von cavendish1605
Scorpius POV:
Oh Mann! Ich merkte schon, wie mein Puls wieder auf hundertachtzig stieg. Sie brachte mich einfach immer zur Weißglut. Eigentlich nur durch ihre pure Anwesenheit.
Diese belehrenden Sprüche, die sie immer abließ. Sie musste wirklich denken, dass sie die Weisheit mit Löffeln gefressen hatte. Zu allem und zu jedem hatte sie einen Kommentar. Es war einfach schrecklich mit ihr.
Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden auch noch so kleinen Fehler zu erkennen und direkt zu kommentieren. So auch jetzt.
Wir saßen zusammen in ‚Geschichte der Zauberei‘ und wir besprachen gerade die Kapitel, die erst in jüngster Vergangenheit dazugekommen waren. Wir sprachen über die große Schlacht, die hier in Hogwarts stattgefunden hatte und bei der fast alle Lehrer und die meisten Eltern mitgemacht hatten.
Allerdings nicht immer auf der gleichen Seite.
Das Ministerium war stolz, dass es sich auf die Fahne schrieb, dass bereits nach nur 25 Jahren die Resozialisierung der ehemaligen Todesser als komplett abgeschlossen betrachtet werden konnte.
Naja, ich habe noch nie wirklich viel vom Ministerium gehalten.
Wenngleich man die Resozialisierung ja nicht mit der Integration in die Gesellschaft gleichsetzen konnte. Soweit ich informiert war – und ich war ziemlich gut informiert – gab es in der Tat keine Organisation, die die Ziele Lord Voldemorts weiterverfolgen wollte.
Sicher hatte der ein oder andere, der ein sehr markantes Mal auf dem Unterarm trug, noch eine gewisse Abneigung gegen unreines Blut, doch hielt man sich damit sehr im Hintergrund.
Lediglich bei uns im Gemeinschaftsraum der Slytherins wurde darüber gewitzelt. In den anderen Häusern galt es als unhöflich, derartige Witze zu erzählen.
Aber ich schweife ein wenig ab.
Wie gesagt, Professor Dungall dozierte gerade ein wenig über die Geschehnisse kurz bevor Voldemort vernichtet wurde und fragte uns völlig unerwartet und völlig überflüssigerweise, wie denn der berühmte Schulleiter hieß, der es überhaupt ermöglicht hatte, dass das Gute letzten Endes siegen konnte.
Als ob irgendjemand nicht gewusst hätte, dass die Antwort Albus Dumbledore war. Gut, sagen wir, dass es die Antwort war, die er hören wollte, denn inzwischen sah man die Rolle des damaligen Schulleiters schon ein wenig zwiegespalten.
Natürlich schnellte Rose Finger sofort in die Höhe. Sie musste mittlerweile schon unglaubliche Armmuskeln haben.
„Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore war damals Schulleiter. Meine Eltern und mein Patenonkel Harry Potter schwärmen immer noch von ihm. Er war einfach unglaublich. Er war weise und vorausschauend.“
Es brachte mich zum Würgen. Immer wieder die gleiche Leier. Immer wieder ließ sie es heraushängen, dass sie vom Goldenen Trio abstammte und der berühmte Harry Potter ihr Patenonkel war.
Sie war schlimmer als alle Potterkinder zusammen und fast automatisch rief es bei mir eine Gegenreaktion hervor.
„Albus Dumbledore war schwul. Er war ein schwuler Schulleiter, der am Ende nicht mehr ganz bei Trost war.“
Prompt lief sie rot an. Eine herrliche Eigenschaft. Wenn sie auf die Palme ging, dann wurde sie puterrot und war nicht mehr wirklich in der Lage, rational zu reagieren.
„Er war nicht schwul.“
„Klar war er schwul. Du solltest vielleicht mal genauer in den Büchern nachlesen. In den wirklich ausführlichen steht es drin. Aber vielleicht haben sie es in Deiner Comicversion vergessen.“
„Er war ein wundervoller Mensch. Professor Dungall, warum erlauben Sie es Malfoy, dass er Professor Dumbledore so durch den Schmutz zieht?“
„Aber, aber, Weasley, warum regst Du Dich denn so auf. Nur weil ich sage, dass er schwul ist, ziehe ich ihn doch nicht durch den Schmutz oder willst Du vielleicht sagen, dass es ihm hätte peinlich sein müssen, dass er auf Männer stand? Ich habe schließlich nicht gesagt, dass er auf kleine Jungs stand.
Aber ich kann es schon verstehen, dass Dir viel an ihm liegt, schließlich war er ja immer sehr nett zu Deinem Dad und Deinem Onkel.“
„Du elender Bastard.“
„Mrs. Weasley, Mr. Malfoy, sie sind Beide sofort ruhig. Fünfzig Punkte Abzug. Sowohl für Gryffindor als auch für Slytherin und nun möchte ich weitermachen.“
„Vielleicht sollten sie das Thema Integration etwas schneller abhandeln und dann noch ein wenig über Toleranz reden. Die scheint nicht in alle Häuser vorgedrungen zu sein.“
„Mr. Malfoy!“
„Ja, entschuldigen Sie bitte, Professor Dungall.“
Das hatte wirklich Spaß gemacht. Rose wurde noch dunkler, wenn das überhaupt noch möglich war. Wie befriedigend es doch war, als Sieger vom Platz zu gehen.
Mein Ziel war es auch am nächsten Samstag als Sieger vom Platz zu gehen. Nächsten Samstag würde das letzte Spiel um den Hauspokal stattfinden. Ich hatte vor den Schnatz zu fangen, denn ich war Sucher im Team von Slytherin. Rose war Sucherin von Gryffindor und ich muss eingestehen, dass ich sie durchaus als ernstzunehmende Gegnerin ansah, wenngleich ich definitiv besser war als sie.
Kaum war der Unterricht vorbei, rauschte sie auch schon mit ihrer besten Freundin, wie auch immer die hieß - an mir vorbei.
„Das klären wir am Samstag auf dem Platz, Malfoy.“
„Denk nicht zu sehr darüber nach, sonst wirst Du noch unnötig nervös. Nachher träumst Du noch von mir. Obwohl – es gibt schlimmere Träume.“
„Bevor ich von Dir träume, möchte ich lieber nie wieder schlafen.“
„Hm, Du warst auch schon mal besser mit Deinen Antworten, Weasley. Gib zu, Du bist in Gedanken schon am überlegen, in welchem Buch Du nachschlagen könntest. Kann ich Dir sagen. Guck einfach dort nach, wo am ausführlichsten auf das Verhältnis von Dumbledore zu Grindelwald eingegangen wird und dann versuch mal ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen.
Wenn Du etwas nichts verstehst, dann kannst Du mich auch gerne fragen kommen.“
Rose POV:
Wie schaffte es dieser Idiot immer wieder, mich so dermaßen auf die Palme zu bringen?
Warum war er immer wieder in der Lage, genau zu erkennen, wo meine Schwachstellen lagen und warum bereitete es ihm eine solche Freude sich genau auf diese einzuschießen?
Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Ich hatte mir schon tausendmal vorgenommen, ihn einfach zu ignorieren, doch es gelang mir auch nach all den Jahren nicht. Irgendetwas war an ihm, dass mich unsagbar reizte.
Wir waren fast am Ende unseres sechsten Schuljahres und genau diese sechs Jahre waren wir Gegner.
Im Grunde bin ich eigentlich ein sehr nettes Mädchen. Ich bin durchaus beliebt bei meinen Mitschülern und viele schätzen mich, weil mir Freundschaft immer sehr viel bedeutet und ich für meine Freunde durchs Feuer gehen würde.
Wenn ich überhaupt eine schlechte Eigenschaft hatte, dann war es die, dass ich eher schlecht mit Kritik umgehen konnte und genau das hatte Malfoy bereits in der ersten gemeinsamen Unterrichtsstunde herausgefunden.
Ich hatte glänzen wollen, wie meine Mutter es von mir erwartete. Ich war vorbereitet gewesen. Ich wusste jede Antwort und mein Professor sah mich wohlwollend an.
Malfoy hatte die ganze Stunde nichts von sich gegeben. Er war auch heute immer noch kein besonders guter Schüler.
Doch am Ende der Stunde machte ich einen Fehler und prompt kam ein Kommentar von ihm. Er hatte sich nicht gemeldet und war auch nicht dazu aufgefordert worden, doch er berichtigte und kritisierte mich und der Ton, den er dabei drauf hatte, der tat sein Übriges.
Mein Vater hätte mir am Bahnhof überhaupt nicht sagen müssen, dass ich mich von ihm fern halten sollte.
Bereits nach der ersten gemeinsamen Unterrichtsstunde war klar, dass Scorpius Malfoy und ich niemals Freunde sein würden.
Manchmal hätte ich am liebsten einen anderen Weg eingeschlagen, wenn ich ihn lässig an die Wand gelehnt stehen sah oder wenn er sich mit seinen Freunden in eine Ecke verzogen hatte und auf einem Fenstersims saß. Wie gerne hätte ich ihm einen kleinen Schubs gegeben.
Am Schlimmsten allerdings war, dass ich mich mit meiner besten Freundin Claire nicht über ihn unterhalten konnte. Jedenfalls nicht mehr richtig, denn Claire war seit einigen Monaten in ihn verliebt.
Sie war in ihn verliebt! Wie konnte man sich in ein solches Arschloch verlieben?
Ich hätte es ja noch verstehen können, wenn er sich in irgendeiner Weise ihr gegenüber nett verhalten hätte. Doch er verhielt sich ja aus Prinzip anderen Leuten gegenüber nicht nett.
Er verhielt sich noch nicht einmal den Leuten gegenüber nett, die er als seine Freunde bezeichnete. Ich fragte mich überhaupt, warum einige immer noch mit ihm befreundet sein wollten.
Doch meine Freundin Claire hatte in ihrem verliebten Kopf natürlich die Antwort parat.
„Er ist eben einfach cool. Sieh doch nur, wie lässig er auf diesem schmalen Sims sitzt und guck‘ Dir doch sein Lachen an. Er sieht unglaublich gut aus, wenn er lacht. Ich wünschte, ich könnte bei ihm stehen und ihm zuhören.
Er soll sehr lustig sein und gute Witze auf Lager haben.“
„Schwulenwitze?“
„Ach, das hat er doch gar nicht so gemeint. Du weißt doch. Irgendwie ist es doch schon wie ein Spiel zwischen Euch. Immer will der eine den anderen übertrumpfen.“
„Ein Spiel? Sag‘ mal merkst Du noch was? Es ist doch kein Spiel, was wir seit sechs Jahren spielen.“
„Ach komm‘ Rose. Du willst mir doch nicht sagen, dass es Dir nicht auch ein klein wenig Spaß macht. Ich meine, es kann ja sein, dass es am Anfang ernst war. Mit elf oder zwölf sieht man die Dinge halt ein wenig dramatischer, aber wir sind mittlerweile 17.“
„Für mich ist es bierernst, aber mit Dir kann man ohnehin nicht über ihn reden und eigentlich möchte ich auch gar über ihn reden. Also lass es einfach gut sein. Wir sind ohnehin noch nicht mit unserem Aufsatz fertig und ich muss danach noch wohin.“
„Lass mich raten: Du musst noch in die Bücherei und nachschlagen, woher Malfoy diese Information hat und ob sie wahr ist. Schließlich wäre es für Dich die größte Genugtuung, wenn Du ihn morgen als Lügner bloßstellen könntest.
Sei bloß vorsichtig, wenn Du so weitermachst, dann wirst Du in der Tat von ihm träumen.“
Ich schwieg, denn sie war meine beste Freundin und ich wollte nicht mit Claire streiten. In meinem Innersten wusste ich ja auch, dass sie Recht hatte.
Ich war vielleicht nicht unbedingt die lockerste Person.
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