von Sevchen
40 Kapitel
Als das Gemäuer hinter Hermine sich schloss wurde es mit einem Mal stockdunkel. Die Hexe keuchte erschreckt auf und umklammerte fest ihren Zauberstab. Zu ihrer großen Erleichterung war es möglich einen Lumoszauber auszuführen, was auch nötig gewesen war, denn ansonsten wäre sie beim weiterlaufen vermutlich die Stufen hinuntergefallen. Hermine sah sich um, doch außer der Treppe vor ihr, gab es nichts besonderes zu sehen. So seufzte die Ravenclaw und stieg dann die Treppen herab. Anscheinend musste sie dies allein durchstehen, ohne die anderen. Dann konnte sie sich ihrem Schicksal ebenso gut jetzt stellen. Vor sich hielt sie ihren leuchtenden Zauberstab und ging langsam um nicht irgendwo gegen zu rennen. Gebrochene Knochen wären in ihrer momentanen Situation eher unpassend gewesen. Die Treppe führte immer weiter in die Tiefe und schien gar kein Ende zu nehmen. Hermine erinnerte sich plötzlich wieder an die Worte, die in dem Buch aus dem kleinen Buchladen in Hogsmeade standen. „Rowena wollte eine unterirdische Kammer haben“, dachte Hermine und das hatte sie wohl auch geschafft so wie es aussah. Das Herz der Ravenclaw schlug schneller. Sie war dem nächsten Teil der Lösung so nahe, das konnte sie fühlen. Nach scheinbar endlos vielen Stufen, landete sie schließlich vor einer riesigen Steintür, die sie unmöglich auch nur Millimeter bewegen konnte. Also musste es eine andere Möglichkeit geben. Hermine betrachtete das steinerne Tor ganz genau, dann bemerkte sie die runde Vertiefung in dem Stein. Hastig griff sie nach ihrer silbernen Kette, an dem ihr Amulett hing. Sie ging näher heran und legte das Amulett in die Vertiefung. Sofort hörte sie ein grollen, was ihr deutlich machte, dass der Stein sich bewegte und so eine Öffnung freigab. Unruhig ging sie ein paar Schritte zurück und wartete.
Es dauerte nur ein paar Sekunden bis die Steintür groß genug für die Ravenclaw war, um hindurchzuschlüpfen. Hermine stieß einen überraschten Schrei aus, als plötzlich ihr Zauberstab ohne sichtlichen Grund ausging. Von der anderen Seite des Raumes konnte sie ein dunkles Lachen hören, welches Hermine Gänsehaut bereitete. Sie war nicht mehr allein. Irgendetwas befand sich mit ihr hier unten und sie wusste nicht, ob sie es bekämpfen musste und ob sie überhaupt die geringste Chance hatte. „Wer ist da?“, fragte sie und konnte nicht verhindern, dass in ihrer Stimme die Angst mit durch klang. Sie wünschte sich ihre Freunde an ihre Seite. Hermine hatte oft kämpfen müssen und war in gefährliche Situationen geraten, doch selten war sie dabei allein gewesen, wofür sie stets dankbar gewesen war. Doch um zu fliehen war es bereits zu spät, das wusste die Ravenclaw. „Na wer schon? Ich bin der Wächter“, antwortete die dunkle Stimme, die ziemlich vergnügt klang. Hermine blickte sich um, doch in der plötzlichen Dunkelheit konnte sie nichts erkennen. Stattdessen beschloss sie weiterzusprechen, vielleicht würde es dem Wächter vom angreifen abhalten. „Der Wächter? Von Rowena Ravenclaws Grab?“ „Ganz genau“, erschallte die fremde stimme, dieses mal direkt rechts neben ihr. Hermine schreckte zur Seite und sah die Umrisse eines Geschöpfs, welches sie noch nie gesehen hatte. Er sah einem Gartengnom äußerst ähnlich und schien zumindestens die selbe, schlabbrige, lederne Haut zu haben. Doch anders als bei einem Gartengnom schien er über Intelligenz zu verfügen, ansonsten wäre er wohl kaum dazu erwählt worden Rowenas Grab zu bewachen.
„Wovor sollst du es bewachen?“, fragte Hermine leise, immer noch in der Angst das Geschöpf könne sie jederzeit angreifen. „Dieben, Plünderern, leichtsinnigen Schülerinnen, die meinen hierherkommen zu können und Rowena Schätze zu stehlen“, zischte er, zumindestens ging Hermine davon aus dass es männlich war. „Ich bin nicht hier um irgendetwas zu stehlen“, stellte die Ravenclaw schnell richtig. Sie wollte sich nur ungerne mit dem Geschöpf anlegen, doch vielleicht hatte sie Glück und konnte ihn davon überzeugen, dass sie in friedlicher Absicht kam und nur das Stück der Runen abschreiben wollte, welches hier irgendwo versteckt sein musste. „Aus welchem Grund bist du dann hinuntergekommen? Und wie bist du überhaupt durch das Tor gekommen? Nur wenigen ist es bislang gelungen Rowenas Geheimnis zu bergen.“ Hermine schluckte und überlegte einen Moment lang ob es klug war die Wahrheit zu sagen, doch was für eine Wahl hatte sie schon? Sie konnte immer noch nicht viel sehen, was einen entscheidenden Nachteil für sie bedeutete. „Durch ein Amulett. Ich bin auf der Suche nach uralten Runen, ein Stück was uns, das heißt mich und meine Freunde, hoffentlich weiter bringen wird um das verlorene Buch zu finden“, murmelte sie schließlich und für wenige Sekunden blieb es still. Vielleicht hatte sie dem Wächter die Sprache verschlagen. „Die Amulette der Zeit“, kam es schließlich zurück und Hermine lies vor Schreck beinahe ihren Zauberstab fallen. Sie hatte nicht damit gerechnet auf jemanden zu treffen, der darüber bescheid wusste. „Woher weißt du das?“, fragte Hermine, die nervös von einem Fuß auf den anderen traf. Sie wusste nicht so recht was sie von ihrem Gespräch mit dem Wächter halten sollte. Ihrer Meinung nach wusste er einfach zu viel! Und sie wusste zu wenig über ihn um sich einen Schlachtplan überlegen zu können.
„Ich weiß so einiges, wovon du nicht mal zu träumen wagst. Und ich weiß auch nach welchem Buch ihr sucht. Und ich rate euch gebt es auf. Es ist nicht klug in der Zeit herumzuspielen. Abgesehen davon bist du viel zu jung! Diese Entscheidung sollte man nicht leichtfertig treffen.“ „Das weiß ich!“, versuchte sie sich zu verteidigen. „Aber es geht darum die Zaubererwelt vor einem schlimmen Tyrannen zu bewahren, der jeglichen Frieden kaputte machen wird. Ich komme aus der Zukunft, Wächter und ich würde nicht hier sein wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Also bitte lass mich vorbei und nach den Runen suchen. Ich werde nichts entwenden, das verspreche ich dir.“ Das Geschöpf begann bitter zu lachen und Hermine wusste sofort dass er sich nicht vorbei lassen würde, egal was sie zu ihm sagte. „Das sagen sie alle, dabei sind sie nur hinter Rowenas Schätzen her.“ Hermine seufzte. „Zeigt das Amulett der Zeit nicht dass ich anders bin? Mich interessieren Ravenclaws Schätze momentan nicht sonderlich. Du kannst dich doch vergewissern dass ich nichts entwende“, versuchte sie es noch einmal. Der Wächter schüttelte mit dem Kopf, eine Bewegung die die Ravenclaw gar nicht sehen konnte. „Ich habe die Aufgabe niemanden vorbei zu lassen. Und ich möchte meinen Kopf gerne behalten. Auch wenn es manchmal echt übelst öde hier ist“, sagte er und am Ende klang seine Stimme so traurig, dass Hermine sogar Mitleid für ihn verspürte. Wie lange er hier wohl eingesperrt war? Hermine hätte ihm gerne geholfen, doch vermutlich war er so an diesen Ort gebunden, dass sie nichts für ihn tun konnte. Sie hob den Zauberstab und richtete ihn auf das Wesen. „Stupor“, sagte sie deutlich, doch der Fluch prallte ganz einfach von ihm ab. „Mist“, dachte die derzeitige Ravenclaw. So würde sie also nicht an ihm vorbeikommen.
„Was ist wenn ich einen Weg finden würde, dich zu befreien?“, meinte Hermine schließlich hilflos. Der Wächter schnaubte. „Gerade eben hast du mich noch angegriffen. Glaubst du wirklich ich würde dir jetzt noch vertrauen?“ Hermine schluckte. Irgendwie hatte er schon recht, doch was hätte sie tun sollen? Immerhin brauchte sie die Runen ganz dringend. „Zeig mir dir Runen. Ich werde sie nur abschreiben. Ich verspreche dir ich werde zurückkommen, sobald ich herausgefunden habe wie ich dir helfen kann.“ Sie schreckte zurück als sie mit einem mal seinen Atem neben sich hören konnte und wenige Sekunden später, sah sie in ein paar Goldgelbe, große Augen. Sie versuchte seinem Blick nicht auszuweichen. Schließlich brummte er und meinte, „Na schön, dann schreib dir eben die Runen ab. Aber beschwer dich nicht, ich hätte dich nicht gewarnt wenn etwas schief geht.“ Damit gab er den Weg frei und Hermine gelang in die Kammer wo sich die Schätze nur so türmten. Komischerweise war die Finsternis mit einem Schlag verschwunden, brennende Fackeln boten genug Licht. Die Ravenclaw hätte nicht gewusst wo sie mit dem suchen hätte anfangen wollen, doch zum Glück schien sich der Wächter in einer plötzlichen Sinneswandlung dazu entschlossen zu haben ihr zu helfen, denn er zeigte auf die Rechte Seite, wo eine Wand war in der Runen standen. Hermines Herz schlug schneller vor Aufregung. Sie hatte es tatsächlich geschafft! Sie hatte Ravenclaws Teil der Runen gefunden. Hastig griff sie nach ihrem Notizbuch, welches sie zum Glück immer bei sich trug und schrieb sie sorgfältig ab, genau unter dem Teil von Hufflepuff. Nun mussten sie nur endlich herausfinden was sie bedeuteten. Als sie damit fertig war, wandte sie sich noch einmal an den Wächter um sich bei ihm zu bedanken. Dafür dass er sie doch durchgelassen und ihr dann sogar geholfen hatte. Doch zu ihrer großer Überraschung war das gnomähnliche Geschöpf einfach verschwunden.
Verwundert darüber machte sie sich auf den Rückweg, dankbar dafür dass sie wenigstens ihren Zauberstab anzünden konnte und dieser nicht erneut ausging. Anscheinend war es der Wächter gewesen, dass sie ihre Magie nicht hatte wirken können. Doch jetzt erreichte sie ohne Probleme die steinerne Treppe und auf dem Rückweg kam sie ihr auch nicht ganz so lang vor wie auf dem Hinweg. Schließlich stand sie wieder an ihrer Ausgangsstelle und überlegte wie sie nun hier rauskommen sollte. Hermine besah sich das Gemäuer genau und untersuchte es nach Vertiefungen die einen Ausweg verborgen halten würden. Tatsächlich fand sie einen winzigen Kratzer, nachdem sie zuvor beinahe in Panik geraden war, nichts gefunden zu haben. Sie schloss einmal kurz die Augen, tippte die Stelle mit ihrem Zauberstab an und atmete erleichtert die angehaltene Luft aus, als ein Zeichen erschien. Nach der erneuten Berührung begannen die Steine wieder zu rotieren und die Ravenclaw schaffte es sich durch die entstandene Öffnung ins freie zu zwängen.
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