von ZauBaerin
Kapitel 1
Er fing ihren Duft auf... schnupperte... sie war da. Irgendwo in der Menschenmenge. Trotz all der anderen Menschen um ihn herum, hatte er ihre Witterung aufgenommen.
Sie verströmte den für sie typischen Duft; eine Mischung aus Citrus, einem Hauch Zimt und ganz viel Frau. Kaum merkbar zuckten seine Nasenflügel, während er sich unauffällig umsah.
Und dann hatte er sie entdeckt. Sie stand am Rande der Tanzfläche, ein Glas Wein in der Hand und unterhielt sich mit dem neuen Lehrer für Flugunterricht, diesem französischen Muskelprotz mit dem albernen Namen Hercule Frimeur, der mit den Händen wedelnd auf sie einsprach. Es sah so aus, als würde sie ihm interessiert zuhören, denn sie lächelte und sah mit glänzenden Augen zu dem jungen Mann auf.
Ein unwilliges Grollen verließ seine Kehle und er machte sich unauffällig, mit leisen geschmeidigen Bewegungen auf den Weg, hinüber zu ihr. Je näher er ihr kam, desto intensiver reagierte er auf ihre Präsenz, auf ihre Ausstrahlung, ihre Weiblichkeit.
Wie war das nur möglich? Er kannte sie schon so viele Jahre; als Kind war sie ihm sogar unsagbar auf die Nerven gegangen. Aber noch nie, noch niemals zuvor, war ihm ihre Weiblichkeit aufgefallen.
Langsam umkreiste er sie, beobachtete, wie sie sich irritiert umsah, ihm einen flüchtigen Blick zuwarf und sich dann wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte. Er zog seinen Kreis enger, pirschte näher an sie heran, berührte wie zufällig ihren Rücken und sah mit Genugtuung, dass sie sich gerade aufrichtete, aber ihren Blick starr nach vorne gerichtet hielt.
Dann verschwand er wieder in der Menge.
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Sie spürte seit einiger Zeit Blicke, die auf sie gerichtet waren. Bemerkte, dass jemand sie beobachtete. Unauffällig versuchte sie herauszufinden, wer sie ins Visier genommen hatte, konnte aber niemanden entdecken, der seine Blicke über sie schweifen ließ.
Innerlich schüttelte sie den Kopf über sich selbst und schenkte ihrem Gegenüber wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Nicht dass sie es besonders interessant fand, was ihr neuer Kollege ihr erzählte. Aber sie liebte seine Aussprache, seinen französischen Akzent und wenn er noch etwas Unterhaltsames oder Spannendes erzählt hätte, hätte sie ihm stundenlang zuhören können. Zumal er noch recht ansehnlich mit seinen breiten Schultern und dem langen blonden Haar war. Wenn er nur nicht so ein Langweiler wäre!
Als sie plötzlich ein Prickeln verspürte, sah sie sich Irritiert um. Zahlreiche Gäste waren zu der jährlichen Weihnachtsfeier erschienen. Schüler, Lehrer, Mitarbeiter des Ministeriums, zahlreiche Honoratioren der Zaubererwelt. Doch niemand schien sie besonders zu betrachten. Sie bemerkte lediglich Severus Snape, der ihr einen Blick zuwarf, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er derjenige war.
Sie versuchte weiterhin dem Gespräch zu folgen, war aber ganz von dem Gefühl eingenommen, das sie durchfuhr. Dann spürte sie, dass etwas ihren Rücken streifte. Augenblicklich stellten sich die feinen Härchen auf ihrer Haut auf und sie straffte sich.
Er war es... Severus Snape! Sie war sich ziemlich sicher, doch als sie sich umschaute, war weit und breit keine Spur von ihm zu sehen.
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Severus hatte sich in eine stille Ecke zurückgezogen. Von einem Hauselfen ließ er sich ein Glas Feuerwhiskey bringen, um dann, den Drink leicht hin und her schwenkend, Hermione Granger mit zusammengekniffenen Augen zu beobachten. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich heute Abend eine leichte Beute zu suchen. Irgendeine Gespielin, die bereit war, sich auf seine Bedingungen einzulassen. Aus keinem anderen Grund war er zu diesem Weihnachtsspektakel hier erschienen. Auf diese Menschenmassen und das seichte Herumgesäusele konnte er gut verzichten.
Obwohl ihm seine Mitmenschen heutzutage, fünf Jahre nach der großen Schlacht und Voldemorts Ende, nicht mehr ganz so sehr auf die Nerven gingen, besuchte er solche Veranstaltungen trotzdem in der Regel nur, um sich eine Partnerin für eine schnelle, kurze Affäre zu suchen. Und das hatte er auch heute vor.
Langsam ließ er seinen Blick erneut durch den Saal schweifen, bewusst hinderte er seine Augen daran, noch einmal an Hermione Granger haften zu bleiben. Was ihm allerdings zugegebenermaßen ziemlich schwer fiel. Doch zwang er sich dazu, nach einem passenden Opfer zu suchen. Und dann hatte er eines entdeckt. In ein Gespräch mit der Direktorin von Hogwarts, Minerva McGonagall vertieft, stand eine schlanke, attraktive Blondine, die zumindest rein optisch in sein Beuteschema passte.
Mit einem Zug leerte er sein Glas und ließ es mit einer Handbewegung einfach so verschwinden. Dann machte er sich langsam auf, seine Beute zu erlegen.
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Hermione hatte sich gerade am Buffet einen Teller mit Leckereien zurechtgemacht und sah sich mit dem blonden Fluglehrer zusammen nach einer Sitzmöglichkeit um, als sie ihn entdeckte. Sie bemerkte, dass er seinen Blick auf Minerva geheftet hatte. Besser gesagt, auf Minervas Begleiterin.
Als ihr Kollege Hercule sie ansprach, fuhr sie erschreckt zusammen. „Schau Hermione. Dort drüben sind zwei Plätze frei.“ Er nahm ihren Arm, um sie hinüber zu führen. Galant zog er ihr einen Stuhl zu Recht. Nachdem Hermione Platz genommen hatte, sah sie sofort wieder zu Severus Snape. Beobachtete, wie er inzwischen fast bei Minerva und ihrer blonden Gesprächspartnerin angekommen war. Fasziniert verfolgte sie, wie er einmal um die beiden Frauen herum strich. Geschmeidig und elegant, seine Instinkte schienen ganz auf die Fremde fixiert zu sein. Unweigerlich hatte Hermione das Bild eines Wolfs vor Augen, der an seine Beute heranschleicht, um sie zu reißen. Sie sah seinen Blick, mit dem er die Blonde fast verschlang und stellte irritiert fest, dass es sie störte. Unwillig verzog sie den Mund.
Und doch beobachtete sie weiterhin fasziniert, wie er erst Minerva und dann die schöne Unbekannte ansprach, charmant lächelte. Wie er sie listig umgarnte, lockte und wie sie sich scheinbar machtlos dagegen, kurze Zeit später von ihm auf die Tanzfläche führen ließ.
„Hermione, langweile ich dich?“, wurde sie von der Stimme ihres französischen Kollegen aus ihren Betrachtungen gezogen.
„Wie? Ähm… nein, natürlich nicht, Hercule. Entschuldige bitte, meine Unkonzentriertheit. Es tut mir leid, ich war einen Moment lang abgelenkt“, entgegnetet sie schuldbewusst. Dennoch musste sie einen erneuten Blick auf die Tanzfläche werfen, nur um festzustellen, dass Severus Snape und die Blondine spurlos verschwunden waren.
Der Wolf hatte seine Beute gerissen.
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Severus wunderte sich immer wieder, wie leicht Frauen rumzukriegen waren. Er hatte sich nicht großartig anstrengen müssen, um diese Frau in sein Bett zu bekommen. Zwar hatte sie ziemlich angefressen reagiert, als er sie direkt nach dem Akt mehr oder weniger freundlich hinaus komplimentiert hatte, aber dass interessierte ihn reichlich wenig. Genüsslich nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse.
Heute war der letzte Schultag, dass heißt, eigentlich wurden die Schüler nur noch in die Ferien entlassen. Unterricht fand keiner mehr statt. Ab morgen waren Weihnachtsferien, dann hatte er erst mal bis nach Neujahr Ruhe vor den Schülern.
Weihnachten selbst würde er bei den Malfoys verbringen und die restlichen Tage, bis zu Schulanfang in seinem Haus am Spinners End.
Nachdem er seine erste Tasse Kaffee geleert hatte, füllte er sich Rührei auf seinen Teller und nahm eine Scheibe von dem Toastbrot. Er hatte heute Morgen richtig Hunger, was ihn vor sich hin grinsen ließ. Allerdings verging ihm dieses Grinsen schnell, als er sah, dass Hermione Granger gemeinsam mit diesem französischen Besenheini die Große Halle betrat. Beide sahen ziemlich müde und erschöpft aus.
Seine Blicke folgten dem Paar unauffällig, bemerkte eine gewissen Vertrautheit zwischen ihnen... sah, dass sie sich verstohlen von der Seite ansahen und ein Lächeln austauschten.
Ruckartig schob er seinen Teller von sich. Der Appetit war ihm vergangen, genauso wie seine gute Laune!
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Als Hermione mit Hercule zusammen die Große Halle betrat, wanderte ihr Blick, bevor sie es verhindern konnte, die Tischreihe der Lehrer entlang, um dann einen Moment lang auf Severus Snape hängen zu bleiben. Sein anzügliches Grinsen und seine zufriedene Mine zu beobachten, waren der Auslöser dafür, dass sich ihr Zwerchfell schmerzhaft zusammenzog. Rasch wandte sie ihren Blick ab, bevor er ihn überhaupt bemerkt hatte und rückte ein wenig näher an Hercule heran. Lächelnd sah sie zu ihm auf und verdrängte jeden Gedanken an Snape. Was ging der sie an? Und doch war sie nicht fähig, nicht noch einen letzten Blick auf ihn zu werfen. Scheinbar hatte er sie jetzt entdeckt, warum allerdings seine Mine sich so missmutig verzog, war ihr nicht ganz klar. Sich neben Hercule setzend, schaffte sie es jetzt endlich doch, dem Mann, mit dem sie die letzte Nacht verbracht hatte, ihre gesamte Aufmerksamkeit zu schenken.
Es war eine angenehme Nacht gewesen, ohne Frage. Nicht aufregend, oder berauschend, wie sie erhofft hatte, nein, es war... nun… nett gewesen. Und inzwischen hatte sie dieses ungute Gefühl und zweifelte die Richtigkeit ihres Handelns an. Was, wenn Hercule sich jetzt doch mehr von ihrem Zusammensein versprach. Wenn er eine Beziehung erhoffte. Eine Beziehung, die sie auf gar keinen Fall mit ihm eingehen wollte. Sie musste später mit ihm darüber sprechen.
Unwillkürlich wanderte ihr Blick wieder zu ihrem Kollegen aus den Kerkern. Er hatte seinen Teller von sich geschoben und starrte jetzt düster in seinen Kaffee.
Seltsam, als sie die Große Halle betreten hatte, schien er, seinem Gesichtsausdruck nach, für seine Verhältnisse gut gelaunt gewesen zu sein. Jetzt hingegen hatte sie den Eindruck, irgendjemand hätte einen Schalter umgelegt und ihm wäre die Stimmung abhanden gekommen. Sie schüttelte leicht den Kopf und griff zu ihrer Kaffeetasse, um einen Schluck von dem heißen Gebräu, welches Hercule ihr eingeschenkt hatte, zu nehmen.
Sie nahm sich fest vor, später am Tag, wenn die Schüler abgereist waren, mit ihrem französischen Liebhaber zu sprechen.
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Severus stand mit seinen Kollegen am großen Tor. Soeben waren die letzten Schüler abgereist. Leider war es ja seine Pflicht als Hauslehrer der Hauses Slytherin, dafür zu sorgen, dass all seine Schüler sicher und wohlbehalten Hogwarts verließen und ihnen noch ein paar mahnende Worte mit auf den Weg zu geben.
Diese Abreisetage waren jedes Mal schlichtweg chaotisch und alle Lehrer, insbesondere Severus waren froh, wenn die letzte Kutsche davon fuhr.
Er drehte sich um, damit er über den Vorplatz zum großen Tor gehen konnte. Beinahe wäre er dabei mit Hermine Granger zusammen gestoßen. Im letzten Moment konnte er sich noch bremsen. Sie zuckte erschrocken zurück und hielt sich rasch mit einer Hand an seinem Oberarm fest, damit sie auf dem glatten, zugefrorenen Boden nicht ausrutschte. Missbilligend starrte er mit hochgezogenen Augenbrauen auf ihre Hand. Rasch löste sie ihre Finger von seinem Arm.
„Entschuldige Severus. Es tut mir leid, dass ich mich an dir festgehalten habe!“, schnappte sie beleidigt.
„Ich werde es verkraften!“, knurrte er. „Aber das nächste Mal halte dich doch bitte an deinem Besenheini fest!“ Er gab ihr gar keine Gelegenheit zu reagieren, sondern machte sich schnellen Schrittes daran, in seine Kerker zu verschwinden.
„Idiot!“, murmelte Hermione ärgerlich vor sich hin.
„Du meinst doch wohl nicht mich, chérie?“, ertönte neben ihr Hercules Stimme.
„Nein, ich… ach, es lohnt sich nicht, darüber zu sprechen.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Was hältst du davon, wenn du mit in meine Räume kommst, Hercule. Wir müssen etwas besprechen.“
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Severus war in seine Kerker gestürmt und schlug nun die Tür zu seinen Privaträumen lautstark hinter sich zu. Genervt blieb er mitten im Wohnzimmer stehen und ballte die Fäuste.
An seinem rechten Oberarm meinte er noch immer Hermione Grangers Hand zu spüren. Wieso reagierte er seit Neuestem nur so intensiv auf dieses Weibsbild? Und das, obwohl er doch die letzte Nacht jede Menge Sex bekommen hatte. Es wurde Zeit, dass er einige Tage von Hogwarts fort kam.
Auf Malfoy Manor würde er schon auf andere Gedanken kommen. Bisher war er dort in den letzten Jahren immer auf seine Kosten gekommen. Morgen Abend würde dort der alljährliche Weihnachtsball stattfinden. Zwar hatte er ja erst gestern an so einer lästigen Veranstaltung teilnehmen müssen, aber unter den Gästen der Malfoys befanden sich immer wieder Frauen, die er für sich gewinnen konnte. Freundinnen von Narzissa, oder auch von Astoria. Er wusste, sein Freund Lucius würde sicher für ihn einige Damen der Gesellschaft einladen. Aus diesem Grund würde er auch einen weiteren Ball ertragen können.
Und vor allem würde er die Granger aus seinem Kopf und seinen Gedanken loswerden. Bei der Vorstellung, dass sie die Feiertage mit diesem französischen Besenheini verbringen würde, knurrte er unwillig vor sich hin. Ärgerlich musste er sich eingestehen, dass ihm das überhaupt nicht passte. Was fand sie nur an diesem gehirnlosen Muskelmann. Er hatte eigentlich von der Granger etwas anderes erwartet. Aber scheinbar kannte er sie doch nicht so gut, wie er geglaubt hatte.
Noch einmal knurrte er genervt auf und machte sich dann daran, seine Tasche zu packen, um in die Weihnachtsferien zu verschwinden.
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