von cavendish1605
Rose POV:
Wieso war er nur mit Ava weggegangen? Ich saß nun schon eine Stunde auf dem Fenstersims und zermarterte mir das Hirn. Wie hatte es nur soweit kommen können? Ich war mir sicher, dass er mit mir auf das Fest gehen wollte, denn ich war mir sicher, dass seine Gefühle für mich nicht gespielt waren. Doch ich verstand nicht, warum er mich nicht gefragt hatte.
Spätestens durch Rowan musste er doch gewusst haben, dass ich gefragt werden wollte. Er hätte doch nur eine kurze Frage stellen müssen, zu der er die Antwort doch schon wusste.
Es wäre so ein schöner Abend geworden und vielleicht wären sie dann sogar noch an den See gegangen und hätten die Sterne ein wenig genossen.
Doch er hatte nicht gefragt und so hatte ich mit Rowan gehen müssen, um nicht wie die Letzte dazustehen und er war wieder zu Ava gegangen. Ava, immer wieder Ava.
Wenigstens konnte Rowan gut tanzen und so musste ich mich nicht allzu viel mit ihm unterhalten und durch die vielen Drehungen hatte ich auch nicht allzu oft zu Scorpius hinübergucken müssen. Bis auf das eine Mal, als er gerade mit Ava gehen wollte.
Sie waren über eine Dreiviertelstunde weg gewesen und ich hatte mir in den schillerndsten Farben ausgemalt, was er dort alles mit Ava machen würde. Länger hatte ich es nicht ausgehalten und war gegangen und nun saß ich hier und weinte bittere Tränen. Ein Glück war um diese Uhrzeit sonst keiner hier, sonst hätte man mich womöglich noch Schluchzen hören.
Doch dann waren da Schritte und plötzlich lehnte sich eine Gestalt an das Regal mir gegenüber.
„Rose?“
Woher wusste er nur, dass ich hier war? Wahrscheinlich hatte er es einfach nur auf gut Glück probiert.
„Was willst Du hier?“
„Ich kann sofort wieder gehen, wenn Du es willst, ich wollte Dir nur kurz eine Sache sagen.“
„Dann mach schnell. Ava wartet doch sicher schon auf Dich.“
„Rowan ist auch … nein, tut mir Leid und nein, es ist Quatsch, dass Ava auf mich wartet. Sie ist weg.“
„Oh, tut mir Leid, ist sie Dir auch auf die Schliche gekommen?“
„Ja, das kann man so sagen.“
„Och, dann bist Du also gar nicht zum Schuss gekommen. Das tut mir aber wirklich Leid und jetzt verschwinde.“
„Zum Schuss? Darum geht es hier doch gar nicht. Nein, sie hat etwas gemerkt, was ich vorher zwar schon gespürt habe, aber ich mir nicht klar gemacht hatte. Jedenfalls nicht so richtig.“
„Gut, dann sag es, wenn es denn unbedingt sein muss. Vielleicht verschwindest Du dann schneller.“
Ich hörte ihn deutlich Luft holen.
„Ich liebe Dich, Rose. Ich liebe Dich.“
Was hatte er gerade gesagt? Aber er hatte es zweimal gesagt, ich konnte mich also nicht verhört haben. Doch bildete er sich jetzt wirklich ein, dass er nur einen kurzen Satz sagen musste und ich ihm dann alles verzieh?
„Und das ist Dir klar geworden, als Du mit Ava am See warst?“
„Nein, danach.“
„Ach, wie praktisch.“
„Sag mal, was denkst Du eigentlich, was am See passiert ist?“
„Ich habe da so meine Vorstellungen und ich denke nicht, dass ich damit sehr verkehrt liege.“
„Dann verstehe ich aber nicht, warum Du so hitzig reagierst, denn schließlich bist Du Rowan beim Tanzen deutlich näher gekommen, als ich Ava am See. Aber genauer interessiert es Dich wohl nicht. Entschuldige die Störung, ich gehe schon.“
„Wann ist es Dir denn dann aufgefallen?“
Scorpius hatte sich bereits umgedreht, blieb nun aber stehen und antwortete mir mit dem Rücken zu mir gewandt.
„Als wir zurückkamen, ist sofort Rowan zu mir gekommen und meinte, dass Du gegangen wärst und dass er Dich jetzt suchen und dann trösten würde. Den dummen Kommentar dabei erspare ich Dir jetzt mal.
Ich muss wohl ziemlich merkwürdig ausgesehen haben, jedenfalls hat Ava angefangen zu lachen und meinte, dass sie es kaum glauben könnte, aber dass ich Dich anscheinend wirklich lieben würde.
Naja und in dem Moment wusste ich zwei Sachen. Zum einen wusste ich, dass sie Recht hatte und zum zweiten wusste ich, dass ich es ziemlich vergeigt hatte.“
„Das hast Du.“
„Dann willst Du jetzt mit Rowan zusammen sein?“
„Er ist total toll. Weißt Du, er trägt mich auf Händen und macht mir ständig Komplimente. Er hat gesagt, dass er in mich verliebt ist. Schon lange, doch er hätte sich nie getraut es mir zu sagen.
Mit ihm kann man sich praktisch nicht streiten und er versteht sich mit allen meinen Freunden richtig gut. Sogar mit Claire. Du wirst es nicht glauben, aber Claire spricht wieder mit mir. Es ist wirklich lustig mit ihm.“
„Dann bist Du also glücklich?“
„Ja, ich bin momentan glücklich.“
„Oh.“
„Ja, es wäre alles total einfach mit ihm. Es gibt da eben nur ein Problem. Da ist nämlich so ein Typ, der mich immer zur Weißglut bringt und der so selbstverliebt und stolz ist, dass er die einfachsten Dinge kompliziert macht.
Ich streite mich praktisch ständig mit ihm und er stürzt mich so oft in abgrundtiefe Verzweiflung. Ich habe schon oft seinetwegen geweint. Meine Freunde hassen ihn und seinetwegen habe ich meine beste Freundin und meine Eltern vor den Kopf gestoßen.
Aber weißt Du, letzten Endes ist es eigentlich alles egal. Es macht keinen Unterschied, denn ich liebe ihn genauso, wie er anscheinend mich liebt und im Grunde weiß ich es auch, dass es so ist.“
„Dann verzeihst Du mir?“
„Am See war wirklich nichts?“
„Nein, am See war wirklich nichts und wenn Ava etwas anderes erzählt, dann lügt sie. Ich habe Steinchen ins Wasser geworfen und als ihr kalt war, da habe ich ihr meine Jacke um die Schultern gelegt.“
„Schau mal, Scorpius. Es ist viertel vor zwölf. Es ist also noch April.“
„Ja, so ein Zufall. Würdest Du mir dann die Ehre erweisen und mit mir in den Mai tanzen?“
„Ich wollte die ganze Zeit nichts anderes, ….“
Und da er bereits angesetzt hatte, mich zu küssen, fügte ich noch einen Nachsatz hinzu.
„… aber geküsst wird heute nicht mehr. Ein bisschen Strafe muss sein.“
„Na gut. Die fünfzehn Minuten werde ich überstehen.“
Lachend gingen wir Hand in Hand die Treppe hinunter und gesellten uns zu den anderen auf die Tanzfläche.
Die erstaunten Blicke waren nicht zu übersehen. Jeder hatte letztendlich mitbekommen, dass wir uns gestritten, ja sogar getrennt hatten. Dann waren wir jeweils mit anderen auf die Fete gegangen und Scorpius war sogar mit Ava zum See verschwunden. Doch letztendlich waren wir es, die in den Mai tanzten und uns selig um zehn Sekunden nach zwölf küssten.
„Du bist wieder mit ihm zusammen?“
Rowan hatte so viel Takt besessen und hatte gewartet, bis wir unseren Tanz beendet hatten und uns nun etwas zu trinken holen wollten.
Ich sah Scorpius an und ich merkte, dass er einen Spruch auf der Zunge hatte. Seine Augen blitzten voller Abneigung, doch er hielt sich zurück.
„Es tut mir Leid, Rowan. Aber ich liebe ihn. Nur ihn.“
„Und Du verzeihst ihm alles und auch sofort.“
„Ja, irgendwie schon und dann macht es keinen Unterschied, ob jetzt oder erst morgen. Ich weiß, dass ich es ohnehin tun werde.“
„Aber er war mit Ava am See.“
„Soll ich Euch kurz allein lassen? Dann könnt Ihr es unter vier Augen klären. Ich hole in der Zwischenzeit was zu trinken. Möchtest Du auch etwas?“
Rowan und ich sahen Scorpius erstaunt an. Selbst ich hatte ein überhebliches Grinsen erwartet, jetzt wo er die Gewissheit hatte, dass er als Sieger vom Platz ging.
„Nein und es ist auch nicht nötig, dass Du gehst. Rose hat alles gesagt.“
Es war Rowan, der ging und ich konnte noch nicht einmal ein Fünkchen Bedauern in mir spüren.
War das wirklich ich, die so egoistisch mit den Gefühlen der anderen umging? Wie wohl Claire reagieren würde?
Scorpius und ich feierten noch eine Weile. Gegen drei standen wir dann vor dem Portrait der alten Dame.
„Tja und morgen ist es dann wie immer. Claire wird wieder nicht mit mir reden und meine Freunde werden wieder nur den Kopf über mich schütteln. Mit Dir werde ich mich wahrscheinlich spätestens am Nachmittag wieder streiten und von meinen Eltern wird ein begeisterter Brief kommen, den ich dann umgehend beantworten muss und sie wieder maßlos enttäuschen muss.“
„Aber wir könnten am Abend dann einmal um den See … naja, oder irgendwo anders hin spazieren. Wir zwei allein im Mondschein …“
„Jetzt werde bloß nicht kitschig. Das passt nicht zu Dir.“
„Ich gebe mir Mühe.“
„Ich weiß, aber übertreiben musst Du auch nicht.“
„Wir könnten auch auf dem Quidditchplatz ein wenig trainieren. Es sind nur noch drei Wochen bis zum letzten und entscheidenden Spiel.“
„Das wiederum ist ein wenig zu unromantisch. So ein Mittelding wäre gut.“
„Hey, mach es nicht zu kompliziert.“
„ICH?“
„Nein, Rose, nicht hochfahren. Bleib auf dem Teppich.“
„War ja auch nur ein Scherz. Als ob Du mich nochmal so schnell auf die Palme bringen könntest.“
„Ach Rose, diese Wette würdest Du verlieren. Gute Nacht.“
Ich grinste und beschloss nicht auf seine Neckerei einzugehen.
„Ja, gute Nacht.“
„Ach und äh … Rose?“
„Ja.“
„Du bist die wundervollste Frau, die ich kenne und … und … und ich liebe Dich.“
„Ich liebe Dich auch.“
Na also. So konnte man doch gut schlafen gehen und wer hätte damit gerechnet, dass dieser Tag mit diesem Lippenbekenntnis enden würde? Ich ganz sicher nicht.
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