von fiirvogel
Liebe Leser, ich habe einen neuen Job angefangen, der mir unheimlich Spass macht, allerdings ist meine Zeit seither etwas knapper bemessen. Auf meine Kreativität hat es sich auf alle Fälle nicht negativ ausgewirkt, im Gegenteil! Rechtzeitig vor Ostern hier für euch das nächste Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch :D Herzlich fiirvogel
20. Kapitel
Später, als Tonks und Noée – sie hatte das Kleid wieder ausgezogen, damit es nicht schmutzig wurde – nebeneinander in der Küche standen und die Honig-Senf-Marinade für den Lachs vorbereiteten, legte Noée plötzlich das Messer, mit dem sie gerade den Dill hackte, zur Seite und sagte zu Tonks: „Ich möchte mich noch bei dir bedanken: Du hast uns das Leben gerettet.“
Tonks sah sie erstaunt an. „Hat das Severus erzählt?“
„Ja, er sagte, dass wir ohne deine Geistesgegenwart nicht mehr leben würden.“
„Wow, das ist ja ein Kompliment aus seinem Mund!“, lachte Tonks und fuhr dann ernst fort: „Ich war ja nicht alleine. Es war noch ein anderer Auror dabei und Remus hat uns auch begleitet, weil er sich Sorgen um Severus machte.“
„Kennen sie sich schon lange?“
„Sie gingen miteinander in die Schule. Damals mochten sie sich überhaupt nicht. Doch zwei Kriege Seite an Seite kämpfen, gemeinsame Freunde verlieren, das alles prägt die Menschen wohl sehr. Remus hat grossen Respekt vor dem, was Severus alles auf sich genommen hat … Wir alle. Leider hat er einen ziemlich schwierigen Charakter. Es ist nicht gerade einfach, mit ihm befreundet zu sein. Remus ist in dieser Hinsicht sehr geduldig und friedfertig.“ Sie lachte. “Ich könnte das nicht.“
„Du bist doch jetzt auch hier.“
Tonks lachte. „Jaaa … Wie gesagt, ohne dein Zutun hätte er mich bestimmt nicht eingeladen. Unterschätz deinen Einfluss auf ihn nicht, Noée, so offen habe ich Severus noch nie erlebt.“
„Du übertreibst.“
„Nein, es stimmt!“, beharrte Tonks. „Er hat sich nach dem Überfall auf euch schwere Vorwürfe gemacht, dass er dich nicht hatte schützen können.“
„Sie waren zu dritt und er war schwer verletzt. Klar konnte er da nicht gegen sie bestehen. Deshalb braucht er sich doch keine Vorwürfe zu machen.“
„Machte er sich aber … Er sagte Remus, er hätte wissen müssen, dass sie ihn suchten, und er hätte gehen sollen, als er wieder auf den Beinen stehen konnte.“
„Er hätte es nicht einmal bis ins Dorf geschafft“, protestierte Noée. „Er hat mir seine Erinnerungen gezeigt, in dem Zustand wäre er nicht weit gekommen!“
„Er hat dir seine Erinnerungen gezeigt?!“, rief Tonks überrascht aus. „Hat ihm Minerva das Denkarium geliehen?“
Noée sah sie verwirrt an. „Keine Ahnung, was das ist. Er hat mit dem Zauberstab einen silbernen Faden aus seinem Kopf gezogen und mir an die Schläfe gehalten. Es war wie in einem Film, ausser dass ich mitspielte – in seiner Rolle quasi.“
Tonks war einen Moment sprachlos. „Das hätte ich ihm nicht zugetraut“, gestand sie leise und rührte in der Marinade.
„Das genügt“, erklärte Noée. „Jetzt kannst du den Lachs mit der Marinade bestreichen, danach lassen wir sie einwirken und bereiten das Gemüse vor.“
Eine Weile arbeiteten sie schweigend weiter, bis Tonks fragte: „Und er hat dir alles gezeigt?“
Noée musste daran denken, wie sie ihn gebeten hatte, ihm nicht zu zeigen, was zwischen ihnen beiden gelaufen war, und blickte auf den Boden. Sie gab keine Antwort und fragte stattdessen: „Kannst du auch Gedanken lesen?“
„Ich?“ Tonks lachte. „Nein, nicht gut. Das ist schwierig, es gibt nur wenige wirklich gute Legilimentiker. Severus ist einer von ihnen, er kann mit Augenkontakt jeden gnadenlos und meistens unbemerkt durchleuchten.“ Sie musterte Noée, die immer noch auf die Fliesen starrte. „Mich kannst du ruhig ansehen, ich sehe nicht mehr in deinen Augen, als du in meinen.“
Noée hob den Blick und wurde rot.
Tonks lachte schallend. „Zugegeben, man braucht auch nicht unbedingt Gedankenleser zu sein, um zu erraten, wer dir gerade durch den Kopf spukt.“
Noée seufzte. Sie wusste, dass man ihr ziemlich schnell ansah, was sie dachte. „Kann man etwas dagegen machen?“, erkundigte sie sich.
„Du meinst, deine Gedanken etwas besser verstecken?“, fragte Tonks zurück. „Vor Severus kaum … Ich bin auch nicht gerade gut darin, weißt du. Dazu kommt, dass ich immer gleich noch sagen muss, was ich denke. Aber Severus ist ein Meister darin, seine Gedanken zu verbergen. Vielleicht kann er dir einen Tipp geben und mit dir üben … wenn er denn will!“
„Es ist sehr unangenehm, weißt du? Immer das Gefühl zu haben, dein Gegenüber liest dir alles, was du gerade denkst und fühlst, in den Augen ab …“
Tonks überlegte einen Augenblick. „Ich glaube nicht, dass er das die ganze Zeit macht … Nein, das würde er bestimmt nicht machen. Das ist eine Frage des Respekts vor der Privatsphäre des anderen und er verlangt immer, dass man die respektiert. Severus wendet die Legilimentik nur an, wenn er seinem Gegenüber nicht traut oder wenn er etwas Wichtiges herausfinden muss. Im Krieg war das sehr wertvoll; er konnte auf diese Weise prüfen, ob ein Informant vertrauenswürdig war oder nicht … Sprich ihn doch darauf an. Sag ihm, dass dir unwohl dabei ist. Du magst ihn schon sehr, nicht wahr?“
Noée wurde wieder rot und verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. „Ach Tonks, es ist schrecklich. Man sieht es sofort, oder?“
Tonks lachte. „Ja, man sieht es ziemlich gut.“
„Ob er es auch bemerkt hat?“
„Severus? Da kannst du Gift drauf nehmen.“
„Oh Mann!“ Noée vergrub das Gesicht in den Händen.
„Halb so schlimm“, tröstete sie Tonks. „Es scheint ja auf Gegenseitigkeit zu beruhen …“
Die beiden Frauen fuhren herum, als sich in ihrem Rücken jemand räusperte. Remus stand im Türrahmen. „Ich hoffe, ich störe euch nicht …“
Noée versuchte ziemlich erfolglos, die Röte aus ihrem Gesicht zu vertreiben und grinste nervös.
„Männer stören immer, wenn Frauen miteinander plaudern“, stellte Tonks klar.
Remus schmunzelte. „Das war nicht meine Absicht. Wir gehen ins Labor hinunter. Severus möchte mir zeigen, was er bezüglich des Wolfbanntranks herausgefunden hat. Ich wollte nur fragen, ob ihr auch ein Glas Whisky möchtet.“ Er hielt die Flasche in die Höhe.
Tonks verzog das Gesicht. „Du weißt, dass ich Whisky nicht mag, Remus.“
„Noée, was ist mit dir?“
„Ich stehe auch mehr auf süss.“
„Banausen“, brummte Severus, der jetzt hinter Remus auftauchte. Noée versuchte, ihn nicht anzusehen. Ihre Augen wanderten nervös in der Küche umher.
„Wir besorgen uns etwas anderes“, unterbrach Tonks das Schweigen. „Und nun brauchen wir Ruhe beim Kochen … nicht, dass noch etwas anbrennt.“
„Ich habe dich gewarnt, Tonks“, meinte Severus mit samtiger Stimme. „Du sollst in meiner Küche nichts anfassen.“
Tonks legte Messer und Brokkoli demonstrativ auf den Tisch. „Noée, ab jetzt schau ich dir nur noch zu. Aber zuerst bestelle ich uns etwas zu trinken. Wir wäre es mit einem Aperowein?“
„Oder Martini“, schlug Noée vor, die endlich ihre Sprache wieder gefunden hatte.
Remus lachte. „Na dann, lasst euch nicht aufhalten.“
Severus warf Tonks noch einen warnenden Blick zu, als sie Anstalten machte, das Messer wieder in die Hand zu nehmen, dann verschwanden sie.
Es duftete köstlich nach gebratenem Fisch, als Noée die Wendeltreppe ins Labor herunter kam und Severus und Remus zum Essen rief. Severus sah ihr tief in die Augen – den geröteten Wangen und grossen Pupillen nach zu urteilen schien sie ziemlich viel Martini getrunken zu haben –, bevor er an ihr vorbei ging, und Noée bemühte sich, seinem Blick standzuhalten. Er verkniff sich ein Grinsen, als er sah wie nervös sie wurde. „War der Martini gut?“, erkundigte er sich.
„Hervorragend“, antwortete sie. „Bestimmt besser als der Whisky.“
„Das bezweifle ich“, meinte Severus trocken und stieg die Treppe hoch.
Im Wohnzimmer stand Tonks am schön gedeckten und weihnächtlich dekorierten Tisch und rückte mit kritischem Blick eine Gabel zurecht. Remus trat hinter sie und legte die Arme um sie. „Das riecht hervorragend“, meinte er geniesserisch.
„Noée ist eine tolle Köchin“, antwortete Tonks. „Wenn Severus einverstanden ist, komme ich jetzt regelmässig vorbei und nehme Kochunterricht bei ihr.“
Severus’ Gesicht verfinsterte sich schlagartig und Tonks lachte schallend. „Keine Sorge, Severus, das war nur Spass. Aber vielleicht leihe ich mir Noée einmal für ein paar Tage … falls du sie hier entbehren kannst.“ Sie zog vielsagend die Augenbrauen hoch, aber Severus sah sie nur gleichgültig an.
Als Noée in die Küche ging, um das Gemüse und die Kartoffeln zu holen, folgte ihr Tonks. „Hast du gesehen?“, fragte sie. „Er schafft es, keine Miene zu verziehen, wenn ich ihn provoziere. Echt beneidenswert.“
„Ich glaube, er kann mich durchaus entbehren“, entgegnete Noée, „deshalb hat er keine Miene verzogen.“
„Wenn du meinst … Aber ich weiss es besser“, schloss Tonks das Thema und schnappte Noée die Schüssel mit den Kartoffeln aus der Hand.
Noée folgte ihr mit dem Gemüse.
Tonks stolperte über den Rand des Teppichs, der unter dem Tisch lag und Noée sah die Salzkartoffeln bereits durchs Wohnzimmer fliegen, aber gottlob war Severus schnell genug und fing die Schüssel auf. Nur drei Stück kullerten unter den Tisch.
„Tut mir leid“, grinste Tonks schief. Sie nahm ihren Zauberstab hervor und sagte: „Accio Kartoffeln.“
Sämtliche Kartoffeln, die unter dem Tisch und die in der Schüssel, erhoben sich in die Luft und flogen zu Tonks, prallten an ihr ab und landeten auf dem Boden.
Noée brach in schallendes Gelächter aus. Severus setzte zu einer gehässigen Bemerkung an, biss dann aber auf die Zähne, als er Noée sah, die sich krümmte vor Lachen. Tonks grinste schuldbewusst und Remus bückte sich und sammelte die Kartoffeln ein. „Da kleben ein paar Fusseln dran“, bemerkte er entschuldigend.
Noée warf einen Blick in die Schüssel und schnappte sie Remus aus der Hand. „Kein Problem! Setzt euch, ich bringe sie gleich wieder“, forderte sie die anderen auf und trug die Schüssel zurück in die Küche. Sie spülte die Kartoffeln kurz ab, liess sie in einem Sieb abtropfen, holte Bratbutter aus dem Kühlschrank und gab ein grosszügiges Stück in eine Bratpfanne. Erst dann kam ihr in den Sinn, dass sie den Herd gar nicht einschalten konnte. Sie guckte um die Ecke ins Wohnzimmer. „Tonks, könntest du mir kurz helfen?“
Severus stand wie von einer Wespe gestochen auf. „Kommt nicht in Frage!“, verkündete er. „Das mache ich.“
Er folgte Noée in die Küche, trat an den Herd und hob fragend eine Augenbraue.
„Den Herd … könntest du ihn einschalten?“, bat Noée. „Ich schwenk die Kartoffeln in etwas Butter, dann sind sie wieder warm und schmecken noch besser als vorher.“
„Eines meiner verborgenen Talente“, meinte Severus, als er die Herdplatte mit einem Zauberspruch aufheizte.
„Angeber“, murmelte sie.
„Willst du auch mal?“, erkundigte sich Severus ebenso leise. Ohne auf ihre Antwort zu warten, drückte er ihr seinen Zauberstab in die Hand. Er stellte sich hinter sie, umschloss ihre Hand mit seiner und murmelte: „Accio Salzstreuer.“ Der Salzstreuer stand bereits auf dem Esstisch, kam aber auf seinen Befehl hin in die Küche geflogen.
„Auffangen“, flüsterte Severus Noée ins Ohr und sie fing den Salzstreuer mit der freien Hand auf.
„Gut gemacht“, meinte Severus und nahm ihr den Zauberstab wieder aus der Hand. „Hast du etwas gespürt, als der Zauber den Zauberstab verliess?“
Noée stutzte, bewegte unsicher die Finger und schüttelte den Kopf.
„Kein Kribbeln in den Fingern? Nichts?“ Severus sah etwas enttäuscht aus.
Noée schüttelte erneut stumm den Kopf. Das stimmte nicht ganz: Ihr Handrücken kribbelte, dort wo Severus sie angefasst hatte, aber das war wohl kaum wegen des Zaubers. Das Kribbeln breitete sich rasch in ihrem ganzen Körper aus. Noée konzentrierte sich darauf, die Kartoffeln in der Butter zu wenden und vermied es, Severus anzusehen. Er stand reglos da und beobachtete sie.
„Jetzt kannst du wieder ausschalten“, murmelte Noée leise, während sie die Kartoffeln in die Schüssel zurückkippte und etwas Salz darüber streute.
„Ich nehme die Schüssel“, schlug Severus vor. „Ich glaube, ich habe den klarsten Kopf von allen hier.“
Noée wurde rot bis unter den Haaransatz.
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