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Fanfiction

Gestohlene Erinnerungen - 18. Kapitel

von fiirvogel

18. Kapitel

Als Noée spät in der Nacht im Bett lag, konnte sie nicht einschlafen. Sie fühlte sich glücklich. Der Tag hatte wundervoll geendet, nachdem er so unglücklich begonnen hatte. Das Zubereiten der Salbe hatte ihr Spaß gemacht. Severus war heute Abend zuvorkommend und aufmerksam gewesen. Er hatte sich sichtlich Mühe gegeben, nachdem er am Mittag gemerkt hatte, dass er sie verletzt hatte. Sie ihrerseits hatte sich mit einem Essen für ihre etwas aufbrausende Art entschuldigt, und ihm hatte das Essen offensichtlich gut geschmeckt. Sie mochte diesen verschrobenen Mann, auch wenn seine Nähe ein prickelndes Gefühl auf ihrer Haut auslöste – oder vielleicht gerade deshalb.
Außerdem hatte sie heute Remus und Tonks kennengelernt. Beide waren sehr nett gewesen und Tonks war eine lustige und unterhaltsame Person. Noée freute sich darauf, mit ihr am nächsten Abend zu kochen und zu plaudern. Etwas einsam war es im Kerker bisweilen schon, auch wenn sie den Schutz genoss, den ihr diese Isolation im Moment bot. Schließlich hatte sie, als sie – wann war das schon wieder gewesen? – ihre Wohnung gekündigt hatte und ins Wochenendhaus ihrer Eltern gezogen war, genau das gesucht: Einsamkeit und Ruhe. Doch nun freute sie sich sehr, neue Menschen kennenzulernen.
Noée überlegt noch lange, wie sie den Fisch zubereiten und was sie dazu kochen sollte. Hoffentlich konnten die Hauselfen alles besorgen, was sie brauchte. Am liebsten wäre sie selbst einkaufen gegangen, sie verließ sich nicht gern auf andere. Auf der anderen Seite war das Essen hier in Hogwarts bisher ausgezeichnet gewesen, und wenn Noée Severus richtig verstanden hatte, dann waren die Hauselfen für das Kochen zuständig, also sollten sie ihr gute Zutaten besorgen können …

Noée träumte von Kesseln gefüllt mit dampfenden Tränken in schillernden Farben, von Riesen, so groß wie Bäume, von einer Küche voller Gewürze und Kräuter und von ihrem grummeligen Gastgeber. Was genau sie von ihm geträumt hatte, konnte sie nicht mehr sagen, als sie am nächsten Morgen erwachte, aber es war definitiv ein angenehmer Traum gewesen.
Noée streckte sich gähnend und ging ins Wohnzimmer hinüber. Severus saß am Fenster am gedeckten Frühstückstisch und las in einer Zeitung. Er senkte das Blatt, als sie sich räusperte, und blickte sie über den Rand der Zeitung hinweg an. „Schlafmütze“, knurrte er, aber es klang freundlich.
„Tut mir leid, ich lag gestern noch lange wach und überlegte, wie ich den Fisch heute Abend zubereiten soll. Du hättest mit dem Frühstück nicht auf mich zu warten gebraucht.“
Severus faltete die Zeitung und legte sie zur Seite. Er schenkte Kaffee ein und nahm ein frisches Brötchen. Noée fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, streckte sich noch einmal ausgiebig und setzte sich Severus gegenüber. Er sah nicht so aus, als wäre er gewillt zu warten, bis sie geduscht hatte.

Severus musste innerlich schmunzeln, als er Noée beim Essen beobachtete. Sie hatte zerzauste Haare, einen dunkelblauen Schlafanzug mit – Severus kniff die Augen zusammen – kleinen weißen Schäfchen drauf, und die grünen Augen wirkten noch ziemlich verschlafen. Vor genau einer Woche hatte er Noée aus der Klinik entführt. Seither hatte sie wieder Farbe im Gesicht und bisweilen sogar ein Leuchten in den Augen, nicht selten dann, wenn sie mit ihm Brauen durfte. Oder gestern, als sie ihn bat, Remus und Tonks einzuladen. Deshalb hatte er auch zugesagt, obwohl ihm alles andere als wohl bei der Sache war.
Noée blickte von ihrer Tasse auf und lächelte ihn an. „Ich freue mich auf heute Abend“, meinte sie. „Ich habe schon lange keine Gäste mehr bewirtet. Der letzte warst du, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern.“
„Bist du sicher, dass ich dein letzter Gast war?“, fragte Severus mit samtiger Stimme.
Noée runzelte die Stirn. „Stimmt, nein, ich habe noch für Arno gekocht. Wir haben meinen Geburtstag gefeiert. Da war ich ziemlich verpeilt, mein Gedächtnis war eine einzige Lücke … Nach dem Essen gingen wir in den Wald spazieren. Als wir bei der Höhle waren, in der ich dich gefunden hatte … ich weiß nicht, da kriegte ich plötzlich Panik …“
„Und wer ist Arno?“, erkundigte sich Severus möglichst beiläufig.
„Ein Nachbar“, erwiderte Noée knapp.
„Nur ein Nachbar?“
„Ein sympathischer Nachbar, wenn du es genau wissen willst.“
„Mhm …“ Severus hob die Augenbrauen.
„Lass das“, grummelte Noée. „Man könnte ja meinen, du bist eifersüchtig.“
„Eifersüchtig? Ich?“, ereiferte sich Severus. „Wieso sollte ich?“
Noée lachte, als sie sein entrüstetes Gesicht sah. „Ich weiß nicht“, erwiderte sie grinsend. „Aber ich kann dich beruhigen. Er hat schon lange eine Freundin. Sie ist zwar nicht halb so sympathisch wie ich, aber …“ Plötzlich wurde sie ernst. „Severus, könnten wir einmal zu meinem Cottage fahren. Ich möchte mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Ich habe meinen Eltern versprochen, ein bisschen darauf aufzupassen, bis sie im Sommer wieder von ihrer Reise zurückkommen. Außerdem … Vielleicht würde es meinen Erinnerungen etwas auf die Sprünge helfen. Ich meine, nicht, dass ich noch welche hätte, aber ein Besuch dort könnte deine Erinnerungen ergänzen. Was meinst du?“
Severus dachte eine Weile nach und nickte dann. „Das ist keine schlechte Idee. Nächste Woche beginnen die Weihnachtsferien, da habe ich Zeit.“
„Danke, Severus, ich bin sehr froh, dass du mir bei der ganzen Sache hilfst.“
Severus nickte stumm.
„Da wäre noch was … Ich sollte einmal meine Freundin, bei der ich gelebt habe, bevor … – du weißt schon – anrufen, damit sie weiß, wie es mir geht. Sie macht sich bestimmt Sorgen. Ich bin seit einer Woche einfach spurlos verschwunden … Und es ist bald Weihnachten. Ich sollte zusehen, dass ich meine Eltern irgendwie kontaktieren kann. Und bei Gelegenheit sollte ich wieder einmal zur Wohnung meiner Eltern, der Form halber, ich habe ihnen gesagt, dass ich keine Lust habe, dort zu leben, aber mal vorbeischauen, ob alles in Ordnung ist, die Post holen, die beim Postamt hinterlegt wird und so. Außerdem bräuchte ich Geld. Ich habe noch ein bisschen was, das sollte reichen, um Tonks zu bezahlen, was sie mir mitbringt, aber ich müsste auch sonst wieder einmal einkaufen gehen. Gibt es hier eine Ortschaft in der Nähe, mit Geldautomaten am besten …“
Das war etwas viel auf einmal. Severus war es nicht gewohnt, dass jemand ihm so viele Dinge auf einmal mitteilen wollte. Seine Schüler gaben auf seine Fragen meist nur einsilbige, oft sehr einfältige Antworten und seine Lehrerkollegen besprachen nie persönliche Belange mit ihm. Außer Remus manchmal … So ab und an fragte Remus ihn, ob er auf ein Glas Bier in die „Drei Besen“ komme. Neben fachlichen Fragen zur Verteidigung gegen die Dunklen Künste erzählte er jeweils auch von Tonks’ Arbeit als Aurorin, von den neusten Gerüchten über Todesser, von seinem Sohn, auf den er sehr stolz war, und von seinen Bedenken, dass er als Werwolf ihm oder Tonks einmal gefährlich werden könnte. Natürlich erzählte er das nicht alles auf einmal, aber Stück für Stück hatte Severus erfahren, was Remus beschäftigte. Nicht, dass es ihn jemals interessiert hätte, nein, natürlich nicht, aber es wurde ihm gerade soeben, während Noée ihn abwartend ansah, bewusst, dass Remus der einzige war, der manchmal Persönliches an ihn herantrug. Und jetzt war Noée da.
„Wir werden sehen“, antwortete er ausweichend, weil er nicht wusste, wie er alle diese Dinge auf die Schnelle unter einen Hut bringen sollte. „Das mit dem Reisen ist für Muggel nicht so einfach. Aber ich lasse mir was einfallen.“
„Vielleicht könnten wir ein Auto mieten“, schlug Noée vor. „Ich habe zwar keine Ahnung, wo wir uns geographisch befinden, aber mir macht es nichts aus, auch mal ein paar Stunden zu fahren. Ich krieg nicht allzu oft Gelegenheit, weil ich kein Auto besitze, aber das verlernt man ja nie.“
Severus musterte sie zweifelnd. „Ich mag Autos nicht“, stellte er klar. „Es gibt für Zauberer wesentlich effizientere Arten zu reisen.“
„Da bin ich mal gespannt“, lachte Noée und stand auf. „Ich gehe duschen, wenn du das Bad nicht brauchst.“

Severus sass in Gedanken versunken am Tisch, während er die Dusche rauschen hörte. Er musste das mit den Erinnerungen hinter sie beide bringen, am Besten bevor Tonks und Remus kamen. Er trug es schon lange genug mit sich herum. Er würde Noée gleich anschliessend durch die wichtigsten Erinnerungen führen. Sie brauchte nicht alles zu wissen. Er würde genau aufpassen müssen, dass er seine Erinnerungen so gut im Griff hatte, dass ihm kein Patzer unterlief und er ihr nicht unbedacht Dinge zeigte, die sie nicht zu wissen brauchte und die sie nur noch mehr aus dem Gleichgewicht und ihn in Erklärungsnotstand bringen würden.
Severus wartete, bis Noée frisch geduscht und angezogen vor ihm stand. Er musterte sie von oben bis unten, bis sie nervös auf den Fussballen zu wippen begann, dann hob er die Augenbrauen und fragte: „Soll ich deine Haare trocknen?“
Noée nickte und errötete.
Severus zog langsam seinen Zauberstab hervor. Noée sah ihn ruhig an und wich auch nicht zurück, als er den Stab auf sie richtete. Da sie sich ihm so furchtlos anvertraute, versuchte er gleich noch einen zweiten Zauber, der ihr die Haare zu einem Zopf flocht.
Noée griff sich überrascht an den Hinterkopf und sah ihn fragend an.
„Steht dir gut“, meinte er nur und deutete zum Sofa. „Ich schlage vor, wir machen weiter mit den Erinnerungen.“
Noée schluckte. „Nun kommt wohl der schwierigste Teil“, bemerkte sie.
„Das kannst du laut sagen“, knurrte Severus. „Es sind aber nur Erinnerungen, Noée. Es passiert dir nichts, versprochen.“
„Ich weiss“, antwortete sie leise und setzte sich. „Ich weiss, dass mir nichts passieren kann, wenn du dabei bist.“
Severus versuchte zu lächeln über diese Vertrauensbezeugung. Die Erinnerungen würden Noée leider eher das Gegenteil beweisen, nämlich dass er sie vor rein gar nichts hatte schützen können. Er hoffte, dass sie das verkraften würde.
Jetzt nur nicht die gedankliche Kontrolle verlieren, dachte er, als er sich neben Noée setzte und sie ihn nervös ansah. Nicht in diese Augen sehen! Er schloss einen Atemzug lang die Augen, um seine Erinnerungen zu sortieren, dann öffnete er sie wieder und nickte Noée zu. „Okay …“ Er rückte etwas näher, bis ihre Knie sich berührten – diesmal zuckte Noée nicht zusammen –, und hielt sich den Zauberstab an die Schläfe …
Kurz darauf sah er erneut, wie Noée ihn sanft wachrüttelte und ihm eine Schmerztablette anbot. „Es ist die letzte“, entschuldigte sie sich lächelnd. Dann sah er sich im Raum um und bemerkte die brennenden Kerzen. „Sie mögen’s romantisch?“, fragte er und Noée konterte frech: „Sie nicht?“ Sie flirtete mit ihm, kein Zweifel, das musste ihr jetzt beim Anblick seiner Erinnerungen bestimmt auch bewusst werden. Als sie das Essen brachte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen: Das Fleisch an Sauce sah hervorragend aus. Noée setzte sich mit unterschlagenen Beinen neben ihn aufs Bett und genoss es sichtlich, ihm beim Essen zuzusehen, während sie Wein trank.

Severus liess noch einmal Noées Monolog Revue passieren, während er ass, und Noée hörte sich selbst erstaunt zu. Was sie diesem beinahe Fremden alles in treuherziger Offenheit erzählt hatte! Und wieviel Wein sie dazu getrunken hatte! Noée wusste ungefähr, wieviel sie vertragen konnte, und an dem Abend, den sie gerade in diesem seltsamen Film betrachtete, respektive in Severus’ Haut nacherlebte, hatte sie sich definitiv in den Kopf gesetzt, sich zu betrinken und ihren Geburtstag mit einem ihr unbekannten Mann ausgelassen zu feiern. „Wie alt sind Sie?“, erkundigte sich Severus gerade. Noée zögerte, bevor sie antwortete: „30. Und Sie?“ Sie merkte, dass Severus sofort erkannt hatte, dass sie ihn angelogen hatte. Sie spürte seinen Unwillen und realisierte, dass er seinerseits auch nicht bereit war, ihr die Wahrheit zu sagen. Severus hatte aber nicht nur gemerkt, dass sie gelogen hatte, er holte anschliessend alle möglichen Dinge aus ihrem Gedächtnis. Noée wurde allmählich nervös, als ihr bewusst wurde, dass er ihre Gedanken erriet. Ob er tatsächlich in ihren Augen lesen konnte? Ob er auch gemerkt hatte, dass sie mit ihm flirtete? Bestimmt! Noée rutschte nervös von Severus weg, aber er ergriff ihre Hand und drückte sie – zärtlich?
„Ich bin zufrieden“, erklärte die andere Noée Severus in eben dem Moment. „Ein gutes Essen, romantisches Kerzenlicht, nette Gesellschaft, ein anregendes Gespräch …“ Noée spürte, dass Severus ihre Flirtversuche alles andere als kalt liessen. Sie fühlte gerade seinen Wunsch, die Frau zu küssen, und starrte in ihre eigenen, erwartungsvoll funkelnden Augen wie in einen Spiegel … Das war zuviel! Sie wollte sehen, wie er sie küsste, wollte, dass er sie berührte, und war sich nicht sicher, ob das nun seine Gefühle oder ihre eigenen waren … Dann riss der Film.
Noée sah Severus an und spürte seinen forschenden Blick auf ihr. Sie sah weg. Ob er tatsächlich Gedanken lesen konnte? Sie wurde knallrot und stand eilig auf, bemüht, möglichst viel Distanz zwischen ihn und sich zu bringen. Sein amüsierter Blick folgte ihr. Noée kniff die Augen zusammen. „Kannst du Gedanken lesen oder nicht?“, fragte sie irritiert und versuchte, ihn möglichst nicht anzusehen. Es war ihr ausgesprochen peinlich, dass er vielleicht erraten konnte, was sie gerade gedacht hatte.
„Auf diese Distanz nicht“, versicherte er ihr und erhob sich ebenfalls von der Couch. Er folgte ihr bedächtigen Schrittes durch den Raum, bis er schliesslich wieder dicht vor ihr stand. „Auf diese Distanz schon“, raunte er. Sie starrte angestrengt auf den Boden, da legte er ihr die Hand unter das Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen.
Noée starrte wie ein hypnotisiertes Kaninchen in seine unergründlichen Augen.
„Lass das“, hauchte sie. „Ich will nicht, dass du meine Gedanken liest.“ Es sollte trotzig klingen, aber Noée hatte nicht den Eindruck, dass das rüberkam.
„Das tue ich nicht.“
„Woher soll ich das wissen?“, gab sie vorwurfsvoll zurück. „Damals hast du das doch auch gemacht und ich hab’s nicht gemerkt!“
„Dann schliess die Augen.“
Noée kniff angestrengt die Augen zu. Sie spürte ihn nur zu deutlich direkt vor sich.
„Ich habe an jenem Abend in deinen Gedanken gelesen, weil du mich offensichtlich angelogen hattest und ich dich nicht kannte“, erklärte er ruhig. „Ich konnte lesen, dass du älter sein wolltest, weil du dachtest, ich könnte dich für zu jung halten … Danach habe ich in deinen Gedanken gelesen, weil du mich dazu aufgefordert hattest … Und jetzt gerade brauche ich nicht in deinen Gedanken zu lesen, es steht alles in Grossbuchstaben auf deiner Stirn.“
Noée schlug mit einem Stöhnen die Hände vors Gesicht. Sie hörte Severus leise lachen und wollte gerade etwas erwidern, als seine Hände nach ihren griffen und sie wieder von ihrem Gesicht wegzogen. Sie öffnete die Augen und sah direkt in seine schwarzen, warmen Augen.

Severus schluckte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Kurz überlegte er, ob er sie küssen sollte, aber sie wirkte gerade so unglaublich verwirrt, dass er sich dagegen entschied, um sie nicht noch mehr durcheinander zu bringen. Stattdessen hob er ihre Hände und hauchte ihr einen Kuss auf die Finger.
„Severus?“ Noées Stimme zitterte leicht. „Ich … ich möchte nicht wissen, was an dem Abend alles passiert ist. Mit uns, verstehst du? Ich kann mich nicht mehr erinnern und … Wenn irgendetwas war und je nachdem, was … das wäre mir unendlich peinlich. Kannst du das verstehen?“
Severus nickte langsam. Ihm fiel ein Stein vom Herz. Er hatte sich Sorgen gemacht, sie mit diesen Erinnerungen zu brüskieren, und war froh, dass sie sie gar nicht sehen wollte. „Wir müssen weitermachen, Noée. Ich glaube, wir sollten uns endlich ansehen, was passiert ist, als uns die Todesser gefunden haben …“
„Wer?“, fragte Noée entsetzt.
„So nennen sich diese Zauberer – und Hexen.“
„Was für ein abstossender Name.“
Severus nickte. „Das ist der Zweck dieses Namens. Er soll abstossen und schockieren, er soll die Menschen einschüchtern … Können wir?“
Noée sah aus, als würde sie umkippen, aber sie drückte seine Hand und nickte tapfer.
Severus führte sie zurück zum Sofa. Er setzte sich dicht neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Wir machen das gemeinsam, einverstanden? Es kann nichts passieren. Noée, egal wie real es sich anfühlt, es ist nur eine Erinnerung. Es geschieht nicht wirklich, es ist schon lange vorbei und keiner dieser Männer kann dir noch gefährlich werden.“
„Sind sie im Gefängnis?“
„Zwei. Einer ist tot.“

Severus konzentrierte sich auf die Erinnerungen jenes Abends. Es kostete ihn viel Überwindung … Er hielt den Zauberstab an seine Schläfe, zog einen silbernen, pulsierenden Faden hervor und berührte damit Noées Kopf. Sie zuckte erschrocken zusammen, als die Tür mit einem Knall aufflog und drei vermummte Gestalten im Türrahmen ihres Cottage standen. Severus hielt sie fest und zog sie enger an sich. Noée sog erschrocken die Luft ein, als sie sah, dass die drei Männer ihre Zauberstäbe auf sie richteten. Instinktiv wollte sie flüchten, doch Severus hielt sie fest. Sein zweites Ich rollte sich geistesgegenwärtig vom Bett, doch Noée durchfuhr es siedend heiss, als sie realisierte, dass sie selbst sich nicht rührte. Und prompt traf sie ein farbiger Blitz und Blut trat aus einer hässlichen Wunde am Arm. Noée registrierte flüchtig, dass ihre Bluse halb geöffnet und ihre Haare zerzaust waren, dann rief Severus: „Duck dich!“ und die Noée im Film rollte sich vom Bett, schnappte den Zauberstab und stiess ihn unter dem Bett hindurch. Noée spürte Severus’ Bewunderung über ihre Geistesgegenwart, während er mit dem Zauberstab einen der Männer ausser Gefecht setzte. Der Maskierte knallte mit dem Kopf gegen den Türpfosten und hinterliess eine Blutspur auf dem Holz.
Noée spürte ihren Bauch schmerzen und bemerkte, dass Severus’ Hemd blutgetränkt war. Sie fühlte seine Anspannung und den Schwindel, der ihn erfasste. „Lass uns draussen darüber reden“, schlug er vor. „Die junge Frau hat nichts damit zu tun.“ Als einer der Männer Anstalten machte, auf Noée, die starr neben dem Bett kauerte, zuzugehen, stand Severus entschlossen auf und ein Blitz löste sich aus dem Zauberstab. Die Antwort kam umgehend. Noée sah einen violetten Lichtblitz auf sich zufliegen, dann verlor Severus das Gleichgewicht und Noée spürte den Schmerz, als er mit dem Kopf gegen eine Holzkante prallte. Dann schrie der Mann: „CRUCIO“ und Noée schrie auf, als Wellen von Schmerz sie durchzuckten, aber Severus hatte den Arm um sie geschlungen und liess sie nicht los. Gerade als Noée spürte, dass Severus nicht mehr ertragen konnte, sah sie die Noée im Film aufstehen und sich entschlossen zwischen Severus und die Angreifer stellen.
Panische Angst überkam sie selbst, als sie beobachten musste, wie einer der Männer sie packte und zu sich zog. Sie biss und trat, worauf er ihr eine solche Ohrfeige verpasste, dass sie aufs Bett fiel, dann brüllte der Mann erneut: „CRUCIO“. Noée hielt in Erwartung neuer Schmerzen den Atem an, doch diesmal hatte der Angriff nicht Severus gegolten, sondern Noée, die sich schreiend hin und her wälzte, während sich die Laken um sie herum rot färbten. Severus stand erneut taumelnd auf und versuchte, die Angreifer von der jungen Frau abzulenken, doch ein Blitz aus einem der Zauberstäbe später spürte Noée, wie Severus hart gegen die Wand prallte und sich kühles Metall um seine Hand- und Fussgelenke schloss. Er konnte sich nicht mehr bewegen und eine weitere Schmerzwelle überrollte ihn. Noée keuchte und krümmte sich zusammen. Severus neben ihr ebenfalls, aber er hielt sie fest in den Armen …

Es dauerte eine Weile, bis Noée merkte, dass sie wieder in Severus’ Wohnung waren. Sie kniete zusammengekrümmt zwischen Couch und Couchtisch am Boden und schnappte nach Luft. Wie durch einen Nebel hörte sie Severus’ Stimme. Er hielt sie in den Armen und redete beruhigend auf sie ein. „Es ist nichts passiert. Noée, es ist vorbei, ganz ruhig.“ Er strich ihr über die Haare und zog sie an sich. Noée schmiegte sich schluchzend an ihn.


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