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Fanfiction

Just to be - Törichtes Gefuchtel mit dem Zauberstab

von Xaveria

*~* Törichtes Gefuchtel mit dem Zauberstab *~*



Der Streit war spektakulär.

Nach dem kurzen, aber höflichen Anfang dieser Unterhaltung wurde es recht schnell ziemlich angespannt. Nach einigen Wortabschlägen, die die Ausdrücke „junger Mann“ und „altes Weibsstück“ enthielten, wurde es ziemlich schnell ziemlich ernst. Minerva McGonagall und Severus Snape standen beinahe Nasenspitze an Nasenspitze im Büro der Schulleiterin in Hogwarts, beide Gesichter vor Aufregung gerötet, sich anschreiend und wild gestikulierend.

McGonagalls anfängliche Reaktion war es, Leopold Clairemont für sein Verschwinden von der Schule zu verweisen, als sie die Grundregeln der Schule und sein mangelhaftes Interesse an einer Schulbildung zitierte. Sie hatte auch bemerkt, sie wollte nicht dastehen, als jemand, die solche Vergehen billigte.

Severus hatte auf ausreichend vielen Beispielen von Fehlverhalten bestimmter Gryffindors aus seiner Zeit als Lehrer verwiesen, insbesondere aus seinen Jahren, die er als die „Harry Potter Jahre“ bezeichnet hatte. Er hob hervor – ohne einmal Luft zu holen – dass die Jagd nach dem Stein der Weisen in einem Plus von hundert Punkten endete und den Verlust des Hauspokals für Slytherin. Er erwähnte den Ausflug in die Kammer der Schrecken, den Diebstahl aus seinen Lagerräumen, nachdem man ein potenziell tödliches Ablenkungsmanöver in einer Explosion eines Zaubertrankes inszeniert hatte, wodurch die Hälfte seiner Klasse im Krankenflügel gelandet war. Dann war da noch ihr Treffen mit einem Werwolf zu Vollmond und ihre Freilassung eines verurteilten Mörders, die Teilnahme an dem Trimagischen Turnier, trotz der Tatsache, dass dieses ganze Unterfangen nach einer Falle roch, um Harry Potter umzubringen und im darauf folgenden Jahr hatte er genau dasselbe getan, wie Leopold – ohne Warnung oder Erlaubnis auf dem Rücken eines Thestrals nach Londonfliegen, für was sie auch noch belohnt und nicht bestraft worden waren und was dem Ganzen noch die Krone aufsetzte, Hermine und Weasley hatten dafür noch nicht einmal ihr Vertrauensschülerabzeichen verloren. Ganz zu schweigen von den Jahren davor, wo Potter und Weasley ein verzaubertes Muggel-Auto gestohlen und damit direkt in die Peitschende Weide geflogen waren und sie auf ihrem Weg dorthin von einigen Muggels gesehen worden waren. Wieder einmal ohne irgendwelche Bestrafungen, trotz seiner besten Bemühungen.

„Und jetzt stehen Sie hier und sagen mir mitten in mein Gesicht, Mr Clairemonts Verhalten verdient einen Rauswurf, denn das ist einfach nur lächerlich!“

Da loderte die Schulleiterin, als sie sich gerade aufrichtete und ihren ehemaligen Kollegen direkt ansah und ihn darüber informierte, dass sie ihm Grunde nicht Albus Dumbledore war und obwohl er während seiner Amtszeit vielleicht bei den Streichen der Gryffindors immer ein Auge zugedrückt hatte (an dieser Stelle schlich sich Dumbledore aus seinem Porträt), war sie aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Sie versicherte ihm, wenn ihr die Potter-Jahre etwas beigebracht hatten, dann die Notwendigkeit von strickten Regeln und gleichen Behandlungen. Ein Scheitern den Laden hier fest im Griff zu halten, hätte nur zu unnötigen Todesfällen und Verletzungen und Papierarbeit geführt und das auch ohne die Sorge über die Rückkehr eines Größenwahnsinnigen oder eine geheime Bürgerwehr zu leiten, so war es jetzt viel einfacher sich darauf zu konzentrieren, einfach nur eine Schule zu leiten.

„Wenn überhaupt Severus, dann bin ich in den letzten fünfzig Jahren die erste Schulleiterin von Hogwarts, die den Luxus besitzt, sich voll und ganz auf die Schule zu konzentrieren, etwas, was Sie nicht hatten und daher wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie aufhören würden, mir sagen zu wollen, wie ich meine Arbeit zu erledigen habe!“

„Selbst mit der zusätzlichen ‚Ablenkung‘ während meiner Amtszeit, habe ich es dennoch geschafft meine Schüler unter Kontrolle zu halten und sie vor Schäden zu schützen!“

„Vor Schäden zu schützen, Severus? Lassen Sie mich nicht eine Liste über die ‚Schäden‘ aufstellen, die Sie vorgegeben haben, die nie passiert sind.“

„Alles, was in diesem Jahr geschehen war, war verdammt noch mal besser als das, was ansonsten passiert wäre!“

„Also rechtfertigt das Ergebnis die Mittel oder was?“

„In Zeiten von Kriegen und Stress und Verurteilungen, ja! War das nicht seit Jahren das Motto unseres lieben Albus gewesen? ‚Zum größeren Wohle‘? Die Ergebnisse hatten auf jeden Fall die Mittel gerechtfertigt, als er noch hinter diesem Schreibtisch gesessen hat!“

„Wir leben jetzt in einer anderen Welt, Severus.“

„Ein Grund mehr diesem Jungen eine zweite Chance zu geben!“

„So einfach ist das aber nicht!“

„Ist es nicht? Mr. Clairmonts Handlung waren voll von Tapferkeit, Wagemut und noch ritterlich obendrein – alles Attribute, die ihr Gryffindors offensichtlich zu welchen lächerlichen Gründen auch immer so hoch schätzt. Sie überraschen mich, Sie würden wirklich ein Mitglied Ihres eigenen Hauses, der all diese Eigenschaften erfüllt hat, verurteilen.“

„Ich kann das, was er getan hat nicht dulden, und wenn ich während der Zeit, als Potter und seine Freunde zum Ministerium verschwunden waren, hinter diesem Schreibtisch gesessen hätte, dann können Sie sich darauf verlassen, sie hätten garantiert keinen Fuß mehr in dieses Schloss gesetzt.“

„Dass ich nicht lache! Sie haben ihnen dafür noch Hauspunkte gegeben!“

„Das war etwas anderes - sie haben die Welt gerade über Voldemorts Rückkehr informiert.“

„Und Mr. Clairmont tat, was er tun musste, um seine Schwester vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Wohl bemerkt ein Schicksal, welches sie nicht hätte erleiden müssen, wenn Sie nicht an Ihrer Aufgabe, die Kinder zu beschützen, gescheitert wären!“

Beide standen vollkommen außer Atem, nach Luft schnappend da.

Letztendlich war es Severus, der das Schweigen durchbrach. „Bestrafen Sie ihn nicht stellvertretend für mich, Minerva“, sagte er mit leiser, aber bestimmter Stimme. „Der Junge wurde für die Missstände anderer bereits genug bestraft. Das hört hier und jetzt auf.“

Er trat einen Schritt von Minerva zurück und schaute hinaus aus dem Fenster hinunter auf das Gelände, während er seinen Arm gegen den Fensterarm abstützte und seinen Kopf darauf legte. Trotzt der Tatsache, dass dieser Ort jemals sein einziges Zuhause gewesen war, waren die Erinnerungen an sein letztes Jahr hier schrecklich und daher viel zu schmerzhaft. Es war schwer wieder hier zu sein, besonders in diesem Büro.

Er dachte an Poppy Pomfreys Worte vor ein paar Monaten.

„Können Sie sich noch an das erinnern, was Albus immer gesagt hat, Minerva?“, fragte er ohne seinen Blick von dem Fenster abzuwenden. Als sie ihm nicht antwortete, öffnete er seinen Mund, nur um von einer anderen Stimme im Zimmer unterbrochen zu werden.

„Wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen.“

Die Schulleiterin und ihr Vorgänger drehten sich beide zu der Stimme herum, aber Albus Dumbledores Porträt schien anscheinend zu schlafen. Er hätte vielleicht auch gar nicht gesprochen. Die beiden drehten sich zu dem jeweils anderen herum, angespannt mit gehärteten Blicken, währen die Worte des ehemaligen Schulleiters durch ihre Köpfe hallten.


*~*~*~*~*



Severus zuckte vor Schmerzen zusammen, als der Griff der kleinen Hand sich um die Seine festigte. Seine bereits blassen Fingerknöchel wurden weiß, als die Hand ihn mit einer überraschenden Kraft umklammerte. Er wollte nicht unbedingt hier sein, aber sie hatten darauf bestanden, ihn bei sich haben zu wollen, während sie das hier über sich ergehen lassen mussten. Er hatte Hermine oder sogar noch besser, Luna vorgeschlagen, aber sie hatten sich geweigert. Sie vertrauten ihm und nur ihm, sie zu beschützen.

Sogar während einer invasiven, medizinischen Untersuchung.

Er für seinen Teil tat sein Bestes, ihre Privatsphäre zu respektieren, indem er an die Wand vor sich starrte und ein Laken herbei gezaubert und es über ihren Schoß gelegt hatte. Aber sein Unbehagen wurde nur durch ihre Angst gehemmt und so setzte er sich.

Poppy schnalzte mit der Zunge, als sie das Laken wieder über Brigitas Beine zog und ihre Untersuchung abschloss. Mit einem traurigen Blick gab sie Brigita die Neuigkeiten: Sie würde nie in der Lage sein, selbst Kinder zu bekommen.

Das Mädchen nahm die Neuigkeiten mit einem beunruhigenden gelassenen, beinahe resignierten Blick auf. Es zerrte an Severus‘ Herzen. So jung, und man hatte ihr bereits so viel für ihr zukünftiges Leben genommen. Ihr jetzt auch noch das genommen zu haben…

Er wartete darauf, bis sie Brigita angezogen hatte und dann, nachdem sie ihm sagte, er könnte sich wieder herumdrehen, bot er ihr seinen Arm an und führte sie die Treppen hinunter. Er schwieg. Er wusste, darüber zu reden, würde ihr letztendlich helfen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Da waren leider noch andere, viel dringendere Probleme, die zunächst gelöst werden mussten.

Heute Abend würde Luna mit ihnen ihre Einzeltherapie beginnen. Severus würde selbstverständlich anwesend sein und er hatte auch auf Hermines und Harrys Anwesenheit bestanden. Für sie wäre es sicherlich hilfreich zu wissen, wie man in solchen Fällen mit ihnen redete. Sie waren kein Naturtalent wie Luna, also mussten sie es lernen.

Nachdem er Brigita zurück in ihr Zimmer gebracht hatte, setzte er sich auf die Treppe und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Er hatte es kaum geschafft seinen Kopf über Wasser zu halten, als er sich um die jüngeren Kinder gekümmert und die älteren besucht hatte. Jetzt, wo sie unter seiner Obhut standen, war es seine Verantwortung sie zu heilen, sie wieder in funktionierende Lebewesen zu verwandeln… er war überwältigt.

Und Severus Snape war kein Mann, der sich leicht überwältigen ließ.

Er hoffte, das würde nicht das Ende sein. Er hatte noch immer die älteren Jungen, um die er sich sorgen musste, zumindest von den Dreien, von denen er wusste, wo sie sich befanden, aber sie befanden sich in keiner Verfassung in den Grimmauldplatz zu ziehen.

Lennox Gibbon war noch immer in Askaban und würde es noch für ein paar weitere Monate sein; Xavier Yaxley war eine Gefahr für sich selbst und die anderen; und Reynard Selwyn war bereits seit Monaten untergetaucht. Er musste die gesamte Situation methodisch betrachten – ein Schritt nach dem anderen. Zuerst die unmittelbaren und leicht behandelbaren Probleme und dann konnte er sich um die anderen kümmern. Wohl kaum optimal, aber es war das Einzige, was er machen konnte.

Das Wissen, es nicht länger mehr alleine machen zu müssen, tröstete ihn etwas.

„Alles in Ordnung, Severus?“ Er hob seinen Kopf, um Luna neben ihn auf der Treppe sitzen zu sehen. Er hatte sie nicht kommen hören.

Deine Reflexe sind eingeschlafen, Slyterhin, dachte er.

Da er wusste, es wäre sinnlos seine Qual vor Luna zu verbergen, seufzte er schwer und sagte: „Werden sie jemals…?“ Sicher sein? Normal sein? Liebe finden? Unabhängig sein? Der Welt vergeben? Ihren Eltern vergeben? Mir vergeben?

Als ob sie den unausgesprochenen Teil seines Satzes gehört hatte, nickte Luna. „Vielleicht, irgendwann, wenn wir unsere Arbeit richtig machen und sie unsere Hilfe zulassen.“

Er lächelte trocken. „Bei Ihnen hört sich das alles so einfach an.“

„Auf viele Weise ist es das auch. Es gibt keinen Zauberspruch, der das wieder beheben kann, aber wir können ihnen dabei helfen, sich daran zu erinnern, dass sie noch menschlich sind. Wir tun dies, indem wir für sie da sind, sie beschützen, sie dazu bringen darüber zu reden, aber vor allem und am allerwichtigsten, sorgen wir dafür, dass sie verstehen, dass das nicht ihre Schuld ist.“

Sie neigte leicht ihren Kopf zur Seite, als sie Severus betrachtete, und fügte dann hinzu: „Vielleicht sind sie nicht die Einzigen, die diese Erinnerung brauchen.“

Severus antwortete nicht. Er würde es niemals zugeben, aber er mochte Luna. Sie verstand ihn, drängte ihn niemals und verlangte nie von ihm über seine Gefühle zu reden und doch schaffte sie immer genau das zu sagen, was er hören musste.

„Severus, nicht alles ist im Bezug auf sie verloren. Es wird ein langer, harter Weg werden und vielleicht scheitern wir auch. Aber wir haben ihnen eine zweite Chance auf ihre Leben gegeben und ich kenne Sie und ich kenne mich und ich kenne Harry und Hermine und Neville… wir werden unser Bestes geben. Wir werden auf das Beste hoffen, während wir uns auf das Schlimmste vorbereiten. Das ist alles, was wir machen können.“

„Was, wenn…“ Er verstummte, als er versuchte wieder seine Kontrolle zu erlangen, und als er dann wieder sprach, war es nur ein Flüstern. „Was, wenn es nicht genug ist?“

„Das wird es vielleicht nicht sein“, gestand Luna. „Aber wir müssen es versuchen. Wenn es auch nur für einen von ihnen einen Unterschied macht, wird das dann nicht genug sein?“

Severus nickte.

„Hoffentlich werden wir unsere Ziele erreichen.“

„Ich möchte so viel für sie“, flüsterte er. „Ich will, dass sie ihre Schule beenden, ihre Dämonen bezwingen, heiraten und selbst eine Familie gründen.“ Sein Gesicht fiel bei den Gedanken an Brigita Rosiers Untersuchung zusammen. „Das wird ihnen wohl nie gegönnt sein.“

„Das wissen Sie doch noch gar nicht“, sagte Luna.

„Ich weiß genug.“

„Niemand kennt die Zukunft.“

„Es gibt noch so viele Möglichkeiten, wie das hier enden könnte.“

„Warum sich dann sorgen?“

Severus Kopf flog nach oben, sein Blick wild, bevor er milde wurde, nachdem er ihre Bedeutung verstanden hatte.

„Weil wir es versuchen müssen“, sagte er.


*~*~*~*~*



Nach den Osterferien stand Leopold regungslos vor den Türen zur Großen Halle. Seine Zimmerkameraden hatten Gerüchte über seinem Ausriss gehört und ihn angefleht, davon zu erzählen. Als er es als eine Lüge abgestempelt hatte und sagte, er musste nur nach Hause, weil ein Familienmitglied schwer erkrankt war, hatten sie von ihm abgelassen. Darum hatte er sich ganz einfach kümmern können. Er war nicht beliebt genug, um es zu überstehen noch war er interessant genug, dass die anderen ihn weiter drängten. Er wurde gemocht, aber unterflog dennoch ihr Radar, er war genau dort, wo er sein wollte.

Seit seinem Verschwinden hatte er nicht mehr mit Clara gesprochen. Er fragte sich, ob sie wegen ihm Schwierigkeiten bekommen hatte. Damals hatte er nicht darüber nachgedacht. Typisch Gryffindor, konnte er schon beinahe Snape in seinem Kopf sagen hören. Er hoffte wirklich, sie hatte wegen ihm keine Schwierigkeiten bekommen. Falls doch, dann würde er selbst hinauf zu McGonagall gehen und ihr die Situation erklären. Snape hatte sich bezüglich der Details, was die Schulleiterin darüber wusste oder nicht oder warum er gegangen war, ausgeschwiegen.

Sie hatten sich als Freunde getrennt, doch die Anspannung war geblieben, da Clara noch immer Leopolds Geheimnis wissen wollte und Leopold weigerte sich schlichtweg, ihr davon zu erzählen. Es war nicht so, dass er ihr nicht vertraute, das tat er, aber sein Geheimnis war so schrecklich, dass er wusste, sollte sie es jemals herausfinden, würde sie, genau wie alle anderen, die davon wussten, sich von ihm abwenden. Das durfte er nicht zulassen. Würde es nicht zulassen. Dafür wollte er sie viel zu sehr in seinem Leben behalten.

Er richtete seine Krawatte und betrat die Große Halle. Das Hallen von fünfhundert Stimmen hallte unverständlich von den Wänden ab. Trotz alledem hörte er ein deutliches nach Luft schnappen von dem Gryffindor-Tisch.

Clara stand auf und traf seinen Blick. Für einen Moment standen sie einfach nur da, unbemerkt von allen anderen in der Halle, und starrten sich einfach nur an. Da er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, ging er ruhig auf sie zu, aber Clara schlug sämtliche Bedenken in den Wind, als sie mit einem kleinen Schrei auf ihn zu rannte und ihm um den Hals fiel. Die älteren Hufflepuffs und Gryffindors um sie herum applaudierten spöttisch und pfiffen, aber das war Leopold alles egal.

„Ich bin so unglaublich wütend auf dich“, flüsterte Clara, ihre Worte dieselben, wie die von Snape an dem Abend, als er Brigita gerettet hatte.

Lächelnd wiederholte er seine Worte von diesem Abend: „Ich weiß.“

Sie zog ihn an seinen Ärmel aus der Halle. Er folgte seiner Freundin hinaus in die Eingangshalle, wo sie ihn hinter eine Ritterrüstung zog und augenblicklich zu ihm herumwirbelte.

„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, flüsterte sie wütend.

„Ich habe dir gesagt, ich musste meiner Schwester helfen. Ich konnte es niemanden sagen-“

„Nicht das! Warum hast du mir nicht gesagt, wer du wirklich bist, Leopold Rosier?“

Leopold zuckte zusammen. So würde es dann also für ihn enden; trotz allem, was er getan hatte, um sich zu schützen, war es dennoch umsonst gewesen. Wie hatte sie es herausgefunden?

„Ich habe gehört, wie die Schulleiterin und Professor Longbottom sich darüber unterhalten haben“, sagte sie, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. „Sie dachten, ich wäre schon wieder im Bett. Nachdem du verschwunden warst, bin ich zu ihnen gegangen, ich war so besorgt. Ich wusste, ich musste es jemanden sagen, damit dir nichts passiert.“

Leopold rieb sich über seine Stirn. Wo sollte er nur anfangen, das zu erklären? Sein Geheimnis war jetzt raus und er würde jetzt wahrscheinlich seine beste und einzige Freundin verlieren.

Er hatte alles ruiniert.

„Ich konnte es nicht“, flüsterte er schließlich. Wenn er Clara verlieren würde, dann würde er Clara zumindest ehrlich verlieren. „Meine Schwester wurde wegen ihres Familiennamens aus Hogwarts vertrieben und wurde zu diesem wirklich schrecklichen Ort gebracht und ich musste sie retten. Wenn es jemand, irgendjemand sonst noch, herausfindet, dann könnte es wirklich… schlimm für mich werden.“

Claras stechend blauen Augen wurden weich, als sie letztendlich den Schweregrad der Situation verstand.

„Ich konnte es niemanden erzählen, Clara“, sagte er. „Niemanden. Ich wollte es dir so oft erzählen, ich schwör’s dir, ich wollte es dir erzählen. Es ist nicht, weil ich dir nicht vertraue, ich konnte es nur niemanden erzählen.“ Seine Stimme zitterte etwas. „Ich konnte niemanden wissen lassen, wer ich wirklich war. Ich weiß, du hättest mich nicht verraten, aber wenn es irgendwie rausgekommen wäre und die anderen etwas davon mitbekommen hätten, all die anderen, die mein Vater verletzt oder getötet hatte…“ Er verstummte und ließ den Rest ungesagt. Es gab keinen Grund, es laut auszusprechen.

Sie nahm seine Hand, kleine Finger umschlangen sich gegenseitig.

„Ich werde es niemanden sagen, Leo“, sagte sie mit all ihrer Gryffindor-Überzeugung.

„Niemals?“

„Niemals.“

„Versprochen?“

Sie nickte lächelnd. „Versprochen.“ Dann umarmten sie sich. Einige vorbeilaufende Fünftklässler machten sich darüber lustig, wie Clairemont seine Freundin hinter einer Rüstung küsste, aber er beachtete sie gar nicht.

Und ernsthaft, Clara zu küssen war etwas, was er eines Tages wirklich genießen würde.


*~*~*~*~*



„Ich kann nicht mehr zurück“, flüsterte Brigita zu Severus und Hermine, nachdem Leopold wieder sicher nach Hogwarts zurückgekehrt war.

Hermine sah Severus flehend an. Genau wie er, wollte sie, dass Brigita ihre Schulausbildung beendete, aber sie verstand die Risiken. Brigita hatte nicht denselben Schutz wie Leopold. Die Schule und ganz besonders die Slytherins würden sich an sie erinnern; eine Namensänderung würde ihr nicht dieselbe Deckung wie Leopold geben. Sie würde vermutlich wieder schikaniert und misshandelt werden. Sie würde genau in derselben Situation, wie schon zuvor sein, und vermutlich würde sie wieder vertrieben werden.

Brigita könnte wieder nach Hogwarts gehen. Hermine wusste einfach nur nicht, ob sie es auch wirklich sollte.

Severus blickte von der einen Frau zu der anderen und seufzte dann. Er wollte für Brigita unbedingt, dass sie ihre Jahre in Hogwarts abschloss, damit sie sich eine Zukunft aufbauen konnte. Aber er musste sich eingestehen, das potenziale Risiko war weitaus größer als der potenzielle Nutzen. Außerdem konnte er sich nicht mit ihnen beiden streiten. Er hatte auch so ein Gefühl, dass sich diese Unterhaltung noch einmal mit den anderen fünf Mädchen wiederholen würde. Langsam nickte er. „Also schön. Wir werden uns was überlegen.â€

Seine Möglichkeiten waren mehr als nur etwas begrenzt. Er konnte sie für ihre magische Ausbildung nicht ins Ausland schicken. Sie hielten es kaum hier am Grimmauldplatz aus, sie also ins Ausland zu schicken – wo sie so gut wie keine Unterstützung hätten – würde sie vermutlich komplett zerbrechen. Es gab keine anderen magische Schulen in England. Dann würde es also Heimunterricht sein, zumindest fürs Erste.

Er schätzte, es würde ihnen bestimmt nicht schaden.

Einige Tage später klopfte er leise an die Tür zu dem Zimmer, welches sich die Mädchen teilten. Sie fühlten sich zunächst in der Mehrzahl sicherer, sie teilten sich alle ein Zimmer und verließen es nur selten. Luna sagte, sie brauchten Zeit, um sich daran zu gewöhnen nicht länger mehr irgendwelche Sklaven zu sein. Geschlossene Räume vermittelten ihnen anfangs ein Gefühl der Sicherheit. Geben Sie ihnen etwas Zeit, hatte sie gesagt, und sie werden dann von ganz alleine bereit sein hinauszugehen.

Bisher hatten sie noch nicht wirklich gesprochen. Ein Großteil ihrer Therapie bestand einfach nur darin in der Nähe von anderen Menschen zu sein, nicht reden, sondern einfach nur sich in Gegenwart anderer aufzuhalten. Jeden Abend würde Severus bei ihnen sitzen, manchmal begleitet von einem anderen Erwachsenen und las ihn einfach nur vor oder machte seine Arbeit, ohne wirklich mit den Mädchen zu sprechen. Das Ziel war es, dass sie sich ohne Angst in der Nähe von anderen aufhalten konnten. Es funktionierte langsam, aber Severus vermutete, es würden noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, bis sie, ohne in Panik zu geraten, in der Gesellschaft von erwachsenen Männern aufhalten konnten.

Severus vermutete, es würde ihnen nicht schaden, wenn er ihnen zum Zeitvertreib eine Wahl stellte. Sie konnten es ausschlagen, wenn sie es wollten. Sie konnten dort niemals etwas ausschlagen. Hier konnten sie es. Es war eine neue, grundlegende Regel in diesem Haus.

Er öffnete die Tür und fand sie so vor, wie er es erwartet hatte: zusammensitzend, aber nicht wirklich miteinander redend oder irgendwas tuend, sie waren einfach nur da. „Ich werde etwas Beruhigungstrank brauen“, verkündete zu niemand bestimmten. „Falls jemand daran interessiert ist, es zu lernen, werde ich im Keller sein. Ich werde alleine sein.“

Niemand meldete sich, also schloss er einfach die Tür und verschwand nach unten. In solch einem frühen Stadium hatte er auch nicht erwartet, dass einer von ihnen zustimmte. Aber er fand es wichtig sie wissen zu lassen, dass sie ein Mitglied in diesem Haushalt waren und sie waren hier nicht nur sicher, sie durften auch bei allem, was hier stattfand, mitmachen. Irgendwann würden sie sich bestimmt schon daran gewöhnen. Sie brauchten einfach nur etwas Zeit. Und er war bereit ihnen all die Zeit zu geben, die sie dafür brauchten.

Er hatte gerade die Ausgangsstoffe in der Reihenfolge vor sich ausgebreitet, wie er sie verwenden musste, als er eine leise, zögernde Stimme hinter sich hörte: „Haben Sie schon angefangen?“ Er drehte sich zu Brigita Rosier herum, die zögernd in der Tür stand.

Lächelnd schüttelte Severus seinen Kopf. „Du kommst gerade recht“, sagte er und winkte sie herbei, als er für sie einen Stuhl herbeizauberte. „Hast du diesen Trank schon mal gemacht?“ Sie schüttelte mit ihrem Kopf. „Es ist ein recht schöner Trank. Die Farben und Gerüche ändern sich während der Herstellung recht häufig. Doch trotz dieser Schönheit ist er auch recht einfach herzustellen.“ Er zauberte eine Schutzbrille und ein paar Drachenschuppenhandschuhe herbei und reichte sie ihr. „Du kannst mir helfen, wenn du möchtest oder einfach nur zusehen. Du kannst mir sagen, was du tun möchtest, während ich arbeite. Und du kannst jederzeit wieder gehen, wenn du keine Lust mehr hast.“

Brigita nickte und Severus begann mit seiner Arbeit.


*~*~*~*~*



„Harry!“ Kingsley Shacklebolt sah mit einem Lächeln von seinem Turm an Papierarbeit auf. „Was für eine angenehme Überraschung!“

„Kingsley“, lächelte Harry zurück, als er ihm seine Hand anbot. „Ich bin hier, um unsere letzte Unterhaltung fortzusetzen?“

„Letzte Unterhaltung?“

„Die Stiftung für eine Sozialleistung für die Kriegswaisen. Ich glaube, wir hatten diese Unterhaltung nicht beendet.“

Kingsleys Lächeln verschwand, als er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. „Ich dachte, du würdest besser von mir denken, Harry“, sagte er etwas enttäuscht. „Ich würde es tun, wenn ich es könnte, aber wie ich bereits gesagt habe, es gibt noch zu viele Kräfte in dieser Einrichtung, die es um jeden Preis verhindern wollen.“

„Das glaube ich“, sagte Harry. „Ich weiß, Sie würde das nicht so einfach unter den Tisch fallen lassen. Im Grunde bin ich hier, um mir Ihren Rat zu holen. Einen politischen Rat.“

Kingsley setzte sich auf. „Du willst kandidieren?“

Harry lachte. „Machen Sie sich nicht lächerlich, ich bin nicht auf Ihren Job aus. Ich wäre grottenschlecht darin. Aber Sie haben auch gesagt, hier gibt es noch genug Leute, die dagegen angehen, es aktiv bekämpfen würden. Ich will wissen, wie ich ihre Meinung ändern könnte.“

„Was meinst du?“

„Alles, was nötig ist. Also alle legale Mittel, die notwendig sind, wollte ich sagen. Öffentliche Meinungen, Unterstützung, Verhandlungen, offenkundige Geschäfte, was auch immer. Ich habe kein sonderlich gutes politisches Gespür oder viel Erfahrung, aber Sie haben das. Das ist wirklich wichtig für mich und ich will, dass es zustande kommt.“

„Was ist mit Severus?“

„Er hat im Moment alle Hände voll zu tun. Außerdem“, fügte er hinzu, „ist das hier meine Sache, nicht seine. Er hat, was er will und jetzt will ich das vorantreiben, was ich möchte.“

„Du meinst, du hilfst ihm nicht mehr bei seinem… Projekt?“

„Oh doch tue ich und ich werde es nicht verlassen. Aber das hier will ich auch. Und wenn sie älter werden, dann brauchen sie soziale Unterstützung und ich will, dass sie wissen, dass etwas auf sie wartet, wenn sie auf sich gestellt sind. Und ich denke, es wäre besser, wenn ich jetzt damit anfange, oder?“

Kingsley setzte sich für einen Moment gedankenverloren zurück. „Du weißt schon, das wird nicht schnell oder einfach werden? Es könnte vielleicht sogar Jahre dauern? Selbst wenn du alles richtig machst, wird es vielleicht gar nicht durchkommen? Bist du bereit für etwas, was dir vielleicht um die Ohren fliegen könnte, deinen Ruf und deinen Einfluss und deine Beliebtheit aufs Spiel zu setzen? Diejenigen, die dagegen sind, warten nur darauf deinen Namen durch den Dreck zu ziehen.“ Kingsley sah ihn eindringlich an. „Das ist nichts für schwache Nerven, mein Junge. Die meisten Leute, die es versuchen, gehen daran zugrunde.“

Harry nickte. „Es ist nichts, was ich nicht schon vorher durchgemacht habe. Ich habe drei Pfeile in meinem Köcher: Einfluss, Beliebtheit und Zeit. Bitte sagen Sie mir, ich kann etwas tun.“

„In Ordnung“, sagte Kingsley. „Wenn du voll und ganz dahinter stehst – und ich muss dir sagen, du musst felsenfest hinter deiner Entscheidung stehen, damit du in dem Schlangennest der Politik überleben wirst – dann werde ich dir helfen. Es wird Zeit brauchen und vielleicht wird es nicht funktionieren und du wirst dir zweifelsohne ein paar Feinde machen, aber ich habe da ein paar Ideen…“


*~*~*~*~*



„Wo bringt ihr mich hin?“

„Ah, das ist wohl die Frage, nicht wahr?“, antwortete Harry geheimnisvoll.

„Ihr beide seid ja lächerlich!“, tadelte Hermine Harry und Ron, welche sich beide jeweils neben sie stellten, ihre Arme mit ihren verankerten und sie, gekleidet in ihrem einfachen Muggel-Rock und Bluse, die sie heute bereits zum Unterrichten getragen hatte, aus dem Schlafzimmer führte.

„Ui! Ich habe sogar heute hierfür einen ganzen Tag freigenommen, Hermine“, protestierte Ron. „Ich tue das hier nicht für meine Gesundheit.“

„Was tun?“

„Das hier.“

„Warum tut ihr das?“ Was auch immer „das“ hier ist.

„Für dich natürlich.“

„Wenn wir auf dich gewartet hätten, bis du uns fragst, dann hättest du jetzt niemanden“, sagte Harry.

„Euch was gefragt?“

„Dich zu eskortieren.“

„Mich wohin zu eskortieren?“

„Nach unten“, sagte Ron, als ob es das Offensichtlichste auf der Welt sei.

„Ich verstehe nicht.“

Ron tauschte über Hermines Kopf mit Harry einen Blick aus. „Einmal ist sie langsamer wie ich. Schnell, ruf den Propheten an.“

„Niemand würde es glauben, Mann“, sagte Harry.

„Auch wieder wahr.“

„Es ist nur fair, dass ihr mir sagt, was hier los ist. Ihr beide genießt meine Unwissenheit viel zu sehr“, murrte Hermine.

„Es kommt selten vor. Da müssen wir es genießen, solange wir es noch können“, sagte Harry. „Also soll es sich auch lohnen“, erklärte Ron.

„Und ich denke, ich werde das hier nicht noch einmal wiederholen“, sagte Harry. „Also muss es sich lohnen.“

Mit seiner freien Hand, seiner Stabhand, zauberte er einen Blumenstrauß aus einfachen weißen Blumen herbei und reichte ihn Hermine, welche sie mit dem Arm nahm, den sie durch Rons geschlungen hatte.

Sie schaute hinunter auf die Blumen in ihrer Hand und dann hoch zu ihren beiden Freunden. Beide nickten ihr wissend zu. Da es Hermine an passenden Worten fehlte, schluckte sie nur und nickte.

„Bist du bereit?“, flüsterte Harry. „Nach unten zu gehen?“

Hermine nickte erneut. „Ganz und gar.“

Arm in Arm gingen sie die Treppen hinunter.

„Wir haben dich etwas angelogen, Hermine“, sagte Ron. „Wir eskortieren dich nicht.“

Bei ihrem fragenden Blick ergriff Harry das Wort: „Wir übergeben dich.“

„Kein Kerl heiratet dich ohne unsere Zustimmung“, erklärte Ron.

„Er weiß, wenn er das hier vermasselt, dann wird er sich vor uns verantworten müssen“, sagte Harry.

Hermine schnaubte. „Ich denke, da braucht ihr aber eine bessere Drohung.“

„Oh das denke ich nicht“, meinte Harry. „Ich glaube nicht, dass er jemand braucht, der ihn bei der Stange hält.“

Ein plötzlicher Gedanke schoss durch Hermines Kopf und sie hielt mitten auf der Treppe inne. „Oh Gott, Percy ist hier, nicht wahr?“

Ron und Harry tauschten Blicke aus. „Also, ähm, ja…“, stammelte Ron.

„Aber“, ging Harry dazwischen, „er weiß nicht unseren Aufenthaltsort.“

„George hat ihm die Augen verbunden und ihn durch den Kamin von Harry und Ginnys Haus aus gebracht.“

„Und Ginny hat ihn mit einem Zungen-Fessel-Zauber belegt, der sich sobald aktiviert, sollte er versuchen darüber zu sprechen, wo wir uns hier befinden.“

„Oder was wir hier tun.“

„Und er weiß, ich werde zu Molly und dem Propheten und dem Zaubergamot gehen – auch in dieser Reihenfolge – sollte er auch nur darüber nachdenken, irgendwem gegenüber ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren.“

Hermine nickte. „Genau. Schätze, das ist das Beste, was wir tun können.“ Sie sah sie beide an. „Ihr beide habt mich wirklich beeindruckt.“

Als sie unten angekommen waren, gingen sie hinüber in das Wohnzimmer. Percy stand vor dem Kamin und schielte immer wieder zu Severus hinüber, der nur Augen für Hermine hatte. Genau wie Hermine trug auch Severus noch seine Kleidung vom Vormittag; ein weißes, loses Hemd unter einer dunkelblauen Weste mit schwarzen Hosen. Sein kurzes, schwarzes Haar umrahmte noch immer so sein Gesicht, wie es schon immer der Fall war. Und doch war er in Hermines Augen noch viel hübscher als zuvor. Sein Gesicht war generell immer ziemlich ausdrucklos, aber seine Augen leuchteten und verrieten eine Wärme, die nur wenige zuvor an ihm gesehen hatten.

Luna und Neville saßen Hand in Hand auf der Couch, Ginny neben ihnen, hochschwanger mit einem sich windenden James auf ihrem Arm. George saß am anderen Ende, er wirkte etwas nervös, dennoch lächelte er. Vierzehn Kinder und sechs jugendliche Mädchen saßen im ganzen Zimmer verteilt.

Harry und Ron führten sie den Gang hinunter und stellten sie an Severus‘ Seite ab. Percy räusperte sich. „Wer überreicht diese Frau?“, fragte er gebieterisch.

Hermine deutete auf ihre beiden Freunde. „Sie tun es.“

„Und das tun wir auch“, sagte Harry bedeutungsschwanger mit einem Blick und einem Lächeln in Severus‘ Richtung.

„Vollkommen“, bestätigte Ron und bedachte Severus ebenfalls mit einem Lächeln und einem bedeutungsvollen Blick.

Percy nickte und ihre beiden Freunde ließen von ihr ab, als sie die Hand ihres Verlobten nahm. „Warum hast du denn nichts gesagt?“, flüsterte sie.

„Selbst ich kenne den Wert einer romantischen Geste“, antwortete er.

In Wirklichkeit befolgte er nur wieder einen von Harry Potters ungefragten Ratschlägen.

„Hermine plant Sie schnell zu heiraten und sie ist absolut glücklich damit es ohne irgendwelche Glocken und Flötenmusik zu machen, aber das bedeutet nicht, Sie können es nicht zu etwas Besonderen für sie machen.“

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Ich meine, sie verdient es irgendwie von den Socken gehauen zu werden.“

Severus starrte ihn an. „Von den Socken hauen?“

War das Angst in seiner Stimme? Harry musste ein Lachen unterdrücken.

„Es muss nichts Großes sein, überraschen Sie sie einfach. Schmeißen Sie an irgendeinen Nachmittag mit allen Anwesenden eine Hochzeit. Es wird ihr jede Menge bedeuten.“

„Ich dachte, Sie hätten gesagt, sie mag keine Überraschungen“, sagte Severus misstrauisch.

Da musste Harry lächeln. „Sie ist eine Frau und es ist ihre Hochzeit. Sie wird viel zu sprachlos sein, um wütend auf Sie zu sein.â€


Jetzt, wo seine Frau in ihrem knittrigen Rock und faltiger Bluse mit Tintenflecken am Ärmel vor ihm stand, fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. „Ich hoffe, du bist nicht böse auf mich“, flüsterte er und zog aus ihrem Haar eine Feder, die sie dort als Spange reingesteckt hatte. Die Feder hatten ihre Haare gehalten und jetzt fiel es wild und unkontrolliert über ihre Schultern. Genau, wie er es mochte.

Sie schüttelte ihren Kopf und drückte seinen Arm. „Ganz und gar nicht.“

„Du willst mich noch immer haben?“

Sie nickte. „Immer.“

Er lächelte und steckte ihr einen kleinen, silbernen Ring mit einem blauen Stein an ihren Ringfinger. Er war einfach. Er war leicht getrübt. Es war Eileens Ring. Es war perfekt.

„Aber ich habe keinen für dich“, antwortete sie traurig.

Severus lächelte und deutete ihr an, sie sollte ihren Zauberstab herausholen. Gemeinsam hielten sie ihn, genau wie an Weihnachten, als sie zusammen ihren Patronus gezaubert hatten, fuhr er mit ihrem Zauberstab über seinen Ringfinger. Ein goldener Streifen tätowierte sich in seine Haut. Bei dem überraschten Blick seiner Zukünftigen sah er sie an und sagte einfach: „Ich nehme diese Verpflichtung sehr ernst.“

Dies war ein magisches Tattoo, welches er nie bereuen würde.

Lächelnd drückte sie seine Hand und beide drehten sich zu Percy Weasley herum und er verheiratete sie. Als Percy sie zu Mann und Frau vermählt hatte, winkten sie die sechs Mädchen herbei, damit sie sich neben sie stellten. Jetzt würde Percy die Sprüche aufsagen, wodurch jedes der sechs Mädchen zu ihren gesetzlichen Töchtern wurde und sie damit offiziell adoptiert waren.

Jedes Mädchen hatte sich einen Nachnamen ausgesucht. „Snape“ oder „Granger“ würden in einer so kleinen Zauberwelt nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Brigita, genau wie ihr Bruder, wählte den Namen Clairemont.

„Es ist ziemlich ungewöhnlich für die Kinder nicht die Namen der Adoptiveltern anzuneh-“ Percys überheblicher Kommentar wurde nur von dem Geräusch von Georges knackenden Fingerknöcheln unterbrochen und einem bestimmten, bösen Blick. Ginny und Ron taten es ihm gleich. Langsam zog Harry seine Augenbrauen hoch.

„G-genau“, stotterte Percy, offensichtlich erschüttert durch die stumme Drohung seiner Schwester, seinem Schwager und seinem anderen Bruder. Also fuhr er fort.

Er und Hermine sahen sich an, Hand in Hand, und schworen jedes einzelne Mädchen in ihre neue Familie aufzunehmen und sie wie ihre eigene Tochter zu behandeln. Eine goldene Flamme aus Percys Zauberstab umkreiste ihre Handgelenke, tanzte um sie herum, als er die Flamme in einer komplexen Bewegung durch die Luft schwang und dann verschwand sie. Dann, als jedes der Mädchen vortrat, standen drei im Kreis und hielten sich an den Händen, als Percy mit seinem Zauberstab über ihre umschlungenen Hände fuhr. Eine weitere goldene Flamme tanzte aus Percys Zauberstab, umkreiste jede Hand, wo sie sich berührten. Sie wiederholten diesen Vorgang mit jedem der Mädchen, die Verzauberung stärkte die Verbindung zwischen Severus und Hermine mit jeder weiteren neuen Tochter in ihrer Familie.

Dreißig Minuten, nachdem Hermine die Treppe hinuntergekommen war, waren sie eine Familie von acht Personen mit fünfzehn weiteren ehrenamtlichen Familienmitgliedern. Ein Haushalt und eine Familie von dreiundzwanzig Menschen.

Eine Familie. Severus brauchte jeden Funken von Selbstkontrolle, um nicht seine Gefühle zu zeigen, die gerade durch seinen Körper rasten.

Er betrachtete die Augenzeugen. Der alte Severus wäre vielleicht aufgebracht gewesen sich in der Gegenwart von Hermines nervigen Freunden aufhalten zu müssen, aber stattdessen sah er sie so, wie Hermine sie sah: ihre Brüder. Er wusste, sie gehörte zu ihm und würden jetzt immer an seiner Seite sein. Er würde den Rest seines Lebens damit verbringen, ihr zu zeigen, wie viel ihm das bedeutete. Harry lächelte ihn an. Für so viele Jahre in seinem Leben hatte Severus eine eigene Familie mit Lily Evans gewollt. Jetzt, in einem arg verdrehten Weg, hatte er sogar eine Familie mit ihr, wenn auch es eine Familie war, wie er es sich damals nicht vorgestellt hatte. Lilys Sohn war Hermines Bruder, wozu er jetzt auch zu Severus‘ Bruder wurde. Trotz eines schwierigen Anfangs und vielen Jahren von bösem Blut zwischen ihnen hatten sie jetzt einen gemeinsamen Nenner gefunden. Harry hatte sich als guter Freund und Mann erwiesen. Sie würden für immer in dem Leben des jeweils anderen sein. Severus fand, das war gar keine so widerwertige Vorstellung.

Er würde gerne glauben, dass Lily stolz auf ihn war.

Die Mädchen waren jetzt sicher; sie gehörten jetzt zu ihm. Sie waren seit Jahren seine Verantwortung, sein Scheitern gewesen, aber jetzt gehörten sie im wahrsten Sinne des Wortes zu ihm. Er war trotz allem, jetzt ein Vater, im Auge des Gesetzes, im Auge der Mädchen und im Auge von Hermine. Die anderen waren seine Schützlinge und sie gehörten sowohl zu ihr, als auch zu ihm. Zusammen würden sie sie alle durch Hogwarts bringen. Sie würden ihnen helfen, sie trösten und sie würden alle da sein, wenn es schwierig werden sollte. Sie würden ihnen ein Zuhause bieten, zu welchen sie immer zurückkehren könnten, sollte Hogwarts sie, genau wie die anderen, in Stich lassen.

Das hier würde er diesmal richtig machen. Er würde die anderen finden, die davongelaufen und verschwunden waren. Irgendwie würde er die anderen auch unter seinen Schutz stellen. Er würde das, woran er zuvor gescheitert war, wieder reparieren. Er würde für seine Sünden büßen. Er würde all dies irgendwie schaffen. Und er würde es nie wieder alleine tun müssen.

Nie wieder.


*~*~*~*~*



Last but not least: Der Epilog!


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