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Fanfiction

Just to be - Beobachten und Hinsetzen

von Xaveria

*~* Hinsetzen und Beobachten *~*




Severus’ Treffen als legaler Vormund für fünfzehn Waisenkinder verlief relativ schnell und einfach. Er vermutete, er musste Potter dafür danken…. Schon wieder. Vielleicht auch Granger. Beide arbeiteten im Ministerium und standen Kingsley recht nahe, der sicherstellte, dass alles recht zügig und abgeschlossen über die Bühne lief.

Danke Merlin für kleine Wunder.

Jetzt musste er den Kindern nur noch mitteilen, dass sie umzogen. Dauerhaft. Das würde nicht sonderlich gut ablaufen. Diejenigen, die dauerhaft verschwanden, waren nie wieder auch nur für einen Besuch zurückgekehrt. Er konnte es nicht über sein Herz bringen ihnen zu sagen, wo sie in Wirklichkeit waren. Soweit es die meisten betraf, dachten sie, ihre Geschwister seien in Hogwarts und ihnen war es nicht erlaubt, zu schreiben. Er hasste sich dafür, sie anzulügen, hasste sich, dass sie es so oder so bald selbst herausfanden und dann ihn dafür hassten. Severus hatte es in seinem gesamten Leben nie etwas ausgemacht gehasst zu werden, wirklich. Aber im Moment war er der Einzige, den diese Kinder nicht hassten und er fürchtete sich vor dem Tag, wo sich das ändern würde.

Die älteren Kinder, die, die er in dem Bordell oder in Askaban oder auf der Straße besuchte würden seine Hilfe und Mitgefühl akzeptieren, aber er konnte sehen, fühlen, welchen Groll sie gegen ihn hegten. Sein Mangel an Warnung. Inwiefern sie nicht wussten, außerhalb des Waisenhauses zu überleben. Obwohl er sie so gut es ging, auf Hogwarts vorbereitet hatte – die Politik, die Häuser, die Regeln, Stundenpläne – nichts von dem war von Bedeutung, wenn sie gerade geschlagen oder schikaniert und von dort fortgetrieben wurden. Oder dafür, ihren Zauberstab auf einen anderen Schüler gerichtet zu haben, von der Schule verwiesen zu werden.

Hogwarts fuhr jetzt offiziell eine Null-Toleranz-Politik für Verzauberungen und Flüche unter Schülern (eine Politik, die nach dem Krieg entstanden worden ist), aber sie schien sich nur bei Schülern mit einem besonderen Familienhintergrund durchzusetzen. Natürlich nicht offiziell. Seine Schützlinge schienen immer nur die Einzigen zu sein, die ständig mit ihrem Zauberstab in der Hand erwischt wurden. Und sie machten immer denselben Fehler, sich alleine zu heilen statt zu einer Autoritätsperson zu gehen.

Severus seufzte.

Und Minerva war ihm in der Vergangenheit immer so unvoreingenommen vorgekommen.

Nicht, wenn es um dein Haus geht, sagte die Stimme.



*~*~*



Der Umzug gestaltete sich schwieriger und zeitaufwendiger als Harry und Ginny angenommen hatten. Sie hatten schließlich ein Haus gefunden, das ihnen Platz, Gemütlichkeit und am aller wichtigsten, Privatsphäre bot. Es war bereits alles für sie fertig.

Doch dann entschied James Sirius Potter etwas früher als geplant auf die Welt zu kommen. Der Umzug wurde erst einmal auf Eis gelegt, bis er etwas älter war und Harry und Ginny wieder einigermaßen durchschlafen konnten.

Jeder hatte vielleicht erwartet, dass Molly sie alle nach der Geburt bemuttern würde, genau wie bei ihren anderen Enkelkindern, doch es war einfach zu viel für sie. So schaffte sie es nur sie zu besuchen, das Baby anzuhimmeln und dann zu verschwinden. Freds Tod, Bills Verletzungen, die Art und Weise wie alle ihre Kinder durch den Krieg sowohl körperlich als auch psychisch verletzt worden waren… es hatte sie letzten Endes zerbrochen.


*~*~*



Der eigentliche Umzug war… schwierig, um es gelinde zu sagen.

Potter und seine Frau und ihre neue Erweiterung zogen schließlich aus, hinterließen Severus die Möbel, damit er sie so verwandeln konnte, wie er es gerne wollte. Er hatte die Betten dupliziert und vergrößert, die Badezimmer erweitert und die Anzahl der Toiletten und Duschen verdoppelt, sodass sie ähnlich wie in der Schule waren und mehr als eine Person erfassen konnten. Er hatte die Lichter etwas gedämmt und den Farbton der Wände etwas verdunkelt. Aus der Bibliothek wurde ein Klassenzimmer. Anschließend hatte er den Stammbaum der Blacks entfernt; es würde nur einige unter ihnen aufregen dort die Namen ihrer Eltern stehen zu sehen.

Es war anstrengend, aber Severus schätzte, letztendlich war es bewohnbar.

Und dann hatte der schwierigste Teil von allen begonnen. Er hatte sich sowohl mit Longbottom als auch Lovegood getroffen. Als Granger zuerst Longbottom erwähnt hatte, da hätte er sie am liebsten an Ort und Stelle verflucht, dafür ihn in all seiner Inkompetenz in die Nähe dieser Kinder zu lassen. Seine Kinder. Und Lovegood… dafür gab es einfach keine Worte.

Trotz seiner Befürchtungen entschied er, sie würden auf kurze Sicht ihren Zweck durchaus erfüllen. Anfänglich gab es von ihrer Seite aus Unbeholfenheit und ein gewisses Zögern und grenzenlose Dummheit, aber er entschied irgendwann, dass egal wie hoffnungslos Longbottom auch in Zaubertränke gewesen war, so wusste er doch genug, um die Kinder auf Hogwarts vorzubereiten. Eine kurze Unterhaltung mit Minerva hatte bestätigt, Longbottom war unter den Schülern recht beliebt.

Obwohl er in solch jungen Jahren seine Eltern an die Todesser verloren hatte, hatte Longbottom genau wie Potter reagiert. Er hatte über die Eltern hinweg geschaut und die Qual der Kinder gesehen und war gerührt von der Tatsache, dass die Kinder keinerlei Familie mehr hatten. Da Kräuterkunde jetzt nur noch ein Wahlfach in Hogwarts war, unterrichtete er nur morgens und hatte zugestimmt ein Teil von Severus‘ Stundenplan am Nachmittag zu übernehmen. Severus schwor noch immer ein Auge auf ihn zu werfen.

Lovegood… er hatte keine Ahnung, was um Himmels willen ihre Geschichte war, aber er war zufrieden, dass sie ebenfalls zumindest ein Teil übernehmen konnte. Sie war eine Forscherin und hatte nach dem Tod ihres Vaters (er hatte das Zusammentreffen mit den Todessern, nachdem er behauptet hatte, Potter zu haben, nicht überlebt) den Klitterer übernommen, aber sie hatte zudem überraschend viel Training in Trauertherapie absolviert. Wie auch die anderen konnte sie an den Eltern vorbei zu den Kindern sehen, welche sie treffsicher als missverstandene Außenseiter charakterisierte. Vermutlich war sie selbst immer eine gewesen. Er erachtete sie zudem als unglaublich einfühlsam. Im Grunde war es sogar recht unangenehm.

„Ich verstehe schon, warum Sie jeden bei ihren Nachnamen anreden“, hatte sie während ihrer Unterhaltung überlegt. „Es trennt Sie von ihnen. Das ist es, warum Sie darauf bestehen Harry niemals mit seinen Vornamen anzureden, stimmt’s? So können Sie weiterhin ihn und seinen Vater gemeinsam als ‚Potter‘ betrachten und daher sind sie in Ihrem Kopf ein und dieselbe Person. Und dann müssen Sie sich auch nicht eingestehen, dass Harry mehr von seiner Mutter in sich trägt, als Ihnen lieb ist?“

Es war, als ob sie niemals auch nur einmal einen Fuß in seinen Unterricht gesetzt hätte. Keine Angst! Alleine dafür hatte er sie beinahe mit seinen stärksten Vergessenszauber verflucht. Aber schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und entschied, solange sie sich nicht auf ihn konzentrierte, könnte ihre Einsicht für die Kinder recht hilfreich sein. Sie war einverstanden an den Wochenenden vorbeizukommen. Sie hatte ihm angeboten auch öfters vorbeizuschauen, aber Severus hatte das Gefühl mehr könnte er von ihr nicht aushalten.

Es bestand noch immer das Problem einen Heiler zu finden und nachdem er die Bücher von Granger gelesen hatte, war er sogar so weit in seiner Überlegung einen Muggel-Psychiater einzubringen, aber fürs Erste musste das hier reichen. Er wusste nicht, was beunruhigender war: Dass Longbottom, Lovegood, Granger und Potter jetzt mit ihm arbeiteten oder dass dies eine deutliche Verbesserung zu zuvor darstellte.

Es bedrückte Severus und machte ihn traurig, dass er überhaupt solch einen Unterschied machen musste.

Potter hatte einen Spendenfond für Adoptiveltern und legale Vormünder der Waisen eingerichtet. In letzter Zeit war er recht selten auf irgendwelchen Veranstaltungen gewesen, wodurch es diesmal für sehr viel Aufmerksamkeit und somit auch für mehr Geld sorgte. Severus hatte jetzt genug Gelder, um die nächste Zeit auszukommen.

Die Kinder hatte die Reise mit dem Portschlüssel verängstigt. Das Waisenhaus war alles, was sie kannten und obwohl er sein bestes tat sie davon zu überzeugen, dass sie auch zusammenblieben und niemand fortgeschickt wurde, war es besonders für die jüngeren unter ihnen zu viel. Die, die ältere Geschwister hatten wurden von denen getröstet, und dennoch musste Severus einen Großteil von den wenigen Kindern beruhigen, während sie aus Angst weinten. Er hielt sie und ließ sie an seiner Schulter ausheulen. Ein Geheimnis, welches er, sollte er irgendein Mitspracherecht haben, mit ins Grab nehmen würde.

Nach den vom Ministerium gespendeten Feldbetten und abgenutzten Decken, die sie so gewöhnt waren, starrten die Kinder mit offenstehenden Mündern ihre neuen Himmelbetten und Bettdecken und Badezimmer an. Viele von ihnen kamen aus einem reichen Hintergrund, aber das hier waren die jüngsten der Waisenkinder, diejenigen, die sich wohl am wenigsten daran erinnern konnten. Sie misstrauten dem Ganzen hier. Sie waren sich sicher, es war eine Falle.

Ja, an Severus' Hand baumelte eine Schar von zukünftigen Slytherins, eine Tatsache, die ihn unglaublich erleichterte. Aber die Nächte waren eindeutig am schlimmsten. Das Wehklagen. Das Heulen. Die Albträume. Sie schienen in dieser neuen Umgebung nur noch schlimmer zu werden. Severus wusste, es war vermutlich nur vorübergehend, und wenn sie einmal erkannt hatten, dass sie hier sicherer als im Waisenhaus waren, dann würden sie sich entspannen und ihrer neuen Umgebung vertrauen.

Auf seinen Wunsch hin würden die neuen „Professoren“ erst dann anfangen, wenn er sich bei ihnen meldete und Granger und Potter stimmten zu, sich die ersten Wochen fernzuhalten. Potter war anscheinend mit seinem neuen Kind beschäftigt und Granger, nun, Granger hatte vermutlich Zeit, aber er wollte sie jetzt noch nicht hier haben. Bisher hatten sie ihm nur gelegentlich eine Eule geschickt und ihn gefragt, wie die Dinge liefen, aber darüber hinaus hatten sie ihn in Ruhe gelassen.

Sie hatten ohne Widerworte genau das getan, um was er sie gebeten hatte.

Es ärgerte ihn.

Was genau führten sie im Schilde?

Nach ungefähr drei Wochen hatte Severus genug und entschied Granger eine Nachricht zu schicken, in der er sie aufforderte, vorbeizukommen um die Kinder zu treffen. Er hatte die nur allzu schnelle und übereifrige Antwort mit einem spöttischen Lächeln bedacht.


*~*~*



Hermine hatte sich bisher als eine „Frau von Welt“ betrachtet. Sie hatte einiges in ihrem jungen Leben gesehen und war stolz darauf, dass nur noch sehr wenig sie schocken und rühren konnte. Dann hatte vor ein paar Monaten ihr kleiner Streifzug durch die Nokturngasse sie eines besseren belehrt. Ganz sicher war das dass Schlimmste von allem gewesen. Außerdem hatte sie die Kinder zuvor schon gesehen. Sie vernünftig kennenzulernen, würde vermutlich viel einfacher sein; Snape hatte sie bestimmt über sie aufgeklärt und ihnen gesagt, er vertraute ihr und sie könnten es ebenfalls. Vielleicht wollten sie sogar mit ihr reden.

Wieder einmal hatte ihr Umgang mit Severus Snape ihr Denken vollkommen untergraben. Zumindest vermutete sie, dass es nicht beabsichtigt gewesen war.

Er ließ alle im Wohnzimmer zusammenkommen, welches er magisch vergrößert und die Sofas und Sessel verdoppelt hatte, damit jeder einen Platz finden konnte. Die Kinder saßen dort… verkrampft. Verlassen. Verängstigt. Sie hatte bei Kindern noch nie solch eine Angst gesehen - und sie war während eines Krieges in die Schule gegangen, zu einer Zeit, in der es nicht ungewöhnlich für Schüler war aus dem Unterricht geholt zu werden, um über den Verlust eines Familienangehörigen informiert zu werden.

Sie waren sich ihrer eigenen Isolation vermutlich schmerzhaft bewusst, vermutete sie. Sie wussten vermutlich, wie wenig sie in dieser Welt gewollt wurden und laut ihrer Erfahrung war jeder neue Fremde ein potenzieller Feind. Hermine fragte sich, was Snape angestellt hatte, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Er behauptete, es war das verblasste Dunkle Mal auf seinem Unterarm. Hermine war sich noch immer nicht sicher, ob sie das glauben sollte.

Snape hatte mit einer so freundlichen Stimme, die Hermine noch nie an ihm gehört hatte, erklärt, dass Miss Granger sicher und vertrauenswürdig war, aber sollte sie jemals irgendetwas Ungewöhnliches anstellen, dann wüssten sie, was zu tun war. Hermine schätzte, es hatte bereits ein Treffen vor dem hier gegeben, in dem er ihnen gesagt hatte, was sie tun sollten, sollte sie sie verletzten oder bedrohen. Vermutlich, dass sie gleich zu ihm kommen sollten.

Sie betete Gott an, ihnen nie einen Grund zu liefern, genau dies auch zu tun.

Heute sollte es nur eine Art Treffen werden. Sie würde sich vorstellen und dann einfach nur alle im Gemeinschaftsraum beobachten, um die Situation einzuschätzen, ihnen Zeit zu geben sich an ihre Gegenwart zu gewöhnen und Snape dabei zu helfen, was er von ihr und den anderen eigentlich brauchte. Ähnlich wie ihre Revisionsarbeit. Sie hatte zugestimmt in ihrem Zimmer zu schlafen, da Severus sie darüber informiert hatte, er wollte, nachdem die Kinder im Bett waren, einige seiner „Abgänger“ noch am Abend besuchen. Hermine hatte nicht nachgehakt, wer es war oder wohin er gehen wollte, da sie es ehrlich nicht wissen wollte.

Ihr wurde nicht ganz unmissverständlich klargemacht, dass sie lediglich ein warmer Körper war, sollte irgendein Notfall auftreten, ansonsten sollte sie sich zu jeder Zeit von ihren Schlafzimmern fernhalten. Er würde so oder so seinen Patronus bei den Kindern lassen, welcher ihn dann über irgendwelche Probleme informieren würde. Hermine vermutete, er könnte vermutlich viel schneller reagieren, als sie es könnte, aber es war wahrscheinlich am sichersten zwei kampfgehärtete Zauberer vor Ort und mindestens einen im Haus zu haben.

Hermine beobachtete aus ihrer entlegenen Ecke, wie die Kinder… also spielen war nicht das richtige Wort dafür. Versammelt, vielleicht. Sie waren sich alle untereinander eindeutig verbunden; als die jüngsten Waisenkinder hatten sie die meisten Jahre und Großteile ihres Lebens in dem Heim verbracht. Sie hatten mit ansehen müssen, wie ihre älteren Geschwister erst nach Hogwarts und dann für immer verschwanden. Sie saßen zusammen und unterhielten sich leise. Sie malten nicht, schrieben nichts oder lasen irgendetwas. Sie begannen kein Spiel mit Koboldsteinen oder Zauberschach oder zeigten irgendein Interesse an Harrys alten Schnatzen. Sie schienen überhaupt nicht miteinander zu spielen oder ihre Hausaufgaben machen zu wollen. Sie waren einfach… nur da.

Sie machte sich eine mentale Notiz Snape danach zu fragen, ob dies ein typisches Verhalten oder bereits eine Verbesserung war. Als sie es tat, während des Essens, wo sie sich außerhalb ihrer Hörweite befanden, hatte er traurig geantwortet, ja, ihre Interaktion war eine Verbesserung.

„Vorher waren sie wie ein Rugbyhaufen – sie klammerten, redeten nicht wirklich, sondern hingen einfach nur zusammen“, sagte Snape. „Dass sie jetzt willentlich in einem Zimmer voneinander getrennt sitzen, nicht mehr aufeinander wie auf einen Haufen, ist zum Glück, oder leider, ein enormer Fortschritt.“

„Wir haben wirklich alle Hände voll zu tun, nicht?“, fragte Hermine. Snape nickte.

Nach dem Abendessen veranlasste er die Kinder zu lesen und sagte Hermine, es bestehe für sie kein Grund irgendetwas zu tun, außer sie aus ihrer Ecke heraus zu beobachten. Er ging hinauf in sein Schlafzimmer, wo er sich sein Büro eingerichtet hatte und leise die Tür hinter sich schloss. Es war eine solche anti-Snape-Geste, dass es sie überraschte. Sie überlegte, sie war vermutlich nicht die einzige Person, die bei lauten Geräuschen zusammenfuhr.

Sie überblickte die Gruppe. Sie hatten sich alle ein Buch ihres Leseniveaus abhängig genommen und sich auf den verschiedenen Couchen verteilt. Geschwister saßen zusammen, um zu lesen, ältere Geschwisterteile halfen den jüngeren bei der Aussprache. Es hatte nicht den Anschein, dass es leicht für sie war; viele von ihnen schienen Schwierigkeiten zu haben. Besonders das kleine braunhaarige, blauäugige Mädchen, welches Hermine am nächsten alleine auf einer Couch saß. Sie verbrachte sehr viel Zeit auf einer Seite, sprach jedes Wort sorgfältig aus und schnaubte immer wieder frustriert auf.

Hermine wusste nicht, was in sie gefahren war, sie war nie eine Lehrerin gewesen und hatte nur sehr wenig Erfahrung mit kleinen Kindern, ganz zu schweigen von denen, die Probleme mit Vertrauen und Angstzustände hatten, aber sie stand auf und ging sehr langsam hinüber zu dem kleinen Mädchen und blieb ungefähr eineinhalb Meter von der Couch entfernt stehen.

„Darf ich mich hier hinsetzen?“, fragte Hermine. Das Mädchen schaute überrascht, aber schweigend zu ihr auf. Hermine entging nicht die anderen vierzehn Augenpaare, die sie jetzt beobachteten. Der völlige Mangel einer Reaktion ließ sie es als ihr Einverständnis auffassen und so setzte sich Hermine vorsichtig auf die andere Seite der Couch, so weit wie möglich von dem Mädchen entfernt, um sie nicht noch weiter zu verängstigen.

„Ich heiße Hermine“, flüsterte sie.

Das kleine Mädchen starrte sie einen langen Moment an, schien zu überlegen, ob sie antworten sollte. Offensichtlich entschied sie, dass diese Frau sicher war, (Mr. Snape hatte gesagt, sie sei es) also antwortete sie genauso leise: „Margaret.“

Margaret. Mulciber. Tochter von einen der am meist gefürchtetsten und gehassten Todessern. Ein neunjähriges Mädchen, welches wie eine kleine Porzellanpuppe aussah. Laut den Berichten, die Hermine gelesen hatte, litt Margaret an heftigen Panikattacken und Nachtängsten. Schluckend, um nicht auf den Namen zu reagieren, antwortete sie: „Was liest du da, Margaret?“

Zögernd zeigte Margaret Hermine den Titel des Buches. Alice im Spiegelreich von Lewis Carroll. Hermine lächelte leicht. „Das ist ein wundervolles Buch. Magst du es?â€

Margaret überlegte, was sie sagen sollte. Sie wollte der Frau gegenüber nicht zugeben, dass sie Probleme mit dem Lesen hatte, aber dann wollte sie auch wirklich wissen, wie die Geschichte weiterging. Mr. Snape sagte ihnen immer, niemandem ihre Schwächen zu zeigen. Aber diese Hermy-nee-Person konnte doch gar nicht ihre Feindin sein, oder? Mr. Snape hatte sie mit ihr alleine gelassen und er war immer mit den anderen Freiwilligen im Raum geblieben, zumindest die ersten Male. Die Vorstellung war beängstigend, aber diese Frau war vermutlich sicher. Niemand mit solch warmen, braunen Augen konnte gefährlich sein.

Also schüttelte Margaret ihren Kopf. „Ich habe Probleme die Wörter auszusprechen“, wisperte sie, als sie beschämt ihren Blick abwandte.

Hermine wollte ihre Hand ausstrecken und das Mädchen berühren, aber erkannte, dies wäre vermutlich eine schlechte Idee, nicht zuletzt, sollte Snape davon erfahren. Sie versuchte wirklich seine Regeln einzuhalten; sie wusste, er ließ die Leute nicht oft mit den Kindern alleine und nahm ihre Sicherheit bestimmt nicht auf die leichte Schulter. Gleichzeitig viel es ihr schwer einfach nur so herumzusitzen und dabei zuzusehen, wie ein Kind die Freude eines guten Buches nicht genießen konnte.

Deshalb hörte sie sich selbst sagen: „Möchtest du, dass wir es zusammenlesen? Ich kann es dir vorlesen und du kannst die Worte auf der Seite mitlesen. Vielleicht, wenn du die Worte hörst und sie dort stehen siehst, wird es dir etwas leichter fallen.“

Funktionierte das überhaupt? Hermine konnte sich ehrlich nicht daran erinnern, wie sie lesen gelernt hatte. Sie wusste, sie war, was das anging, recht frühreif gewesen. Sie wusste jedoch, ihre Eltern hatten ihr immer vorgelesen, also musste es ja irgendwas gebracht haben.

Das kleine Mädchen zögerte sehr lange, doch nickte dann langsam. Hermine streckte ihre Hand aus, und als sie sah, wie das Mädchen zurückzuckte, sagte Hermine lediglich: „Für das Buch.“ Nur zaghaft überreichte das Mädchen das Buch und zog ihre Hand so schnell weg, als ob Hermine ausgestreckte Hand sie wie eine Schlange gebissen hätte.

„Wenn du, ah, etwas näher rücken möchtest, dann können wir beide die Wörter lesen“, sagte Hermine. Das Mädchen erstarrte. „Ist schon gut. Ich kann ja einfach anfangen zu lesen und du kannst, wenn du möchtest, näher rutschen oder auch nicht.“ Dann räusperte sie sich, blätterte zum Anfang zurück und begann leise zu lesen.


*~*~*



Seufzend legte Severus eine weitere Akte auf den wachsenden Stapel. Bei seiner Ernennung zum legalen Vormund der jüngeren Kinder, war Minerva so freundlich ihm die Disziplinarberichte von all seinen Waisenkindern zu übermitteln, die in Hogwarts gewesen waren, um über die Schwierigkeiten aufzuklären, auf die sich vermutlich seine derzeitigen Schützlinge vorbereiten müssten. Sie waren schlimm und leider typisch für die letzten Jahre. Kämpfe zwischen den Schülern. Sie wachten mitten in der Nacht auf, weil sich Schlangen oder Spinnen in ihren Betten befanden. Ihre Schuhe wurden so verzaubert, dass sie bei jedem Schritt ausrutschten. Mit einer Grimasse überlegte er, diese hier hätten auch seine Einträge zu seiner Schulzeit sein können.

Es gab noch schlimmere Einträge. Andere Schüler, die sie in ruhigen und vergessenen Teilen des Schlosses in eine Ecke drängten, wie sie dann mitten ins Gesicht bespuckt wurden und man sie als Todesser beschimpfte. Ihnen wurde gesagt, dass ihre Eltern tot waren oder dem Kuss erhalten hatten (für gewöhnlich stimmten diese Aussagen) und sie würden die nächsten sein, da sie es verdient hatten. Schläge der Vergeltung für verlorene Familienmitglieder. Diebstahl von dem wenigen Eigentum, welches diese Kinder mitgebracht hatten.

Aber am schlimmsten war die Einstellung der Lehrerschaft. Die meisten von ihnen hatte die Slytherins mit den Todessern gleichgesetzt, etwas, was die allgemeine Slytherin-Bevölkerung ihnen verübelte (verständlicherweise). Sie behandelten diese Schüler als schuldig, bis ihre Unschuld bewiesen war; und das in fast allen Angelegenheiten. Falls einer von ihnen eine falsche Antwort im Unterricht gab, wurden sie zum Nachsitzen verurteilt. Die Punkte wurden ihnen links und rechts abgezogen. Jeder Schüler mit Schwierigkeiten wurde nur noch mehr dafür bestraft, als dass man ihnen Hilfe anbot.

Severus wusste, er war nicht unschuldig, wenn es darum ging, Schüler als Lehrer zu bevorzugen und er hatte auch Kinder aufgrund ihrer Eltern unfair behandelt (ganz besonders Potter; Grangers Worte hatten seltsamerweise einen wunden Punkt getroffen), aber zumindest hatte er sich nie dazu erniedrigt einen Schüler vom Lernen abzuhalten. Nach seiner Erfahrung taten sie das immer ganz von alleine. Er kannte seine Kinder, sie würden niemals nicht versuchen etwas zu lernen. Er beschuldigte hier eindeutig die Lehrer.

Aber wie sollte er dieses Problem angehen? Er seufzte und seine Hände fuhren durch seine Haare. Severus hatte nach dem Krieg seine Haare kürzer geschnitten, damit er noch einmal neu anfangen konnte, aber selbst nach fünf Jahren fühlte es sich noch immer seltsam an, es so kurz zu tragen, nachdem er es ein Leben lang entweder auf Kinn – oder Schulterlänge oder noch länger getragen hatte.

Es war jetzt ungefähr eine halbe Stunde verstrichen. Besser, er sah mal nach ihnen.

Leise betrat er den Flur im Obergeschoss und schaute über die Brüstung, wo er einen ziemlich guten Überblick in das Wohnzimmer hatte und unauffällig beobachten konnte. Was er dort sah, entsetzte ihn.

Granger. Mitten bei den Kindern sitzend. Lesend. Und alle fünfzehn Kinder saßen mit gespannter Aufmerksamkeit um sie herum.

Nein. Nein. Nein. Nein.

War dieses Mädchen unfähig auch nur die einfachsten Anweisungen zu befolgen? Hinsetzen und beobachten, Klappe halten. Er hatte ihr dies aus einen ganz besonderen Grund gesagt: Er war sich nicht sicher, wie gut die Kinder auf sie reagieren würden, und wollte ihnen Zeit geben, sich an sie zu gewöhnen, bevor sie anfing mit ihnen Kontakt aufzunehmen.

Schnell eilte er die Treppe hinunter in das Wohnzimmer und hielt geradewegs auf Granger zu. „Nach oben“, sagte er leise. Sie sah fragend zu ihm auf. Missverstand sie ihn heute Abend absichtlich? „Nach oben“, sagte er diesmal bestimmter, aber noch immer leise. Granger legte das Buch zur Seite und folgte ihm aus dem Zimmer. Über seine Schulter hinweg zauberte er seinen Patronus, damit der auf die Kinder aufpassen konnte.

„Lest“, war alles, was er über seine Schulter zu ihnen sagte.

Sobald sie sich außerhalb der Sicht – und Hörweite der Kinder befanden, umklammerte er Granger nicht allzu zimperlich am Ellbogen und zog sie die Treppen hinauf, schmiss die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf und schubste sie hinein.

„Was sollte das da eben?“, fragte sie wütend.

Hastig belegte Severus das Zimmer mit einem Schweigezauber und wirbelte mit einem lodernden Blick zu ihr herum. „Hinsetzen. Und. Beobachtenâ€, spuckte er. „Das war alles, was Sie tun sollten – sitzen und beobachten. Ich dachte, Sie wären in der Lage diese einfache Anweisung zu befolgen. Und dann, sobald ich Ihnen meinen Rücken zugewandt hatte, haben Sie angefangen mit ihnen zu interagieren.“

„Sie hatten Probleme beim Lesen und alles, was ich getan habe-“

„Selbstverständlich haben Sie Probleme beim Lesen, fast alle von ihnen leiden unter Lernschwächen. Denken Sie etwa, das weiß ich nicht? Denken Sie etwa nicht, ich wünschte, ich könnte es beheben?“ Er schrie sie jetzt beinahe an und er schrie niemals. „Aber diesmal haben Sie die Grenze überschritten. Sie waren hier, um zu beobachten, damit sie sich an Ihre Gegenwart gewöhnen können. Erst, wenn sie sich an Sie gewöhnt hatten, wäre es ratsam gewesen mit ihnen zu reden. Sie sind es gewohnt, dass die Menschen sie verlassen, sie vertrauen nicht einfach so, was auch der Grund ist, warum ich fremde Leute sehr, sehr langsam einführe.“

„Sie schienen mir zu vertrauen. Margaret war zunächst etwas zaghaft, aber schon bald war sie auf mich zugekommen und die anderen hatten gefragt, ob sie auch zuhören dürften und natürlich habe ich nicht nein gesagt--“

„Granger.“

„Ja?“

„Halten Sie die Klappe.“

Granger verstummte.

„Durch Ihre Missachtung äußerst präziser und doch sehr einfacher Anweisungen, die ich Ihnen hinterlassen habe, haben Sie mein Vertrauen gebrochen. Leider scheint nicht einmal Ihr Gehirn in der Lage zu sein, etwas so einfaches zu verstehen. Ich kann nicht sagen, dass es mich sonderlich überrascht und ich kann nicht glauben, dass ich angenommen hatte, Sie könnten das hier bewerkstelligen. Heute war es vielleicht etwas so Einfaches wie lesen. Morgen könnte es etwas viel Fataleres sein.“

„Jetzt seien Sie nicht lächerlich, Severus. Sie wissen, ich stehe voll und ganz dahinter.“

„Tue ich das?“

Verwirrt legte sie ihre Stirn in Falten. „Warum sollten Sie nicht?“

Severus‘ Augen verzogen sich zu kleinen Schlitzen und seine Stimme tropfte nur so vor Gift. Er trat einen Schritt auf sie zu, ragte über sie, jeder seiner Schritte genauso furchteinflößend, wie er gehofft hatte: „Warum sollte ich es?“


*~*~*



Hermine war fuchsteufelswild. Hier war sie nun, half den Kindern, zog sie aus ihrer Schale, interagierte mit ihnen, baute zu ihnen eine Verbindung auf und jetzt wurde sie wie eine Erstklässlerin dafür ausgeschimpft, die gerade einen Kessel geschmolzen hatten? Er behandelte sie, als ob er sie dabei erwischt hatte, wie sie die Kinder schlug.

Was stimmte nicht mit diesem Mann?

Sie schnaubte frustriert. Sie wollte wirklich nicht, dass das hier noch schlimmer wurde.

„Severus“, begann sie ruhig, „ich hege nicht den Wunsch mit Ihnen zu streiten. Das habe ich noch nie und schon gar nicht heute Abend. Ich könnte jetzt versuchen mich zu verteidigen, aber ich weiß, es wird einfach nichts bringen. Sie haben sich bereits über mich und meine Motive eine Meinung gebildet, wie ich sehe. Sie haben recht, ich habe nicht nur einfach dort herumgesessen und sie beobachtet. Ich habe Ihre Anweisung missachtet und zu ihnen eine Verbindung aufgebaut. Sie schienen es zu mögen. Sie haben darauf geantwortet. Ich habe sehr schnell begriffen, dies war eine äußerst seltene Situation für sie. Ich denke, es war richtig und nichts, was Sie sagen, wird meine Meinung diesbezüglich ändern.

„Ich weiß, das hier ist stressig und neu, Severus, aber ich weiß nicht, was ich noch tun kann, um Ihnen zu beweisen, dass Harry und ich auf Ihrer Seite stehen. Wenn Sie nach den letzten Monaten nicht bereit sind, uns zu glauben, dann weiß ich nicht, was ich sonst noch tun kann, um Sie zu überzeugen. Ich habe es satt es weiterhin zu versuchen.“

Sie seufzte. „Nein, lassen Sie mich klar und deutlich ausdrücken: Ich bin es nicht satt es bei ihnen zu versuchen. Ich habe es einfach nur satt es bei Ihnen zu versuchen.“

Sie schienen dort Auge in Auge, Fuß an Fuß eine Ewigkeit zu stehen. Er dachte daran sie auf ihren Hintern rauszuschmeißen und die Türen so schwer gegen sie zu verriegeln, dass sie nie wieder zurückkehren könnte.

Er erkannte nicht, bis er einmal Luft holte, dass er beinahe keuchend vor ihr stand.

„Niemand tut einfach nur so etwas für sie, Granger, und Sie und ich haben noch nie auf derselben Seite gestanden“, sagte er schließlich.

„Das. Stimmt. Nicht“, sagte sie durch zusammengebissene Zähnen und legte hinter jedem Wort eine Pause ein, um sie zu betonen. „Wir standen immer auf derselben Seite. Wir haben uns vielleicht nie gemocht, aber wir haben immer für dieselbe Sache gekämpft.“

Er schnaubte verächtlich. „Sie und ich waren vielleicht Soldaten, die vielleicht auf der gleichen Seite im Krieg gestanden haben, aber das bedeutet noch lange nicht, wir haben für dieselben Dinge gekämpft.“

„Ich bezweifle nicht, dass unsere Motivationen unterschiedlich waren, aber das sollte eigentlich nichts bedeuten.“

„Es bedeutet alles.“

Granger atmete tief durch und schüttelte den Kopf. „Sie irren sich. Und die Vergangenheit hat nichts hiermit zu tun, dem Hier und Jetzt, mit diesen Kindern. Jetzt kämpfen wir auf derselben Seite und auch aus denselben Gründen.“

„Granger, sind Sie unfähig für sich zu denken? Immer ‚wir‘, ‚wir‘, ‚wir‘ mit Ihnen. Können Sie und Potter sich nicht voneinander lösen, um sich auf das Was und Warum der Dinge zu konzentrieren, die Sie tun?“

Sie sah beleidigt aus. „Ich bin nicht Harrys Marionette und bin es nie gewesen. Das hier war meine Idee. Ich bin durch mein Audit auf dieses Problem aufmerksam geworden und wir sind beide aus demselben Grund hier, genau wie Sie.“

„Sie können unmöglich meine Gründe wissen.“

„Kann ich nicht?“, sagte sie sauer. „Es begann aus reiner Verpflichtung, genau wie es darum ging Harry zu beschützen. Oder etwa nicht? Sie fühlen sich dafür verantwortlich, diese Kinder aufgrund Ihrer Arbeit als Spion zu Waisen gemacht zu haben, ob nun Ihr Zauberstab direkt auf sie gerichtet war oder durch Informationen, die Sie an den Orden weitergeleitet hatten. Aber das hat sich geändert, nicht wahr, Severus? Sie fingen an sich um sie zu kümmern. Sie fingen an Mitleid für ihre Qualen zu entwickeln.

„Ich weiß, ich habe recht. Ich habe gesehen, wie Sie sich um Kinder kümmern, die Sie nur aus Verpflichtung beschützen. Sie haben alles daran gesetzt, um Harry wissen zu lassen, dass Sie ihn nicht ausstehen können und daher haben Sie ihn mit seinen Vater gleichgesetzt. Sie haben niemals, nicht auch nur einmal, eine Gelegenheit ausgelassen ihn zu beleidigen. Sie haben ihn nie gehalten, während er weinte oder ihn vor den falschen Einflüssen beschützt oder haben auf dem Absatz gestanden, um sicherzugehen, dass die Leute, die ihn betreuten, ihn auch angemessen behandelten. Sie haben niemals auch nur einen Schritt unternommen, um sein legaler Vormund zu werden.

„Das ist der Unterschied hier, Severus. Irgendwann haben Sie angefangen nicht nur aus reinen Schuldgefühlen zu handeln, sondern sich wie ein Vater um diese Kinder zu kümmern.“

„Sie haben nicht den blassesten Schimmer-“

„Habe ich nicht? Sagen Sie mir, dass ich mich irre. Schauen Sie mir in die Augen und sagen mir, das hier ist nichts weiter als eine Verpflichtung für Sie und Sie stehen jetzt hier oben und beschimpfen mich aus reiner Gewohnheit, weil ich eine Ihrer Anweisungen missachtet habe und nicht aus Angst, weil ich die Kinder da unten irgendwie damit verletzt haben könnte. Schauen Sie mir in die Augen, sagen Sie mir, Sie schulden den Kindern nur genauso viel wie Harry und nichts weiter. Schauen Sie mir in die Augen und sagen mir, dass Sie sich nicht um sie kümmern.“ Damit verschränkte sie ihre Arme und starrte ihn herausfordernd an.

Wieder standen sie dort, Auge in Auge, Fuß an Fuß, beide schweigend, beide schwer atmend. Starrend. Den anderen herausfordernd das Wort zu ergreifen. Severus konnte an keine passende Antwort denken, zumindest keine, die er mit Granger teilen wollte.

„Wollen Sie, dass ich verschwinde?“, fragte sie schließlich nach einem langen Schweigen.

Er überlegte, bevor er antwortete: „Noch nicht. Die Kinder müssen erst ins Bett gehen. Dann will ich Sie hier nicht mehr sehen.“ Er wirbelte auf den Absatz herum und verschwand.


*~*~*



Dieser Mann brachte sie noch um! Er vertraute ihr noch immer nicht! Hermine lief in ihrem Zimmer auf und ab, wünschte sich, sie könnte rausgehen. Dann erkannte sie, wie sie hier mit ihren vierundzwanzig Jahren auf ihr Zimmer geschickt wurde, als ob sie irgendein böses Kind und er noch immer ihr Lehrer wäre. Was die Dinge nur noch unerträglicher machten.

Sie schmiss sich auf ihr Bett und starrte hinauf an die Decke. Harry hatte den Deckenstuck auf ihren Wunsch hin dran gelassen und Snape schien es nicht verändert zu haben. Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er ihr Hab und Gut hier durchsucht, nach irgendwelchen Gründen suchte, ihr nicht zu vertrauen oder nach irgendwelchen Fallen geschaut hatte. Sie vermutete, der Schweigezauber war noch immer intakt, denn sie konnte nichts außerhalb der Tür hören – keine Schritte, die in ihr Bett gingen, keine Füße auf den Treppen, nichts. Angesichts dessen, dass der Grimmauldplatz ein so altes Haus war, dass es auch den leisesten Besucher mit seinen schleichenden Schritten und losen Dielen verriet und dass sie selten durch Harrys Herumschleichen im Haus geschlafen hatte, wenn er sich noch etwas mitten in der Nacht zu essen geholt hatte, musste der Zauber wirklich noch bestehen.

Hermine fragte sich, ob Snape sie eingeschlossen hatte. Sie würde es ihm zutrauen.

Wie lange dauerte es wohl fünfzehn Kinder ins Bett zu bringen? Eine halbe Stunde? Zwei Stunden? Zehn Minuten? Würde es verrückt sein, zu versuchen ein Nickerchen zu machen?

Definitiv. Besser war es aufzustehen.

Endlich, nach, was entweder fünfzehn Minuten oder auch fünf Stunden hätten sein können (sie war so wütend, dass sie vollkommen ihr Zeitgefühl verloren hatte) wurde ihre Schlafzimmertür geöffnet und dort stand Snape mit einem mörderischen Blick auf sie gerichtet.

„Ich dachte, es ist Zeit für Sie zu verschwinden“, sagte er.

„Was ist mit Ihren Plänen für den Abend? Brauchen Sie mich nicht, um bei den Kindern zu bleiben?“

„Nicht mehr.“

„Gehen Sie dann nicht?“

„Das hat Sie nicht zu interessieren.“

„Doch, tut es.“

„Granger!“

„Ich denke, wir beide wissen doch, es ist für alle Beteiligten besser, wenn jemand rund um die Uhr bei den Kindern ist, und nicht nur Ihr Patronus, nicht? Wir beide wissen doch, es ist besser, wenn ich hier bleibe, selbst wenn ich eingesperrt in diesem Zimmer hier sitzen werde.“

„Sie müssen jetzt verschwinden.“

„Severus…“ Hermine war jetzt mit ihrer Weisheit am Ende. Sie legte ihre Hände gegen ihre Schläfen und begann sie zu massieren, um die nahenden Kopfschmerzen zu verbannen. „Ich verstehe es nicht. Sicherlich haben Sie bis jetzt festgestellt, dass die Kinder weder verletzt noch traumatisiert worden sind, indem ich ihnen etwas vorgelesen habe. Selbst Ihre Wut sollte jetzt verschwunden sein. Also, was ich nicht verstehe, warum beharren Sie darauf, dass ich etwas getan habe, was sie möglicherweise in Gefahr gebracht haben könnte? Sicherlich schulden Sie mir dafür eine Erklärung?“

„Ich schulde Ihnen gar nichts.“

„Severus….“

Snape betrachtete sie kühl und sie wusste, er überlegte, ob sie seiner weiteren Aufmerksamkeit überhaupt wert war. Sie konnte in seinen Augen Wut… und Verrat?.... sehen.

Als er letztendlich das Wort ergriff, war seine Stimme so kontrolliert, dass es verriet, wie geschlagen er wirklich war.

„Außer mir hat ihnen noch nie jemand etwas vorgelesen. Es ist äußerst privat für sie. Ich will nicht, dass sie sich an Sie gewöhnen, nur damit Sie abhauen, wenn es schwierig wird.“

Hermine war geschockt. Moment, war sie es? Sie wusste bereits, er vertraute ihr nicht und sie wusste, nach seiner Erfahrung nach liefen die Leute immer davon, wenn es schwierig wurde. Aber sie war vermutlich die hartnäckigste Person, die er jemals getroffen hatte – er musste das doch von alle dem, was in Hogwarts geschehen war, wissen. Trotz alle dem konnte er ihr noch immer nicht vertrauen.

Sie hatte noch nie für jemanden solch ein Mitleid empfunden. Und Mitleid, wusste sie, war wohl das letzte Gefühl, welches Severus Snape jemals gezeigt bekommen wollte.

„Oh, Severus“, sagte sie, als sie seine Hand nahm, ganz vorsichtig, und war bedacht darauf, nur Sorge und Ehrlichkeit in ihrem Gesicht und ihre Stimme zu legen. „Ich werde nirgends hingehen.“

Er zog sich nicht zurück.

„Gehen Sie und schauen Sie nach den anderen. Ich werde hier bleiben, entweder hier in diesem Zimmer oder unten, falls die Kinder mich brauchen sollten. Lassen Sie von mir aus einen Patronus hier. Aber ich denke nicht, es wäre richtig, sie jetzt alleine zu lassen und ich werde nicht verschwinden.“

Er zog noch immer nicht seine Hand zurück oder zollte ihr irgendeine Antwort.

„Ich weiß, Sie wollen sie beschützen, aber sie vor der Welt zu verstecken ist nicht die Antwort.“ Sie ließ seine Hand los. „Gute Nacht, Severus.“

Und damit schloss sie Tür und ließ ihren absolut verwirrten, ehemaligen Lehrer alleine im Flur stehen.



*~*~*



Er wusste, er hätte die Tür aufreißen, sie am Arm packen und aus dem Haus schmeißen sollen.

Er wusste, er hätte ihr sagen sollen, dass sie keine Ahnung von dem hatte, was sie da redete und sie so lange eingeschüchtert, bis sie schwieg.

Er wusste, er hätte in dem Augenblick seine Hand zurückziehen sollen, als sie danach gegriffen hatte.

Er wusste, als sie seine Hand drückte, da hätte er dies niemals erwidern sollen.

Und vor allem wusste er, er hätte das Ganze als einen mitleidigen Versuch abstempeln sollen ihn zu manipulieren, in dem sie ihn mit einer sanften Berührung anfasste. Wie viele Frauen hatten das in der Vergangenheit bereits bei ihm versucht?

All dies wusste Severus. Wirklich. Und doch war er jetzt hier, während er nach einem weiteren Besuch die Nockturngasse verließ, und Granger alleine zurückgelassen hatte.

Etwas von der Art und Weise, wie sie ihn angesehen, ihn berührt hatte, hatten ihn und sein Misstrauen vollkommen entwaffnet. Tief in seinem Inneren wusste er, sie war nicht hier, um den Kindern irgendeinen Schaden zuzufügen, suchte nicht nach irgendwelchen Vorwänden, um ihn aus dem Haus zu haben (er hatte immerhin auf jeder einzelnen Etage einen Patronus hinterlassen) und sie spielte nicht mit ihm. Er hatte sich immer etwas darauf eingebildet die Menschen gut zu durchschauen, dass er ihre Gedanken und Beweggründe, die sie so einfach verrieten, immer verstand. Von dem ersten Tag an hatte Grangers Gesichts keine unerwünschte Reaktion gezeigt, aber er hatte sich selbst nicht vertraut. Es war zu schön, um wahr zu sein, also hatte er sie abschrecken wollen. Hatte Legilimentik an ihr ausgeübt. Hatte sie und Potter zu diesem Bordell geführt, um sie einzuschüchtern. Hatte sich verletzlich gezeigt, um sie dazu zu bringen, ihre Deckung fallen zu lassen.

Er konnte einfach nicht anders, als sich wegen alle dem töricht zu fühlen. Töricht ihr zu vertrauen. Töricht ihr nicht zu vertrauen. Es war wie verhext.

Er betrat den Grimmauldplatz, schloss die Tür hinter sich und ließ sich mit einem lauten Seufzen gegen die Tür fallen. Das war mitunter der schwierigste Teil seiner Arbeit. Wenn die Kinder bei ihm waren, konnte er sie beschützen. Aber es brachte rein gar nichts, wenn sie, sobald sie ihn verlassen hatten, in die Kriminalität und Verzweiflung und Misshandlung hinab rutschten.

Was konnte er noch tun, fragte er sich. Er wusste, er tat noch nicht genug. Sein Ziel war es, sie nach Hogwarts zu bringen und sie auf das Leben, welches sie dort führen würden, vorzubereiten. Und doch schien es ganz so, als ob seine Schützlinge seine Hilfe dringender benötigten, wenn sie ihn verlassen hatten. Er konnte die Jüngsten unter ihnen nicht alleine lassen; sie benötigten mehr Zeit, aber nicht so viel Hilfe.

Er überprüfte jedes einzelne Zimmer. Alle Kinder schliefen in ihren Betten, zu jeder Nacht ein ausgezeichnetes Zeichen und sogar noch besser, wenn man berücksichtigte, dass er gar nicht anwesend gewesen war. In Nächten, in denen Severus verschwand, bemerkte es mindestens immer eines der Kinder und wartete dann verängstigt auf ihn. Wie es aussah, nicht heute Abend.

Als Letztes ging er zu Grangers Zimmer, klopfte leise an und öffnete die Tür, bevor sie antworten konnte. Sie war noch wach und saß lesend am Kamin und schrieb auf irgendeinem Pergament; vermutlich ihr verdammter Bericht.

„Ariadne Carrow hatte einen Albtraum, aber ich konnte sie beruhigen und sie schläft jetzt. Ansonsten ist nichts vorgefallen.“

„Gut“, antwortete Severus.

Granger neigte leicht ihren Kopf und betrachtete ihn eingehend. „Geht’s Ihnen gut?“

„Bestens, Granger. Ich werde mich jetzt hinlegen und dasselbe sollten Sie auch tun.“

„Wo waren Sie?“, fragte sie.

„Granger… bitte…“

„Ich kann sehen, dass Sie aufgebracht sind, Severus. Ich sehe es in Ihren Augen. Sie sind vielleicht gut darin Ihre Gefühle zu verbergen, aber etwas hat Sie dermaßen aufgebracht, dass selbst ich es erkennen kann.“ Sie deutete auf den zweiten Sessel neben dem Kamin. „Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir, bis Sie sich besser fühlen. Sie müssen auch nicht mit mir reden, wenn Sie nicht wollen.“

Wenn er später darüber nachdachte, dann konnte er nicht sagen, warum er ihre Einladung angenommen hatte. Er bewegte sich nur langsam und setzte sich in den Sessel, blickte nicht in ihre Richtung, sondern starrte in die Flammen. Es war für ihn wie Meditieren, die Flammen bei ihrem Tanz zu beobachten und die Wärme zu spüren. Granger arbeitete im kompletten Schweigen neben ihm. Severus hatte noch nie irgendwelche Einwände gegen ein längeres Schweigen gehabt und für all ihr ständiges Geplapper schien Granger es auch nicht sonderlich zu stören. Die meisten verspürten den Drang das Schweigen mit irgendwelchen flüchtigen Gerede oder Fragen zu füllen. Granger schien zufrieden damit zu sein, einfach nur da zu sitzen, genau wie er.

„Ich war heute Abend in der Nokturngasse.“ Severus überraschte sich selbst, als er das Wort ergriff.

Er hörte, wie das Kratzen der Feder stoppte. „Zurück zu… diesem Ort?“

Severus nickte. Er öffnete seinen Mund, um noch mehr zu sagen, aber seine Stimme war zu belegt, um irgendwelche Worte herauszubringen.

„Es ist schwer dort hinzugehen, nicht?“, fragte Granger. Severus antwortete nicht. „Sie müssen mir nicht antworten, wenn Sie nicht wollen, aber was ist es, was Sie machen, wenn Sie sie besuchen?“

Aus irgendwelchen Gründen wollte Severus ihr antworten. „Ich rede mit ihnen. Ich höre ihnen zu. Ich gebe ihnen Geld. Ich tröste sie. Ich bringe ihnen Neuigkeiten. Aber meistens bin ich… einfach nur da.â€

„Jemand, der sie wie Menschen behandelt anstatt wie Objekte“, überlegte Granger. Severus nickte. „Severus… warum bringen wir sie nicht hierher?“

Er betrachtete sie mit einem kalten Blick. „Denken Sie nicht, ich wünschte, ich könnte sie von diesem schrecklichen Ort befreien?“, schnappte er. „Denken Sie nicht, wenn ich es denn könnte, dann würde ich ihnen eine Möglichkeit geben von dort zu verschwinden? Das hier ist ein großes Haus, aber nicht groß genug für alle von ihnen.“

„Wie viele von ihnen sind dort… an diesem Ort?“

Typisch Gryffindor, dachte Severus. Sie wollen immer nur das Problem lösen, aber nicht akzeptieren, wenn es nicht gelöst werden kann.

„Sechs“, antwortete Severus. „Es sind sechs.“

„Wir könnten ganz leicht drei von ihnen hier in dieses Zimmer verlegen und wir könnten bei einigen der Jüngeren Dreierzimmer machen, wodurch wir dann noch ein weiteres Zimmer gewinnen würden. Oder wir könnten den Dachboden in ein Schlafzimmer verwandeln. Sie haben noch immer keinen Nutzen dafür-"

„Granger“, schnappte Severus. „Hören Sie auf. Erstens widerspreche ich Ihnen, es ist nicht ausreichend Platz. Zweitens, was würden sie stattdessen tun? Sollen sie einfach nur hier leben? Sie würden nicht in der Lage sein zu arbeiten und zur Schule zu gehen.“

„Sie würden ihre Ausbildung fortsetzen, wie sie es so oder so tun sollten“, untermauerte Granger. „Sie machen es doch bereits den Jüngeren. Warum nicht auch bei den Älteren? Sie sind noch nicht volljährig, sie sollten eigentlich in der Schule sein.“

„Ich kann nicht einfach Hogwarts Stundenplan verdoppeln, Granger!“, sagte Severus verzweifelt. „Es bedarf bereits all meine Kraft und Zeit die Jüngeren unter ihnen zu unterrichten. Die Älteren benötigen außerdem einen magischen Stundenplan… das ist einfach unmöglich. Und erlauben Sie es mir, Sie zu erleuchten Granger: Alleine ein magisches Fach zu unterrichten ist bereits anstrengend genug. Überhaupt erst den Versuch zu starten die Hauptfächer zu unterrichten… das ist der reinste Wahnsinn.“ Schließlich traf er ihren Blick. „Ich bin nur ein Mann. Ich kann auch nur so viel tun. Und dennoch…“

Und doch ist es nicht genug.

Du hast wohl immer eine Ausrede für deine Fehler, nicht wahr?,
fragte die Stimme.

„Also ist die Alternative besser?“, schoss Granger zurück.

Severus ließ seinen Kopf hängen. „Ich tue schon, was ich kann.“

Granger seufzte. „Ich wollte nur hilfreich sein.“

„Wenn ich sie zurück nach Hogwarts bringen könnte, Granger, glauben Sie mir, ich würde es tun.“

„Warum keine ausländische Schule? Durmstrang oder Beauxbaton? Könnte man sie dorthin schicken?“

Severus schüttelte den Kopf. „Die Namen der Todesser sind in ganz Europa bekannt. Zumindest kann ich sie hier halbwegs im Auge behalten und ihnen helfen. Wenn sie in ein Land gehen würden, wo sie der Sprache nicht mächtig sind und dort keinerlei Verbindungen haben, ich will gar nicht erst daran denken, was ihnen dort alles passieren könnte.“

Granger seufzte. „Ich weiß, es sind keine Probleme, die wir heute Nacht oder in sonst einer Nacht oder in naher Zukunft lösen können. Aber Sie kennen das alte Sprichwort: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wir werden schon einen anderen Weg finden.“

Severus war auf dieses Sprichwort nicht gut zu sprechen. „Laut meiner Erfahrung, Granger, gibt es nicht immer einen anderen Weg.“

„Wissen Sie, Severus“, sagte Granger etwas zu freudig, „ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich Ihre Erfahrung ist.“

Er verlor nur für einen kurzen Moment die Kontrolle über sein Gesicht, bevor er sich wieder sammeln konnte. „Jedenfalls“, fuhr sie fort, „bin ich jetzt müde und ich denke, Sie sind es auch, also werde ich jetzt nach Hause gehen. Gute Nacht, Severus.“

Sie ging zur Tür, aber drehte sich noch ein letztes Mal um und sagte leise: „Sie irren sich übrigens. Sie sind vielleicht nur ein Mann, aber Sie sind nicht mehr alleine. Nicht hierbei. Niemals mehr.“

Und damit trat sie durch die Tür, ging die Treppe hinunter und verließ das Haus.

Severus blieb in dem Zimmer, ihrem Zimmer, sitzen und dachte über ihre Worte nach. Aber nicht über das, was sie besprochen hatten, sondern über das, was sie als aller erstes zu ihm gesagt hatte.

Ariadne Carrow hatte einen Albtraum? Granger war in ihr Zimmer gegangen? Warum hatte es seinen Patronus nicht alarmiert? Er hatte ihn darauf abgerichtet sich zu melden, sollte jemand in ihre Zimmer eindringen.

Natürlich. Der Patronus würde ihn nur alarmieren, wenn der Eindringling eine Gefahr für die Kinder darstelle...

Wenn Severus sich auf etwas verlassen konnte, dann war es sein Patronus. Ihrem Patronus.

Anscheinend war Granger doch sicher. Sie stellte für die Kinder keine Gefahr dar.

Und vielleicht tat es keiner von ihnen.

Granger hatte seine Anweisung missachtet und ihre Grenze überschritten und ihn weit außerhalb seiner Komfortzone gedrängt.

Verdammt, aber es schien ihnen gut getan zu haben.

Sie schienen jetzt besser zu schlafen als noch bei ihrer Ankunft. Sie hatten jetzt erheblich viel Zeit mit Granger verbracht ohne, dass irgendwas passiert war. Sie schienen sogar etwas traurig gewesen sein, als sie nach oben verschwunden war.

Vielleicht… konnte er ein klein wenig loslassen. Für sie.


*~*~*



In dieser Nacht lag Hermine in ihrem Bett und konnte nicht schlafen, etwas bereitete ihr Bauchgrummeln.

Sicher, er hatte ihr eine eindeutige Anweisung gegeben, welche sie ignoriert hatte. Und dann hatte er sie darum gebeten zu verschwinden, wogegen sie sich geweigert hatte. Und dann wollte er nicht mit ihr reden und sie hatte ihn dazu gedrängt.

Auch wenn Hermine mit dem Ergebnis zufrieden und sich sicher war, unter diesen Umständen, war es das Richtige gewesen und sie auch zu der Zeit keine Zweifel hatte, konnte sie nicht anders als sich hin- und hergerissen zu fühlen.

Nur etwas.

Sie hatte Severus Snape, trotz all seiner Einwände, dahin gehend eingeschüchtert, sie mit den Kindern alleine zu lassen. Und hatte es überlebt.

Hermine schluckte. Sie hatte doch das Richtige getan, oder? Snape dazu gezwungen zu sehen, dass sein Weg nicht immer der Beste war und sie keine Bedrohung darstellte.

Das war doch richtig gewesen… oder?

Die nächsten paar Monate würde für sie beide einiges an Anpassung bedeuten. Für sie alle. Sie hoffte nur, dass ihre Persönlichkeiten nicht alles vermasselten.

Vielleicht würde ihnen ja etwas Abstand ganz gut tun. Für jetzt zumindest.


*~*~*



Als nächstes: Andere Freiwillige tauchen am Grimmauldplatz auf und die Gruppe etabliert eine Routine.


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