von LunaYazz
Sooo, hier kommt nun Kapitel 2 smile
Allerdings habe ich das ursprüngliche Kapitel "Rückkehr nach Hogwarts" spontan in 2 Kapitel aufgeteilt: Durch die Überarbeitung (bzw. Neuschreibung, das trifft es eher) wurde es nämlich um einiges länger.
Einfach deshalb, weil ich das Gefühl hatte, dieser Abschnitt in Severus' letztem Lebensjahr verdiene mehr Inhalt ... längere Dialoge und - ach, seht einfach selbst Augenzwinkern
Die ersten Kapitel meiner FanFiction, die ich ja (fast) komplett neu schreibe, werden wohl alle was länger werden, während ich das Ende dagegen etwas kürzen werde. smile Als ich damals Kapitel 1-5 geschrieben habe, hab ich ja noch eine insgesamt viel kürzere Story geplant und deshalb einige wichtige Dinge zu knapp gehalten - gegen Ende war dann eher das Gegenteil der Fall großes Grinsen
Ach, was rede ich so viel - Viel Spaß beim Lesen! smile
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Eine zweifelhafte Ehre
Leise strichen die Wochen an Malfoy Manor vorüber. Tag wie Nacht verbrachte Severus in einer Villa, in der sein ärmliches Haus in Spinner's End hundertfach Platz gefunden hätte.
Einen jeden Frühabend bekam er das Teuerste vom Teuren aufgetischt, in drei kunstvoll drapierten Gängen.
Eine unterwürfige Hauselfe versuchte regelmäßig verzweifelt, ihm seine Wünsche von den Lippen abzulesen – Augenscheinlich war Lumina bereits so an Unfreundlichkeiten gewohnt, dass auch die Dumbledores Mörders sie nicht abschrecken konnten.
Und der Dunkle Lord verlangte noch immer nichts, und rein gar nichts von seinem vermeintlichen treusten Diener.
Severus’ gesamte Lage war mehr als bloß grauenvoll für ihn.
Ununterbrochen schwärmten Todesser durch das Rauchtor der Residenz Voldemorts ein und aus. Jene Diener des Dunklen Lords, deren Blicke ihn nicht neiderfüllt durchbohrten, sahen den Sieger über ihren größten Feind offenbar als eine Art Held. Severus musste die grausame Geschichte von Dumbledores Tod bereits so etliche Male wiederholen, dass er längst aufgehört hatte zu zählen. Es wäre freilich etwas verdächtig erschienen, hätte er jeden, der von seiner Ruhmestat hören wollte, bloß mit einem scharfzüngigen Kommentar fortgeschickt, hätte er Zuflucht in seiner wohltuenden Einsamkeit gesucht.
Und so verbarg er seine Seele wie stets hinter der lange bewährten Maske der höhnischen Gleichgültigkeit.
Noch schwieriger jedoch als die Bewunderung der Todesser konnte Severus den befremdlichen Respekt ertragen, mit dem er auf einmal von Lord Voldemort behandelt wurde. Allmählich glaubte er, er würde irgendwann daran zerbrechen.
Auch Okklumentik konnte ihn nicht lehren, die stetige Nähe Lilys Mörders einfach wie Regen an sich abperlen zu lassen. Es war nicht möglich.
Ja, am angenehmsten waren Severus noch die wahren Herren der Villa, denn die eingeschüchterten Malfoys verließen kaum je ihre abgeschiedenen Schlafgefilde und sprachen nie ein Wort. Draco schien vor Angst wie gelähmt ob der Aussicht auf eben die letzte Chance, die sein Herr ihm versprochen hatte.
Doch es brach der Tag an, an dem der junge Slytherin seine Stummheit für Sekunden zerreißen sollte – und damit endgültig Severus’ passive Leblosigkeit.
Gerade saß Severus regungslos auf seinem Seidenbett und blickte hinaus in den silbrigen Morgen, der jenseits des Fensterglases erwachte. Versuchte verzweifelt, nicht an Vergangenes und nicht an seine Zukunft zu denken und scheiterte an dem Versuch auf ganzer Linie.
Da klopfte es plötzlich an der Schlafzimmertür.
Severus wendete sich träge um. "Ja?", sagte er barsch.
Die Tür schwang zögerlich auf und Draco Malfoy trat herein.
"Ich soll Ihnen eine Nachricht vom Dunklen Lord überbringen", sagte der blasse Teenager tonlos. Er mied den Blick seines einstigen Zaubertranklehrers geflissentlich.
"Worum geht es denn?", entgegnete Severus leicht genervt.
Draco trat bereits einen Schritt zurück. "Der Dunkle Lord befiehlt, dass Sie zu ihm in den Salon kommen", murmelte er vage. "Er sagt, dass er mit Ihnen über einen – speziellen Auftrag reden will."
Und von einem Herzschlag auf den nächsten war alle Müdigkeit aus Severus geschwunden. Abrupt erhob er sich, als er sein Inneres plötzlich verkrampfen spürte.
Er huschte wortlos an Draco vorbei aus der Tür, stieß gegen ihn, ohne es wahrhaft zu bemerken; eine klirrende Eiseskälte durchschoss sein Gehirn.
In Todeseile durchquerte er den morgenlichterfüllten Korridor, einen mit kunstvoll bestickten Teppichen verhangenen Orientpalast. Seidene Flugteppiche wellten sich verbissen gegen ihr Gefängnis aus Nägeln.
In Severus’ Geist tobte ein jäher Gewittersturm.
Was wird er von dir verlangen?, zischelte es tausendfach in ihm. Was wird nun, da du ihm nicht mehr als Spion dienen kannst, deine Rolle in den Plänen des Dunklen Lords sein?
Am Rande seines Bewusstseins erklang eine äußerst bösartige Stimme. Die Zeiten, in denen du dich nur verstellen brauchtest, sind wohl endgültig vorüber, wisperte sie leise und hinterhältig, Von jetzt an musst du tatsächlich als ein Todesser handeln, wenn du überleben willst.
Und all die Ängste der vergangenen Wochen, so mühevoll verdrängt, brachen luftnehmend über Severus herein und rissen ihn mit sich.
Er konnte sich schlichtweg nicht mehr vorstellen, dass er Lord Voldemorts Gefolgen einst freiwillig beigetreten sein sollte. Nichts erschien ihm fremder als dies.
Das Treppenhaus nahm ihn düster und kühl in Empfang. Ohne einen Moment des Innehaltens eilte er die teakhölzernen Stufen herab, unausweichlich in Richtung Salon. Und mit jedem seiner hastigen Schritte wich die Taubheit in Severus mehr und mehr einer grimmigen Entschlossenheit, die in seinem Herzen erglühte.
Nein, er würde Voldemort nie wieder als treuer Diener zur Seite stehen, nie wieder ...
Er war nicht sicher, wie er dem letztlich entgehen sollte, doch jede Faser seines Herzen wusste, er würde es auf keinen Fall tun.
Er würde niemals mehr gegen den Orden des Phönix agieren. Er würde nicht helfen, das Ministerium zu infiltrieren, nicht bei dem grausamen Vorgehen der Todesser gegen all jene, die kein reines magisches Blut besaßen.
Er würde niemanden ermorden, bloß weil dieser Mensch dem Dunklen Lord im Wege stand.
Nicht, dass er je der Mann für solch praktische Dienste gewesen wäre. Doch seit Dumbledores Tod hatte sich schließlich einiges verändert.
Severus ließ die Treppe hinter sich und schon schwang die Milchglastür zum Salon der Residenz gehorsam auf, gab den Blick in den gewaltigen Saal frei.
Voldemort erwartete ihn wie eine fahle Illusion gleich am Beginn des Marmormeers.
Das vertraut fremdartige Lächeln erblühte auf seinem Schädelgesicht, als Severus den Salon betrat.
"Severus", zischelte der Dunkle Lord und er trat großen Schrittes auf ihn zu, "Gut, dass du hier bist. Sehr gut. Ich habe heute etwas äußerst Wichtiges mit dir zu bereden."
"Draco hat es mir mitgeteilt, mein Herr", erwiderte Severus lediglich knapp, eine Verbeugung flüchtig andeutend. Sein Meister sollte ohne große Umschweife zur Sache kommen, sonst würden seine Nerven bald zerreißen.
"Vortrefflich", hauchte Voldemort bloß ungekannt gleichmütig, lächelte unablässig, "Dann setz dich doch, Severus, setz dich."
Und er wies mit einer skelettgleichen Hand auf die Stirnseite des Versammlungstisches.
Zügig schritt Severus dorthin und ließ sich auf dem Stuhl gleich rechts vom Thronsessel des Dunklen Lord nieder, den Blick unverwandt nervös auf seinen Herrn gerichtet.
Voldemort jedoch blieb stehen. Um seinen Hals ringelte sich wie ein giftig gemusterter Schal Nagini, die regungslosen Augen der Riesenschlange fixierten Severus abschätzend.
Ihr Herr streichelte sie an ihrer Schuppenschnauze.
"Wie du weißt, Severus, nimmt unsere Macht im Ministerium von Tag zu Tag zu", setzte er leise an. Sein Blick gedankenüberschattet, begann er langsam im Saal auf und ab zu schreiten. "Es wird nicht mehr allzu lange dauern, dann ist der Imperius-Fluch bis zum Büro des Ministers durchgedrungen. Aber bereits jetzt ist unser politischer Einfluss größer denn je."
Severus schwieg zur Antwort und fragte sich beklommen, worauf der Dunkle Lord bloß hinauswollte.
"Inzwischen können wir uns ebenfalls in der Lage sehen, in die Erziehung der jungen Zauberer und Hexen dieses Landes einzugreifen", fuhr Voldemort nach einem Augenblick der Stille pathetisch fort. "Und wir sollten die Möglichkeit wahrnehmen, findest du nicht? Dieses alte muggelverliebte Schulsystem will doch so gar nicht in meine Vorstellung von einer neuen Zaubererschaft passen. Da sind schon längst einige grundlegende Veränderungen fällig." Und ein grausam diebisches Lächeln umspielte seinen lippenlosen Mund.
Severus’ Eingeweide schienen innerhalb jenes Wimpernschlags, in dem die Bedeutung Voldemorts Worte seinen Geist flutete, zu gefrieren. Eine Mixtur aus Unbehagen und einer neu erkeimten, irrsinnigen Erwartung schoss jäh durch seine Venen.
"Was für Veränderungen, mein Herr, sollen dies sein?", sagte er, fiebrig bemüht seiner Stimme einen gleichgültig beiläufigen Klang zu geben. "Was plant Ihr mit Hogwarts?"
Abrupt hielt Voldemort inne und nun sah er wieder blutrot Severus an. Das Lächeln wollte nicht aus seinem Gesicht schwinden.
"Nun, erst einmal wird es Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Muggelkunde natürlich so nicht mehr geben, Severus", zischte er süffisant. "Die erbärmlichen Werte, die dort gelehrt werden, vermitteln den Kindern wahrhaft keine treffende Vorstellung von der Wirklichkeit. Ich habe entschieden, diese Posten mit vollständig neuen Lehrern zu besetzen. Amycus und Alecto Carrow erscheinen mir wie für diese Aufgabe geschaffen, dir nicht? Sie würden dann ebenfalls die Bestrafung und Disziplin auf Hogwarts in die Hand nehmen."
Severus’ wild pochendes Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es schien ihm, als würde ein eisernes Korsett jäh seine Brust zuschnüren. "Die einzig richtige Entscheidung, mein Herr, und längst überfällig", sagte er.
Und doch wollte diese verrückte Erwartung in ihm nicht schwinden.
"Aber werden denn die Carrows dazu in der Lage sein, im Alleingang eine schwarzmagische Schule zu führen?", fügte er krampfhaft ausdruckslos hinzu und er fixierte den Dunklen Lord scharf. "Verzeiht mir, Herr, aber ich persönlich bin mir nicht allzu sicher, ob man den zweien einen solchen Dienst ohne jegliche Unterstützung anvertrauen kann."
Voldemort grinste wie ein kleines Kind, das beim Versteckspiel ertappt wurde.
"Du ahnst es längst, Severus, oder?", seufzte er zischelnd. "Nein. Ich denke genauso wenig wie du, dass die Carrows diese Aufgabe völlig allein bewältigen würden. Niemand der beiden wirkt auf mich wie die Art einer kühlen Denkernatur, die all das regeln und regulieren könnte. Du allerdings, du erscheinst mir als genau solch ein abschätzender Denker." Für einen Herzschlag hielt der Dunkle Lord inne und das Echo seiner Worte verklang im Salon; die kühle Marmorluft schien förmlich zu knistern. Severus sog sie tief ein, seine Erwartung abwartend. Als dann sein Meister endlich weiter sprach, war seine Stimme in Genugtuung getränkt: "Deshalb ernenne ich dich hiermit, Severus, zum Schulleiter von Hogwarts."
Eintausend Blitzgedanken durchzuckten Severus’ Gehirn in Lichtesschnelle.
Noch enger schlang sich das Korsett des Entsetzens um seine Brust; plötzlich fiel ihm das Atmen schwer.
Dies also war der Dienst, den er Lord Voldemort erweisen sollte. Er sollte ihm nicht bei der Eroberung des Ministeriums, nicht bei der Vernichtung des Phönixordens dienen. Niemanden sollte er ermorden.
Er sollte in seine erste und einzige Heimat zurückkehren, um sie in einen weiteren Stützpunkt der Todesser zu verwandeln.
Severus sank vor seinem Meister auf die Knie, bekundete atemlos seinen unterwürfigsten Dank, und die heuchlerischen Worte schmeckten in seinem Mund wie Galle.
Auf seinem Herzen schien auf einmal ein zentnerschwerer Granitstein zu lasten, der ihn zu ersticken drohte. Denn vor jenem Auftrag seines Herrn gab es kein Entrinnen. Nicht lediglich, weil der Zorn Voldemorts tödlich sein konnte, nein. Das war es nicht. Es war, dass Severus Hogwarts um jeden Preis vor den Klauen des Dunklen Lords schützen musste. So gut es ihm bloß möglich war. Diese verzweifelte Entschlossenheit erloderte jäh in seiner Seele.
Doch würde es ihm als gerade dem Todesser, der die Jahrtausende alte Magieschule erst Voldemort unterwerfen sollte, denn überhaupt möglich sein?
Bittere Ängste malträtierten erbarmungslos Severus’ Geist, Fragen, auf die ihm niemand eine Antwort geben würde. Doch auch die eine Frage, deren Antwort er bereits zu wissen glaubte, sie schnürte ihm abrupt die Kehle zu.
"Aber verzeiht, mein Herr", sagte er ruhig, sich wieder aus seiner Verbeugung erhebend, "Mir ist sie die höchstvorstellbare Ehre, doch ich wage mal zu vermuten, dass Hogwarts’ Lehrer von Eurer Wahl nicht übermäßig begeistert sein werden. Wie beabsichtigt Ihr, sie – nun – zu überzeugen?"
Der Dunkle Lord grinste nur höhnisch.
"Du wirst sie überzeugen, Severus", zischelte er. "Begleitet von einer kampfbereiten Eskorte meiner fähigsten Diener wirst du ihnen näher bringen, was ihre Möglichkeiten sind. Ich bezweifle trotz allem, dass auch nur einer der Lehrer den Kuss des Dementors deinem Regiment vorziehen würde. Falls ich mich täusche – ich werde niemandem Askaban verwehren, der danach verlangt."
Severus erschauderte, seine Eingeweide verkrampften sich flau.
"Wann werden wir Hogwarts erobern, Herr?", fragte er schlicht.
Unruhig züngelnd wand sich Nagini um seine Schultern, als ihr Meister pathetisch hauchte: "Heute."
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So, die 'Action' folgt dann in Kapitel 3 - ich hab es schon fertiggestellt und werde es wohl übernächstes Wochende on stellen smile Ich freue mich wie immer sehr über jeden Kommentar smile
LG
Luna
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