
Der Schein trügt
Kapitel 1: Wer den Wind sät, wird Sturm ernten
Das Leben schien vorbei, doch spürte ich noch Leben in mir. Weshalb? Eine von vielen Fragen, die ich jetzt noch nicht zu beantworten vermag. Ich spürte jeden Muskel, jeden einzelnen Schmerz in mir. Mein Körper war wie gelähmt. Ich weiß nicht was ich jetzt tun sollte, also versuchte ich mich an das letzte zu denken, was geschehen ist. Nur, will es mir nicht so richtig in den Sinn.
Ich schaue mich langsam um. Der Boden ist mit Staub bedeckt, die Tapete von den Wänden gerissen, die Möbel veraltet und die Fenster eingeschlagen. Wie bin ich hierher gekommen? Ich versuche mich aufzurichten, doch verließ mich meine Kraft viel zu früh und ich falle wieder auf den Rücken. Diese Ungewissheit bringt mich noch um. Wieso kann ich mich nicht bewegen? Wenn es irgendwo einen Gott gibt, dann bitte, hilf mir meine Fragen zu beantworten.
Und schon öffnete sich rechts von mir eine Tür, die ich gar nicht gesehen habe. Ein hoch gewachsener Mann und eine etwas kleinere schlanke Frau kamen herein.
Der Mann war ungefähr eins siebzig groß und so um die dreißig. Die Frau war blond, tolle Figur und bestimmt Mitte zwanzig. Ich wusste gar nicht wer diese Leute waren, deswegen sagte ich auch nichts. Nicht das ich irgendeinen Ton rausbekommen hätte.
Der Mann kniete sich vor mich und musterte mich genau. Die Frau jedoch stand mit dem Rücken zu mir, so als ob sie etwas verstecken wolle.
„Bist du dir sicher das er der Richtige ist? Unser Boss bringt uns um, wenn es nicht der ist den wir suchen.“ sagte der Hochgewachsene Mann und musterte mich immer noch. Die Frau zuckte nur mit den Achseln und drehte sich um.
„Natürlich ist er der Richtige. Die Beschreibung passt. Ich mache nie Fehler Dwayne.“ sagte die Frau und gab den Hochgewachsenen Mann, der wohl offensichtlich Dwayne hieß, einen Klaps auf die Schulter.
Dwayne schüttelte den Kopf und stand auf. Er drehte sich zu der Blonden Frau um und schenkte ihr ein Lächeln. „Hoffen wir das du Recht hast, Gloria. Denn sonst, sind wir beide tot.“ sagte Dwayne und sein Lächeln erstarb. Er drehte sich wieder zu mir um. Ich war auf alles gefasst, ich war bereit. Nur das dumme war, das ich mich nicht bewegen konnte. Egal ich muss es irgendwie versuchen, ich muss versuchen hier raus zu kommen.
„Sind sie Patrick Shaw?“ fragte mich Dwayne, aber ich tat so als ob ich nicht reden könnte. Er wiederholte die Frage noch ein bis zweimal, aber ich antwortete nicht.
„Wie viel hast du ihm von dem Zeug verabreicht, Gloria?“ er schaute wieder direkt in ihre Augen. Gloria zuckte wiedereinmal nur mit den Achseln und schaute mich an.
„Offensichtlich genug.“ murmelte Dwayne und erhob sich. Er drehte sich zu Gloria und gemeinsam gingen sie wieder zur Tür. Was passiert jetzt? Die können doch nicht einfach wieder gehen. Was ist mit mir?
Kurz bevor Dwayne die Tür geschlossen hatte sagte er: „Wenn du bereit bist zu reden, lassen wir dich vielleicht hier raus. Wir kommen Morgen wieder, vielleicht willst du ja dann reden. Eine angenehme Nacht wünsche ich dir, Zack.“
Was? Woher kennt er diesen Namen? Das kann nicht sein, ich habe nur mit meinen engsten Freunden über „dieses“ Thema geredet. Nicht einmal meine Freundin Zoey weiß davon. Ich muss hier unbedingt raus. Vielleicht ist das ja auch das FBI. Vielleicht halten sie mich gefangen und versuchen irgendetwas aus mir rauszubekommen. Aber das werden sie nicht. Ich werde bis Morgen warten und dann werden mir Dwayne und Gloria schon Antworten auf meine Fragen geben.
„Ob sie wollen oder nicht.“ murmelte ich noch bevor ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Der Schlaf war nicht so erholsam wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Albträume schlichen sich in meinen Kopf und versuchten mich verrückt zu machen. Immer derselbe Traum wie eine Frau in ein schwarzes Loch fällt, ich versuche ihre Hand zu greifen, doch ist der Abstand zu groß und sie fällt in das große schwarze Loch. Egal, es ist nur ein Traum.
Als ich erwachte sah es immer noch genauso aus wie gestern. Natürlich, warum sollte sich etwas ändern? In diesem Drecksloch gibt es nicht mal ein Klo.
Immerhin konnte ich mich bewegen. Ich setzte mich mit dem Rücken gegen die Wand und versuchte mit meinen Beinen die Wand hoch zu rutschen. Das wollte erst nicht gelingen, aber nach ein paar Versuchen stand ich in diesem Drecksloch aufrecht und versuchte einen Schritt vor den anderen. Ein paar mal schwanke ich, aber mit der Zeit gewöhnten sich meine Füße wieder an mein Gewicht. Ich ging sofort zu einem der Fenster und versuchte es zu öffnen. Es ließ sich nicht öffnen. Das Zweite Fenster wollte auch nicht aufgehen, das dritte versuchte ich erst gar nicht aus. Unnötige Kraftverschwendung.
Die Tür ging wieder auf und Dwayne und Gloria standen wieder in der Tür. Sie musterten mich und stellten schockiert fest das ich wieder laufen konnte. Gloria zückte sofort einen, so sah es für mich aus, einen langen Stock aus ihrer Tasche und zielte damit auf mich.
„Gloria, übertreibe es nicht. Er weiß doch gar nicht worum es geht.“ sagte Dwayne und legte seine Hand auf Glorias Arm, der den Stock hält. Sofort ließ sie ihren komischen Stock sinken. Nun wendete Dwayne sich an mich und kam auf mich zu.
„Ich hoffe du bist nun bereit zu reden, Zack.“ sagte er und deutete auf zwei Stühle die ich vorher gar nicht gesehen habe. Ich setzte mich und Dwayne sich mir gegenüber.
Dwayne legte seine Beine über kreuz und musterte mich mehrere Minuten lang.
„Also,“ sagte er, schnippte mit den Fingern und die Tür fiel ins Schloss. Verwirrt versuchte ich ihn anzusehen.
„Ist ihr Name Patrick Shaw?“ fragte Dwayne.
Ich schnaltze mit der Zunge und setzte mich aufrecht hin.
„Wer will das wissen?“ fragte ich zurück und erntete einen bösen Blick von Dwayne.
„Wenn du nicht reden willst, muss ich wohl jemand anderen schicken der mit dir redet. Und ich bezweifle das du IHN sehen möchtest.“ sagte Dwayne und war schon drauf und dran aufzustehen, doch ich hielt ihn zurück.
„Wer ist ER?“ fragte ich mit belegter Stimme. Dwayne setzte sich wieder und schaute mich an.
„Ich stelle hier die Fragen, nicht du. Aber wenn du meine Fragen schön beantwortest, werde ich dir deine beantworten. Ich gebe dir mein Wort.“ sagte Dwayne und hielt mir seine Hand hin, ich ergriff sie zögernd.
„Schön da wir das nun geklärt haben, können wir ja endlich loslegen.“ sagte Dwayne und holte einen Ordner aus seiner Innentasche seiner Jacke. Wie passt denn so ein großer Ordner in seine Jacke? Moment mal, die Größe des Ordners und die Farbe... das kann doch nur das FBI oder die Polizei sein. Ich versteifte mich automatisch auf meinem Stuhl.
„Heißen sie Patrick Shaw?“
„Ja.“
„Wohnhaft in London, 25 Wallstreet?“
„Ja.“
„Ledig? Keine Kinder?“
„Ja, keine Kinder.“
„Eltern?“
„Ich kenne nur meinen Vater, meine Mutter ist wohl bei meiner Geburt gestorben.“
„Name des Vaters?“
„Severus Snape.“
Dann war es still. Ich schaute auf den großen Ordner, weil ich Dwayne nicht ins Gesicht sehen konnte, da der Ordner mir die Sicht versperrte.
Mit einem komischen Geräusch klappte er den Ordner zu und gab ihn Gloria. Nun schaute er mich wieder an und musterte mich.
„Natürlich bist du Snape´s Balg. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.“ sagte Dwayne und stand auf.
„Hey, wir hatten eine Abmachung.“ sagte ich und versuchte ihn zurückzuhalten, doch er schlug meinen Arm weg und schlug mit seiner Faust direkt in mein Gesicht. Ich fiel zu Boden und spuckte Blut.
„Hör zu, kleiner. Solange du mitspielst wird dir nichts passieren.“ sagte er und kniete sich vor mich. Jetzt flüsterte er.
„Das muss echt aussehen, also mach es nicht schlimmer als es schon ist. Wir sind hier um dir zu helfen, nicht um dich zu verletzten. Spiel einfach mit und du bist ganz schnell hier raus. Ich werde dir deine Fragen beantworten, aber noch nicht jetzt. Du musst warten.“
Er stand wieder auf und ging mit Gloria zur Tür. Gloria verließ den Raum zuerst, dann folgte ihr Dwayne.
Jetzt war ich wieder alleine, ohne Antworten und ohne Hoffnung. Ich stand auf und schaute aus dem Fenster, dort sah ich Gloria und Dwayne, die aus dem großen Tor traten und auf einmal verschwanden. Wo sind sie hin? Das war doch alles sehr verwirrend. Dann musste ich wieder an die Worte von Dwayne denken. Das muss echt aussehen, hatte er gesagt, aber was heißt das?
Ich legte mich wieder auf meine viel zu harte Matratze und schlief sofort ein.
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