Scorpius Malfoy- Die Bürde der Vergangenheit - Merry Christmas
von Schwesterherz
Soo, weil ihr so klasse wart, gibt es schon wieder ein neues Kapitel! Viel Spaß!
RE-Kommis:
@Readingrat: Hallo, schön, dass dir das letzte Kapitel auch so gut gefiel ;). Dracos Reaktion wird gar nicht so genau beschrieben und auf die weitere Unterhaltung wird auch erst noch einmal in Kapitel 22 eingegangen aber auch, wenn ihn die Sache mit Ryan vielleicht überrascht hat, so wusste er ja schon vorher, dass mit dem nicht so gut Kirschen essen ist und dass da wahrscheinlich irgendetwas faul ist. Aber Scorpius wird Draco im späteren Verlauf noch einmal auf Ryan ansprechen, so viel steht fest- in welchem Zusammenhang verrate ich aber nicht! :P
@Lisi1: Herzlich Willkommen! :) Ja, Ryan ist so ein Fall für sich, nicht wahr? Also, es hat natürlich etwas mit seiner Familie zu tun aber ich glaube, die Geschichte mit Ariana kann man da nicht so mit vergleichen. Noch ist es auch noch nicht Zeit für die Auflösung ;). Ja, ich mag Maikel auch, er ist ein netter Kerl. Und noch schluckt er die Sache mit dem Internat, was ja auch nur eine halbe Lüge ist :). Vielen Dank für dein Kommentar, ich hoffe, es gefällt dir auch weiterhin! <3
@mia.winchester: Hallo!<3 Schön, mal wieder etwas von dir zu hören :). Es freut mich, dass meine FF noch immer Begeisterung bei dir auslöst, was kann es für ein größeres Lob geben? :D Und ja, ein wenig weihnachtlich musste es ja mal sein, immerhin sind es auch Weihnachtsferien, nich?! xP Viele Grüße zurück & mal sehen, was du zu diesem Chapter hier sagst!
@Kati89: Vielen Dank! :)) Ja, ich finde auch, dass Scorp richtig gehandelt hat und es wurde mal Zeit, dass er ein "richtiges" Gespräch mit seinem Dad führt. Wie bei Readingrat schon gesagt, wird auf die weitere Unterhaltung erst noch einmal in Kapitel 22 eingegangen und dort geht es auch noch nicht um Ryans Familie! Aber natürlich wird das im Laufe der Geschichte noch aufgelöst! ;)
Danke für euer Feedback, Leute, ihr seid spitze!! :) Und jetzt bin ich mal gespannt, wer mir das 70ste Kommi schreibt! <33 :P
Kapitel 20
Merry Christmas
-Scorpius-
Tock, tock. Tock, tock, tock. Tock, tock, TOCK.
„Hmpf!“ Äußerst widerwillig öffnete Scorpius ein Auge. Nachdem er sich am gestrigen ersten Weihnachtstag den Bauch mit dem üblichen Festmahl- ein Riesenstück Truthahn gefüllt mit Backpflaumen und Äpfeln sowie mehrere Portionen des flambierten Plumpuddings- voll geschlagen hatte, hatte er geschlummert wie ein Siebenschläfer und eigentlich auch nicht vorgehabt, heute vor zwölf aus dem Bett zu steigen. Jetzt klackerte Nicolas auch noch gereizt mit dem Schnabel, da das nervige Klopfen anhielt.
„Schon gut, schon gut...“, nuschelte Scorpius und schälte sich aus seiner warmen Decke hervor. Dabei fielen einige hübsch verzierte Geschenke vom Bett. Viel zu müde, um darauf zu achten, taperte Scorp zu seinem Fenster hinüber und öffnete es. Eisige Luft strömte ihm entgegen und zeitgleich flog etwas Weiches, Fedriges an Scorps Kopf vorbei. Schnell schloss er das Fenster und folgte der Eule mit den Augen; es war Violettas Familieneule, eine Waldohreule namens Edith.
Sie landete auf Nicolas Käfig, der das Weibchen skeptisch beobachtete. Verwundert nahm Scorpius Edith die Post ab. Normalerweise sahen Violetta und er sich am Fünfundzwanzigsten immer, da Astorias Eltern verstorben waren und die Eltern Dracos... nun ja, manchmal kam Narzissa, seine Großmutter. Scorp mochte sie, obwohl sie hin und wieder etwas kühl wirkte. Dass sie ihren Mann nach dem Krieg nicht verlassen hatte, konnte er jedoch nicht verstehen. Jedenfalls war sie die einzige Verwandte, die sich von Zeit zu Zeit noch blicken ließ und deswegen feierten meistens die Stevensons mit ihnen zusammen und besuchten am dritten Tag die eigene Familie. So in Gedanken versunken öffnete Scorpius den Brief und blickte auf die ersten Zeilen hinab.
Hi, Scorp
ich weiß jetzt, weshalb Connors Eltern sich nicht gemeldet haben... er hat mir soeben geschrieben. Seine Mutter wurde von seinem Vater verlassen und... naja, sie ist sehr verletzt... sie hatte zu Connor gemeint, dass sie deinen zweiten Brief nicht hatte lesen können, sie hatte nur die Anschrift gesehen, Liebe Mrs. McGowan, lieber Mr. McGowan, und konnte einfach nicht weiterlesen, geschweige denn, den Brief nochmals anrühren... schließlich hatte sie ihn verbrannt, ohne den Inhalt zu kennen... und weil sie jetzt alleine ist, musste sie zwei Jobs annehmen, um schnellstmöglich an Geld zu kommen, da der Scheidungsverlauf noch in vollem Gange ist und noch kein Unterhalt gezahlt wird und deswegen hatte sie Connor nicht vom Bahnhof abholen können, abgesehen davon hatte sie vor lauter Stress nicht aufs Datum geachtet. Mr. McGowan hatte sich seit seiner Trennung auch nicht mehr gemeldet, weder bei ihr noch bei den Kindern... nur die Einverständniserklärung für die Scheidung hatte er ihr zugeschickt. Ist das nicht furchtbar?! Und jetzt haben sie noch nicht einmal Geld für einen Weihnachtsbaum! Wie kann man seine Familie nur so hängen lassen?! Connor tut mir so Leid... bei ihm herrscht jetzt ein totales Chaos... er schrieb, dass er über Weihnachten daheim bleibt, um zu helfen... und ich würde ihm so gerne helfen... aber wie?
Ich wollte dir schnellstmöglich Bescheid geben. 'Tschuldige, falls ich dich geweckt habe, ich weiß, du schläfst normalerweise gern länger. Fröhliche Weihnachten (das klingt in Anbetracht dieser traurigen Neuigkeiten echt kläglich...).
Vi
Wie betäubt starrte Scorpius auf das Schreiben hinab. Unweigerlich kam in ihm die Frage hoch, wie er sich wohl gefühlt hätte, wenn er nach Hause gekommen wäre und nur seine Mutter vorgefunden hätte, die ihm gesagt hätte, dass Draco sich von ihr getrennt hätte. Sofort bildete sich ein dicker Kloß in Scorps Hals. „Armer Connor...“, murmelte er betreten. „Warum das lange Gesicht?“, so begrüßte ihn sein Vater, als Scorpius etwas später frisch geduscht die Küche betrat. „Haben dir deine Geschenke nicht gefallen?“ „Doch- vielen Dank für das Besenpflegeset, ich kann es gut gebrauchen“, sagte Scorpius tonlos.
Draco runzelte die Stirn. „Was ist dann los?“, fragte er ernst. „Mein Vater hat sich doch nicht bei dir gemeldet, oder?“ Nun war es Scorpius, der die Stirn runzelte. „Nein. Wieso sollte er?“
Doch sein Gegenüber nuschelte nur etwas Unverständliches und meinte: „Also? Was ist geschehen?“ Scorp seufzte und setzte sich an den Küchentisch. Hunger hatte er noch keinen und falls er beim Aufwachen welchen gehabt hatte, so war ihm beim Lesen seiner Post der Appetit vergangen. „Violetta hatte mir eben geschrieben... ich weiß jetzt, weswegen Connor nicht vom Bahnhof abgeholt worden war und auch, weswegen seine Eltern ihm nicht mehr geschrieben hatten...“, begann er und erzählte in Kurzform, was er soeben erfahren hatte.
„Oh... Mensch, die Armen...“, Draco seufzte mitleidig. „Violetta würde Connor so gern helfen... und ich auch. Aber was können wir schon tun?“, Scorpius stützte frustriert seinen Kopf mit seinen Händen ab und starrte ins Nichts. „Das ist jetzt bestimmt eine schwere Zeit für ihn. Sicher könnt ihr da etwas tun. Ihn ablenken, zum Beispiel. Eure Unterstützung anbieten. Vielleicht könnt ihr zu dritt Connors Mutter das Einkaufen abnehmen oder etwas dergleichen, um sie zu entlasten. Oder ihr helft Connor beim Babysitten, gewiss ist es nicht einfach, alleine auf drei Geschwister zu achten, von denen zwei fast noch Kleinkinder sind!“ Scorp nickte langsam. „Das klingt vernünftig... aber auch, wenn Connor und seine Familie unsere Hilfe annimmt... ihr Weihnachtsfest wurde ihnen wohl gründlich verdorben!“ „Ach“, über Dracos Gesicht huschte ein geheimnisvolles Grinsen, „noch ist Weihnachten ja nicht vorbei... ich denke, da kann man noch was retten.“ Scorpius schaute auf. „Was hast du vor?“, fragte er mit einer Mischung aus Skepsis und Neugier. „Helfen. Wie ihr.“ Draco lächelte. Scorpius schüttelte ebenfalls lächelnd den Kopf.
Sein Vater hatte sich seit letztem Sommer auch sehr verändert. Und seit den Gesprächen mit den Opfern des Krieges war auch diese unbestimmte Kühle endgültig gewichen, die ihn sonst immer zu einem Teil ausgemacht hatte. Jeder, der ihn traf, bemerkte, wie frei er sich fühlte. Und Scorp hatte somit einen neuen Vater entdeckt- einen Vater, der sogar über Gefühle sprechen konnte- wenn auch nur begrenzt. Trotzdem traute Scorp sich nicht, mit Draco über Grace zu reden- was sie betraf, so schwieg er lieber und hoffte, dass es sich von selber regeln würde. Reden würde ja doch nichts bringen.
Kurz darauf hatte Scorpius schon Violetta am Telefonapparat und war mit ihr in eine heiße Diskussion verwickelt. „Wir können uns da doch nicht einfach einmischen!“, fuhr Violetta ihn gerade an, „schon gar nicht an Weihnachten! Das wäre ihnen bestimmt total peinlich! So würde es mir zumindest gehen!“ „Du musst ja nicht gleich von dir auf andere schließen!“, entgegnete Scorpius rabiat, „außerdem sollten wir es gerade jetzt an Weihnachten machen! Dann lenken wir sie ab.“ „Sie sollten erst einmal mit der ganzen Situation zurecht kommen, bevor wir da reinplatzen!“
„Das können sie danach immer noch! Ich dachte, du wolltest helfen?“ „Wollte ich auch! Aber-“ „-Schön, dann wäre das doch geklärt!“, stellte Scorpius schlicht fest. Violetta schwieg, doch er wusste, dass sie klein bei gab. „Wir starten die Sache um 20 Uhr, eine Stunde nach eurer Ankunft hier. Okay?“ Er hörte ein Seufzen. „Okay. Aber seid nicht enttäuscht, wenn sie anders reagieren als ihr erwartet habt!“ „Versprochen“, sagte Scorpius und legte mit einem triumphalen Gefühl den Hörer auf.
„Scorp?“, seine Mutter schaute vom Wohnzimmer in den Flur. „Mit wem hast du telefoniert?“ „Mit Violetta.“ „Aha. Obwohl ihr euch später seht?“ „Wir hatten etwas zu besprechen.“ „Na gut...“, Astoria zog die Augenbrauen hoch, „weißt du, wo dein Vater abgeblieben ist?“ „Nö“, Scorp setzte sein unschuldigstes Gesicht auf. Wenn seine Mum wüsste... sicher würde sie Draco und ihn davon abbringen wollen, den McGowans zu helfen, aus denselben Gründen, die Vi schon genannt hatte. Dabei hatten sie wirklich nur Gutes im Sinn! „Okay... schön.“ Leicht gereizt verschwand Astoria wieder im Wohnzimmer. Scorpius beeilte sich und rannte die Treppe hinauf in sein Zimmer- nicht, dass seine Mutter es sich anders überlegen und ihn zur Rede stellen würde.
Nicolas begrüßte seinen Besitzer mit leisem Schuhuen. „Hallo, mein Guter... ich weiß, heute ist Weihnachten aber ich habe trotzdem einen kleinen Auftrag für dich... einen Moment.“ Scorp setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm die wunderschöne Schreibfeder zur Hand, die seine Mutter ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann schrieb er ein paar kurze Sätze, in denen er Oliver in alles einweihte, was an diesem Morgen geschehen war und ob er sich der Sache anschließen wollte. Wenn ja, würde Draco ihn kurz vor 20 Uhr abholen. Zum Schluss bedankte er sich noch für die 'Bassett's Everton Mints'*, seine Lieblingsnascherei der Muggelwelt, was das Weihnachtsgeschenk des Ravenclaws gewesen war (erstaunlich, dass Olli das behalten hatte). Es handelte sich hierbei um leckere Pfefferminzbonbons, die mit Karamell gefüllt waren.
„Zu dumm, dass wir vergessen haben, Telefonnummern zu tauschen, das wär jetzt echt praktischer- und vor allem schneller!“, brummte Scorp als er mit dem versiegelten Pergament zu Nicolas hinüberging. Dieser jedoch schien über seinen Ausflug ganz froh zu sein. Scorp sah ihm nur kurz hinterher, denn immerhin gab es noch viel zu tun!
Einige Zeit später klopfte es an Scorpius Zimmertür. „Herein“, sagte Scorp und versteckte den Antwortbrief Olivers sicherheitshalber unter einer Schulmappe (Verwandlung- er musste noch den Aufsatz schreiben und damit er das nicht vergaß, hatte er vorsorglich die Mappe auf seinen Schreibtisch platziert). Draco öffnete die Tür und als er seinen Sohn erblickte, lächelte er. „Na, wie kommst du voran?“
„Oliver hat gerade geschrieben, dass er dabei ist“, antwortete Scorp, „und Connor schrieb mir, dass das Flohnetzwerk noch angeschlossen ist. Natürlich klang er etwas misstrauisch.“ Draco lachte. „Verständlich... aber ich glaube, dass wir ihnen eine Freude bereiten, wenn wir heute Abend da auftauchen.“ Er schloss die Tür und setzte sich auf Scorpius Bett. „Hast du alles bekommen?“, fragte der jüngste Malfoyspross neugierig. „Oh ja. Glenda hat mir sehr dabei geholfen- woher hätte ich sonst wissen sollen, worüber drei kleine Mädchen sich freuen würden? Mit Connor hatte ich keine Probleme.“ Glenda war Violettas Mutter.
„Und hatte sie Violettas Auffassung, was die ganze Aktion betrifft?“, wollte Scorp leicht schmunzelnd wissen. „Oh nein, ganz im Gegenteil, sie war hellauf begeistert. Du kennst sie doch, sie ist eine weichherzige und sehr gutmütige Frau. Sie findet es klasse, dass wir helfen wollen.“ „Und ich finde es klasse, dass du da mitmachst. Überhaupt ist die ganze Idee stark- deine Idee!“, meinte Scorpius ernsthaft. Draco lächelte. „Es ist ein schönes Gefühl“, erwiderte er leise. Vater und Sohn tauschten einen verständnisvollen Blick. „Dann komm- wird Zeit, dass wir einen Weihnachtsbaum in letzter Sekunde besorgen!“ Entschlossen stand Draco auf. Scorpius grinste. „Ich bin dabei!“
Den Weihnachtsbaum anzuschaffen nahm wirklich eine gehörige Zeit in Anspruch- schließlich wollten Draco und Scorpius keine mickrige Tanne, sondern einen hübschen Christbaum und das hieß am Fünfundzwanzigsten Dezember eine gehörige Sucherei. Nach zweieinhalb Stunden hatten sie aber schließlich ein brauchbares Exemplar gefunden- Draco musste für den Baum tatsächlich einige Scheine rausrücken, gerade, weil es wohl noch die schönste Tanne war, die man an Weihnachten besorgen konnte. Doch seine Miene wirkte hochzufrieden als er die Tanne auf dem Dach seines Autos festband (sie wären ja appariert, aber für die Weihnachtsbaumverkäufer wäre es wohl sehr eigenartig gewesen, wenn ihre Kunden ihr zwei Meter Ungetüm mal soeben nach Hause getragen hätten). Als sie endlich nach einer weiteren Stunde auf die Heimatauffahrt fuhren, öffnete sich sofort die Haustür und Scorpius Mutter erschien.
Ohne viel Federlesen legte sie los: „Es ist 17 Uhr, was bei Merlins Bart habt ihr getrieben?! Es wird höchste Zeit, dass das Festessen für heute Abend zubereitet wird, Draco! Und was wollt ihr mit der Tanne, wir haben doch schon einen Baum! Jetzt sagt mir nicht, dass ihr nur dafür aus dem Haus gegangen seid!“ „Tja, Dad... ich glaube, es wird Zeit, dass wir sie einweihen“, sagte Scorpius trocken. Draco seufzte. „Sieht so aus. Scorp- du kannst doch schon Wingardium Leviosa, oder?“ „Jaah... wieso?“, skeptisch schaute Scorpius seinen Vater an. Dieser öffnete bereits die Autotür und entgegnete hastig: „Dann sei so lieb und park das gute Stück erst einmal unter dem Vordach. Aber pass auf, dass dir niemand dabei zusieht... ich muss deiner Mutter beibringen, dass wir Tinkerbell heute für das Festessen unter die Arme greifen müssen, damit es für alle reicht... zum Glück gibt es Zauberei!“
Scorpius tat wie geheißen und erledigte seine Aufgabe extra langsam, damit er von der Zankerei im Haus verschont blieb.*² Als er dann mit klammen Fingern (noch immer herrschte draußen eine klirrende Kälte) hineinging, waren die Stimmen seiner Eltern bereits verstummt. Scorp schaute in die Küche. Sein Vater bemerkte ihn und zwinkerte ihm zu. „Ich finde es wirklich höchstanständig von euch, dass ihr den McGowans helfen wollt“, sagte Astoria und ihr Blick fiel auf Scorp, „aber es wäre doch ganz lieb gewesen, wenn ihr mich von Anfang an eingeweiht hättet- was hattet ihr befürchtet, dass ich euer Vorhaben stoppen will? Ich bin überrascht genug, dass dein Vater auf so eine Idee kam!“
„Hey!“, Draco klang empört, „was bitte soll das denn heißen?“ „Dass ich so einen Einfall von dir nicht unbedingt erwartet hätte- Harry Potter ist doch sonst der mit dem Helfersyndrom!“, entgegnete seine Frau ungerührt. „Ich bin halt immer für eine Überraschung gut!“, erwiderte Scorpius Vater schlicht. Scorp grinste in sich hinein; ja, das war wirklich die Überraschung des Tages- dass sein Vater anderen dermaßen zur Hilfe eilte. Aber diese 'anderen' waren eben Connors Familie und dieser war Scorp wichtig. Vielleicht tat Draco es ja deswegen. Für Scorpius waren die genauen Hintergründe zweitrangig. Für ihn zählte die Tat. Und dass sein Dad jene durchziehen würde, daran bestand kein Zweifel.
Zwei Stunden später klingelte es bei den Malfoys an der Haustür. Scorpius öffnete und fand sich sogleich in einer Umarmung wieder. „Fröhliche Weihnachten, Scorp!“ Violetta löste sich von ihm und strahlte ihn an. „Das wünsch ich dir auch“, erwiderte Scorpius lächelnd. Violettas Eltern standen direkt hinter ihr und begrüßten Scorp und dessen Eltern, die inzwischen auch zur Tür gekommen waren, überschwänglich. Schließlich versammelten sich alle im Wohnzimmer. „Hier, das ist für dich“, sagte Vi und reichte ihm ihr Geschenk. „Und das ist für dich“, entgegnete Scorp und gab ihr seins. Sie setzten sich auf die Couch neben den Weihnachtsbaum und packten gleichzeitig aus.
„Ein Gutschein für den Quidditchladen in der Winkelgasse! Irre!“, freute Violetta sich. „Spitze! Danke, Vi!“, rief Scorp euphorisch, als unter dem Geschenkpapier eine CD zum Vorschein kam, die er sich schon länger gewünscht hatte. „Ich habe von meinen Eltern unter anderem ein Lehrbuch über's Zeichnen bekommen“, erzählte Violetta. Scorp sah sie verwundert an. „Ich wusste gar nicht, dass du daran Interesse hast.“ Sie zuckte die Schultern: „Naja, ich dachte, ich könnte es ja mal ausprobieren. Vielleicht verlier ich schnell die Lust daran, vielleicht aber auch nicht. Mal sehen.“
Bald darauf machten sich die beiden Erstklässler zusammen mit Draco zum Aufbruch bereit. Letzterer apparierte und kehrte fünf Minuten darauf mit Oliver am Arm zurück. Dessen Gesicht war bleich wie ein Laken. Scorpius wusste aus eigener Erfahrung, was Olli soeben durchgemacht hatte und empfing ihn mit einem mitleidigen Lächeln. „Das erste Mal ist immer das schlimmste Mal“, sagte er aufmunternd. „Genau“, fügte Violetta hinzu, während sie den Ravenclaw zur Begrüßung umarmte, „weil du nicht weißt, was dich erwartet.“ "Mhmhm“, murmelte Oliver und schluckte.
„Warst du schon einmal mittels Flohpulver unterwegs?“, fragte Draco ihn. „Nein“, antwortete Oliver zögernd und verzagt, offenbar besorgt, was ihn jetzt wieder erwartete. Scorp grinste ihm zu: „Keine Sorge, so furchtbar wie apparieren ist das nicht. Aber trotzdem unangenehm.“ Olli seufzte. „Na toll.“ Draco verließ unterdessen das Zimmer. „Wie praktisch, dass wir schon vor dem Kamin stehen“, sagte Violetta vergnügt. Scorp sah sie belustigt an: „Kann es sein, dass du unser Vorhaben inzwischen gar nicht mehr so blöd findest?“
Violetta blickte unsicher zurück. „Ich weiß noch immer nicht, ob der Weg richtig ist, wie wir helfen wollen aber ich finde es schön, helfen zu können.“ „Dann lasst uns keine Zeit verlieren und herausfinden, ob der Weg richtig ist“, meinte Scorp's Dad, der mit einem kleinen, schwarzen Rucksack ins Esszimmer zurückkehrte. „Sind dort etwa die Geschenke drin? Und der Baum?“, staunte Olli. „Und ein kleiner Truthahn sowie Plumpudding“, ergänzte Draco. "Stark!“ Scorp und Vi grinsten sich an. Sie waren an Zauberei und an die Vorteile, die sie einbrachte, gewöhnt. „Gut, wir zeigen dir, worauf du beim Reisen achten musst.“, Draco schaute seinen Sohn an. „Willst du als Erstes los?“ „Okay.“ Scorp zeigte Oliver die Schüssel mit Flohpulver, griff hinein und warf eine Prise davon in den Kamin, dessen Feuer sich grün färbte. Sobald dies geschehen war, stieg er zwischen die Flammen. „Du musst Connors Adresse laut und deutlich sagen“, erklärte Violetta dem nervös dreinschauenden Oliver. Alle beobachteten Scorpius, der ruhig sprach: „Haus der McGowans, Quilty*³!“ und verschwand.
Er bekam blitzartige Einblicke in die verschiedensten Räume, doch die Zeit reichte nie, um die Bilder, die sich ihm boten, wirklich zu verarbeiten oder gar im Kopf zu behalten. Schließlich stolperte er aus dem richtigen Kamin. Ein erschrockener Aufschrei und er blickte in fünf perplexe Gesichter. „Scorp!“, stieß Connor hervor und erhob sich von seinem Stuhl, um dem Malfoyspross dabei zu helfen, die Asche von den Klamotten zu klopfen. „Es kommen noch mehr“, sagte Scorp und schüttelte mit dem Kopf, wobei Asche zu Boden rieselte.
„Noch mehr-?“, begann Connor verdutzt und wurde von der Ankunft Olivers unterbrochen, der ihnen polternd und hustend entgegen strauchelte. Die beiden anderen fingen ihn auf und Scorp klopfte dem Ravenclaw auf den Rücken. „Geht's?“ „Ja, da-hanke.“ „Was geht hier vor?“, die verdatterte Stimme von Connors Mutter ließ alle drei aufschauen. „Also... wir haben von der Lage gehört, in die ihr gekommen seid durch-“, Scorp stockte, es war bestimmt nicht ratsam, Mr. McGowan zu erwähnen.
„Was-“, ein weiteres Rumpeln unterbrach Mrs. McGowan- es war Violetta, die um einiges geschickter aus dem Kamin kletterte als die Jungen zuvor. „Vi!“ Inzwischen starrte Connor seine Freunde nur noch geplättet an. „Ich verstehe nicht, weswegen Sie hier jetzt einfach so herein geplatzt sind aber es wäre wohl besser, wenn Sie gleich wieder gehen würden- es passt gerade gar nicht!“, stellte Connors Mutter mit schroffer Tonlage klar. Scorp sah sich rasch um. Der Raum war kaum geschmückt. Connors Schwestern, die noch immer am Tisch saßen, hatten alle gerötete Gesichter und Augen. Auf dem Tisch stand ein simples Abendessen, nichts Besonderes. Scorpius schaute seine Freunde betreten an. Vielleicht war das alles doch keine so gute Idee gewesen... Mitten in die angespannte Stille platzte Scorpius Vater als letzter Überraschungsgast. Er trat sauber aus dem Kamin, wischte sich rasch die Asche vom Umhang und brauchte nur einen Blick, um die Situation zu erfassen. Augenblicklich wandte er sich mit einem breiten Lächeln an Mrs. McGowan.
„Guten Abend. Bitte verzeihen Sie unser Eindringen, gerade an einem Festtag wie heute und das auch noch völlig unangemeldet... es ist nur so, der Weihnachtsmann hat mich gebeten, ein paar Geschenke vorbeizubringen...“ Seine grauen Augen wanderten zu den drei Töchtern, welche ihn aufgeregt anstarrten. Die Älteste hatte dunkelbraunes Haar, doch die beiden Jüngeren besaßen dunkelblondes Haar, wie Connor. Als sie alle zugleich aufstanden, um Draco entgegen zu gehen, bemerkte Scorpius, dass die mit den dunkelbraunen Haaren ebenfalls etwas molliger war. Hatte Connor jemals ihren Namen erwähnt? Scorp wusste nur, dass sie und Connor kein gutes Verhältnis zueinander hatten.
Er wandte den Kopf und sah Mrs. Gowan an, die sprachlos beobachtete, wie Draco den Rucksack abnahm, ihn öffnete und vier Pakete zum Vorschein brachte. Die Mädchen wurden ganz hippelig. „Dies hier ist für euch“, er reichte jeweils ein Geschenk an die kleinen Zwillinge, „das hier ist für dich“, er gab dem älteren Mädchen ebenfalls ein Päckchen und drehte sich dann zu Connor um, „und das hier ist dein Geschenk, Connor.“ „Was?“, völlig verblüfft nahm er das Paket an sich. "Außerdem wurde uns berichtet, dass ihr wegen der Umstände noch nicht einmal das Geld für einen Tannenbaum hattet“, fuhr Draco fort und langte ein weiteres Mal in den Rucksack, während Mrs. McGowan die Augen aufriss und peinlich berührt zur Seite blickte. Doch als Draco den Miniaturbaum hervorholte, starrte sie diesen ebenso an, wie ihre Kinder.
Draco stellte ihn in eine geeignete Ecke des Raumes. Dann trat er einen Schritt zurück und zückte seinen Zauberstab. Einen Moment später stand der Christbaum, welchen Scorpius und sein Vater ausgesucht hatten, prachtvoll geschmückt im Zimmer. „Wow...“, stieß Oliver baff aus. Die Kinder quietschten begeistert.
Connor schüttelte ungläubig den Kopf, als könne er das alles gar nicht fassen. Mrs. McGowan fixierte Draco und seinen Anhang nacheinander schweigend. "Warum?“, fragte sie schließlich und konnte die Rührung in ihrer Stimme nicht ganz von ihrer Skepsis verbergen lassen.
„Scorpius, Violetta und Oliver wollten ihrem Freund und seiner Familie so gerne helfen... und auch ich wollte Ihnen etwas Gutes tun“, erklärte Draco leise.
Mrs. McGowan ließ ihren Blick noch einmal über die Szenerie schweifen; ihre Töchter, die sich um den Weihnachtsbaum gesetzt hatten und friedlich und voller Freude mit ihren Geschenken spielten; Connor, der Scorpius, Violetta und Oliver umarmte und ihnen Dinge zumurmelte, die sie nicht verstand; und die Überraschungsgäste welche zufrieden aussahen, da ihnen ihr Vorhaben gelungen war. „Ich danke euch“, sagte sie ehrlich und ergriffen, „noch nie hat jemand so etwas für uns getan.“ „Gern geschehen“, erwiderte Scorpius und lächelte die Mutter seines besten Freundes an. Sie erwiderte das Lächeln und dabei fiel ihr eine dunkelbraune Haarsträhneins Gesicht. Sie wischte sie beiseite.
„Ich heiße übrigens Caron“, sagte sie, „und das ist Leah“, sie deutete auf die ältere ihrer Töchter, „und die Zwillinge heißen Laura und Abbie.“ „Von meinem Sohn Scorpius oder seinen Freunden Violetta und Oliver haben Sie ja bestimmt noch gehört- und ich bin Draco.“ Caron nickte: „Es freut mich wirklich, euch alle kennenzulernen!“ „Oh, mich auch… aber bevor wir gehen… eine Sache wäre da noch.“ „Ja?“ Draco griff ein letztes Mal in seinen Rucksack und beförderte den Truthahn und die Schüsseln mit Plumpudding zu Tage.
„Ich glaube, dieses Essen ist angemessener für einen solchen Abend.“ Er ließ es zum Tisch hinüber schweben, wischte einmal mit dem Zauberstab durch die Luft und das vorherige Essen und das Tischbesteck entsorgten sich von selbst oder flogen zur Spüle, um sich von der Bürste sauber schrubben zu lassen. Die Folien über den Tellern und Schüsseln flatterten hoch, der Truthahn begann zu dampfen und neues Besteck und neue Teller flogen aus derselben Zimmertür herein, wo eben ihre Vorgänger verschwunden waren. „Wahnsinn!“, jubelte Connors neunjährige Schwester und setzte sich sofort mit glitzernden Augen zurück an den Esstisch. Ihre restlichen Familienmitglieder folgten ihr rasch, besonders Connor schien es eilig zu haben, das Festessen, welches er sicher schon vermisst hatte, zu erreichen.
„Guten Appetit“, wünschten Violetta und Oliver zugleich und ein fünfstimmiges „Danke!“ tönte zurück. „Und fröhliche Weihnachten“, sagte Scorpius schmunzelnd. Die McGowans blickten ihn an und lächelten zurück. „Fröhlische Weihnachtn'“, antworteten die dreijährigen Zwillinge im Chor und ließen es sich daraufhin schmecken. „Los, lasst uns heimkehren“, murmelte Draco, als Connors Mutter sich auch niederließ und ihrem Sohn mit einem Lächeln über den Kopf strich. „Eine Sache noch...“, erwiderte Violetta. „Mrs. McGowan?“ Benannte schaute auf und sah die schwarzhaarige Hufflepuff fragend an. „Ja?“
„Ich weiß, dass Sie gerade viel um die Ohren haben, deshalb... würde ich Ihnen gerne meine Hilfe anbieten...“ „Ich auch!“, fügten Scorpius und Oliver sogleich hinzu. „Wir könnten zum Beispiel auf die Zwillinge aufpassen oder einkaufen gehen... was Sie wollen...“ „Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie einfach Bescheid“, endete Olli. Obwohl der Kamin, vor dem sie standen, schon ein stückweit vom Esstisch entfernt war, konnten sie Mrs. McGowan schlucken sehen. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und sagte: „Connor, du hast wirklich wahre, herzensgute Freunde gefunden.“ „Ich weiß“, antwortete Connor mit bewegter Stimme, auch sein Blick ruhte auf ihnen. „Danke“, sagten Mutter und Sohn zur gleichen Zeit und von beiden war es ein Dank aus tiefstem Herzen.
TBC
*http://www.candyandmore.de/Very-British/Sweets/Candys/Bassett-s-Everton-Mints-a-192-g.html
*² Ich bin bei Scorpius Zauberei von Albus Dumbledores Aussage ausgegangen, auch, wenn sie der Erklärung der Spur widerspricht: Er meint, dass lediglich der Ort registriert wird, an dem Zauber in Gegenwart Minderjähriger stattfinden, aber nicht, wer sie ausgeübt hat (vergleiche: http://de.harry-potter.wikia.com/wiki/Spur). Außerdem habe ich noch vage im Kopf, dass das Zaubereiministerium bei Zaubererhaushalten darauf vertraut, dass die Erziehungsberechtigten darauf achten, dass ihr minderjähriger Nachwuchs nicht zaubert.
*³Quilty liegt in Irland und flohen geht in dem Sinne über die Wasserstrecke, da es vor einigen Jahren die Erfindung des Zaubers der sogenannten „Brücke“ gab, die es ermöglicht, dass das Flohnetzwerk sich auch über dem Meer hinweg mit den Kaminen von Irland verbinden lassen kann- oder umgekehrt- diese Brücke existiert aber nur für Irland- Großbritannien, da der Zauber für weitere Entfernung über dem Meer nicht ausreicht. - So, das war zumindest mein Gedanke dazu. :D
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Daniel ist total nett. Er ist klasse. Er spielte mir gute Musik vor. Ich hatte immer noch Beatles gehört bis ich hierher kam. Er ist sehr leidenschaftlich. Für sein Alter hat er einen guten Geschmack.
David Thewlis über Daniel Radcliffe