von cavendish1605
Es könnte ja so einfach sein, wenn ... ja wenn das Wörtchen wenn nicht wär ...
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Scorpius POV:
Es hätte alles so einfach sein können, doch leider war es das nicht. Als wir zurück nach Durmstrang flogen, war ich glücklich. Immer wieder sah ich zu ihr zurück und immer wieder schenkte sie mir ein Lächeln. Erst auf den letzten Metern gab ich noch ein wenig Gas, schließlich war und blieb es ein Wettflug, den ich gewinnen wollte.
Wir stiegen von unseren Besen und ich legte meine Hand auf ihren Rücken, als ob ich ihr den Weg zeigen musste.
Im Gemeinschaftsraum herrschte ein großes Durcheinander.
„Mein Gott, so ein Glück. Da seid Ihr ja. Wir haben uns schon solche Sorgen gemacht. Als der Blitzsturm kam und wir Euch nicht gefunden haben. Also konntet Ihr Euch verstecken?“
„Nein, wir sind genau in den Blitzsturm geraten, aber zum Glück war alles gut. Vielleicht sind wir nicht genau ins Zentrum gekommen.“
„Na also, ich habe Euch doch gleich gesagt, dass Scorpius sich nie mit Rose einen einsamen Winkel suchen würde und dort mit ihr verschwinden würde. Haha, es ist ja auch eine wirklich lustige Vorstellung. Da hat er Ava am Start und dann Rose … ne … war aber schon ganz lustig.“
„Ja, klar, ich habe ja auch nur gedacht …“
„Vielleicht solltest Du einfach aufhören zu denken. Scorpius und Rose! So ein Schwachsinn. Warte nur ab, ab morgen gehen die Anfeindungen wieder los.“
Sie zerrissen sich das Maul über ein mögliches Näherkommen von Rose und mir und ich merkte, wie mein Mut sank und mit meinem Mut sank auch die Hand, die ich noch immer auf ihrem Rücken hatte.
„Hey, Scorpius. Du bist doch sicher froh, wenn Du morgen Ava wiedersiehst!“
Ich brachte nur ein schiefes Lächeln zustande, doch ich Idiot lächelte nicht nur, sondern nickte auch noch.
Ich sah Rose nicht an. Ich spürte nur den Ruck neben mir und dann war sie nicht mehr neben mir.
Den ganzen Abend sah sie mich nicht mehr an und sprach auch mit den anderen nur ganz wenig. Rose Weasley war mal wieder eingeschnappt und warum?
Wir hatten uns schließlich nur geküsst. Als ob ein Kuss die Welt bedeuten würde. Ich hatte schon viele Mädchen geküsst und nie hatte es mir auch nur eine Minute nach Ende des Kusses noch etwas bedeutet. Warum sollte es bei dem Kuss zwischen ihr und mir in irgendeiner Weise anders sein?
Außerdem war es egal, ob es Ava war, die ich küsste oder Rose und Ava sah definitiv besser aus.
Trotzdem fühlte ich mich nicht gut. Manchmal trafen mich ihre vorwurfsvollen Augen und ich fühlte mich schuldig, allerdings wusste ich nicht, warum ich mich so fühlte.
Jedenfalls war der Plan, den wir hatten, dass wir uns auch nach diesem Wochenende noch ganz normal unterhalten würden, komplett hinfällig.
Rose Gesicht verdüsterte sich in dem Moment, in dem sie mich erblickte. Sie sprach gar nicht mehr mit mir und ging auch nicht mehr auf meine Kommentare ein.
Sie schwieg einfach und es war ganz fürchterlich für mich auszuhalten. Aber am schlimmsten waren die Momente mit Ava. Ich war ganz froh gewesen, als sie mich völlig begeistert empfing. Mir zu meinen tollen Leistungen gratulierte und sich besorgt nach meinen Verletzungen erkundigte.
Der Kuss, den sie mir gab, sollte wohl sehr leidenschaftlich sein und hat mit Sicherheit auch so gewirkt, doch er fühlte sich selbst in der Situation nicht gut an. Es war falsch. Doch wenn dieser Kuss falsch war, was war dann richtig?
Rose POV:
„Rose, ich verstehe Dich immer weniger. Was ist denn nun schon wieder an dem Wochenende gewesen? Du bist so traurig und Du schimpfst auch fast gar nicht mehr auf Scorpius. Was ist denn los mit Dir?“
Claire ließ einfach nicht locker. Sie roch, dass an dem Wochenende in Durmstrang irgendetwas geschehen war, was ich ihr nicht erzählen wollte. Doch ich blieb hart, denn was hätte ich schon erzählen können?
Naja, eigentlich hätte ich nicht viel erzählen müssen. Ich konnte es ganz leicht zusammenfassen.
Mir war in Durmstrang klar geworden, dass ich mich in Scorpius Malfoy verliebt hatte und das es mir egal war, dass alle anderen sagten, dass er ein Arschloch war. Das Problem war nur leider, dass er wirklich eins war und sich wie eins verhalten hatte und immer noch verhielt.
Er hätte doch einfach nur sagen müssen, dass es nicht immer auf das Aussehen ankam, als die anderen mich mit Ava verglichen hatten. Er war doch bei dem Kuss auch mit Leib und Seele dabei gewesen. Konnte ich mich wirklich so vertan haben?
Doch wenn ich mich an den Kuss zurückerinnerte, den er und Ava bei der Begrüßung ausgetauscht hatten, da blieben nicht mehr viele Zweifel übrig, mit wem er zusammen sein wollte.
Dann hatte er mich wirklich nur geküsst, damit unsere Körperwärme stieg und ich dummes Huhn hatte alles falsch verstanden.
Meine Gedanken drifteten immer weiter weg, so dass mich Claires Stimme beinahe erschreckte.
„Du musst Dich einfach auch einmal verlieben. Mensch, Rose. Es kann doch nicht sein, dass es für Dich keinen Typen gibt. Schau Dich doch mal um. Einer wird doch dabei sein. Es muss ja auch nicht unbedingt sofort die große Liebe sein. Vielleicht einfach mal einen zum Testen oder zumindest einen zum Träumen.
Schau, ich habe mir auch Scorpius ausgesucht. Natürlich nur zum Träumen, denn jemand wie er würde nie mit jemandem wie uns zusammen sein, aber zum Träumen ist er praktisch perfekt. Genau die richtige Mischung aus Charme und Arschloch. Ich stehe echt voll auf ihn.“
Prima. Da hatte Claire dann auch noch Salz in die Wunde gestreut. Konnte es noch schrecklicher werden?
„Ich habe aber durchaus einen Plan, wie ich meinen Träumen ein wenig mehr Pfeffer geben kann.“
„Ah.“
Völlig unmotiviert war ich der Meinung, dass ich vielleicht auch mal eine Reaktion zeigen sollte.
„In nicht ganz drei Wochen werden wieder die Mistelzweige aufgehängt und es wäre doch gelacht, wenn ich es nicht einmal schaffen würde, mit Scorpius unter einem Mistelzweig zu stehen und dann wird er mich küssen. Er ist ja nicht so. Wenn man den anderen vertrauen kann, dann bedeutet es ihm nicht so sehr viel, wen er küsst.“
Ich musste sie stoppen. Claire musste unbedingt gestoppt werden. Wie konnte man nur mit solcher Treffsicherheit in einen Fettnapf nach dem anderen trampeln?
„Du Claire, ich denke, dass ich mal ein wenig um den See spazieren werde.“
„Ja, mach das. Soll ich mitkommen? Es ist wirklich ein traumhaftes Wetter für Anfang November.“
„Nein, ich möchte allein gehen.“
„Na, wie Du meinst. Dann hoffe ich mal, dass es Dir danach ein wenig besser geht.“
Ging es mir. Es ging mir danach definitiv besser. Sehr viel besser sogar.
Ich war ungefähr an der Hälfte des Seewegs angekommen, als ich gerade aus dem Schatten einer Baumgruppe heraustreten wollte. Unwillkürlich blieb ich stehen, denn ich hörte laute Stimmen.
Nun gut, zumindest hörte ich eine laute Stimme. Die zwei Gestalten, die am See standen erkannte ich auch problemlos.
Scorpius war also mit Ava an den See spaziert und nun war sie völlig außer sich.
„Du bist so ein Arsch. Wie kannst Du es wagen nach der ganzen Zeit mit mir einfach so Schluss zu machen? Du kannst mir noch nicht einmal einen Grund sagen und machst Schluss?“
Scorpius sprach, doch seine Stimme war zu leise.
„Du hast keine Lust mehr? Ich bin langweilig? Du kannst in meiner Gegenwart nicht lachen? Sag mal geht es Dir noch gut? Sämtliche anderen Jungen der Schule würden sich die Finger danach lecken, wenn ich sie erhören würde.“
„Dann such Dir doch einen anderen.“
Scorpius war ein paar Schritte von ihr weggegangen, so konnte ich seine Worte verstehen, da er nun auch lauter sprechen musste.
„Du elendes Arschloch.“
„Es ist mir egal, was Du sagst. Wir sind fertig und Du brauchst auch gar nicht zu meinen, dass Du morgen wieder angekrochen kommen kannst und in der Bibliothek möchte ich Dich auch nie wieder sehen. Wir zwei sind fertig. Ich habe die Schnauze voll von Euch Mädchen.“
Er wurde schneller und ich konnte leider nicht mehr rechtzeitig reagieren. Als er die Baumgruppe erreicht hatte, sah er mich. Er hielt kurz inne, doch dann ging er schweigend an mir vorbei in Richtung Schloss.
Zehn Sekunden später rannte Ava ihm hinterher.
„Scorpius, es war doch nicht so gemeint von mir. Komm doch, wir hatten doch immer so viel Spaß zusammen und ich verspreche Dir, ich überlege mir ein paar gute Witze und dann kannst Du auch mit mir lachen.“
Du lieber Himmel. Wahrscheinlich hatte Ava bei der Verteilung der Schönheit so laut geschrien, dass sie keine Stimme mehr hatte, als der Verstand verteilt wurde. Wie konnte man sich nur so lächerlich machen?
Allerdings konnte sie ja nicht ahnen, dass ich alles gehört hatte, denn mittlerweile war ich einen Schritt zur Seite wieder in den Schatten der Bäume getreten. Von dort sah ich auch, wie Scorpius anfing zu laufen und Ava dementsprechend keine Chance mehr hatte, ihn einzuholen.
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