von Odo der Held
Es wurde Abend und Hermine saß in der Blackschen Bibliothek und hatte ein sehr interessantes Buch gefunden. „Wie mache ich Feinde unschädlich mit Psychosen“ von Wendelin Hummel.
Fasziniert blätterte Hermine durch die Seiten, als sie plötzlich die Tür gehen hörte. Sie blickte auf und sah Snape, der sich von innen dagegen lehnte.
„Professor, heute ist schlecht“, sagte sie freundlich. „Ich habe meine monatlichen…Sie wissen schon.“
Irritiert blickte ihr Lehrer sie an und wischte dann ihre Aussage mit einem Wink weg. „Darum geht es nicht, Miss Granger.“
Dann ging er schnellen Schrittes auf Hermine zu und ließ sich neben ihr auf dem Sofa sinken.
Fragend schaute sie ihn an und Severus Herz pochte laut und schmerzhaft in seiner Brust. Dann fasste er sich ein Herz.
„Sagen Sie es mir ehrlich. Sagen Sie mir bitte nicht, dass unser erstes Mal Ihr erstes Mal war. Ich bitte Sie!“ Er wirkte total verzweifelt, was Hermine mit Berührung und Bestürzung zur Kenntnis nahm.
Sie stockte eine Weile und dachte nach. Sie würde nicht lügen. Ernst blickte sie Snape an. „Sir. Unser erste Mal war mein erstes Mal.“
Schockiert blickte Snape zu Boden und sein Gesicht wurde aschfahl. Dann fiel sein Kopf in seine Hände.
„Oh, Grund Gütiger!“
Ihm wurde wieder übel und er würgte. Eilig verließ er die Bibliothek in Richtung Bad. Eine Weile später kam er wieder. Er war bleich und ihm stand der Schweiß auf der Stirn.
Hermine betrachtete ihn eine Weile.
„Sir, machen Sie sich keine Gedanken. Ehrlich! Bitte! Denken Sie nicht mehr drüber nach.“
„Miss Granger. Es reicht. Lassen Sie es bleiben. Ich kann das Ganze nicht ungeschehen machen. Ich finde keine Worte um mich zu entschuldigen – uns, oder, ach ich weiß auch nicht. Ich kann bloß sagen, dass es mir unsagbar leid tut und ich hoffe, dass Sie mir irgendwann verzeihen können.“
„Jetzt lassen Sie es mal bleiben“, entfuhr es Hermine immer noch recht freundlich. Sie tätschelte seine Hände. „Es ist wirklich alles ok. Ich gebe zu, Sie haben mich damals überrumpelt, aber wie sie sagten, ich hätte Sie stoppen können. Aber ich wollte nicht. Ich fand die ganze Situation so anregend, dass ich Sie niemals gestoppt hätte. Hogwarts hätte zusammenbrechen können, ich hätte diese Sache nicht missen wollen.“
„Ja, aber…“
„Kein aber, Sir. Es ist wirklich gut. Hören Sie auf zu denken. Ich bitte Sie. Sie haben wirklich nie etwas getan, was ich nicht freiwillig mitgemacht hätte.“
„Ja, aber…“
„Jetzt ist Schluss.“ Hermines Ton wurde strikt und Severus hörte auf zu sprechen.
Hermine schlug demonstrativ ihr Buch wieder auf und versuchte zu lesen, wurde aber durch Snapes kontinuierliches Starren daran gehindert.
„Gehen Sie jetzt bitte, Sir. Sie irritieren mich.“
Wortlos stand Severus auf und verließ sie. Er hatte eingesehen, dass er so nicht weiterkam.
Viele Stunden später saß Severus alleine vor dem langsam niederbrennenden Kamin.
Er stocherte mit Kaminbesteck in der roten Glut und versuchte seine Gefühle in Worte zu fassen. Und wieder habe ich es getan, dachte er traurig. Ich habe eine Frau verletzt, die mir so viel bedeutet.
Er trank einen Schluck Bourbon aus einem übervollen Whiskeyglas und ließ das Besteck in den Kamin fallen. Ein Zischen entfuhr dem Feuer.
„Denken Sie immer noch darüber nach?“ fragte eine Stimme hinter ihm und er fuhr erschrocken herum.
Stumm schaute er ihr zu, wie sie näher kam und sich auf seine Sessellehne setzte. Er nickte.
„Ich habe mir überlegt“, murmelte Hermine, „wie ich Ihnen klar machen kann, dass das völlig in Ordnung war, was Sie getan haben. Ich denke es geht so: Ja, ich war völlig erschüttert über das was Sie getan haben und ja, ich habe die ganze Nacht wach gelegen danach. Aber mir hat das ganze Arrangement auch was über mich selbst gezeigt. Ich bin mehr, als ich dachte. Ich glaube, da ich meistens so stark sein muss, für Ron und besonders Harry, genieße ich es, mich fallen lassen zu können. Sie und Draco hingegen kommen aus Situationen, die Ehrfurcht und Disziplin erfordern. Sie müssen Ihre gebündelte Energie abreagieren. Und ich war eben da. Zu der Zeit - an dem Ort. Wir ergänzen uns ganz gut, finde ich.“ Sie lächelte vage.
Severus schnaubte. „Und Ihre Jungfräulichkeit bedeutete Ihnen gar nichts, Miss Granger?“
„Ob Sie es glauben oder nicht, Sir: Nein.“
„Wieso nicht? Ich dachte kleine Mädchen träumen vom Märchenprinzen, der sie vom Turm errettet und dann irgendwo bei Teelichtschein voller Zärtlichkeit in die Geheimnisse der körperlichen Liebe einführt!“
Hermine lachte leise auf. „Sir, Sie kennen mich nicht. Wenn es täten, wüssten Sie, dass ich so nie war.“
Nachdenklich betrachtete er seine Schülerin. „Ich bedauere beides sehr.“
„Danke, Sir.“
„Wofür?“
„Dass Sie sind, wie Sie sind.“
„Wieso?“
„Ich verspreche, das nie in Gegenwart von Fremden zu sagen, aber ich finde sie mitfühlend, sorgsam und liebevoll.“
Severus lächelte leicht. „Darüber wäre ich dankbar. Wir wollen doch nicht meinen schlechten Ruf zerstören.“
„Nein“, lachte Hermine.
„Danke.“
„Wofür?“
„Dass Sie mir das alles gesagt haben.“ Severus raufte sich sein Gesicht.
„Ist jetzt alles wieder gut?“
„Ein wenig.“
„Also machen wir bitte weiter mit unserem Arrangement?“
Er schaute sie nachdenklich an.
„Ich denk drüber nach“, erwiderte er, aber es klang wie „ja“.
„Fein“, Hermine stand wieder auf. „Ich gehe dann mal zu Bett.“
Severus drehte sich wieder zum Feuer und Hermine öffnete die Kaminzimmertür.
Sie betrat den Flur und schloss die Tür wieder hinter sich. Da sah sie den Schein eines Lumos.
Er gehörte zu Georges Zauberstab.
Geschockt starrte er sie an.
„Himmel, George. Hast Du mich erschreckt!“ lachte sie leise und dann wurde ihr klar, dass George alles mitangehört hatte, denn er legte gerade sein Paar Langziehohren beiseite.
„Ich bereue es das erste Mal, die benutzt zu haben“, sagte er nur ruhig und betrachtete Hermine prüfend. All die sonstigen Vergnüglichkeiten und Albernheiten waren aus seinem Gesicht gewichen.
„Was hast Du gehört?“ wollte Hermine zaghaft wissen.
„Alles.“
„Lass es mich Dir erklären.“
„Da gibt es doch nichts zu erklären, Hermine. Du musst das melden!“ George löschte den Lumos-Schein.
„Ich muss gar nichts“, erwiderte Hermine heftig. Neue Komplikationen konnte sie nicht gebrauchen.
„Dann erklär's mir.“
„Na schön. Aber nicht hier.“ Sie nahm ihn beim Ärmel und zog ihn mit sich in die Küche.
Sie warf einen Muffliato auf die Tür und versperrte den Kamin. Dann drückte sie George auf einen der Stühle.
George hörte wortlos zu als Hermine ihm die ganze Geschichte von Anfang an erzählte, und sie bemerkte schnell, dass es ihr gut tat sich jemandem mitteilen zu können. Sie schloss ab mit den Worten: „Und dann hat Snape es halt rausgefunden.“
Immer noch sprachlos stand George auf und ging zum Kühlschrank. Er hielt Hermine eine Flasche Butterbier hin und nahm sich selbst eine.
Hermine ergriff sie und lies ihre und seine magisch aufschnappen.
George setzte sich wieder. „Ich weiß immer noch nicht, was ich dazu sagen soll. Mir raucht der Kopf.“
„Frag mich mal, wie oft und lange ich schon darüber nachgedacht habe!“
„Und Dir macht es wirklich nichts aus?“
„Was? Dass ich regelmäßig Besuch von Draco Malfoy und Severus Snape bekomme?“
George nickte. Hermine lachte. „Nein, es ist der Himmel auf Erden.“
„Dir scheint es echt gut damit zu gehen“, murmelte George nach einer weiteren Betrachtung Hermines. Sie nickte.
In eindringlicherem Ton fuhr er fort. „Hermine, wenn sich das mal alles ändern sollte, dann komm sofort zu mir, Du kannst jederzeit mit mir reden. Wenn Du nicht mehr damit leben möchtest und Snape gibt nicht nach, dann komm zu mir und wir melden es sofort. Hast Du mich gehört?“
Hermine nickte. „Ich bin schon ein großes Mädchen. Ich kann mich wehren.“
„Gut.“
„Gehen wir jetzt ins Bett, George?“
Er lachte. „Ja, in getrennte Betten bitte. Ich könnte Dich grad nicht anrühren mit dem Wissen, dass Snape an Dir dran war.“
Sie haute ihm grob auf den Oberarm. „Spinner.“
Dann umarmte sie ihn plötzlich und er erwiderte es. „Gute Nacht, George. Und danke fürs Zuhören.“
„Jederzeit.“
Er zögerte.
„Darf ich mit Fred darüber reden?“
Hermine lächelte. „Ich weiß es wird Dich umbringen, aber ich fänd‘ es schön, wenn Du es nicht tätest.“ Sie fasste seine Hand und drückte sie gewinnend.
Dann trennten sich ihre Wege.
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