von fiirvogel
Hallo liebe Leser,
Ich habe in den letzten Monaten viele andere Dinge gemacht, aber ich habe euch je länger je mehr vermisst! Deshalb habe ich eine neue Geschichte angedacht. Sie handelt, wie könnte es anders sein, von Severus Snape. Ich kann mir nicht helfen, ich finde ihn einen der interessantesten Charakter in der HP-Geschichte. Die Geschichte wird nicht so lange werden wie 'Aus der Asche'. Sie ist auch noch nicht bis zum Ende durchgedacht und vieles ist noch offen. Es ist ja ein Hobby, und soll s auch bleiben.
Ich werfe hier ein erstes Kapitel in die Runde und warte erstmal gespannt auf eure Reaktionen, bevor ich entscheide, ob ich die Sache weiter verfolgen soll.
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1. Kapitel
Noée rieb sich fröstelnd die Hände, während sie durch den Wald joggte. Plötzlich hörte sie in der Nähe ein Geräusch. Ein Ächzen, ein gequältes Atemholen. Ein verletztes Tier, schoss es Noée durch den Kopf. Sie blickte sich suchend um, konnte aber kein Tier entdecken. Vielleicht hatte es sich in die Felsenhöhle auf der anderen Seite des Flusses zurückgezogen …
Noée überquerte den Fluss, der zu dieser Jahreszeit glücklicherweise nicht viel Wasser führte und ging auf die Höhle zu, die sich hier unter den steil abfallenden Felsen verbarg. Als Kind hatte sie oft und gerne hier gespielt, wenn sie mit ihren Eltern hier in den Ferien gewesen war. Sie entdeckte Blutspuren auf dem Boden, die in die Höhle führten. Sie zögerte … Sollte sie es wagen? Noée blickte sich suchend um und hob schliesslich einen armdicken Ast auf: Bei einem verletzten Tier musste man aufpassen, es konnte sich bedroht fühlen und sie angreifen.
Vorsichtig betrat Noée die Höhle und wartete einen Moment, bis sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Im Schatten sah sie eine Bewegung und kniff die Augen zusammen: Dort lag etwas Grosses. Vorsichtig ging Noée näher, dann blieb sie abrupt stehen und sog sie erschrocken die Luft ein: Es war kein Tier, das da im hinteren Teil der Höhle kauerte, sondern ein Mensch. Ein Mann.
Aus seinem bleichen Gesicht blickte sie ein schwarzes Augenpaar warnend an. „Verschwinden Sie", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und versuchte, sich aufzurichten, sank aber sofort wieder auf den Boden zurück. Seine blutverschmierte Hand hielt krampfhaft einen schlanken Holzstab umklammert. Er richtete den Stab gegen sie, kniff die Augen zusammen und wollte offensichtlich etwas sagen, doch da lief ein Schauer durch ihn, der Stab fiel aus seiner kraftlosen Hand und der Mann kippte auf die Seite.
Noée kniete eilig neben ihm nieder und tastete mit zitternden Fingern nach seinem Handgelenk, um den Puls zu fühlen … Er lebte noch! Aber er würde verbluten, wenn es ihr nicht gelang, ihn rasch hier rauszuschaffen. Sie holte tief Luft, griff ihm von hinten unter die Arme, verschränkte ihre Hände vor seiner Brust und schleifte den leblosen Körper aus der Höhle. Dort legte sie ihn vorsichtig nieder und ging noch einmal in die Höhle zurück, wo sie den Holzstab aufhob. Sie betrachtete einen Moment die Verzierungen auf dem hellen Holz, dann klemmte sie den Stab unter ihren Gürtel.
Während Noée überlegte, was sie tun sollte, begann es zu regnen. Es würde ihr also nichts anderes übrig bleiben, als den Mann in ihr Cottage zu schleppen, entschied sie schliesslich seufzend. Sie brauchte lange und es kostete sie beinahe ihre letzte Kraft, den Bewusstlosen das kurze Stück zu ihrem kleinen Häuschen am Waldrand zu ziehen. Der Regen nahm zu und schliesslich entlud sich ein Jahrhundertgewitter über ihnen, mit dem sich der Sommer schlagartig verabschiedete und der kalten Herbstluft Platz machte.
Noée öffnete die Türe, die sie nie abschloss, wenn sie joggen ging. Wer sollte auch kommen? Sie war hier ziemlich weit von jeder Zivilisation entfernt, einen guten Kilometer ausserhalb des 300-Seelen-Dorfes mitten in den schottischen Highlands. Das einzige Haus in Rufdistanz was das der Familie Warwick, aber auch sie kamen nur in den Ferien hierher. Noée hatte sich vor einiger Zeit hier ins Wochenendhaus ihrer Eltern zurückgezogen und versuchte zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte, nachdem ihr Verlobter sie kurz vor der Hochzeit verlassen hatte.
Mit letzter Kraft zog Noée den Verletzten über die Schwelle in den Wohnraum und blickte sich ratlos um. Wohin mit ihm? Er zog eine Blutspur hinter sich her. Sie schleifte ihn kurzerhand zum Kamin hinüber und legte ihn auf den alten Teppich, der hier auf dem Holzboden lag. Den mochte sie eh nicht. Falls sie das viele Blut nicht mehr aus dem Teppich bringen sollte, konnte sie ihn endlich mit gutem Gewissen entsorgen. Sie knipste das Licht an, schloss die Türe, diesmal mit Schlüssel, und zog die Vorhänge. Sie ignorierte die Blutspur auf dem Parkett und kniete sich neben den Verletzten.
Er war sehr blass, sein Gesicht war umrahmt von schwarzen, zerzausten und inzwischen auch klitschnassen Haaren. Er hatte eine prominente Nase und dünne, beinahe blutleere Lippen. Und jetzt? Am besten würde sie den Notarzt rufen ... Noée griff gewohnheitsmässig in die Gesässtasche nach ihrem Mobiltelefon, bevor ihr in den Sinn kam, dass sie das vor ihrem Rückzug aus der Zivilisation in der Themse entsorgt hatte. "Scheisse", murmelte sie. Ihre Mutter hatte sie schon oft einen Hitzkopf genannt, der unüberlegt und impulsiv reagierte. Sie hatte wohl Recht!
Noée legte den Stab, den sie aufgehoben hatte, auf den Sims über dem Kamin, eilte ins Bad und brachte das Erste-Hilfe-Set ihres Vaters und einen ganzen Stapel Tücher. Dann öffnete sie vorsichtig die sonderbare, mittelalterlich anmutende Robe, die der Mann trug. Sie war zerfetzt. Darunter trug er ein ebenfalls zerschlissenes, weisses Hemd, das inzwischen mit Blut durchtränkt war. Sie knöpfte auch dieses mit zitternden Fingern auf. Der Verletzte hatte tiefe Schnitte auf der Brust. Noée presste ein Tuch darauf. Als sie es wieder wegnahm, um sich die Verletzung anzusehen, öffnete sie erschrocken den Mund. 'Verräter' stand da in tiefen Schnitten geschrieben.
Noée holte eine Schüssel warmes Wasser und tauchte ein Tuch hinein. Vorsichtig begann sie, das Blut wegzuwaschen. Sie desinfizierte die Schnittwunde mit Alkohol. Dann legte sie Mullkompressen darüber und klebte sie mit grosszügig viel Klebestreifen fest.
Den Mann aus seiner Kleidung zu schälen, erwies sich als grosse Herausforderung, zumal er nicht mithelfen konnte. Noée schwitzte, als sie ihm endlich das Hemd ausgezogen hatte. Auch seine Arme waren mit Blutergüssen und Schnitten übersät. Auf dem linken Unterarm trug er eine hässliche, alte Narbe, als wäre die Haut verätzt worden. Noée hielt inne, blickte zur Tür. Ihr war bei der ganzen Sache nicht wohl. Sicherheitshalber schob sie bei der Türe noch den Riegel vor und schloss die Fensterläden. Wer auch immer diesen Mann so zugerichtet hatte, sie wollte ihn nicht hier in ihrem Haus haben! Um sich noch etwas sicherer zu fühlen, holte sie die Pistole ihres Vaters aus dem Schrank und vergewisserte sich, dass sie geladen war. Sie hatte ihren Vater stets für leicht paranoid gehalten, aber er hatte darauf bestanden, dass man an diesem verlassenen Ort nicht genug vorsichtig sein konnte, und seiner Tochter gezeigt, wie man die Waffe benützte – nur theoretisch, Noée hatte noch nie selber abgedrückt.
Es dauerte lange, bis sie den Mann gewaschen und alle Schnitte an Armen und Beinen versorgt hatte. Am meisten Sorgen bereitete ihr die grosse Wunde auf dem Bauch: Sie hatte gezackte, violette Ränder und auch das Blut, das heraustrat, war irgendwie violett verfärbt, als handelte es sich um Gift. Noée behandelte diese Verletzung mit viel Alkohol. Anschließend hievte sie den Mann mit grösster Anstrengung auf ihr Bett im hinteren Teil des kleinen Häuschens und betrachtete ihn eine Weile ratlos. Schließlich atmete sie tief durch, strich sich die Locken aus dem Gesicht und machte sich daran, mit den restlichen Tüchern auch noch den Boden von der Tür bis zum Kamin zu reinigen. Den Teppich warf sie kurzerhand nach draussen. Es regnete gottlob unerbittlich weiter: Das ersparte ihr die Mühe, auch die Steinplatten vor dem Haus zu reinigen. Sie schüttete das Wasser im Bad in den Ausguss der Dusche … Die Wanne färbte sich rot.
Erst jetzt warf die junge Frau einen Blick auf ihr Spiegelbild und zuckte zusammen. Sie hatte eingetrocknetes Blut im Gesicht. Rasch drehte sie das Wasser auf und wusch sich Gesicht und Hände, dann zog sie ihre Trainingskleider aus und ging zurück in den Wohnraum, um trockene, saubere Kleider anzuziehen.
Sie schloss gerade den Gürtel, als sie bemerkte, dass der Mann aufgewacht war und sie aus glasigen Augen ansah. Er schien jedoch seine Augenlider kaum offen halten zu können. Noée trat näher.
„Wie fühlen Sie sich?", fragte sie, aber er antwortete nicht und sah sie stattdessen nur finster an. Nun gut, sie brauchte auf diese eher rhetorische Frage auch keine Antwort. Er sah miserabel aus. „Möchten Sie etwas trinken? Oder essen?"
Wieder keine Antwort. „Ich mache ihnen eine starke Brühe", entschied Noée schliesslich. „Das wird Ihnen gut tun."
Als sie sich umdrehte und zur Kochnische hinüber ging, hörte sie ihn hinter sich leise knurren: „Ich habe gesagt, sie sollen mich in Ruhe lassen!"
„Ja, das haben Sie", gab sie gereizt zurück. „Dann kippten Sie um und waren bis soeben nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu sagen, deshalb habe ich sie mitgenommen."
Na, was haltet ihr von dieser Idee? Seid ihr dabei? Soll ich weiterschreiben? Snape-Fans vortreten … Bin gespannt auf eure Kommis :o)
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