von fiirvogel
Liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Kapitel verabschiede ich mich von euch. Es gäbe noch viel von Noée und Severus zu erzählen, ich hatte noch unzählige Ideen, aber ich merkte, dass andere Projekte – meine Arbeit, meine Kinder und nicht zuletzt ein eigener Roman, der mich absorbiert – immer mehr Raum einnehmen und für die Fanfiction kaum noch Zeit bleibt. Ich hatte jedes Mal, wenn ich euch wieder so lange warten liess, ein schlechtes Gewissen.
Ich glaube, wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir Severus und Noée getrost in eine gemeinsame Zukunft entlassen können – mit Hochs und Tiefs, aber ich bin überzeugt, dass sie letztendlich immer einen Weg zusammen finden werden. Es schmerzt mich ein wenig, sie ziehen zu lassen, aber so ist das Leben, irgendwann wird es mir mit meinen Kindern genauso gehen ;o) Ich hoffe, ich entschädige alle, die jetzt enttäuscht sind, mit diesem Epilog. Bitte, fühlt euch frei und träumt eure eigene Geschichten für die beiden!
Herzlichen Dank für eure Treue und eure Kommis, ein Riesendank und eine feste Umarmung an meine Beta Sylke, ohne die diese Geschichte nichts geworden wäre!!
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Epilog
Minerva blickte von dem Zeitungsausschnitt auf ihrem Schreibtisch zu ihrem langjährigen, geschätzten Lehrerkollegen hoch.
„Das freut mich für dich, Severus“, meinte sie etwas steif. Das Bedauern in ihrer Stimme war nicht zu überhören, dennoch lächelte sie. „Wann wirst du uns verlassen?“
„Ich bleibe selbstverständlich bis Ende Schuljahr“, antwortete Severus. „So hast du genügend Zeit, einen Nachfolger zu finden.“
Minervas Lächeln wurde breiter.
Severus grinste. „Das Niveau wird natürlich sinken“, meinte er selbstbewusst, „aber das dürfte einigen Schülern entgegenkommen.“
„Du brauchst dich nicht über meine Not lustig zu machen, Severus“, tadelte sie ihn, „außerdem“ – jetzt sah sie ihn herausfordernd an – „habe ich bereits eine geeignete Person für die Stelle des Zaubertränkeunterrichts in Aussicht …“
Severus zog fragend die Augenbrauen hoch. Wie konnte Minerva so schnell jemanden gefunden haben, um ihn zu ersetzen? Er hatte ihr doch soeben erst eröffnet, dass er Hogwarts verlassen würde.
„Es ist noch nichts entschieden, natürlich“, fuhr Minerva fort, aber Severus sah ihr an, dass sie sich bei allem Bedauern insgeheim freute, ihm einen Schritt voraus zu sein. „Ich habe lediglich letzte Woche beim Abendessen gegenüber einer lieben Freundin von mir angedeutet, dass mittelfristig eventuell eine Stelle frei werden könnte, und gefragt, ob sie allenfalls Interesse hätte … Und sie hatte zufälligerweise bereits von Remus erfahren, dass du dich für die alte Apotheke in der Winkelgasse interessiertest, und hat mich gebeten, mich bei ihr zu melden, falls es tatsächlich so weit kommen sollte.“
„Wer?“, fragte Severus misstrauisch. Er ahnte die Antwort.
Minerva sah ihn amüsiert an und genoss den Augenblick sichtlich. „Hermine Weasley natürlich, wer denn sonst?“
Severus seufzte frustriert und schüttelte den Kopf. Miss Neunmalklug würde seinen Unterricht übernehmen. Er wollte sich nicht vorstellen, wie seine Räumlichkeiten und sein Büro aussehen würden, wenn Granger sie erst einmal nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte. Dann schüttelte er den Gedanken ab und zuckte er mit den Schultern. „Ich hoffe, sie fühlt sich wohl im Kerker“, meinte er sarkastisch. Er würde seinen Räumen nicht allzu sehr nachtrauern; was vor ihm lag, interessierte ihn jetzt, da er sich endlich zu diesem Schritt entschieden hatte, wesentlich mehr.
Minerva schmunzelte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Du siehst, du musst dir keinerlei Sorgen um Hogwarts machen“, meinte sie. „Ach ja, da ist noch jemand, der dich sprechen möchte …“ Sie blickte zum Portrait von Dumbledore, der ihr zuzwinkerte. „Ich werde einen Brief an Hermine schreiben und ihn zur Eulerei bringen. So könnt ihr euch in aller Ruhe unterhalten.“ Als sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch einmal zu Severus um und fügte mit einem ehrlichen Lächeln an: „Severus, vielleicht sieht man es nicht, aber ich freue mich wirklich sehr für dich und wünsche dir alles Gute.“ Dann verließ sie ihr Büro, ohne eine Antwort abzuwarten.
„Sie wird drüben hinwegkommen“, hörte Severus die vertraute Stimme von Albus Dumbledore hinter sich. „Sie hat dich einfach ins Herz geschlossen, deshalb löst dein Weggang bei ihr ein bisschen zwiespältige Gefühle aus.“
Severus drehte sich zu Albus’ Portrait um. „Guten Tag, Albus …“
„Ach, ich freue mich für dich, mein Junge“, begrüßte ihn Dumbledore überschwänglich und Severus war sich sicher, er hätte ihn umarmt, wenn er das Portrait hätte verlassen können. „Ich habe gerade gehört …“
„Du hast gelauscht“, bemerkte Severus.
„Nun, so würde ich das nicht ausdrücken“, erwiderte Dumbledore. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dir die schmucke, kleine Apotheke von Milena Wimblebee angeschaut hast und sie kaufen wirst.“
Severus nickte schweigend.
„Eine wunderbare Idee“, fuhr Dumbledore fort. „Weißt du, ich habe gehofft, dass du eines Tages von hier fortgehen und ein neues Leben anfangen würdest.“
„Es tut mir leid, Albus.“
„Nichts da“, unterbrach ihn Dumbledore. „Das darf es nicht! Du hast viel für Hogwarts getan, mehr als die meisten. Und ich habe dir sehr viel zu verdanken. Wir alle.“
Severus öffnete den Mund, doch Dumbledore brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweige und fuhr fort. „Ich weiß, du fühlst dich immer noch schuldig. Du denkst nach wie vor, es hätte eine andere Lösung gegeben. Aber sieh mich an. Ich bin zufrieden. Ich brauche den leidigen Papierkram nicht mehr zu machen und kann doch mitreden.“ Er kicherte und rückte seine Brille zurecht. „Ich möchte, dass du dir verzeihst, was in der Vergangenheit alles passiert ist, dass du nicht mehr mit Dingen haderst, die du nicht mehr ändern kannst. Wenn jemand einen Neuanfang verdient hat, dann du. Das habe ich auch deiner reizenden Freundin gesagt, als sie letzte Woche zum Tee kam.“
„Ah, darüber habt ihr gesprochen?“
„Hat Noée das nicht erwähnt? Wir baten sie, dich wegen der Sache mit der Apotheke diskret etwas anzustupsen, aber offensichtlich war das nicht nötig. Sie hatte den Zeitungsausschnitt schon am Abend vorher gesehen.“
Severus nickte. Remus hatte ihm vor einer Woche den Zeitungsartikel unter die Nase gehalten. Milena Wimblebee wollte in Pension gehen und suchte jemanden, der ihre Apotheke übernehmen wollte. Das wäre eine tolle Gelegenheit, etwas eigenes aufzubauen, hatte Remus geschwärmt, als überlege er selber, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, um Heiltränke und -kräuter zu verkaufen. Noée hatten den Zeitungsausschnitt am gleichen Abend auf seinem Schreibtisch entdeckt und war ganz euphorisch gewesen. Sie wollte unbedingt mit ihm zur Besichtigung gehen, obwohl ihr das Apparieren noch immer zuwider war. Und Milena Wimblebee war ganz begeistert von der Aussicht, einen so talentierten und respektablen Nachfolger für ihr Geschäft gefunden zu haben. Und seine reizende Begleitung gefiel der alten Dame ganz außerordentlich.
Severus schließlich überzeugte das geräumige Labor im hinteren Teil der Apotheke, das offenbar erst vor kurzem im Hinblick auf die Suche eines Nachfolgers renoviert worden war, sowie die Nähe zu Muggellondon, was für Noée praktisch war. Die Apotheke lag direkt neben dem Tropfenden Kessel an prominentester Lage in der Winkelgasse. Er hatte einfach nicht ablehnen können!
Wo werdet ihr wohnen?“, unterbrach Albus Severus’ Gedanken.
„Das weiß ich noch nicht“, antwortete Severus. „Ich hoffe, wir werden etwas in der näheren Umgebung in Muggellondon finden, damit das Geschäft zu Fuß erreichbar ist.“ Er hoffte sogar auf noch mehr. Vielleicht gelang es ihm, das etwas heruntergekommene Musikgeschäft, das auf der Rückseite an seine Apotheke grenzte, zu kaufen, dann konnte er seinen ganz persönlichen Durchgang zwischen Muggellondon und der Winkelgasse einrichten.
„Gute Entscheidung“, meinte Albus. „Hat Noée immer noch Mühe mit dem Apparieren?“
Severus nickte. „Ich dachte eine Zeit lang, dass es besser wird, aber in letzter Zeit ist es mit der Reiseübelkeit eher wieder schlimmer geworden. Und das Flohnetzwerk dürfte ihr genauso wenig zusagen …“
„Ihr habt noch genügend Zeit, etwas Geeignetes zu suchen“, meinte Albus. „Sind die Tulpen schon draußen? Blühen die Obstbäume schon? Von meinem Portrait aus kann ich nichts sehen. Das ist das Einzige, was ich wirklich vermisse.“ Er seufzte.
Severus wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Wieder spürte er das schlechte Gewissen an ihm nagen. War es richtig, dass er sich ein neues Leben aufbaute? Hatte er das Recht dazu? Hatte er es verdient?
„Severus, würdest du die Fenster öffnen, damit ich den Frühling riechen kann?“
Severus nickte abwesend und öffnete die Flügel der beiden Fenster, sodass die Sonne und die sanfte Frühlingsbrise in den Raum drangen.
„Ob der Schachtelhalm schon aus dem Boden schaut?“, fragte Albus versonnen. „Du solltest nachsehen gehen, Severus. Die Wirkungskraft der ersten Sprosse ist am stärksten. Außerdem tut dir ein bisschen Sonne gut … Ich werde jetzt ein Nickerchen machen. Wir sehen uns bestimmt noch, bevor du gehst.“
Ein Lächeln stahl sich auf Severus’ Gesicht. „Ganz bestimmt“, versicherte er, hob die Hand zum Gruß und verließ das Büro. Er stieg die Wendeltreppe hinunter und ging durch den langen Korridor zur Haupttreppe. Unmerklich beschleunigte er seinen Schritt. In seiner Brust fühlte er ein Ziehen. Im ersten Moment glaubte er erschrocken, sein Herz würde gleich zu schlagen aufhören. Aber dann breitete sich ein wohliges Gefühl in ihm aus und wurde immer stärker. Es fühlte sich an wie ein Schwindel. Als hebe ihn etwas vom Boden ab. Als wäre eine große Last von ihm gefallen. Er atmete tief durch und lächelte, als er die großen Flügel der Eingangstür aufstieß und ins gleißende Sonnenlicht trat. Sein Weg führte ihn an der Peitschenden Weide vorbei hinunter zu den Gewächshäusern, wo Noée in letzter Zeit fast immer anzutreffen war. Sie wollte vor ihrem Umzug nach London unbedingt soviel wie möglich über magische Pflanzen lernen, um Severus in der Apotheke unterstützen zu können. Sie würde mit ihm zusammen die Apotheke führen. Sie würden gemeinsam noch einmal neu anfangen. Ihre Narben würden sie mitnehmen, aber gemeinsam ließen sich die Erinnerungen tragen, gemeinsam würden sie eine Zukunft finden.
Noée hob den Kopf, als er das Gewächshaus Nummer drei betrat. „Severus“, begrüßte sie ihn, „was hat Minerva gesagt?“
Severus schloss sie mit einem wohligen Seufzer in die Arme. „Sie freut sich für uns“, flüsterte er in ihre Haare. „Und sie wünscht uns viel Glück.“
Noée sah zu ihm hoch. Das Sonnenlicht spiegelte sich in ihren opalgrünen Augen, sodass die Goldsprenkel darin glitzerten. „Das wünsche ich uns aus“, flüsterte sie zurück.
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