von Hobbit
Katie tat alles weh. Ihr Nacken war steif und ihr Brustkorb brannte höllisch. Ihre Lippen waren aufgesprungen und ihre Augen ausgetrocknet. Sie bewegte sich en kleines bisschen und merkte, dass sie auf unbequemen Holzbalken lag. Die Sonne stand hoch am Himmel und schien warm auf sie herab.
Doch augenblicklich kehrte die Erinnerung zurück und ließ sie frösteln. Sie erblickte Adrian Pucey, der auf einem Sitz saß und aussah wie ein wandelndes Inferi.
Blass, die Augenringe noch tiefer als in der Nacht zu erkennen war und mit einer ersten Falte, die sich über seine Stirn zog.
Katie richtete sich mühsam auf. Und fluchte. Der Schmerz hatte sie wieder im Griff. Sowohl physisch als psychisch.
Sie blickte ihn an. Er brauchte einen Augenblick bis er es realisierte und ihr aufhalf.
„Du musst in den Krankenflügel“, sagte er nüchtern.
Katie schüttelte den Kopf. „Es gibt Leute, die schlimmeres abbekommen haben als ich. Das wird schon wieder“, sagte sie nicht ganz überzeugt.
Er runzelte erschöpft die Stirn.
„Katie, dein falscher Stolz hilft dir nichts. Alle brauchen dich gesund. Und du brauchst Kraft.“
„Dann mach du es! Ich kann nicht nach Oben gehen und über meine Rippe klagen, wo Lavander mit ihrem Werwolfsbiss liegt.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Kraft mehr über irgendetwas zu diskutieren.“, gestand er ihr.
Er blickte wieder in die Ferne.
„Ich glaube, du hast dein möglichstes getan, Adrian.“, flüsterte Katie leise. „Wir konnten alle nicht das tun, was wir erreichen wollten, aber wir haben so lange gekämpft wie wir konnten. Jeder auf seine Art.
Wir sind alle genauso Gewinner wie Verlierer.“
Sie schluckte die aufkommenden Tränen hinunter, doch ihre Stimme zitterte:
„Du hast selbst gesagt, dass er gelächelt hat, als er starb. Vielleicht tat er es, weil er begriffen hatte, für was er gestorben war. Weil er erkannt hatte, dass uns eine bessere Zukunft bevorsteht. Und vielleicht war er stolz, weil er dazu beigetragen hatte. Vielleicht galt das Lächeln auch dir“, fügte sie ganz leise hinzu.
Er blickte sie lange an, doch als er sprach sah er ihr nicht mehr in die Augen.
„Denkst du dasselbe über Fred Weasley? Hoffst du nicht insgeheim, dass er oben steht, dich umarmen wird und dir erzählt, dass alles gut ist? Hoffst du nicht in deinem tiefsten Innern, dass nicht er sondern jemand anderes gestorben ist?“
Katie starrte ihn entsetzt an. Dann konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Pucey! Verschwinde einfach. Geh mir einfach aus den Augen und komm nie wieder in mein Blickfeld.“, sagte sie leise, aber mit fester Stimme.
Er erhob sich. Dann ging er. Wortlos.
Und wieder sank Katie auf der Tribüne zusammen. Ihr Bauch tat weh vor Hunger. Doch sie würde keinen Bissen hinunter bekommen.
Zu tief hatten sie seine Worte getroffen. Wie konnte er es wagen, überhaupt daran zu denken, dass sie einem anderen Menschen den Tod wün– „Es tut mir Leid, Katie.“
Er war wieder gekommen. Sein Brustkorb hob und senkte sich und sein rasselnder Atem verriet ihr, welche Anstrengung es für ihn war, nur die Treppen hier im Stadion hinunter und hinauf zu laufen.
Sie wandte sich ab. „Ich habe es mir gewünscht. Und ich wünsche es mir immer noch.“
Er fasste sie an den Schultern und drehte sie um.
„Da kannst du meinen persönlichen Abgrund sehen, Pucey.“
„Es wäre wohl nicht normal, sich es sich nicht zu wünschen. Nicht zu hoffen, dass die eigenen Freunde dort oben sitzen und lachen, weil sie soeben geholfen haben, die Zaubererwelt zu befreien. Nicht zu wollen, dass es einem geliebten Menschen gut geht.“
Wieder schwiegen sie beide.
„Adrian, kannst du kurz einen Blick drauf werfen?“
„Ah, jetzt sind wir wieder beim Vornamen, ja?“, fragte er sie mit einem schrägen Grinsen, das jedoch ziemlich misslang.
„Komm her, ich tue mein bestes. Ich bin aber nicht auf innere Quetschungen spezialisiert.“
„Ich weiß, dass du dein Bestes geben wirst. Das hast du schon immer.“ Er öffnete den Mund.
„Du hast es auch gestern getan.“
Sie humpelte zu einem Sitz und ließ sich stöhnend darauf nieder.
Dann versuchte sie sich ihr T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Adrian verdrehte die Augen und half ihr aus dem Kleidungstück. Sie schaute ihn nicht an, als sie nur in ihrem BH vor ihm saß. Doch seine ganze Aufmerksamkeit lag sowieso auf dem stattlichen Bluterguss, der sich vom linken Brustkorb bis zu ihrer Hüfte zog. Er pfiff leise durch die Zähne und holte seinen Zauberstab hervor.
„Das könnte ein wenig wehtun.“ Sie blickte ihn nun doch finster an.
Leise murmelte er diverse Zaubersprüche. Die blau, grüne Verfärbung legte sich zwar nicht, doch Katies Schmerzen ließen nach.
Nach einiger Zeit ließ er seinen Zauberstab sinken. „Darf ich kurz?“
Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern die ehemals gebrochene Rippe entlang. Katie bekam eine Gänsehaut.
„Das dürfte genügen. Die Prellung ist zwar noch vorhanden, daran traue ich mich nicht, denn da muss ich meine Zauber ins Fleisch einweben. Aber die angeknackste Rippe ist wohl wieder in Ordnung, Miss Bell.“
„Haben Sie meinen Dank, Heiler Pucey. Und ich wollte eigentlich nie wieder Ihre Patientin sein.“
„Damit habe ich kein Problem. Falls du das nächste Mal mit einer gebrochenen Rippe kommst, bin ich zur Stelle und helfe dir“, meinte er und für einen Augenblick kehrte der Schalk in seine Augen zurück.
„Vergiss es Pucey, du wirst mir mein T-Shirt nie mehr ausziehen,“ erwiderte Katie und machte sich schweren Herzens auf den Weg zum Schloss.
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