von cavendish1605
Rose POV:
Ich hatte noch nie einen so ungemütlichen und negativen Raum gesehen. Alles schimmerte grünlich. Sogar Scorpius helle Haare hatten einen deutlichen Grünstich angenommen.
Die Ledersofas sahen zwar sehr bequem aus, aber die Schrumpfköpfe an den Wänden jagten mir ein wenig Angst ein.
„Und?“
„Hm, naja, ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. War die Schlange schon immer so groß?“
„Sie ist unser Wappentier.“
„Ja, ich weiß.“
„Du findest es ganz schrecklich, nicht wahr, Weasley?“
„Ich weiß es nicht, ich finde eben, dass alles ziemlich grünlich ist und das macht es eben ungemütlich. Vielleicht wenn es ein wenig freundlicher beleuchtet wäre. Ach, keine Ahnung, egal, es ist zumindest nicht laut. Also los. Wo waren wir stehen geblieben?“
Ich hatte mich auf eines der Ledersofas fallen gelassen, bereit direkt weiter zu machen, doch Scorpius blieb in der Mitte des Raumes stehen und dachte nach.
„Um unseren Waffenstillstand nicht zu gefährden, hätte ich da eine Idee.“
Er zückte den Zauberstab und murmelte einen Spruch. Wahrscheinlich wollte er mir beweisen, dass er unausgesprochene Zaubersprüche auch beherrschte.
Im Handumdrehen war der Raum in angenehmes Kerzenlicht getaucht.
„Wow!“
„Ja, nicht wahr. Da sind dann alle Mädchen beeindruckt von. Auf Kerzen steht also auch eine Rose Weasley und ich dachte schon, dass es mir in der Woche gar nicht mehr gelingt, Dich zu beeindrucken.“
Er schaute mich herausfordernd an.
„Du meinst also, dass ich beeindruckt bin, weil Du in der Lage bist hundert brennende Kerzen herbei zu zaubern. Nein, Malfoy. Ich bin davon beeindruckt wie sehr sich ein Raum durch ein anderes Licht verändern kann. Es sieht richtig gemütlich hier aus.“
Er sollte nicht meinen, dass ich mich jetzt nach einer Woche in die Reihe seiner Verehrerinnen einreihen würde. Es war eine Zweckgemeinschaft gewesen, die nur noch einen Tag Bestand haben würde.
Auch wenn ich zugeben musste, dass es eine sehr schöne Woche gewesen war und ich mir nach ein zwei Tagen, gar nicht mehr so große Mühe geben musste, nett zu ihm zu sein.
„Naja, dann hat es zumindest einen Teil seines Zweckes erfüllt.“
„Wie hast Du es Dir also morgen nochmal konkret vorgestellt?“
Eine Stunde sprachen wir noch über Quidditch, doch dann kamen wir unverhofft auf ein anderes Thema zu sprechen.
Scorpius sprach es wie aus heiterem Himmel an.
„Was möchtest Du werden, wenn Du die Schule beendet hast?“
„Was ich werden möchte? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob ich ins Ministerium möchte. Vielleicht möchte ich auch ein wenig studieren. Vielleicht auch mal eine Zeitlang unter Muggeln leben. Ich finde es immer sehr witzig, wenn ich bei meinen Großeltern bin. Es ist eine komplett andere Welt.“
„Wie ist die Welt ohne Zauberei?“
„Naja, es ist schon alles ein wenig komplizierter und alles dauert auch viel länger, aber ich bin immer sehr beeindruckt, welche Hilfsmittel sie erfunden haben, damit sie uns ein wenig näher kommen. Manches von diesen Dingern scheint praktisch mit Zauberei zu funktionieren und in manchen Dingen sind sie auch fortschrittlicher.“
„Fortschrittlicher als die Zauberer?“
„Ja. Nehmen wir mal an, ich möchte meiner Mutter eine Nachricht zukommen lassen, dann schreibe ich sie ihr auf Pergament und schicke meine Eule los. Wenn es eine schnelle Eule ist und meine Mutter nicht zu weit entfernt ist, habe ich in der Regel am nächsten Tag die Antwort.
Die Muggel haben aber eine Erfindung, da muss man sich etwas ans Ohr halten und dann wählt man eine bestimmte Nummer. Jeder Mensch oder jede Familie hat eine bestimmte Nummer, die nur einmal vorkommt und wenn dann ein anderer auch eins dieser Dinger ans Ohr hält, dann kann man miteinander sprechen. Man sieht sich nicht, aber man kann so miteinander sprechen, wie wir es gerade miteinander tun und bekommt sofort eine Antwort und muss nicht erst bis zum nächsten oder übernächsten Tag warten.
Besonders beeindruckend finde ich, dass es dabei auch vollkommen egal ist, wie weit der andere entfernt ist.“
„Und wie nennen sich solche Dinger?“
„Telefon.“
„Ah und woher weißt Du so viel darüber?“
„Die Eltern meiner Mutter sind doch Muggel und wir haben auch so ein Telefon in unserer Wohnung. Weißt Du, meine Großeltern wollen nicht, dass meine Mutter ihnen Eulen schickt. Sie fürchten sich ein wenig vor dem Gerede der Nachbarn.“
Scorpius schwieg.
„Du hast keine Muggel in der Familie, nicht wahr?“
„Nein, alles Zauberer und es wird auch peinlich genau darauf geachtet werden, dass ich bloß nicht mal mit einem Mädchen zusammen bin, dass unser Blut verunreinen könnte.“
„Ziemlich überholt diese Vorstellung. Du sagst es auch schon mit so einem komischen Unterton.“
„Naja, es schränkt die Auswahl schon ein wenig ein.“
„Aber Ava ist doch auch reinblütig.“
„Ja und?“
„Dann entspricht Ava doch den Vorstellungen Deiner Eltern.“
„Stimmt. Sie entspricht ihren Vorstellungen.“
„Das hört sich nach einem ‚aber‘ an.“
„Es sind die Vorstellungen meiner Eltern, aber ich weiß noch nicht genau, ob es auch meine Vorstellungen sind.“
„Da kann ich ohnehin nicht mitreden.“
„Ist da keiner? Niemand ganz bestimmtes?“
Sollte ich wirklich darauf antworten? Scorpius und ich saßen auf dem Sofa, unsere Beine baumelten jeweils links und rechts über eine Seitenlehne und unsere Rücken waren gerade so weit auseinander, dass wir uns auf der Rückenlehne nicht ins Gehege kamen.
„Nein, da ist keiner.“
Scorpius POV:
„Wie müsste er denn sein?“
War ich denn völlig von Sinnen? Was interessierte es mich, was für einen Typen sich Rose Weasley wünschte? Wurden meine Sinne von den Kerzen beeinflusst oder war es dieser süßliche Duft ihres Parfums, den ich die ganze Zeit in meiner Nase hatte?
Doch sie antwortete mir und ich war unwillkürlich sofort ganz Ohr.
„Ich weiß es gar nicht so genau. Er müsste mich zum Lachen bringen und natürlich mit meinen spontanen Ideen umgehen können. Er müsste natürlich Quidditch mögen.“
„Wahrscheinlich sollte er Dich auch beim Frühstück in Ruhe lassen und ganz entspannt bleiben, wenn Du mal wieder hochfährst.“
„Ja, wahrscheinlich.“
Wie sie mich ansah. Sie hatte wunderschöne braune Augen. Eine tolle Kombination: rote Haare und braune Augen. Überhaupt war mir nie bewusst gewesen, wie hübsch Rose Weasley war oder wie hübsch sie geworden war.
Sie war nicht so eine Schönheit wie Ava, aber sie strahlte so eine Wärme aus und eine Herzlichkeit.
„Und was möchtest Du nach der Schule werden?“
„Häh? Äh, ich möchte gerne Quidditch spielen. Am liebsten in einer der dreizehn großen Mannschaften. Ich habe gehört, dass sie auch schon Leute direkt nach der Schule verpflichten. Das wäre schon klasse.
Wenn ich als Sucher spielen würde und wir den Schulpokal gewinnen würden, dann hätte ich vielleicht eine Chance auf einen Vertrag.“
„Und damit wären Deine Eltern einverstanden?“
„Keine Ahnung. Aber welche Wahl hätten sie denn? Wie sollten sie es mir denn verbieten?“
„Ich würde nichts gegen den Willen meiner Eltern machen. Wenn sie gegen etwas sind, dann weiß ich, dass ich darauf vertrauen kann, dass es auch nicht gut für mich ist.“
„Aber man verändert sich doch und wird erwachsen. Man muss doch seine eigenen Entscheidungen treffen.“
„Schon, aber ich bin in den meisten Fällen mit meinen Eltern einer Meinung.“
„Ah und was meinst Du, würden sie sagen, wenn sie Dich jetzt so sehen würden?“
„Wie? Was würden sie denn sehen?“
Sie hatte mich mit ihrer Antwort gereizt und ich wollte wissen, wie weit ich gehen konnte. Ich setzte mich aufrecht hin und legte meinen Arm auf die Rückenlehne. Ich berührte sie nicht, aber es war sicher ein recht zweideutiges Bild.
„Naja, Du mit mir, nicht nur einem Slytherin, sondern auch noch einem Malfoy auf der Couch im Slytheringemeinschaftsraum. Wir sind allein und kuscheln im Kerzenschein auf dem Sofa.“
„Wir kuscheln nicht.“
„Nein, aber es könnte leicht so gedeutet werden.“
„Sie wären wahrscheinlich nicht sonderlich begeistert.“
„Aber Du bist hier.“
„Ja.“
Ich weiß nicht mehr wie und wann genau. Auf jeden Fall mussten wir in eben dieser Position eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen wurden wir wie immer um sieben Uhr von der Schulglocke geweckt.
Ich wachte auf und merkte, dass ich mich auf der Couch befand. Jemand lag mit dem Kopf in meiner Halskuhle und kuschelte sich noch ein wenig fester an mich heran.
Eine rote Haarsträhne verdeckte mir ein wenig die Sicht. Rose!
Hatte ich etwa Arm in Arm mit Rose Weasley auf dem Sofa gelegen? Die ganze Nacht?
Panik stieg in mir auf und ich bewegte mich ein wenig. Dies führte dazu, dass Rose wach wurde, sich zunächst die Augen rieb und mich danach entsetzt ansah.
„Oh Gott.“
„Ja. Ich denke, dass es wohl besser sein wird, wenn wir uns jetzt anziehen, äh, ich meine, wenn wir uns hier waschen und dann zum Frühstück gehen. Wir können den anderen ja sagen, dass wir eine Sondertrainingsschicht eingelegt haben.“
„Ja, ähm, das wird wohl das Beste sein.“
Rose POV:
Ich hatte es nicht ganz mitbekommen, aber ich konnte mich noch dunkel daran erinnern, dass er irgendwann während eines recht intensiven Gesprächs die Sitzposition gewechselt hatte. Irgendwie war es dann dabei geblieben und wir waren eingeschlafen.
Oh weh. Ich hatte in seinen Armen geschlafen und mich noch während des Aufwachens an ihn gekuschelt. Es hatte sich so gut angefühlt. So gut, wie ich mich noch nie gefühlt hatte. Aber bitte, es war Scorpius Malfoy.
Ich zeigte mir innerlich einen Vogel. Ich befand mich in einem Raum mit grünlichem Licht und einer überdimensionalen Schlange. Ich würde definitiv den Mantel des Schweigens darüber werfen. Diese Nacht würde nie existiert haben.
„Gut, dann wohl auf zu unserer letzten Lektion.“
„Ja.“
Wir gingen direkt nach dem Frühstück los, doch wir waren beide nur sehr halbherzig bei der Sache, bis er schließlich aussprach, was ich dachte.
„Es hat keinen Sinn, wir werden heute nichts Vernünftiges mehr auf die Beine stellen. Vielleicht sollten wir uns einfach aufs Ohr hauen. Wir sehen uns ja morgen Nachmittag, wenn Professor Gold uns die Aufstellung bekannt gibt.“
„Ja gut.“
„Gut.“
„Tja dann.“
Ich wollte ihn fragen, wie es denn nun weitergehen würde. Ob wir uns auch noch unterhalten würden, wenn die anderen wieder da wären. Doch im Grunde wusste ich die Antwort und diese Vermutung wurde am Abend bestätigt, als ich Ava sah, wie sie in Scorpius Armen lag und ihm laut ins Ohr flüsterte.
„Mein Lieber, ich bin so froh, dass ich nun endlich wieder bei Dir bin. Du bist sicher auch heilfroh, dass die Woche vorbei ist.
Eine ganze Woche mit dieser schrecklichen Weasley. Du brauchst jetzt sicher erst einmal ein wenig Erholung. Wie wäre es mit einer schönen Massage zur Entspannung?“
Ich sah, wie Scorpius nickte und sie an sich zog. Im Fortgehen küssten sie sich.
Ich wusste nicht warum, aber in mir stieg eine unbändige Wut hoch. Er war so ein elender Feigling. Entweder ein Feigling oder ein Heuchler und darüber hinaus noch ein verdammt guter Schauspieler.
Ich hatte angenommen, dass er mich mochte. Dass wir uns wirklich gut in dieser Woche verstanden hatten, doch entweder es war alles nur geheuchelt gewesen oder ihm fehlte jetzt der Mut dazu zu stehen.
Gut, wenn er es so haben wollte, dann war es eben so. Die Zweckgemeinschaft war nun beendet und wir würden so weitermachen, wie bisher. Kein Problem.
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Ich muss ja schon gestehen, dass es mich zwar freut, dass ich schon fast 1000 Aufrufe habe, aber ein wenig deprimierend ist es ja schon, wenn keiner von Euch etwas zu sagen hat.
Naja, vielleicht nach Pfingsten ... wenn ich wieder zu Hause bin ...
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