeichnung, denn bislang wurde der nur für Sachbücher und Fachliteratur verliehen.
Zum allerersten Mal erhielt diesen Preis ein Autor für einen Kriminalroman. Allerdings einzig und allein aus dem Grund, weil in der magischen Welt bislang selten jemand ein Buch geschrieben hatte, das der reinen Unterhaltung diente. Hermione war die erste Autorin, die sich an einen Kriminalroman herangewagt hatte und damit so einen riesigen Erfolg hatte.
Und heute wollte sie mit Severus, ihren Eltern, Ginny, Harry, Mitch und seiner Frau nach Brighton apparieren, um den Preis entgegen zu nehmen und ihren Erfolg ein wenig zu feiern.
Um was für eine Veranstaltung es sich hierbei handelte, hatte sie Severus nicht verraten, und erst recht nicht, dass sie ihm den Preis widmen wollte. Es sollte eine Überraschung werden. Sie hatte ihn lediglich gebeten, gegen achtzehn Uhr zuhause zu sein, weil sie mit ihm Essen gehen wollte und sie dann noch was Besonderes vorhätten.
Jetzt stand sie hier, hatte sich extra für diesen Abend ein neues Kleid gekauft und trug ihre Haare hochgesteckt. Und wer kam nicht? Natürlich ihr Ehemann.
Zuerst war sie nur ärgerlich gewesen, dann hatte der Ärger sich in Wut gewandelt und nun war sie enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass er über seine Arbeit mal wieder alles andere vergaß. Sie wusste, dass er an einem neuen Trank arbeitete, denn er hatte ihr gestern Abend noch ausführlich darüber berichtet.
Aber sie hatte ihn doch extra gebeten, ihre heutige Verabredung bei seinen Experimenten zu berücksichtigen. Das sollte doch wohl mal möglich sein. Sie ließ ihn doch sonst an seinen Versuchen arbeiten, solange er wollte. War dieser eine Abend denn zuviel verlangt? Langsam aber sicher riss ihr Geduldsfaden und ihre Wut stieg an. Am liebsten hätte sie wie ein kleines Mädchen vor Wut mit dem Fuß aufgestampft.
Inzwischen war es viertel vor acht und sie zog entschlossen ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg, hinunter in Severus Labor. Gerade als sie durch das untere Treppenhaus ging, um die Stufen in das Untergeschoss, wo sich die Laborräume befanden, hinunter zu gehen, wurde die Tür von der Apotheke aufgerissen und Miss Melville stürmte herbei.
„Wo wollen Sie hin?“, herrschte sie Hermione an. Die stand im ersten Moment wie vom Blitz getroffen da und dachte sich verhört zu haben.
„Wie bitte?“ In ihr brodelte es. War sie doch sowieso schon wütend auf Severus, so kam ihr diese Person gerade recht.
„Sie können jetzt nicht in das Labor! Mister Snape will nicht gestört werden.“ Die junge Frau baute sich mit gekreuzten Armen vor Hermione auf.
„Sagen Sie mal! Geht es ihnen noch gut?“ fragte diese mit kalter Stimme. „Wie können Sie es wagen, sich mir in den Weg zu stellen?“ Hermione hatte nicht übel Lust, diese unverschämte Person einfach die Treppe hinunter zu stoßen.
„Ich bin die Assistentin von Mister Snape und dafür verantwortlich, dass er seine Ruhe hat und niemand zu ihm vordringen darf!“
Hermione sah ihr Gegenüber scharf an und wollte sie dann zur Seite schieben.
„Gehen Sie mir aus dem Weg!“, zischte sie.
„Nein, das werde ich nicht. Es ist meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass Mister Snape nicht belästigt wird!“ kam es herablassend von der jungen Hexe.
„Belästigt?“ Hermione verschluckte sich fast an diesem Wort. „Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Ich habe Ihnen das schon einmal gesagt. ICH.BIN.SEINE.EHEFRAU....
Habe ich mich da klar und deutlich ausgedrückt?“
Dieses Weib wagte es doch glatt, Hermione überheblich anzugrinsen und einen Moment lang sah es aus, als wollten ihre Lippen das Wort „Noch“ formen.
Und das war der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Hermione schaffte es nicht sich zurückzuhalten, sondern holte aus und gab der Blondine eine Ohrfeige.
Diese schnappte empört nach Luft, schrie laut auf und verzog dann das Gesicht. Sie drehte sich um und wollte die Treppe hinabstürmen. Allerdings stoppte sie, als sie sah, dass Severus die Tür von seinem Labor aufriss und energisch die Stufen hochgestiegen kam.
Völlig entgeistert schaute er von Miss Melville zu Hermione.
„Was ist denn hier los?“ donnerte er mit lauter Stimme. „Hermione, hast du Miss Melville etwa geschlagen? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“
Die junge Hexe hielt sich jetzt ihre Wange und jammerte mit schmerzverzogenem Gesicht vor sich hin. In ihren Augen schwammen Tränen und sie sah gequält zu Severus auf. „Ich weiß nicht, was in Ihre Frau gefahren ist, Mister Snape. Ich habe ihr lediglich gesagt, dass Sie nicht gestört werden wollen.“
Hermione zog scharf die Luft ein und wollte gerade etwas entgegnen, als Severus ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. „Ich denke, es ist notwendig, dass du dich bei Miss Melville entschuldigst!“
„Und ich denke gar nicht daran!“ Hermione verschränkte die Arme vor der Brust. „Miss Melville...“ sie sprach den Namen spöttisch aus. „ist unverschämt zu mir gewesen. Sie hat diese Ohrfeige mehr als verdient.“
Jene besagte Person schluchzte auf. Es war Hermione klar, dass sie nur eine Show abzog, denn so fest war der Schlag nicht gewesen. Severus hingegen wandte sich der jungen Frau zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. Dann reichte er ihr ein Taschentuch. „Miss Melville. Ich weiß nicht was in meine Frau gefahren ist“, begann er. „aber ich möchte mich...“
„Wag es nicht...“, fuhr Hermione ihn an. „Wag es nicht, dich für mich zu entschuldigen. Diese Person hat sich mir gegenüber respektlos verhalten. Ich werde mich nicht entschuldigen.“
Die Blondine schluchzte noch einmal und lehnte dann trostsuchend ihren Kopf an Severus Brust. Der legte beschwichtigend beide Arme um sie und sah seine Frau strafend an.
Hermione schaute fassungslos auf das Geschehen und schüttelte dann ungläubig den Kopf. Ihr Mann hielt vor ihren Augen dieses intrigante Miststück im Arm und merkte nicht, dass er ausgetrickst wurde.
Schwungvoll drehte sie sich um und rief „Accio Umhang und Tasche.“
Sekunden später hielt sie beides in der Hand und stürmte aus dem Haus. Sie hörte noch Severus ihren Namen rufen, aber sie zögerte keinen Augenblick. Draußen auf der Straße legte sie sich ihren Umhang um die Schulter, schloss kurz die Augen und disapparierte mit einem lauten Knall.
Kurze Zeit später fand sie sich Brighton, an einem Apparierpunkt nahe des Hotels, in dem die Veranstaltung stattfand, die sie eigentlich zusammen mit Severus besuchen wollte, wieder. Um sich zu beruhigen, lief sie ein wenig auf und ab und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Dann gab sie sich einen Ruck und betrat das Hotel.
In der Halle wartete schon Mitch auf sie. „Wo bleibst du denn?“ Suchend schaute er sich um. „Und wo ist Severus?“
„Tut mir leid, dass ich so spät bin. Hab ich schon was verpasst?“
„Nein, das Ganze ist gerade erst angefangen. Lass uns schnell in den Festsaal gehen. Severus wird uns schon finden.“
„Der kommt nicht“, entgegnete Hermione.
„Aber....“
„Frag bitte nicht, Mitch. Lass uns einfach reingehen.“ Sie nahm ihn am Arm und zog ihn mit sich.
Der Festsaal war hell erleuchtet und prachtvoll geschmückt. Es standen mehrere runde Tische, an denen kleine Gruppen zusammen saßen, verteilt im Raum. Mitch führte Hermione an einen Tisch, an dem bereits seine Frau Cera, Harry, Ginny und Hermiones Eltern saßen. Schnell ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und lächelte grüßend in die Runde.
„Wo ist dein Mann?“, flüsterte ihre Mutter.
„Er konnte sich nicht von seiner Arbeit freimachen. Du weißt schon, wichtige Forschungen und so.....“, flüsterte Hermione augenverdrehend zurück.
Ihre Mutter sah sie fragend an, bekam jedoch als Reaktion nur ein Schulterzucken. „Lass es gut sein, Mum.“ Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Redner auf dem Podium zu.
Es handelte sich hierbei um Wally Fishbourne, den Vorsitzenden der Vereinigung des magischen Schriftstellerverbandes „FEATHER“, der mitten in seiner Begrüßungsrede war. Er lächelte ihr zu und zwinkerte sie an.
Hermione versuchte sich auf seine Rede zu konzentrieren. „..... wie ich ja bereits Eingangs erwähnte, haben wir uns heute hier aus einem ganz besonderen Grund versammelt.“ Er strahlte über das ganze Gesicht. „Dieser besondere Grund heißt Hermione Snape-Granger und befindet sich heute hier in unserer Mitte.“ Mit einer Hand deutete er in Hermiones Richtung und fing dann an, in die Hände zu klatschen. Natürlich fing daraufhin der ganze Saal an zu applaudieren.
Hermione stand auf und lächelte strahlend in die Runde. Ihre Wangen waren von einer Röte überzogen, so dass sie mindestens ebenso strahlten, wie ihr Lächeln.
„Kommen Sie doch bitte nach vorne, zu mir auf das Podium, liebe Misses Snape-Granger!“, dröhnte die durch einen Sonorus verstärke Stimme von Mister Fishbourne durch den Saal.
Einen Moment später stand sie neben ihm. „Meine liebe Hermione. Ich darf Sie doch so nennen?“ Er wartete ihre Zustimmung gar nicht erst ab, sondern sprach sofort weiter. „Ich freue mich so, Sie heute hier an meiner Seite zu haben. Es ist eine große Ehre für mich, oder besser gesagt, für uns, eine so fantastische Autorin begrüßen zu dürfen.“
Wieder brandete Applaus auf. Hermione verneigte sich dankend und wandte sich dann wieder dem Vorsitzenden zu, der beschwichtigend die Hände hob und dann weitersprach. „Es ist mir aber auch eine noch größere Ehre, Ihnen heute den „Goldenen Federkiel“ für Ihre Leistungen als Newcomerin des Jahres zu überreichen. Es ist schon eine besondere Leistung für einen Jungautoren, im Erscheinungsjahr seines Buches alle Rekorde zu brechen und die höchsten Verkaufzahlen aller Zeiten zu erreichen. Herzlichen Glückwunsch....!“
Er überreichte ihr die Auszeichnung, eine goldene Schreibfeder in einem Tintenfass.
Glücklich strahlend nahm Hermione ihren Preis entgegen und zückte ihren Zauberstab. Nachdem sie ebenfalls einen Sonorus auf sich angewandt hatte, bedankte sie sich bei den anwesenden Gästen.
„Es ist mir eine große Ehre und Freude, heute diesen Preis entgegen nehmen zu dürfen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mein Buch so ein großer Erfolg wird und innerhalb so kurzer Zeit einer der meistgelesenen Romane in der magischen Welt. Niemals hätte ich es geschafft, ein Buch zu schreiben, wenn mir mein Mann, Severus Snape, nicht unterstützend zur Seite gestanden hätte. Leider kann er aus beruflichen Gründen heute nicht bei mir sein, trotzdem widme ich ihm heute diesen Preis, als Dank für seinen Beistand.“
Sie nahm das Champagnerglas entgegen, das Mister Fishbourne ihr reichte und prostete den Gästen im Saal zu. „Meinen recht herzlichen Dank an Sie alle und ich trinke auf Ihr Wohl.“
Kurz darauf saß sie wieder auf ihrem Platz und ließ sich von ihren Freunden und Eltern umarmen. Hermione hatte während der letzten viertel Stunde alle negativen Gefühle ganz tief in sich vergraben und hatte auch vor, sie einstweilen dort zu lassen. Auf diesen Abend hatte sie sich so lange gefreut und sie wollte ihn sich nicht durch dieses intrigante Weibsbild und das Verhalten ihres Mannes verderben lassen.
Deshalb ging sie auch nicht darauf ein, als die anderen versuchten, sie nach Severus auszufragen. Allerdings erwischte Ginny sie später am Abend, als sie einmal den Waschraum aufsuchte.
„Also los, Hermione! Was ist los?“, stellte sie ihre Freundin zur Rede. „Du bist ohne Severus hier und verhältst dich schon den ganzen Abend komisch. Irgendwas stimmt doch nicht! Habt ihr euch gestritten?“
„Gestritten kann man nicht gerade sagen, aber ich habe mich maßlos über Severus geärgert!“ Sie erzählte Ginny die ganze Geschichte und spürte dabei, dass ihre Wut, aber auch Enttäuschung wieder hochkam.
„Bravo!“, war Ginny erste Reaktion. „Ich hätte nicht anders gehandelt. Das hat sie mehr als verdient.“
„Sagst du..., aber du hättest mal Severus erleben sollen. Ich bin so enttäuscht und wütend. Dabei wollte ich ihn heute Abend überraschen. Ich habe ihm doch extra nichts von dem Preis erzählt. Er weiß noch gar nicht, dass er mir verliehen wurde, weil ich ihm den Preis doch widmen wollte. Der Abend war so schön geplant. Erst wollte ich ihn ganz toll zum Essen ausführen, danach hierher kommen und dann habe ich als ganz besonderes Highlight ein Zimmer hier gebucht. Damit ich ihm noch mal ganz besonders danken kann. Du weißt schon...“
Ginny lachte. „Ja, ich kann es mir denken.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Und was hast du jetzt vor?“
„Ich bleibe hier! Das Zimmer ist doch gebucht und ich habe in meiner Tasche alles für eine Übernachtung dabei“, erwiderte Hermione entschieden.
„Aber willst du wirklich deinen Mann allein in den Fängen dieses Weibes lassen?“
„Da habe ich keine Bedenken. Severus würde sich da auf nichts einlassen!“
„Er wird sich aber Sorgen machen, wenn er nicht weiß, wo du bist.“
„Soll er doch...“ Hermione sah ihre Freundin an. „Trinkst du später noch was mit mir? Ich sollte langsam zur Autogrammstunde erscheinen. Man wartet bestimmt auf mich.“
„Na klar, Frau Autorin!“ Ginny hakte sich bei ihr ein. „Wer hätte gedacht, dass du, Hermione Snape, geborene Granger irgendwann mal einen Kriminalroman schreibst!? Das du dafür einen Preis bekommst, ist wiederum nicht verwunderlich.“
„Ich hätte das am allerwenigsten gedacht. Aber ich habe damals in New Orleans, bei meiner Arbeit mit den Muggelpolizeibehörden, soviel kriminelle, schwarze Magie erlebt, dass reicht noch für mehrere weitere Romane.“ Hermione zog ihre Freundin hinter sich her ins Foyer, wo schon ein Tisch für sie bereit stand, der bereits von mehreren Fans belagert wurde.
Es war schon weit nach Mitternacht, als ihre Freunde und ihre Eltern sich von ihr verabschiedeten. Ginny und Harry hatten sich bereiterklärt, Hermiones Eltern nach Hause zu bringen. Gemeinsam hatten sie den Rest des Abends an der Hotelbar verbracht und die ein oder andere Flasche Champagner geleert. Wally Fishbourne hatte sich als sehr spendabel gezeigt und sie hatte jede Menge Spaß gehabt.
Hermione blieb bei ihrem Vorhaben, die Nacht in diesem Hotel in Brighton zu verbringen und beschloss, bevor sie ins Bett ging, noch eine heiße Dusche zu nehmen. Sie hatte ein wenig zu viel getrunken, und deshalb einen kleinen Schwips.
Aber als sie einige Zeit später in dem großen King-Size Bett lag, dauerte es nicht lange und ihr fielen die Augen zu. Sie glitt hinüber in einen leicht alkoholumnebelten Tiefschlaf und schnarchte selig vor sich hin.
Deshalb bekam sie auch nicht mit, dass plötzlich über ihrem Kopf ein Pergament erschien, auf dem in der gestochen, scharfen Handschrift ihres Mannes die Worte „SEI NICHT ALBERN! KOMM SOFORT NACH HAUSE!“ prangten.
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