von Kelly
Am nächsten Morgen wachte Hermine schon gegen 5.00 Uhr früh auf. „Mia, es ist noch viel zu früh“, Severus gähnte und beschwor einen Tempuszauber. „Kannst Du nicht mehr schlafen?“
„Nein, ich bin zu aufgeregt – ich hoffe, es klappt alles so wie besprochen. Wäre das schön, wenn Bill, Charly und Fred noch leben würden und sie auch wirklich in dieser Höhle sind. Nicht, dass sie leben und wir müssen sie danach noch wochen- oder monatelang suchen. Wie soll man da schlafen“, jammerte Hermine.
Severus grinste, seine Hand wanderte unter das Nachthemd seiner Frau. „Wenn Du nicht mehr schlafen kannst, Mrs. Snape, sollten wir die Zeit für andere Dinge ausnutzen. Das letzte Mal ist viel zu lange her.“
Hermine lachte und schob ihrerseits ihre Hand in die Shorts ihres Mannes. „Wenn ich mich nicht verrechnet habe, gerade einmal 6 Stunden, Mr. Snape, aber ich merke gerade, das ist Ihnen auch schon zu lange. Dann lassen Sie uns doch die Zeit bis zum Aufstehen ausnutzen und für unser nächstes Baby üben.“
Zwei Stunden später saßen alle beim Frühstück zusammen. Hannah, Susan, Hermine und Tracy versuchten so gut es ging, ihre Nervosität zu verbergen, doch es fiel ihnen sehr schwer. Unbemerkt blieb dies jedenfalls nicht – sie ernteten viele erstaunte und fragende Blicke und das nicht nur von den Schülern – auch George, Fleur und Gabrielle warfen ihnen immer wieder forschende Blicke zu.
Doch sie schafften es, ungefragt in den Unterricht oder im Falle von Hermine in das Schulleiterbüro zu gelangen. Doch Hermine weigerte sich, an diesen Tag zu arbeiten – stattdessen begann sie mit Charles-Henri und Teddy Weihnachtsgeschenke zu basteln, erzählte ihnen dazu lustige Geschichten. Die kleinen Jungen liebten es, wenn Hermine ihnen Märchen und andere Geschichten erzählte, aber am meisten mochten sie es, wenn sie Streiche von Fred und George hörten. Sie kicherten dabei fröhlich und bastelten für die ganze Familie und die Freunde kleine Überraschungen. Hermine sorgte unauffällig dafür, dass Teddy und Charles-Henri einige Geschenke in Reserve hatten. Sie erzählte ihnen eine kleine Geschichte, dass es ihr als kleines Mädchen einmal passierte, dass sie meinte, sie hätte alle Geschenke zusammen und dann waren zwei zusätzliche Gäste erschienen.
Aber auch Susan, Hannah, Tracy, Harry und Severus ließen ihre Schüler schriftliche Arbeiten erledigen – sie waren einfach mit ihren Gedanken bei der Suchaktion und besonders Severus wollte es nicht riskieren, dass er eine mögliche Kesselreaktion nicht verhindern konnte.
Im Ministerium waren die Angestellten mittlerweile in ihre Büros verschwunden. Deshalb fiel es nicht auf, dass der Zaubereiminister, Lucius Malfoy, sein Sohn Draco, Devon Zabini und sein Sohn Blaise, Theo Nott sowie die amerikanischen Auroren in der Geheime Bibliothek verschwanden.
Alle sahen sich staunend um – unzählige Bücher schmücken den riesigen, fensterlosen Raum. „Das wäre was für Hermine“, sprach Draco aus, was alle dachten.
„Und für Sev“, nickte Lucius Malfoy, „die zwei haben sich echt gesucht und gefunden.“
Kingsley Shaklebolt ging suchend die Regalreihen ab. „U, V W – hier sind wir richtig. Walters, Watson, Wetherby – da bin ich zu weit. Ah hier Weasley.“
Draco, Theo und Blaise stellten sich neugierig hinter den Zaubereiminister. „Da, da ist es“, so aufgeregt kannte man den ruhigen Theo sonst gar nicht.
„Bill, Fred und Charlie leben noch“, platzte Blaise los.
„Tatsächlich“, auch Lucius und Devon besahen sich jetzt den Stammbaum der Familie Weasley.
„Was sind das bloß für Ratten – halten ihre eigenen Söhne gefangen und erzählen, diese wären in der Schlacht ums Leben gekommen.“ Einer der Auroren schüttelte entsetzt den Kopf.
„Hat Hermine Dir die Koordinaten für die Höhle gegeben, Lucius?“
„Ja, Sev brachte sie gestern Abend noch vorbei“, der Angesprochene hielt ein kleines Büchlein hoch. „Dann lasst uns schauen, ob wir noch einmal Glück haben.“
„Was wenn nicht?“ Draco sah fragend den Zaubereiminister an.
„Dann haben die Auroren die Erlaubnis, die Weasleys sofort unter Veritaserum zu befragen“, erklärte dieser kalt. „Wir werden diesmal nicht abwarten und sie beschatten. Entweder wir finden die drei Brüder allein oder ich lasse den Auroren freie Hand. Auch Ginny wird dieses Mal nicht verschont.“
Keine 10 Minuten später befand sich die Gruppe vor der Höhle – Hermines Aufzeichnungen hatten 100 %ig gestimmt. Leise verteilten sich die Auroren, doch anscheinend war die Höhle unbewacht, jedenfalls konnten sie keine Überwachungszauber lokalisieren.
„Sehr leichtsinnig“, brummte Quinn McBean, einer der amerikanischen Auroren, „entweder sind die drei Brüder nicht hier oder die Weasleys sind so davon überzeugt, dass das Versteck hundertprozentig sicher ist. Ich hoffe letzteres.“
„Ganz meiner Meinung, Quinn“, Jack Jackson, ebenfalls einer der ausgeliehenen amerikanischen Auroren, nickte. „Aber wenn wir die Jungs jetzt so leicht befreien können, will ich auch nicht meckern.“ Alle lachten.
Dann betraten sie die Höhle, zwei Männer blieben am Eingang zurück und behielten die Umgebung im Auge. Schnell stellten sie fest, dass die Höhle wirklich so weit verzweigt war, wie Hermine und Harry es geschildert hatten. „Zum Glück schreibt Hermine sich alles auf“, Lucius hielt den Lageplan in der Hand und ging voraus, mittlerweile waren sie schon eine knappe Stunde in der Höhle unterwegs.
„Ich glaube allerdings“, Kingsley grinste, „Molly, Arthur, Percy, Ron und Ginny werden anderer Meinung sein, wenn sie herausfinden, wie wir die Höhle fanden. Sie rechnen wahrscheinlich auch damit, dass alle, die nicht zur Familie gehören, sich hier rettungslos verlaufen. Ich will auf alle Fälle dabei sein, wenn die fünf erfahren, wem wir diese Informationen zu verdanken haben.“
„Ich auch“, Lucius lachte schallend und steckt die Anderen damit an.
„Da wollen wir wohl alle dabei sein“, bestätigte Jack Jackson.
„Hallo“, hörte man da eine leise Stimme, „hallo, ist da jemand?“
„Hallo“, rief Lucius zurück, „Bill, Charlie, Fred – seid Ihr es?“
„Ja, aber wer seid Ihr?“ hörte man eine andere männliche Stimme.
„Kingsley Shaklebolt.“
„Lucius Malfoy.“
„Und 20 amerikanische Auroren“, ergänzte Quinn McBean.
„Ehrlich?“
„Ja, ehrlich“, rief Lucius.
Sie gingen jetzt immer den Stimmen nach und tatsächlich, nach weiteren 10 Minuten erreichten sie eine weitere, größere Höhle.
„Zellen wie in Askaban“, Lucius schüttelte entsetzt den Kopf und eilte zu der ersten. Dicke Ketten sicherten die Tür. Lucius brauchte etliche Minuten, um diese zu öffnen, die Anderen kümmerten sich währenddessen um die anderen Zellen.
„Wie geht es Fleur?“ Bill sah Lucius, der versuchte, seine Zelle zu öffnen, flehentlich an, „hat sie den Krieg überlebt?“
„Fleur geht es sehr gut und auch Deinem Sohn, Bill. Ich duze Dich jetzt einfach mal, weil Deine Frau eine sehr gute Freundin meiner Familie geworden ist und Dein kleiner Charles-Henri ist einer der Lieblingsspielgefährten meiner Töchter.“
„Ich habe einen Sohn?“ Bill strahlte über das ganze abgemagerte Gesicht, „Fleur wollte mir die ganze Zeit noch etwas erzählen, was Schönes, wie sie sagte, doch andauernd kam etwas dazwischen.“
„Ja“, bestätigte Lucius. „Er sieht genauso aus wie Du, nur die Haarfarbe hat er von Fleur. Er ist ein toller kleiner Junge – Fleur erzieht ihn zweisprachig. Sein bester Freund ist Teddy, der Sohn meiner Nichte Tonks und Remus Lupin. Er wurde zwischenzeitlich von Harry Potter und seiner Frau, meiner Nichte Tracy adoptiert, da meine Schwägerin Andromeda vor einigen Wochen verstarb. Aber das wirst Du ja bald selbst sehen.
Wir haben im Übrigen weder Fleur noch George und schon gar nicht Deinem Sohn erzählt, dass die Möglichkeit besteht, dass Du, Charlie und Fred noch leben könntet. Wir wollten erst auf Nummer sicher gehen, ob wir Euch auch wirklich finden.“
Bill nickte, strahlte dabei über das ganze Gesicht. „Das ist schon in Ordnung, ich hätte genauso gehandelt. Ich bin nur froh, wenn wir endlich hier raus sind, ich kann noch nicht einmal sagen, wie viel Zeit vergangen ist. Hier unten verliert man jedwedes Zeitgefühl und „unsere Familie“ antwortete natürlich auch nicht auf solche Fragen. Wer hat eigentlich gewonnen?“
„Die Schlacht ist 3 ½ Jahre her, Bill. Harry hat Voldemort vernichtet und die meisten Todesser wurden entweder in der Schlacht getötet, gefangengenommen oder konnten fliehen. Das waren aber nur die wenigsten. Mittlerweile gibt es nur noch vereinzelten Todesser, die auf freien Fuß sind, aber auch die werden bald Geschichte sein.“
„Und Du warst also genau wie Severus ein Spion.“ Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage von Bill.
Lucius lachte und öffnete endlich das letzte Schloss. „Ja, Du hast recht. Woher weißt Du das? Die meisten hielten die Malfoys immer für die treuesten Anhänger Voldemorts.“
„Hermine berichtete im Raum der Wünsche kurz vor der Schlacht, dass Harry, Ron und sie von den Greifern nach Malfoy Manor gebracht wurden und auch, dass Ihr alles unternommen habt, um die wahren Identitäten der drei zu verbergen. Außerdem sollst Du Dich besonders ungeschickt angestellt haben“, grinste Bill und verließ auf unsicheren Beinen seine Zelle. „Mine meinte, Du währst Deiner Schwägerin in die Arme getaumelt, so dass ihr Fluch die Wand traf anstatt Harry. Du hättest ausgesehen, wie ein Säufer, doch sie hätte keinen Moment daran gezweifelt, dass Du stocknüchtern warst. Deine Augen hätten Dich erraten.“
„Das Mädel sieht leider viel zu viel“, schmunzelte Lucius. „Deine Wahlschwester ist im Übrigen seit dem Sommer mit meinem Cousin Severus verheiratet, ihren kleinen Bruder haben sie adoptiert und Nachwuchs ist auch unterwegs.“
„Das sind mal gute Neuigkeiten“, Bill ließ sich von Lucius helfen, nahm nur zu gern die Flasche Wasser von einem der Auroren entgegen. „Wie geht es George?“
„Er hat sich mit der restlichen Familie zerstritten und ist jetzt Lehrer für Geschichte der Magie und Muggelgeschichte in Hogwarts. Alleine machte ihm der Scherzartikelladen keinen Spaß mehr. Außerdem ist er mit Millicent Bulstrode zusammen, die gemeinsam mit Pansy Parkinson eine Schneiderei nebst Boutique in der Winkelgasse betreibt.
Auch Fleur, Charles-Henri und Gabrielle leben auf Hogwarts – Fleur gibt Französischunterricht und Gabrielle leitet die Bibliothek.“
„Das freut mich, obwohl ich mir George als Lehrer nicht vorstellen kann“, Bill lachte und setzte sich neben Fred. „Freddy, Dein Zwilling ist Lehrer in Hogwarts.“
„Was? Was ist denn mit unserem Laden passiert?“
„Ohne Dich machte es George keine Freude mehr – er meinte, es wäre Euer gemeinsamer Traum gewesen. Du wirst nicht glauben, wie beliebt sein Unterricht ist – zum ersten Mal seit Jahrhunderten schläft kein Schüler mehr im Unterricht. Dieser Schüler müsste ja dann auch befürchten, Opfer eines Streiches seitens Georges zu werden.“
Fred nickte, doch Lucius merkte, dass ihn etwas bedrückte. „Sev hat schon einen Job für Dich, Fred.“
„Im Ernst, der Professor erlaubt, dass wir in Hogwarts weiter arbeiten?“ Freds ausgemergeltes Gesicht überzog ein Strahlen.
„Ja, er meinte, einige Schüler würden bestimmt gerne von Euch etwas lernen. Ihr werdet überrascht sein, was sich alles seit den Sommerferien veränderte.
Aber jetzt sollten wir uns langsam auf den Weg machen – Ihr braucht Ruhe und Devon will Euch zusammen mit Poppy gründlich durchchecken. Außerdem wollen wir doch nicht, dass Eure Familie uns erwischt“, Lucius und Kingsley grinsten sich verschlagen an. Bill, Charly und Fred beobachten stauend, dass die Auroren drei Golems erschufen, denen sie das Aussehen der Brüder gaben.
„Fertig“, Jack Jackson rieb sich grinsend die Hände. „Die Überwachungszauber sind auch installiert und vier unserer Leute haben sich vor der Höhle versteckt. Lasst die Spiele beginnen.“
*********************Währenddessen in Hogsmeade:*************************************
„Kommen wir nun noch einmal zur Schlacht um Hogwarts“, begann Ms. Seward den Unterricht. „Viele glauben immer noch, dass es Harry James Potter, Severus Snape und Hermine Granger zu verdanken ist, dass der Krieg von der weißen Seite gewonnen wurde. Doch dies ist falsch.
Ronald Bilius Weasley gelang es, Voldemort dermaßen abzulenken, so dass dieser von Potter vernichtet werden konnte. Potter, der Zeit seiner gesamten Schullaufzeit nur ein lausiger Duellant gewesen war, nutzte diesen Überraschungseffekt und vernichtete den Dunklen Lord.“
„Das ist eine faustdicke Lüge“, fauchte Connor und sprang auf. „Mein Onkel Harry gründete zusammen mit meiner Mom die DA, Dumbledores Armee. Er unterrichtete die anderen Schüler in Verteidigung gegen die dunklen Künste – Ronald drückte sich vor der Schlacht, brachte sich in Sicherheit. Dieser Feigling ließ meine Mom und meinen Paten sogar im Stich, als die auf der Suche nach den Horkruxen waren. Sie kennen wohl nicht die Prophezeiung, die Sibyll Trelawney damals traf:
“Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen … jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt … und der Dunkle Lord wird Ihn als Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt … und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt …der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt ... (Zitat aus „Harry Potter und der Orden des Phoenix“).
Lily und James Potters sowie Alice und Frank Longbottom boten ihm dreimal die Stirn, also hätte auch genauso gut Onkel Neville der Auserwählte sein können, doch Voldemort erwählte Onkel Harry, da dieser ebenso ein Halbblut ist wie dieser selbst. Ronald kann sich noch nicht einmal alleine die Schuhe zu binden, ohne auf die Nase zu fallen. Also hören Sie mit diesen Unwahrheiten auf, Ms. Seward.“
„Du wagst es, mir zu widersprechen? Nachsitzen und zwar die nächsten 2 Wochen Snape.“
„Ja, ich wage es, Ihnen zu widersprechen, Ms. Seward. Sie lügen. Komm Morgana, zieh Deine Jacke an, wir gehen.“
Morgana nickte und schlüpfte gehorsam in ihre Jacke, band sich den Schal um, setzte die Mütze auf und zog die Handschuhe an, dann nahm sie ihren Rucksack. Auch Connor zog sich geschwind an.
„Du kleiner Bastard“, fauchte die Lehrerin und trat auf die Kinder zu.
Connor zog seine kleine Freundin geschwind hinter sich und schnappte sich ebenfalls seinen Rucksack, zog eine Zeitschrift heraus, die er Morgana hinhielt. „Für Sie, Ms. Seward, Eure Lordschaft – ich bin der Vicomte of Skye.“ Connors Stimme konnte es schon mit der seines Vaters aufnehmen, wenn man die Kälte wahrnahm, die herauszuhören war.
„Halt den Bengel fest, er scheint einen Portschlüssel zu haben“, ertönte auf eine Stimme hinter den Kindern.
„Weaselette, Percival, Ronald“, Connor wurde bleich. „Halt Dich fest, Morgana, schnell.“
Diese ergriff ebenfalls fest die Zeitschrift – doch bevor sich der Portschlüssel aktivieren konnte, packte Percy Weasley schon zu. Doch zu spät, aufhalten konnte er die Kinder nicht mehr, vielmehr wurde er mitgerissen.
*********************************Im Verbotenen Wald***************************************
Unsanft schlugen die drei Minuten später auf dem harten Waldboden auf. „Wo sind wir?“ ätzte Connor und stand mühsam auf. „Wir sollten doch in Hogwarts landen hat Dad gesagt.“
„Wahrscheinlich weil der da mitgekommen ist“, Morgana sprang schnell auf die Füße und brachte einige Meter Abstand zwischen sich und dem dritten Mitreisenden.
Percy Weasley lag seltsam verkrümmt und verrenkt gegen einen Baum gepresst. „Ist er tot?“ Morgana stellte diese Frage.
Connor wagte sich vorsichtig näher an Percy, immer darauf bedacht, sofort wegzurennen. Doch dieser rührte sich nicht. Connor fühlte vorsichtig nach dem Puls des Rothaarigen. „Kein Puls, er scheint die Landung nicht überlebt zu haben.“
Geschwind durchsuchte er die Taschen des Rothaarigen und fand schließlich dessen Zauberstab. „Wollen wir hier warten oder wollen wir lieber versuchen, nach Hogwarts zu gelangen? Leider sind die Bäume hier zu dicht, um Funken zu zaubern. Ich sehe auch keinen Unterschlupf für die Nacht – wir können hier nirgends Schutz suchen.“
„Lass uns gehen“, Morgana zog Connor zu sich. „Lass uns wenigstens etwas suchen, wo wir uns verkriechen können. Ms. Hutchinson erzählte uns doch letzte Woche, dass es hier Trolle, Werwölfe und Riesenspinnen geben soll. Sie erzählte auch von einer Chimäre.“
„Die Spinnen gibt es wirklich“, bestätigte Connor, während die Kinder sich Hand in Hand auf den Weg machten. „Onkel Harry ist ihnen begegnet zusammen mit Ronald. Ich hoffe, nur, Dad merkt bald, dass wir nicht mehr in der Schule sind.“
„Kann er uns durch Deine Kette aufspüren, Con?“ Morgana sah ihren Freund hoffnungsvoll an.
„Nein, die funktioniert nur in Hogwarts und auf Prince Castle, leider. Dad rechnete ja nicht damit, dass unser Portschlüssel nicht funktioniert. Vielleicht haben wir ja Glück und wir begegnen den Zentauren, die bringen uns dann bestimmt nach Hause.“
„Oder die Thestrale – die müssten wir ja jetzt sehen können durch Weasleys Tod“, trotz dieses schrecklichen Erlebnisses klang das kleine Mädchen ziemlich hoffnungsvoll.
Schweigend wanderten sie die nächste Stunde durch den dichten Wald, die Bäume standen so dicht, dass sie noch nicht einmal den Himmel sehen konnten. Aber sie fanden auch keinen Unterschlupf.
An einer kleinen Quelle legten sie eine kurze Pause ein und fühlten ihre Wasserflaschen auf, aßen etwas von ihren Butterbroten.
„Wie spät ist es Connor?“
Der Junge sah auf die Uhr. „15:00 Uhr – so langsam sollten wir einen Unterschlupf finden, es wird bald dunkel.“
Morgana antwortete nicht, sie stand vielmehr auf und zog Connor ebenfalls hoch. „Da vorne sieht es felsig aus – lass uns da mal schauen.“
Connor ließ sich mitziehen und tatsächlich nach weiteren 10 Minuten fanden sie eine kleine Höhle, die sich als leer herausstellte. Schnell lehrten sie ihre Rucksäcke aus und begannen Farnkraut und Tannenzweige zu sammeln, dazu genügend Holz und Tannenzapfen, damit sie ein Feuer entzünden konnten. Es stellte sich heraus, dass die Höhle über ein kleines Loch in der Decke verfügte, sozusagen als Rauchabzug. Den Höhleneingang selbst wollten sie mit einigen Steinen so gut es ging verschließen, so dass sie eine ruhige Nacht haben würden. Soweit das überhaupt möglich war!
Bei der Feuerholzsuche stieß Morgana auf ein verletztes kleines Kaninchen. Das Kaninchen war so erschöpft, dass es sich noch nicht einmal wehrte, als das Mädchen es behutsam hochnahm und zur Höhle brachte.
„Du bringst schon Gäste mit“, versuchte Connor einen Scherz zu machen.
„Ja, zur Einweihung“, Morgana lächelte. Dann bettete sie das Kaninchen vorsichtig auf ihre Tasche. „Ich versuche noch etwas Gras zu finden für das Kleine. Haben wir genug Holz?“
„Weiß ich nicht, ich würde lieber noch so lange weiter sammeln, bis es ganz dunkel ist. Nur zur Sicherheit.“
Morgana nickte und verabschiedete sich von dem Kaninchen, versprach ihm, dass sie bald wieder da sein würde. Connor grinste nur dazu. Mädchen. Doch zog er seinen Schal vom Hals und legte ihn unter das Kaninchen. Ihr neuer Mitbewohner sollte schließlich nicht frieren.
Dann folgte er seiner Freundin aus der Höhle, nutzte genau wie sie das verbliebene Tageslicht aus. Doch sowohl Morgana als auch Connor sahen zu, dass sie sich niemals aus den Augen verloren.
„Fertig“, Morgana kletterte müde in die Höhe, den Arm voller Feuerholz – ihren Rucksack, in dem sich zuvor die Schulsachen befunden hatten, hatte sie mit Farnkraut und Tannenzapfen vollgestopft.
„Ja, ich auch“, Connor folgte ihr, auch seine Arme voller Feuerholz, in seinem Rucksack befanden sich Ruten und einige Kräuter. Er lud alles ab. „Musst Du noch mal wohin, Morgana? Soll ich den Eingang schon verschließen oder wollen wir noch etwas warten?
„Lass uns noch etwas warten zur Sicherheit. Haben wir Steine hier?“
„Ich klettere noch einmal raus und roll ein paar her, “ beschloss Connor.
„Ich komme mit.“
„Nein, bleib ruhig hier und breite schon einmal das Heidekraut und die Tannenzweige aus. Ich bin bald wieder hier, versprochen.“
Morgana widersprach nicht – sie war viel zu müde dazu. Sie breitete die Tannenzweige und das Heidekraut aus und schuf so zwei provisorische Betten. Dabei sprach sie die ganze Zeit mit dem Kaninchen, streichelte es und fütterte es mit Gräsern und Kräutern, gab ihm auch einen Schluck Wasser.
Das Kaninchen merkte anscheinend, dass die Kinder ihm nichts Böses wollten, denn es hielt die ganze Zeit still, ließ sich ohne zu zittern streicheln.
Nachdem die Betten fertig waren, begann Morgana unter das Abzugsloch das Holz aufzustapeln. Darum herum legte sie Steine. Sie fror ziemlich, die Temperaturen waren im Laufe des Nachmittags immer weiter herunter gegangen. „Wenn Con gleich kommt“, erzählte sie dem Kaninchen, „dann machen wir ein Feuer. Onkel Blaise hat uns gezeigt, wie man Feuer macht. Und da wir den Zauberstab von diesem Percy haben, müssten wir das hinbekommen. Gleich wird es schön warm. Ich komm gleich wieder.“
Morgana krabbelte aus der Höhle. „Con – wo bist Du?“
„Hier Mory. Wollen wir jetzt den Eingang verschließen?“
„Ja, bin gleich wieder da.“ Das Mädchen verschwand kurz und Connor wartete auf sie.
„So, jetzt können wir.“
Zusammen versperrten sie so gut es ging den Eingang – zum Glück lag er etwas versteckt, so dass man die Höhle nicht so schnell bemerkte. Connor tarnte ihn so gut es ging mit einigen Ästen, bevor sie die Steine aufschichteten.
Müde und völlig dreckig setzten sie sich danach um das Feuerholz und Connor versuchte mit dem geliehenen Zauberstab den von Blaise erlernten Incendio anzuwenden. Erst nach zwanzig erfolglosen Versuchen, gelang es ihm, eine klitzekleine Flamme heraufzubeschwören, doch diese reichte aus. Morgana schob schnell dünne Zweige nach und langsam bekamen sie ihr Feuer. Langsam schoben sie immer weitere Tannenzeige, Äste und Zweige nach, bis sich nach einiger Zeit eine angenehme Wärme in der Höhle ausbreitete.
Sie machten es sich bequem und aßen etwas von ihren Broten, doch nur ganz wenig, sie wussten schließlich nicht, wie lange sie damit auskommen mussten.
„Was willst Du eigentlich mit diesen Stöcken, Con.“
„Das sind Ruten, Mory“, belehrte sie Connor. „Damit kann man Körbe flechten. Wir müssen ja irgendwie Dein Kaninchen transportieren können. Oder willst Du es hier lassen?“
„Nein“, Morgana sah ihren Freund entrüstet an, „Snowy kommt selbstverständlich mit nach Hause“, sie streichelte ihren neuen Spielgefährten. „Und Du kannst flechten?“
„Ja, klar, hat Mommy mir beigebracht, als wir noch in unserem Häusle wohnten. Wir verkauften doch Kerzen, Badeöle und so auf dem Wochenmarkt. Die Körbe waren auch zum verkaufen da.“
„Vermisst Du Euer Häusle?“
„Manchmal, es war so gemütlich dort. Mommy und ich saßen oft vor dem Kamin und brieten uns Äpfel. Doch zu der Zeit musste Mommy so viel arbeiten, um uns zu versorgen. Und unser neues Zuhause auf Prince Castle möchte ich auf keinen Fall dagegen eintauschen. Daddy ist echt lieb zu uns zweien. Früher weinte Mia viel, sie dachte immer, ich bekomm es nicht mit. Doch ich hörte es und sah auch ihre rotgeweinten Augen.
Sie arbeitete fast den ganzen Tag, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten – arbeitete sie nicht für Geld, lernte sie oder arbeitet in und um unser Häusle. Sie aß kaum, schlief wenig, wurde dauernd von Ronald bedrängt, dass sie ihn endlich heiraten sollte.
Jetzt lacht sie ständig, sie hat immer Zeit für mich und Daddy verwöhnt sie nach Strich und Faden. Wir haben endlich wieder eine Familie, ein noch schöneres Zuhause und bald kommt mein Brüderchen auf die Welt. Und Daddy hat schon versprochen, dass wir demnächst wieder ein Wochenende in unserem Häusle verbringen.
Vor ein paar Wochen ist doch Onkel Angus gestorben.“
Morgana nickte.
„Jedenfalls, Onkel Angus hatte keine eigenen Kinder und deshalb Daddy als Erben eingesetzt. Dann haben Onkel Angus und Daddy besprochen, dass nicht mein zweites Brüderchen den Titel Earl of Skye erbt, sondern ich. Daddy meinte, er könne mir leider nicht seinen Titel vererben – für ihn wäre ich sein ältester Sohn, der Sohn seines Herzens und er fände es nur gerecht, wenn ich Onkel Angus Titel erbe und das Manor und so. Daddy bringt mir jetzt schon bei, wie man alles verwaltet und so. Und nach Hogwarts bildet er mich zum Tränkemeister aus.“
Während Connor erzählte, begannen seine geschickten Hände, den Korb zu flechten. Morgana sah ihm dabei zu, das weiße Kaninchen auf ihren Schoß.
Irgendwann begann das Mädchen zu gähnen, der Tag war lang und anstrengend gewesen. „Leg Dich hin, Mory. Ich bin gleich mit dem Korb fertig und komm dann nach. Wollen wir eigentlich hier warten, bis wir gefunden werden oder wollen wir morgen weiter gehen?“
„Lass uns weiter gehen – wer weiß, dann Daddy und Onkel Sev uns sonst finden. Ich mag den Wald zwar nicht und unsere Höhle ist sicher, aber wir haben auch nicht mehr viel zu essen und hier ist auch kein Wasser. Vielleicht finden wir ja bald eine Stelle, wo wir Funken sprühen können.“
„Hier haben wir allerdings die Höhle“, gab Connor zu bedenken.
„Ja, schon, aber wir können ja immer dann anhalten, wenn wir was Ähnliches finden, auch wenn es noch 2 Stunden hell ist. Vielleicht haben wir ja Glück und treffen bald auf die Zentauren.“
„Oder auf Grawp“, kicherte Connor, „auch wenn Onkel Hagrid ja sagt, er lebt in den Bergen in einer Höhle. Aber irgendwie glaube ich ihm nicht so und Mommy auch nicht. Onkel Hagrid wollte vor Jahren, dass Mommy Grawp Englisch beibringt.“
„Echt?“ Morgana kicherte ebenfalls. „Darauf kann auch nur Onkel Hagrid kommen. Kennst Du seinen kleinen Bruder?“
„Nein, ich hab nur einige Bilder von ihm gesehen. Onkel Hagrid redet ja immer noch davon, dass er versuchen will, eine Freundin für Grawp zu finden.“
Morgana richtete sich jetzt so gut es ging auf dem Heidekrautlager ein, ihren Rucksack benutzte sie als Kopfkissen. Connor hatte das Körbchen mittlerweile fertig gestellt und stellte es beiseite. Dann legte er Holz nach, vergewisserte sich, dass der Höhleneingang gut verschlossen war. Dann legte er sich neben seine kleine Freundin und Sekunden später hörte man tiefe, regelmäßige Atemgeräusche in der Höhle
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel