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Fanfiction

Just to be - Severus und Lily

von Xaveria

*~* Severus und Lily *~*




„Was ist wirklich zwischen dir und Lily Potter vorgefallen?“


Wie in aller Welt sollte Severus darauf nur antworten?

Zum ersten Mal in seinem Leben fiel ihm keine bissige Bemerkung ein. Also entschied er sich für Schweigen und hoffte, Hermine würde noch darauf eingehen, was sie ihm eigentlich sagen wollte. Eine positive Begleiterscheinung war, er konnte sich etwas Zeit kaufen, um sich zu überlegen, wie er sich vor dieser Unterhaltung drücken konnte. Wenn er sich bei einer Sache sicher war, dann, dass sie sicherlich nicht gut enden würde.

Severus würde so lange schweigen, wie es nötig war. Er war ein sehr geduldiger Mann. Wenn es nötig wäre, dann würde er auch tagelang schweigen. Alles, um den Streit, von dem er wusste, dass er folgen würde, zu vermeiden.

Seine Geduld zahlte sich schließlich aus, als Hermine einmal tief durchatmete, seine Hand nahm und ihn zur Bettkante führte. Sie setzten sich, ihre Gesichter zugewandt, jeweils einer ihrer Füße stand auf dem Boden.

„Ich weiß“, begann sie zögernd, „ich weiß, ich habe vermutlich nicht das Recht, dich danach zu fragen. Das ist deine Vergangenheit und es sollte mich auch wirklich nicht kümmern. Jedoch, und jetzt werde bitte nicht sauer, habe ich das hier gesehen…“ Sie zog sein Skizzenbuch hervor, „… und ich muss es einfach wissen. Es tut mir leid, Severus, ich wollte nicht herumschnüffeln, aber ihr Sohn ist mein bester Freund und all das hier deutet auf eine ganz andere Beziehung zwischen dir und seiner Mutter hin, als du Harry hast glauben lassen.“

Er wusste, er sollte wütend auf sie sein. Wie konnte er nur so nachlässig gewesen sein und es irgendwo offen liegen gelassen haben, anstatt es begraben und geschützt im Keller versteckt zu halten, den noch nicht einmal sie ohne seine Erlaubnis betreten konnte? Er hatte es in seinem – ihrem – Schlafzimmer liegen gelassen… das war praktisch eine Einladung für sie gewesen, es sich auch anzusehen.

Vielleicht, unbewusst, war es das ja auch gewesen. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er mit sich selbst Frieden geschlossen, zumindest was sein Liebesleben betraf. Der Schatten von Lily Evans (Potter) war so einnehmend gewesen, dass er alles und jeden ausgeschlossen hatte. Jetzt, wo sie verschwunden und seine Verpflichtung ihrem Sohn gegenüber erfüllt war, da hatte sich alles… verschoben und es erlaubte ihm auch andere Möglichkeiten wahrzunehmen. Wie die Frau in seinem Bett, die ihn jetzt mit diesem besorgten Blick betrachtete.

Er sollte wütend auf sie sein. Er sollte sie wegen ihres Herumschnüffelns zur Rede stellen und von ihr verlangen, dass sie ihm sagte, was sie noch vor ihm verbarg und dann sollte er seinen Zorn, für den er so berühmt war, walten lassen. Doch jetzt saß er hier und wünschte sich, keines dieser Dinge zu tun. Er war, schon damals und würde auch immer äußerst beschützend sein, was seine Privatsphäre anging. Das würde sich niemals ändern. Aber… nun, er entschied, dass er es nicht mochte vor ihr Geheimnisse zu haben. Der „Nervenkitzel“, wenn er es denn so nennen wollte, war verschwunden.

Er wollte es ihr sagen. Er konnte es nicht erklären, aber er wollte es.

Also räusperte er sich und begann zu erzählen: „Ich weiß, Harry hat den Eindruck, dass die Beziehung zwischen Lily und mir nach den ZAGs im fünften Jahr beendet war und wir seither auch keinen Kontakt mehr hatten. Soweit ich verstehe, denkt er, seine Eltern sind in unserem siebten Jahr ein Paar geworden. Nichts davon ist eine Lüge. Aber… einige Dinge wurden ausgelassen. Dinge, von denen er besser nichts erfährt.”

Hermine nickte, da sie ihn nicht drängen oder unter Druck setzen wollte. Sie brannte darauf ihm bestimmte Fragen zu stellen, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, er würde es ihr sagen, wenn er denn wollte, nicht mehr und nicht weniger. Sie hoffte nur, er war großzügig genug, um alles, was sie wollte, auch zu berücksichtigen.

Er fuhr fort: „Selbst Monate nach dem ZAG-Zwischenfall redeten Lily und ich kein Wort miteinander. Harry hatte vielleicht erwähnt, dass ich vor dem Gryffindor-Turm campiert hatte, bis sie bereit war, wieder mit mir zu reden, doch sie hat mich immer abgewiesen. Das stimmte auch. Ich dachte, es wäre wirklich das Ende zwischen uns beiden und auf so viele Art und Weise war es das auch. Aber so scheußlich das, was ich zu ihr gesagt hatte, auch war, war sie dennoch eine so gute und vergebende Person, dass sie mich am Ende unserer Sommerferien aufsuchte. Es war in dem Park zwischen unseren Häusern, wo wir uns das erste Mal getroffen hatten, um mir zu sagen, dass sie noch immer wütend war, aber mich zu sehr vermisste, um den Kontakt komplett abzubrechen.

„Ich war… ich habe selbst heute keine Worte dafür, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Ich hatte meine zweite Chance. Ich würde nichts tun, um diese zu ruinieren. Mein eigenes Haus bekämpfen, den Dunklen Lord aufgeben, egal, was von mir verlangt werden würde, aber diese zweite Chance würde ich nicht ruinieren. Nicht jetzt, niemals.

„Am Anfang ließen wir es langsam angehen. Als wir dann wieder zurück in Hogwarts waren, hat sie mich nicht so oft aufgesucht wie in den Jahren zuvor. Sie würde mich anlächeln, mir vielleicht mal zuwinken oder sich mal kurz mit mir unterhalten oder ich würde sie zum Unterricht begleiten, aber es gab wirklich nichts ernsthaft Vertrautes in unseren Handlungen. Sie war noch immer dabei, das zu verarbeiten, was ich zu ihr gesagt hatte und ich, also, ich wollte es, wie gesagt, nicht ruinieren, also bin ich ihrem Beispiel gefolgt.

„Langsam aber sicher, begann wir uns wieder zu versöhnen. Vermutlich wären wir in dieser nahen, aber fernen Warteschleife geblieben, wenn es da nicht einen Mann gegeben hätte: Horace Slughorn.

„Damals hatte Horace die Schüler noch selbst zur Zusammenarbeit ausgesucht, anstatt sie selbst wählen zu lassen und es war nicht unüblich für ihn einen Gryffindor und einen Slytherin zusammenzupacken. Später behauptete er, er wollte dadurch nur die internen Hausverbindungen stärken, aber jeder mit nur einem halben Gehirn wusste, dass in dem Gryffindor-Slytherin-Unterricht, es war damals schon immer die schwierigste Kombination, egal in welchem Fach, die Schüler sich nicht unbedingt verfluchten, wenn sie zusammenarbeiten mussten. Wenn deine Note davon abhing, dich deinem Partner gegenüber zivilisiert zu verhalten, dann nahm man das in Kauf. Wenn der Unterricht nicht so aufgeteilt gewesen wäre, wie es bei dir der Fall gewesen war, die Gryffindors auf der linken und die Slytherins auf der rechten Seite, dann hätte es vermutlich nicht so viel Auseinandersetzungen gegeben.“

„Warum hast du dann diese Tradition nicht fortgesetzt?“, unterbrach Hermine ihn. Sie war bestimmt niemand, die Horace Slughorn irgendwas zugutehielt, aber das erschien ihr wirklich eine gute Idee gewesen zu sein.

„Ich befand mich nicht in der Position“, antwortete er schnell und warf ihr einen Blick zu, der ihr sagte, sie sollte ihn nicht noch einmal unterbrechen. „Du vergisst, meine Rolle als Spion verlangte es manchmal von mir ab mein eigenes Haus zu bevorzugen und Slytherins und Gryffindors zusammenarbeiten zu lassen, hätten einige der Anhänger des Dunklen Lords dies als eine Bestrafung aufgefasst. Zu meiner Zeit haben sie zumindest jedenfalls so aufgefasst.“

Sie nickte verstehend (selbst wenn sie wusste, dass er sich absichtlich die Gryffindors ausgesucht und jede Sekunde davon geliebt hatte) und deutete ihm dann an, fortzufahren.

„Er hat uns also zusammengesetzt. Ich glaube, du kannst dich sicherlich noch an Horace Bemerkung erinnern, wie talentiert Lily in Zaubertränke war?“ Sie nickte. „Das wird ihr nicht gerecht. Sie war… unglaublich. Ein Naturtalent. Die Hälfte der Randnotizen aus dem Halbblutprinzen kamen von ihr in diesem Jahr. Bei ihr war es meistens nur Gespür, nichts war methodisch. Auch ich hatte ein ‚Gespür‘ für Zaubertränke, wie sonst kaum jemand und zusammen waren wir unaufhaltbar. Wir schossen an die Spitze der Klasse und blickten nicht einmal zurück.

„Mit ihr zusammenzuarbeiten war einfach nur wundervoll. Am Anfang unterhielten wir uns während des Unterrichts nur über den Unterricht. Dann begannen wir zusammen an unseren Hausaufgaben zu arbeiten. Irgendwann verbrachten wir dann auch noch Zeit außerhalb des Unterrichts und genossen es, einfach nur wieder Freunde zu sein. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich das vermisst hatte.

„Zum Ende des Herbstsemesters hin machten wir beide einen Spaziergang um den See. Er war bereits mit Schnee bedeckt, das gesamte Gelände war in Weiß getaucht. Lily hatte von Gott weiß was geredet, ich war einfach nur zufrieden, ihr zuzuhören, wenn es bedeutete, ich konnte etwas Zeit mit ihr alleine verbringen. Als wir also liefen, landete eine Schneeflocke, eine einzige, genau auf ihrer Nasenspitze.“

Seine sonst so gleichgültige Maske verwandelte sich in etwas… Sehnsüchtiges? Nostalgisches? Was auch immer es war, Hermine hatte es zuvor noch nie gesehen.

„Sie wollte die Flocke wegwischen, aber ich hielt sie auf, indem ich leicht ihr Handgelenk umfasst hielt. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, aber ich habe mich vorgebeugt und sie auf ihre Nase geküsst. Es war absolut leichtsinnig von mir – die Dinge liefen gerade so gut, langsam, aber zaghaft und ich war voll und ganz überzeugt, dass ich da alles vermasselt hatte. Etwas so unglaublich… typisch gryffindor-artiges zu tun, war absolut untypisch für mich.“

„Manche würden es Mut nennen“, bot Hermine an. „Auch wenn ich es Liebe nennen würde.“

„Es war auf jeden Fall Liebe“, stimmte Severus ihr zu, „zumindest für mich war es Liebe.“

„Für eine ganze Weile standen wir einfach nur da, lediglich Zentimeter voneinander entfernt, ich hielt noch immer ihr Handgelenk in meiner Hand und wir haben uns lediglich angesehen. Nur die Atemwolken, die sich in der kalten Luft bildeten, waren ein Zeichen dafür, dass wir beide noch atmeten.“

„Sie begann ihren Mund zu bewegen, als ob sie etwas sagen wollte und ich fürchtete, sie würde mich jetzt zurückweisen und mir blieben nur noch ein paar Sekunden in ihrer Gesellschaft, also gewann wieder einmal der rücksichtslose „Mut“ in mir und ich zog sie ganz an mich heran und küsste sie auf den Mund. Ich schloss meine Augen und drückte mich an sie, da ich wirklich der Meinung war, das war meine letzte Chance mit ihr. Ich wollte einfach nur wissen, wie es war, sie zu küssen. Nur einmal.“

Zwischen jedem anderen Paar würde eine Diskussion über die verflossene Liebe ziemlich unangenehm sein, aber Hermine war von dieser Geschichte absolut gefesselt. Der Kult um Lily Potter war so konzentriert auf ihre Liebe zu ihrem Mann und Sohn, und die Geschichten um Severus bezogen sich lediglich auf seine Arbeit als Doppelspion, was nur wenige hinterfragten, ob nicht noch mehr dahintersteckte. Es war fesselnd.

„Während die Sekunden verstrichen, dämmerte es mir, obwohl ich sie jetzt nicht mehr festhielt, sie noch immer da war. Und dass sie meinen Kuss erwiderte. Plötzlich lagen ihre Hände auf meinen Schultern und meine auf ihrer Hüfte und wir... küssten uns einfach. Schüchtern, ruhig, aber wir küssten uns sehr lange.

„Als wir dann irgendwann aufhörten, haben wir uns einfach nur angelächelt. Dann konnte ich auch endlich wieder ein Wort finden und habe irgendwas absolut Klischeehaftes gesagt wie: ‚Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich das schon tun wollte.‘ Da überraschte sie mich, als sie mir antwortete: ‚Ich auch.‘ Ich musste sie absolut ungläubig angestarrt haben, denn sie lachte einfach nur, küsste meine Nase und sagte dann: ‚Wirklich. Ich hätte dich nicht wieder aufgesucht, wenn da nicht noch mehr gewesen wäre. So sehr du mich auch verletzt hast… ich konnte einfach nicht aufhören, an dich zu denken.‘

„Daraufhin sagte ich ihr: ‚Niemals mehr.‘ Und sie glaubte mir. Wir haben uns umarmt und wo vorher nur eine Schneeflocke gewesen war, waren jetzt Hunderte. Und wir verharrten in dem Schnee, solange wir es aushielten und uns nicht mehr warmhalten konnte, bis wir dann letztendlich wieder ins Schloss zurückgekehrt sind.“

„Und danach wurdet ihr beide ein Paar“, bemerkte Hermine das Offensichtliche.

Severus nickte. „Wurden wir.“

„Wie haben es die Rumtreiber aufgenommen?“

„Nicht gut“, sagte Severus und wollte zugleich lachen, als auch zusammenzucken. „Das erste Mal, als uns James Potter Händchen haltend gesehen hat, da schwöre ich dir, hatte er bestimmt ein ganzes Fläschchen von dem Aufpäppeltrank genommen, wenn man von dem Dampf ausging, der aus seinen Ohren strömte. Lupin und Black mussten ihn gemeinsam aufhalten, um mir nicht nachzustürmen.“

„Sirius hat dich verteidigt?“ Sie sah ihn skeptisch an.

„Ich denke, es ging mehr darum, Lily nicht zu verärgern. Ich kann mich noch entfernt an etwas erinnern, was sich so anhörte wie: ‚Irgendwann wird sie schon wieder zur Vernunft kommen‘ und er sollte sich seine zukünftigen Chancen mit ihr nicht vermasseln, indem er jetzt mit mir einen Streit anfing. Ein wirklich guter Ratschlag, ernsthaft. Und überraschenderweise kam er auch noch von Black.“

Hermine stimmte ihm in diesem Punkt zu. Der Sirius, den sie gekannt hatte, hatte nie die Langzeitauswirkungen seiner Handlungen berücksichtigt. Sie schätze, es war eben immer einfacher bei den anderen, als bei einem selbst. Sie schluckte. Sie vermisste ihn noch immer und jetzt lebte sie in seinem alten Haus.

„Unsere Beziehung war in keinem unserer Häuser sonderlich hoch angesehen oder auch bei unseren Freunden, wenn wir schon dabei sind. Aber mir war das egal. Ich wusste, sie opferte sehr viel für mich und setzte sich einer Menge Hohn und Spott aus, also versuchte ich, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Jeden Tag schenkte ich ihr irgendwelche Blumen oder Kräuter, irgendetwas aus der Natur. Lily hatte die Natur und die Reichhaltigkeit der Pflanzen immer geliebt. Sie hatte in allem, was wuchs, Magie gesehen. Ich schätze, das war einer der Gründe, warum sie in Zaubertränke so begabt war.“

Hermine fragte sich, ob das der Grund war, warum er jetzt alles, was aus der Natur in sein Haus kam, verabscheute. Vermutlich zu viele schmerzhafte Erinnerungen.

„Ich trug ihre Bücher, hatte sie auf jedes dieser verdammt dämlichen Klubtreffen von Horace Slughorn begleitet, ich habe einige meiner eigenen Hauskameraden aufgehalten, die ihr wegen ihres Blutstatus' Schaden zufügen wollten… ich tat einfach alles für sie.

„Wir haben verlassene und vergessene Bereiche im Schloss gefunden, um etwas Zeit miteinander zu verbringen. Etwas, wofür bis heute noch die Schüler teuer bezahlen.

„Ich konnte ihr weder Geld oder Beliebtheit oder Prestige oder irgendwas anderes dieser Art geben, aber ich konnte ihr meine Liebe schenken. Und ich habe versucht, es ihr jeden Tag zu zeigen.“

Hermine kannte bereits die Antwort aufgrund ihrer Unterhaltung über die Patroni, aber dennoch musste sie die Frage stellen: „Hat sie dich auch geliebt?“

Er zögerte. „Nein. Nicht so, wie ich sie geliebt habe. Niemals so stark. Ich glaube nicht, dass sie mich jemals wirklich geliebt hat, nicht auf diese Weise. Ich denke, sie liebte mich als einen Freund und vielleicht hat
sie das mit romantischen Gefühlen verwechselt – wir waren damals gerademal sechszehn – aber ich glaube, sie hat es nicht. Im Grunde weiß ich es sogar.“

„Woher?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich tue es einfach.“

Hermine fragte sich, ob sie es wagen sollte, ihn weiter zu drängen und zu fragen, was zwischen ihnen vorgefallen war. War die Beziehung, nachdem sie festgestellt hatten, dass sie nicht zusammenpassten, auseinandergegangen, ähnlich wie bei Harry und Cho oder Dean und Ginny? Hatte es einen einschneidenden Moment gegeben? Ein riesiger Streit? Wenn ja, dann wann? Jeder war ziemlich vage darüber gewesen, wann Harrys Eltern geheiratet hatten; er selbst war sich nicht einmal sicher. Es war alles schnell und ruhig über die Bühne gegangen. Es gab sogar Gerüchte, dass die ganze Angelegenheit eine sogenannte Mussehe gewesen war, wenn man berücksichtigte, wie jung die beiden waren und wie schnell sie im Anschluss die Schwangerschaft verkündet hatten. Sie waren zu diesem Zeitpunkt gerade mal neunzehn Jahre alt.

Könnte Severus… Harrys Vater sein?

Sie verwarf diesen lächerlichen Gedanken augenblicklich. Solange sie sich erinnern konnte, bemerkte jeder Zauberer und jede Hexe, die Harry bisher gesehen hatten, wie sehr er James aus dem Gesicht geschnitten war (außer natürlich Lilys Augen). Hermine hatte sogar mal ein Foto gesehen. James und Harry könnten Zwillinge sein. Es gab nicht eine Spur von Severus in Harry – abgesehen von dem schwarzen Haar, was in der Zauberwelt ziemlich weit verbreitet schien.

Da Severus und Harry beide aus ziemlich alten Reinblütlern-Familien stammten, war es zudem ziemlich wahrscheinlich, dass sie irgendwo gemeinsame Vorfahren hatten.

Sie überlegte, das hier war vermutlich der längste Monolog, den Severus jemals in einer Sitzung ihr gegenüber gehalten hatte. Das war nicht seine Art. Sie fragte sich, ob er jemals irgendwem die wahre Geschichte von ihm und Lily erzählt hatte. Dumbledore? Vermutlich, aber wahrscheinlich nicht alles, so wie er es bei ihr getan hatte. Dann überlegte sie, ob er wirklich die ganze Geschichte erzählen wollte und nicht nur die abgekürzte Version, die er Harry und Dumbledore aufgetischt hatte. Sie konnte nicht anders als sich etwas geehrt zu fühlen, dass er sich in ihrer Gegenwart so wohl fühlte, dass er sich ihr anzuvertrauen.

Es sprach wirklich von einem großen Vertrauen zwischen ihnen. Sie war begeistert, dass ihre Beziehung diesen Punkt erreicht hatte.

Gerade als dieser Gedanke durch Hermines Kopf sauste, begann Severus wieder zu reden.

„Ich schätze, du fragst dich, was dann zwischen uns beiden passiert ist?“

Sie nickte. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du es nicht möchtest…“

„Ich… ich weiß nicht, ob es dir erzählen kann“, sagte er ruhig. Er traf ihren Blick. „Aber ich kann es dir zeigen.“

Sie sah ihn für einen Moment verständnislos an und verstand dann, was er ihr anbot, bevor sie nickte.

„Ich muss dich warnen, Hermine“, sagte Severus, als er ihre Hand nahm. „Du wirst vielleicht nicht das mögen, was du dort siehst. Bitte… denk nicht allzu schlecht von mir.“

Hermine drückte seine Hand und küsste leicht seine Lippen. „Ich könnte niemals schlecht von dir denken, Severus.“

Er zögerte und legte dann seine andere Hand auf Hermines Wange, neigte ihre beiden Gesichter so, bis sich ihre Blicke trafen. Er atmete einmal tief durch und sagte dann:

„Legilimens.“


*~*~*~*~*



„Halte still“, schalt Severus. Lily kicherte nur und bedeckte wieder ihre Brüste.


Hermine nahm die Szene vor sich auf. Sie befanden sich in einem Zimmer, welches Hermine nicht kannte. Es sah so aus, als ob es sich irgendwo im Schloss befand, also vermutete sie, dass es der Raum der Wünsche war. Weder Severus noch Lily hatten das wahre Ausmaß des Raumes wissen können; vermutlich hatte sie angenommen, sie hätten den perfekten Raum für ein geheimes Rendezvous gefunden.

Ein siebzehnjähriger Severus saß im Schneidersitz auf einem riesigen Bett, ein weißes Laken bedeckte nur dürftig seine Hüfte. Er hatte sich über sein Skizzenbuch gebeugt. Gegenüber von ihm lag ausgestreckt, auf ihren Rücken und mit ihren Armen über ihren Kopf verschränkt, Lily Evans. Nicht Potter, noch nicht, dachte Hermine. Sie schlich hinter Severus und sah, dass er gerade die letzte Zeichnung, die sie gesehen hatte, beendete.

„Sev, ich fühle mich einfach nur so… unanständig, wenn ich so für dich posiere“, protestierte Lily. „Bist du denn noch nicht fertig?“

„Ich könnte es schnell fertigmalen oder es vernünftig machen“, ermahnte Severus. „Was wäre dir lieber?“

„Ehrlich?“

„Ich verspreche dir, das ist es wert.“

„Mir wird aber kalt.“

„Das sehe ich“ Er lächelte ihr verschmitzt zu und wackelte mit seinen Augenbrauen, woraufhin Lily ihn mit einem Kissen bewarf. Er duckte sich und lachte. „Gryffindors“, murmelte er spielerisch.


Die Zeichnung war beinahe fertig. Hermine hatte das Gefühl, dass Severus es absichtlich vor ihr versteckte, damit sie noch ein paar Minuten länger für ihn posierte. Es war ziemlich erotisch für zwei Jugendliche. Sie sah, wie die Hand des jungen Severus elegant über das Pergament glitt, hier schattierte und dort Linien verfeinerte. Irgendwie erinnerte es Hermine an die Szene aus Titanic, wo Leonardo Di Caprio Kate Winslet nackt zeichnete. Severus war genauso talentiert und leidenschaftlich und es war echt.

Sie fragte sich, ob sie nicht doch sein Angebot, mal so für ihn zu posieren, annehmen, sollte?

Severus zeichnete den letzten Strich und schrieb seine Initialen und das Datum in die untere rechte Ecke. SS, 3/12/77.

„Hier“, sagte er mit gespielter Aufregung. „Sind Sie jetzt zufrieden, Miss Evans?“

„Sehr zufrieden“, sagte Lily, wickelte das Laken um sich und rutschte neben ihn. „Darf ich sehen?“ Er legte das Buch in ihren Schoß und schlang seine Arme um ihre Schultern, als er sie auf die Schläfe küsste.

„Wow“, sagte Lily. „Bei dir sehe ich so… sexy aus.“

„Du bist sexy, meine Liebe“, entgegnete er. Lily lächelte schüchtern, aber schwieg. Sie erwiderte nicht die Liebkosung. Lily schloss das Buch und zog Severus für einen langen, ausgiebigen Kuss zu sich heran.


Hermine wandte ihren Blick ab. Obwohl der Severus in dieser Erinnerung anders aussah und sich weitaus anders verhielt als der Severus, in den sie sich verliebt hatte und obwohl all dies bereits vor Jahrzehnten passiert war und die besagte Frau auch nicht mehr lebte, war es dennoch schwierig den Mann, den man liebte, dabei zu beobachten, wie dieser eine andere Frau küsste und liebkoste.

Das war einfach zu viel.

Sie spürte einen Ruck und wusste, Severus spulte bewusst diesen Teil der Erinnerung vor. Als sie wieder hinüber zum Bett sah, lagen sich Severus und Lily in den Armen, ihre beiden Haare waren durcheinander und ihre Körper schweißbedeckt.

„Severus?“

„Hmm?“

„Können wir für immer hier bleiben?“

„Lass es uns einfach tun.“

„Ich wünschte, wir könnten.“

„Warum können wir denn nicht?“

Sie schubste ihn spielerisch. „Wir werden bestimmt vermisst werden.“

„Du vielleicht.“

Sie drückte ihn. „Glaubst du, wir kommen damit durch, wenn wir die Nacht hier bleiben?“

„Keine Ahnung, aber es wäre einen Versuch wert.“ Er platzierte einen Kuss auf ihren Kopf. „Lily?“

„Hm?“ Ihre Augen waren jetzt verschlossen.

„Das… das war der unglaublichste Tag in meinem Leben.“

„Da bin ich froh, Sev.“

„Ich… ich habe das noch nie gemacht.“

„Das hat man nicht bemerkt“, versicherte sie ihm.

„Habe ich…“, verstummte er und schluckte etwas. „Habe ich dich verletzt?“

„Du hast es nicht bemerkt?“ Sie hob ihren Kopf, um ihn anzusehen. Er schüttelte seinen Kopf. „Kein bisschen.“

Severus sah sichtlich erleichtert aus, als die Anspannung von ihm abfiel, von der Hermine nicht einmal bemerkt hatte, dass sie überhaupt da war. „Gut“, sagte er. „Ich weiß, dass… das heißt, ich habe gehört, viele Frauen… bei ihrem ersten Mal…“

Da verstummte er. Hermine wusste, wonach er eigentlich fragte. Genauso wusste es Lily.

„Sev…“, begann sie. Widersprüchliche Gefühle zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab, als sie offensichtlich mit sich stritt, ob sie ihm etwas erzählen sollte oder nicht. Letztendlich schien der berühmte Gryffindor-Mut zu gewinnen und sie fuhr fort. „Sev… ich habe das hier mit dir wirklich geliebt und ich kann es kaum erwarten, es zu wiederholen, aber…“

„Aber?“ Er spannte sich wieder an, sein Gesicht verhärtete sich zu der Maske, die eines Tages zu seinem Markenzeichen werden würde. Damals hatte er sie noch nicht komplett gemeistert und man konnte noch immer die Nervosität in seinen Augen erkennen. Hermine wusste, er befürchtete Lily würde ihn verlassen.

„Aber…“, fuhr Lily fort. „Versprich mir, du wirst nicht wüten werden.“

„Warum sollte ich wüten werden?“

„Versprich es mir einfach nur, Sev.“

„Ich verspreche es.“

„Ich bin nicht sonderlich stolz darauf“, seufzte sie, „aber das hier war nicht mein erstes Mal.“

Severus riss überrascht seine Augen auf.
Hermine konnte eine ganze Bandbreite an Gefühlen auf seinem Gesicht erkennen: Überraschung, Wut, Verlegenheit, Neugierde, Enttäuschung und Angst. Sein Griff um Lily festigte sich und seine Atmung wurde etwas schneller.

Sehr lange sagte keiner von ihnen ein Wort. Severus durchbrach das Schweigen mit nur einem Wort.

„Oh.“

„Du hast versprochen, du würdest nicht wüten werden“, warnte Lily.

„Ich bin nicht wütend“, entgegnete Severus mit offensichtlicher Mühe seine Stimme ruhig zu halten. „Ich… ich habe das einfach nur nicht erwartet. Mir war nur nicht bewusst… dass du noch mit jemand anderem zusammen warst.”

„Bin ich nicht. Nur du.“

„Aber…“

„Es war noch nicht einmal eine Beziehung. Es war dumm. Ich war dumm. Wenn ich nur die Zeit umkehren könnte, dann würde ich alles anders machen.”

Ein Zeitumkehrer erschien auf dem Nachttisch, aber keiner von ihnen schien das Gerät zu bemerken.

„Ver…. Verstehe.“

Offenbar hatte Severus Lily nicht als solch eine Art Mädchen betrachtet. Er war damals genauso besitzergreifend, wie er es heute noch war. Es störte ihn sichtlich, dass schon vor ihm, jemand mit ihr auf diese Art zusammen gewesen und ihm zuvorgekommen war. Für einen Slytherin war nur der zweite Platz zu sein einfach inakzeptabel. Wie war noch das Sprichwort, welches sie mal von einer Gruppe von Slytherins gehört hatte? „Wenn du nicht der Erste bist, dann bist du der Letzte.“

Severus war nicht der Erste, also betrachtete er sich selbst als der Letzte und es beunruhigte ihn. Ihr Severus war es nicht gewohnt, der Letzte zu sein und es war klar, in seiner Jugend war es nicht anders.

Lily redete weiter. „Es war am Ende des letzten Jahres auf unserer Hausparty, um das Ende der ZAGs und UTZe zu feiern. Ich war aufgebracht wegen… was da passiert ist und ich….“ Sie verstummte.

„Wer?“, fragte Severus mit dunkler Stimme.

„Das ist doch egal.“

„Wer war es?“

„Sev, ich will nicht, dass du dich aufregst.“

„Sag… sag es mir einfach nur, Lily. Bitte. Ich weiß, du bist ein freier Mensch… aber bitte, sag es mir. Wir haben doch keine Geheimnisse zwischen uns.”

„Ich weiß, das haben wir gesagt, aber…“

„Aber?“

„Aber… ich befürchte, du wirst dein Versprechen nicht halten können, wenn ich es dir sage.“

„Lily.“ Er drehte sie so in seinen Armen, dass sie sich direkt ansahen. Sein Blick war flehend, genau wie der ihre. Er flehte sie an, es ihm zu sagen, und sie flehte ihn an, einfach aufzuhören. „Bitte.“

Sie zögerte und wandte sich von ihm ab. Sie flüsterte so leise, dass Hermine sie zunächst nicht verstehen konnte. Genauso wenig wie Severus, welcher näher an sie heranrückte und in ihr Ohr flüsterte: „Wer?“


Diesmal sprach Lily laut genug, damit es sowohl Hermine als auch Severus verstehen konnten.

„James Potter.“

Severus erstarrte, die Wut und Erniedrigung und Frustration brannten glasklar in seinen Augen.

„James Potter?“, wiederholte er. Seine Stimme war… kalt.

James Potter hatte Severus wieder einmal übertroffen und dann auch noch in der Angelegenheit, die ihm wirklich wichtig war. Hermine wappnete sich selbst. Das würde nicht schön werden.

„Sev, bitte, ich fühle mich bereits schlecht, so wie es im Moment ist--“

„Hat er dich verletzt?“ Er umfasste Lilys Schultern und drehte sie grob in seine Richtung. Sein Blick war… beängstigend.

„Hat er sich dir aufgezwungen?“

Lily schüttelte mit ihrem Kopf. „Nein.“

„Du wolltest es?“

Sie schloss ihre Augen, um nicht seine Wut sehen zu müssen. „Ja.“

„Du hast dich Potter, einfach so, ohne jegliche Bedingungen, hingegeben?“

Lily sah jetzt verärgert aus. „Zu allererst habe ich mich Potter nicht einfach so ‚hingegeben‘, es war beidseitig. Zweitens wollte er eine Beziehung, aber ich brauchte Zeit, um darüber nachzudenken. Und dann habe ich mich gegen eine Beziehung mit ihm entschieden. Ich wollte mit dir zusammen sein.“

Die Bedeutung ihrer Worte schien bei Severus nicht anzukommen. Es war deutlich, er konzentrierte sich nur auf den ersten Teil und nicht auf den Letzten.

Er sprang aus dem Bett und zog sich seine Hosen an. Der junge Severus, bemerkte Hermine, war genauso gut ausgestattet, wie der erwachsene Severus.

„Sev…“, flehte Lily und griff nach seinem Arm. „Sev! Du machst hier aus einer Mücke einen Elefanten. Du hast versprochen, nicht wütend zu werden und jetzt stehst du da und bist sauer auf mich.”

„Vergib mir, dass ich nicht vorher gewusst habe, dass du die Art von Mädchen bist, die…“ Er hielt inne.

„Die Art von Mädchen, die was, Severus?“


Lilys grüne Augen loderten wütend. Hermine erkannte es; sie hatte genau diesen Blick so oft an Harry gesehen, dass sie über die Jahre aufgehört hatte, zu zählen. Sie wusste, die Benutzung seines vollen Namens kam nur selten vor und er hielt in seiner Bewegung inne und drehte sich zu ihr herum.

„Nichts“, murmelte er.

„Nein, bitte, klär mich auf. Was für eine von Mädchen denkst du, bin ich?“

„Du weißt, was ich für dich empfinde, Lily.“

„Tue ich das?“

„Natürlich tust du das! Wie kannst du es nicht? Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Ich habe dir gesagt, ich tue es bereits, seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe und du weißt auch, das hat sich bisher nicht geändert.“

„Du siehst mich anders an.“

Sein Blick war verwirrt. „Nein, tue ich nicht.“

„Doch tust du. Du siehst mich an, als ob du mich nicht wiedererkennen würdest.“ Lilys Unterlippe begann zu zittern. Severus machte Anstalten sie zu umarmen, aber sie hob ihre Hand. „Nein! Fass mich nicht an!“

„Lily, bitte…“

„Denkst du etwa, ich sei eine Hure, Severus?“

„Was? Natürlich nicht!“

„Du führst dich aber so auf. Du verhältst dich so, als ob ich eine Hure wäre. Das ist es, warum du den Satz nicht beendet hast, nicht wahr?“

„Jetzt lege mir keine Worte in den Mund, Lily.“

„Das muss ich gar nicht. Ich habe gehört, welche Art von Wörtern du in deinen Mund nimmst.“

„Und was willst du damit sagen?“ Seine Stimme verdunkelte sich.

„Ich denke, du weißt, was ich damit sagen will.“

„Da irrst du dich, Lily.“ Er war jetzt sichtlich wütend und auf eine Art, wie er es vermutlich nie in Lilys Gegenwart sein wollte.

„Ich frage mich, ob das wirklich der Fall ist.“

„Diese verfluchten Rumtreiber. Du hast ja keine Ahnung, was für Menschen das sind!“

„Lustig, sie sagen dasselbe über dich.“

„Und du glaubst ihnen?“

„Warum sollte ich denn nicht? Warum sollte ich dir glauben?“

„Ich bin dein ältester Freund, Lily, ganz zu schweigen davon, dass ich dein fester Freund bin. Warum solltest du mir nicht glauben?“

Severus sah jetzt wirklich getroffen aus.

„Warum kannst du nicht einfach deinen Hass überwinden? Sie sind gute Menschen.“


Etwas schnappte in Severus über. Erst von James Potter übertroffen zu werden, dann mit anzusehen, wie seine eigene Freundin James verteidigte, nachdem Hermine wusste, was alles zwischen ihnen vorgefallen war. Die Isolation, die er sowohl in seinem Haus und auch außerhalb verspürte, die Blicke der Menschen und die Beschimpfungen der anderen… all dies blitzte vor ihm auf und etwas schnappte einfach über.

„Gott verdammt, Lily, ich werde nicht hier sitzen und mir anhören, wie du sie verteidigst! Ich dachte, du seist besser als das, ich dachte, du würdest mich verstehen, ich dachte, du wärst eine der Guten. Nicht auch noch du, Lily. Nicht auch noch du.“

„Sev--“

„NEIN!“

Severus war jetzt zornig. So rasend und ohne jegliche Kontrolle hatte Hermine ihn bisher nur einmal gesehen, während ihres dritten Jahres in der Heulenden Hütte.

„Was muss ich tun, um mich dir zu beweisen, Lily Evans? Was willst du denn sonst noch von mir?“

„Ich-“

„Sie haben mich schikaniert, erniedrigt, gequält und alles, was du getan hast, war zu lächeln. Ich habe einen Fehler begangen und dich, als etwas Unverzeihliches bezeichnet. Gott steh mir bei, es war ein Fehltritt. Ich werde mir niemals mehr dafür vergeben und ich werde es nie wieder wiederholen. Ich habe mich entschuldigt, um deine Vergebung gebettelt und stattdessen hast du mich, deinen ältesten und besten Freund, zurückgewiesen und hast dich gleich in die Arme von diesem Trottel Potter geworfen. Keine zwei Sekunden später hattest du für den Mistkerl, der mein Leben zur Hölle macht, gleich die Beine breitgemacht!“

„Also, jetzt warte aber mal eine Sek--“

„Du hast keine Ahnung, wie lange ich schon von diesem Augenblick geträumt habe!“, schrie Severus, Tränen stachen in seine Augen. „Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich dich schon gewollt habe. Nur dich. Ich habe mich für dich aufgehoben! Selbst nachdem du mich verlassen hast, ich wollte mich für den Fall, dass du jemals zurückkommen würdest, für dich aufheben. Glaube mir, ich hatte durchaus Angebote, aber ich habe sie alle abgelehnt. Für dich. Für dich, Lily, alles nur wegen dir.” Seine Atmung war jetzt unregelmäßig, seine Stimme verzweifelt und seine Worte ohne Zusammenhang. Er lief auf und ab, als er sie ausspuckte, seine Hände hielt er in seinen Haaren vergraben. „Und jetzt… Potter… keine zwei Sekunden… dich befleckt… schmutzig.“

„Befleckt? Schmutzig?”, sagte Lily mit einer gefährlichen Stimme. Sie sprang von dem Bett und begann mit Tränen in den Augen ihre Kleidung zusammenzusuchen. „Ich hatte Angst, solche Angst, alle haben mich gewarnt und ich wollte unbedingt, dass es nicht stimmte… wie konntest du nur, Severus?“

„Lily…“

„Du hast mich schon einmal als schmutzig bezeichnet. Oder doch eher mein Blut. Schlammblut. So hast du mich doch genannt. Schmutziges Blut. Schmutziger Mensch. Und jetzt, wo du mich gehabt hast, denkst du, kannst du mich wieder so nennen?”

„Nein--“

„War das irgend so eine Wette im Hause Slytherin – vögel das Schlammblut? Wirst du nachdem hier im Gemeinschaftsraum mit deinen Freunden abklatschen? War das so eine beschissene Aufnahme zu den Todessern?“

„NEIN!“

Severus sagte das Wort mit der Wut und Autorität, wie Hermine sie viele Male als seine Schülerin mitbekommen hatte.

„Du weißt, dass ich das nicht bin, Lily.“

„Tue ich das? Du hast mir gerade gesagt, du denkst ich sei schmutzig.“

„Nicht du. Potter, dieser beschissene reinblütige Potter ist schmutzig und er hat deinen guten Namen befleckt, indem er dich benutzt hatte.“

„Wie unterscheidet sich das von dem, wie du mich gerade benutzt hast?“

„Ich habe nicht und ich werde dich niemals benutzen. Ich liebe dich.“

„Den Teufel tust du.“ Jetzt komplett angezogen stürmte Lily zur Tür.

„Lily, warte!“ Severus rannte zu ihr und griff nach ihrem Arm. „Du weißt, das bin ich nicht, dass ich nicht denke… dass ich niemals…“

„Aber genau das ist ja, Sev. Du hast es schon vorher getan und jetzt gerade wieder. Ich habe dir gesagt: Ich bin es leid, dich vor jedem zu verteidigen. Und jetzt hast du mich dazu gebracht, mich noch schlechter zu fühlen. Ich bin NICHT stolz auf das, was ich mit James getan habe. Es war eine dumme Entscheidung meinerseits gewesen. Ich wollte bei dir sein und ich bin bei dir gewesen. Wen kümmert es schon, dass er mein Erster gewesen ist - ich wollte, dass du mein Letzter bist. Aber jetzt weiß ich es besser.“

Severus fehlten die Worte.

„Auf Wiedersehen, Severus“, sagte Lily kalt und riss ihren Arm aus seinem Griff.

„Lily, nein, bitte. Nicht schon wieder.“

„Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Nicht du, nicht schon wieder. Einmal hast du mich reingelegt, aber ein zweites Mal gelingt dir das nicht. Ich bin fertig mit dir. Lass mich los. Und das ist ein Abschied.”

Damit stürmte sie hinaus und ließ einen geplagten Severus zurück.


*~*~*~*~*~*



Hermine spürte, wie sie durch einen hellen Tunnel gezogen wurde, und fand sich letztendlich wieder auf dem Bett vor, wo sie dem erwachsenen Severus gegenübersaß, der sie zwar ernst, aber mit Tränen in den Augen ansah.

„Oh, Severus“, hauchte Hermine, als sie ihre Arme um ihn schlang und ihn in einer festen Umarmung gegen sich zog. „Das habe ich nicht gemeint, als ich ihr sagen wollte…“

„Ich weiß, mein Liebster, ich weiß.“

„Jetzt verstehst du vielleicht, warum ich das weder Harry oder sonst jemandem gezeigt habe. Der Tag nach unseren ZAGs war der Tag, an dem unsere Freundschaft endete. Wir haben nur etwas länger gebraucht, um es zu akzeptieren.“ Er seufzte. „Sechs Monate nach unserem letzten Streit befand sie sich in Potters Armen und hat diese niemals mehr verlassen.“

Sie nickte. „Das tut mir schrecklich leid, Severus. Ich weiß, du hattest solch großen Hoffnungen für sie.”

Er zuckte mit den Schultern. „Sie war entschlossen, das Schlimmste in mir zu sehen und das hat sie auch in mir hervorgerufen. Ich war von ihr besessen. Ich hatte sie so sehr geliebt. Jeden anderen hätte ich verkraftet, aber… Potter…”

Hermine drückte ihn. „Es tut mir so leid, Severus.“

„Muss es nicht“, sagte er. „Ich bin nicht gerade jemand, der das Leben von der heiteren Seite betrachtet…“

„Was du nicht sagst.“

„Aber“, fuhr er fort und kniff sie in ihren Po. „Aber… ich erkenne jetzt, wenn ich bei ihr geblieben wäre, dann hätte ich etwas viel Besseres verpasst. Lily war das Zentrum meiner Liebe für so viele Jahre, aber jetzt habe ich eine richtige, gegenseitige Liebe mit dir. Das ist… um so vieles besser als alles, was ich mit ihr hatte oder gehabt hätte.“

„Du bist jetzt wirklich im Einklang mit deinen Gefühlen.“

„Das ist keine Frage der Gefühle, sondern sie im richtigen Licht zu analysieren.“

„Natürlich.“ Sie seufzte und drückte ihn noch fester an sich und versuchte ihn zu versichern, dass sie ihn nicht minder schätzte.

„Du und Lily, ihr ward noch jung. Junge Menschen interpretieren solche Dinge immer falsch. Gott weiß, Ron und ich haben es in diesem Alter. Verdammt, selbst danach noch. So ziemlich unser gesamtes Leben.“

Severus lachte. „Über die Jahre habe ich einige dieser Streitereien mitbekommen.“

„Hast du?“

„Gerade so viel, um dich empört davonlaufen zu sehen oder ihn wegen irgendwas jammern zu hören.“

„Hmmm. Klingt ziemlich zutreffend.“

„Weasley… er war dein Erster, nicht?“

„Mein erster richtiger Freund? Ja.“

„Aber nicht dein Erster in… allem anderen?“

Sie zögerte. Sie wollte nicht ins Detail gehen und sie wollte ihn nicht verärgern. Aber er war ehrlich und offen zu ihr gewesen und er hatte ihr eine Erinnerung gezeigt, die sonst noch niemand gesehen hatte. Sie schuldete ihm zumindest Ehrlichkeit.

„Nein, war er nicht.“

Das überraschte Severus. Diese gesamte Gryffindor-Goldenes-Trio- werden-sie-oder-werden-sie-nicht-Saga wurde von jedem aus der Belegschaft mit großer Begeisterung beobachtet, wenn auch er selbst nie sonderlich interessiert daran war. Woher hätte er auch ahnen können, dass er mal, Jahre später, mit Hermine Granger zusammen sein würde?

Er kramte in seinen Gedanken und versuchte sich an die Typen zu erinnern, die er zusammen mit ihr in Hogwarts gesehen hatte. Sie war die Verabredung zum Weihnachtsball von diesem bulgarischen Dummkopf gewesen; er konnte sich an einige geschmacklose Kommentare von Karkaroff erinnern.

„Krum?“

Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, er war nur meine Verabredung zum Weihnachtsball. Oder viel eher war ich seine. Ich hoffe, du glaubst nicht den Mist aus der Hexenwoche.“

„Denkst du etwa, ich habe jemals die Hexenwoche gelesen?“

Sie schnaubte. „Nein, ich schätze mal nicht. Aber wäre das nicht ein herrliches Geheimnis?”

Er grübelte weiter. Wen hatte er noch an ihrer Seite gesehen? Dieser große Gryffindor-Möchtegern-Quidditch-Spieler, welcher ihr Gesicht unter dem Mistelzweig auf Slughorns Feier angegriffen hatte. Er hatte sich köstlich amüsiert, sie dabei zu beobachten, wie sie versucht hatte, sich von ihm zu befreien. Sie hatte sich nicht in irgendeiner wirklichen Gefahr befunden, wirklich von ihm belästigt zu werden, also hatte er nicht eingegriffen. Er hätte schwören können einen Verwirrungszauber von ihr gehört zu haben, um vor ihm zu flüchten. Er dachte nicht, dass sie sich wirklich verabredet hatten, aber um ehrlich zu sein, hatte er in diesem Jahr andere Dinge in seinem Kopf gehabt als ihr Liebesleben.

„McLaggen?“

„Du beleidigst mich.“

Soweit Severus wusste, war das der Umfang von Hermines romantischen Ausflügen gewesen. Es musste jemand aus Hogwarts gewesen sein, denn sie und Weasley waren erst nach dem Krieg zu einem Paar geworden.

„Wer dann?“

„Ist das wirklich so wichtig?“

„Meine Neugierde wurde geweckt.“

„Ich denke, es ist keine gute Idee, es dir zu sagen.“

„Warum nicht?“

Sie verlagerte ihr Gewicht. „Ich… ich denke wirklich, dass du sauer sein wirst. Ich möchte nicht, dass du dich ärgerst. Nicht deswegen.“

„Warum sollte ich wütend werden?“ Er stellte die Frage mit weniger Beklemmung und Warnung als noch bei Lily, aber die Unterhaltung klang alarmierend vertraut. „Hat dich jemand verletzt? Hat jemand – ein Greifer, ein Todesser…” seine Stimme wurde gefährlich leise, „sich dir aufgezwungen?“

„Nein! Gott nein. Nichts dergleichen.”

Severus war erleichtert, das zu hören. „Hermine, ich versichere dir, ich bin nicht mehr dieser verlorene, unsichere und eifersüchtige siebzehnjährige Junge. Ich kann es verkraften.“

Wirklich, das konnte er. Er würde nicht wütend sein, egal, wen sie nannte. Interessant, dass sie es ihm nicht sagen wollte. Aber er war erwachsen, der Meister der Selbstkontrolle und er konnte es jetzt verkraften. Sie konnte wirklich jeden nennen. Es sei denn natürlich, es war –

„Harry.“


*~*~*~*~*~*



Anmerkung (Amarti): Ich verspreche, ich werde alles im nächsten Kapitel erklären.

Entschuldige, J.K. Rowling, aber wenn Lily wirklich so gut und vergebend gewesen war, wie alle immer behaupteten, dann hätte sie Severus eine zweite Chance gegeben.

Im nächsten Kapitel: Déjà vu, und ein weiterer Streifzug durch die Erinnerungen.


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