von fiirvogel
Und weil ich so lange nicht upgedated habe, hier gleich noch ein weiteres Kapitel. Ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht, dass es so harzig vorwärtsging. Liebe Grüsse fiirvogel
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33. Kapitel
Noée genoss es, Severus ein bisschen auf die Schippe genommen zu haben, verzichtete aber darauf, für Ted einen Zauberkasten zu kaufen. Wahrscheinlich konnte ein Zauberjunge damit tatsächlich nichts anfangen. Eine Weile stöberte sie ziellos durch ein Spielwarengeschäft, während Severus mit säuerlicher Miene neben dem Eingang beim Schirmständer wartete und die Verkäuferinnen abwimmelte, die in regelmäßigen Abständen kamen und ihn beraten wollten.
Schließlich entschied sie sich für ein lustiges Brettspiel, das sie als Kind mit Begeisterung stundenlang gespielt hatte, und ließ es in ein Geschenkpapier einwickeln.
Als sie zu Severus zurückkam, ging er eilig nach draußen. „Das hat ja ewig gedauert“, beklagte er sich, als Noée ihn eingeholt hatte.
„Ach komm schon“, meinte sie versöhnlich. Sie drückte ihm die Tüte in die Hand und hakte sich bei ihm unter. „Du warst mir ja nicht gerade eine große Hilfe beim Aussuchen eines geeigneten Geschenks. Außerdem haben wir es gleich … Ich gehe kurz in das Geschäft dort drüben und kaufe etwas für Tonks. Du wartest am besten draußen. Oder geh doch schon mal zu der Weinhandlung am Ende der Strasse, da findest du bestimmt etwas für Remus.“
Severus wirkte etwas gekränkt. Wollte sie ihn loswerden? Dann musterte er misstrauisch die Schaufensterauslage des Lush. Extravagante Seifenkreationen und Duschgels in eigentümlichen Farben waren darin zu sehen. Als Noée die Tür öffnete und ihnen eine Welle verschiedenster, süßlicher Düfte entgegenschwappte, wandte er sich eilig ab. „Ich hole den Wein“, meinte er rasch. Noée zwinkerte ihm zu.
Severus entschied sich für zwei Flaschen eines Rotweins, von dem er hoffte, Noée würde ihn zu herb finden und nicht allzu viel davon trinken. Er befürchtete, dass sie sonst die in den letzten Tagen erlernten Techniken beim Schach wieder vergessen könnte und so schlecht spielen würde wie am Anfang. Schließlich wartete er ungeduldig vor dem Lush in der Kälte.
„Tut mir leid, es hat etwas länger gedauert“, entschuldigte sich Noée, als sie eine gefühlte halbe Stunde später mit zwei Tüten beladen vergnügt wieder auftauchte. „Wenn ich da drin bin, werde ich einfach jedes Mal schwach und ich hatte ja schon lange nicht mehr das Vergnügen“, fügte sie mit schwärmerischem Tonfall an. Severus sah sie skeptisch an.
„Dann kaufe ich immer viel mehr, als ich beabsichtigt hatte. Außerdem habe ich ein Handpeeling bekommen. Und die neue Bodybutter-Kreation getestet … Riech mal …“ Sie legte den Kopf in den Nacken und deutete auf ihren Hals. Severus zog die Augenbrauen hoch, schnupperte dann aber.
„Na?“, fragte Noée gespannt. „Riecht gut, oder?“
„Wenn ich ein Vampir wäre, hättest du jetzt ein großes Problem“, erwiderte er und sah sie mit blitzenden Augen an.
Der Nachmittag verging mit Aufräumen. Noée gab Severus den Auftrag, die nicht benützten Betten wieder abzuziehen, während sie selbst noch einmal in ihre Umzugskisten guckte und zusammenpackte, was sie für die nächste Zeit in Hogwarts würde brauchen können: in erster Linie warme Kleider, Mützen, Schals, ein paar Bücher – Severus hatte ihr versichert, dass in seiner Tasche alles Platz hatte, was sie mitnehmen wollte, mehr als in der Wohnung selbst –, ein Buch über Heilkräuter, einer mit dem langweiligen Titel „Pharmaceutics von Justin Tolman. Sie hatte beide Bücher zu einer Zeit gekauft, als sie fest vorhatte, ungeachtet der elterlichen Meinung Pharmazeutik zu studieren, sie danach allerdings kaum angerührt. In Hogwarts würde sie nun Zeit haben, und das Heilkräuterbuch wäre eine gute Ergänzung zu Severus’ Büchern – Kräuter aus Muggelsicht sozusagen. Severus hatte zudem angedeutet, dass sie in Zukunft der Lehrerin für magische Pflanzen bei der Pflege in den Gewächshäusern würde helfen dürfen. Noée freute sich darauf. So allmählich wurde ihr in Severus’ Obhut langweilig und sie brannte darauf, ihre Zeit etwas auszufüllen. Wie es mit Severus und ihr weitergehen sollte, wusste sie nicht. Sie fühlte sich sehr wohl in seiner Nähe. Zu wohl. Hogwarts allerdings beunruhigte sie zutiefst und sie würde nicht ewig dort leben wollen. Irgendwann musste sie sich auch wieder einen Job suchen, der Geld einbrachte, irgendwann würde sie in ein einigermaßen normales Leben zurückkehren müssen, wie auch immer das aussehen würde. Aber noch nicht jetzt! Noch nicht gleich jetzt … Noée entschied, den Gedanken an diese Entscheidung für den Moment zu verdrängen, der Tag würde früh genug kommen, und ihr graute davor. Eine leise, hoffnungsvolle Stimme in ihrem Innersten flüsterte: Vielleicht kommt er mit, vielleicht kannst du ihn davon überzeugen, mit dir zu kommen, weg von Hogwarts, von den Schülern, die ihm bisweilen den letzten Nerv rauben, und von den Erinnerungen, die ihn verfolgen. Vielleicht … vielleicht könnte es ihnen gelingen, gemeinsam neu anzufangen. Vielleicht … Noée schloss seufzend die Umzugskiste mit den Kleidern, zog das Kleid an, das sie am Morgen ausprobiert hatte, und ging zu Severus ins Wohnzimmer. „Ich habe alles gepackt“, verkündete sie. „Wenn du bereit bist, können wir los.“
Zu Remus und Tonks ging es zu Noées Erleichterung und Severus’ Verdruss mit dem Bus. Die Fahrt dauerte nicht allzu lange und Noée freute sich insgeheim, dass die beiden in relativer Nähe zu ihren Eltern lebten und sie auch in ihrem Nach-Hogwarts-Leben den Kontakt zu ihnen aufrecht erhalten könnte.
Das Wiedersehen mit Tonks und Remus war herzlich. Noée fühlte sich sogleich wohl in ihrer kleinen, etwas unordentlichen Wohnung. „Wo ist Ted?“, fragte sie gleich nach der Begrüßung und sah sich suchend um.
„Bei einem Freund. Er sollte in einer halben Stunde hier sein“, antwortete Tonks und fügte zu Noée gewandt etwas leiser hinzu: „So haben wir noch etwas Zeit, um ungestört zu plaudern. Kommst du mit?“
Sie lotste Noée sogleich in die Küche, wo sie angefangen hatte, Kürbis zu kochen. „Das wird eine Suppe“, erklärte sie. „Und danach gibt es einen Hackbraten … den habe ich gekauft, das kriege ich einfach nicht hin, außerdem schmeckt er wirklich ausgezeichnet. Und ich möchte Bohnen und Kartoffelpüree dazu machen.“
Noée stellte das Tiramisu in den Kühlschrank und half, die Kartoffeln zu schälen.
„Hattet ihr schöne Weihnachten?“, erkundigte sie sich.
„Wir haben erst etwas später gefeiert“, erklärte Tonks. In der Nacht vom 24. auf den 25. war ja Vollmond. Da geht Remus jeweils nach Hogwarts und schließt sich dort in seinen Wohnräumen ein.“
Noée riss die Augen auf. „Wieso das denn?!“
„Hat dir Severus nicht erzählt, was mit Remus los ist?“, fragte Tonks. „Remus wurde als Junge von einem Werwolf gebissen. Seither verwandelt er sich immer in der Vollmondnacht in einen Wolf. Severus bereitet ihm seit Jahren einen Wolfsbanntrank zu, ein sehr kompliziertes Gebräu, das verhindert, dass Remus die Kontrolle über sich verliert. Er verwandelt sich zwar in einen Wolf, kann aber noch denken wie ein Mensch. So rollt er sich in seinem Zimmer zusammen und wartet, bis es vorbei ist. Aus Sicherheitsgründen bleibt er dennoch nie bei uns.“ Tonks zuckte die Schultern. „Wir haben uns daran gewöhnt. Verspätet oder nicht, es waren schöne Weihnachten. Und was habt ihr gemacht?“
Noée versuchte sich vorzustellen, wie ein Werwolf und vor allem Remus als Wolf aussah, was ihr nicht recht gelang. Außerdem kam ihr in den Sinn, dass Severus am Tag vor Heiligabend ins Labor gegangen war und nicht gestört werden wollte. Ob er da den Wolfsbanntrank für Remus zubereitet hatte? Ob sie wohl einmal zuschauen durfte?
Sie erzählte, dass ihr Severus den Herd verzaubert und ihr in der Küche geholfen hatte – Tonks musste kichern bei der Vorstellung, – und berichtete von den Einhörnern und ihrem Schachunterricht. „Er ist unerbittlich“, kommentierte Tonks belustigt.
„Gestern waren wir in Taynuilt, im Cottage meiner Eltern“, wechselte Noée abrupt das Thema.
Tonks hielt mit dem Kartoffelschälen inne und sah Noée erstaunt an. „Ihr seid dorthin gegangen? Und wie war das?“
„Seltsam. Als wäre der Ort, den ich als Kind so liebte, plötzlich unwiderruflich verschwunden. Ich kann mich trotz Severus’ Hilfe an nichts erinnern, aber ich fühlte mich bedroht und merkte, dass Panik in mir hochstieg, als wir dort waren. So wie in den ersten Tagen, nachdem ich zurückgebracht worden war. Ich floh schlussendlich ja regelrecht, weil ich Angst hatte und nicht wusste wovor. Ich glaube nicht, dass ich wieder dorthin fahren werde. Severus hat es auch ziemlich mitgenommen …“ Noée verlor kein Wort über den Abend in der Wohnung ihrer Eltern. Es wäre Severus gegenüber nicht richtig. „Severus hat mir glaube ich so ziemlich alles erzählt, was passiert ist“, sagte sie stattdessen leise. „Vielleicht kannst du noch die letzten Lücken füllen?“
„Was willst du wissen?“, fragte Tonks vorsichtig und suchte im Kühlschrank nach den Bohnen.
„Wie ist es euch gelungen, uns zu finden? Was für eine Szene habt ihr angetroffen, als ihr hereingekommen seid? Und was ist im Krankenhaus alles geschehen?“
Tonks setzte sich an den Tisch und begann, die Bohnen zu rüsten. Noée suchte ein zweites Messer und setzte sich ebenfalls, um ihr zu helfen. Tonks erzählte, wie sie einem der Männer gefolgt waren, von dem sie vermuteten, Severus zum Verschwinden gebracht zu haben. „Irgendwo verloren wir seine Spur. Deshalb haben wir euch zu spät gefunden“, erklärte sie entschuldigend. „Im Krankenhaus haben die Heiler erst einmal eure Wunden versorgt. Ihr wart beide bewusstlos und du hattest ziemlich viel Blut verloren. Sie brachten dich in ein isoliertes Zimmer, das normalerweise für Patienten bestimmt ist, die eine ansteckende Krankheit haben.“
Noée runzelte die Stirn.
„Sie wollten nicht, dass du dich aufregst“, erklärte Tonks rasch. „Auf den allgemeinen Abteilungen ist immer sehr viel los. Die ganze Zauberei hätte dich bestimmt nur zusätzlich verwirrt. Sie gaben dir einen Zaubertrank gegen ungewollte Schwangerschaften und einen gegen den Schock, außerdem einen starken Schlaftrunk. Die Ärzte entschieden sich, dir diese traumatischen Erinnerungen aus dem Gedächtnis zu löschen, da du Dinge gesehen hattest, die kein Muggel sehen sollte. Das ist Gesetz, es soll verhindern, dass Muggel mit Magie in Berührung kommen und die Existenz der Zaubergemeinschaft auffliegt. Bei einer festen Partnerschaft ist das natürlich etwas anderes“, fügte Tonks beruhigend an. „Dann wird nötigenfalls auch die nächste Verwandtschaft eingeweiht. Oder wenn Kinder von Muggel magisches Potential haben und nach Hogwarts gehen können …“
„Und was geschah mit Severus?“, fragte Noée und kam damit zum eigentlichen Thema zurück, das sie beschäftigte.
„Auch seine Verletzungen wurden versorgt. Du hattest sie gottlob bereits gründlich gereinigt. Natürlich konntest du die Fluchwunde nicht fachgerecht versorgen und es wird wohl eine Narbe bleiben, aber du hast einen guten Job gemacht. Severus darf dir dankbar sein, ich glaube nicht, dass er ohne dich überlebt hätte. Sein Selbstheilungsversuch in eurem Cottage war aufgrund der Schwere seiner Verletzungen zu schwach, um den Fluch zu brechen und die Wunde ganz zu schließen. Als er aufwachte, erkundigte er sich als erstes nach dir. Und er war außer sich, als er erfuhr, dass sie dein Gedächtnis manipulieren wollten, aber selbst er konnte es nicht verhindern. Er bestand darauf, bei dir zu sein, obwohl alle fanden, es wäre besser, wenn er es bleiben ließe.“
Noée fiel auf, dass Tonks nur alle gesagt hatte; ob sie und Remus wohl auch dafür gewesen waren, dass ihr Gedächtnis gelöscht wurde? Sie traute sich nicht zu fragen und nickte nur gedankenverloren. Eigentlich spielte es keine Rolle mehr … Außerdem hatte Tonks ihr nicht gesagt, was sie gesehen hatte, als sie das Cottage betreten hatte, und Noée merkte mit einem Mal, dass sie es auch gar nicht so genau wissen wollte. „Danke“, meinte sie und seufzte. „Damit wäre die Geschichte wohl komplett. So komplett wie sie sein kann, wenn man sich selbst an nichts erinnert. Ich glaube, damit kann ich leben. Im Moment habe ich keine weiteren Fragen mehr.“
Tonks sah sie erleichtert an und die beiden lächelten sich über den Küchentisch hinweg an.
Das Abendessen war erstaunlich gut, dafür dass Tonk in der Küche gestanden hatte, fand Severus. Besonders der Hackbraten schmeckte ausgezeichnet. Severus machte dafür Noées Anwesenheit in Tonks’ Küche verantwortlich.
Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um Ted, der keinen Augenblick den Mund halten konnte. Darin glich er seiner Mutter sehr. Außerdem konnte auch er willentlich seine Haarfarbe ändern, was er mit Begeisterung machte, als er merkte, wie verblüfft Noée war. Sie versprach ihm dafür, ihm den Kartentrick beizubringen, mit dem sie Severus am Morgen geärgert hatte. Zudem wollte sie ihm das Spiel erklären, das Ted, kaum hatte er es in den Händen gehalten, gierig aufgerissen hatte.
„Das nächste Mal kannst du dir das Geschenkpapier sparen“, raunte Severus Noée, die gespannt zusah, wie Ted sein Geschenk begutachtete, ins Ohr.
„Man kann das Spiel zu zweit spielen, aber am lustigsten ist es zu viert“, erklärte Noée dem Jungen. „Vielleicht können wir es nach dem Essen ausprobieren.“
Als Ted im Bett war, holte Remus das Schachbrett hervor und stellte es auf den Couchtisch. Er schenkte Wein nach und forderte Severus auf, das Spiel zu eröffnen. Severus sah Noée neben sich warnend an. Sie fand den Wein besser, als er gehofft hatte. Und sie spielte dementsprechend schlechter, als er befürchtet hatte. Trotz Noée gelang es ihm, Remus und Tonks einmal zu besiegen. Severus blieb zum Erstaunen aller bei dem einen oder anderen offensichtlichen Patzer von Noée ruhig und gelassen und nahm das Unentschieden kurz vor Mitternacht zufrieden zur Kenntnis. Das nächste Mal, dachte er, würde es für einen Sieg reichen. Bis dahin würde er mit Noées Training fortfahren. Er sinnierte einen kurzen Augenblick darüber nach, dass er soeben an ein „nächstes Mal“ gedacht hatte, dann lenkte ihn Tonks von diesem unerwarteten und etwas befremdenden Gedanken ab, als sie ihm die Champagnerflasche, die mit einem Kühlungszauber neben ihnen bereit stand, reichte, damit er sie öffnete.
Remus schlug vor, nach draußen zu gehen, und so drängten sie sich in einen Wärmezauber gehüllt zu viert auf den magisch etwas vergrößerten Balkon, um den Big Ben schlagen zu hören. Exakt auf den 12. Glockenschlag stießen sie miteinander an. „Auf ein gutes neues Jahr“, schlug Remus vor. „Auf die Liebe“, meinte Tonks augenzwinkernd und Noée wurde rot.
Als Tonks und Remus sich tief in die Augen schauten und auf Dinge anstießen, wofür sie offensichtlich keine Worte brauchten, sah Severus Noée an. Ihre Augen leuchteten und er sah darin nicht nur die Goldsprenkel, die ihm so sehr gefielen, sondern auch den Widerschein des Feuerwerks über London. Sie lächelte. „Auf die Zukunft“, schlug sie vor. Severus vergewisserte sich mit einem kurzen Blick zu Remus und Tonks, dass sie mit sich selbst beschäftigt waren, dann beugte er sich vor und küsste Noée. Ihr Lächeln wurde noch strahlender. Sie legte ihm vorsichtig, um keinen Champagner zu verschütten, die Arme um den Hals, und erwiderte den Kuss. „Auf uns“, hauchte sie gegen seine Lippen und Severus zog sie an sich.
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