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Fanfiction

Just to be - Harry und Hermine

von Xaveria

*~* Harry und Hermine *~*



Sie hatte so leise gesprochen, dass er sich sicher war, er hatte sie falsch verstanden.

„Wen?“

„Harry.“

Oder vielleicht wünschte er einfach nur, er hätte sich verhört.

„Potter?“

„Ja.“

Er schloss seine Augen und versuchte mit aller Gewalt seine Atmung unter Kontrolle zu halten. Ganz rational wusste er, dass das etwas war, weshalb er sich nicht aufregen sollte. Oh bitte lass das einen schlechten Scherz sein.

„Über so etwas solltest du keine Witze machen.“

„Wieso denkst du, mache ich Witze?“

„Nachdem du meine Reaktion gesehen hast, als Lily mit einem Potter geschlafen hat, mir dann zu sagen, du hättest auch mit einem geschlafen …“

„Du hast gefragt. Du sagtest, du kannst die Wahrheit verkraften. Ich sage dir die Wahrheit.“

Er zog sich von ihr zurück, streckte seine Arme aus und wich langsam von ihr ab. Die Maske legte sich wieder über sein Gesicht. „Ich habe nicht gewusst, dass du mit Potter zusammen gewesen bist.“

Warum nannte Severus ihn ‚Potter‘?, fragte sich Hermine. Sie redeten sich inzwischen seit Monaten mit dem Vornamen an.

„Waren wir nicht“, flüsterte Hermine. „Es war eine einmalige Sache über die wir danach nie gesprochen und auch nie wiederholt haben.“

Das traf es viel zu genau. Es kam der schmerzhaften Erinnerungen, die er gerade mit ihr geteilt hatte, einfach zu nahe. Er sagte sich, er war darüber hinweg, zwang sich dazu zu glauben, er sei darüber hinweg. Harry Potter war nicht sein Vater, das wusste er. Und das war schon eine ganze Weile her gewesen. Er war ein fünfundvierzigjähriger Mann um Gottes willen. Sie war fünfundzwanzig. Mit wem sie in ihrer Jugend geschlafen hatte, sollte ihm wirklich egal sein. Und er wusste es gab noch weitere. Wie Weasley.

Potter. Weasley.

Welch bezaubernde Gesellschaft, hörte er eine Stimme. Die Stimme. Die von seinem Selbstzweifel und Selbsthass, die, die er an Hermines Geburtstag aus seinem Kopf vertrieben hatte. Die Stimme, die ihn seit Monaten nicht heimgesucht hatte. Er versuchte, sie zu verscheuchen.

„Das ist nicht lustig, Hermine.“

„Das weiß ich.“

Musst wohl immer deine Frauen mit einem Potter teilen, was?, bemerkte die Stimme.

HaltdieKlappehaltdieKlappehaltdieKlappe.

„Warum tust du das?“, fragte er mit belegter Stimme.

„Was meinst du?“

All die Frauen, die du geliebt hast, scheinen dich erniedrigen zu wollen, sagte die Stimme. Sie bekommen alle einen Kick, wenn sie dich wie einen Dummkopf dastehen lassen.

„Machst du dich über mich lustig?“

„Natürlich nicht. Wie kannst du nur so etwas denken?“

Ich dachte, er und Harry wurden endlich langsam Freunde, dachte Hermine hilflos. Okay, vielleicht war „Freunde“ etwas zu großzügig ausgedrückt, aber zumindest hatte ein Waffenstillstand zwischen ihnen geherrscht, immerhin seit ihrem Geburtstag.

Er stand vom Bett auf und lief langsam und kontrolliert im Zimmer auf und ab. Es war der Art und Weise, wie er es bei Lily getan hatte, unheimlich ähnlich, aber dieses Mal wirkte er… kontrollierter. Abgesehen davon war es weitaus beängstigender. Professor Snape war immer am Beängstigenden, wenn er unglaublich still wurde.

Musst dich wohl immer hinter Potter anstellen, einen Tag zu spät und einen Knut zu wenig, sagte die Stimme.

Nein, dachte er und kämpfte mit eisernem Willen gegen die Stimme an. Ich sollte ihr zumindest etwas Vertrauen entgegenbringen. Sie hat mir eine Vielzahl von Sünden verziehen. Ihre Vergangenheit hat keinerlei Auswirkung auf unsere Zukunft.

Sie ist genau wie Lily,
sagte die Stimme. Du hast offenbar einen bestimmten Typ.

Er schüttelte mit seinem Kopf. Nur weil die beiden Lieben in seinen Leben sich zuerst einem Potter hingegeben hatten, bedeutete noch lange nicht, dass sie auch gleich waren. Beide Male hatten sie sich am Ende für ihn entschieden. Er hatte das hier bereits schon einmal vermasselt, er würde den Fehler nicht noch einmal begehen.

Sie ist nicht wie Lily, beharrte er.

Sie hat dich so wie Lily verletzt, entgegnete die Stimme.

Severus schritt wild hin und her, seine Hände umfassten seinen Kopf, als er mit seinen inneren Dämonen kämpfte. Hermine stand vollkommen still, unbeweglich und verwirrt da.

Gleich am Morgen eurer ersten gemeinsamen Nacht, ist er in ihr Schlafzimmer gestürmt, erinnerte ihn die Stimme. Er fasst sie ständig, immer wieder, an. Sie haben all ihre Zeit gemeinsam verbracht. Sie redet mit ihm über die Dinge, die sie mit dir nicht besprechen kann.

Sie ist mir vollkommen treu!

Du befriedigst sie nicht. Nur ein Potter kann das. Nur ein Potter tut es. Genau wie bei Lily.

Sie ist nicht wie Lily!

Ist sie nicht? Muggelgeborene Gryffindor mit einem Talent für Zaubertränke, eine Schwäche für die verlorenen Fälle und sie treibt es mit dir? Sie ist genau wie Lily. Und sie wird dich genauso verletzten. Denn genau wie Lily, wird sie nicht ihre Hände von ihm lassen können.

Doch wird sie.

Nicht, wenn du sie zuerst verletzt.


„Severus?“

Du hast es immer gewusst, Potter ist genau wie sein Vater, stichelte die Stimme weiter. Und jetzt hält er dich wieder zum Narren.

Nein, diesmal ist es anders. Potter und ich haben nie um Hermine gekämpft, sie hat mich gewählt. Sie liebt mich. Lily hatte mich nicht geliebt. Hermine liebt mich.


„Severus?“

Weißt du überhaupt, wie es ist eine sich windende Frau unter dir liegen zu haben, die nicht gleich deine Darbietung mit der eines Potters vergleicht?, fragte die Stimme.

„Severus!“

Aber sie stöhnte bei ihm lauter, spottete die Stimme.

Aber sie liebt mich…

Keine Frau, die dich liebt, würde sich je mit einem Potter erniedrigen.


„Severus!“ Letztendlich löste sich Hermine von ihrem Platz am Bett und durchbrach Severus‘ Schritte, indem ihre Hände seine Unterarme umklammerten.

„Nicht auch noch du, Hermine“, flüsterte er mit betrogener Stimme.

„Was?“

„Nicht. Auch. Noch. Du.” Er riss sich aus ihrem Griff und wandte sich von ihr ab. Nach einiger Zeit drehte er sich zu ihr zurück. „Ich werde das nicht noch einmal durchmachen. Nicht noch einmal. Ich dachte, du seist anders.“

„Ich bin anders, Severus. Ich liebe dich. Du weißt, dass ich dich liebe. Ich sage es dir jeden Tag. Ich ziehe zusammen mit dir mehr als ein Dutzend Kinder auf. Ich würde das nicht mit jemand anderen machen. Nicht einmal mit Harry. Denkst du, Lily hätte das hier mit dir getan? Ich liebe dich.“

Er schüttelte seinen Kopf. „Wie kannst du so etwas sagen, wenn noch immer Spuren von ihm auf und in dir sind?“

„Spuren? Wovon zum Teufel redest du da nur?“

„Ich sehe euch. Ihr fasst euch ständig an.“

„Wir sind Freunde! Und er berührt mit nicht auf die Weise, wie du es tust. Wir haben nicht… das passierte alles vor sieben Jahren. Sage mir, Severus, mit wie vielen Frauen warst du in den letzten sieben Jahren zusammen? Für wie viele hast du bezahlt?“

„Keine! Wie kannst du so etwas behaupten, wenn du ganz genau weißt, wo der Großteil meiner Mädchen landet? Jetzt dreh das hier nicht um.“ Seine Stimme war leise und gefährlich.

„Wie kannst du es nur wagen hier zu stehen und über mich urteilen, wenn man bedenkt, dass der Großteil von deinem Liebesleben darin bestanden hatte, hinter einem Geist her zu schmachten?“

„Sagen Sie mir, Miss Granger, sind Sie die einzige Hexe, die mit beiden Mitgliedern aus dem Goldenen Trio geschlafen hat? Oder gibt es noch andere Huren dort draußen, die dieselbe Ehre zuteilwurden?“

Schweigen.

Dann ein Knall und ein dunkelroter Abdruck auf seiner linken Wange.

Das Geräusch schien sowohl Severus als auch Hermine wieder zurückzuholen. Hermine umklammerte ihre stechende Hand, als Tränen über ihr Gesicht liefen, während Severus nach Luft schnappend dastand und sie anstarrte, als ob er sie zuvor noch nie gesehen hätte.

„Ich verschwinde“, sagte er tonlos, sein Gesicht absolut ausdruckslos.

„Severus, warte!“

Sie schnappte nach seinem Arm. Er zog ihn weg.

„Bitte geh nicht!“

Ohne einen weiteren Blick drehte er sich an Ort und Stelle und dissapparierte.

Hermine fiel vollkommen schockiert auf das Bett und fragte sich, was da gerade eben passiert war. Also, nein, sie musste es sich nicht fragen. Es war genauso mit Ron gewesen. Wieder einmal war ihre enge Beziehung zu Harry ihr in den Weg gekommen. Hier stand sie und hatte vehement versucht sich zu erklären und er hatte sie eine Hure genannt.

Genau wie Rita Kimmkorn.

Genau wie Cho Chang.

Genau wie Ron, als er sie verlassen hatte.

Also nicht alle von ihnen hatten es mit so vielen Worten ausgedrückt, aber nichtsdestotrotz zog es sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Sie hatte verdammt noch mal genug davon.

Die Erinnerung ließ sie noch immer erstarren.

Es war genau wie diese kalte, einsame Nacht im Zelt, als Ron sie beschuldigt hatte, hinter seinem Rücken mit Harry herumzumachen und sie dann einfach ihrem Schicksal überlassen hatte. Nur hatte Severus keinen Horkrux, dem er die Schuld geben konnte.


*~*~*~*~*~*



Harry Potter.

Dieser verdammte Harry Potter.

Dieser verdammte BESCHISSENE Harry Potter.

Die Messlatte für alle zukünftigen Partner wäre dann wohl gesetzt. Scheiße.

Severus dissapparierte und begann einfach ohne eine wirkliche Ahnung, wo er war, zu laufen. An alles, was er denken konnte, war es Potter zur Rede zu stellen, von ihm die Wahrheit zu verlangen und warum von all den Leuten es ausgerechnet er es war, der ihm das hier ruinieren musste.

Schließlich stand er vor einem kleinen Häuschen in Suffolk, einem Haus, welches er vorher weder gesehen noch von dem er gehört hatte und er wusste einfach, das musste Potters Haus sein. Er war von einer unbekannten Macht hierher geführt worden, eine Macht, die seinen Körper gesteuert hatte, als er nur noch seine Wut spürte und nichts als rot gesehen hatte. Vage konnte er sich an eine obskure Referenz erinnern, die er mal vor Jahren in einem Band, der ausgerechnet Liebeszauber behandelte, gefunden hatte. Darin beschrieben befand sich eine Magie, die einen Zauberer, der betrogen worden war, zu dem Haus des Mannes führte, der ihn entehrt hatte. Dadurch konnte er seine Frau und seine Ehre verteidigen. Es führte den Zauberer zu dem Mann, den er zu einem Duell herausfordern wollte. Diese Magie wurde kaum noch benutzt und konnte nur unbewusst herbeigerufen werden – sie würde zu dem Zauberer kommen, der sie dringend brauchte.

Sie wurde durch ein unergründliches Gefühl des Verrates ausgelöst.

Er selbst würde es selbstverständlich vehement abstreiten, sollte es jemals jemand laut aussprechen, aber er hatte begonnen, Harry Potter als einen Freund zu betrachten. Einen Freund, wie seine Mutter Lily eine gewesen war. Wie konnte er nur solch eine lebenswichtige Information vor ihm geheim halten?

Welcher Freund tat so etwas?

Er schritt brüsk auf die Tür des Hauses zu und schlug wütend mit seiner Faust dagegen. Er schlug und schlug, bis Harry die Haustür aufriss, die Brille hing schief auf seiner Nase, sein Haar war noch viel chaotischer als sonst. Besitzt dieser Junge eigentlich keine Haarbürste?

„Severus?“ Er betrachtete das Gesicht seines ehemaligen Lehrers. Es war zu einer Fratze verzogen, wahnsinnig vor Wut, der Nacht in der… das heißt, in der Dumbledore… in der Dumbledore gestorben war, nicht ganz unähnlich.

„Was ist los? Was ist passiert? Geht’s den Kindern gut? Stimmt was nicht mit Hermine?“

Ohne ihm zu antworten, umfasste Severus Harrys Schultern nicht allzu sanft und führte ihn in einem Polizeigriff hinaus in den Garten.

„Severus – was ist denn los?“ Er suchte ihn seiner Tasche nach seinem Zauberstab, aber Severus zog ihn hoch, bis sie auf gleicher Augenhöhe waren, wo schwarze Augen sich wahrhaftig in die grünen hineinbohrten.

„Was soll das? Was ist passiert?“

„Was passiert ist?“, zischte Severus. „Was passiert ist? Sie. Sie sind passiert, Potter.”

„Seit wann nennen Sie mich denn wieder ‚Potter‘? Was meinen Sie damit? Gibt es ein Problem mit dem Haus? Der Stiftung? Dem Ministerium?“

„Nein“, loderte er. „Es gibt keine Probleme mit dem Haus oder der Stiftung oder dem verdammten Ministerium. Es gibt nur ein Problem, und das sind Sie.“ Sein Griff um Harrys Schultern festigte sich und zog seinen Zauberstab heraus.

„Severus“, begann Harry, während er Severus‘ Handgelenke umklammerte, und versuchte seine Arme zu senken. „Sagen Sie mir, was hier los ist.“

Severus zog sich plötzlich von Harry zurück und betrachtete seinem Gegenüber mit absolutem Hass. Harry hatte diesen Blick seit seinem sechsten Jahr in Hogwarts nicht mehr gesehen. Er durchwühlte sein Gehirn und fragte sich, was er gemacht haben könnte, um Severus dermaßen zu verärgern. Er hatte sich nicht in seine Pläne mit den Kindern eingemischt. Er hatte alles befolgt, was Severus ihn aufgetragen und jeden seiner Wünsche akzeptiert hatte. Er hatte sogar die Geheimnisse seiner Mutter für sich behalten. Noch nicht einmal Hermine hatte er angefasst. Es sei denn… sicherlich hatte Hermine ihm nichts davon erzählt… oder? Sie hatten einstimmig beschlossen, sie würden niemals…

Oh oh.

„Sie…“, loderte Severus weiter und versuchte zwischen tiefen Atemzügen irgendetwas zu sagen. „Sie…“

„Severus…“

„Sie hatten sie, nicht wahr?“

Harry atmete einmal tief durch und schluckte dann. Das waren offensichtlich Neuigkeiten für Severus. Er war diesbezüglich sichtlich aufgeregt. Besser, er versuchte, sich etwas Zeit zu kaufen.

„Was meinen Sie damit, ‚hatte sie‘?“

„Sie wissen verdammt genau, was ich damit meine, Potter.“

„Ich fürchte das tue ich nicht.“

„Sie waren schon immer erbärmlich darin gewesen, Gedanken vor mir zu verbergen, Potter. Warum Sie denken, das hätte sich geändert, entzieht sich meinem Verstand. Sie wissen ganz genau, was ich frage und Sie kennen die Antwort und ich will es direkt von Ihren Lippen hören.“

Harry seufzte, zögerte und begann dann zu reden: „Wenn Sie mich fragen, ob Hermine und ich in der Vergangenheit jemals… intim waren… dann ist die Antwort ja.“

Eine Sehne in Severus‘ linker Schläfe begann zu zucken, aber ansonsten blieb er unheilvoll ruhig.

„Es war nur einmal, im letzten Jahr des Krieges, wir waren beide alleine und hoffnungslos und verzweifelt. Ich schätze, Sie wissen, was ich meine?“

„Nein, Potter, ich verstehe verdammt noch mal nicht, was Sie meinen.“

„Ich hätte gedacht Phineas Nigellus hätte Sie eingeweiht.“ Harry verzog angewidert sein Gesicht. „Ich glaube, er hatte uns beobachtet.“

„Aus bestimmten Gründen, ob Sie und Hermine jemals… damals war es einfach nicht wichtig!“

„Warum ist es dann jetzt so wichtig? Ich bin mit Ginny zusammen, Sie mit Hermine und wir sind alle glücklich mit unseren Partnern und keiner von uns will tauschen, also, warum machen Sie so ein Fass auf? Weinen Sie noch immer den Frauen nach, mit denen Sie in Ihrer Jugend und Zwanzigern intim gewesen sind?“

Es gab absolut keine Möglichkeit, dass Severus ihm diese Frage beantwortete.

Harry fasste sein Schweigen als Zustimmung auf (Merlin, aber Potter konnte manchmal extrem begriffsstutzig sein) und fuhr fort: „Sehen Sie, was ich meine? Also, warum stört Sie das jetzt so? Es war nur ein einziges Mal. In der Vergangenheit. Vor langer Zeit. Im Grunde, während eines anderen Lebensabschnittes. In einer anderen Welt.“

Da schnaubte Severus. „Weiß Mrs. Potter davon?”, fragte er mit so viel Bosheit, wie er aufbringen konnte.

„Über mich und Hermine? Ja. Es ist nicht unbedingt etwas, worüber wir oft reden, aber sie weiß es und sie versteht es.”

„Tut sie das?“

„Ja. Wir hatten uns getrennt. Hermine und ich waren auf der Flucht. Ich habe nie aufgehört Ginny zu lieben, aber… nun, was soll’s… was passiert ist… ist eben passiert.“

„Sie behandeln all dies mit solch einer… Leichtfertigkeit.“

„Och, kommen Sie schon.“ Jetzt war Harry wütend. „Das war bereits tot und begraben. Warum sind Sie deswegen jetzt so wütend? Ich gestehe, es war nicht unbedingt meine beste Stunde, genauso wenig, wie Hermines, aber das ist inzwischen sieben Jahre her. Wenn meine Frau darüber hinwegkommt, als die Erinnerung daran noch viel frischer und zeitnaher war, zu einer Zeit, wo wir ohne den Krieg auch zusammen gewesen wären, warum können Sie es dann nicht, wenn das Ganze vor sieben Jahren stattgefunden hatte?“

„Ich teile nicht, Potter. Ich habe das Hermine mehr als deutlich gemacht, als wir das hier angefangen haben.“

„Sie teilen auch nicht, Severus. Das haben Sie auch nie. Hermine ist Ihnen gegenüber absolut treu. Alles andere wäre für sie absolut untypisch.“

„Das weiß ich.“

„Also, warum sind Sie dann wegen etwas, was vor der Zeit, bevor Sie und Hermine zusammengekommen sind oder überhaupt über die Möglichkeit hätten nachdenken können, so dermaßen sauer? Wenn sie Ihre Schülerin und Sie ihr Schulleiter gewesen waren? Wenn sie eine Jugendliche und Sie in Ihren Dreißigern gewesen waren? Als Sie ein Doppelagent waren und sie an der Front kämpfte, um den Meister der Dunkelheit zu zerstören? Wenn Sie und ich ganz genau wissen, dass es damals nicht zu verwirklichen – ganz zu schweigen unmöglich – gewesen wäre, überhaupt für eine Zukunft zu planen? Wenn alle von uns, Sie, ich, Hermine und alle anderen jeden Morgen aufwachten, sehr wohl wissend, es könnte unser Letzter sein? Wenn eine romantische Beziehung eher eine Verantwortung als ein Gewinn gewesen war? Wenn der größte Gefallen einem geliebten Menschen gegenüber der war, so viel Abstand wie nur menschenmöglich zwischen einen zu bringen? Wenn es absolut und vollkommen unvorstellbar gewesen war, dass Sie und Hermine irgendeine Beziehung hätten führen können?“

Harry atmete schwer, als er mit seinem Monolog fertig war, genau wie Severus. Severus würde es niemals zugeben, aber Harry hatte einige gute Punkte angesprochen.

Niemals. Er würde sich mit nichts, was dieser verfluchte Harry Potter sagte, zufriedengeben. Nicht, wenn es darum ging. Über rein gar nichts. Er musste einfach die Wahrheit wissen. Er wusste, Potter würde es nie und nimmer vor ihm verstecken können. Sehr wohl wissend, dass er es nicht einmal versuchen könnte. Er wusste, er sollte nicht nachsehen, sondern einfach nur weggehen, sich wieder sammeln und dann um Hermines Vergebung betteln. Dann aber wieder war Severus noch nie sonderlich gut darin gewesen, die Dinge zu tun, die er eigentlich tun sollte. Nicht, wenn er es verhindern konnte. Nicht ohne jemanden zu bedrängen.

Er umklammerte wieder mit einer Intensität, die er vorher noch nie verspürt hatte, Harrys Schultern, bevor er rief: „Legilimens!“


*~*~*~*~*~*



Der Regen hämmerte erbarmungslos auf den dünnen Stoff des Zeltes. Die Luft war kalt und moderig. Harry saß vor der Öffnung mit einem Glas von Hermines blauen Flammen im Schoß und hielt Wache. Sie waren Gott-weiß- wo, Hermine hatte irgendwas erwähnt von Haworth und den Mooren, als sie in Wutherin Heights aufgetaucht waren. Sie meinte, es sei der ideale Platz, denn sie würden isoliert sein und doch befanden sie sich noch nahe der Zivilisation, um ihre Vorräte wieder aufzustocken. Sie hatten schon längst gelernt ihr Essen zu vervielfältigen, damit es länger ausreichte.

Das Zelt fühlte sich… leer an.

Ron hatte sie vor ein paar Wochen verlassen, war einfach wütend hinausgestürmt. Es war praktisch Monate her gewesen, seit sie das letzte Mal eine lebendige Seele gesehen hatten. Sie hatten das Medaillon gefunden, aber noch nicht die Mittel, es auch zu zerstören. Kein Schwert, keine Zähne des Basilisken, gar nichts. Sie mussten noch immer den Kelch und die Schlange finden und hatten nichts, womit sie weitermachen konnten. Sie mussten darüber hinaus noch ein Artefakt von Raveclaw ausfindig machen, aber sie hatten nicht den blassesten Schimmer, was es sein könnte. Hermine verbrachte Stunden damit
Die Geschichte Hogwarts und andere Bücher, die sie über die Gründer finden konnte, bevor sie aufgebrochen waren, zu lesen. Nichts. Sie wurden von Voldemorts gesamter Armee gejagt und irgendwem um Hilfe zu bitten, war einfach viel zu gefährlich.

Die Situation war so trostlos und düster, wie das Wetter draußen.

Hermine saß im Schneidersitz in einen der Sessel, gab einen frustrierten Laut von sich und schmiss ihr Buch auf den Boden, bevor sie zu schluchzen begann. Hermine war niemand, die einfach so weinte, war sie noch nie gewesen, aber seit Ron sie verlassen hatte, waren die Dinge… schwierig gewesen. Für sie beide.

Es war viel weniger die Isolation als die Tatsache, dass sie von der einzigen Person, auf die sie gezählt hatten, das hier bis zum Ende durchzuziehen, verlassen und so gut wie tot zurückgelassen worden waren. Sie hatten alle zugestimmt: Die Horkruxe zerstören oder in dem Versuch draufgehen.

In letzter Zeit sah es viel mehr nach Letzterem aus.

Harry seufzte und stand von seinem Posten am Eingang auf, als er auf seine Freundin zuging. Sie sah… also, sie sah absolut schrecklich aus. Ihr Haar stand in Richtungen ab, die vollkommen der Schwerkraft trotzten. Ihre Augen waren aufgequollen und rot unterlaufen. Ihr Gesicht war gefährlich abgemagert, ihre Haut aschfahl und ihre Fingernägel abgekaut. Sie campierten bereits seit über drei Wochen im Wald und es wurde langsam ersichtlich. Harry wollte nicht wissen, wie er aussah; wenn er nur halb so schlimm wie Hermine aussah, wenn er nur halb so viel wie sie abgenommen hatte, dann wollte er es nicht wissen.


Severus erkannte sie kaum wieder. Verschwunden war das Feuer in ihren Augen, die ungestüme Entschlossenheit, die sie ansonsten immer an den Tag gelegt hatte. Verschwunden war ihr Spürsinn, ihre Energie, ihr… Leben. An ihrer Stelle saß eine tote Frau, ein Inferius, ein Zombie.

Severus hatte angenommen, der Krieg hätte ihm schwer zugesetzt. Das… das war etwas komplett anderes, als er erwartet hatte, von seinen wenigen Informationen, die er erhalten hatte. Phineas Nigellus war nie sonderlich ins Detail gegangen und hatte nur nach ihrem Standort gelauscht. Er hatte niemals erwähnt, wie unglaublich stark geschwächt die beiden gewesen waren.

„‘Mine?“, fragte Harry vorsichtig und benutzte einen Spitznamen, den er seit seinem dritten Jahr nicht mehr benutzt hatte.

Sie zog ihre Knie an die Brust und vergrub ihren Kopf darin. Ihr Körper zuckte unter den verzweifelten, frustrierten Schluchzern.

„‘Mine“, versuchte Harry es erneut. Er befand sich selbst am Ende und er brauchte Hermine stark. Wenn sie die Hoffnung verlor, diejenige von ihnen beiden, die immer die Antworten, einen Plan hatte, immer wusste, wo man suchen sollte, wohin sie als Nächstes gingen. Sie wusste, was zu tun war… wenn all das verschwunden war, dann war wirklich alle Hoffnung verloren. Harry wollte nicht akzeptieren oder zugeben, dass sie sich bereits an diesem Punkt befanden. Er konnte es einfach nicht.

Welchen Sinn machte es schon weiter zu machen, wenn es alles stimmte?

Er zog sie aus dem Sessel hinunter in seine Arme. Sie knieten auf dem harten Boden, junge Knie, die bereits müde und schmerzten und gegen den Boden protestierten. Der Regen prasselte auf den Stoff und einige Tropfen traten immer wieder durch. Sie saßen dort und hielten sich einfach nur. Sie mussten das hier einfach durchstehen. Mussten es.

„Wird es jemals aufhören?“, fragte Hermine durch die Tränen und ihrem Schluchzen.

„Irgendwie“, murmelte Harry.

„Ich meine… ich weiß einfach nicht, ob ich das hier noch machen kann“, klagte Hermine. „Es tut mir leid, Harry. Ich weiß einfach nicht… ich weiß nicht, wie ich noch weitermachen soll.“

„Wir werden einen Weg finden, Hermine“, antwortete Harry erschöpft. „Das tun wir doch immer.“

Sie schüttelte ihren Kopf. „Wie? Wie denn? Wir wissen nicht, wo dieses blöde Schwert ist. Wir wissen noch nicht einmal, wo die andere Hälfte dieser beschissenen Horkruxe ist. Wir wissen noch nicht einmal, was überhaupt der Letzte für einer ist. Jeder, der uns eventuell helfen könnte, ist entweder tot oder auf der Flucht. Und Dumbledore“, spuckte sie den Namen aus, „hat uns absolut nichts mitgegeben. Ein Buch mit Kindergeschichten? Einen alten Schnatzer? Und einen verfluchten Deluminator?”

Was zum Teufel war ein Deluminator,
fragte sich Severus.

„Ron hatte recht, es ist nichts, alles nur nutzlos, nichts, nichts, nichts, das ist alles, was wir haben. Wir haben nichts, wofür wir noch weiter leben könnten, außer erwischt und dann gefoltert und getötet zu werden. Wir haben keinerlei Freunde mehr in dieser Welt. Wir haben keine Möglichkeit an irgendwelche Informationen zu gelangen. Wir haben nichts, Harry, rein gar nichts!“

Harry festigte seine Umarmung um seine Freundin. Er hatte sie, das heißt, noch nie jemanden, jemals dermaßen verzweifelt und hoffnungslos gesehen.


Noch hatte Severus es, der den Großteil seines Lebens in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit verbracht hatte.

„Leben wir denn überhaupt noch, Harry? Sind wir noch real? Ist das hier das Leben?“

„Natürlich ist es das, Mine“, sagte Harry mit ängstlicher Stimme. Hermine war nicht der Typ, der jemals die Realität anzweifelte. „Wir leben und wir sind echt. Du bist noch hier und ich bin noch hier.“

„Du wirst auch verschwinden“, wimmerte sie.

„Niemals“, betonte er bestimmt, drückte sie erneut und küsste sie auf ihre Wange. Er zog sich etwas zurück und umfasste ihr tränenverschmiertes Gesicht mit beiden Händen. „Für niemanden und nichts auf der Welt. Ich schaffe das hier nicht alleine, verstehst du mich? Ich brauche dich, Hermine, und ich werde nirgends hingehen. Niemals.“ Jeder dieser Versprechen untermalte er mit einem Kuss auf ihre Stirn.

„Aber Ron hat dasselbe gesagt und…“

„Aber das ist nicht das, was ich tun werde“, sagte Harry bestimmt. „Verstehst du mich?“

Sie nickte.

„Sag es mir.“

„Ich ver – verstehe“, antwortete sie.

„Das ist mein Mädchen“, sagte er. Er küsste sie erneut auf die Stirn, doch diesmal verharrten seine Lippen dort. Es tat gut wieder die Haut einer anderen Person unter seinen Lippen zu spüren. Es war bereits so lange her, dass er das Gefühl beinahe vergessen hatte. „‘Mine“, flüsterte er. Dann einen Kuss auf die Nase. „Ich habe mir diese Aufgabe nicht ausgesucht, sie wurde für mich ausgewählt. Aber du… du hättest weggehen können. Du hast dir das hier ausgesucht. Du bist die wohl mutigste, kühnste, wunderbarste Freundin, die ich mir wünschen könnte. Schon alleine dafür werde ich dich niemals gehen lassen.“

Sie umarmten sich wieder. „Ich vermisse ihn“, flüsterte sie.

Er nickte. „Genau wie ich.“

Sie zitterte. „Vermisst du Ginny?“

Er nickte wieder. Als er sprach, war seine Stimme von seinen Gefühlen zugeschnürt. „Jede Sekunde eines jeden Tages.“

„Denkst du, da, wo sie jetzt sind, dass sie zusammen sind?“

„Ich… ich weiß es nicht“, antwortete Harry ehrlich. „Ich würde es gerne glauben, dass sie sich gegenseitig umeinander kümmern, genau, wie wir es tun, wir passen auch auf uns auf.“

Hermine seufzte. „Werden wir sie jemals wieder sehen, Harry?“

„Werden wir“, sagte Harry entschlossen. „Ob nun in diesem oder nächsten Leben, wir werden alle wieder zusammen sein.“ Er schluckte schwer. „Ich verspreche es dir.“

Es ging um mehr als nur Ron und Ginny, und Hermine wusste es.

„‘Mine, gib mich nicht auf. Ich kann das hier nicht ohne dich durchstehen“, flüsterte er.

„Du bist alles, was ich noch habe“, flüsterte sie zurück.

„Genau wie du“, antwortete er.

Sie zogen sich etwas zurück und sahen sich direkt an. In ihrer Welt, ihrem Universum, existierten nur sie beide. Zwei Menschen, die auf ewig in der Gegenwart lebten – niemand von ihnen schwelgte in der Vergangenheit, was einfach nur viel zu schmerzhaft war, noch in der Zukunft, dessen Luxus sie sich einfach nicht leisten konnten. Zwei Menschen, die aneinanderhingen, um zu überleben, aus Verzweiflung für etwas Hoffnung.

In der Ferne grollte der Donner.

Hermine zog Harry näher an sich heran, und als sie sich gegenseitig hielten, küsste er sie wieder auf ihre Stirn. Dann auf jede Wange. Und dann… nun, es war nicht ganz klar, was dann passierte. Die Erinnerung wurde etwas verschwommen. Alles, was sie wussten, war, dass sich ihre Lippen zaghaft und schüchtern trafen, dann wurde es verzweifelter. Der Abstand zwischen ihren Körpern verschwand. Unerfahrene Arme und Beine verschlangen sich. Kleidungsstücke wurden nacheinander entfernt. Die ausgemergelten Körper passten zusammen in den großen Sessel, nachdem sie dort ungeschickt hineingeklettert waren. Der Sessel hatte genug Platz für zwei skelettartige Körper, die darum kämpften, sich näher zu kommen.

Sie redeten nicht miteinander, aber dennoch kreisten durch Harrys Kopf seine Gedanken.

‚Ich vermisse Ginny. Hermine ist hier, sie ist echt und Ginny nur eine Erinnerung. Ich weiß nicht, ob ich es lebend hier raus schaffe. Für ein paar Minuten, nur ein paar Minuten, lass mich bitte an etwas anderes als den Krieg zu denken. Lass mich die Freuden genießen, die ansonsten irgendwelche Jugendliche genießen können. Ich wünschte, sie wäre Ginny. Aber Ginny ist jetzt nicht hier. Hermine ist hier und sie fühlt sich gut an. Das wird alles ändern. Das wird gar nichts ändern. Mein Leben war alles andere als normal – das ist es doch, was normale Menschen tun, nicht? Wenn ich sie küsse, dann denke ich an gar nichts und das mag ich. Lass mich an nichts denken. Lass mich einfach nur fühlen. Lass mich einfach nur handeln. Lass mich einfach nur… sein.’


Severus entschied den ganzen Weg zu gehen und auch an Hermine in Harrys Erinnerung Legilimentik auszuüben. Legilimentik in der Legilimentik war so gut wie unmöglich, und konnte nur von jemanden durchgeführt werden, der erfahren genug war. Jemand wie er.

‚Ich sterbe morgen vielleicht. Wenn alle anderen verschwinden, existiere ich dann überhaupt noch? Harry ist hier und mit ihm zusammen existiere ich, wenn auch nur für ein paar Minuten. Ron wird fuchsteufelswild sein. Ron ist verschwunden, wen interessiert schon, was er denkt? Das bin ich nicht. Das hier ist genau das, was ich brauche. Ich brauche Ron. Ich brauche einen warmen Körper, ich muss wissen, ob ich noch immer lebe, noch immer ganz, noch immer menschlich bin. Hier, genau hier, bin ich.‘

Das war es, was sie waren: zwei warme Körper, die sich umklammerten und sich gegenseitig daran erinnerten, dass sie noch lebten, noch atmeten, noch Menschen in einer unmenschlichen Welt waren.

Ihre Vereinigung war wild und unerfahren. Es war verzweifelt und flehend.

Es war genau das, was sie brauchten.

Severus sah, wie seine Geliebte mit einem anderen Mann schlief, den Sohn des Mannes, den er hasste. Er sah James in diesem Alter so ähnlich, obwohl er dermaßen abgemagert und der Körper so ausgemergelt war. Es sah aus, als ob James Potter mit Hermine schlafen würde.

Der Gedanke sollte ihn anwidern, ihn rasend machen. Stattdessen tat er… es nicht.

Das war nicht seine Hermine. Seine Hermine hatte ihr Augen immer geöffnet und sah ihren Partner an, während sie leise Geräusche der Genugtuung von sich gab. Diese Hermine hielt ihre Augen fest verschlossen, von ihrem Partner abgewandt und gab nur ein leises Knurren von sich. Seine Hermine wusste genau, was sie wollte und wann sie es wollte. Diese Hermine war angespannt und unterwürfig. Seine Hermine küsste und berührte ihn, während sie sich bewegte. Diese Hermine umklammerte ihren Partner, als ob er ein Rettungsboot sei. Seine Hermine sprach ihre Lust während des Sex‘ aus. Diese Hermine schien einfach nur Erleichterung zu verspüren.

Als sie fertig waren, hielten sie sich einfach nur. Sie schwiegen, während sie beide einschliefen. Am nächsten Morgen wachte Hermine als Erste auf und löste sich aus dem Sessel und zog sich hastig wieder an. Harry würde sie am Eingang sitzend finden, ihren Kopf hielt sie in einem Buch vergraben, ihr Rücken ihm zugewandt, genau, wie er sie jeden Morgen dort fand, als ob nichts passiert wäre. Harry würde ihr eine Tasse Tee zubereiten und sie ohne ein Wort an ihrer Seite abstellen, genau, wie er es jeden Morgen tat, als ob nichts passiert wäre.

Sie hatten in dem jeweils anderen Erleichterung gefunden. Sie hatten etwas von dem anderen gebraucht. Sie würden es nie wieder brauchen.



*~*~*~*~*~*



Aus dem Haus heraus, beobachteten Ginny und Ron die Szene durch das Fenster. Harry hatte vor Monaten einen Schweigezauber auf die Fenster gelegt, um sämtliche Geräusche fernzuhalten. Sie hatten auf den harten Weg gelernt, dass ein lauter Laster oder ein plötzliches Geräusch James aus dem Schlaf gerissen hatte und daher auch seine Eltern. Obwohl sie nur ein paar Meter entfernt standen, spielte sich alles in absoluter Ruhe ab.

Sie sahen, wie Snape auf Harry losging, welcher einmal in seinem Leben, ruhig und rational antwortete, als dieser vor Wut vor ihm tobte.

„Wird Snape Harry umbringen?“, fragte Ginny lässig, während sie einen aufgebrachten James wog. Sie hätte Ron auch fragen können, ob es später noch regnen würde.

„Denke nicht“, antwortete Ron. „Hermine wird ihn umbringen, sollte er es tun.“

Plötzlich starrten sich die beiden Männer gegenseitig an, ausdruckslos und sie blieben eine ganze Weile so stehen.

„Was tun die beiden da?“, fragte Ron.

Ginny überlegte einen Moment. „Du denkst nicht, Snape sieht sich von Harry ein paar Erinnerungen an, oder?“

„Oder Harry die von Snape?“

„Er steht noch mit allen Gliedmaßen intakt da, nicht wahr? Also kann es das nicht sein. Muss also anders herum sein.“

„Frage mich, was los ist.“

„Er wird es uns sagen, wenn er wieder rein kommt.“

„Falls er wieder rein kommt.“

„Du weißt es besser, als so etwas zu denken, Ronald. Außerdem, wenn Snape ihn wirklich umbringen wollte, dann hätte er es bereits getan und wäre sichergegangen, dass wir nicht mehr hier stehen würden, um es zu beobachten.“

„Auch wieder wahr.“ Sie beobachten die Szene noch eine Weile, bevor Ron wieder das Wort ergriff: „Denkst du, er weiß, dass wir sie beobachten?“

„Muss er. Er ist Snape. Er bemerkt alles.”


*~*~*~*~*~*



Severus atmete schwer, als er sich aus Harrys Erinnerungen zurückzog, so als ob er eine weite Strecke gelaufen war. Genau wie Harry. Legilimentik, die länger als eine oder zwei Minuten am Stück ausgeübt wurde, verursacht sowohl körperliche als auch geistige Müdigkeit. Beide Männer setzten sich müde auf den Steinzaun, der das Grundstück umzäunte. Sie konnten nicht ganz den Blick des jeweils anderen treffen.

Harry hatte sich nie gewünscht, diese Erinnerung oder den Großteil seiner Zeit in diesem Zelt noch einmal zu erleben. Er hatte nach dem Krieg geschworen nie wieder einen Fuß in ein Zelt zu setzen und das hatte er auch so gemeint. Er hatte diese Erinnerung aus seinem Kopf verbannt und nie wieder dran gedacht. Er wollte es nicht.

Severus hatte das Gefühl, als ob man ihm gerade eine Ohrfeige verpasst hatte.

Musstest ja unbedingt los marschieren und das Schlimmste von ihr denken, nicht wahr?, verhöhnte ihn die Stimme. Musstest sie ja auch beschuldigen. Musstest sie ja auch über etwas ausfragen, was dich verdammt noch mal nichts anging. Konntest ja nicht an ihre Ehrlichkeit glauben, die einzige verdammte Person in dieser Welt, die dich als einen richtigen Menschen sieht und nicht als einen Todesser oder einen Lehrer.

Was hatte er nur getan?

Du hast die einzige Person, die dich in deinem ganzen Leben jemals geliebt hat, beschuldigt, beleidigt und beschimpft, antwortete die Stimme. Du hast die einzige Person verletzt, die ohne Hintergedanken auf dich zugekommen ist. Das hier hast du nun königlich versaut.

Er musste sie sehen. Musste die Dinge wieder grade biegen. Er würde alles tun, was sie wollte, alles, um was sie ihn bat, alles ohne irgendwelche Widerworte.

Zu wenig, zu spät, stichelte die Stimme beinahe in einer Singstimme.

„Harry…“, begann Severus mit brüchiger Stimme. Er wollte apparieren, aber war zu aufgewühlt, um es zu tun, ohne sich zu zersplintern. Er konzentrierte sich auf sein Innerstes und nutzte die Methoden, die er gelernt hatte, um sich wieder so weit zu beruhigen, damit er nach einem Treffen mit dem Dunklen Lord wieder apparieren konnte. Kontrollierte Atemzüge. Ein Bild von einem ruhigen, dunklen See in der Nacht, wo die Sterne auf der Oberfläche reflektiert wurden. Einatmen, ausatmen.

„Severus“, begann Harry, „mir tut es wirklich leid, dass wir es Ihnen nie gesagt haben. Ernsthaft, es ist etwas, was wir beide gerne vergessen wollen. Es war ein Fehlurteil. Wir hatten keinerlei Vorkehrungen getroffen. Es sah uns beiden nicht sonderlich ähnlich. Unsere Herzen hingen an anderen Menschen. Wir beide hatten das Gefühl, diese Menschen betrogen zu haben. Bitte denken Sie nicht allzu schlecht von uns.“

Severus schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich…“ Er arbeitete noch immer stark daran, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Er suchte nach Worten, aber es wollten keine passenden über seine Lippen kommen.

„Ich weiß“, sagte Harry. „Lange, bevor wir zusammengekommen sind, da habe ich Ginny gesehen, wie sie mit Dean Thomas in einem Korridor herumgeknutscht hatte. Damals hatte ich keinerlei Ansprüche gehabt und im Grunde war ich da felsenfest überzeugt gewesen, sie komplett verloren zu haben. Dean war mein Zimmerkamerad und guter Freund. Sie war genauso verrückt nach ihm, wie er nach ihr. Und sie küsste ihn so wild und leidenschaftlich, wie er es tat. Und dennoch… wollte ich ihn für das, was er da mit ihr machte, am liebsten jede verfluchte Gliedmaße einzeln ausreißen.“

Severus konnte sich noch gut an diese Beziehung erinnern. Er hatte dieses verliebte Pärchen mehr als einmal in verschiedenen Nischen und Schränken im Schloss während des Jahres gefunden. Was seltsam war: Schüler in einer Beziehung aus demselben Haus kamen für gewöhnlich in der Sicherheit ihres Gemeinschaftsraumes immer davon, lediglich zwischenhäusliche Beziehungen riskierten eine Entdeckung im Flur. Besonders in den Nächten, wo Severus die Korridore patrouilliert hatte.

„Gibt es einen Grund für die weitläufige Hetzrede über zwei jugendliche, herumfummelnde, sexuell frustrierten Gryffindors?“

„Wenn unser Herz auf dem Spiel steht, verlieren wir unseren Kopf.“

Das war eine Untertreibung.

„Hören Sie“, sagte Harry. „Ich weiß, Sie hassen mich vermutlich und haben es schon immer getan und werden es wahrscheinlich auch weiterhin tun, egal, was ich sage oder tun werde. Ich weiß, nur wegen der Kinder und Hermine tolerieren Sie mich. Ich würde Sie gerne als meinen Freund betrachten, aber ich kann akzeptieren, sollte dies niemals passieren. Und wenn unsere Rollen vertauscht wären und ich herausfinden würde, dass meine Freundin mit der einen Person geschlafen hat, die ich am meisten hasse, dann hätte ich vermutlich genauso reagiert. Ehrlich, Severus, es war sehr gryffindor von Ihnen, hier her zu kommen und von mir zu verlangen mich zu stellen, damit Sie Ihre Ehre verteidigen können. Und die ihre.“

Den Versuch von Leichtfertigkeit schnappte Severus nicht sonderlich gut auf und Harry fuhr schnell fort.

„Jedenfalls wissen Sie jetzt, was passiert ist. Hermine ist, was das angeht, sehr sensibel. Sie ist nicht im Allergeringsten stolz darauf, dass es überhaupt passiert ist. Ich hoffe, Sie lassen es nicht an ihr aus und dass Sie die Situation verstehen werden. Ich denke, gerade Sie könnten es.“

Severus schwieg noch immer. Er war jetzt irgendwie ruhiger. Er war beinahe bereit zu apparieren.

„Ich… ich werde Ihnen jetzt etwas Zeit lassen. Kommen Sie nur rein, wenn Sie reden wollen. Und, also, danke, dass Sie mich nicht umgebracht haben.“

Harry stand auf, um zu verschwinden. Er hatte den Weg halb zurückgelegt, bevor er sich noch einmal umdrehte.

„Nur damit Sie es wissen, Severus… ich habe noch nie gesehen, dass Hermine jemals jemanden so wie Sie angesehen hat.“

Severus stand auf und wandte sich von Harry ab.

„Sie irren sich“, sagte er gerade laut genug, dass Harry es verstehen konnte. „Ich hasse Sie nicht.“

Ohne ein weiteres Wort dachte er angestrengt an sein Schlafzimmer, wo er Hermine im Grimmauldplatz zurückgelassen hatte, und disappparierte.



*~*~*~*~*



Severus wurde vor dem Haus in den Garten geschleudert. Das hätte nicht passieren dürfen. Alle Schutzschilder waren so ausgelegt, dass er jederzeit in jedes Zimmer im Haus apparieren konnte, sollte jemals ein Notfall eintreten. Hermine musste ihn überschrieben haben. Er hatte sie als jemanden hinzugefügt, die die volle Gewalt über die Schilde hatte, sollte ihn jemals etwas zustoßen. Das jedoch hoffte er nicht. All seine alten Feinde waren tot und die Zauberwelt als Ganzes betrachtete ihn aus irgendwelchen Gründen als einen Helden, aber er hatte zu viele Jahre als Spion gelebt, um es nicht als eine Möglichkeit auszuschließen. Alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer durchbrechen.

Offensichtlich war Hermine wütend auf ihn und wollte nicht, dass er direkt in ihr Schlafzimmer disapparierte. Also gut. Er würde durch die Haustür gehen, die Treppe nehmen, an die Schlafzimmertür klopfen, auf seine Knie fallen und um ihre Vergebung betteln. Es wäre nicht das erste Mal, dass er es getan hatte, um die Liebe einer Frau wieder zurückzugewinnen, die er verletzt hatte.

Als er das Schlafzimmer erreichte, war die Tür offen und Hermine verschwunden. Etwas schien in dem Zimmer… nicht zu stimmen. Der Schreibtisch schien aufgeräumter und etwas stimmte nicht mit den Büchern in den Regalen, aber im Moment ignorierte er es.

Er ging also wieder die Treppe hinunter direkt in die Küche, wo er Luna mit einer Tasse Tee am Tisch sitzen sah, wie sie gedankenverloren in die Luft blickte.

„Luna, haben Sie Hermine gesehen?“

Sie schüttelte mit ihrem Kopf. „Ich habe vorhin gehört, wie jemand verschwunden ist. Im Grunde dachte ich, Sie wären es gewesen.“

Severus runzelte mit der Stirn. Hermine musste rausgegangen sein, um ihren Kopf auszulüften. Er hatte einige schreckliche Dinge zu ihr gesagt. Er dachte daran seinen Patronus zu senden, aber entschied sich dann dagegen. Wenn sie Zeit und Raum brauchte, dann würde er ihr Zeit und Raum geben. Es war Samstag; die Pflichten der Erwachsene am Wochenende bestand lediglich darin, die Kinder zu beaufsichtigen. Keinen Unterricht. Er könnte heute für sie übernehmen.

Aber als die Stunden verstrichen und Tag zum Abend und dann zur Nacht wurde, hatte er noch immer kein Wort von Hermine gehört. Mit einem Stirnrunzeln entschied Severus, über das Flohnetzwerk nachzufragen. Wenn sie plante, irgendwo anders zu bleiben, dann hätte sie zumindest Harry informiert. Dieser Gedanke versetzte ihn einen Stich, sie wollte nicht mit ihm reden, aber dann verschob er diesen Gedanken. Er wusste, er hatte es verdient.

Also kniete er sich vor den Kamin und rief Harry.

„Harry!“, zischte Severus. Als er keine Antwort erhielt, rief er: „Potter!“

Augenblicklich kniete Harry argwöhnisch vor dem Kamin, so als ob er sich fragte, was er diesmal verbrochen hatte. „Ja?“

„Wo ist Hermine?“

„Wo auch immer Sie sie zurückgelassen haben, würde ich sagen.“

„Sie haben nichts von ihr gehört?“

Harry legte seine Stirn in Falten. „Nein. Sollte ich?“

Severus seufzte. Das war kein gutes Zeichen.

„Sie war den ganzen Tag nicht zu Hause und ich habe nichts von ihr gehört. Ich weiß, sollte sie irgendwo anders hingehen, hätte sie Ihnen vermutlich Bescheid gegeben…“

„Aber wenn man mal unser Thema von heute berücksichtigt, kann ich schon verstehen, dass sie etwas Abstand möchte“, überlegte Harry und beendete für Severus seinen Gedanken. „Haben Sie schon einen Patronus versucht?“

Severus schüttelte mit dem Kopf. Warum habe ich nicht daran gedacht? „Ich werde es sofort machen.“ Er zögerte, bevor er aufstand. „Harry… Sie denken nicht, ihr ist etwas zugestoßen, oder?“

Jetzt war Harry an der Reihe mit seinem Kopf zu schütteln. „Nein, ihr geht es sicherlich relativ gut.“ Er lächelte leicht. „Wirklich.“

Severus schloss die Verbindung, flüsterte seinem Patronus eine Nachricht zu, in der sich um ihr Wohlergehen informieren wollte, und schickte ihn los. Nur wenige Minuten später kehrte die Hirschkuh wieder zurück. Sein Blick verdunkelte sich und er schickte den Patronus wieder los und wieder kehrte die Hirschkuh zurück. Patroni kehrten nur dann zum Verschicker wieder zurück, wenn er nicht in der Lage war, seine Nachricht zu überbringen, was bedeutete, dass Hermine sich nicht mehr in Reichweite aufhielt.

Was bedeutete, Hermine hatte England verlassen.

Er trottete die Stufen zu ihrem Schlafzimmer hinauf, um es diesmal vernünftig zu untersuchen. Den ganzen Tag war er nicht hier gewesen. Nach einem kurzen Blick erkannte er, es fehlten durchaus Dinge. Ihre Bücher waren verschwunden, genau wie all ihre Kleidungsstücke und Fotos. Er ging weiter ins Badezimmer; der niemals enden wollende Stapel ihrer Haarpflegeserie war verschwunden – zum ersten Mal seit Monaten konnte er die Anrichte wieder sehen. In dem Zimmer befand sich nichts mehr, was ihn an Hermine erinnern könnte. Severus seufzte schwer, als er gegen den Türrahmen stolperte. Jetzt verstand er. Hermine hatte ihn verlassen. Hermine hatte sie verlassen. Hermine war verschwunden.


*~*~*~*~*



Im nächsten Kapitel: Severus schmollt, Ron verschenkt etwas weiter. Leo bekommt etwas mit, was ihm zum Handeln zwingt und wir erfahren, warum sich Ron und Hermine wirklich getrennt haben.


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