von Nymphadora Bluee
Die Gruppe
Pansys Hand zitterte während sie den Klingelknopf zu „Melissa“ drückte. Nachdem sie Dracos Haus verlassen hatte, klopfte ihr Herz so laut, dass sie meinte, ganz London müsste es hören.
Es surrte, Pansy blieb erschrocken stehen. Als das Summen aufhörte, war die Tür noch immer verschlossen. „Hallo?“, rief sie. „Ist da jemand?“, sie drückte erneut „Melissa“, es surrte und Pansy stemmte sich gegen die Tür. Nicht, weil sie wusste, dass sie so zu öffnen war, sondern weil sie wütend war, dass sie es nicht wusste. Als sie im Hausflur stand, weil die Tür nachgegeben hatte, sah sie sich verwundert um. „Muggel“, murmelte sie und lief dann nach oben, ins Dachgeschoss.
Melissa stand schon in der Wohnungstür und lächelte Pansy freundlich an. „Hey, komm rein, es geht gleich los.“
Pansy folgte Melissa durch die geräumige Wohnung, die mehr wie eine kleine Muggelfirma aussah. Eine sehr gemütliche Firma allerdings.
„Hier“, Melissa schob Pansy in das größte und kuscheligste Zimmer. Kein Möbelstück passte zum anderen. „Setz dich“, Melissa drückte Pansy eine Tasse Tee in die Hand und begann dann zu erzählen. „So, schön, dass ihr alle da seid. Ich freue mich über jede einzelne. Ich bin die Melissa, das wisst ihr ja schon. Ich bin 25 und lesbisch. Ich bin schon sehr lange geoutet und jetzt möchte euch helfen, es auch zu tun. Wir sind eben anders und brauchen Gleichgesinnte.“
Pansy ließ ihren Blick schweifen. Ein Mädchen nach dem anderen stellte sich ebenfalls mit ein paar kurzen Sätzen vor. Sie wollten alle reden, andere Mädchen kennenlernen und sich gegenseitig helfen, stark zu werden.
Die zarte Blondine fiel Pansy erst auf, als sie den Mund öffnete. „Ich bin Luna und ich bin anders. Ich bin nämlich eine Hexe.“
„Luna! Bist du wahnsinnig?“, entfuhr es Pansy. Sie erkannte nun auch das Mädchen, das eine Klasse unter ihr war.
„Oh, und das ist Pansy. Sie ist auch eine Hexe.“
Pansy brach innerlich zusammen. Wer in aller Welt hatte nur die kleine Lovegood hier hereingelassen?
„Eine Hexe also? So Wicca-Power meinst du?“, das Mädchen, das sich als Michelle vorgestellt hatte, grinste Luna an.
„Nein, ich bin eine richtige Hexe. So wie Pansy. Ich bin anders, deswegen sind wir doch hier, oder?“, sie sah Pansy beinahe hilfesuchend an.
„Also ich bin hier, weil ich mich in eine Frau verliebt habe“, brummelte Pansy. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass ausgerechnet Luna nun von ihrer Sexualität wusste. Überhaupt jemand aus Hogwarts.
„Oh“, machte Luna. „Da habe ich wohl in der Anzeige etwas missverstanden. Aber egal, Liebe ist eben Liebe.“
„Danke Luna, das hast du wirklich schön gesagt“, Melissa wandte sich Pansy zu. „Und du bist auch auf diesem Wicca-Trip?“
„Nein, bin ich nicht. Ich bin hier, weil ich Hilfe bei meinem Coming Out haben will. Und weil ich Hilfe brauche, eine ganz besondere Frau zu bekommen.“
Die anderen Mädchen lachten und nickten ihr wissend zu.
„Das muss wirklich eine besondere Frau sein“, begann Luna wieder. „Geht sie auch in Hogwarts zur Schule?“
„Nein. Könnten wir jetzt bitte nicht mehr von mir reden?“, Pansy überlegte, ob sie einfach aufstehen und verschwinden sollte. Nachdem nun Luna ihr Geheimnis kannte, würde es noch schwieriger werden. Und warum bei Merlin war Luna der Meinung, sich öffentlich als Hexe zu outen? Sie war sich ganz offensichtlich nicht bewusst, was sie riskierte.
Pansy atmete tief durch. Sie stand wieder auf der Straße und war froh, dass die Gruppe zu Ende war.
„Hey, das war wirklich lustig, oder?“, Luna hatte sich neben sie gestellt und strahlte sie an. „Dass ausgerechnet wir uns hier treffen. Wer ist denn diese Frau?“
„Luna, bitte. Ich möchte nicht darüber sprechen. Und ich warne dich, wenn du es irgendjemandem erzählst, dann…“, sie ließ das Satzende offen.
„Ach, Pansy, wenn jemand ein Geheimnis für sich behalten kann, dann bin ich das. Ich habe auch Cho nichts erzählt.“
Pansy wurde rot. „Woher weißt du das?“
„Ich bin nicht blind. Manchmal sehen meine Augen mehr, als vielen lieb ist. Und noch nie hat sich jemand von mir verraten gefühlt.“
Gerne hätte Pansy ihr widersprochen, einfach, weil es ihre Art war. Sie konnte nicht viel mit den anderen Mädchen in ihrer Schule anfangen, schon gar nicht, wenn sie nicht in Slytherin waren. Sie schlug den Weg zu sich nach Hause ein, Luna blieb neben ihr. „Was ist?“
Luna zuckte mit den Schultern. „Ach, ich war nur neugierig, wo du wohnst. Und wie du wirklich bist.“
„Ich bin kein netter Mensch, ich habe Draco und ich habe mich, und das reicht mir an Menschen um mich herum.“
„Abgesehen von der Frau, die du haben möchtest. Und außerdem denke ich, dass du ein wundervoller Mensch bist. Schade, dass du das nicht weißt. Ich würde gerne die richtige Pansy kennenlernen.“
„Nein, das glaube ich nicht“, Pansy blieb stehen. „Hör zu, Luna. Nur, weil wir auf dieselbe Schule gehen, heißt das nicht, dass wir Freundinnen sind. Ich vertraue dir jetzt, dass du diese Sache niemandem erzählst. Aber lass es damit bitte gut sein.“
„Du meinst, dass du in eine Frau verliebt bist?“
„Ja, genau das meine ich. Könnten wir jetzt bitte wieder getrennte Wege gehen?“
Bellatrix saß auf ihrem Bett und hatte den Bildband erneut herausgeholt. Sie war enttäuscht von Rodolphus. Ihm hatten die Bilder gefallen, hatten ihn angemacht, ihn erregt, aber an ihr bestand kein Interesse mehr. Sie war Mittel zum Zweck gewesen. Sie wollte den Sex mit ihrem Mann genießen, aber sie konnte es nicht. Nicht, weil sie ihn nicht liebte, sie brauchte nicht unbedingt Liebe, um Spaß im Bett zu haben, sondern, weil sie sich unwohl fühlte.
Ihretwegen.
Sie dachte an Pansy und daran, was dieses Mädchen bereits in ihr ausgelöst hatte und noch auslösen würde, wenn sie sich nur darauf einließ. Sie dachte schon jetzt mehr an sie, als ihr lieb war. Die Gedanken an das selbstbewusste Mädchen bewirkten, dass Bellatrix immer mehr an sich zweifelte. An sich als Frau, als Mensch, als Bellatrix.
Etwas in ihrem Leben lief verkehrt. Oder zum ersten Mal richtig.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel