von cavendish1605
Scorpius POV:
Eigentlich hatte es sich alles sehr gut gefügt. Ich hatte vor gehabt, mich bevor wir nach Frankreich fahren würden, von Claire zu trennen. Dabei war ich mir aber noch nicht ganz sicher gewesen, wie ich es anstellen würde.
Doch der Zufall hatte mir die Gelegenheit gegeben. Ich sehe sie heute noch vor mir stehen und mir das Angebot machen, dass ich mit ihr schlafen könnte. Sie würde ja verstehen, wenn ich mich nicht trauen würde, den ersten Schritt zu tun. Unglaublich. Was sich manche Mädchen dachten und dann auch wieder unglaublich, dass ich abgelehnt hatte. Naja, lachen kann man als Ablehnung bezeichnen.
Vielleicht hätte ich zuerst mit ihr schlafen und sie dann auslachen sollen. Keine Ahnung. Jetzt saß ich jedenfalls wieder mit Rose Weasley in einem Abteil und wiederum hatten wir den Auftrag erhalten uns einen Plan für das Wochenende zu machen.
Ich hatte damit gerechnet, dass sie mir Vorhaltung machen würde, wie ich so mit ihrer Freundin umspringen konnte. Ich hatte mich auf Wörter wie Arschloch, Egoist und noch viel Schlimmeres eingestellt, aber es kam nichts. Jedenfalls nichts Negatives.
Im Gegenteil. Rose war sehr freundlich zu mir und schenkte mir ein Lächeln nach dem anderen. Mir wurde jedes Mal warm ums Herz, doch ich versuchte eisern, dagegen anzukämpfen. Der Zug war abgefahren. Spätestens in dem Moment, als ich etwas mit ihrer Freundin angefangen hatte.
Sie musste wissen, dass es mir niemals Ernst mit Claire gewesen war und ich es nur getan hatte, um sie zu verletzten. Ich war selbst nicht sonderlich stolz auf diese Tat, denn ich hatte auf den Gefühlen von Claire herumgetrampelt, aber gut, was sollte es. Sie hätte ja auch nein sagen können.
Guckt nicht so vorwurfsvoll. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich sie mag und ich habe ihr auch keine Komplimente gemacht. Ich habe ihr einfach ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt und das hatte schon gereicht.
Doch nun war der Weg zu Rose versperrt. Es schien einfach für sie zu sein, ganz normal freundlich mit mir umzugehen. Wie sollte ich mich so auf die Vorbereitung konzentrieren? Wie sollte ich mich so auch nur annähernd auf das Spiel konzentrieren können? Das konnte nur schief gehen.
Und es wurde in der Tat eine mittlere Katastrophe.
„Scorpius? Was ist mit Dir los? Du machst Fehler, die hat Hugo mit sieben nicht mehr gemacht und der kennt noch nicht einmal alle Regeln.“
„Entschuldige, keine Ahnung, ich war mit meinen Gedanken gerade woanders.“
„Bei einer Frau?“
Ich merkte, wie Wut in mir hochstieg. Warum fragte sie so blöd? Natürlich waren meine Gedanken bei einer Frau. Bei einer rothaarigen Frau. Bei der gleichen, bei der sie schon seit Oktober waren. Vielleicht sogar schon seit August.
„Das geht Dich nichts an und tut auch nichts zur Sache. Wir sollten uns weiter auf unser Programm konzentrieren. Wir haben nicht viel Zeit. Morgen fliege ich gegen Durmstrang und am Sonntag trete ich dann gegen Beauxbatons an.“
„Dann spielst Du dieses Mal beide Spiele?“
„Das kommt darauf an, wie Professor Gold uns aufstellt. Wir sollten ihm die Entscheidung lassen und uns nicht die Köpfe darüber zerbrechen.“
Meine Stimme klang härter, als ich bezweckt hatte und sie zuckte ein wenig zusammen.
„Ich mache mir ein wenig Sorgen, Scorpius. Du bist total unkonzentriert. Gegen Durmstrang darf man sich nicht den kleinsten Fehler erlauben.“
„Lass das mal meine Sorge sein. Ich habe schon gegen sie gespielt. Du nicht, also kümmere Dich bitte um das, was wichtig ist.“
Dabei wusste ich genau, dass sie Recht hatte. Ich wusste, dass ich total unkonzentriert war und dass das ein großes Risiko für mich barg. Doch was sollte ich tun? Die Alternative wäre gewesen, dass Rose gegen Durmstrang flog und das war keine wirkliche Alternative.
Rose würden sie auseinandernehmen, zermalmen und anschließend wieder ausspucken. Nein, das konnte ich nicht zulassen.
Bereits nach dreißig Minuten war klar, dass Hogwarts das Spiel verlieren würde und ich mit großer Wahrscheinlichkeit am Ende keinen einzigen heilen Knochen mehr im Leib haben würde.
„Scorpius, Du kannst nicht mehr weiter spielen. Sie werden Dich noch umbringen. Du musst auf die Krankenstation.“
„Nein, ich werde nicht zulassen, dass Rose gegen Durmstrang fliegen muss. Niemals werde ich das zulassen. Egal, wie viele meiner Knochen gebrochen sind, ich kann es trotzdem besser aushalten als Rose. Ich will nicht, dass sie fliegt.
Ich werde durchhalten, bis dieser verflixte Sucher endlich den Schnatz gefangen hat.“
Es war nicht anzunehmen, dass ich noch den Schnatz fangen würde. Ich hatte vollends genug damit zu tun, mir die Klatscher vom Hals zu halten und auch der Quaffel sauste verdächtig oft sehr nah an mir vorbei.
Ich flog los und dann wurde alles schwarz.
Rose POV:
Er hatte eine Mauer um sich errichtet, die ich nicht durchdringen konnte. Er gab mir auf alle Fragen eine Antwort. Allerdings variierte die Antwort zwischen abweisend und zynisch. Sobald meine Andeutungen nur ein wenig persönlicher wurden, zog er sich sofort wieder zurück und blickte in eine andere Richtung. Ich merkte, dass es ihm nicht leicht fiel.
Ich wusste, dass er darauf wartete, dass ich etwas wegen Claire sagen würde, doch es würde nichts kommen. Ich hatte beschlossen, es zu vergessen. Ich hatte mich schließlich auch nicht besonders toll verhalten und Claire war eben unschuldig zwischen die Fronten geraten und zu Schaden gekommen. Ein Kollateralschaden eben, so wie Scorpius es auch genannt hatte.
Ich hatte schon ein wenig ein schlechtes Gewissen ihretwegen, denn wenn ich am Wochenende mein Ziel erreichte, würde ich unsere Freundschaft auf eine große Probe stellen, doch momentan sah es nicht gerade danach aus, dass ich mein Ziel erreichen würde.
Ich schaffte es ja noch nicht einmal mich außerhalb unserer Trainingseinheiten mit Scorpius zu unterhalten. Er hatte die Einheiten so kurz wie möglich gehalten und war in der übrigen Zeit nur von wunderschönen Schülerinnen von Beauxbatons umringt.
Sie hingen förmlich an seinen Lippen und er sonnte sich in ihrer Bewunderung. Ich hätte kotzen können. Entschuldigt, aber musste das denn wirklich sein? Musste er mich so strafen? Ich hatte doch meinen Fehler eingesehen.
Doch irgendwie war er nicht wie sonst. Seit unserer Abfahrt in Hogwarts war Scorpius fahrig und unkonzentriert gewesen und war es auch noch, kurz vor dem Spiel gegen Durmstrang. Es war fast nicht vertretbar, dass er sich auf den Besen setzte, doch er bestand darauf und im Grunde genommen wusste jeder, dass er fliegen musste, ich hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Doch auch ein völlig desolater Scorpius hatte keine Chance und wurde praktisch auseinander genommen.
Nach dreißig Minuten hätte Professor Gold ihn am liebsten ausgetauscht. Scorpius hatte schon viele Knochenbrüche und Prellungen davongetragen, doch er hielt sich noch auf dem Besen. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass ich gegen Durmstrang antreten musste und ich wusste, dass es nicht daran lag, dass er mir den Auftritt nicht gönnte. Er wollte mich schützen und musste dafür den Preis bezahlen.
Am Ende des Spiels geschahen zwei Dinge fast zeitgleich. Zum einen fing der Sucher von Durmstrang endlich den Schnatz und erlöste uns von diesem Drama und zum anderen trafen beide Klatscher Scorpius‘ Körper.
Wie ein nasser Sack fiel er von seinem Besen herunter und blieb bewusstlos auf dem Spielfeldboden liegen. Während Durmstrang triumphierte, wurde Scorpius so schnell wie möglich auf die Krankenstation gebracht.
Ich dachte nicht lange darüber nach, sondern stürzte wie eine Verrückte hinterher.
Nach zwei Stunden brachten sie Scorpius in ein Bett und ich wich nicht mehr von seiner Seite.
Gegen zehn versuchte Professor Gold mich von ihm wegzulotsen, doch ich weigerte mich.
„Nein, ich möchte hier bleiben. Ich möchte bei ihm sein, wenn er aufwacht.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“
„Warum?“
„Du solltest mal sehen, wie Du ihn ansiehst. Ich bin schließlich auch mal jung gewesen. Er wird sich sicher freuen, wenn er Dich beim Aufwachen sieht.“
„Da bin ich mir nicht sicher.“
„Aber ich mir. Er sieht Dich nämlich genauso an, wie Du ihn.“
„Dann darf ich bleiben?“
„Natürlich. Aber Du musst essen, wenn ich Dir Essen schicke. Er wird nämlich mit Sicherheit noch die ganze Nacht schlafen.“
„Versprochen.“
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