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Fanfiction

Just to be - Befreiung

von Xaveria

*~* Befreiung *~*



Vielleicht war es von Severus zu viel verlangt, dass er und Hermine einfach nur die Gesellschaft des jeweils anderen… genießen konnten. Ohne gleich mit dem halb gebackenen Versuch eines gewissen Ronald Weasley, der sichtlich versuchte, sein Territorium zu verteidigen, konfrontiert zu werden. Er wusste, der Junge hatte beinahe seine gesamte Zeit über in Hogwarts irgendwelche Absichten Hermine gegenüber gehegt, selbst wenn er absolut unfähig und stümperhaft in seinem Versuch gewesen war und sie am Ende doch verloren hatte.

Klingt vertraut, nicht?, meldete sich seine Stimme zurück. Severus versuchte sie zu ignorieren, aber sie ließ sich nicht beirren. Er ist vermutlich hier, um dir zu sagen, dass du deine schmierigen Todesser-Finger von seiner Ex-Freundin lassen sollst.

Wie unglaublich ritterlich von ihm, überlegte Severus trocken. Irgendwie erinnerte es ihn an das alte Lied des Sprechenden Hutes: In Gryffindor, denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut. Warum beharren die Menschen nur darauf immer diese Eigenschaften hervorzuheben und niemals ihr Verschulden?

Jedenfalls wusste er, sie und Weasley waren während und nach dem Krieg zusammen gewesen. Kurz, nachdem er aus dem Koma aufgewacht war, hatte ihre Trennung es auf die Titelseite des Propheten geschafft und niemand hat jemals die Gründe erfahren. Hermine hatte nie davon gesprochen und Severus hatte niemals nachgefragt. Kurz gesagt, es hatte ihn nicht sonderlich interessiert. Er hatte nie ihre gegenseitige Anziehung zueinander wirklich verstanden. Dennoch verstand Severus durchaus die Verzweiflung und starrsinnige Ansicht eines Mannes, der die Frau, die er liebte, verloren hatte, nur um sie dann wieder zurückgewinnen zu wollen. Er hatte dieses Spiel viele Jahre in seinem Leben selbst gespielt.

Und doch hegte er nicht den Wunsch gegen Weasley zu kämpfen oder ihn noch länger anzustarren. Dieselben stumpfsinnigen Augen, dieselbe lächerliche, mit Sommersprossen übersäte Haut, derselbe ausdruckslose Blick. Weasley hatte sich kein Stück geändert. Was Hermine jemals in ihm gesehen hatte, entzog sich Severus' Verstandes und er stoppte diesen Gedankengang, bevor er sich anfing zu fragen, welche Qualitäten oder, Merlin bewahre, welche Fähigkeiten der Junge hatte, um sie vielleicht zu beeindrucken. Er zog es vor zu glauben, ihre Beziehung war nur ein Zufall von Zeit und Raum und den entsprechenden Umständen gewesen und nichts weiter. Weasley war ihrer nicht würdig, so schlicht und einfach war das. Und es würde keinerlei Möglichkeiten bestehen, ihr… Arrangement mit ihm zu besprechen. Selbst wenn Weasley versuchen sollte es aus ihm heraus zu foltern. Wobei Severus wusste, dass noch nicht einmal Weasley dämlich genug wäre, es zu versuchen.

Die beiden Männer starrten sich sehr lange schweigend an, jeder forderte den jeweils anderen heraus, zuerst das Wort zu ergreifen. Es war eine Taktik, die Severus für viele Jahre als Lehrer angewandt hatte, einen unaufmerksamen Schüler zum Sprechen aufzufordern und somit seine Wut anzuzetteln. Er hatte es zuvor schon bei Weasley mit großartigen Auswirkungen eingesetzt. Als Weasley nicht anbiss, verschränkte Severus seine Arme und zog eine Augenbraue hoch.

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Weasley", durchbrach Severus schließlich das Schweigen.

„Ich werde auch nicht lange bleiben."

„Also?"

Weasley sah sich um. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Flur für dieses Gespräch der perfekte Ort ist. Können wir nicht irgendwo hingehen, wo es nicht so öffentlich ist?"

Severus seufzte theatralisch und deutete Weasley an, ihm in die Küche vom Grimmauldplatz zu folgen. Als sie ihr Ziel erreichten, verschränkte er erneut seine Arme und zog wieder drohend, ihn wegen Hermine herauszufordernd, seine Augenbraue hoch.

Severus war ein Mann, der stolz darauf war jemand zu sein, den nichts mehr überraschte, aber Weasleys Worte entwaffneten ihn komplett.

„Ich bin nicht hier, um Ihnen zu sagen, dass Sie sich von Hermine fernhalten sollen, oder gegen Sie wettern, weil Sie mit ihr zusammen sind, noch werde ich Ihnen Ihre Vergangenheit vor Augen halten. Hermine ist meine beste Freundin und jemand, den ich noch immer sehr liebe. Sie haben sie glücklich gemacht. Und darüber will ich mit Ihnen reden."

Severus schwieg, was Weasley richtigerweise, als eine Einladung zum Weitersprechen interpretierte.

„Seit dem Krieg war sie emotional immer sehr fragil gewesen. Sie hatten sich nie wirklich auf jemanden eingelassen, aus Angst, dass man ihr ihr Herz bricht und sie hat sich auch nicht irgendwelche ehrgeizigen Herausforderungen gesucht, aus Angst zu versagen. Ihnen zu helfen ist das erste große Projekt, welchem sie sich angenommen hat. Ja gut, da war die Sache mit den Hauselfen, aber sie musste nicht allzu schwer dafür arbeiten, denn offengesagt, sie war Hermine Granger und das Ministerium würde sich nicht die Blöße geben einen geschriebenen Gesetzesentwurf von ihr abzulehnen. Sie ist… beeinträchtigt, Snape. Sie gibt sich stark und entschlossen, aber sie ist eine sehr fragile Person.

„Ich weiß nicht, wie ernst Ihre Absichten mit ihr sind, und sie hat auch nichts erwähnt, aber ich kenne sie und ich weiß, sie meint es vermutlich ziemlich ernst mit Ihnen. Hermine führt keine lässigen Beziehungen und tut niemals irgendetwas halbherzig. Noch nicht einmal jetzt, nach allem, was passiert ist.

„Ich liebe sie noch immer. Ich werde mich nicht zwischen euch beide stellen, aber ich sorge mich sehr um ihr Wohlergehen. Ich weiß, ich werde niemals mehr mit ihr zusammen sein können, aber ich liebe sie und ich will sie glücklich sehen.

„Wenn Sie sie verletzen…" Weasley trat einen Schritt vor und legte eine Hand nicht allzu zimperlich auf Severus' Arm. „Wenn Sie sie verletzen, dann müssen Sie mir gegenüber Rechenschaft ablegen."

Als er Severus' Arm losließ, nickte er ihm zu und verließ die Küche. Severus hörte seine Fußschritte durch das Wohnzimmer und wie er sich selbst hinausließ.

Severus lehnte sich gegen die Wand und atmete aus. Niemand war da, also konnte er seine Maske für einen Moment hinablassen. Er mochte Hermine sehr, er fand ihre Gegenwart mehr als nur tolerabel und er merkte, wie er sich immer mehr zu ihr hingezogen fühlte. Er war, was sie betraf, definitiv besitzergreifend, genau wie er es bei allem, was ihm gehörte, war.

Ihm gehörte… gehörte sie wirklich zu ihm? Weasley schien das zu denken. Severus fragte sich flüchtig, ob er mutig genug war sich genau diese Tatsache, dass sie wohlmöglich zu ihm gehörte, auch einzugestehen.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dich auch verlässt, hörte er seine Stimme sagen. Legst du wirklich so viel Wert darauf, was dieser verfluchte Ronald Weasley zu diesem Thema zu sagen hat?

Unter normalen Umständen hätte Severus Nein gesagt, dass die Meinungen und Rückschlüsse eines Weasleys, eines jeden Weasleys, sich unterhalb seiner Beachtung befanden. Aber er musste den Jungen dafür bewundern zu ihm gekommen zu sein, dafür, ihm von Hermines emotionalem Zustand zu erzählen (sie war, was das anging ziemlich verschlossen), und ihn zu warnen sie vorsichtig zu behandeln. Er fürchtete sich nicht vor Weasleys Drohung (Ronald Weasley drohte ihm – ha!), aber wie bei jeder Unterhaltung lag die Bedeutung oftmals unter der Oberfläche der gesprochenen Worte.

Hermine hegte Gefühle für ihn, und wenn er jetzt seine Karten richtig ausspielte, dann konnten sie sich zu etwas weitaus Bedeutungsvolleren weiterentwickeln.

Und Weasley liebte sie noch immer, bemerkte die Stimme in seinem Hinterkopf, es war die Stimme, die ihn immer mit Zweifel und Furcht fütterte. Wenn du das hier versaust, wird er warten.


*~*~*



Leopold Rosier starrte auf das kleine Pergamentstück in seinen Händen. Er hatte den Brief öfter als er zählen konnte gelesen, aber dennoch konnte er seinen Blick nicht davon abwenden.

Sein Hogwarts-Brief.

Obwohl solch ein Ereignis bei jedem anderen elfjährigen Kind Freude und Aufregung im Herzen ausgelöst hätte, so füllte es Leopolds Herz mit Furcht. Er würde dann nicht mehr bei seiner Schwester Ermengarde sein können. Er wusste, wusste es einfach, dass seine Schwester Brigita nicht mehr wirklich in Hogwarts war. Er wusste es, denn als sie noch da war, da hatte sie ihm jeden Tag eine Eule geschickt. Nach einigen Monaten während ihres zweiten Jahres hatte er keine Briefe mehr von seiner Schwester erhalten und fast ein Jahr lang nichts mehr von ihr gehört.

Leopold war sich sicher, sie war noch am Leben. Wenn er nach Hogwarts kam, dann konnte er vielleicht herausfinden, wo sie wirklich war. Er war sich sicher, Mr. Snape wusste es, aber er würde ihm nicht sagen, wo sie sich befand oder was mit ihr passiert war. Mit aller Wahrscheinlichkeit war ihr etwas zugestoßen.

Ja, er würde warten. Leopold war sehr gut darin auf die guten Dinge zu warten und jetzt musste er nur noch ein paar Wochen mehr warten.


*~*~*



Hermine saß inmitten der Abteilung für magische Strafverfolgung in ihrem Audit-Büro an ihrem Schreibtisch und überprüfte die Verweise für ihren Bericht. Jeder Satz musste durch ihre Verweise, die Notizen und Interviews und Dokumente, die sie während ihrer Befragungen gesammelt hatte, gestützt werden. Selbst kleine, offensichtliche Dinge, wie die Lage des Waisenhauses musste verwiesen und gegengeprüft werden. Es war gelinde gesagt ein mühsamer Aufwand.

Sie ließ ihre Gedanken zu etwas wandern, was Severus ihr an dem Abend… an dem sie zusammengekommen waren, gesagt hatte.

Sie wurden nicht dazu geboren eine Bürokratin zu sein, Hermine. Ihre Karriere dort zu verbringen ist eine Verschwendung Ihrer Talente und Intelligenz.

Mit seiner Meinung, dies hier sei nicht unbedingt die stimulierendste Arbeit, hatte er recht behalten. Aber es war eine sichere Arbeit. Es war für das Ministerium. Sie hatte solch große Hoffnungen gehabt, die Organisation von Innen heraus ändern zu können. Stattdessen saß sie hier, prüfte Quellen in einem Bericht, der sobald er geschrieben worden war, ungelesen weggeschlossen wurde. Die Vorschläge würden niemals umgesetzt werden. War es da überhaupt noch sinnvoll weiterzumachen?

Sie wollte das hier nicht mehr tun. Das Problem war, sie wusste nicht, was sie stattdessen tun sollte. Und bis sie das nicht tat, konnte sie auch weiterhin hier arbeiten, Berichte schreiben und Referenzen prüfen und sie dann einreichen, damit sie irgendwo abgelegt wurden. Nur bis sie irgendwas Besseres gefunden hatte.

Hermine sah sich in dem Großraumbüro um und erinnerte sich daran, dass in den früheren Jahren Harry Hexen und Zauberer gesehen hatte, die die Anti-Muggelgeborenen-Flugblätter genau in diesem Raum vorbereitet hatten. Flugblätter, mit denen man versucht hatte, die Zauberwelt in England einer Gehirnwäsche zu unterziehen und sich die Unterstützung derer zu sichern, um Menschen, wie sie einer war, auszurotten. Sie erinnerte sich, wie sie in den Gerichtssälen in den unteren Etagen, gesehen hatte, dass Muggelgeborene nur deshalb zu dem Dementoren-Kuss verurteilt worden waren, weil sie das Verbrechen begangen hatten, keine magischen Eltern zu besitzen. Sie erinnerte sich an die Poster. Greifern. „Unerwünschter Nummer Eins." Umbridge. Die Mysterienabteilung. Fudge. Scrimgeour. Ich darf keine Lügen erzählen. Arthur Weasley, der bis zum Abgang Fudges und bis zu dem Zeitpunkt, wo all seine Kinder beinahe erwachsen waren, niemals auch nur eine Beförderung erhalten hatte. Yaxley. Thicknesse. Die Statue, die einmal das Atrium des Ministeriums geziert hatte – Zauberer, die die Muggel-Bevölkerung unterdrückt hielten. Nach dem Krieg gab es noch immer Korruption, Pro-Reinblütler-Gesetze und die nicht enden wollende Bürokratie. Todesser-Liebhaber hatten noch immer viel zu großen Einfluss. Kriegswaisen wurden abgeschoben, damit sie in den Katakomben von heruntergekommenen Gebäuden verrotten konnten.

Warum war sie noch hier?

Plötzlich stand sie auf. Sie betrachtete die Hexen und Zauberer, die hier mit ihr im Büro arbeiteten, unaufhörlich irgendwelche Berichte schrieben, die niemals gelesen wurden. War das hier wirklich der Ort, wo sie wahrhaftig sein wollte?

Nein. Sie wusste vielleicht bisher noch nicht, wo sie stattdessen sein wollte, aber alles außer das hier würde genügen.

Besonnen entledigte sie sich ihrer Robe vom Ministerium und legte sie über die Rückenlehne ihres Stuhles, wodurch sie nur noch in ihrem Muggel-Kostüm dastand. Sie nahm ihren Zauberstab, legte ein zufriedenes Lächeln auf und verschwand durch die Tür.

Es war leichtsinnig, es war dumm, es war verantwortungslos. Aber, oh Gott, es war befreiend.


*~*~*



„Also bist du einfach so… gegangen?"

„Ich bin gegangen!" Hermine sprach mit solch einer Euphorie, die Severus noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. „Ich kann es nicht glauben. Ich bin einfach… gegangen. Ich habe meine Feder niedergelegt, meinen Zauberstab genommen, habe zu niemandem ein Wort gesagt und bin einfach… gegangen. Und ich werde nicht wieder zurückgehen!"

Severus nickte langsam. Sie saßen in ihrem Zimmer in den beiden Ohrensesseln von dem Kamin, lange, nachdem die Kinder bereits im Bett verschwunden waren.

Das sah ihr ganz und gar nicht ähnlich. Die Hermine, die er kannte, war eine Planerin, methodisch und sie tat nie etwas, ohne vorher sämtliche Möglichkeiten und Konsequenzen abgewogen zu haben.

Er wusste genug aus seiner Unterhaltung mit Lovegood und seinen eigenen Nachforschungen in der Psychologie, dass solche außergewöhnlichen Handlungen oftmals das Ergebnis von einem erheblichen emotionalen Ungleichgewicht waren. War sie emotional verwirrt?

Würde das nicht jeder sein, der mit dir schläft?, fragte die Stimme aus seinem Hinterkopf.

Ich zwinge sie nicht dazu, dachte er. Sie hatte ihn freiwillig und aus vollkommen freien Stücken in ihr Bett eingeladen. Und mit einem innerlichen Lächeln bemerkte er: Und das recht häufig. Nicht, dass er sich beschwerte.

Dennoch konnte Severus das Gefühl nicht abschütteln, das noch mehr dahinter steckte. Er war nicht sonderlich geübt darin über Gefühle zu sprechen, aber… also, immerhin sorgte er sich um sie. Doch er wusste, er musste vorsichtig sein. Weasley hatte gesagt, nach dem Krieg sei sie emotional fragil gewesen. Außerdem war er ein Slytherin. Alles, was er tat war kalkuliert und mit Bedacht.

„Hat dich irgendwas inspiriert das zu tun?", fragte er langsam mit gleichbleibender und ruhiger Stimme.

Hermine schüttelte mit dem Kopf. Sie war noch immer euphorisch und strahlte Energie aus, ein sicheres Zeichen für Severus, dass etwas nicht stimmte. „Nein, nicht wirklich. Ich habe einfach nur dort gesessen, bedeutungslose Referenzen für einen sinnlosen Bericht gegeneinander abgeglichen und habe mich gefragt, warum ich das hier eigentlich tue? Es ist genau so, wie du gesagt hast, es ist reinste Verschwendung. Ich könnte wirklich viel wichtigere Dinge in meinem Leben machen und ich tue sie nicht."

Also das, was er zu ihr gesagt hatte, hatte sie dazu inspiriert. Das könnte jetzt entweder sehr gut oder sehr schlecht sein.

„Also bist du gegangen und… was hast du dann gemacht?"

„Ich bin einfach durch London gelaufen. Muggel-London. Ich bin alleine an der Themse vorbeigegangen, habe die Millenniumbrücke überquert und bin dann auf der anderen Seite weitergelaufen. Ich habe die Tatsache, in diesem Moment rein gar nichts tun zu müssen, einfach nur genossen. Es war… schön."

Severus nickte. „Es klingt sehr befreiend."

„Genau das ist es! Das ist genau das Wort, welches mir immer wieder und wieder durch den Kopf gelaufen ist. Befreiend. Ich habe keine Arbeit, keinen Plan, keine Ahnung, was ich als Nächstes tun sollte…" Ihr freudiges Gesicht begann bei diesen Worten zusammenzufallen, als ob sie durch das laute Aussprechen erst die Folgen ihrer Taten vollkommen verstehen würde. Als sie dann wieder sprach, war es sehr langsam und sie hatte ihre Augen aufgerissen und ihre Züge fielen mit jedem folgenden Wort immer weiter zusammen. „Ich habe keine Arbeit… ich habe keinen Plan… ich habe keine Ahnung, was ich als Nächstes tun soll… ich bin ohne ein Wort einfach von dort verschwunden… oh Gott!"

Ihr Blick war gezeichnet von Erschütterung und sie vergrub ihren Kopf in ihren Händen. Ihre Schultern begannen zu zittern und ihre Atmung war langsam und schwerfällig, genau, wie jemand atmete, der versuchte, irgendwelche Tränen zu unterdrücken.

Scheiße. Severus sah sich jetzt mit dem aller schlimmsten Schrecken, den die Welt bieten konnte, konfrontiert: eine weinende Frau. Sein erster Gedanke war, sie zu fragen, warum sie weinte, aber deklarierte ihn recht schnell als selbstmörderisch. Denk nach, Severus, denk nach!

Die Eingebung traf ihn wie ein Blitz, als sich Severus vor sie kniete und ihre Unterarme umfasste, um ihr Gesicht sichtbar zu machen. Es war aufgedunsen und gerötet, ihre Augen waren aufgequollen und ihre Nase lief.

Severus dachte noch immer, sie sah einfach ausgesprochen schön aus.

„Ich – ich bin noch nie dermaßen unvernünftig gewesen", schnappte sie nach Luft. „Niemals."

Severus schlang jetzt seine Arme um sie und wog sie sanft vor und zurück, platzierte einen leichten Kuss auf ihren Kopf.

„Ich… was soll ich denn jetzt machen? Ich kann ja wohl kaum ein Empfehlungsschreiben bekommen und wer würde schon jemanden einstellen, der einfach so, wenn ihr gerade danach ist, aufsteht und einfach verschwindet? Ich habe alles vermasselt! Ich habe mein Leben ruiniert!"

Oh Gott, jetzt lass nur nicht zu, dass sie sich einredete, ich hätte ihr Leben ruiniert. Also schön, alter Mann, atme, beruhige dich und sage ihr, wie töricht sie sich wegen dem Ganzen anstellte.

„Törichtes Mädchen", flüsterte er fürsorglich in ihr Ohr.

Toll gemacht, zischte er stumm.

„Du bist Hermine Granger, eine Kriegsheldin und ein gefeiertes Mitglied in der Zaubergesellschaft. Jeder fähige Arbeitgeber würde sich überschlagen, um dich anzustellen."

Hermine schüttelte lediglich mit ihrem Kopf. „Nicht, nachdem das hier im Propheten breitgetreten worden ist, und du weißt, es wird so sein, denn jeder meiner verdammte Schritte wird verfolgt, damit auch jeder zusehen kann."

Severus' Arme festigten ihren Griff, als er sie wog. Sie hatten bis jetzt bestimmt ein Dutzend Mal miteinander geschlafen, und doch war das hier, sie weinend vor dem Kaminfeuer zu halten, viel intimer als alles andere, was er bisher mit ihr erlebt hatte.

Ein weinendes Kind zu beruhigen war etwas anderes, als eine weinende Geliebte zu beruhigen.

„Ich bin so ein Idiot", jammerte sie. „Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll und ich habe nicht den leisesten Schimmer, was als Nächstes passieren wird."

Severus küsste sie erneut auf den Kopf, strich mit einer Hand durch ihr Haar. Was würdest du in dieser Situation zu einem Slytherin sagen? Ich würde Logik benutzen, alle Fakten auf den Tisch legen. Wird das auch mit einem Gryffindor funktionieren? Keine Ahnung, außer es herauszufinden.

„Ich weiß, es kann etwas beängstigend sein, keinen Plan zu haben. Besonders für dich." Sie schnaubte leise, was er als ein leichtes Lachen interpretierte. „Aber das Schöne an dieser Situation ist, du musst nichts heute Abend oder morgen oder übermorgen entscheiden. Du brauchst nicht wirklich das Geld, oder?"

Langsam schüttelte sie ihren Kopf.

Logik schien bei ihr zu funktionieren, also entschied er, alles auf eine Karte zu setzen.

„Und du hast doch etwas… was ist mit diesem Projekt hier? Fünfzehn verängstigten Kindern zu zeigen, was es heißt ein Mensch zu sein, ist etwas, was sonst noch niemand auf dieser Welt bereit war zu tun."

„Außer dir", rief sie.

„Ja, außer mir, was dich auch so außergewöhnlich macht." Er betonte dies mit einem Kuss. „Deshalb wollte ich dich auch als Erster für dieses Projekt haben. Verbringe deine Tage hier. Hilf den Kindern dabei sich auf die Welt, auf Hogwarts vorzubereiten. Merlin alleine weiß, ich brauche mehr helfende Hände hier und um absolut ehrlich zu sein, Hermine", er zog sich zurück und nahm ihr Gesicht in seine Hände, damit er sie direkt ansehen konnte, „du bist die beste Lehrerin, die ich mir für sie wünschen könnte."

Sie lachte und weinte gleichzeitig und fiel in Severus' Arme, bis sie bei ihm unten auf dem Boden saß.

„Bleibe hier und hilf ihnen", flüsterte er in ihr Ohr. „Bleibe hier bei mir."

Er hoffte, sie konnte nicht fühlen, wie viel schneller sein Herz raste, als er auf ihre Antwort wartete. Sie nickte, aber blickte nicht zu ihm auf. Er war dankbar, dass sie es nicht tat.

Aber sie sagte ja, sie war einverstanden hier bei ihm zu bleiben. Er hatte eine Regel gebrochen, er hatte direkt um das gebeten, was er wollte und sie hatte ja gesagt.

Also das war befreiend.

Am nächsten Morgen wusste er nicht, ob er vor Erschöpfung eingeschlafen oder vor Erleichterung in Ohnmacht gefallen war.


*~*~*



Hermine war in Panik geraten, als sie begriff, was sie am Vortag getan hatte. Sie war einfach ohne ein Wort von ihrem Arbeitsplatz verschwunden. Severus' beruhigende Worte waren genau das gewesen, was sie gebraucht hatte. Nach dem Krieg hatte sie so viel Zeit in ihrem eigenen Kopf verbracht, Gefühle unterdrückt, damit sie sie nicht spüren, keinen Schmerz ertragen musste. Sie hatte bereits zu viel Schmerz in ihrem jungen Leben erfahren. Als die Erkenntnis sie letzte Nacht traf, war sie darunter zerbrochen. Die Scham und Überraschung von ihrem eigenen Handeln hatte sie dermaßen überwältigt und zum ersten Mal seit dem Krieg hatte sie keinen Plan gehabt. Sie fühlte sich entblößt. Sie fühlte sich nicht sicher. Und das Gefühl der Sicherheit war seit dem Krieg ihre aller oberste Priorität gewesen.

Aber dann war er da gewesen, hatte sie ohne ein Urteil in seine Arme geschlossen und hatte ihr gesagt, es würde alles wieder gut werden Er hatte sie dazu ermutigt zu ihm in den Grimmauldplatz zu kommen, ihm zu helfen, den Kindern zu helfen, zumindest fürs Erste. Sie mochte diesen Gedanken. Das hier war, gewissermaßen, ihre Idee gewesen und sie wollte es erfolgreich sehen. Sie hatte sich schuldig gefühlt, dass obwohl sie das hier alles organisiert hatte, sie nur an den Abenden da war, um den Kindern ein Kapitel vorzulesen. Jetzt konnte sie ihnen den ganzen Tag über helfen, jeden Einzelnen von ihnen kennenlernen.

Und er hatte sie gefragt zu bleiben. Ihm zuliebe. Sie war sich sicher, er wollte es nicht laut sagen, also hatte sie es nicht angesprochen. Er hatte vermutlich nur versucht ihren Zusammenbruch, ihr Geheule, aufzuhalten. Sie glaubte nicht, dass Severus es sonderlich mochte, weinende Frauen in seinen Armen zu halten. Sie hatte sich vorgenommen, wenn es nicht unausweichlich war, niemals zu weinen und schon gar nicht vor anderen. Seit über dreißig Jahren hatte es immer nur eine Frau in Severus Snapes Herzen gegeben und anhand der Patroni, die er immer in den Fluren hinterließ, damit diese auf die schlafenden Kinder aufpassen konnten, war sie noch immer diejenige, die sein Herz hielt. Es war einfach sinnlos sich emotional auf jemanden einzulassen, der diese Gefühle niemals würde erwidern können.

Gegenseitige Leidenschaft, ein Verlangen eine hilfsbedürftige Bevölkerungsschicht zu helfen und ein verständnisvolles Ohr. Das war sicher. Das würde genug sein.

Hermine warf sich in die Arbeit. Sie erkannte, die Kinder verfolgten einen geregelten Tagesablauf. Severus erklärte, ein Tagesablauf gab den Kindern Stabilität, besonders denjenigen, die ihre Eltern verloren hatten. Kreacher bereitete ihnen um neun Uhr am langen Küchentisch das Frühstück zu, morgens hatten die Kinder, die älter als acht Jahre waren eine Therapiestunde mit Luna, während die Jüngeren von Neville oder Severus (schon bald würden es entweder Neville oder Hermine sein) unterrichtet wurden. Nachmittags wurde dann getauscht. Die älteren Kinder mussten in den Unterricht, während die Jüngeren zur Therapie gingen. Abendessen gab es um sechs Uhr, gefolgt von Hermines gewöhnlicher Lesestunde um halb sieben. Gegen halb acht gingen die Kinder nach oben in ihre Zimmer, um sich auf das Bett vorzubereiten.

Hermine überraschte es, wie eigenständig sie alle waren. Für Kinder, die noch zu jung für Hogwarts waren, waren sie sehr unabhängig. Sie standen alleine auf, duschten, zogen sich an und gingen auch ohne zusätzliche Hilfe oder Überwachung eines Erwachsenen alleine zu Bett. Severus erklärte ihr, dies wurde aus zweierlei Gründen getan: erstens, als er noch alleine mit ihnen war, da konnte er ihnen nicht dabei behilflich sein; und zweitens, war es seine Aufgabe sie zur Eigenständigkeit zu erziehen. Es würde für sie eine einfachere Umstellung in Hogwarts sein.

Hogwarts. Nur ein Schüler würde dieses Jahr dorthin gehen. Leopold Rosier. Er war ein ruhiger Junge, der nicht von der Seite seiner Schwester wich. Der sprichwörtliche Hippogreif, der sich im Raum befand, war der, dass seine andere Schwester eine Prostituierte in der Nockturngasse war. Es war etwas, von dem Severus Hermine verboten hatte es Leopold oder Ermengarde gegenüber zu erwähnen.

„Sie werden die Wahrheit zwangsläufig erfahren, Severus", hatte Hermine protestiert. „Würde es nicht besser sein, sie erfahren es von jemandem, den sie kennen und vertrauen?"

Severus hatte mit dem Kopf geschüttelt, seine Augen brannten und seine Stimme war viel zu ruhig. „Wenn sie erst einmal erfahren, was mit den Menschen passiert, die aus meiner Obhut verschwinden, dann sind sie bereits zerbrochen, bevor sie eine Chance haben richtig anzufangen. Ich werde nicht zulassen, dass sie, bevor sie von hier verschwinden, bereits aufgegeben haben. Sie haben sich diese Unschuld verdient."

„Aber das ist genau die Sache, Severus, niemand von ihnen ist unschuldig." Er antwortete ihr nicht darauf.

„Wäre es wirklich so unmöglich für dich sie hierher zu bringen?", hatte Hermine flüsternd gefragt.

Severus wandte sich von ihr ab und schlug mit seiner Faust gegen die Wand, ein seltener Ausbruch seiner Wut. „Ja", hatte er in einem Ton gesagt, der mehr als nur ein einziges Wort, übermittelte. Es trug eine Warnung: Frag mich nicht noch einmal.

Also tat Hermine das auch nicht. Sie hatte sich herumgedreht und hatte ohne ein weiteres Wort das Zimmer verlassen.



*~*~*



Er hasste es seine Beherrschung zu verlieren, seine wahre Beherrschung vor irgendwem zu verlieren. Als ein Professor hatte er nie wirklich seine Beherrschung gegenüber einem Schüler verloren. Die Beleidigungen und finsteren Blicke und all die anderen, nun, Bestrafungen hatten sich so in ihm eingeschlichen, dass sie lediglich nur noch Reaktionen auf die kleineren Verärgerungen in seinem Leben waren.

Und sie hatten die Menschen erfolgreich von ihm ferngehalten, was immer gut war, wenn man zu allererst als ein Spion fungierte. Und wenn du weißt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor sie dich verlassen – bevor sie dich verlässt, sagte die Stimme.

Dennoch war er enttäuscht von sich, so vor Hermines Augen seine Fassung zu verlieren. Es war mehr als er jemals Preis gegeben hatte, wenn ihm ein Schüler oder, wenn selbst Potter einen seiner nervigsten oder Longbottom einen seinen idiotischsten Tage hatte. Er hatte eine Reaktion von ihr erwartet, die ihm sagte, er sollte sich verziehen, die ihm sagte, dass niemand so mit ihr redete.

Zu verschwinden, mischte sich die Stimme ein.

Es wäre vermutlich für einen Mann verrückt seinem eigenen Gehirn zu sagen, es sollte die Klappe halten, oder?

Aber Hermine war nicht verschwunden. Sie hatte ihn nicht angeschrien. Sie hatte ihm noch nicht einmal geantwortet. Sie hatte ihn lediglich angesehen, ihre Augen gefüllt mit Verständnis und Enttäuschung und war ohne ein weiteres Wort gegangen. Das hatte er nicht erwartet und das machte es ungemein schlimmer. Enttäuschung war immer schlimmer als Wut, egal woher sie kam.

Und doch konnte er jetzt nicht weiter darüber nachdenken. Ein neues Schuljahr stand vor der Tür und er musste mit Leopold reden.

Er war ein schlauer Junge, blieb meistens für sich und kümmerte sich um seine jüngere Schwester. Severus wagte zu hoffen, dass er es vielleicht schaffen könnte, das Radar der anderen zu unterfliegen und es länger als seine Vorgänger in Hogwarts aushalten würde. Wenn er es nur bis zu den ZAGs schaffen würde, dann hätte er die Chance auf eine bessere Zukunft.

Severus hatte sich auch entschieden aus seinem neuen legalen Status seinen Nutzen zu ziehen und wollte ihm etwas anbieten, was er seinen anderen Schützlingen nicht hatte bieten können, etwas, was jetzt für ihn legal war und dem Jungen vielleicht etwas Frieden verschaffen könnte. Es war etwas, was Hermine und Potter bereits vor Monaten, als sie dieses Unterfangen in Angriff genommen hatten, vorschlugen. Eine legale Namensänderung.

Severus stimmte zu, für den Jungen war es die beste Hoffnung, und wenn es für ihn funktionierte, dann würde er darauf bestehen, dass die anderen seinem Beispiel folgten. Aber er würde ihn oder jemand anderen niemals dazu zwingen. Familiennamen trugen in der Zauberwelt eine große Bedeutung und Blutlinien schenkte man noch immer Beachtung und wurden ausdrücklich betont, was in Severus' Augen ziemlich schwachsinnig war. (Sagte der sogenannte Halbblut-Prinz, kicherte die Stimme) Einen Zauberer darum zu bitten seinen Familiennamen aufzugeben, wäre ähnlich ihn ihm darum zu bitten etwas Heiliges aufzugeben, selbst wenn es durch Krieg und Terrorismus verschmutzt worden war. Es musste die Entscheidung des Jungen sein. Das war das Mindeste, was er ihm schuldete.

Schließlich saßen sie sich am Küchentisch gegenüber. Severus betrachtete den Jungen. Er war dünn, viel zu dünn, trotz seiner gebesserten Lebensumständen, tief liegende graue Augen und sandblondes Haar. Severus dachte, er sah Remus während seiner Zeit in Hogwarts etwas ähnlich, wenn sein junger Körper von den gewaltigen Verwandlungen ausgemergelt und er bereits von der höflichen Zaubergesellschaft gemieden worden war. Es war eine Schande, es noch einmal alles zu sehen.

Dieselben leeren Augen, dasselbe vom Leben gezeichnete Gesicht, welches in den wenigen Jahren bereits zu viel gesehen hatte. Die schlanken Schultern, die bereits Lasten trugen, die nicht einmal ein erwachsener Mann ertragen konnte. Und jetzt war er im Zuge die Höhle des Löwen (und das wörtlich) zu betreten.

Severus begann mit der Rede, die er all seinen Schützlingen gab, die nach Hogwarts gingen. Sie veränderte sich nur wenig von Jahr zu Jahr.

„Ich weiß, ich muss dir die Dinge nicht schönreden, Leopold, also werde ich es auch nicht. Dein Name – der Name deines Vaters – ist bereits den meisten Schülern dort bekannt. Einige von ihnen haben durch seine Hand Familienmitglieder verloren. Ich erzähle dir dass nicht, damit du dich schlecht fühlst, da ich weiß, dass du es bereits weißt. Ich erzähle es dir, weil ich möchte, dass du vorbereitet bist.

„Hogwarts ist nicht mehr der sichere Ort für alle Schüler, der er einmal war. Der Krieg ist noch frisch verankert in den Erinnerungen und vergiss nicht, die Ereignisse des Krieges wurden von dem Orden des Phönix geschrieben. Jedoch kannst du dich an deinen Vater erinnern, wissend, dass die anderen in der Schule, ihn nur als einen Todesser kennen, der Unschuldige ermordet hat und dem Dunklen Lord gefolgt ist. Für sie ist er einfach nur böse und infolgedessen wirst auch du es sein.

„Schüler aus meiner Obhut scheinen von Slytherins abzustammen und werden für gewöhnlich auch nach Slytherin sortiert. Das ist sowohl ein Segen, als auch ein Fluch. Es ist ein Segen, weil dich der Rest der Schule wie jeden anderen Slytherin behandeln wird und dadurch wird das Haus äußerst engstirnig und beschützend, was seine Bewohner betrifft. Jedoch sind die Slytherins wütend, dass der Name des Hauses jetzt für immer mit dem Dunklen Lord in Verbindung gebracht wird. Und wenn ein Kind eines Todessers dort beginnt, handeln sie. Sie werden niemals eine Möglichkeit auslassen, zu zeigen, dass sie selbst keine Todesser sind und sie tun dies, indem sie öffentlich die Kinder der Todesser missbrauchen und bloßstellen und erniedrigen.

„Du, Leopold, bist ein gebranntes Kind.

„Schulleiterin McGonagall ist in der Regel verständnisvoll, sie hat allerdings die Angewohnheit in Situationen, in denen Schüler wie du beteiligt sind, einfach wegzusehen. Hogwarts Protokoll besagt, alle Beschwerden sollen den Hauslehrern gemeldet werden, aber ich warne dich jetzt und hier, dass Horace Slughorn dir nur so weit helfen wird, wie er glaubt, dass du ihm irgendwann in der Zukunft von Nutzen sein könntest. Da auch er in dir deinen Vater sehen wird, wird er nicht versuchen, dir zu helfen. Er hat es bisher für keinen der Schüler aus meiner Obhut getan, deine Schwester Brigita mit eingeschlossen und ich glaube nicht, dass er sich für dich ändern wird. Andere Schüler, andere Slytherins, werden dir jeden Anreiz bieten, für gewöhnlich den negativen, um dich davon abzuhalten, Hilfe zu holen. Wenn die Schulleiterin davon erfährt, ist der Schüler entweder für gewöhnlich bereits verschwunden oder hat sich gerächt und wurde dann von der Schule verwiesen.

„Ich habe dir hier ein trauriges Bild gemalt, Leopold. Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen. Du bist robust und ich glaube, du kannst das überleben. Jeder, der aus meiner Obhut kommt, weiß, wie er überleben kann. Sie halten nicht durch, weil sie aufgeben wollen und weil die Meinung anderer sie definiert. Anstatt das zu akzeptieren, Leopold, dränge ich dich dazu es zu überwinden.

„Springe nicht auf ihre Sticheleien an. Wenn sie deine Familie erwähnen, dann ignoriere sie. Wenn sie dich angreifen, dann schlage nicht zurück. Halte dich zurück und wähle dir mit Bedacht deine Verbündeten aus. Behalte im Hinterkopf, manche werden versuchen deine Freundschaft zu gewinnen, nur um dich in falscher Sicherheit zu wiegen. Sei skeptisch, aber nicht paranoid. Halte deine Ohren offen. Sag nur wenig. Halte dich bedeck. Mache dich gut in deinen Fächern. Die Lehrer sind williger Schülern mit guten Noten zu helfen, als denen mit schlechten Noten, egal wie der Familiennamen lautet. Du hast mehr Vorurteile vor dir, die du überkommen musst, also musst du viel mehr arbeiten, damit sie diese vergessen.

„Der Familienname ist ein anderes Thema, welches ich gerne mit dir besprechen würde. Du hast Glück, dass die Privatleben der meisten Todesser, deiner Eltern eingeschlossen, niemals veröffentlicht wurde. Damals hatte man kein Interesse und heute besteht es so gut wie gar nicht mehr. Menschen lernen, wenn sie den Namen hören, und verknüpfen es gleich. Die meisten deiner Familienmitglieder haben ihren Namen geändert. Ich biete dir diese Möglichkeit an, ich kann dir nicht versichern, dass es dich verschonen wird, aber ich möchte, dass du darüber nachdenkst."

Er beendete seinen Vortrag. Der Junge sah von dem, was Severus ihm erzählt hatte, nicht verängstigt aus. Ganz im Gegenteil, er sah… entschlossen aus. Leopold Rosier war ein Slytherin, sollte Severus jemals einen gesehen haben; man unterrichtete nicht fast zwanzig Jahre in Hogwarts ohne vorhersagen zu können, in welchem Haus eine Person einsortiert werden würde. Slytherins waren keine Feiglinge. Dieses Wort befand sich nicht in ihrem Vokabular.

Wehe jemand war dumm genug und betitelte Severus mit dem F-Wort. Er hatte das Gefühl, Leopold Rosier war da ganz ähnlich.

Letztendlich ergriff der Junge das Wort: „Wenn ich meinen Familiennamen ändere, Sir, würde sich dann auch Ermengardes ändern?"

„Nicht, wenn sie nicht dieselbe Entscheidung trifft. Wenn sie an der Reihe ist, werde ich ihr dieselbe Wahl stellen."

Leopold nickte. „Sie denken, die Menschen werden mich weniger hassen, wenn ich meinen Familiennamen ändere?"

Severus wählte seine nächsten Worte vorsichtig. „Ich glaube, sie werden nicht sofort deine Abstammung erkennen, wenn sie nicht deinen Namen wissen und daher wirst du für sie weniger ein Ziel sein. Aber das kann ich dir nicht garantieren. Es gibt noch immer andere Möglichkeiten es dennoch herauszufinden."

Der Junge dachte lange angestrengt nach. Severus war gerade dabei ihm zu sagen, er soll sich ein paar Tage Zeit nehmen, als die Junge sagte: „Was würde mein neuer Namen sein?"

Severus hatte sehr viel darüber nachgedacht. Wenn es ihre Wahl war, den Namen zu ändern, dann sollten sie sich auch den neuen Namen aussuchen dürfen. „Das überlasse ich ganz dir, Leopold."

„Kannten Sie meine Mutter, Sir?"

Severus nickte langsam. „Ja. Nicht sehr gut, aber ich kannte sie."

„Wie war ihr Name? Bevor sie meinen Vater geheiratet hatte?"

„Vivienne", flüsterte er. „Vivienne Clairemont."

„Hat der Name dieselben Probleme? Clairemont?"

Severus schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Ich glaube, es ist sogar ein Muggel-Familienname. Deine Mutter war ein Halbblut. Sie hielt es versteckt." Sie war auch keine Todesserin gewesen, nicht, dass es irgendeinen Unterschied für das Ministerium dargestellt hatte. Es war anscheinend ein Verbrechen, mit einem verheiratet gewesen zu sein.

„Dann will ich das sein", sagte Leopold. „Leopold Clairemont. "

„Bist du dir sicher? Ein Familienname ist etwas Wertvolles, man sollte sich dem nicht leichtfertig entledigen."

„Für mich, Sir, kann die Kette um meinen Hals nicht schnell genug entfernt werden."


*~*~*



Er wusste, er sollte sich bei ihr entschuldigen. Nach seinem kleinen Anfall im Wohnzimmer war sie auf Distanz gegangen. Sie denkt wahrscheinlich, du wirst ihr als Nächstes eine scheuern, bemerkte die Stimme. Und, fügte sie hinzu, hattest du es nicht gewollt, um dieses Mädchen zum Schweigen zu bringen?

Severus wurde bei diesem Gedanken wütend. „Niemals", sagte er laut. Er hatte in seinem gesamten Leben nicht einmal seine Hand gegen eine Frau erhoben und würde es auch niemals tun, selbst wenn er provoziert wurde, denn er war nicht sein verfluchter Vater.

Er setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer und fuhr mit seinen Fingern durch die Haare, bevor er daran zog und seine Ellbogen auf seinen Knien abstützte. Verfluchte Scheiße. Sie hatte ihn so enttäuscht angesehen. Nach all den Beleidigungen, die er ihr die Jahre über ins Gesicht geworfen hatte, jedes Mal, wenn er sie angeschrien, wenn er versuchte hatte, sie nur aus Spaß zu beleidigen, hatte sie ausgerechnet das hier enttäuscht.

Er fand, er mochte den Gedanken nicht, dass sie von ihm enttäuscht war. Es hatte ihn bisher bei niemandem gestört, nicht seit Lily. Wie überaus seltsam.

Er hatte nicht seine Faust gegen die Wand gehauen, weil er wütend auf sie war. Er hatte es getan, weil er wütend auf sich selbst war und manchmal fühlte er sich so unglaublich hilflos, dass er es nicht länger aushalten konnte.

Er fragte sich, ob sie es wusste. Er fragte sich, ob sie dachte, er sei wütend auf sie.

Ein erschöpfter Verstand und der Mangel an Erfahrung, was solche Dinge anging, sagten ihm, er sollte lieber bis zum Morgen warten, um die Angelegenheit zu klären. Sie hatte noch immer ihre Wohnung in Kent. Vermutlich war sie dorthin zurückgekehrt, da sie ihm gegenüber immer erwähnt hatte, wenn sie in ihrem Zimmer übernachten würde. Das bedeutete, Severus war der einzige Erwachsene in diesem Haus und er wollte das nicht über das Flohnetzwerk oder einen Patronus erledigen, also musste es so oder so bis zum nächsten Morgen warten. Dann, so wusste er, könnte es vielleicht schon zu spät sein. Wenn er sich auf seine bisherigen Erfahrungen stützen konnte, dann wusste er, es war bereits zu spät. Sie hatte ihn vermutlich schon als eine Zeitverschwendung abgeschrieben.

Als er die Stufen mit der Absicht gleich eine Flasche zu öffnen, die er in seinem Nachttisch versteckte, hinauftrottete, überlegte er sich, was das zwischen ihnen nur war. Waren sie Geliebte? Freunde mit besonderen Vorzügen? War das hier eine Beziehung? Severus hatte in seinem Erwachsenendasein noch nie eine Beziehung gehabt, also würde er es nicht wissen, selbst wenn es ihm in den Hintern biss. Was dachte sie, was sie waren? Das war vermutlich die relevantere Sorge. Er war bereit alles zu nehmen, was sie ihm anbot, aber es war schwer zu wissen, was es war. Sie hatte erklärt, sie hätte sich diesem Projekt hier verschrieben, aber jetzt, wo das zwischen ihnen stand… wer konnte ihm schon sagen, ob sie das Projekt fortsetzen würde, sollte er das hier vermasseln? Die Kinder hatten bereits eine Verbindung zu ihr aufgebaut; er wollte nicht, dass sie die Kleinen verließ.

Und vielleicht, sagte er der hoffnungsvolle Teil seines Verstandes, der sich nur recht selten zu Wort meldete, vielleicht willst du ja auch, dass sie dich nicht verlässt.

In was war er diesmal nur hineingeraten?

Als er die erste Etage erreichte, zauberte er seinen Patronus und wandte sich an seine eigene Zimmertür, aber hielt inne, als er sah, dass ihre Tür nur angelehnt und das Licht eingeschaltet war. Sie ließ nie das Licht brennen, es sei denn sie war hier und was die Tür betraf… war das eine Einladung?

Der Teil von ihm, der durch und durch Slytherin war, sagte, er sollte in sein Zimmer gehen und dort bis zum nächsten Morgen warten, damit sie sich noch etwas länger den Kopf zermalmte und ihn um eine Entschuldigung anbetteln würde. Es würde ihn etwas entlasten.

Der Teil in ihm, der einen Schwachpunkt für muggelgeborene Gryffindors hatte, sagte ihm, er sollte seinen Stolz hinunterschlucken und dort hineingehen.

Es war überhaupt keine Frage, welche Seite hier gewinnen würde. Er schritt zu ihrer Tür, klopfte zaghaft an und trat ein, bevor sie antworten konnte.

Sie lag mit dem Rücken zur Tür auf ihrem Bett. Er wusste nicht, ob sie schlief oder nicht, aber in Anbetracht ihrer angespannten Haltung und ihrer Atmung war sie noch wach. Sie hatte ihn nicht gegrüßt, aber sie hatte ihn auch nicht rausgeschmissen. Für Severus war das ein wahrhaftiger Empfang von einer Frau.

Leise schloss er die Tür hinter sich und schlich hinüber zum Bett, für den Fall, dass sie auch wirklich schlief (keinen Grund noch Dinge auf die Liste, für die er sich entschuldigen musste, hinzuzufügen) und zog sich seine Schuhe aus und entfernte seinen Gürtel. Er kletterte neben ihr in das Bett, schmiegte sich von hinten an sie heran und legte locker einen Arm um ihre Hüfte. Mit einem Kuss auf ihre Schläfe (er tat das nur hier drinnen, wirklich und niemals irgendwo anders) flüsterte er drei Worte in ihr Ohr. Drei Worte, die er bisher noch nie zu jemandem gesagt hatte. Drei Worte, die für gewöhnlich seine eigene Situation niemals lindern konnten.

„Tut mir leid."

Hermines Augen waren geschlossen und sie antwortete ihm nicht, aber er bemerkte, wie ihre Hand die seine fand und diese leicht bedeckte.

Nach einem langen Schweigen flüsterte sie beinahe so leise, dass er sie kaum verstand: „Tut mir auch leid." Sein Griff festigte sich.

Nachdem er beschlossen hatte, dass sie nicht mehr wütend auf ihn war, zog er sie etwas näher an sich heran und schloss seine Augen, während die Bedeutung dieses Momentes ihn umhüllte.

Zum ersten Mal in seinem Leben hatte man Severus Snape dafür vergeben, seine Beherrschung verloren zu haben.

„Nox."


*~*~*



Im nächsten Kapitel: Leopold beginnt sein Jahr in Hogwarts und jetzt ist Harry an der Reihe.


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