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Fanfiction

Just to be - Weise mir die Richtung

von Xaveria

*~* Weise mir die Richtung *~*



„Das sieht ihr… so gar nicht ähnlich“, sagte Harry und fuhr mit einer Hand durch sein bereits abstehendes Haar.

„Vielleicht muss sie sich ja nur, keine Ahnung, etwas beruhigen?“, schlug Ron vor.

Harry bedachte seinen Freund mit einem Seitenblick. Es waren inzwischen zwei Tage und niemand hatte entweder etwas von Hermine gehört oder sie gesehen. Soweit sie es wussten, hatte sie keinerlei Freunde oder ihre Familie kontaktiert. Man hatte sie weder in der Winkelgasse, noch in Hogsmeade, Hogwarts, St. Mungos oder dem Ministerium gesehen.

Laut Severus befand sie sich vermutlich gar nicht mehr in England. Dennoch mussten sie es überprüfen.

„Ich mache mir Sorgen“, bemerkte Harry grimmig.

„Ihr wird’s schon gut gehen“, sagte Ron.

„Wird es ihr?“ Harry stand auf und lief vor dem Kamin auf und ab. Er und Severus standen seit Hermines Verschwinden in regelmäßigen Kontakt. Harry hatte Hermines Stunden und einige von Severus‘ Verwaltungsaufgaben sowie ein paar Aufgaben durch seinen Status als legaler Vormund übernommen, während Severus bis zur Erschöpfung arbeitete, in den Versuch sie zu finden.

Hermine war vielleicht verschwunden, aber Severus war nicht bereit sie einfach so davonkommen zu lassen. Nicht ohne einen Kampf. Dafür hatte er Harrys absolute und unerschütterliche Unterstützung, im Grunde so wie immer.

„Ja“, sagte Ron bestimmt. „Das wird es.“ Er stand auf und ging hinüber zu Harry, der jetzt aus dem Fenster schaute, so als ob er erwartete jeden Moment Hermine um die Ecke kommen zu sehen. „Sieh mal, Mann, ich mag es genauso wenig wie du, dass sie weggelaufen ist und ich stimme dir zu, das sieht ihr einfach nicht ähnlich. Aber… Hermine kann auf sich aufpassen. Sie wird schon nichts Gefährliches tun und sie wurde auch nicht entführt, es war ihre eigene Entscheidung zu gehen. Wir reden hier von ‘Mine – sie tut nichts, ohne vorher über die Konsequenzen nachgedacht zu haben. Sie geht keine unnötigen Risiken ein. Verdammt, sie hat uns beide während des letzten Jahres vor dem sicheren Tod bewahrt. Vertraue ihr.“

Harry schenkte seinem Freund ein leichtes Lächeln. „Ich weiß, dass sie auf sich selbst aufpassen kann. Es sieht ihr einfach nur nicht ähnlich so vor mir davon zu laufen.“

„Sie ist nicht vor dir davongelaufen.“

Harry nickte. „Ich weiß.“

„Was genau ist denn zwischen den beiden vorgefallen, dass sie abgehauen ist?“

Harry zögerte. Ron wusste von ihm und Hermine, aber es war nicht unbedingt ein Thema, über welches sie, aus offensichtlichen Gründen, gerne sprachen. Es war ein Zeichen ihrer starken Verbindung, dass die Drei mit einer intakten Freundschaft und Vertrauen aus diesem Schlammassel hervorgegangen waren.

Er hatte es Ginny erzählt, aber die Erklärung war relativ knapp ausgefallen. Sie hatte es ihm nie vorgehalten (sie waren zu diesem Zeitpunkt immerhin nicht mehr zusammen gewesen), aber genau wie bei ihrem Bruder war es besser nicht daran zu denken oder darüber zu reden.

„Die Vergangenheit“, antwortete Harry schließlich in der Hoffnung, Ron verstand ihn. Einmal in seinem Leben verstand Ronald Weasley einen Hinweis. Er nickte und wandte seinen Blick ab.

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, während sie aus dem Fenster blickten, als ob es eine Kristallkugel sei, die ihnen den Weg weisen würde.

„Also hat Snape es herausgefunden, sie haben sich gestritten und jetzt ist sie verschwunden?“

Harry nickte. „So ungefähr.“

Jetzt war Ron an der Reihe zu nicken. Mit einem entschlossenen Blick, der nur selten seine Züge kreuzte, drehte er sich um. „Ich muss los.“

Harry nickte in der Annahme, er würde zurück in den Laden gehen. „Lass mich wissen, falls du--“

„Etwas hören solltest, ich weiß, Harry.“ Ein leichter Klaps auf den Rücken, und er trat durch den Kamin.


*~*~*~*~*



Ein Gedanke, alleinig nur ein Gedanke, raste seit zwei Tagen durch Severus‘ Kopf: Wie konntest du das nur dermaßen versauen?

Die Stimme, die er zwischenzeitlich seit Monaten zum Schweigen gebracht hatte, war immer bereit eine schnelle Antwort zu liefern. Er wusste, er sollte sich nicht ködern lassen, aber… es war so unglaublich schwer dieses verfluchte Ding zu ignorieren. Nicht, wenn sie beinahe immer recht hatte.

Er hatte keine Ideen mehr. Er hatte alles abgesucht, was er konnte, ohne allzu lang vom Grimmauldplatz entfernt zu bleiben. Er saß auf dem Sofa und starrte in das Feuer, als ob er erwarten würde, Hermine jeden Augenblick durch den Kamin treten zu sehen, ganz so als sei nichts passiert. Er wusste, seine Hoffnungen waren vergeblich. Das waren sie bereits sein ganzes Leben gewesen.

Erst Lily. Dann seine Mutter. Und jetzt Hermine. Warum schaffte er es denn nie die Frau zu halten, die er liebte und die auch ihn liebte. War es sein Schicksal, dass alles, was er berührte, sich in Asche verwandelte?

Sein Kopf flog hoch, als das Feuer grün wurde. Wagte er zu hoffen, es würde Hermine sein, die zurückgekommen war, um ihn zu vergeben oder zumindest, um ihn anzuschreien und ihn zu verfluchen? Er wäre viel lieber ihrem Fluch ausgesetzt, als das hier.

Die Person trat durch den Kamin. Natürlich hatte er nie so ein Glück gehabt. Es war dieser dämliche Ronald Weasley. Natürlich. Es war so oder so nur eine Frage der Zeit gewesen.

„Sind Sie jetzt hier, um sich an meiner Situation zu weiden?“, beschuldigte Severus ihn. „Oder sind Sie jetzt hier, um mich zu verfluchen, weil ich Ihre Freundin verletzt habe?“

„Wohl kaum“, antwortete Weasley und setzte sich in dem Sessel rechts von der Couch, auf der Severus saß. „Sie und ich, wir müssen uns unterhalten.“

„Von den vielen wichtigen Dingen, die meine Zeit in Anspruch nehmen, Weasley, gehört bestimmt nicht dazu, mit Ihnen zu reden.“

„Wie es allerdings aussieht, haben Sie Zeit dafür, Snape, denn es ist wirklich wichtig.“

Severus gab ein humorloses Lachen von sich. „Verstehe. Es ist selbstverständlich absolut notwendig, dass Sie vorbeikommen, um mir zu sagen, wie sehr ich Ihre Freundin verletzt habe, im Grunde sogar so sehr, dass sie gegangen ist und jetzt sind Sie hier, um ihre Ehre zu verteidigen.“

„Wissen Sie, Snape, für jemanden der so verdammt klug ist, sind Sie manchmal ein richtiger Idiot.“

„Denken Sie nicht, das weiß ich nicht, Weasley. Wenn es passiert, dann wünschte ich mir oft, ich hätte Ihren Verstand. Fehler sind weitaus einfacher zu ertragen, wenn weder Erfolgserwartungen noch irgendwelche Begabungen vorhanden sind.“

„Ich werde gewiss nicht zugeben, intelligent zu sein, aber ich erkenne Dummheit, wenn ich sie sehe und im Moment starrt sie mich direkt an, gekrümmte Nase und alles mit eingeschlossen.“

„Sticheln Sie jetzt auch noch an meinem Aussehen herum, Weasley? Ich bin verletzt.“

„Sie sind verletzt, Snape. Genau wie Hermine. Deshalb bin ich hier.”

„Wo ist sie?“, fragte Severus, sein Sarkasmus und beißende Worte waren vollkommen vergessen. „Haben Sie sie gesehen?“

„Natürlich habe ich das nicht“, sagte Weasley. „Deshalb bin ich ja gekommen, um mit Ihnen zu reden.“

„Woher wissen Sie dann, dass sie verletzt ist?“

„Sie ist davon gelaufen, nicht?“

Die Luft um sie füllte sich mit Anspannung, als sich beide Männer, der eine so hell, wie der andere dunkel war, anstarrten. Letztendlich brach Severus das Schweigen: „Ja, ist sie.“

Weasley lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er starrte hinauf an die Decke, als er zu reden begann.

„Wie viel wissen Sie von dem, was wir in unserem letzten Jahr im Krieg gemacht haben?“

Severus blinzelte überrascht. Er wusste mehr als er jeden hatte wissen lassen, aber jetzt noch einmal alles, was er wusste und dazugelernt hatte, durchzukauen, also… verflucht, aber das würde eine verdammt lange Unterhaltung werden.

Weasley schien dies ebenfalls zu erkennen und winkte ab. „Entschuldigen Sie, das war wohl nicht wirklich genau. Sie wissen, dass wir – also, Harry, Hermine und ich - das letzte Jahr durch England gezogen sind, um sowohl Voldemorts Horkruxe zu finden und eine Art und Weise sie zu zerstören.“ Severus nickte. „Sie wissen vermutlich auch, dass wir absolut keine Ahnung von dem hatten, was wir da überhaupt taten.“ Ein weiteres Nicken.

Weasley atmete einmal tief durch und fuhr fort: „Was nicht allgemein bekannt ist, ist, dass ich etwa drei Monate nach unserer Suche, also ein Monat in unserem Exil, dem Zelt, ich… da habe ich sie verlassen. Ich habe sie mitten in ihrer Suche sitzen gelassen.“ Er schluckte. „Ich habe sie dem Tode überlassen.“

Das war für Severus nichts Neues, selbst wenn er nur durch Hermines Erzählungen und Harrys Erinnerungen diese Informationen erhalten hatte. Es stand nirgends geschrieben, weder in den Erzählungen zum Krieg oder den Biographien des Goldenen Trios. Er entspannte seinen Blick etwas, aber hielt seine Arme fest vor seiner Brust verschränkt.

„Damals war es… nun, eine schwierige Situation gewesen. Wir waren alleine, zum Abschuss freigegeben, keine Möglichkeit in Kontakt mit der Außenwelt zu treten und wir hatten diese unmögliche Mission vor der Brust ohne irgendwelche Werkzeuge, sie auch durchzuführen. Wir waren am Verhungern und trugen ständig dieses Medaillon. Eines Abends, ich… da, bin ich einfach übergeschnappt. Ich habe alles hingeschmissen und bin davongelaufen.

„Hermine war von dem, was ich getan hatte, total vernichtet. Ich bin zur Öffnung des Zelts gegangen und habe sie gefragt, ob sie mit mir kommen würde. Ich habe ihr lediglich den Bruchteil einer Sekunde gegönnt, um eine monumentale Entscheidung zu treffen, ob sie nun diese Mission und damit Harry und damit die Veränderung der Zauberwelt aufgeben würde oder nicht. Ich wusste, sie würde es nicht tun, denn wir reden hier von Hermine und sie ist eine Frau der Verpflichtungen und ich habe einige grobe Dinge zu ihr gesagt und bin verschwunden. Also, ich habe nicht nur grobe Dinge zu ihr gesagt. Ich habe sie beide beschuldigt eine Affäre zu haben, dass sie ihn mehr liebte als mich, dass sie sich für ihn entschieden hatte. Damals stimmte es schon nicht und heute auch nicht.

„Ich habe sie erst Wochen später wiedergefunden, die Nacht, in der Sie uns das Schwert gebracht haben. Vielleicht haben Sie mich sogar gesehen. Keine Ahnung.“

Severus hatte Weasley in dieser Nacht gesehen. Er stand kurz davor selbst in den Teich zu springen, um Potters jammerhaften Hals zu retten, als er Weasley gesehen hatte, wie dieser aus dem Wald kam und zu der Wasserstelle ging. Es war das einzige Mal, in dem Severus froh gewesen war, Ronald Weasley gesehen zu haben. Es hatte ihm erlaubt weiterhin ungesehen zu bleiben und wieder zu disapparieren. Wäre Weasley in dieser Nacht nicht wieder zurückgekehrt, wäre der Krieg vielleicht vollkommen anders ausgegangen.

„Jedenfalls haben Hermine und ich das nie wirklich überwunden. Wir haben uns versöhnt und sie hatte mir vergeben und irgendwann, nach dem Krieg, hatten wir dann auch eine Beziehung. Die Gefühle kochten hoch und es war schön einfach mal etwas Normales zutun, wissen Sie, was ich meine? Aber sie hatte mir nie wieder wirklich vertraut. Ich habe sie alleine zurückgelassen, als sie mich vermutlich am meisten gebraucht hat. Verdammt, ich weiß, sie hat mich da am meisten gebraucht. Aber ich habe hingeschmissen und bin davongelaufen. Ich habe sie verlassen, schlicht und einfach, sogar, als sie mir hinterhergelaufen ist und mich angefleht hat, zu bleiben.

„Abgesehen von dem Schmerz, den sie dadurch erfahren musste, war die Tatsache, dass ich ihre Liebe und Treue und Hingabe grundlos infrage gestellt habe, viel schlimmer. Ich war so von meiner eigenen Angst und Unsicherheit gefangen, dass ich es an ihr ausgelassen hatte. Ich denke, meinen Glauben in sie verloren zu haben, war weitaus schmerzhafter, als sie nur zu verlassen. Und ich bin mir sicher, dieser Schmerz war es, der uns endgültig getrennt hat.

„Ich bereue es jeden einzelnen Tag, denn in diesem Moment, habe ich sie für immer verloren.“

Severus verstand den Schmerz dieser Reue nur allzu gut und er wusste, dass Weasley vermutlich wusste, dass er es wusste.

„Snape, wiederholen Sie nicht meinen Fehler. Sie hat nicht ihr Vertrauen missbraucht. Sie war Ihnen nicht untreu. Sie befand sich in einer aussichtslosen Situation, wie wir alle, und in einem Moment der Schwäche oder Angst, egal, was es auch war, hatte sie sich an die einzige Person für sie in der Welt geklammert. Sie hatte es damals nicht verdient dafür bestraft zu werden und ganz sicherlich verdient sie es heute auch nicht. Sieben Jahre sind vergangen und sie braucht keine Vergeltung von jemandem, der damals noch keine Rolle in ihrem Leben gespielt hat.

Severus hasste, hasste es inbrünstig, dass Ronald Weasley einmal in seinem Leben etwas richtig auf den Punkt gebracht hatte.

Er kennt sie besser als du es jemals tun wirst, sagte die Stimme boshaft. ‚Kennt‘ sie im wahrsten Sinne des Wortes.

„Warum erzählen Sie mir all dies, Weasley?“ Ja, Weasley war ein Gryffindor und sie hatten diese schreckliche Angewohnheit noble Dinge zu tun und wichtige Informationen zu verteilen, ohne wirklich einen Gedanken zu sammeln, aber er war ein Slytherin und Severus weigerte sich zu glauben, dass dieser Junge, der Junge, der die Frau liebte, die auch Severus liebte, ihn einfach nur aus reiner, gütiger Gefälligkeit irgendwas erzählte.

„Weil“, antwortete Weasley, „Hermine Sie liebt. Nicht mich, Sie. Ich habe Ihnen bereits gesagt, ich muss damit leben. Ich muss für den Rest meines Lebens mit diesem Fehler leben. Aber viel mehr als sie bei mir zu wissen, will ich sie glücklich sehen. Sie, aus irgendwelchen Gründen auch immer, haben sie für eine sehr lange Zeit unglaublich glücklich gemacht. Vielleicht können Sie sie wieder glücklich machen, vielleicht nicht. Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was Sie zu ihr gesagt haben.“

„Nichts, was man ihr hätte jemals sagen sollen“, murmelte Severus.

„Aber selbst wenn Sie sie nicht wieder glücklich machen können, sind Sie der Einzige, der sie finden kann.“

Severus schnaubte abwertend.

„Ich würde es, wenn ich es könnte, Weasley.“

„Sie können und werden es.“

Weasley stand auf und ging zu ihm hinüber, während er in seiner Tasche nach etwas suchte und ihm ein Objekt überreichte. Severus sah, dass es ein kleiner silberner Zylinder mit einem kleinen Knopf an der Seite war.

„Was zum Teufel ist das?“

„Ein Deluminator“, antwortete Weasley, als ob es das Offensichtlichste auf der Welt.

„Was zu Teufel ist ein Deluminator?“

Weasley nahm den Deluminator wieder an sich und drückte auf den Knopf. Augenblicklich flog das Licht aller Lampen in das Ding hinein und tauchte den Raum in absolute Dunkelheit. Mit einem weiteren Klick flogen die Lichter, wie kleine tanzende Sonnen, wieder zurück zu den Lampen.

„Reizender Trick“, spottete Severus, „aber hätten Sie vielleicht etwas dagegen mir auch mitzuteilen, wie zum Teufel mir das dabei hilft, Hermine wieder zu finden?“

„Ich kann es nicht wirklich erklären“, sagte Weasley. „Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es sollte. Dumbledore hat es mir in seinem Testament hinterlassen. Sagte, er hoffte, wenn die Dinge im Dunkeln liegen, würde es mir das Licht weisen. Also, wie ich gesagt habe, habe ich sie verlassen. Ich habe Hermine verlassen. Ich habe es augenblicklich bereut, aber ich konnte sie nicht mehr finden. Hermines Schutzzauber waren einfach zu gut und Harry hatte immer darauf bestanden nie zu lange an einen Ort zu verweilen. Das Ziel war es von niemandem gefunden zu werden und es funktionierte, wie fast alle Dinge, die Hermine in die Hand nimmt.

„Das“, sagte Weasley und überreichte Severus wieder den Deluminator, „half mir das Licht zu finden, als alles im Dunkeln lag.“

„Also geben Sie mir jetzt dieses verfluchte Ding, aber sagen mir nicht, wie es vernünftig angewendet wird?“

Weasley nickte.

Ein beschissenes Lächeln.

„Ich würde liebend gerne sagen, dass Sie mir eine große Hilfe gewesen sind, Weasley, aber…“

„Ich denke, es funktioniert nicht, wenn Sie bereits wissen, was Sie erwartet!“, protestierte Weasley. „Dumbledore hat mir nicht gesagt, wie es funktioniert oder wie ich es benutzen sollte und vermutlich auch aus gutem Grund. Er hätte in seinem Testament beschreiben können, wofür der Deluminator benutzt wird und wie er funktioniert, aber wir sprechen hier von Dumbledore – warum direkt sein, wenn man auch in Rätsel sprechen kann? Ich habe dieses verdammte Ding beinahe weggeschmissen, aber dann dachte ich mir, er wusste schon, was er tat und so habe ich es behalten. Gute Entscheidung, wirklich.“

„Aber, Weasley, wenn ich nicht weiß, wie ich es benutzen soll, wie kann ich dann hoffen, sie zu finden?“

Weasley zögerte. „Es funktioniert nicht, wenn Sie sie finden wollen. Es funktioniert nur, wenn sie von Ihnen gefunden werden möchte.”

„Aber was wenn…“ Severus hielt inne. Er würde sicherlich keine Schwäche oder Verletzbarkeit vor Weasley offenbaren. Das hier war schon schlimm genug.

„Ich weiß“, antwortete Weasley und füllte selbst die Lücke aus, eine beeindruckende Leistung seinerseits. „Hoffentlich werden Sie das niemals herausfinden. Aber Sie werden vielleicht eine Weile warten müssen.“

Severus war sehr gut darin auf Dinge zu warten, besonders auf die guten Dinge. Er hatte bereits Jahre, sogar Jahrzehnte auf gute Dinge gewartet. Er konnte das.

„Wenn Sie sich irren, Weasley…“

„Ich weiß, man wird niemals meinen Leichnam finden. Aber vertrauen Sie mir, ich denke, es wird funktionieren. Halten Sie es einfach immer nur in Ihrer Nähe – wenn es kommt, falls es kommt, dann müssen Sie schnell handeln. Aber Sie werden wissen, was zu tun ist, wenn es so weit ist. Vertrauen Sie mir, wenn ich das herausfinden konnte, können Sie es erst recht.“

Er ging hinüber zum Kamin und schnappte sich etwas von dem Flohpulver auf dem Kaminsims.

„Weasley“, rief Severus, als er durchtrat. Weasley traf seinen Blick.

„Danke.“

Weasley nickte ihm zu. „Holen Sie unser Mädchen nach Hause“, sagte er, als er das Pulver fallen ließ und verschwand.

Severus starrte hinunter auf das Objekt in seiner Hand. Er schaltete es an und aus, immer wieder. Das Licht flog hinein und wieder heraus, wie ein Kolbenblitz, der ständig, immer wieder aufblitzte.

Ich muss dümmer sein als er, wenn ich glaube, dass dieses verdammte Ding der Schlüssel ist, sie zu finden, dachte er.

Bist du, spottete die Stimme.


*~*~*~*~*




Ungefähr eine Stunde später schneite Harry herein und fand seinen ehemaligen Lehrer auf der Couch sitzend vor. Er hielt etwas in seinen Händen. Vorsichtig näherte er sich und erkannte das Objekt zwischen Severus‘ Fingern. Severus blickte mit einer stummen Frage in seinen Augen zu ihm auf und Harry schenkte ihm ein winziges Nicken. Ja, es würde funktionieren, aber nur, wenn sie auch wollte, dass es funktioniert.

Fürs Erste, entschied Severus, musste das ausreichen.

Er stand auf und folgte Harry hinauf zum Dachboden. Ungeachtet seines aufreibenden Privatlebens hatte er noch immer ihnen gegenüber eine Verantwortung und die stand an aller erster Stelle. Er steckte den Deluminator in seine Tasche, unterteilte seine Situation, steckte Severus weg und wurde zu Mr. Snape, Lehrer und legaler Vormund der Kinder dort oben.

Er betete zu Gott, dass Hermine von ihm gefunden werden wollte, denn er hatte keinerlei Möglichkeiten sie noch weiter zu suchen. So sehr er es auch wollte.


*~*~*~*~*



Aufgrund seines Decknamens hatte Leopold nicht erwartet, jemals etwas über dieses Thema zu hören. Aber eines Tage, im Badezimmer auf dem sechsten Korridor, hörte er es.

Den Erstklässlern war es technisch gesehen nicht erlaubt hier drinnen zu sein, aber es war überall bekannt, dass das hier der Zufluchtsort der Slytherins aus dem siebten Jahr war. Diejenigen aus den unteren Jahrgängen lernten auf die harte Tour, was es bedeutete in eine Diskussion zu platzen und ihnen wurde dann sehr nahegelegt, sich hier nicht mehr blicken zu lassen.

Er hätte in das Badezimmer zwei Etagen höher laufen müssen, aber manchmal, wenn man eben musste, dann musste man.

Sicher in der hintersten Kabine verbarrikadiert, hörte Leopold wie die letzte Klospülung betätigt wurde, als er Schritte und tiefe Stimmen hörte.

Verdammt, dachte Leopold. Geschwind hob er seine Beine und stellte sich auf die Toilette. Er hoffte, sie würden nicht erst die Kabinen überprüfen. Glücklicherweise taten sie es nicht.

„Die engste Muschi, die ich jemals hatte“, sagte einer von ihnen, als er eintrat. „Sie war jeden beschissenen Knut wert.“

„Hast du keine Angst, dir etwas einzufangen?“, fragte eine weitere quietschende Stimme, aus der man nur so die Neugierde heraushören konnte und vielleicht noch etwas… Bewunderung? Neid?

„Nee“, sagte die erste Stimme. „Die haben da diese Zauber, ne, die dafür sorgen, dass egal welcher Kerl sie gerade drannimmt, auch sauber ist.“

„Also, was hast du gemacht? Sie gevögelt?“

„Besser als das“, bemerkte die erste Stimme. „Habe sie noch etwas geschlagen, um sie noch einmal genau daran zu erinnern, was sie war und was sie unserem stolzen Haus angetan hat.“

„Und sie hat dich… gelassen?“

„Natürlich hat sie das – ich habe sie gekauft und für sie bezahlt. Du kannst mit einer Frau, die du bezahlt hast, einfach alles machen“, erwiderte die erste Stimme wissend, als ob er ein Experte sei, der das bereits sein ganzes Leben tat. „Besonders eine Todesser-Hure.“

Leopolds Kopf schoss da nach oben. Todesser-Hure? Er konnte jetzt Zigarettenqualm riechen. Es kostete ihn all seine Willenskraft, nicht zu husten.

„Woher wusstest du, dass es eine Echte war? Ich meine, man muss für sie doch extra bezahlen, oder nicht? Das sagt zumindest Harper.“

„Madam Lyudmilla hatte mir eine Echte versprochen, sagte, ich könnte alles, was ich möchte, mit ihr anstellen und sie würde mich anflehen.“

„Und?“

Leopold konnte beinahe das Grinsen aus seiner Kabine heraus sehen. „Natürlich hat sie mich angefleht.“

Von der zweiten Stimme war ein Stöhnen oder Seufzen zu hören? Leopold wollte es nicht wissen. Aber er wollte wissen, wer das Mädchen war. Vielleicht war es ja jemand, die er kannte. Vielleicht war es ja… nein, das konnte nicht stimmen.

„Also, welche hast du gehabt?“, fragte die zweite Stimme aufgeregt.

Eine Rauchwolke. „Rosier.“

Leopold verspürte ein großes Stechen in seinem Magen. Er kämpfte darum nicht aufzuschreien, er ballte seine kleine Hand in eine Faust und biss drauf, schloss fest seine Augen. Nicht Brigita. Nicht Brigita. Wie konnte man ihr… das nur antun? Die Brigita, die er kannte, war schlau und stark und zäh und sie hatte ihn und Ermengarde immer so erbittert beschützt.

Er musste die Wahrheit wissen. Snape sagte, sie sei am Leben und irgendwo relativ sicher. War das etwa seine Definition von sicher?

Er konnte nicht darauf vertrauen von Snape die Wahrheit zu erfahren. Er wusste es jetzt besser.

„Kann’s kaum erwarten, bis Osterferien sind“, sagte die erste Stimme. „Vorher kann ich keinen Ausflug mehr zu Nockturngasse organisieren.“

„Wie viel kosten sie?“, fragte die zweite Stimme.

Die Antwort triefte nur so vor Abscheu. „Mehr als du aufbringen kannst.“

Nockturngasse. Das klang vertraut. In der Nähe von der Winkelgasse, nicht? In London? Wie weit weg waren sie von London? Leopold hatte bereits unterschrieben die Osterferien hier in Hogwarts zu bleiben. Selbst wenn er wieder nach Hause ging, würde es niemals schaffen unbemerkt den Grimmauldplatz zu verlassen, er würde es mitbekommen.

Und warum hatte sie nicht etwas gesagt? Wenn Snape es wusste, dann wusste es auch Miss Granger. Diese beiden klebten doch praktisch aneinander. Er wollte nicht über den wortwörtlichen Sinn nachdenken, aber jetzt wo er zwölf war, suchte ihn immer öfter der Gedanke heim, was es hieß, wenn ein Mann und eine Frau ständig zusammen waren. Es war nicht unbedingt unangenehm, sondern ungelegen. Hatte Snape ihr verboten, etwas zu sagen? Vermutlich. Aber seit wann befolgte sie seine Befehle? Sie betrachtete seine Regeln eher als Richtlinien. Er hatte sie bereits streiten gehört. Er hatte auch einmal gehört, wie sie sich wieder ‚vertrugen‘, am späten Abend während der Weihnachtsferien, als sie dummerweise vergessen hatten einen Schweigezauber auf das Zimmer zu legen. Verdammt traumatisierend war das.

Er konnte vor lauter Gedanken nicht mehr hören, was die Jungen sagten. Er bekam nur noch mit, wie sie gingen und so wartete er ein paar Minuten, bevor er seine Kabine verließ. Während er an der Wand entlang kroch, formte sich ein Plan in seinem Kopf.

Er musste nach London.

In die Nockturngasse.

Zu einem Bordell in der Nockturngasse.

Ohne einen Erwachsenen.

Und dann musste er seine Schwester da herausholen.

Denn in Gryffindor regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut.

Ernsthaft, ein ganz einfacher Plan. Zumindest für einen Gryffindor.


*~*~*~*~*



Luna lauschte bedacht Poppy, während sie ihren monatlichen Bericht in Bezug auf den Fortschritt der Kinder, ablieferte. Sie waren jetzt stärker, gesünder und interagierten mehr als noch im Monat zuvor. Aber sie hatten noch immer einen langen Weg vor sich.

Sie schielte hinüber zu Severus, welcher einfach nur ausdruckslos dasaß. Sie wusste, er lieferte eine gute Darbietung interessiert auszusehen und zuzuhören, aber er machte ihr nichts vor. Wenn er wirklich zuhörte, dann würde er unterbrechen, um Fragen zu stellen oder irgendwelche schneidenden Kommentare von sich geben. Er würde den Blick der anderen sprechenden Person durchbohren. Er würde niemals nur dort sitzen, mit verschränkten Armen und schweigen, nicht nicken, einfach nur regungslos sein.

Luna hatte die Wahrheit gesagt, als sie ihm sagte, wenn sich nur jemand die Zeit nahm, um Severus wirklich zu sehen, dann war er so einfach wie ein Buch zu lesen.

Poppy redete mehr mit ihr als mit Severus, also war es deutlich, dass auch sie wusste, wie sie den Mann deuten sollte.

Severus befand sich tatsächlich in seiner eigenen Welt. Es waren jetzt inzwischen drei Tage vergangen, seit Weasley ihm dieses bekloppte Spielzeug gegeben hatte und noch immer kein Wort von Hermine. Seine vorsichtig aufgebaute Kontrolle brach zusammen.

Er vermisste sie. Und Luna wusste es.

Den Kindern hatten sie nur gesagt, Hermine war “weg” und sie würde später wieder zurückkehren, aber darüber hinaus wussten sie nichts. Severus, Luna und Harry mussten die Kinder ständig beruhigen. Sie hatten sich an Hermine gewöhnt und sie sind damit aufgewachsen, dass die Leute, die verschwanden, nur selten auch wieder zurückkehrten.

So sehr er es auch wollte, aber Severus konnte einfach nicht wütend auf sie sein, die Kinder dermaßen abrupt verlassen zu haben. Er dachte, er sollte es – die Hexe hatte einen Rückzieher gemacht, etwas, von dem sie geschworen hatte, es niemals zu tun. Aber, untypischerweise, räumte er ihr den besagten Zweifel ein. So wütend sie vielleicht auf ihn war, sie würde niemals diese Kinder für immer verlassen. Sie würde ihren Kopf auslüften und dann wieder zurückkommen.

Wenn es das war, was sie gerade tat. So lange ohne ein Wort von ihr, sah ihr nicht ähnlich. Nicht einmal eine Eule, die ihnen mitteilte, dass sie noch lebte. Harry wurde zunehmend nervöser und erinnerte Luna an sein viertes Jahr, als Voldemort beinahe jede Nacht seine Träume infiltriert hatte. Er sorgte sich um sie.

Vielleicht konnte sie ja auch keine Nachricht schicken. Vielleicht war sie ja auch irgendwo verletzt. Zersplintert, während sie in einem aufgewühlten Zustand appariert war? Severus konnte es nicht wissen, denn er hatte keine verdammte Ahnung, wo sie sich aufhielt.

Wenn er sie fand, dann würde er sich damit abwechseln, sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen und sie zu verprügeln. Als er dort saß, hinter seiner leidenschaftslosen Maske kochte er, beendete Poppy ihren Bericht. Luna dankte ihr und führte sie zu dem Kamin. Wenn Severus bemerkte, dass sie verschwanden, dann zeigte er es nicht.

„Armer Mann“, sagte Poppy, als sie das Erdgeschoss erreichten. Luna hatte sie bei ihrer Ankunft eingeweiht.

Luna nickte. „Er leidet sehr.“

Poppy schnalzte mitfühlend mit ihrer Zunge. „Das sieht Hermine so gar nicht ähnlich.“

„Ich denke, am Ende wird es ihnen guttun“, sagte Luna verträumt. „Sie wissen es jetzt natürlich noch nicht. Aber vielleicht musste es einfach passieren.“

Poppy zuckte mit ihren Schultern. „Sicherlich haben Sie recht, Liebes.“ Sie hatte sich über die Jahre an Luna Lovegoods merkwürdigen Aussagen gewöhnt und gelernt, es war einfacher, wenn sie einfach nur mitspielte.

Nachdem Poppy verschwunden war, schlich sich Luna zurück in die Küche, wo Severus noch immer am Tisch saß und auf denselben Punkt starrte. Vorsichtig setzte sie sich links neben ihn auf den Stuhl. Er gab kein Zeichen von sich, dass er sie bemerkte.

Für eine lange Zeit saßen sie einfach nur da, Seite an Seite, schweigend, ohne sich anzusehen. Severus sah müde aus. Hermines plötzliches Verschwinden hatte einige der Kinder beunruhigt. Zwischen Harry und Luna und Severus konnten sie sie zum größten Teil beruhigen, aber die Tatsache, dass Hermine immer diejenige gewesen ist, die diese Aufgabe übernommen hatte, macht es nur noch schwieriger.

Severus antwortete ihnen nie, wenn sie ihn fragten, wann Miss Granger wieder zurückkam. Noch schrie er sie an, wie er es damals zu seiner Zeit in Hogwarts immer getan hatte. Er würde sie einfach nur umarmen. Und sie würden die Umarmung erwidern.

Und fürs Erste würde es genügen.

Mit diesem Gedanken und trotz ihres eigenen Schlafmangels stand Luna auf, schob ihren Stuhl zurück und stellte sich hinter Severus, der sie noch immer nicht beachtete. Sie beugte sich vor und schlang sanft ihre Arme um seine Schultern und über seine Brust und drückte ihn leicht. Luna wusste von ihrer monatelangen Gefangenschaft im Keller der Malfoys wie wichtig eine Berührung war. Sie erinnerte sich daran, wie sie und Dean Thomas manchmal tagelang sich an den Händen gehalten hatten, um in der Dunkelheit nicht den Verstand zu verlieren, obwohl sie oftmals nicht ein Wort miteinander wechselten. Sie kannte Severus gut genug, um zu wissen, dass er körperliche Nähe brauchte, die ihn bei Verstand hielt, und dass seine Quelle für diesen Kontakt momentan verschwunden war.

Sie wusste auch, was ihn wirklich sorgte.

„Ihr geht’s gut, wo auch immer sie gerade ist“, flüsterte Luna. „Und sie wird zurückkommen. Hermine lässt nie jemanden zurück. Sie kommt wieder. Sie liebt Sie und die Kinder einfach viel zu sehr.”

Severus antwortete nicht, aber als sie sich zurückzog und ihre Arme seinen Kopf streiften, spürte Luna ein winziges Nicken.


*~*~*~*~*



Neville trat später am Tag durch den Kamin.

„Severus, es tut mir so leid, ich habe noch nichts von ihr gehört, aber wenn ich irgendwas tun kann--“

Er duckte sich, als ein Gefäß mit einer milchigen Substanz neben ihn gegen die Wand knallte und nur um Zentimeter seinen Kopf verfehlte.

„RAUS!“


*~*~*~*~*



„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“, fragte Leopold Clara, als sie zusammen in einer Nische im Kerker saßen.

„Selbstverständlich, Leo“, sagte sie lächelnd. „Du kannst mir alles erzählen.“

„Ich… ich muss nach London“, begann er. „Alleine.“

Sie sah ihn verwirrt an. „Warum?“

„Ich…“, dann verstummte er. Kratz diesen berühmten Gryffindor-Mut zusammen, sagte er sich. „Ich muss etwas erledigen. Und ich kann nicht bis zu den nächsten Ferien warten.“

„Könnte dein… könnte dich denn nicht jemand abholen und dich dorthin bringen?“

Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich denke nicht, dass sie erfreut darüber wären.“

„Es ist gefährlich und gegen die Regeln“, sagte Clara. „Ich meine, wir können nie das Gelände hier verlassen, noch nicht einmal zu den Hogsmeade-Wochenenden.“

„Clara…“ Er sah sie flehend an. „Ich muss es. Aber… ich weiß nicht wie.“

Sie zögerte und er konnte deutlich sehen, was sich in ihrem Kopf abspielte. Auf der einen Seite wollte sie ihn aufhalten irgendwas Übereiltes zu tun, ihn davon abhalten die Regeln zu brechen, wollte ihn sicher wissen. Auf der anderen Seite verstand sie, würde er so etwas nicht tun, wenn es nicht wirklich wichtig war.

Aber vor allem wusste er, dass sie den Grund wissen wollte. Er konnte es ihr nur nicht sagen.

„Bitte“, wisperte er.

Mit einem bestimmten Nicken nahm sie seine Hand. „In Ordnung“, sagte sie. „Ich werde dir helfen. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es ein paar Ergänzungen in der neuen Ausgabe von Die Geschichte Hogwarts, die vielleicht hilfreich sein könnten, auch wenn es nicht einfach werden wird…”


*~*~*~*~*



„Harry, wenn du unbedingt auf und ab laufen musst, dann mache es doch bitte unten.“ Ginnys schwangere Stimme hörte sich genervt an. Es war schon schwer genug, unter perfekten Bedingungen einzuschlafen, beinahe unmöglich, wenn ihr Sohn im fünfzehn Minutentakt gegen ihre Blase trat. Das Gemurmel und Herumgelaufe ihres Mannes half ihr nicht wirklich dabei.

„Entschuldige, Ginny, ich kann nicht schlafen“, sagte er, als er sich neben sie auf das Bett setzte und ihren Bauch streichelte. Das schien das Baby nur dazu ermutigen noch fester gegen die Blase zu treten. Und ich war mir so sicher, James würde das Problemkind sein…

„Um…“, sie schaute auf die Tür, „halb zwei morgens herumzulaufen, wird sie auch nicht wieder zurückbringen, Harry. Ron hat ihm seinen Deluminator gegeben. Das ist seine beste Möglichkeit sie zu finden und er befindet sich in guten Händen.“

„Ich weiß“, seufzte er. „Ich – ich hasse es einfach nur, nicht die Kontrolle zu haben.“

„Ich weiß, Liebling“, sagte sie, strich über seine Stirn, einmal aus Mitgefühl und einmal, damit er bitte, bitte seine Hand von ihrem Bauch entfernte und das Baby endlich schlafen konnte.

„Ich erinnere mich noch, als Ron uns verlassen hatte und wir keine Möglichkeiten hatten ihn zu erreichen und wir durften nicht gefunden werden und dort draußen befanden sich Greifer und Todesser und Inferi. Ich habe es einfach verdrängt und weitergemacht. Ich habe mich gezwungen, einfach nicht drüber nachzudenken. Jetzt… ist es alles, woran ich denken kann.“

„Damals hattest du nicht den Luxus dir Sorgen zu machen“, sagte Ginny. Sie wusste, welche Beziehung ihr Mann damals zu Hermine hatte und noch viel wichtiger, wusste sie, was es nicht war.

„Sich zu sorgen ist kein Luxus.“

„Selbstverständlich. Wenn du dich sorgst, dann tust du nichts und wenn du nicht ständig etwas zu tun hast, dann hast du Zeit dir Sorgen zu machen. Aber wenn du ständig in Bewegung bleiben, vorausplanen musst, um etwas zu schaffen, dann hast du keine Zeit dir Sorgen zu machen. Sich zu sorgen wäre nicht produktiv.

„Wenn du jetzt aufwachst, weißt du, dass du auch den Abend erleben wirst. Damals wusstest du es nicht. Du hattest nur für die Zauberwelt gelebt. Jetzt lebst du für dich und deine Familie. Und jetzt besitzt du den Luxus, dir Sorgen zu machen. Also sorgst du dich um deine Freundin, die vermisst wird und in einem aufgewühlten Zustand verschwunden ist. Das ist normal. Das macht dich menschlich.“

„Menschlich“, wiederholte Harry, als ob er dieses Wort noch nie ausgesprochen hätte. Abgesehen von der Tatsache, dass er sein ganzes Leben wie ein Messias gelebt hatte, vermutete sie, dass die eher sterblichen Probleme, die er nicht lösen konnte, ziemlich ärgerlich sein konnten. Es war im Grunde ziemlich charmant.

„Ja, Harry.“ Sie tätschelte seine Bettseite und pflichtbewusst ging er hinüber zu seinem Platz und setzte sich. „Du bist menschlich. Anders will ich dich gar nicht haben.“

„Versprich mir“, sagte Harry, „dass du niemals so etwas machen wirst. Wenn du jetzt ohne eine Möglichkeit dich zu kontaktieren, dort draußen sein würdest, ich weiß nicht… ich denke nicht…“

„Niemals“, versicherte Ginny ihm. „Das werde ich dir niemals antun. Wir haben Kinder. Von dieser Verantwortung könnte ich nicht davonlaufen.”

„Hermine hat es gemacht. Sie und Severus haben im Grunde fünfzehn Kinder zusammen und sie hat sie alle verlassen.“

„Das ist nicht dasselbe. Wird es auch nie sein.“

Harry schüttelte mit dem Kopf. „Da bin ich mir nicht so sicher, Gin.“

„Vertraue mir, wenn es so wäre, hätte Hermine das niemals getan.“

Ein weiteres Kopfschütteln. „Nein, ich kenne sie, sie betrachtet diese Kinder als ihre eigenen. Ihre und Severus‘. Vielleicht ist ja deswegen noch immer verschwunden – sie denkt, sie hat sie verlassen und schämt sich jetzt wieder zurückzukommen.“

„Ich frage mich einfach nur, warum sie bisher noch niemanden von uns kontaktiert hat?“

„Das ist es ja, was mir so komisch vorkommt, Gin“, sagte Harry.

„Und warum sie all ihre Sachen gepackt hat.“

„Das sieht ihr ganz und gar nicht ähnlich.“

„Was denkst du?“

Er zuckte mit den Schultern. „Hermine war auf diesem Gebiet noch nie sehr selbstbewusst gewesen – Liebe, Beziehungen, solche Dinge eben. Also vielleicht, wenn man bedenkt, weswegen sie sich gestritten haben, denkt sie, dass sie keinen von uns in der Nähe haben möchte. Ich meine, sie ist kein ‚leichtes Mädchen‘, doch in unserem kleinen Kreis, ist Neville der Einzige, mit dem sie nichts gehabt hatte.“ Dann riss er seine Augen auf, als sich etwas in seinem Kopf zusammensetzte. „Und jetzt weiß jeder darüber Bescheid.“

Ginny bemerkte die Veränderung in ihrem Mann. „Was?“

„Ich glaube, ich weiß, wo sie sein könnte.“


*~*~*~*~*



Severus konnte noch nie sonderlich gut bei Vollmond schlafen. Vermutlich würde er heute Nacht gar keinen Schlaf mehr bekommen.

Während Harry und Ginny meilenweit entfernt, nachts in ihrem Bett lagen und redeten, hatte sich Severus auf seiner Betthälfte zusammengerollt und starrte auf den leeren, unberührten Platz zu seiner Rechten. Seit drei Nächten war dieser Platz jetzt leer gewesen. Er streckte seinen Arm aus und strich darüber. War das Bett schon immer so breit gewesen? Als sie noch bei ihm gewesen war, hatte es die perfekte Größe gehabt. Jetzt fühlte er sich nur noch klein.

In den meisten Nächten wurde er von seiner inneren Stimme gequält, die ihm seine Fehler vorhielt und seine Dummheit verspottete. Er konnte sie nicht abschalten. Severus war nie sonderlich gut darin die Wahrheit zu ignorieren und diesmal war es nicht anders.

In seiner rechten Hand hielt den kleinen Deluminator umklammert. Seit Weasley ihn ihm mit seiner lächerlichen Geschichte, wie es ihn einmal wieder zurück zu Hermine geführt hatte, gegeben hatte, führte er das Ding mit sich.

Normalerweise würde Severus solch einer Geschichte oder der Person, die sie erzählte, kein Vertrauen schenken. Aber in den letzten Tagen war er zu einem verzweifelten Mann geworden.

Wenn die Dinge im Dunkeln liegen, wird es dich zum Licht führen.

Also, abgesehen vom Vollmond war es verdammt dunkel. Severus Snape konnte jetzt voller Stolz behaupten, dass er erfolgreich die einzigen beiden Frauen vertrieben hatte, die dumm genug waren ihn in ihr Herz aufzunehmen; und er hatte ihre Vergangenheit genommen und sie ihnen mitten ins Gesicht geworfen. Damit sie sich schäbig und schmutzig fühlten. Sie aus keinem anderen Grund zu verlieren außer seiner eigenen Unsicherheit.

Was für ein Erfolg, es innerhalb von dreißig Jahren gleich zweimal zu schaffen, dachte er manisch.

Du könntest dich jetzt Nummer drei widmen, aber welche Hexe würde sich jetzt noch mit dir abgeben, spottete die Stimme.

Für eine sehr lange Zeit starrte er in das Feuer, und als nur noch die Glut zu sehen war, wurden seine Augen langsam schwer und er schlief ein.

Ob nun fünf Minuten oder fünf Stunden verstrichen waren, wusste er nicht, aber nach seinem Gefühl, musste nur ein Moment vergangen sein, als er es hörte und kerzengrade, nach Luft schnappend, in seinem Bett saß. Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber zugleich war es so laut wie ein Johle-Zauber.

„Severus.“

Er starrte hinunter auf den winzigen, silbernen Zylinder, der noch immer von seiner Hand umklammert wurde. Es pulsierte in seiner Hand, ein gedämmtes blaues Licht pulsierte immer wieder auf und verschwand. Mit jedem weiteren Puls wiederholte sich das Flüstern.

„Severus.“

Es war ihre Stimme. Sie war leise und traurig, wie ein Echo und es hörte sich so an, als ob sie eine weite Entfernung zurückgelegt hatte, aber es war ihre Stimme. Unverkennbar.

Er dachte über das nach, was Weasley ihn über das Objekt gesagt hatte. Wenn die Dinge im Dunkeln liegen, wird es dich zum Licht führen.

Severus drückte auf den Knopf. Anstatt, dass das Licht der Lampen oder des Mondes ein und ausgeschaltet wurde, stieg eine blauweiße Lichtkugel auf und verschlang den Deluminator. Es pulsierte und strahlte und immer wieder und wieder hörte er das Flüstern.

„Severus.“

Das pulsierende Licht schwebte nach oben und entfernte sich von dem Deluminator. Severus sprang aus dem Bett und folgte es bedächtig, bis es in der Mitte des Raumes innehielt. Dann begann sich das Licht wieder zu bewegen und um ihn herumzutanzen. Augenblicklich folgte er, drehte sich herum, er riss seinen Kopf zur anderen Seite, sein Blick tanzte, beobachtend, während er darauf wartete, dass das Licht etwas tat. Es schien ihn zu betrachten und traf dann eine Entscheidung, als ob das Licht ein Bewusstsein hätte.

Es war schwächer als ein Patronus und formlos. Das blaue Licht schimmerte über sein Gesicht, alle Ebenen und Winkel, erleuchtete seinen flehenden Blick. Dann schwebte es ein letztes Mal um Severus herum, traf seinen Blick, tanzte dann hinunter und verschwand mitten in seiner Brust, tauchte ihn komplett in blaues Licht.

Er konnte das Licht in sich fühlen. Es war warm und beruhigend und hoffnungsvoll. Ein Kitzeln in seinen Fingerspitzen und Zehen, und sein Kopf fühlte sich an, als ob er in einem sommerlichen Sonnenschein getaucht wurde. Er schloss seine Augen und spürte, wie ihn das Licht vollkommen einnahm. Es flog durch seine Adern, verströmte Hitze, Licht und Hoffnung in jede einzelne Zelle und Faser seines Seins. Er fühlte, wie es über seine Synapsen sprang und mit jedem Herzschlag wusste er, dass sein Körper blau pulsierte.

Das Pulsieren beschleunigte sich, wodurch seine Atmung und sein Herzschlag sich beschleunigten. Schneller und schneller, heller und heller, das Licht pulsierte mit jedem weiteren Herzschlag, bis es schließlich in einem Regen aus blauen Funken explodierte und als er seine Augen aufriss, da wusste er es.

Er wusste, sie liebte ihn, wusste, wie sehr sie ihn liebte und er wusste genau, was sie von ihm wollte. Er wusste, ihr tat es leid ihn verletzt zu haben und sie wollte nichts weiter, als zu vergeben und zu vergessen und einfach nur nach Hause zu kommen. Er wusste, sie schämte sich für ihre Reaktion, schämte sich für ihre Vergangenheit und wollte nichts weiter als seine volle Akzeptanz für ihr Sein und ihre Vergangenheit. Er spürte ihre Angst, dass er sie abweisen würde und ihr Angst, nicht wieder von ihm zurückgenommen zu werden, ihr Verlangen von ihm geholt zu werden und das Gegenteil von ihm zu hören. Er wusste, ihr Zuhause war bei ihm, den Kindern und sie wollte von ihm nach Hause gebracht werden. Er wusste es so klar und deutlich, als ob es direkt, greifbar vor ihm stehen würde. Es war jetzt in ihm drin – in seinem Kopf, seinem Herzen, in seiner Seele, überall. Hermine Granger liebte ihn.

Im Grunde schien die Stimme nirgendwo mehr zu sein. Da befand sich jetzt eine Klarheit in seinem Kopf, die vorher nicht da gewesen war. So, als wenn ein Tumor operativ entfernt worden war und alles, was übrig blieb, war gesundes Gewebe. Er stocherte in seinem Kopf herum, durchlief eine genaue Inventur, senkte seine Schilde, die immer gescheitert waren, die Stimme auf Dauer fernzuhalten und fand… nichts. Die Stimme – die Selbstzweifel, der Selbsthass, die selbstzerstörerische Kraft, die so konstant wie seine Atmung und sein Herzschlag gewesen war – quälte ihn nicht länger. Die Stimme, die ihn immer dazu getrieben hatte, jede schreckliche Entscheidung in seinem miserablen Leben zu treffen, fehlte jetzt. Die Stimme, die ihm gesagt hatte, er sollte Lily als ein Schlammblut beschimpfen, dafür, dass sie während seiner Folter durch die Herumtreiber gelächelt hatte, die Stimme, die ihm gesagt hatte, sie sei eine schmutzige Verräterin und daran schuld war, dass er dieses schreckliche Wort gesagt hatte, welches sie für immer von ihm getrieben hatte. Die Stimme, die ihm sagte, die Todesser würden ihm alles, was er wollte und brauchte, geben. Die Stimme, die ihm sagte, Harry Potter wäre nur ein zweiter James, die Stimme, die ihm sagte, es sei besser gefürchtet als geliebt zu werden und es war die Stimme, die ihm immer gesagt hatte, dass er niemals, unter keinen Umständen, jemals seine Absolventen retten könnte, war endlich, gottseidank, schmerzlos, in herrlicher Weise verschwunden.

Hermine liebte ihn und er liebte sie. Die Dunkelheit und die Zweifel in seinem Herzen waren wie davongespült. Das Licht des Deluminator und Hermines leises Flehen sie nach Hause zu holen, hatten es verbannt.

Wenn die Dinge im Dunkeln liegen, wird es dich zum Licht führen.

Als er das Wissen umklammerte, schnappte er sich seinen Zauberstab und zauberte die hellste silberne Hirschkuh herbei, die er aufbringen konnte. Es zu sehen, gab ihm Hoffnung; sein Patronus hatte sich nicht verändert. Nur ein weiterer Beweis dafür, dass sie ihn noch immer so liebte, wie er sie liebte.

Obwohl das Licht jetzt erloschen war, dachte er noch immer etwas in sich glühen zu spüren.

Mit einer Zauberstabsbewegung hüpfte die Hirschkuh hinunter zu Lunas Zimmer, um sie, wenn sie aufwachte, darüber zu informieren, dass er unterwegs war und sie sollte Harry rufen, sollte sie Hilfe brauchen. Er nahm sich einen Moment, um sich zu tarnen, sollte Hermine sich irgendwo unter Muggels aufhalten. Wenn man ihre Herkunft bedachte, war es ziemlich wahrscheinlich. Ziemlich dankbar darüber, nicht seine Kleidung ausgezogen zu haben, bevor er sich auf das Bett gelegt hatte, schloss er seine Augen und konzentrierte sich auf das warme Glühen in seinem Herzen.

„Ich komme, Hermine“, flüsterte er, festigte seinen Griff um den jetzt erloschenen Deluminator. Mit einem tiefen Atemzug und einem lauten Knall disapparierte er.


*~*~*~*~*



„Weise mir dir Richtung‘‘ ist der Vier-Punkte-Zauber in Harry Potter, der Zauberstab funktioniert dann wie eine Kompassnadel.

Im nächsten Kapitel: Wohin Hermine verschwunden ist und warum.


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