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Fanfiction

Just to be - Denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut

von Xaveria

*~* Denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut *~*



Sein Blick bohrte sich in den ihren, als er sich über den Tresen beugte, während sie ihn mit einem leeren Blick und dummen Grinsen anstarrte. Wenn er seinen Zauberstab zog, würden sich die Wachen auf ihn stürzen. Vielleicht sprach er sie ungeniert an oder flirtete sogar mit ihr. Er hatte es bereits in der Vergangenheit getan. Damit würde er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Hoffte er zumindest.


Es musste etwas Glaubhaftes sein und mit einer passenden Anregung; andernfalls würde Lyudmillas Verstand die Erinnerung als falsch abstempeln und Severus würde unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich, Draco und die Mädchen ziehen. Hierfür würde er keine zweite Chance bekommen. Er musste die Erinnerungen einpflanzen und sie mussten überzeugend sein, bevor ihr Verstand sie abstieß und kein weiterer Einfluss mehr möglich war. Er musste auch fertig werden, bevor Draco mit seiner Aufgabe abgeschlossen hatte. Wenn er versagte, oder Draco irgendwann während seiner Aktion erwischt wurde, dann wäre alles verloren. Er dankte Gott, dass die Zimmer mit Schweigezauber belegt waren. Er vertraute auch darauf, Draco würde vernünftig genug sein, jeden Klienten, der zurzeit anwesend war, entweder zu verwirren oder ihm die Erinnerungen zu nehmen.

Konzentriere dich, mahnte er sich selbst. Darüber musste er sich keine Sorgen machen. Das hier war eine Team-Aufgabe. Er würde seine Arbeit erledigen und auf Draco vertrauen. Anderen vertrauen. Einem Malfoy vertrauen. Eine Neuheit. Aber er hatte keine andere Wahl.

Severus’ Verstand raste, als er seine Aufgabe überdachte. Dieser Trick funktionierte am besten, wenn er Erinnerungen aus der Vergangenheit einpflanzte, anstatt Ideen oder zukünftige Handlungen. Es würde nur funktionieren, wenn die Mädchen bereits verschwunden waren. Und die Mädchen konnten nur entkommen, wenn Draco nicht dabei erwischt wurde. Er durfte Lyudmilla keinen Grund geben, alarmiert zu sein, wenn die Mädchen verschwunden waren. Wenn sie bereits in der Erwartung war, die Mädchen nicht mehr dort zu haben. Wenn sie nur glaubte, sie hätte sie bereits gehen gelassen.

Heute Abend gab es keinen Platz für Fehler.

Die Frau hielt die Mädchen trotz des ewig präsenten und dennoch unwahrscheinlichen Risikos aus zweierlei Gründen hier: Ihre Wirtschaftlichkeit und die Tatsache, dass das Ministerium in die andere Richtung blickte, wenn es um die Kinder von Todessern ging. Die Angestellten des Ministeriums wussten hierüber Bescheid. Viele von ihnen waren leider auch regelmäßige Kunden, im Austausch daran gebunden, zu schweigen.

Konnte er sie überzeugen, dass all dies auf dem Spiel stand?

Er lüftete seinen Kopf, sah sie eindringlich an und blickte in ihren Verstand. Er stellte es sich wie eine Schachtel vor, mit all den Erinnerungen und Gedanken, die wie kleine Würfel schön säuberlich nebeneinander gestapelt waren. Lyudmillas Verstand war gut organisiert und es war einfach für ihn zu sehen, wo sie ihre Erinnerungen und wo ihre Gedanken aufbewahrte. Das würde es etwas einfacher machen, selbst wenn nichts an dem ganzen Unterfangen wirklich einfach war.

Er lehnte sich gegen den Tresen und begann über belanglose Dinge zu reden und wartete darauf, dass sie ihn ansah. Als sie es tat, schlug er zu.

Dann lächelte er sie an – ein kokettes Lächeln – und schüttelte die Schachtel.

Confundus.

Die Gedanken und Erinnerungen in ihrem Kopf wirbelten in der Schachtel herum, wie die Buchstaben aus dem Boggle-Spiel, die man gerade feste geschüttelt hatte und durchs Severus‘ Manipulation fielen sie so, wie er es haben wollte. Während die Gedanken durch die Schachtel in ihrem Kopf rollten, platzierte er mit chirurgischer Genauigkeit falsche Erinnerungsfetzen in die entsprechenden Lücken. So, als wenn sie bereits geschehen wären.

Er fand ihre schlummernde Angst, die Mädchen könnten von den falschen Leuten entdeckt werden und daran krallte er sich fest und verschlimmerte diese Angst. Ermutigte sie. Verankerte sie mit den Erinnerungen, sowohl echte als auch falsche.

In ihren jüngsten Erinnerungen, in denen sie den Tagespropheten las, pflanzte er eine Erinnerung ein, in der es um einen Artikel über einen Ministerangestellten ging, gegen dem aufgrund von Sexhandel scharf vorgegangen wurde. Dann eine weitere, wie ein Bordell in einem Zauberdorf in Mittelengland geschlossen wurde, weil sie minderjährige Mädchen dort beschäftigt hielten.

Der Informant, welcher sie gewarnt hatte, dass ihr Bordell eventuell in Schwierigkeiten steckte, fiel neben eine echte Erinnerung, wo sie wieder einmal einen Regierungsangehörigen bestochen hatte.

Neben der Erinnerung, in der sie ihre Wächter bezahlte, fügte er ein Kommentar von einem von ihnen ein, in der die Wache meinte, den Ministeriumangestellten freie Leistungen anzubieten, erfülle einfach nicht mehr den Zweck. Shacklebolt stand unter Druck und musste an jemanden ein Exempel statuieren, und wenn Lyudmilla nicht vorsichtig war, dann wäre auch sie bald an der Reihe.

Er pflanzte die Erkenntnis, dass, falls die minderjährigen Mädchen gefunden wurden, es für sie Askaban bedeutete und all ihr Gewinn wäre zunichte und das Geschäft beendet, in ihren Kopf.

Sie wurden jetzt zu einer Belastung und waren kein Gewinn mehr. Sie musste tun, was für sie und ihrem Geschäft am besten war.

Er befahl ihr, die Kunden, die heute Abend hier gewesen waren, zu vergessen. Gottseidank war es heute eine ruhige Nacht und sie musste nicht sonderlich viel vergessen.

Sie sollte alle Unterlagen, die im Zusammenhang mit den Mädchen standen löschen und alle anderen Beweise vernichten.

Das letzte Mal, als sie sie zusammen in der Gruppe gesehen hatte, es war erst heute Morgen gewesen, dort sagte sie ihnen, sie sollten verschwinden, nie wieder zurückkommen und dann hatte sie ihnen noch ein paar Münzen in ihre Hände gedrückt und sie durch die Hintertür auf die Straße gesetzt. Sie hatte sie wirklich heute Morgen gesehen. Fachmännisch manipulierte er diese Erinnerung in das, was er sie glauben lassen wollte. Was sie glauben musste.

Und, selbstverständlich, würde sie vergessen jemals von Severus Snape gehört zu haben. Im Grunde sollte sie vergessen, dass er in dieser Nacht je hier gewesen war. Die Wächter würden nichts sagen; er war ein ziemlich regelmäßiger Kunde, dass seine Gegenwart hier, um etwas zu bereden, kein Misstrauen erwecken würde.

Die Schachtel hatte sich geordnet und Severus war zufrieden zu sehen, dass ihr Verstand die Erinnerungen nicht als falsch abstieß.

Es hätte niemals funktioniert, wenn die Mädchen nicht gleichzeitig dort herausgeholt worden wären. Es hätte nie funktioniert, wenn Apparation keine Option gewesen wäre. Es hätte nie funktioniert, wenn er die Mädchen aus der Vordertür hätte führen müssen. Es hätte niemals funktioniert, wenn die Mädchen nicht bereits verschwunden waren, wenn er mit ihr fertig war.

Es hätte niemals funktioniert, wenn Draco Malfoy nicht wieder in sein Leben gestolpert wäre.

Severus schritt durch die Tür hinaus in die Nacht. Er blickte hinauf zum Himmel und sandte ein schweigendes Stoßgebet des Dankes empor, dass er seinen Teil dieser Mission erledigt hatte. Er hoffte, Draco Malfoy würde ihn ausnahmsweise Mal nicht hängen lassen. Er hoffte, dies würde keine karmische Bezahlung für sein privates Glück nach sich ziehen. Jetzt lag nichts mehr in seiner Hand, jetzt würde das Schicksal entscheiden und so apparierte er zurück zum Grimmauldplatz.


*~*~*~*~*



Fünf Mädchen saßen zusammen auf dem Boden, eingehüllt in Decken, die Harry und Hermine für sie hergezaubert hatten. Sie umklammerten sich und betrachteten die Erwachsenen mit großem Misstrauen. Luna bereitete in der Küche Tee für sie vor und schickte die Tassen mit einer Zauberstabbewegung hinaus zu den Mädchen. Keiner der Mädchen hatte bisher ein Wort gesagt. Luna hatte Harry und Hermine angewiesen, sie nicht anzusprechen. Severus war die Person, bei der sie sich sicher fühlten. Sie sollten auf ihn warten.

Letztendlich apparierte der besagte Mann direkt in das Wohnzimmer, wo er augenblicklich von drei gezogene Zauberstäbe und den Schreien von fünf verzweifelten Mädchen begrüßt wurde. Die Zauberstäbe senkten sich, als sich die Mädchen in seine Arme warfen. Sie waren panisch und erleichtert zugleich; Draco Malfoy, an den sich noch viele der Mädchen aus dem Krieg oder sogar als Gast in ihrem Elternhaus erinnern konnten, war bei ihnen in die Zimmer appariert, Zimmer, in denen eine Apparation nicht möglich war, hatte sie am Arm gefasst und sie an einen fremden Ort appariert, wo sich fremde Menschen befanden. Er hatte ihnen gesagt, er würde sie zu Severus Snape bringen, sie würden dort wieder sicher sein, aber wie konnten sie nur darauf vertrauen?

Sie hatten sich zurückgezogen, die Angst und Sorge und Verwirrung und Erleichterung brach wie in einer erlösenden Explosion aus ihnen heraus, nachdem sie erkannten, sie befanden sich jetzt wirklich, wahrhaftig in Sicherheit, fern von diesem Ort und wieder in den beschützenden Händen von Severus Snape.

Irgendwie hatte er das Unmögliche geschafft. Er hatte sie befreit. Hatte sie zu sich nach Hause gebracht. Ohne jemanden dabei zu verletzen.

Zumindest bisher.

Als die Mädchen in seine Arme fielen und hemmungslos weinten, und ihn umklammerten, da schloss er erleichtert seine Augen. Er hatte gedacht, dieser Tag würde niemals mehr kommen. Er hatte aufgegeben, dass er jemals eintreten würde und irgendwann hatte er dann einfach aufgehört zu hoffen. Es war einfach viel zu schmerzhaft geworden.

Erst nach einer ganzen Weile waren die Mädchen so erschöpft, dass sie in einen tiefen Schlaf fielen. Da blickte er auf und sah, wie Hermine und Harry und Luna auf ihn hinabstrahlten. Sie waren nicht so dumm; es würde noch ein langer, schwerer Weg vor ihnen liegen. Die Traumata, die die Mädchen erfahren hatten, die Hölle, die ihr bisheriges Leben darstellte, war nichts, was man so einfach wieder ins Lot brachte. Es würde Jahre brauchen, um diesen Schaden wieder aufzuheben und es war durchaus möglich, dass manche von ihnen sich niemals davon erholten. Würden diese Mädchen, später in ihren Leben, jemals die sanfte und freudige Berührung eines Geliebten begrüßen können? Würden sie sich jemals sicher fühlen? Nur die Zeit konnte das sagen.

Sie hatten jetzt ihre Hände voll zu tun, alle von ihnen. Aber heute Abend war nicht der Zeitpunkt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jetzt erst einmal würden die Mädchen schlafen, zum ersten Mal seit Jahren friedlich und sicher.


*~*~*~*~*



„Wo ist Malfoy?“, flüsterte Severus, nachdem er sich von der Gruppe auf dem Boden befreit hatte. Als er sprach, wirbelte Harry seinen Zauberstab und die Couch verwandelte sich in ein Bett und dann duplizierte er es fünfmal. Dann ließ er vorsichtig die Mädchen zu den Betten schweben.

„Ich habe ihn ins Badezimmer geschickt, er stank ganz schrecklich“, sagte Luna. „Neville ist zurück nach Hogwarts, um mit Professor McGonagall zu sprechen, damit sie weiß, dass wir Leopold gefunden haben. Er meint, er wird versuchen mit ihr zu reden, ihr die Situation erklären, damit Leopold ohne Schwierigkeiten wieder zurückkehren kann.“

Severus schnaubte abfällig. „Vergebt mir, wenn ich meine Hoffnung nicht ganz so hoch setze.“

„Sei nett“, mahnte Hermine ihn.

„Seht mal, es war für uns alle ein sehr langer Tag“, sagte Harry, als er mit seinen Fingern durch seine Haare fuhr. „Können wir uns nicht morgen darüber Sorgen machen?“

„Wie unglaublich reizend es für Sie sein muss den Luxus zu genießen, einfach so Ihre Verantwortung für die unbestimmte Zukunft abzuwimmeln“, dehnte Severus aus Gewohnheit boshaft. „Während ich daran denken musste, unsere Spuren gut genug zu vertuschen, damit Lyudmilla mir nicht oder Malfoy oder den Mädchen ihre Hunde auf den Hals hetzen konnte. Sie sind technisch gesehen immer noch die Schützlinge des Ministeriums und darum müssen wir uns so schnell wie möglich kümmern. Ich denke, es wird relativ unwahrscheinlich sein, dass das Ministerium hier heute oder morgen vor der Tür stehen und nach meinem Kopf verlangen und die Mädchen von ihr fortschaffen wird, aber es befindet sich auch nicht im Bereich des Unmöglichen, dass sie sich plötzlich dafür entscheiden, ein Gewissen wegen der ganzen Sache wachsen zu lassen.“

„Es ist aber nicht so, als ob wir das heute Abend ändern können“, betonte Harry.

„Wir müssen allerdings bereit sein“, zischte Severus. „Immer--“

„Wachsam“, beendeten Harry, Luna und Hermine den Satz.

„Dann haben wir da immer noch Malfoy“, sagte Severus. „Wenn er jetzt auch hier bleiben wird, dann müssen wir dafür einen Plan haben. Wo bleibt er, in welchem Ausmaße, und so weiter.“

„Etwas, was wir auch ganz einfach morgen früh besprechen können“, protestierte Harry.

„Oh, um Himmels willen, Harry, wenn Sie so verdammt müde sind, dann gehen Sie nach Hause“, schnappte Severus.

„Und dann komme ich morgen wieder zurück, nur um mich Ihrem Zorn auszusetzen, weil ich euch mit all dem alleine gelassen habe? Ganz sicherlich nicht.“

„Dann halten Sie die Klappe. Und nehmen Sie einen Stärkungstrank, wenn Sie unbedingt einen brauchen. Ich habe etwas davon im Schrank.“

„Von mir aus gerne“, murmelte Harry, entschuldigte sich und stolperte hinüber zum Zaubertränkeschrank in der Küche, zu welchen alle der Erwachsenen im Haus jetzt Zugriff hatten.


*~*~*~*~*



„In Ordnung“, sagte Hermine jetzt im absoluten Planungsmodus, als Harry wieder zu ihnen zurückkehrte. Sie hatten ihr Gespräch nach oben auf den Dachboden verlegt, wo sie alles in Ruhe und ungestört durchsprechen konnten. Sie hatte sogar eine Pergamentrolle herbeigezaubert, um sich Notizen zu machen. „Wir müssen drei Dinge besprechen: Leopold und Hogwarts, das Ministerium und die Mädchen und Draco Malfoy.“

„Malfoy ist am einfachsten“, sagte Severus. „Er hat die Mädchen unter einem enormen persönlichen Risiko, aus Gründen, die ich noch nicht verstanden habe, hierher gebracht. Er ist nicht mehr er selbst und ich weiß nicht, warum er es gemacht hat. Ich weiß nicht, welche Auswirkungen seine Anwesenheit hier auf die anderen Kinder haben wird; die meisten kannten ihn oder haben ihn zumindest mal getroffen, als ihre Eltern noch lebten. Wie ich Hermine bereits in der Vergangenheit gesagt habe, einige der Kinder wissen, dass seine Familie verschont worden ist, während ihre Eltern bestraft worden sind, obwohl sie höher gestellt waren als die anderen. Zugleich ist er aber auch der Retter der älteren Kinder.“

„Du wirst ihn also nicht einfach rausschmeißen?“

Severus schüttelte seinen Kopf. „Nein. Nicht heute Nacht. Aber er wird keine komplette Bewegungsfreiheit in diesem Haus haben. Wir werden ihn erst einmal in der Bibliothek unterbringen, die Tür verschließen, damit er drinnen bleibt und morgen werde ich mich um ihn kümmern.“

„Um ihn kümmern?“

„Ich kann es immer noch schwer glauben, dass seine Motivation vollkommen selbstlos war“, sagte Severus. „Es ist selbstverständlich eine Möglichkeit, aber nicht etwas, was ich frei heraus bereit bin zu glauben.“

„Oh.“

Severus konnte sehen, wie Hermine die Punkte auf ihrer imaginären Liste durchging, während sie sich auf dem Pergament Notizen machte. „Hinsichtlich zu Leopold und Minerva hat Harry nicht ganz unrecht, da können wir heute Abend nicht mehr viel machen. Ich als sein legaler Vormund bin ich der Einzige, der zu diesem Thema mit Minerva darüber reden darf. In der Vergangenheit haben die, die davongelaufen sind, keine zweite Chance bekommen und durften nicht wieder zurückkehren. Jedoch glaube ich, in der Vergangenheit hatte sich weder Glastonbury noch das Ministerium wirklich für sie eingesetzt. Morgen werde ich mit ihr sprechen; hoffentlich hat Longbottom noch nichts ruiniert, so wie er so viele Dinge bereits in seinem Leben vermasselt hat und Minerva wird mir vielleicht noch zuhören. Der Junge ist ein Gryffindor, das sollte zu seinem Vorteil sein.“

Er wandte sich an Luna. „Wird er Sie kontaktieren, sobald er bei Minerva fertig ist?“ Luna nickte. „Dann holen Sie mich sofort, egal wie spät es ist oder wo ich gerade bin, holen Sie mich und lassen Sie es mich wissen.“

„Selbstverständlich.“

„Und die Mädchen?“, fragte Hermine.

Severus seufzte. Er hatte das schwierigste Thema für den Schluss aufbewahrt. „Das werde ich wohl kaum in einer Nacht oder Woche lösen können.“

„Können wir Sie nicht als ihr Vormund bestimmen?“, fragte Luna.

„Ich bin bereits von fünfzehn Kindern der legale Vormund und die legale Grenze liegt für gewöhnlich bei fünf“, sagte Severus. „Obwohl ich mir jetzt keine Sorgen darüber machen würde, ob das Ministerium nun seinen eigenen Gesetzen folgt oder nicht, wäre es dennoch ein Risiko. Ich habe einige Gefallen einfordern müssen, damit alle fünfzehn meine Schützlinge werden. Jetzt noch zu versuchen sechs weitere hinzuzufügen wäre schwierig und würde eindeutig meinen Einfluss, den ich im Moment habe, überschreiten.“

„Stände dann deine Vormundschaft für die anderen auf dem Spiel?“, fragte Hermine ängstlich.

Er seufzte. „Ja.“

Sie saßen alle schweigend da, bis Luna das Wort ergriff: „Dann sind Sie eben nicht mehr ihr gesetzlicher Vormund.“ Alle Köpfe wirbelten zu ihr herum. „Wir bewerben uns einfach als ihre legalen Vormünder und Sie können sich für die Mädchen bewerben.“

„Wir?“, fragte Severus verwirrt.

Luna nickte. „Ich wohne hier und könnte mich für fünf bewerben. Harry ist auf dem Papier noch immer der Eigentümer des Hauses, er könnte sich für fünf bewerben. Neville könnte einziehen und--“

„Aufhören“, unterbrach Severus sie, indem er seine Hand hob. „Ich werde keinem Plan zustimmen, der beinhaltet, mit Longbottom unter einem Dach zu leben.“

„Wollen Sie wirklich Ihrem irrationalen Hass ihm gegenüber Ihr Urteilsvermögen trüben lassen?“, fragte Harry besorgt.

Ja, dachte Severus. Das will ich.

„Höre nicht auf ihn“, sagte Hermine. „Ich denke, deine Idee ist großartig, Luna. Und Neville ist so oder so fast die ganze Zeit hier.“ Severus warf ihr einen scharfen Blick zu. „Oh, jetzt mach aber mal halblang, du weißt, dass es stimmt. Lass es uns doch offiziell machen. Für sie. Sie können noch immer hier leben, ihre Vormünder werden dann zwar offiziell andere sein, aber du gibst noch immer die Befehle.â€

„Hermine kann sich natürlich auch für sie bewerben“, sagte Harry. Hermine rutschte herum und wandte ihren Blick ab. Das war jetzt nicht unbedingt der beste Zeitpunkt, um sie über ihren und Severus‘ neuen Umstand zu informieren.

Severus seufzte. Er mochte den Gedanken nicht, seine legale Autorität auf jemanden anderen abzugeben. Es war nicht so, als ob er ihnen nicht trauen würde. Er vertraute ihnen vermutlich mehr, als er bisher irgendwem vertraut hatte.

„Das wird nicht einfach werden“, sagte Severus. „Es ist nicht fehlerfrei oder sicher. Es könnte noch immer die falsche Aufmerksamkeit von den falschen Leuten auf sich ziehen, es könnte abgelehnt werden…“ Er atmete einmal tief durch. „Aber ich stimme zu, es ist vermutlich die sicherste Option. Im Grunde, die einzige Möglichkeit.“

„Kann ich irgendwie helfen?“, fragte Harry. „Überhaupt? Ich könnte versuchen, meinen Einfluss etwas geltend zu machen.“

„Ihre Bescheidenheit demütigt mich, Harry, aber Sie erinnern sich sicherlich noch an unseren letzten kleinen Besuch im Ministerium und wir können auch nur so viel hoffen, selbst wenn Ihr Name mit im Spiel ist.“

„Das war jedoch etwas anderes“, sagte Harry. „Da ging es darum, wie das Ministerium in der Öffentlichkeit dasteht und auch aufgefordert wurde öffentlich etwas zu tun. Das… also das hier wäre wohl nicht ganz so öffentlich.“

„Das wird helfen, aber dennoch bin ich noch nicht ganz davon überzeugt“, gab Severus zu.

„Also würden Sie ihnen denn nicht einen Gefallen tun?“ Alle Köpfe drehten sich daraufhin zu Luna um. „Wenn Sie mal darüber nachdenken, die Mädchen sind für das Ministerium nur eine Belastung. Sie hassen sie so sehr, dass es ihre Lösung war, sie schlichtweg zu vergessen. Wenn Sie jetzt auf sie zugehen und ihnen anbieten würden, sie ihnen ‚von der Hand zu nehmen‘, wenn Sie so wollen, warum sollten sie diese Möglichkeit ausschlagen?“

„Weil trotz all diesen Unsinn bezüglich meiner Heldenverehrung, gibt es noch genug Menschen im Ministerium, die mich nicht so sehr schätzen und ich befürchte, sie würden es alleinig aufgrund meines oder ihren Namen wegen verweigern. Ganz besonders dann, wenn sich herumspricht, dass ich bereits für fünfzehn ihrer Sorte die Vormundschaft besitze.“

Da schoss Hermines Kopf nach oben. „Was, wenn du gar nicht mehr ihr Vormund bist, sondern etwas ganz anderes?“

Die anderen drei sahen sie verwirrt an. „Severus, Adoption und legale Vormundschaft werden von zwei verschiedenen Behörden im Ministerium geregelt.“

„Ja, aber erinnere dich, Hermine, du musst verheiratet sein, um zu adoptieren“, sagte Harry.

„Ja“, antwortete Hermine und blickte bestimmt zu Severus hinüber. „Musst du.“

Severus riss leicht seine Augen auf, als er ihre Bedeutung verstand. „Ja, musst du.“

„Also, warum sollte…“ Harry verstummte, als er es endlich verstand. „Oh.“

„Oh, wirklich“, sagte Luna ohne jegliche Überraschung in ihrer Stimme.

„Wart ihr beide… seid ihr bereits…?“, Harry verstummte erneut.

Hermine nickte. „Erst seit heute früh, kurz bevor wir nach Hause gekommen sind. Mit all der Aufregung nach unserer Rückkehr, erschien es irgendwie unwichtig. Aber jetzt haben wir nur noch einen weiteren Grund und dazu noch einen, es auch schnell zu tun.“

Sie nahm Severus‘ Hand und drückte sie. „Außerdem, wenn wir es schnell machen, dann kann mich keiner zu irgendwelchen scheußlichen Schaumgebäcken zwingen oder mich dazu bringen wie eine Muggel-Prinzessin herumzustolzieren.“

Severus sagte nichts, aber Hermine konnte seine Gedanken ziemlich einfach in seinen Augen lesen: Ich habe wahrhaftig die perfekte Person zum Heiraten gefunden.

„Steht das wirklich zur Debatte?“, flüsterte er.

„Dich so schnell zu heiraten? Selbstverständlich.“

„Nein, ich meine, eine Adoption.“ Er hatte zuvor noch nie darüber nachgedacht. Er hatte sich immer als ungeeignet betrachtet zu heiraten und nicht einmal in seinen Träumen hatte er daran gedacht, dass sich dies jemals ändern würde.

„Die Regeln sind anders als bei einer Vormundschaft“, sagte Hermine und zitierte die Informationen, als ob sie das Gesetz auswendig gelernt hätte, was auch der Fall war. „Vormundschaften werden von der Abteilung für Magische Strafverfolgung kontrolliert, Adoptionen von der Abteilung für Familienrecht. Die Zustimmungserfordernisse unterscheiden sich von denen einer Vormundschaft – frag mich bitte nicht, es auch wirklich zu verstehen.“

„Gibt es einen Weg all das zu beschleunigen?“

„Und da kommt Harry ins Spiel“, grinste Hermine frech. „Er hat eine Kontaktperson in der Führung für das Familienrecht.“

„Wer ist das?“

„Percy Weasley.“

Severus verzog sein Gesicht, wodurch die anderen auflachten. „Ich weiß, der weltbeste Trottel. Er steht tief in meiner Schuld“, sagte Harry, „und wenn ich vorbeikomme, um meinen Anspruch einzufordern, dann wird er sich mir nicht in den Weg stellen.“

„Was schuldet er dir?“, fragte Luna.

„Ich weiß rein zufällig, dass er erst in letzter Minute die Seiten gewechselt hatte, anstatt aus Loyalität zu seiner Familie oder dem Orden gegenüber. Der Kampf war im vollen Gange. Voldemort befand sich auf der Verliererseite und er glaubte, er befand sich nicht mehr auf der Seite der Gewinner, es sei denn, er würde wieder zum Orden überlaufen. Er stand hinter Voldemort und hatte ihn aktiv durch seine Arbeit im Ministerium unterstützt, damals, als es noch so aussah, dass er gewinnen würde. Dank mir, und ausschließlich mir, hat das Zaubergamot nie ein Wort davon gehört.“

„Woher wissen Sie all das?“, fragte Severus.

„Seine Trauer um Fred war echt“, antwortete Harry. „Und aus welchen Gründen auch immer, nachdem er sich auf der Beerdigung komplett betrunken hatte, hatte er sich dafür entschieden, mir all dies zu beichten.“

„Ich hatte ja keine Ahnung“, sinnierte Luna.

„Haben auch nur wenige. Was auch der Grund ist, warum ich solche nützlichen Informationen für Situationen wie diese in der Hinterhand behalte.“

„Wie außergewöhnlich Slytherin von Ihnen“, überlegte Severus.

„Was soll ich sagen, Sie färben einfach ab.“

„Sie denken, er kann die Regeln, was den ehelichen Status angeht, abändern?“, fragte Severus mit einem Stirnrunzeln, etwas verstimmt, dass man ihm vor einem Jahr, als diese Information äußerst praktisch gewesen wäre, nicht darüber informiert hatte.

„Er kann auch nur so viel für einen Mann machen, der fünfzehn Kinder adoptieren möchte. Aber für ein verheiratetes Paar, welches sechs Kinder adoptieren möchte, kann er wahrscheinlich was drehen.“ Harry zuckte mit den Schultern. „Es gibt einige Regeln, die er etwas ausdehnen kann, andere kann er brechen.“

„Wie es bei so ziemlich allen Dingen der Fall ist“, antwortete Severus. „Hat er wirklich das letzte Wort bei der Sache?“

„Ich könnte auch versuchen Kingsley etwas zu bereden, aber ja, in der Regel ist Percy derjenige, der in Bezug auf Adoptionen, Testamentsabschriften, Scheidungen, Eheschließungen und Ähnliches das letzte Wort hat.“

„Oh Gott, Percy wird derjenige sein, der uns ehelicht, nicht?“, erkannte Hermine. Nachdem Harry einen Moment darüber nachgedacht hatte, nickte er. Beide verzogen daraufhin ihr Gesicht und lachten dann auf.

„Oh, Severus“, lachte sie. „Die Opfer, die ich bereits für dich mache.“

Severus schenkte ihr ein halbes Lächeln, bevor er zum Sprechen ansetzte: „Dann frage ich mich allerdings, ob wir wirklich die Vormundschaften übertragen müssen.“

„Es wäre am sichersten“, hob Luna hervor. „Das Ministerium hätte dann weniger Grund die Adoptionen zu verbieten und Sie müssen sich keine Sorgen darum machen, dass sie irgendwann mit irgendeinem Vorwand hier auftauchen, um Ihnen die jüngeren Kinder wegzunehmen. Ich weiß, Sie hatten es das gesamte letzte Jahr im Hinterkopf gehabt.

„Ich schätze jedoch, die relevante Frage ist dann“, fuhr Luna fort, „ob Sie uns so weit vertrauen, dass wir sie von Ihnen übernehmen könnten?“

Das war die Frage, nicht wahr? Vertraute er ihnen so weit die richtigen Entscheidungen zu treffen? Die richtigen Dinge zu tun? Seinen Befehlen dennoch weiter zu befolgen?

Seine Antwort überraschte ihn.

„Ja“, flüsterte er und sah jeden direkt an. „Ja, das tue ich.“

„Dann haben wir für heute Abend alles geklärt?“, fragte Harry hoffnungsvoll.

„Malfoy ist noch immer im Badezimmer“, betonte Hermine.

„Dieser Schwachkopf ist mir immer noch ein Dorn im Auge“, murmelte Harry.

„Nach allem, was er für uns heute Abend getan hat?“, fragte Hermine ungläubig.

„Ich habe ein Baby und eine hochschwangere Frau, die mitten in der Nacht mit den seltsamsten Gelüsten aufwacht. Du hast ja keine Ahnung, wie wenig Schlaf ich bekomme.“

„Versuchen Sie mal mein Leben für nur eine Woche zu leben und sehen dann mal, wie sehr Sie Ihre Freizeit, die Sie jetzt haben, eigentlich genießen können.“

„Aufhören, ihr beide“, sagte Hermine und wollte das hier nicht noch in einen Ego-Wettstreit ausarten lassen. Die beiden waren jetzt vielleicht befreundet, aber keine würde sich die Chance entgehen lassen, den jeweils andern aufzuziehen und dafür war sie jetzt wirklich zu müde.

Sie drehte sich zu Severus um. „Du brauchst ein paar weitere Zauberstäbe, wenn Malfoy aus dem Badezimmer kommt, richtig?“ Severus nickte. „Also kann Harry sich unten auf die Couch legen, in die Nähe der Mädchen, sollten sie aufwachen und ihn brauchen und er könnte einspringen, sollte Draco irgendwas versuchen. Luna, du seist gesegnet, hat während meiner Abwesenheit hier die Stellung gehalten, und da wir nicht wissen, ob Neville nun in fünf Minuten oder fünf Stunden wieder hier sein wird, kann sie sich vermutlich auch etwas ausruhen.“ Hermine hatte Luna noch nie so dankbar gesehen. Dann wandte sie sich an Severus. „Ich werde bei dir bleiben, wenn Malfoy herauskommt.“

Er schüttelte seinen Kopf. „Du hast recht, Luna verdient hier mehr als jeder andere in diesem Raum etwas Schlaf. Du solltest auch zu Bett gehen, damit jemand unten bei den anderen Kindern ist. Ganz besonders für die Rosier-Geschwister, da werden wir vermutlich jemanden brauchen. Ich werde auf Malfoy warten, und wenn er herauskommt, werde ich Harry aufwecken und wir beide werden uns dann um ihn kümmern. Falls wir es nicht schaffen, bist du nur einen Patronus weit entfernt.“

Hermine nickte. „In Ordnung.“

Als sich die Gruppe für den Abend auflöste, griff Severus nach Hermines Handgelenk und zog sie für einen sanften Kuss zu sich heran. „Danke“, wisperte er gegen ihre Lippen. Es war vollkommen unangebracht für das, was er wirklich sagen wollte, aber es musste genügen.

Sie verstand es.


*~*~*~*~*



Severus verließ die Küche mit einer Tasse Tee, die er sich mit etwas Brandy versüßt hatte, und schlich hinüber in das Wohnzimmer. Malfoy war noch immer im Badezimmer (ohne irgendwelche Schwierigkeiten anzustellen; sein Patronus bewachte ihn) und die Mädchen schliefen noch immer auf ihren verwandelten Betten. Sie hatten Leopold gefunden und Hermine war wieder zu Hause.

Alles in allem, gar kein schlechter Tag.

Harry lag auf der Couch, nicht schlafend, trotz seines Getöses, wie müde er war. Er hielt eine Orange in seiner Hand und schälte sie langsam im Uhrzeigersinn, sodass die Schale einen langen Ringel bildete.

Severus konnte das leichte Lachen einfach nicht unterdrücken. Harry wirbelte zu ihm herum. „Was?“, fragte er.

„Lily hat das auch immer gemacht“, sagte Severus, durchschritt langsam das Zimmer zu dem Sessel neben Harry. „Mit den Orangen. Jeder in Hogwarts ließ die Schale immer einfach verschwinden, aber sie bestand immer darauf, es nach der Muggel-Art zu machen.“

Harry lächelte. „Ich habe dann immer das Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn ich es schaffe, sie auf einmal abzuziehen.“

Severus lächelte in sich hinein. „Das hat sie auch immer gesagt.“

„Hat sie sehr viele Orangen gegessen?“

Severus nickte. „Hat sie. Sie hatte immer eine in ihrer Tasche.â€

„Ich auch, zumindest seit dem Jahr im Zelt. Mangelernährung lehrt einen immer vorbereitet zu sein. Die hier habe ich mir von zu Hause mitgebracht.“ Harry betrachtete die Frucht in seiner Hand. „Praktisch, diese Orangen. Man braucht keine Verpackung, leicht aus der Großen Halle mitgehen zu lassen.“ Er löste ein Stück und schob es in den Mund. „Schmeckt köstlich.“ Er lächelte. „Ich bin froh, dass sie Orangen mochte.“

„Sie hatte einen süßen Zahn.“

„Hatte sie?

Severus nickte.

Harry drängte sein Glück etwas. „Was hat sie noch gemocht?“

Severus neigte seinen Kopf und schloss in Erinnerung seine Augen. Er antwortete Harry, und schon bald ließ er sich in die Erinnerung von Lily Potter ziehen, um die mit ihrem Sohn zu teilen.


*~*~*~*~*



Jemand (vermutlich Granger) hatte einen sehr starken Tergeo auf Draco Malfoys schmutzige Kleidung gezaubert. Er runzelte seine Nase bei diesem Gedanken. Er konnte das Schlammblut noch immer nicht leiden. Er hielt sie noch immer für minderwertig, hielt sie noch immer für nicht würdig, empfand sie noch immer als ekelerregend. Aber er wollte sie nicht länger auslöschen, hatte nicht mehr das Verlangen seine Gefühle diesbezüglich kundzutun, wollte nicht länger die Propaganda der Reinblütler verteilen. Sie sollten ihn einfach nur in Ruhe lassen.

Er zog sich an und zum ersten Mal seit einer sehr langen Zeit betrachtete er sein Spiegelbild. Mit seinen langen Haaren und seinem dünnen Gesicht sah er seinem Vater so unglaublich ähnlich.

Es machte ihn krank.


*~*~*~*~*



Severus hatte bereits vor einer ganzen Weile um sich und Harry einen Muffiliato gezaubert, da sie viel zu sehr lachten.

„Genau in den Brei?“, fragte Harry ungläubig, als er ausgiebig lachte.

„Ja!“, würgte Severus durch sein eigenes Lachen hervor. Er hatte ganz vergessen, wie oft er und Lily Petunia mit ihrer Magie gequält hatten, indem sie verschiedene Kreaturen herbeigezaubert hatten, die dann morgens immer aus ihrem Frühstück gekrochen kamen und hatten sie dann, sobald Mrs. Evans auftauchte, sofort wieder verschwinden lassen. Oh die Schwierigkeiten, die wir deshalb nie gehabt hatten…

Das Gelächter wurde abrupt unterbrochen, als sie den jungen, ausgemergelten Lucius Malfoy-Doppelgänger vor ihnen am Treppenabsatz stehen sahen. Severus stand auf, sein Gesicht die ausdrucklose Maske, die seinen ehemaligen Schülern so vertraut war. Harry stellte sich neben ihn, seine Hand legte sich um seinen Zauberstab, als sie beide den blonden Mann anstarrten.

Letztendlich riss Severus seinen Kopf in Richtung Küche und sowohl Harry als auch Malfoy folgten ihm. Er nahm den Platz an der Tür, wodurch er den einzigen Ausgang blockierte und deutete Draco an, er sollte sich gegenüber von ihm hinsetzen.

Harry setzte sich auf den Stuhl neben Severus, verschränkte seine Arme, nickte seinem ehemaligen Lehrer zu, und starrte Malfoy in seinem besten Versuch Severus’ vernichtenden Blick gleichzukommen, nieder.

Severus, der in dem Moment weder finster starrte noch seine Arme verschränkt hielt, rollte lediglich mit seinen Augen. „Um Gottes willen“, murmelte er.

Draco kreuzte ebenfalls seine Arme und starrte zurück. „Also?“

„Beruhigt euch, das hier ist kein Verhör“, sagte Severus und trat Harry unter dem Tisch gegen sein Schienbein, damit er aufhörte Draco anzustarren. Der Mann gegenüber von ihnen hatte heute Abend sehr viel riskiert. „Wir schulden dir unseren ganzen Dank“, fuhr er fort. „Das hätte nicht ohne deine Hilfe funktionieren können.“

Der Raum füllte sich mit Schweigen, als Severus darauf wartete, dass Malfoy seinen Preis nannte.

Malfoy zuckte lediglich mit seinen Schultern. „Ich bin froh, sie alle dort herausgeholt zu haben. Mir tut es leid, dass ich es nicht schon früher tun konnte.“

Harry blinzelte. Das klang nicht wie der Draco Malfoy, den er noch aus Hogwarts kannte. Dieser Malfoy hatte immer einen Hintergedanken für all seine Beweggründe gehabt. Andererseits war der Mann, der neben ihm auch nicht mehr der Severus Snape, den er von Hogwarts kannte.

Malfoy starrte über ihre Köpfe hinweg, als er fortfuhr: „Snape, ich weiß, du wartest auf die nächste Hiobsbotschaft. Was ich im Gegenzug möchte und was weiß ich nicht alles. Da gibt’s nichts. Ich kann mich an dieses Mädchen erinnern, als sie noch Babys waren. Ich habe gesehen, was man ihnen antat und nur einmal in meinem erbärmlichen Leben, habe ich das Richtige getan, ohne, dass man mich dazu gezwungen hatte oder weil ich mich davor fürchtete, es anders zu machen.“ Er blickte zurück zu ihnen und starrte Severus direkt an, als sich seine Augen verengten. „Zufrieden?“ Dann ein abfälliges Schnauben. „Natürlich bist du das nicht. Nur zu, sieh nach. Meine Okklumentik ist in den letzten Jahren absolut scheiße geworden.â€

Ganz der Slytherin würde Severus niemals ein Angebot ausschlagen, welches man ihm unverbindlich darbot. Er schaute nach. Er blinzelte und schaute dann erneut. Wild blinzelnd zog er sich aus Malfoys Kopf zurück und betrachtete das junge Gesicht des Mannes. So jung…

Malfoys Blick verfinsterte sich. „Ich hab’s ja gesagt.“ Er stand auf. „Dürfte ich dann jetzt gehen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stand er auf und ging um den Tisch herum zur Tür.

Severus sprang ebenfalls auf und blockierte den Ausgang. „Draco…“

„Aus dem Weg.“

„Draco…“

„Aus dem Weg!“ Als er sich an Severus durch die Tür hindurch vorbeizwängte, spürte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte.

„Du kennst den Weg hierher zurück“, war alles, was er sagte. Malfoy stand für einen Moment regungslos da, bevor leicht nickte. Ohne ein weiteres Wort marschierte Malfoy durch die Haustür und disapparierte.

Severus verließ die Küche und ging zum Kamin hinüber. „Wollen Sie heute Nacht hier bleiben?“

„Wie bitte?“

„Ich verriegle jeden Abend die Türen und den Kamin. Heute Abend mache ich für Longbottom eine Ausnahme, aber das war’s auch schon. Wenn Sie nach Hause gehen wollen, dann sollten Sie das jetzt tun.“

„Ist hier denn jetzt alles in Ordnung?“

Severus blickte hinüber zu den fünf schlafenden Mädchen und dachte an die sechzehn Kinder und die junge Frau, die oben in seinem Bett schlief. „Ja“, hauchte er. „Schockierender und unerwarteterweise, ja. Fürs Erste.â€

Harry nickte. „Gut.“ Er lächelte. „Sehr gut. Ich komme dann morgen früh wieder. Gute Nacht.“

Severus antwortete ihm nicht, sondern sicherte nur den Kamin, nachdem Harry verschwunden war. Er zauberte einen Partronus, der über die Mädchen wachte, und ging langsam nach oben zu seinem Schlafzimmer. Als er sich an Hermine schmiegte, dachte er darüber nach, wie er noch die letzte Nacht verbracht hatte. Letzte Nacht um diese Zeit hatte er in einem leeren Bett gelegen, unsicher, ob Hermine jemals wieder zurückehren würde, um dieses Loch zu füllen. Leopold war noch in Hogwarts gewesen. Die Mädchen hatten sich noch an diesem schrecklichen Ort befunden, ohne die Hoffnung jemals von dort zu entkommen.

Er seufzte und rutschte noch näher an seine Verlobte heran und dachte daran, wie sehr sich sein Leben in den letzten vierundzwanzig Stunden verändert hatte.

„Wow.“


*~*~*~*~*



Die letzten viereinhalb Kapitel spielten sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden ab. Viel Bewegung und lebensverändernde Momente in dieser kurzen Zeit. Sie haben sich alle etwas Ruhe verdient.

Boggle ist ein Spiel, in dem ein Spieler eine Schachtel mit Würfeln schüttelt, auf denen jeweils Buchstaben abgedruckt sind. Wenn die Würfel gefallen sind, versucht man sie den Buchstaben so viele Wörter wie möglich zu erstellen.

Die Idee von Hermine und Severus zu heiraten und zu adoptieren wurde bereits im fünften Kapitel angedeutet.

„Denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut“ ist Teil des Liedes von dem Sprechenden Hut über Gryffindor aus dem Stein der Weisen. In diesem Kapitel bezieht es sich allerdings auf alle Menschen im Grimmauldplatz.

Im nächsten Kapitel: Ein angemessenes Ende für unsere Geschichte, wo unsere Gruppe auf Worten Taten folgen lassen. Gefolgt von einem ziemlich langen Epilog.


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Aber ich habe gelernt, auf allen möglichen Arten von Papieren zu schreiben. Die Namen der Hogwarts-Häuser sind auf einer Flugzeug-Kotztüte entstanden - ja, sie war leer.
Joanne K. Rowling