von LoonyMoon
Ich saß im Gemeinschaftsraum und – mal wieder – dachte nach. In letzter Zeit war es wieder bergauf gegangen mit Victoria, obwohl ich immer noch das Gefühl hatte, dass sie mich nur als ihren besten Freund liebte, so ähnlich wie einen Bruder…
>>Hey, Freddie! Sag mal, das Tagträumen ist bei dir in letzter Zeit so ein Dauerzustand geworden, was? << sagte da die verschmitzte Stimme meines Zwillingsbruders. >>Na ja wie auch immer, ich dachte mir, ich helf dir und Victoria mal ein bisschen auf die Sprünge, findest du nicht? << fuhr er fort und grinste mich dabei an.
Ich verstand jedoch nur Bahnhof. >>Ähm… was?! <<
Doch er grinste nur noch breiter. >>Ach, nimm einfach das hier. << Und er drückte mir ein kleines Päckchen in die Hand. Dann wandte er sich wieder zum Gehen und sagte über die Schulter: >>Schon okay, du musst mir nicht so stürmisch danken! <<
Und mit einem weiteren Lachen war er verschwunden.
Ratlos starrte ich auf das kleine rechteckige Paket in meinen Händen. Was war das denn jetzt schon wieder gewesen?
Langsam riss ich das Papier auseinander und in meinen Schoß fiel – ein Buch. Sollte das jetzt ein schlechter Witz sein?! Ein Buch?
Ich hob es hoch und drehte es um. Auf der Vorderseite stand in großen Lettern: Zwölf narrensichere Methoden, Hexen zu bezaubern.
Immer noch ratlos starrte ich auf das Titelbild, auf dem ein hübscher blonder Zauberer mir lächelnd zuwinkte, und dachte: >Was zum Teufel soll ich denn bitte mit einem Buch? Und wie sollte mir das helfen, Victoria für mich zu gewinnen? <
Schließlich öffnete ich es und schlug das erste Kapitel auf.
Methode 1: ein romantisches Date
Sie beten eine Hexe an? Liegen zu ihren Füßen, aber sie beachtet sie nicht oder sieht sie nur als ihren Freund?
Wir haben die Lösung für sie. Dachten sie schon mal daran, ihre Auserwählte auf ein Date einzuladen? Es muss nicht offensichtlich sein – wie zum Beispiel ein Candlelight Dinner – es kann auch ein romantischer Spaziergang am Abend oder ein abenteuerlicher Ausflug sein!
Ich hielt erstaunt inne. Es stimmte, auf so eine Idee war ich noch nicht gekommen. Ein romantischer Spaziergang am Abend – das wäre doch genau das Richtige!
Begeistert übersprang ich den Rest dieses ersten Kapitels – ich wusste ja jetzt was ich machen wollte – und begann Kapitel zwei zu lesen.
Methode 2: Komplimente
Jeder Mann hat diese Situation schon einmal erlebt: Man redet mit seiner Angebeteten, und dann, plötzlich, weiß man nicht mehr, was man sagen soll.
Man hat einen völligen Blackout, fängt an zu stottern und sagt am Ende womöglich sogar etwas, das das Mädchen der Träume verletzt, beleidigt, oder sogar einen schlechten Eindruck hinterlässt.
Das muss nicht sein!
Haben sie schon einmal versucht, die peinliche Stille mit einem gut gesetzten Kompliment zu überbrücken? Schon ein einfaches >>Hey, deine Schuhe gefallen mir! Sind die neu? << reicht aus, das Gegenüber zu schmeicheln und ein neues Gesprächsthema zu finden – in diesem Fall eventuell Schuhe.
Es kann schon sein, dass das jetzt einem Mann als langweilig und öde vorkommt, vielleicht auch ein wenig schleimerisch, aber es funktioniert wirklich!
Versuchen sie es doch einfach einmal – schief gehen kann nichts dabei.
Eine wirklich narrensichere Methode, eine Hexe zu bezaubern.
Verblüfft sah ich auf und schlug das Buch zu. Wirklich, im ersten Moment war es mir total kindisch vorgekommen, Victoria ein solches Kompliment zu machen, aber – wenn es wirklich klappte, konnte ich es ja ausprobieren, oder?
Denn bei Victoria hatte ich schon oft so eine peinliche Situation gehabt, in der ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Und beim letzten Mal hatte sie sogar einen schlechten Eindruck von mir gehabt…
Entschlossen stand ich auf. Ich würde Victoria jetzt fragen, ob sie mit mir einen kleinen Spaziergang machen wollte, sie ein wenig bezaubern und schon hätte ich sie auf meiner Seite!
Fast rannte ich aus dem Gemeinschaftsraum und begann Victoria zu suchen. Ich fand sie schließlich allein auf einer Steinbank im Innenhof.
>>Hey Tory, was machst du denn da so allein? << rief ich ihr entgegen.
Überrascht blickte sie auf. >>Oh, hi Fred! Ach, ich brauchte mal wieder ein wenig Ruhe und frische Luft nach dem ganzen Schulstress. << Dann sah sie mich argwöhnisch an. >>Wieso? <<
>>Ach, ich wollte dich nur fragen, ob du mit mir ein Stück laufen willst? Ich brauche auch mal wieder ein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit… << Fragend blickte ich sie an.
Sie sah sich um. >>Aber es ist doch schon dunkel… ist nicht Ausgangssperre? Wir dürfen doch gar nicht mehr auf die Ländereien! << erwiderte sie.
Ich winkte lässig ab. >>Und seit wann kümmern uns Regeln? << grinste ich.
Sie lächelte und nickte schließlich.
Gemeinsam gingen zum Portal und lenkten unsere Schritte nach und nach in Richtung Verbotener Wald. Wir spazierten ein Stück schweigend am Waldrand.
In Gedanken gab ich dem Buch Recht – es war wirklich romantisch, so am Abend allein und ohne Zuschauer rauszugehen.
Mal sehen, ob auch das nächste Kapitel zutraf…
>>Übrigens, Tory, ist das ein neuer Umhang? Der ist wirklich schön << sagte ich mit einem Blick auf ihren hellgrünen Umhang.
Sie sah mich überrascht an. >>Jaah… der ist tatsächlich neu <<
>>Ist wirklich hübsch! Er betont deine Augen so gut << grinste ich.
Sie lächelte zaghaft. >>Danke, Fred! <<sagte sie, offensichtlich erfreut und zugleich auch ein wenig verwirrt.
Innerlich machte ich Luftsprünge. Es hatte wirklich geklappt, sie schien sich über das Kompliment zu freuen!
>>Weißt du, deine Augen haben mich schon immer beeindruckt. Du hast sie von deiner Mutter geerbt, oder? << fuhr ich fort.
Sie wurde rot und blickte mich langsam an. >>Jaah… ja die habe ich von meiner Mutter. Ich wusste nicht, dass du sie so schön findest <<
>>Oh doch! << rief ich grinsend.
Sie wandte sich verlegen und immer noch ein bisschen verwirrt ab und starrte in den Verbotenen Wald.
>>Oh Mann, ich will gar nicht wissen, was da so alles drin ist << flüsterte sie, und schauderte unwillkürlich.
>>Hey, ist dir kalt? << fragte ich und versuchte charmant zu klingen.
>>Jaah, schon ein wenig… << sagte sie unbehaglich.
Ich legte einen Arm um ihre Schultern. >>Vielleicht wärmt dich das hier ja ein bisschen <<
Sie zuckte zuerst ein wenig zusammen, ließ es aber dann zu und sah mir tief in die Augen. Ich erwiderte ihren Blick, bewunderte einmal mehr ihre eindrucksvollen Augen, die tiefroten, glatten Haare, das weiche Gesicht.
>>Deine Haare… Sie leuchten fast. Das ist das schönste rot, das ich je gesehen habe << murmelte ich wie gebannt.
Doch an ihrem Blick sah ich, dass ich damit einen fatalen Fehler gemacht hatte, und sofort war die romantische Stimmung wie weggeblasen.
>>Sag mal, hast du das aus irgendeinem Buch oder so? << fragte sie misstrauisch.
Ich zuckte leicht zusammen, antwortete dann aber spöttisch: >>Ich? Ein Buch? Was denkst du von mir?! <<
Sie sah mich prüfend an. >>Ich denke, dass ich gleich auf deiner Schleimspur ausrutsche, Fred Weasley. Was soll das alles? <<
>>Was meinst du damit? << fragte ich verwirrt.
>>Ach komm schon, ein Spaziergang? Die ganzen Komplimente? Dein Arm?! <<
>>Gefällt es dir denn nicht? << sagte ich enttäuscht und sah zu Boden. Hatte ich mich so sehr getäuscht? Hatte ich es falsch gemacht, übertrieben, zu dick aufgetragen? Am Anfang schien sie ja wirklich bezaubert gewesen zu sein…
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