von Nymphadora Bluee
Nur eine Decke
Pansy atmete tief durch. Was, viel mehr, wer lag da neben ihr? Sie hatte die Zimmertür hinter sich geschlossen und konnte nun im Dunkel des Raumes nichts mehr erkennen. Ihr erster Gedanke war, dass es Dracos Vater sein könnte. Wenn ihre Eltern sich stritten, schlief ihr Vater grundsätzlich im Gästezimmer. Die Vorstellung, neben Mr Malfoy zu liegen, widerte sie an. Sie schloss die Augen und versuchte, ganz flach zu atmen. Wenn sie ganz leise war, wurde sie vielleicht nicht bemerkt und konnte noch heimlich verschwinden. Die Frage war allerdings, wohin.
Die Person neben ihr drehte sich um und lag nun mit ihrem Gesicht ganz nah an Pansys. Sie roch Alkohol und eine gewisse Note von etwas, das sie zwar erkannte, aber nicht wusste, worum es sich dabei handelte.
„Alles ist gut, du bist ganz ruhig und morgen früh wird sich alles aufklären“, sagte sie sich selbst in Gedanken. Schließlich hatte Draco Schuld. Sie selbst konnte sich im Hause der Malfoys schlecht frei bewegen und ein weiteres Gästezimmer suchen.
In ihrem Bauch rumorte es und sie versuchte, ein Rülpsen zu unterdrücken. „Nie wieder so viel Butterbier“, schwor sie sich und stieß erneut auf. Sie kam sich schrecklich dabei vor. Sie schämte sich nicht, wenn sie bei solchen Dingen alleine war, aber nun war es mir als einfach nur peinlich.
„Mahlzeit“, brummelte die Stimme neben ihr und setzte sich dann zeitgleich mit ihr erschrocken auf. „Lumos!“, die Person, deren Schlaf nun gestört worden war, hatte blitzschnell ihren Zauberstab gezückt und hielt ihn Pansy genau vor die Augen.
„Madame Lestrange!“, entfuhr es Pansy, sie sprang aus dem Bett und wollte sich ebenfalls ihren Zauberstab nehmen. Draco hatte ihr an diesem Abend mehr als deutlich gemacht, dass seine Tante nicht zu Späßen aufgebracht war. Es sei denn, es ging auf Kosten von Muggeln oder Menschen, die ihrer Meinung nach des Lebens nicht würdig waren.
„Ach ne, sie mal einer an. Beweg dich bloß nicht, leg dich nicht mit mir an, du Mistkröte. Oder möchtest du, dass ich Pansy sage?“
„Das wäre wirklich nett“, nickte Pansy eifrig und biss sich dann auf die Lippen. Sie hatte wieder einmal schneller gesprochen als gedacht. „Kann ich zurück ins Bett? Mir ist kalt?“
Bellatrix lachte auf. „Was machst du überhaupt in meinem Bett?“
„Draco hat gesagt, ich kann hier schlafen.“
„Na, wenn mein werter Neffe das sagt“, Bellatrix schlug die Bettdecke einladend auf, nur um Pansy dann mit einem weiteren Zauber wieder aus dem Bett zu schleudern. „Du hast nicht wirklich gedacht, dass ich dich in meinem Bett schlafen lasse, oder?“, wieder lachte sie auf. Diese verrückte Göre musste eindeutig in ihre Schranken verwiesen werden.
Pansy stemmte die Hände in die Hüfte und sah Bellatrix dann an. „Liebe Madame Lestrange, doch, das habe ich gedacht. Ich beiße nicht, jedenfalls nicht, wenn Sie das nicht möchten. Und stellen Sie sich vor, ich bin betrunken und müde. Und da kann ich wirklich ungemütlich werden. Sonst würde ich mich jetzt nämlich nicht trauen, so mit Ihnen zu reden. Also lassen Sie mich jetzt bitte unter die Decke, oder ich muss Ihre Schwester wecken und um ein anderes Gästezimmer mit einer eigenen Decke bitten. Ich glaube nicht, dass die Hauselfen hier auf mich hören“, sie brach ab. So viel Mut hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gehabt. Mit einer erwachsenen Person so zu sprechen, geschweige denn, mit einem Menschen, der in einer gewissen Rangordnung derart weiter über ihr stand.
Bellatrix musterte das Mädchen kritisch von oben bis unten. Sie trug nur einen Slip und schien sich dessen nicht zu schämen. Sie war kräftiger als sie selbst, aber ohne die Zeichen des Alters. Sie gab es nicht gerne zu, vor allem nicht vor sich selbst, aber sie bewunderte den Mut von Pansy, ihr derart Paroli zu bieten.
„Um Merlins Willen, dann komm halt rein, aber wehe, du erzählst auch nur ein Sterbenswörtchen darüber.“
Strahlend kuschelte Pansy sich wieder zurück ins Bett und seufzte. Ihr war kalt geworden, und nun spürte sie, dass menschliche Wärme von dem anderen Körper ausging. Was für ein wundervolles Gefühl!
„Jetzt glaube aber bloß nicht, dass ich dich wärme“, zischte Bellatrix, als hätte sie Pansys Gedanken erraten.
„Ach, wenn Sie neben mir liegen, reicht das schon“, murmelte Pansy und täuschte dann vor, in einen schnellen Schlaf gefallen zu sein.
„Was findest du denn eigentlich an mir?“, durchbrach Bellatrix nach einigen Minuten die Stille.
„Ach, Sie haben ja keine Ahnung. Und selbst wenn Sie es wüssten, ich hätte doch gegen Ihren Mann keine Chance. Sie haben mir ja sehr deutlich gesagt, dass sie ihn lieben.“
Bellatrix zog eine Augenbraue nach oben, was man im Dunkeln natürlich nicht sehen konnte. „Ach, habe ich das? Und warum glaubst du das? Warum glaubst du denn überhaupt, dass du mich lieben könntest?“
Das war Pansys Stichwort. „Darum“, flüsterte sie und legte ihre Lippen auf die von Bellatrix. Sie würden beide wissen, ob es für sie funktionieren könnte. Nach diesem Kuss.
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