von cavendish1605
Scorpius POV:
‚Weil ich mich in Dich verliebt habe. ‘
Herrgott, so schwer konnte es doch nicht sein. Warum brachte ich diese Worte nicht über die Lippen? Doch ich konnte es nicht. Ich konnte es ihr einfach nicht sagen.
Mein Plan hatte funktioniert. Wunderbar funktioniert. Ich hatte sie geküsst und sie hatte den Kuss erwiderte und was für ein Kuss war es gewesen. Ein endlos langer, wundervoller Kuss.
Doch dann hatte sie wissen wollen, woran sie war. Natürlich hatte sie es wissen wollen. Es war auch ihr recht gewesen, es zu erfahren und ich wollte es ihr ja auch sagen, doch ich konnte nicht. Mein Mund war wie zugeschnürt. Ich brachte die Worte einfach nicht hervor.
Zu allem Überfluss war mir dann mein Ego auch noch dazwischen gekommen und ich hatte mich schließlich der Situation einfach entzogen.
Mein Stolz hatte es nicht anders zugelassen.
Am nächsten Tag erwischte ich sie zusammen mit ihrer Freundin Claire auf dem Flur.
„Kannst Du uns bitte mal kurz allein lassen?“
„Hallo? Hatten wir das nicht schon? Du kannst Claire doch nicht einfach wegschicken.“
„Nein? Gut, dann kann sie gerne mithören, was ich Dir zu sagen habe.“
„Dann bin ich aber mal gespannt.“
Sie schaute mich herausfordernd an.
Ich hingegen funkelte Claire an. Konnte diese Klette sich nicht endlich mal in Bewegung setzten.
„Äh, ich muss ohnehin noch mal kurz in den Schlafsaal. Ich habe noch etwas vergessen. Bis nachher.“
„Schieb ab.“
Und schon war sie verschwunden und ich war mit Rose und ihrem wütenden Gesicht allein.
„Was willst Du jetzt schon wieder? Und wage Dich nicht, dass Du wieder den Mistelzweig herbeizauberst.“
„Nein. Ich verspreche es.“
„Also?“
„Ich möchte mich mit Dir treffen. Am nächsten Wochenende. Wir könnten unsere Weihnachtseinkäufe zusammen in Hogsmeade erledigen.“
„Du willst mit mir zusammen nach Hogsmeade? Aber dann kann uns doch jeder sehen!“
„Ja und? Muss ich mich dafür schämen? Oder Du? Und ich möchte nicht einfach nur mit Dir nach Hogsmeade, ich möchte ein Date mit Dir.“
„Aber warum?“
„Rose, an der Stelle sind wir gestern schon nicht weiter gekommen. Kommst Du mit mir am nächsten Wochenende nach Hogsmeade?“
Ich kam mir vor wie ein kleiner Bittsteller und je länger ich auf die Antwort warten musste, desto mehr Lust bekam ich, mein Angebot zurück zu nehmen.
„Ich weiß nicht. Ich möchte eigentlich nicht zusagen, wenn ich es noch nicht so genau weiß. Ich möchte vorher noch einmal mit Dir sprechen, aber nicht hier im Flur. Treffen wir uns heute Abend in der Bibliothek? Wie gestern?“
Ich kämpfte meinen Zorn und meine Enttäuschung hinunter, denn immerhin hatte sie nicht nein gesagt. Doch letzten Endes kam ich nicht gegen meine Natur an. Ich wollte mich einfach nicht in die schwächere Position drängen lassen.
„Mal sehen. Sei um neun da. Vielleicht komme ich auch. Das ist etwas, was ich wiederum noch nicht so genau weiß.“
„Na prima, das läuft ja ganz hervorragend zwischen uns.“
Sie blitzte mich feindselig an und ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu und ging schnurstracks zu Colin, um mich mit ihm für eine Partie Zaubererschach am Abend zu verabreden.
Ich spielte bis genau zwei Minuten vor neun und ich war so schlecht, wie schon seit Jahren nicht mehr.
„Mann, Du warst auch schon mal konzentrierter. Da macht es ja noch nicht einmal Spaß zu gewinnen. Totale Anfängerfehler, Malfoy.“
„Ja, ich denke, dass ich vielleicht noch ein wenig frische Luft schnappen muss.“
„Aber lass Dich nicht erwischen.“
„Nein, keine Panik, Du weißt doch, der Baron hat mich noch immer gedeckt.“
„Ja, echt cool, wenn man so einen talentierten Leibwächter hat.“
Bis zur Tür zwang ich mich noch zu einem langsamen Schritt, doch kaum war die Tür hinter mir zu, vergaß ich alle Vorsicht und rannte zur Bibliothek.
Zehn Minuten nach neun kam ich völlig außer Atem am verabredeten Treffpunkt an. Rose war nicht zu sehen.
Mit hängenden Schultern stand ich da und machte meiner Wut Luft indem ich völlig unkontrolliert mit der Faust gegen ein Regal schlug.
Polternd fielen Dutzende Bücher herunter.
„Idiot, Idiot, Idiot!“
Ich ließ mich an einem Regal entlang nach unten rutschen, saß nun auf dem Boden und hatte meinen Kopf in meine Hände verborgen.
„Du bist einfach nur ein riesengroßer Idiot.“
Rose POV:
Mein Herz war fast stehengeblieben, als Scorpius vor uns gestanden hatte. Natürlich war es nicht nett gewesen, dass er Claire einfach so weggeschickt hatte, aber sie war ja so ein Schaf, dass sie es sich ohne weiteres gefallen ließ. Niemals würde sich ein Typ wie Scorpius von ihr beeindrucken lassen. Ihn musste man anders anfassen. Ihm musste man Stärke entgegenbringen. Zumindest vermutete ich es.
Ich hatte nicht verhindern können, dass mein Herz schließlich einen kleinen Hüpfer gemacht hatte, als er mich fragte, ob ich mit ihm nach Hogsmeade gehen wollte und noch mehr hatte ich mich gefreut, als er klarstellte, dass es für ihn ein Date wäre.
Doch ich wollte ihm seine Aktionen der vergangenen Monate nicht einfach so verzeihen und direkt mit tausend Freuden und einem Lächeln und einem um den Hals fallen zusagen. Ich wollte ihn noch ein wenig zappeln lassen und hatte ihn so in die Bibliothek bestellt.
Und nun stand ich pünktlich um neun an der verabredeten Stelle und Scorpius war nicht da.
Zehn Minuten später knallte die Eingangstür zu. Für einen Moment hoffte ich, dass Scorpius doch noch kommen würde, doch er würde wohl nicht so dumm sein und solch einen Lärm verursachen. Also musste es jemand anders sein und ich musste mich so schnell wie möglich verstecken.
Ich schaffte es gerade noch so in der Dunkelheit zu verschwinden, als Scorpius den Gang erreichte.
Völlig abrupt bremste er ab und blieb dann schnaufend stehen. Natürlich musste er denken, dass ich nicht da war und seine Schultern sanken ein wenig nach unten, doch dann zeigte er eine Reaktion, die ich nie von ihm erwartet hätte.
Der sonst immer so kühle und berechnende Scorpius Malfoy schlug mit der Faust gegen ein Bücherregal, sank dann in sich zusammen und beschimpfte sich als Idiot. Nun, da konnte ich ihm nur zustimmen.
Eine Welle der Zärtlichkeit schwappte über mir zusammen und mein Gesicht verzog sich unwillkürlich zu einem Lächeln. Er sah so süß aus und allen Anschein war er sehr enttäuscht, dass ich nicht da war. So egal war ich ihm dann wohl doch nicht und seine Einladung nach Hogsmeade hatte dann wohl doch mehr zu bedeuten, als ich gedacht hatte.
Ich beschloss also ihn nicht mehr länger zappeln zu lassen. Trotzdem blieb ich weiter im Dunkeln stehen.
„Bezeichnest Du Dich als Idiot, weil Du mit der bloßen Faust gegen ein Regal geschlagen hast oder warum?“
„Rose!“
„Ja, wir waren doch verabredet oder?“
„Rose!“
Emotional völlig neben sich, war er aufgesprungen und hatte einige Schritte in die Richtung gemacht, aus der meine Stimme kam.
Die restlichen drei Schritte kam ich auf ihn zu und schon lag ich wieder in seinen Armen. Wie von selbst fanden sich unsere Lippen und unsere Hände nahmen die ihnen bereits bekannten Positionen ein.
Ich weiß nicht, wie lange wir dort gestanden und uns geküsst hatten, doch dann löste sich Scorpius bedauernswerterweise von mir.
„Du wolltest mit mir sprechen? Was gibt es denn zu besprechen?“
Ich runzelte die Stirn. Ich kramte in meinem Gedächtnis, doch mein Kopf war leer. Es war auch nicht gerade unterstützend, dass er mir immer wieder kleine Küsse auf die verschiedensten Stellen meines Gesichts hauchte.
„Keine Ahnung mehr.“
Auch als er sprach, hörte er nicht auf mit seinen Lippen mein Gesicht zu berühren.
„Hm, ich verstehe, … dann hast Du mich also … unter einem Vorwand … hier in die Bibliothek … gelockt. Naja, … aber immerhin … hast Du jetzt … den eigentlichen Zweck … der Bibliothek … bei Nacht … verstanden.“
Wir versanken erneut in einen Kuss, der fordernder war, als der erste. Man merkte, dass sich Scorpius seiner Sache plötzlich wieder sicher war. Womit er ja auch Recht hatte.
„Ist es Dir Ernst mit dem Date?“
„Hogsmeade? Natürlich! Ich habe noch nicht ein einziges Weihnachtsgeschenk und ich brauche immerhin drei!“
Ich wollte schon wieder aufbrausen.
„Ich brauche eins für meine Mutter und eins für meinen Vater und so wie es aussieht dann wohl auch noch eins für Dich.“
„Für mich?“
„Hm hm.“
Er küsste mich wieder.
„Aber dann ist es doch keine Überraschung mehr.“
„Och, wir können uns ja mal kurz trennen, damit Du meins und ich Dein Geschenk besorgen kann.“
„Ach, dann willst Du also auch ein Geschenk haben?“
„Natürlich!“
Da war er wieder, der selbstverliebte Scorpius und genau diese Art half mir, dass ich mich daran erinnerte, was ich ihn fragen wollte.
„Und was ist, wenn die anderen sich wieder den Mund zerreißen. Was ist, wenn die anderen Dir einen Vogel zeigen, weil Du mit mir ausgehst?“
„Sie haben keine Ahnung. Sie kennen Dich nicht.“
„Was wirst Du tun?“
Er zögerte.
„Ich weiß es nicht. Ich … ich meine, was sollen sie schon sagen?“
„Was ist, wenn sie lachen?“
„Was geht es sie an? Was geht es sie an, mit wem ich zusammen bin?“
„Dann sind wir jetzt zusammen?“
„Nicht?“
Jetzt wusste ich keine Antwort mehr. Ich und Scorpius Malfoy zusammen? Konnte das etwas geben? Was würden die anderen sagen? Was würde Claire sagen und vor allem, ich hatte bisher noch gar nicht an sie gedacht, was würden meine Eltern sagen?
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