Die verlorene Wette - Die verlorene Wette
von Hobbit
Irgendetwas lief gewaltig schief, dachte sich Sirius bevor er die Augen aufschlug. Erstens erledigte Peter freiwillig die Strafarbeit, die eigentlich alle Rumtreiber hätten aussitzen müssen. Zweitens war James auf Erfolgskurs bei Lily Evans und drittens hatte er teilweise Gedächtnislücken, was die vergangene Nacht anging.
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Er atmete tief durch, zog sich am Treppengeländer hoch und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Dann warf er den Putzlappen in den Eimer, der ein paar Schritte entfernt stand.
Ja, er, Peter, hatte schon wieder Nachsitzen. Aber auch nur, weil er an der Reihe gewesen war, die Schuld ihres letzten Streiches auf sich zu nehmen.
Sie, die Rumtreiber, Remus Lupin, Sirius Black, James Potter und er, hatten es geschafft, die Bücherei zu überfluten.
Fairerweise musste man sagen, dass es nicht den gesamten Bestand der Bibliothek getroffen hatte, sondern nur die Abteilung, die sich mit der Verwandlung befasste. McGonagall ließ sich dadurch jedoch nicht erbarmen und verdonnerte sie dazu, die Mamortreppe in der Eingangshalle zu putzen und anschließend weihnachtlich zu dekorieren.
Weil Sirius jedoch schon das letzte mal das Besteck der Lehrerschaft hatte säubern müssen, Remus gerade seinen Astronomieaufsatz schrieb und James im Moment auf Erfolgskurs bei Lily Evans war (er hatte seit geschlagenen acht Wochen keinen Slytherin mehr öffentlich beleidigt und ging gewissenhaft seinen Pflichten als Quiddichkapitän nach, was so zu keiner Strafarbeit in den vergangenen zwei Monaten geführt hatte), musste Peter dieses Mal die Strafe ableisten.
Wobei, wenn er ehrlich war, machte es ihm nichts aus. Er musste zwar die Mamortreppe putzen, die dummerweise den Knotenpunkt Hogwarts‘ darstellte, doch es war der letzte Tag vor den Weihnachtsferien und somit lag das Schloss ziemlich ruhig und verlassen da. Der Großteil der Schülerschaft war nämlich am Morgen aufgebrochen, um das Fest und Neujahr bei ihren Familien zu verbringen.
Der Jahrgang der Sechstklässler hatte sich jedoch anders entschlossen und war so in Hogwarts geblieben. Einige naive Eltern gingen wohl davon aus, dass ihre Sprösslinge vom Lerneifer gepackt waren, Peter wusste es jedoch besser.
Während er rote Weihnachtskugeln aus seinem Zauberstab beschwor und mit diesen das Geländer der Treppe dekorierte, dachte er voller Vorfreude an ihre Weihnachtsfeier, die heute Abend im Raum der Wünsche stattfinden sollte.
Offiziell hieß es, dass sie sich einen gemütlichen Abend machen und Plätzchen backen wollten, doch es würde, da war sich Peter zu 110 Prozent sicher, wieder in eine legendäre Rumtreiberfete ausarten.
Selbst die Slytherins konnten nicht umhin, zuzugeben, dass sie von der Einladung, die durch die Rumtreiber erfolgt war, angetan waren. (Dies lag wohl an den Stories, die durch die anwesende Schülerschaft nach jeder Party die Runde machten.)
Auch hier musste man anmerken, dass es sich nicht ganz so zugetragen hatte wie James Potter es seiner Angebeteten mitgeteilt hatte. Sondern dass Remus Alice, die ebenfalls bei Peter im Jahrgang war, überredet hatte, ihren Freund Frank, der nach Ravaneclaw ging, mitzuteilen, dass diese Feier für den gesamten Jahrgang sei und dieser ja auch die Slytherins beinhaltete.
Letztendlich konnte gesagt werden, dass die Slytherins mit 15 Leuten vertreten sein würden… eine spannende Angelegenheit.
Mit einem letzten Schwenker seines Zauberstabs vollendete Peter sein Werk.
Zauberkunst war eines der wenigen Fächer in denen er gut war und die ihm Spaß machten und genau dieses Wissen hatte er nun einsetzen können.
„Merry Christmas“ vor sich hinsummend und seine Putzsache ganz aus Versehen hinter sich lassend, lief er hoch in den Gryffindorturm, um sich den Putzmittelgeruch mittels eines Gangs unter die Dusche wegzuwaschen.
~*~
Zwei Stunden später wurde der Raum der Wünsche von einem lauten Bass erschüttert, der Geruch von Zimt, Nelken und Orangen hing in der Luft und der Großteil der anwesenden Schülerschaft wippte den Takt der Musik mit.
Während Peter an seinem vierten Glühwein, den sie nach einem Muggelrezept hergestellt hatten, nippte, kam Sirius auf ihn zu.
„So, die kleinen Viertklässler hab ich wieder ins Bett geschickt. Sie sollen lieber mit ihren Merlinpüppchen und Kuscheltieren spielen. Das hier ist nichts für sie. Immerhin geht’s hier nicht ganz so jugendfrei zu…“
Peter verkniff sich Sirius darauf hinzuweisen, dass es lediglich bei ihm nicht ganz jugendfrei zugehen würde.
„Ich bin ja schon lange der Meinung, dass wir eine Ausweiskontrolle einführen sollten,“ sagte er stattdessen. „Eine was?“, ahnungslos starrte ihn Sirus an, während er seine Feuerzangenbowle (ebenfalls auf Muggelart) mit einem Schuss Feuerwhiskey versüßte.
„Wir kontrollieren ihren Geburtstag. Unter sechzehn kommt keiner rein, mit siebzehn gibt’s erst Alkohol.“ „Halt die Klappe, Peter, nur weil du auf dem Papier schon siebzehn bist …meine Wenigkeit ist dagegen noch nicht strafbar, außerdem heißt dein Alter noch lange nicht, dass du meinen wahnsinnigen Intellekt übertreffen könntest.“
„Deinen Intellekt werden wir spätestens morgen sehen, wenn du uns die Ohren voll jammerst, weil dein Schädel brummt.“ Empört setzte Sirius zu einer Antwort an, doch Peter verzog sich schleunigst und setzte sich auf eines der dunkelroten Sofas, die in einer Ecke des Raumes standen.
Während er seine Tasse Gedankenversunken von der einen Hand in die andere nahm, bemerkte er nicht, dass sich James neben ihn gesetzt hatte.
„Kopf hoch Peter, dir ist schon bewusst, dass Amelie die ganze Zeit alleine tanzt? Wie wär’s, wenn du-„ „Wo hast du eigentlich deinen Anhang gelassen, Krone?“, unterbrach ihn Peter, der beim Thema namens Amelie einen hochroten Kopf bekommen hatte.
„Mein Anhang? Was meinst du? Also… schön wäre es, wenn sie schon mein Anhang wäre.
Romantische Lieder tanzt sie nicht mit mir.“ James ließ den Kopf hängen. „Warts nur ab, sie tanzt noch nicht mit dir, das ändert sich schnell, wenn sie nämlich merkt mit wem sie jetzt tanzt, nämlich mit Schnievellus.“ „Was? Sie hat mir neulich doch erzählt, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun hat seid er sie am See beschimpft hat.“ „Das macht der Alkohol… da setzt das beste Hirn mal aus, schau dir Tatze an“, meinte Peter daraufhin altklug.
James riss entsetzt die Augen auf. „Wie viel hat er eigentlich intus? Ich dachte dieses Muggel-Gesöff -“ „Lass dass bloß nicht Lily hören“, unterbrach ihn Peter.
„Na gut, aber schau ihn dir an, das ist ja abartig. Ich mein Bellatrix, Bellatrix! Sie ist seine Cousine außerdem hege ich schon immer den Verdacht, dass sie zuhause zu viele Prügel auf den Schädel gekriegt hat, dass würde dann zumindest ihren IQ erklären.“ „Redest du von Bellatrix Black?“ fragte Lily, die sich zu Peter und James gesellt hatte. Peter nickte anstelle des sprachlosen James, dem Peter schließlich einen Ellebogen etwas unsanft in die Seite rammte.
Darauf entgegnete sie jedoch: „Ich habe gehört, dass sie ziemlich gut in der Schule ist. Abgesehen von Verwandlung. Wobei ich mir da echt nicht sicher bin, wahrscheinlich hat sie eine Sinneswandlung durchgemacht, wenn sie sich jetzt an Black rann schmeißt.“
„Du machst dir gerade keine Freunde, Mädchen“, knurrte James. „Ist mir bewusst.“
Lily lachte. „Ich wollte schauen, wie weit ich gehen kann. Wie weit ich bei dir gehen kann… Komm, tanzt du mit mir?“
Die beiden zogen von dannen.
~*~
„Tatze, Tatze! Sirius, verdammt, Black!“, James zerrte an der Schulter des Genannten.
„Du wirst sofort deinen Hintern hier raus bewegen und mit in den Schlafsaal gehen. Es ist abartig wie du hier in der Nische stehst und dein Gesicht befingerst nur weil dich deine Cousine… Ich bitte dich, auf die Wange geküsst hat. Also wirklich, McGonagall marschiert bald hier auf und Remus und ich können dich nicht durchs ganze Schloss tragen.
Ich darf kein Nachsitzen kriegen, dass weißt du ganz genau. Wenn Lily davon Wind bekommt bin ich -“ Es war kurz nach vier Uhr am Morgen und die letzten Nachzügler hatten gerade den Korridor vor dem Raum der Wünsche verlassen.
„Sie hasst mich nicht.“ Verträumt betrachtete Sirius den bewölkten Himmel.
Mit geweiteten Augen starrte James zu Remus. „Was haben sie ihm gegeben? War das Marys Liebestrank, den sie dir mal unterjubeln wollte?“ „Gut möglich, da lagen einige Flaschen unter dem einen Sofa…“ „Was suchst du unter den Sofas?“, interessiert musterte James Remus. Dieser jedoch schaffte es cool zu bleiben. „Marys Armband ist aufgegangen und runter gefallen.“ „Ja ja, du alter Charmeur“, James grinste wissend, was jedoch nur ein genervtes Schnauben seitens Remus hervorbrachte. „Sirius, komm jetzt mit oder wir gehen ohne dich. Morgen wirst du schon wieder klar denken können.“
„Lenk nicht ab, Moony.“ „Was denn?“, ahnungslos tuend schaute Remus seinen Freund an.
„Ich war es nicht, der ihm den Trank unter gejubelt hat. Aber bei Bellatrix bin ich mir sicher, dass da Snapes Finger im Spiel waren.“ Was hat der Schleimbeutel damit zu tun?“, James war ganz Ohr bei jeglichen Klatsch und Tratschgeschichten, die in Hogwarts kursierten.
„ Sie hat angeblich seinen illegal gebrauten ‚Felix Felicis’ Trank auf einmal getrunken.“
„Oho.“ James bekam Galleonengroße Augen. „Oho, klar dass sein vor Kreativität platzendes Oberstübchen so etwas produziert hat. Ich meine das ist ja wohl Kindergrarteniveau.“
„Woher kennst du überhaupt den Begriff?“ „Lily hat mich damit in der dritten Klasse betitelt“, seufzte James. „So was hinterlässt bleibenden Eindruck.“ Er grinste als hätte er eine ganze Siruptorte nur für sich.
„Aber das erklärt immer noch nicht, warum Tatze so drauf ist. Wo steckt er eigentlich?“
Die drei waren in Richtung Gryffindorturm aufgebrochen. „Tatze?!“
Der angesprochene blieb stehen – am anderen Ende des Korridors. „Aber Krone, wir müssen doch in die Kerker, bitte, Krone!“ Er bettelte und setzten seinen berühm – berüchtigten Hundeblick auf.
„Lass das, komm mit uns, sie ist heute bestimmt nicht in den Kerkern, da ists doch so kalt.“
Sirius trottete schließlich, sich mit dieser Aussage zufrieden gebend, hinter den Beiden her.
„Ich freu mich schon auf morgen, wenn wir ihm die ganze Story erzählen können.“ James grinste Remus diabolisch an.
„Du bist so was von unglaublich.“ Remus schüttelte den Kopf.
~*~
„Einen wunderschönen Guten Morgen, die Herren!“ Peter sprang auf seinem Bett herum und hatte soeben die Vorhänge aufgerissen.
Sonnenlicht flutete den Schlafsaal der Rumtreiber. „Schnauze, Pet!“ James vergrub seinen Kopf unter seinem Kissen.
„Mir brummt der Schädel“, kam es von Sirius. „Bitte, haben wir zu viel getrunken? Womöglich auch noch von den Liebestränken?“ James hatte sich doch aufgesetzt und schaute Sirius erwartungsvoll an.
„Liebestränke? Ich hab gerade andere Probleme.“ „Oh ja, zum Beispiel eine gewisse Person. Fängt mit B an und hört mit ellatrix auf?“
Sirius blinzelte einmal. Und nochmals. Langsam öffnete er den Mund, schloss ihn wieder und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
Die restlichen Rumtreiber tauschten leicht ratlose aber auch amüsierte Blicke.
„Jaa?“, fragte James.
„Verdammt.“ Sirius grinste. „Jetzt ist’s raus.“ Er lachte los. „Ich hab ne Wette am laufen. Mit Remus. Er sollte mit Mary ein Date vereinbaren, aber ich war mir sicher, dass er das nicht geschafft hat. Wenn er es nämlich geschafft hätte, dann hätte er mir einen Liebestrank unterjubeln dürfen, wenn er sie nicht gefragt hätte, dann wäre das mein Job gewesen…ich meine… Moment? Was habt ihr von Liebestränken geredet?
Moony hat nicht wirklich?“ Peter kringelte sich vor lachen. „WAS? Wie hat er das geschafft? Abfüllen und dann belästigen ist doch sonst nicht seine Art? Wie kann es sein, dass du eine Date mit Mary hast und ich mich vor de r halben Schule wegen dem Trank zum Affen gema- Remus Lupin!!!“, brüllte Sirius.
Remus stand etwas zu hastig auf und verließ den Schlafsaal – singend. Zum ersten Mal seit sechs Jahren
Peter wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
„Die eigene Cousine – bitter, würde ich mal behaupten und äußerst gut ausgewählt von Remus“, äußerte sich Peter.
„Ihr habt sie doch nicht mehr alle, nicht ernsthaft!“
„Was entsetzt dich jetzt mehr, die Tatsache mit deiner Lieblings - Bella oder Remus?“, fragte James unschuldig.
„Wenn du’s so willst, die Tatsache, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Wette verloren habe.“
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Ich sollte nur lesen, aber ich habe die Damen im Hörverlag davon überzeugt, dass es viel schöner ist die Figuren zu spielen, als nur zu zitieren.
Rufus Beck