von hawthornandvine
Hach... Diese Seite ist einfach noch so ungewohnt für mich.
Wie früher?
Nervös klopfte Hermine mit ihren Fingerspitzen auf ihren Arbeitstisch.
Sie musste eine Entscheidung treffen. Entweder schnappte sie jetzt einfach ihre Sachen, war auf und davon, oder sie blieb hier brav bis 5 Uhr sitzen. Mit der Nervosität kam auch ihre schlechte Angewohnheit, sich auf die Lippen zu beißen, wieder hervor und so wurde sie noch nervöser.
Ihr Chef, Maurice Maître war heute nicht im Lande - er hatte angeblich dringende Angelegenheiten in Frankreich zu erledigen - und so hatte sie die Wahl.
Mal etwas zu riskieren und dafür früher Zuhause zu sein, oder vernünftig sein und hier die Zeit totschlagen.
Außer ihrem Fingertrommeln war nichts zu hören. Auch vom Gang kam kein Ton herein, niemand ging vorbei und Lucy, ihre Kollegin, tratschte auch nicht mit Rebecca, eine andere Kollegin.
Um diesen Unsinn zu beenden, stand Hermine von ihrem ungemütlichen Sessel auf, ließ alles stehen und ging zur Tür. Sie öffnete sie nur einen Spalt und lauschte.
Ihren Atem anhaltend schlüpfte sie schließlich aus ihrem Raum heraus und ging ein paar Schritte zum Nachbar-Büro.
Was andere können, kann ich auch, dachte sie sich und legte ein Ohr auf die glänzende Tür.
Für gewöhnlich war es hier unten nicht recht schalldicht, was die Büros anging.
Das durfte sie vor 3 Jahren selbst herausfinden, anhand eines sehr, sehr peinlichen Zwischenfalls.
Eigentlich versuchte sie diese kleine Erinnerung zu verdrängen, aber sie hatte sie sehr genossen. Am Anfang jedenfalls.
Beim Gedanken daran, wie sie damals Draco unabsichtlich (?) zur Arbeit mitgenommen hatte (sie hielt seine Hand als sie apparierte und hatte es nicht bemerkt), musste Hermine lächeln.
Sie würde es nie vergessen, was auf ihrem Schreibtisch - der plötzlich nicht mehr so ungemütlich gewesen war - passiert war.
Nur wurden sie vom geliebtesten Franzosen in dieser Etage unterbrochen, da er "obszöne" Laute aus dem Büro von Miss Granger gehört hatte. Zwar traute sich dieser Feigling nicht bei der Tür herein - obwohl er das Passwort wusste - aber er klopfte wie wild und sagte, dass sie das, was immer sie auch da drinnen trieb, sofort beenden sollte.
Hermine und Draco hatten nicht damit gerechnet, dass um die Zeit jemand da sein würde, aber selbst sie hatten vergessen, dass es Zeit war, die Uhr umzustellen.
Nach diesem peinlichen Zwischenfall hatte Maurice mit Hermine für eine Woche kein Wort gewechselt, wagte es nicht, ihr in die Augen zu blicken und schickte ihr das, was er ihr zu sagen hatte, nur per Memo zu.
Auch von den anderen Büros hörte man nichts, darum ging sie wieder zurück in ihres, wobei sie kurz mit ihrer Hand über die Tischkante fuhr, bevor sie sich setzte und tief durchatmete.
So lächerlich es auch klingen mochte, sie überlegte immer noch, ob sie nicht doch noch dableiben sollte, auch wenn sie nichts zu tun hatte.
Der Liebestrank im hinteren Raum blubberte munter vor sich hin und dieses Mal hatte sie sich vergewissert, dass sie alles richtig gemacht hatte.
Sie sah kurz auf die Uhr und bemerkte, dass es noch 3 1/2 Stunden waren, bis die Uhr 5 schlagen würde.
Vielleicht konnte sie ja noch etwas in ihren Notizen finden, das sie erledigen könnte...
Das braune Papier raschelte unter ihren Fingern und auf einem kleinen Zettel stand in ordentlicher Schrift »Vorrat fast zu Ende«
Warum hatte sie ausgerechnet das vergessen?
Als ihr am Dienstag so einiges vom Regal gefallen war, gingen mehrere Zutaten zu Grunde.
Sofort schnappte sie sich einen Zettel und einen Stift, wenn sie es nicht gleich tat, würde sie es wieder vergessen.
Sobald sie in den Raum mit dem Liebestrank eintrat, fühlte sie sich unglaublich wohl. Hier drinnen roch es nach Büchern, Zimt, Zahnpasta und nach noch etwas, das sie mittlerweile aber nicht mehr definieren konnte. Schon lange nicht mehr.
Hermine ging rüber nach links und streckte sich, um an den Korb mit Salbei, Klee und Lotus ran zu kommen. Er war fast leer und sie notierte es sich sofort.
Sobald sie ihren Blick senkte, sah sie, dass das Drachenblut ebenso leer war. Ausgerechnet das war relativ schwer zu bekommen und sündhaft teuer.
Aber, was soll's. Mit einem Seufzer setzte sie es auch auf die Liste und schritt voran. Die verschiedenen Proben vom Liebestrank waren zum Glück alle noch hier, sie leuchteten so hell wie eh und je.
Hermine überprüfte alles.
In den Regalen, in den Schränken und auch die losen Bündel Kräuter, die von der Decke herunter hingen.
Das meiste von hier brauchte sie kaum, aber wenn es drauf ankommen sollte, war es gut, alles hier zu haben.
Manchmal fühlte sie sich in diesem Raum wie eine der Hexen, die sie aus den Muggel Märchen kannte.
So eine, die Zaubertränke in allen möglichen Farben mischte, Gift braute und kleine Kinder in Käfigen einsperrte. Aber das war eine andere Geschichte.
Als sie schließlich fertig war, betrachtete sie nochmals die Liste und war erschreckt darüber, wie viel ihr abging. Unheimlich viel.
Sie musste sich nur noch überlegen, wie sie das ihrem Chef beibringen sollte.
Zurück in ihrem Büro, legte sie die Liste auf ihren Schreibtisch und fing an, ihre Sachen zusammen zu sammeln. Sie hielt es hier unten nicht mehr aus, sie wollte nach Hause. Und zu Ginny musste sie auch noch, was den Tag höchstwahrscheinlich noch sehr lange werden lassen würde.
Der angebissene Granny Smith landete im Mistkübel und schon war sie dahin.
Apparieren konnte so praktisch sein, und da es ihr Büro, pardon, Lüro war, konnte sie man auch daran nicht hindern.
Sie landete direkt in ihrem Schlafzimmer und entdeckte dabei Krummbein, der es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht hatte.
"Krummbein! Was machst du denn? Geh sofort runter, husch!", rief sie.
Hermine mochte es ganz und gar nicht, wenn er in ihrem Bett lag, denn ihr Kater besaß ziemlich viele Haare, die er auch gerne mal in ihrem Bett ließ.
Ihr Haustier miaute als sie es herunter scheuchte, nur um sich dann selbst reinfallen zu lassen.
Abermals überprüfte sie die Uhrzeit und die Zeiger auf ihrer kleinen Armbanduhr wahren auf dem dreier und dem neuner. 14:45 also, nicht schlecht, dachte sie sich und dehnte kurz ihre verspannten Gliedmaßen.
Ginny kann sicher noch etwas warten.
Nach einer kurzen Mahlzeit machte sich Hermine reisefertig.
Sie wechselte rasch ihre Kleidung, kämmte sich die Haare und versuchte, ein Lächeln aufzusetzen.
Denk an das, woran du heute schon gedacht hast.
Sie atmete kurz auf und apparierte dann zu Ginny's und Harry's Haus, welches ganz in der Nähe vom Fuchsbau war, aber trotzdem noch weit genug entfernt war.
Sie suchte kurz ihr Gleichgewicht,
als sie schließlich vor dem kleinen Haus stand. Es war wunderschön hier. Die Landschaft so weit und klar, genau wie der Himmel über ihr und der Schnee fing langsam zu schmelzen an.
Hermine ging ein paar Schritte zur Haustüre, klopfte kurz und keine 10 Sekunden machte ihr Ginny auf.
"Hey Ginny", begrüßte sie die Rothaarige, als diese sie schon fest umarmte.
"Da bist du endlich. Komm rein, heute sind wir alleine, denn Harry ist nicht da. Komm schon!", rief sie und schloss die Tür hinter ihr.
"Möchtest du etwas zu trinken?"
"Wasser, bitte."
Sie ging gemeinsam mit Ginny bis zum Wohnzimmer, wo sich auch die Küche befand.
"Bist du schon aufgeregt? Wegen morgen?", fragte Ginny, während sich Hermine aufs Sofa setzte.
Ginny neigte in letzter Zeit dazu, irgendwie an Hermine zu kleben - sie konnte es sich nicht erklären, warum es so war. So war sie früher nie. Und sie redete auch zu viel.
"Nun ja, ich--"
Ginny seufzte und kam mit zwei Gläsern Wasser.
"Mach dir keinen Kopf, Hermine. Ich weiß, du stehst nicht so auf öffentliche Veranstaltungen. Das habe ich selbst schon herausgefunden. Aber ich möchte mit dir heute einfach noch ein paar Dinge durchgehen. Morgen wird ein schöner Abend sein, das weiß ich. Wir werden uns prächtig amüsieren, zu viel Feuerwhiskey trinken und sehen, wie sich alles so entwickelt. Vielleicht triffst du ja jemanden. Jemanden, den du mögen könntest."
"Das bezweifle ich."
Hermine stellte ihr Glas auf den Tisch und wandte sich Ginny zu.
"Also?"
"Also was?", fragte sie leicht verwirrt.
"Was willst du besprechen? Hör mal, ich hab-"
"Du hast nicht den ganzen Tag Zeit, Hermine, das ist es, was du sagen willst, stimmts?"
Sie wollte etwas sagen, ließ es aber sein, sondern starrte sie nur mit leicht offenem Mund an.
"Du schottest dich manchmal von uns ab, ist dir das bewusst?"
"Ginny, ich-", setzte sie an.
"Du leidest. Ich sehe es. Dieser Arsch hat dich damals so verletzt, ich sehr es noch in deinen Augen. Denkst du oft an ihn?"
"Ich weiß nicht, was du meinst..."
Wie immer, versuchte sie sich rauszureden. Sie wollte über diese Sache nicht reden. Nicht wirklich.
"Malfoy hat dir weh getan, Hermine, das wissen wir alle. Du hättest es wissen müssen, er war nie gut genug für dich und wird es auch niemals sein."
Hermine schloss ihre Augen. Das war zu viel.
Sie hatte ja recht. Er hatte sie verletzt. Und sie wollte ihn dafür manchmal einfach nur umbringen. Aber auf der anderen Seite empfand sie noch etwas für ihn, und sie konnte nur inständig hoffen, dass das niemals wieder passieren würde.
"Antworte mir. Sag doch was, Hermine. Ich habe dich nicht für belanglosen Tratsch eingeladen."
"Na gut. Du hast recht, Ginny. In allen Punkten, außer im letzten. Er war gut genug für mich, ansonsten hätte ich nicht mit ihm zusammengelebt. Ich dachte es jedenfalls..."
"Es ist alles anders, als ich es mir früher vorgestellt habe...", sagte Ginny und spielte mit ihren Haaren.
"Wie hast du es dir denn vorgestellt?", fragte Hermine neugierig und lehnte sich zurück.
"Ich dachte immer, alles würde gut werden. Du solltest eigentlich mit meinem Bruder zusammen sein, Fred sollte noch am Leben sein, Neville sollte mit Luna sein und Tonks und Lupin sollten auch noch nicht tot sein."
"Hatten wir dieses Gespräch nicht schon mal?"
Ginny lachte.
"Jaah, könnte gut sein. Aber ich mag es, über die alten Zeiten zu philosophieren. Erinnerst du dich noch an den Valentinstag in der 1. bzw. 2. Klasse?"
"Oh Gott, nein!", rief Hermine und fing an zu kichern. "Lockhart… und diese Liebesbriefe... Ich habe sogar eine Valentinstagskarte von ihm bekommen. Da war ich versteinert und er hatte seiner Schülerin, die praktisch alles über ihn wusste, eine Gute-Besserung-Nachricht geschickt."
"Er hat was?!" Ginny prustete los.
"Das hast du mir nie erzählt!"
"Du musst nicht alles wissen, Ginny."
"Weißt du noch, als Ron-"
Sie wurde durch das Klopfen an der Tür unterbrochen.
"Ich komme schon!", rief sie und stürmte runter.
Kurz darauf konnte Hermine eine Stimme hören, die nur einer Person gehören konnte.
"Ron! Was machst du denn hier?", sagte sie, ganz überrascht, als er mit Ginny ins Wohnzimmer herein kam.
"Ich habe dich gesucht", gab er zu und setzte sich neben sie.
"Mich? Aber wie wusstest du, dass ich hier bin?"
"Ich war zuerst bei dir Zuhause, dann wieder bei uns und dann hier. Ehrlich gesagt, hier hatte ich dich vermutet. Können wir kurz reden?"
"Gut, schieß los."
Bei dem Wort "reden" zog sich ihr Magen zusammen und auch Ginny überhörte es nicht.
Mit einem "Ich geh mal kurz wohin" haute sie ab. Typisch.
Hermine fühlte sich jetzt schon sehr unwohl. Was wohl kommen würde?
"Ich mach's kurz: Möchtest du morgen gerne mit mir zum Ball gehen? Ich weiß, es ist kurzfristig, und vielleicht hast du schon jemanden..."
Wie süß, dachte sie sich, er traut sich endlich, mich zu fragen. Was er in der Schule ja nicht zu Stande gebracht hatte.
"Ähm, klar. Ich freu mich, Ron. Dann sehen wir uns also morgen?"
"Perfekt, danke Hermine", sagte er und umarmte sie.
Und es fühlte sich gut an.
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