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Fanfiction

Just to be - Ich denke, ich sehe einen Schimmer

von Xaveria

*~* Ich denke, ich sehe einen Schimmer *~*



Die Kerzen im unteren Wohnzimmer waren beinahe heruntergebrannt, während Severus und Hermine nebeneinander auf der Couch saßen, ins Feuer blickten, genauso wie an dem Tag, an dem ihre Beziehung begonnen hatte.

Er war nach Hause gekommen. Er hasste es – hier zu sitzen, nichts zu tun, sich hilflos zu fühlen. Aber Hermine hatte recht, ziellos in London herumzulaufen, würde niemanden etwas bringen, außer ihn zu erschöpfen. Wenn er Leopold bis jetzt nicht gefunden hatte, dann war er nicht an den gewöhnlichen Orten, wo seine Abgänger immer hingegangen waren, um unterzutauchen. Er hatte keine Ahnung, wo er sonst noch suchen sollte.

Luna und Longbottom hatten ihm bei seiner Ankunft einen vollen Bericht erstattet. Sie hatten jede Ecke in der Winkel – und Nockturngasse durchsucht; jedes Geschäft, jedes Versteck, jeden Mülleimer, einfach alles. Sie hatten mit jedem Geschäftsinhaber gesprochen, sein Bild herumgezeigt. Niemand hatte ihn gesehen.

Luna und Longbottom sahen beide müde und niedergeschlagen aus. Er fühlte sich genauso.

Entweder war Leopold nie dort gewesen oder er hatte sich bewusst vor ihnen versteckt, wenn er denn dort gewesen war.

Nicht zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Severus, es würde einen Zauberspruch geben, der eine Person orten könnte. Es musste doch etwas geben, damit er einen Überblick über sie behielt – etwas, was ihnen erlauben würde, ihn zu rufen oder anders herum, ihn sie finden zu lassen, um direkt jederzeit zu ihnen zu apparieren.

Er schluckte schwer, als er an das Mal auf seinen Arm dachte und an den Zweck, für welchen es der Dunkle Lord gebraucht hatte. Augenblicklich verbannte er diesen Gedanken. Selbst wenn er den Proteus-Zauber, aus dem Verlangen heraus, etwas Gutes zu tun, umwandeln würde, war es einfach zu viel. Er würde ihnen niemals das zumuten, was der Dunkle Lord von ihm und ihren Eltern verlangt hatte, noch nicht einmal zu ihrer eigenen Sicherheit.

Er seufzte schwer. Wie konnte es nur schon wieder passieren?

„Ich habe so viele Fehler gemacht“, flüsterte Severus.

„Sssh, Liebling”, sagte Hermine, als sie über seinen Unterarm streichelte. „Du hast dein Bestes gegeben. Das hast du immer, Severus. Immer.”

Ein Kopfschütteln. „Nein, ich habe gezögert. Ich habe Fehler gemacht. Ich bin verantwortlich für das, was passiert ist. Du hast mich immer gedrängt, die Mädchen aus dem Bordell zu holen und ich habe es nie getan. Aus wirklich dummen, dummen Gründen. Ich habe meine Angst über ihre Bedürfnisse gestellt. Meine eigene Angst dem Risiko gegenüber eingeschlossen. Meine eigene… Feigheit.“ Er spuckte das Wort wie einen verdorbenen Zaubertrank aus. „Ich habe einige der Kinder über andere gestellt. Und am Ende war es das wert? Hat es irgendeinen verdammten Unterschied gemacht? Ich habe das Leben Unschuldiger genommen. Wieder einmal.“

„Das ist nicht wahr, Schatz, und das weißt du. Sie haben bei dir immer oberste Priorität. Immer.“

Ein weiteres Kopfschütteln. „Wenn ich nicht los wäre, um dich zu finden…“

„…wäre Leopold dennoch verschwunden“, mahnte Hermine. „Laut Neville war er bereits verschwunden, als du aufgebrochen bist. Und wenn das schon irgendwas damit zu tun hat, dann liegt ja wohl die Schuld bei mir. Nicht bei dir.“

Er seufzte. „Ich hätte auf dich hören sollen.“

„Du hörst die ganze Zeit auf mich.“

„Nein… wegen ihnen. Ich hätte die Mädchen herbringen sollen. Ich hätte mit Xavier Yaxley im Krankenhaus bleiben sollen. Ich sollte öfters nach Askaban gehen. Ich sollte…“

„… das tun, was du auch ohnehin schon tust.“ Hermine fuhr mit einer Hand durch sein kurzes, schwarzes Haar. „In solch einer Situation, Severus, gibt es so etwas wie ein Perfekt nicht. Du gibst bereits dein Bestes. Das ist alles, was du tun kannst. Das ist das Beste, was du in dieser Situation tun kannst. Versuche, dein Bestes zu geben.“

„Und mit dir“, sagte er, als er sich zu seiner Verlobten umdrehte. „An diesem Abend hätte es um dich gehen sollen. Ich sollte mit Champagner auf dich anstoßen und dich auf einer Decke übersät mit Rosenblüten lieben.“

„Denkst du ernsthaft, das ist mir wichtig?“, fragte Hermine ungläubig. „Severus Snape, du und ich, wir beide sind wegen ihnen zusammen. Wir haben uns durch unsere Hingabe ihnen gegenüber ineinander verliebt. Unsere Verpflichtung uns gegenüber ist in unserer Hingabe ihnen gegenüber verwurzelt. Und obwohl ich denke, dass wir ziemlich gut zusammenpassen und ein brillantes Paar sind, bezweifle ich ernsthaft, dass sich unsere Wege ohne sie gekreuzt hätten. Sie haben uns dabei geholfen, uns im richtigen Licht zu erkennen. Sie waren der große Nenner, der uns all den anderen Unsinn hat vergessen lassen und sie haben uns gezwungen ehrlich zu uns sein, denn alles andere wäre ihnen gegenüber nicht gerecht gewesen. Sie haben uns aus unserer Wohlfühlzone hinausgedrückt und uns dazu gebracht uns und die Welt in einem neuen Licht zu sehen. Also, Severus, will ich, dass du kein Wort mehr über diesen romantischen Unsinn verlierst. Es ist ausgerechnet heute Abend nicht wichtig und es wärst auch nicht du.“

Severus errötete leicht. „Du hast recht“, sagte er. „Aber dennoch denke ich, verdienst du so viel mehr, als ich dir jemals bieten könnte.“

Sie verdrehte in einer perfekten Nachahmung von ihm ihre Augen. „Genug jetzt mit dem Selbstmitleid. Ich weiß, was ich unterschrieben habe. Ich habe es bereits damals gewusst und ich weiß es auch heute noch. Und glaube es oder nicht, mein Herr, ich kenne dich. Ich weiß, wer du bist und wer du nicht bist. Also hör auf. Heute Abend geht es nicht um uns.“

Severus Gesicht fiel in sich zusammen. „Nein, geht es nicht.“

Hermine legte ihre Hand auf sein Knie, bedacht darauf nicht seine erogene Zone zu berühren. „Wir werden ihn finden, Severus.“

Er schüttelte seinen Kopf. „Ich finde sie nie rechtzeitig. Nicht bevor ich sie endgültig verliere.”

„Du bist nicht mehr alleine“, hob Hermine hervor. „Du hast jetzt mich und Harry und Luna und Neville. Wir stehen alle hinter dir. Heute sind wir gescheitert. Also werden wir morgen wieder rausgehen und nach ihm suchen.“

Severus sah sie an, sein Blick voller Traurigkeit und Resignation. „Und wenn wir ihn morgen nicht finden?“

„Dann stehen wir am nächsten Tag auf und suchen wieder nach ihm.“

„Und wenn wir wieder versagen?“

„Dann stehen wir auch am darauf folgenden Tag auf und suchen wieder nach ihm.“

„Und wenn wir-“

„Severus!“, unterbrach Hermine ihn, als sie sein Gesicht in ihre Hände nahm und ihn zwang, sie anzusehen. „Wir werden weitersuchen! Wir werden weiter und weiter suchen und wir werden nicht aufhören. Wir werden niemals aufgeben, nicht sie und auch nicht uns. Verstehst du mich?“

Sie war jetzt wirklich besorgt. Severus für all seinen Pessimismus und seiner Resignation der Welt gegenüber war noch nie in sein solches melancholisches Loch gefallen. Zumindest nicht in ihrer Gegenwart. Sie schätzte, das war seine Art um Hilfe zu bitten oder einfach nur hören zu wollen, dass alles wieder gut werden würde. Dieser sture, stolze Mann würde sie nicht direkt fragen. Wie es immer mit ihm war, musste sie zwischen den Zeilen lesen. Severus hatte sie vorher noch nie um Hilfe gebeten. Oh, sie hatte sie ihm jetzt öfters als sie zählen konnte aufgezwungen, aber er hatte nie selber danach gefragt. Ihm ging es wirklich schlecht, wenn er sie jetzt darum bat.

Er musste sich wahrlich erlaubt haben für Leopold irgendwelche echten Hoffnungen zu hegen und jetzt litt er darunter. Er schloss seine Augen und schüttelte kaum merklich seinen Kopf. „Ich will sie nicht enttäuschen. Nicht schon wieder.“

„Severus“, sagte Hermine mit einer Stimme, die sie immer für Ron und Harry reserviert hatte, damit sie ihre Hausaufgaben machten. „Denk dran, ein Mann, der Freunde hat, ist kein Versager. Du hast uns und wir geben nicht auf und wir werden nicht zulassen, dass du aufgibst. Wir werden ihn finden. Wir werden ihn retten. Das verspreche ich dir.“

„Mach keine Versprechen, die du nicht halten kannst.“

Hermines Blick wurde hart. „Ich halte immer meine Versprechen.“

Dann flog plötzlich die Tür auf und unterbrach ihren kleinen Streit. Sie sprangen auf und zielten ihre Zauberstäbe auf die offene Tür. Severus schob Hermine instinktiv hinter sich. Sie brauchten lediglich den Bruchteil einer Sekunde, um zu erkennen, wer da stand und was passiert war, aber Severus und Hermine kamen es wie Jahre vor.

Dort stand Leopold Clairemont, sein Gesicht und seine Haare waren dreckig und zerzaust, und er klammerte sich an die Hand eines dürren, dürftig bekleideten Mädchens, welche sich genauso an ihn klammerte. Sie sah verängstigt und erleichtert zugleich aus, ihre Tränen hatten ihren ganzen Mascara über ihre blassen Wangen verteilt. Es war sie, die ältestes der Rosier-Geschwister. Brigita.

Hinter ihnen stand ein ausgemergelter Draco Malfoy.

Eine Feder hätte Severus und Hermine umhauen können.

Leopold und Severus starrten sich beide an.

„Es tut mir leid!“, weinte Leopold und umfasste seine Schwester so feste, als wenn einer der Erwachsenen sie stehlen würde, sollte er sie loslassen. Jegliche Wut, die er diesem Mann gegenüber für sein Geheimnis gehegt hatte, war wie weggeblasen, als er über die Sicherheit seiner Schwester nachdachte. Dafür würde er auch seinen Stolz hinunterschlucken und keine Erklärung verlangen, wenn es bedeutete, Brigita wäre in Sicherheit. „Ich habe herausgefunden, wo sie war und zu was man sie gezwungen hatte und ich musste sie einfach dort herausholen. Sie haben sie nicht gerettet, also musste ich es. Ich konnte sie dort nicht einfach lassen. Es tut mir leid!“ Er schluchzte jetzt und umklammerte seine Schwester nur noch fester.


Sobald der Mann disappariert war, war Leopold auf seine Knie gefallen, hatte seinen Kopf umfasst und versuchte die Tränen, die drohten auszubrechen, aufzuhalten. Dieser Mann war seine letzte Hoffnung gewesen. Mit ihm verschwunden, hatte er jetzt niemanden mehr. Niemand dieser Männer, die dort ein und ausgingen, würden ihm jemals helfen – sie waren es, die Brigita verletzten. Und Leopold konnte selbst nicht hineingehen. Er konnte ihr keine Nachricht zukommen lassen und aus irgendwelchen Gründen konnte Brigita nicht von alleine von dort verschwinden. Er hatte auch keine Ahnung, wie weit entfernt der Grimmauldplatz war und ihm war es nicht möglich seine Freunde oder Snape oder jemand anderen aus dem Haus zu kontaktieren.

Er fühlte sich hilflos und erbärmlich und schwach und klein.

Er hatte versucht ein Held zu sein und war jämmerlich gescheitert.

Was konnte er jetzt noch tun?

Das laute Knallen einer Apparation brachte ihn wieder zu sich selbst. Er stand auf, wirbelte wild herum, um zu sehen, wer es war. Erleichtert schrie er bei dem Anblick auf.

Der blonde Mann stand vor ihm und hielt eine dürftig bekleidete und sich wehrende Brigita fest in seinen Armen.

„Lass mich los!“, kreischte sie den Mann an und schlug ihn mit ihrer freien Hand. Der Mann stand einfach nur ausdrucklos, regungslos da, als ob sie gar nicht anwesend wäre.

„Brigita!“, rief Leopold. Bei dem Klang ihres Namens drehte sich Brigita um und sah ihren Bruder. Jetzt erst schrie auch sie erleichtert auf, bevor sie sich aus dem Griff des Mannes befreien konnte und sich in die Arme ihres kleinen Bruders warf. Selbst wenn er so klein jetzt auch nicht mehr war. Er war bereits größer als sie, wenn auch nur um ein paar Zentimeter. Jahre der Unterernährung und Misshandlung hatte maßgeblich in ihr Wachstum eingegriffen. „Oh Gott“, schluchzte sie und sie klammerte sich so fest an ihn, wie auch anders herum. Sie hatten sich jetzt seit beinahe zwei Jahren nicht mehr gesehen.

Leopold zog sich etwas zurück, um seine Schwester zu betrachten. Sie trug kaum irgendwelche Kleidung, ein blaues Auge zeichnete sich auf ihrer rechten Gesichtshälfte ab, welches noch nicht einmal ein Zauber verbergen konnte und sie war so unglaublich dünn. Ihre Haarfarbe war jetzt um mindestens drei Farbtöne heller als vorher und gelockt und toupiert. Sie zitterte, als ob sie seit Tagen nichts mehr gegessen hatte, ihre Haut hatte einen leichenblassen Ton angenommen, der vermutet ließ, sie hatte seit Monaten kein Sonnenlicht mehr gesehen. Ihre Augen waren aufgequollen und verschmiert von Mascara und Tränen und ließen sie wie einen Pandabären aussehen.

„Oh, Brigita“, seufzte Leopold, das Gewicht ihres schlimmen Zustandes lastete schwer auf seinen Schultern.

„Ich wollte niemals, dass du mich so siehst“, flüsterte sie beschämt.

Entschlossen schüttelte Leopold seinen Kopf und zog sie wieder zurück in seine Arme. „Ich bin nur froh, dich gefunden zu haben.“

„Du solltest nicht hier sein“, sagte sie. „Das hier ist ein gefährlicher Ort, an dem du leicht verletzt werden kannst. Und ich bin nicht mehr der Mensch, den du kanntest. Sie werden schon bald bemerken, dass ich verschwunden bin und ich kann nicht zulassen, dass sie auch dich finden. Sie werden mich sicherlich bestrafen, aber ich werde nicht zulassen, dass sie auch dir das antun. Ich gehöre jetzt hier her, an… diesen Ort.“ Ihre Stimme war gefüllt mit Resignation.

Wild schüttelte Leopold mit seinem Kopf und er umfasste sie so fest, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam. „Du gehörst zu mir, Brigita“, flüsterte er. „Du gehörst zu mir. Und in dieser Welt müssen wir zusammen sein. Nicht hier, nicht an solch einem Ort. Hierher gehören wir nicht. Du gehörst nicht hier her. Das ist nicht länger dein Leben. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir weiterhin wehtun. Niemals mehr.“

Brigita schnaubte lachend. „Wo sollen wir denn hingehen?“, fragte sie ihn und spielte mit, obwohl sie auch neugierig war.

„Nach Hause“, sagte Leopold. „Ich werde dich nach Hause bringen.“

„Wo ist das? Das Waisenhaus?“

„Nein“, sagte er. „Unser richtiges Zuhause, bei unserer Schwester Ermengarde. Ich bringe dich nach Hause.“

Beide sahen jetzt in die Richtung des blonden Mannes, der Brigita gerettet hatte. Er schien sich ziemlich unwohl zu fühlen, offenbar war er sich bewusst, wie er etwas Privates beobachtete.

Leopold ließ von seiner Schwester ab, vertraute darauf, dass sie noch immer dort sein würde, wenn er zu ihr zurückkam, und konzentrierte sich auf den Mann. „Sir, ich… ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Was Sie getan haben…“

Der Mann schüttelte seinen Kopf. „Ich bin kein verdammter Held“, murmelte er. „Also verwandle mich nicht in einen.“

„Wir müssen sie nach Hause bringen“, sagte Leopold. „So wie Sie mit ihr appariert sind… könnten Sie es noch einmal machen? Mit uns beiden?“

Der Mann zögerte, bevor er nickte. „Ja“, sagte er. „Wo müsst ihr hin?“

„Wir leben bei Mr. Snape“, sagte Leopold. Er wusste, es war ein Risiko. Snape hatte ihnen immer gesagt, sie sollten niemals erwähnen, dass er es war, der sich um sie kümmerte. Sagte, es sei zu ihrer eigenen Sicherheit.

Der Mann riss seine Augen auf. „Ach so… verstehe“, flüstert er.

„Sie kennen ihn?“

Der Mann nickte.

„Kennen Sie ihn schon lange?“

Ein weiteres Nicken.

„Sie sind Draco Malfoy, nicht?“

Nach einer Pause nickte er erneut. Ohne ein weiteres Wort umfasste Leopold seinen Arm und streckte seine andere Hand seiner Schwester entgegen, die sie bestimmt nahm. Schweigend disapparierten die beiden aus der Nockturngasse.


Severus war vollkommen fassungslos. Wie hatte er von Brigita erfahren und woher wusste er, wo sie gewesen war? Niemand hatte es ihm gesagt und niemand außer Longbottom hatte es in Hogwarts gewusst. Hatte er vielleicht einen der älteren Schüler belauscht? So musste es gewesen sein.

Schließlich setzte sich alles in seinem Kopf zusammen. Leopold Clairemont war aufgrund der vagsten Informationen über den Aufenthaltsort einer geliebten Person mitten in der Nacht aus Hogwarts verschwunden, hatte einen Thestral geritten, war über ganz England nach London geflogen, wo er dann die Nockturngasse gefunden hatte – einen Ort, den er vorher noch nie besucht hatte – und hatte das versteckte Bordell gefunden, in dem sich seine Schwester befand. Dann hatte er einen absoluten Fremden dazu gebracht hineinzugehen und sie herauszuholen und der hatte sie dann zurück zum Grimmauldplatz gebracht. Er hatte mit niemandem gesprochen, sich keine Bestätigung eingeholt, er hatte noch nicht einmal die paar Wochen bis zu den Ferien abgewartet, wo er so oder so in London gewesen wäre, und er hatte nicht um Hilfe gebeten.

Es war verrückt. Es war riskant. Es war gefährlich. Es war verdammt bescheuert.

Merlin, wenn der Junge kein verfluchter Gryffindor durch und durch war.

Ohne ein Wort ließ Severus seinen Zauberstab fallen und stürmte hinüber zu den Rosier-Geschwistern.

„Ich konnte sie nicht einfach dort lassen“, schluchzte Leopold weiterhin, flehte Severus an. „Ich konnte sie nicht dort lassen.“

Für einen Moment stand er direkt vor ihnen, sein Blick fuchsteufelswild, bevor auf seine Knie fiel und sie in seine Arme zog.

Sie schlangen sich um ihn und die Drei hielten sich einfach nur, ihre Körper erzitterten an Ort und Stelle.

„Ich bin so unglaublich wütend auf dich“, sagte er mit leiser und tödlicher Stimme.

„Ich weiß“, erwiderte Leopold kleinlaut. Er zog sich zurück und sah Severus direkt an. „Sie werden sich doch jetzt um sie kümmern, oder nicht? Sie haben sich auch schon vorher um sie gekümmert. Sie war damals bei Ihnen sicher. Sie müssen sich jetzt um sie kümmern. Sie kann nicht wieder dorthin zurückgehen. Sie braucht Sie. Bitte. Bitte kümmern Sie sich wieder um sie.”

Er sah mit demselben flehenden Blick hinüber zu Hermine. „Sie beide müssen sich um sie kümmern.“ Dann konzentrierte er sich wieder auf Severus. „Sie werden sie nicht wieder dorthin zurückschicken, oder? Sie werden es nicht machen, weil Sie jetzt wütend auf mich sind, oder?“ Leopold plapperte jetzt und er wusste es. Das Schweigen war einfach zu viel. Wenn er nur weiter redete, weiter flehte, so zusammenhangslos seine Worte vielleicht auch waren, würde Brigita nirgendwo hingehen.

Wenn er sie rausschmiss, dann schmiss er auch Leopold raus. Er würde die Schule verlassen, Arbeit finden, etwas tun, irgendwas tun, um zu verhindern, dass Brigita wieder dorthin zurückkehren musste. Er war jetzt der Mann in der Familie. Er würde sie beschützen. Sie war es das wert.

Mit belegter Stimme flüsterte Severus: „Bring deine Schwester nach oben. Ermengarde wartet dort auf dich.“

Daraufhin riss er seine Augen auf und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als Leopold nach der Hand seiner Schwester griff und sie hinter sich herzog. Das Mädchen war nervös, sah weder Severus noch Hermine direkt an. „Schon gut“, flüsterte Leopold. „Du bist jetzt sicher. Er wird sich wieder um dich kümmern, genau wie früher. Du musst dich jetzt nicht mehr fürchten. Niemand wird dir mehr wehtun, er wird dafür sorgen. Das hatte er doch immer getan. Komm schon.“

Er führte seine Schwester die Treppen hinauf.

Hermine blickte dann zu dem Mann, der sich bisher nur einmal in diesem Haus befanden hatte, nachdem sie ihn, in ihrem Versuch ihn zu retten, hierher appariert hatte.

„Malfoy, hast du…?“ Hermine verstummte, als die Gefühle sie übermannten. Er hatte eine von ihnen gerettet, von diesem schrecklichen Ort befreit, da war sie sich ganz sicher. Sie wusste es, sie wusste, er war nicht gefährlich.

Ohne einen weiteren Gedanken schlang sie ihre Arme um seinen schmutzigen, geschwächten Körper. Sie wusste, er hasste jede Sekunde davon, aber das war ihr egal. „Danke“, wisperte sie mit belegter Stimme. „Vielen, vielen Dank.“

Malfoy räusperte sich und drückte sie von sich, als er seinen Blick abwandte. „Ich erinnere mich an Brigit Rosier. Sie war ein so kleines Ding gewesen. Hatte ihren Vater vergöttert.“

„Aber wie?“

„Madam Lyudmilla schuldete meinem Vater einige Gefallen.“ Er starrte hinunter auf den Boden. „Er war derjenige, der ihr das Ministerium vom Hals gehalten, das Schweigen anderer gekauft hatte, ihr versteht schon. Wegen ihm konnte sie ihr Geschäft weiterführen und all die Freiheiten, die sie jetzt genießt, sind nur wegen ihm. Sie zahlte es ihm zurück, in dem er und ich nach Wunsch in ihr Geschäft und mit einem Mädchen an unserem Arm wieder hinaus apparieren konnten. Sie hat es offenbar nie aufgehoben, da sie uns beide vermutlich für tot hält. Jeder weiß, mein Vater ist tot und viele vermuten das auch von mir. Ich schätze, auf viele Weisen bin ich das sogar. Jedenfalls vermute ich, wird es eine Weile dauern, bis sie bemerkt, dass Brigita verschwunden ist und auch nicht mehr zurückkehren wird. Ich habe den Mann, der bei ihr war mit einem Verwirrungszauber belegt und ihn hinausgeschickt. Lyudmilla wird wahrscheinlich vor morgen früh nicht nach ihr sehen.“

Hermine öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, aber Malfoy fiel ihr ins Wort, bevor sie überhaupt bereit war.

„Die anderen…“

„Könntest du?“, fragte Hermine hastig, bevor sie es sich noch anders überlegte und anfing darüber nachzudenken.

„Weißt du, wo sie sind?“

Malfoy nickte erneut.

„Zimmer eins, drei, fünf, acht, fünfzehn, sechszehn. Du weißt, wo sich dieses Haus hier befindet“, sagte Severus bestimmt.

Malfoy nickte und ging zur Tür, um zu disapparieren.

„Draco“, wiederholte Severus. Malfoy drehte sich herum. „Du weißt, wo sich dieses Haus hier befindet.“

Die Bedeutung hinter den Worten seines ehemaligen Hauslehrers verstehend, nickte Malfoy erneut und drehte sich abermals um.

Hermine zog Severus in ihre Arme. „Wir haben’s geschafft – wir haben endlich einen Weg gefunden, sie dort herauszuholen, ohne sie zu verletzen oder deine Vormundschaft aufs Spiel zu setzen!“ Sie begann schwer zu atmen, als die Gänze der Situation sie erfasste. „Es sei denn… Malfoy…“ Sie zog sich zurück und sah ihren Verlobten an. „Oh Gott, Severus, was wenn er dafür in Schwierigkeiten kommt? Was, wenn sie ihn verhaften?“

Sie schluckte schwer. „Was, wenn er sich selbst opfert, um sie zu retten?“

Severus löste sich aus ihrer Umarmung. „Das wird nicht passieren.“ Er nahm seinen Mantel aus dem Flur und ging ebenfalls zur Haustür.

„Wo gehst du hin?“

„Sicherstellen, dass es nicht so weit kommen wird.“

„Wie?“

„Vertrau mir.“

„Geh nur keine unnötigen Risiken ein! Wie du bereits gesagt hast, du könntest deine Vormundschaft für sie aufs Spiel setzen.“

„Die Prinzessin von Gryffindor warnt den Hauslehrer von Slytherin vor Risiken und den Nutzen der Selbsterhaltung?“

Sie knurrte. „Mach nur nichts Dummes, Severus Snape! Wir schulden ihm alles, aber ich werde nicht zulassen, dass du das, was wir hier geschafft haben, riskierst.”

Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste ihre Stirn. „Werde ich nicht.“


*~*~*~*



Als plötzlich zwei Silhouetten in der Tür standen, schoss Ermengarde in eine sitzende Position. Sie sahen vertraut aus. Zu vertraut. So vertraut, dass es nicht stimmen konnte und ein Traum sein musste.

Sie rieb sich in der Erwartung, die Erscheinung würde wieder verschwinde, ihre Augen. Das tat sie nicht.

Dann klärte sich ihre Sicht und ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und sie rief mit ihrer winzigen Stimme nach den beiden Menschen, die unmöglich gerade in ihrem Zimmer stehen konnten.

„Leo?“, blinzelte sie wild, ihre kleinen Augen füllten sich mit Tränen. „Britiga?“

Ein Schluchzen ertönte und plötzlich klammerten sich die Rosier-Geschwister inmitten des dunklen Zimmers auf dem Boden aneinander. Sie hielten sich und weinten für all die Zeit, die sie verloren hatten und der Erleichterung sich endlich wieder in den Armen halten zu können, die Überreste ihrer Familie letztendlich wieder vereint.

Luna stand im Durchgang, ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen, als sich Neville hinter sie stellte, seine Hände auf ihre Schultern legte und sie gemeinsam die Wiedervereinigung beobachteten.

„Ich werd’s Minerva wissen lassen“, flüsterte Neville seiner Freundin zu und küsste sie auf ihre Schläfe. „Mal sehen, ob ich sie noch abfangen kann.“

„Bleib bei mir“, wisperte Luna, als sie die enorme Tragweite der Situation wie aus dem Nichts traf. „Nur noch für einen Moment.“

Neville drückte ihre Schultern. „Okay“, murmelte er.

Luna lächelte. „Alles wird wieder gut, Neville“, sagte sie. „Ich kann es fühlen.“


*~*~*~*




Zielstrebig glitt Severus durch die nebelige Gasse, seine Schritte genauso ernst und geschwind wie zu seiner Zeit als Lehrer.

Das würde jetzt äußerst feines Fingerspitzengefühl benötigen. Das war die goldene Chance, von der er geglaubt hatte, er würde sie niemals haben und er sollte verdammt sein, wenn er das hier jetzt vermasselte. Daher atmete er einmal tief durch und sammelte sich. Es war nicht wie bei den anderen Malen. Er würde das nicht wieder ruinieren. Bei den kleineren Kindern konnte man mit jedem weiteren verstreichenden Tag Fortschritte erkennen, der eine, der gerade in Hogwarts war, ist nicht durch Schikane und Gewalt davongetrieben worden (obwohl bis jetzt noch nicht klar war, ob er wieder zurück durfte, aber darüber würde sich Severus später Gedanken machen), er hatte zum ersten Mal in seinem Leben – schluck – eine Gruppe von loyalen Freunden und er befand sich einer bedeutungsvollen, auf Gegenseitig beruhende Beziehung. Er war verlobt und bald verheiratet, Herrgott noch mal! Alles, was vor einem Jahr noch unmöglich erschien, hatte er jetzt erreicht.

Wer konnte schon sagen, dass er das, was er eigentlich schon als einen Wunschtraum abgeschrieben hatte, nicht doch wiederholen konnte? Wer konnte schon sagen, dass er nicht doch ein Risiko eingehen könnte und es würde sich auszahlen? Wer behauptete, seine Zweifel und Ängste würden weiterhin ihn und seine Entscheidungen kontrollieren?

Nicht ihn. Nicht mehr. Dieser Teil war jetzt tot, verschwunden, von einem sanften, blauen Licht davongewaschen. Es war vorher bereits ein enormes Risiko gewesen. Und das war es immer noch. Da hatte er nie gelogen. Die schlichte Annahme, er könnte die Mädchen unbemerkt ohne irgendwelche nachhaltigen Auswirkungen dort herausholen, was wirklich sehr, sehr schwer war, da diese Einrichtung gegen Portschlüssel und Apparation geschützt war – er hatte bereits beide Varianten vor Jahren ausprobiert – war einfach nahe zu unmöglich. Wächter hielten ihn davon ab die Mädchen einfach durch die Tür hinauszutragen. Er hätte nicht nur seine Position im Waisenhaus riskiert, sondern später auch seine Vormundschaft. Beide Stellungen waren zu kostbar, um sie mit solch einem Hochmut zu behandeln.

Sich dann letzten Endes für eine der Gruppen zu entscheiden, hatte ihn sehr viel gekostet. Es war für ihn das erste Mal gewesen – jemanden zu opfern, um einen anderen zu retten, sehr wohl wissend, er konnte beide nicht retten. Er betete (er betete niemals), er würde es nie wieder tun müssen.

Dracos Fähigkeit in das Bordell hinein und wieder heraus zu apparieren war ein Segen, von dem er nicht einmal gewagt hatte, zu träumen. Wenn Draco all dies unbemerkt schaffte, dann konnte Severus zumindest dafür sorgen, dass er in Sicherheit war.

Er könnte sich selbst dafür treten, den verdammten Jungen nicht schon vorher aufgesucht zu haben.


*~*~*~*



Harry war mit einer schiefen Brille durch den Kamin gerannt, sein Haar komplett durcheinander und sein falsch zugeknöpftes Hemd war mit Babyspucke beschmutzt. Hermine hatte ihn mit diesen Neuigkeiten aus seinem Schlaf gerissen.

„Er ist zurück? Wo?“

„Oben, bei seinen Schwestern.“

„Schwestern… Mehrzahl?“

Hermine nickte. Harry zitterte und schlang seine Arme um seinen Körper. „Oh Gott“, flüsterte er mit gebrochener Stimme.

„Ich weiß.“

Ein lautes Knallen ließ beide mit gezogenen Zauberstäben zu der offenen Tür herumwirbeln. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien Draco Malfoy mit einem dürren, blonden Mädchen in seinen Armen. Es war Valentina Rookwood, eines der Mädchen, welches sie bei ihrem Besuch im Bordell gesehen hatten. Mit einem Nicken rannte Malfoy wieder hinaus und ließ das Mädchen dort zitternd stehen, wie sie versuchte, sich mit ihren Armen zu bedecken. Sie war nicht unbedingt nackt, aber sonderlich viel fehlte nicht mehr.

„Valentina?“, fragte Hermine vorsichtig und blieb an Ort und Stell stehen, um das Mädchen nicht noch weiter zu verängstigen. „Ich bin Hermine, kannst du dich an mich erinnern? Wir haben uns…“ Vor fast einem Jahr? „… getroffen. Wir sind Freunde von Severus Snape, das hier ist sein Haus. Du bist jetzt sicher. Du musst niemals mehr dorthin zurückkehren.“

Das Mädchen fiel schluchzend und kopfschüttelnd auf ihre Knie. Natürlich erinnerte sie sich nicht an sie. Nicht nur war es bereits viel zu lange her, Harry und Hermine hatten sich damals getarnt, um selbst nicht erkannt zu werden. Sie hatten nicht ihre richtigen Namen benutzt. Sie hatten vor ihr nicht ein Wort gesprochen.

Selbst wenn sie sie erkannte, waren sie doch Fremde für das Mädchen. Valentina war von einem fremden Mann aus ihrem Bett gezogen und an einen fremden Ort gebracht worden. Sie wusste nicht, ob sie sicher war. Sie hatte keinen Grund, es zu glauben.

Harry und Hermine tauschten einen Blick aus und kamen beide zeitgleich zur selben Entscheidung. Bis Severus wieder zurück war und den Mädchen verständlich machte, dass sie jetzt sicher waren, würden sie die Mädchen gegen ihren Willen hier behalten müssen. Und das müssten sie erreichen, ohne sie noch weiter zu verängstigen. Damit hatten sie den Rest der Nacht alle Hände voll zu tun.



*~*~*~*




Severus stand Auge in Auge mit der Madam der Nockturngasse. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren; es gab Wachen, die er sehen konnte, aber noch viel wichtiger, befanden sich hier Wachen, die er nicht erkennen konnte. Glücklicherweise hatte er viele Jahre damit verbracht gewisse Zauber zu lernen, für die er keinen Zauberstab mehr brauchte. Einer, an dem er sehr häufig gearbeitet hatte, war ihm immer sehr gelegen gekommen, ein stabloser, wortloser Verwirrungszauber.

Der Zauber war mehr als nur ein einfacher Verwirrungszauber; vielmehr eine gezieltere Form der Legilimentik, der zusammen mit einem Verwirrungszauber arbeitete. Es war nicht direkt ein Imperio; das Ministerium hatte jetzt die Möglichkeit jeden einzelnen Unverzeihlichen zu verfolgen, und wenn Severus es versuchen würde, dann wäre im Nu von Auroren umzingelt und er konnte sich seine Vormundschaft abschminken. Das wäre das Geringste seiner Sorgen. Diese Art von Zauber kombinierten die beiden lediglich. Wie bei einem Confundo war das Ziel verwirrt und wurde dadurch anfällig für Anregungen. Kombiniert mit Legilimentik, was einer Person den Zugriff auf Erinnerungen und Gedanken und Gefühle ermöglichte, konnten auch zeitgleich falsche Tatsachen projiziert werden. Dadurch wurde der Verstand eines Menschen vollkommen über den Haufen geworfen. Der Legilimentor hatte dann nur wenige Sekunden, um diesen Vorteil auszunutzen, damit er neue Erinnerungen mit den bereits vorhandenen vermischen konnte.

Der Verstand einer Person, der mit dem Confundo belegt worden war, war wie eine Schachtel, die man gerade durchgeschüttelt hatte – alles ist vollkommen durcheinander und aufgewühlt, aber es ordnete sich auch recht schnell wieder. Ein gut erfahrener Legilimentor konnte in dieses Durcheinander, in der Zwischenzeit, wo sich das Durcheinander noch nicht geordnet hatte, falsche Erinnerungen einbauen und er konnte sie so legen, dass sie sich echt anfühlten. Es musste schnell gehen, während die Person noch unter dem Verwirrungszauber stand, bevor sich der Verstand wieder klärte, er musste sichergehen, dass der Verstand die Erinnerungen nicht als falsche abstieß, sondern sie als echte akzeptierte.

Ein guter Zauberer schaffte dies auf eine Weise, wo sich die Person nur leicht verwirrt fühlte. Ein guter Legilimentor konnte es, und die Person hätte lediglich leichte Kopfschmerzen.

Ein Legilimentor nach Severus’ Kaliber jedoch schaffte es, ohne dass es bemerkt werden würde.

Es hatte immerhin vor all den Jahren bei Mundungus Fletcher funktioniert, als er ihn in einer überfüllten Muggel-Kneipe verwirrt hatte, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hatte es ohne seinen Zauberstab getan und dadurch hatte er Harrys Leben gerettet, genau wie ziemlich jedes andere Leben in dieser Mission, bis auf den Anführer. Daher würde es sicherlich bei Madam Lyudmilla funktionieren. Das musste es. Ein Scheitern war heute Abend keine Option. Der Einsatz heute war mindestens genauso hoch, wie damals bei Mundungus.

Durch Ausprobieren hatte er herausgefunden, dass der Verstand viel empfänglicher für Manipulationen war, wenn die falschen Erinnerungen in vergangene Ereignisse eingebaut wurden, als zukünftige Vorstellungen. Zukünftige Gedanken einzuschleusen hatten vielleicht bei einem willensschwachen Mundungus Fletcher funktioniert, aber bei Lydumilla würde er damit scheitern.

Wenn er es richtig machte, dann würde Lyudmilla denken, sie hätte die Mädchen bereits gehen gelassen. Die List wäre komplett, wenn die Mädchen, bis er fertig war, bis dahin verschwunden waren. Das würde sie dann ganz einfach den Wachen erzählen. Sie würden sie nicht hinterfragen. Das hatten sie nie getan. Solche Menschen machten es nie.

Wenn er Lyudmilla überzeugen konnte, dass sie sich bereits dazu entschieden hatte, die Mädchen gehen zu lassen, während Draco sie dort rausholte, dann könnte es gerade so funktionieren. Die Mädchen wären endlich draußen und Draco wäre auch in Sicherheit.

Vor zwei Wochen hätte er es nicht riskiert, er hätte es nicht einmal versucht. Aber jetzt, nachdem Leopold den ganzen Weg nach London geflogen war, um Brigita zu retten, nachdem er aufgrund eines blauen Lichtes und einem geflüsterten Echo seiner Geliebten bis nach Australien appariert war, nachdem er sie sprichwörtlich von Sydney aus zurückgeflogen hatte, nachdem die Stimme, die ihn sein ganzes Leben lang gequält hatte, aus seinem Kopf vertrieben worden war… entschied er, das Risiko war es wert. Alles andere hatte heute auch funktioniert.

Sein Blick bohrte sich in den ihren, als er sich über den Tresen beugte, während sie ihn mit einem leeren Blick und dummen Grinsen anstarrte. Wenn er seinen Zauberstab zog, würden sich die Wachen auf ihn stürzen. Vielleicht sprach er sie ungeniert an oder flirtete sogar mit ihr. Er hatte es bereits in der Vergangenheit getan. Damit würde er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Hoffte er zumindest.


*~*~*~*



„Denk dran, ein Mann, der Freunde hat, ist kein Versager“, ist ein Rat des Engels Clarence an George Baily in Ist das Leben nicht schön. Es ist eine Lehre, die Severus wohl in dieser Geschichte lernen musste. Kein Mensch ist eine Insel und zusammenzuarbeiten ist effektiver als alleine zu arbeiten.

Als nächstes: Wird Severus‘ Plan bei Lyudmillas scharfen Verstand funktionieren? Und was geschieht mit Draco?


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Wie genau ich auf das Denkarium, eine Verbindung von "denken" und "Aquarium" gekommen bin, lässt sich schwer rekonstruieren, das geschieht nur zum Teil bewusst, manchmal muss man drüber schlafen. Aber in diesem Fall bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Klaus Fritz