von Odo der Held
Hermines erster Blick sollte am nächsten Morgen wieder in die Spiegel sein. Quasi als Traditionscheck, dass sie sie war und außerdem kein hässliches Totenschädelding auf ihrem Unterarm trug. Aber…
Hermine hatte etwas besseres zu tun.
Der Mann neben ihr.
Er schlief.
Und DAS war jedes Traditionsunterbrechen wert.
Severus Snape. Ihr werter Zaubertränkelehrer in Hogwarts, Oberarschloch vom Dienst und ab und an der Mann, der mit ihr schlief, lag friedlich lächelnd neben ihr im Bett in Embryostellung und hatte seine beiden Hände vor seinem Gesicht mit einander verschränkt.
Seine schwarzen seidig aussehenden Haare lagen wüst und wirr auf dem Gesicht und auf dem Kopfkissen, auf dem sein Kopf lag und Hermine hörte ein leises Schmatzgeräusch. Sie lachte leise.
Seine Wimpern waren echt unverschämt lang, fand Hermine fast schon entrüstet, seine Augenlider zuckten beim Träumen leicht und er zog ab und an die Stirn kraus.
Seine Nase war wirklich länger als bei anderen Männern, die Hermine kannte, aber sie war keine richtige Hakennase. Nein, sie war nur länger. Sein Mund war eigentlich hübsch. Schmal, aber seine Lippen waren interessant geschwungen. Hermine musste noch einmal lachen als sie sah, dass er kleine überlange Nasenhaare hatte. Aber seine Haut hatte kaum Leberflecke und sie sah weich und gesund aus.
Wieder schmatzte er kurz und Hermine kringelte sich innerlich ein vor lachen.
Und dieser Mann soll der bedrohlichste Todesser überhaupt sein?? Neeeee, dachte Hermine belustigt. Ganz bestimmt nicht. Plötzlich schien sich sein Traum zu ändern, denn seine Lippen bewegten sich. „Fuck“, brummte er und zog die Stirn kraus.
Hat er Neville beim Panschen entdeckt?, dachte sie immer noch grinsend.
„Minchen.“
Häh?, durchfuhr es Hermine. Was hat denn „Fuck“ und „Minchen“ in einem Traum zu suchen?
Dann wischte sich Snape plötzlich fahrig durchs Gesicht und schlief auf dem Bauch weiter.
Hermine stand endlich auf.
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Später am Tag erstatten Hermine und Severus Bericht vom gestrigen Abend.
„Hogwarts!“, rief Minerva entsetzt. „Aber wo um Himmels Willen soll da ein Horkrux sein? Wir können doch nicht das ganze Schloss umgraben!“
„Das wird auch nicht nötig sein“, sagte Snape gereizt. „Ich habe mir heute Nacht Gedanken darüber gemacht. Der dunkle Lord wird sich eine Trophäe von jedem Haus gesichert haben. Er hatte das slytherinsche Amulett, den Becher von Hufflepuff. Aber was könnte noch fehlen? Was ist mit Ravenclaw und Gryffindor? Das Schwert?“
Alle rätselten. Harry blickte Minerva und Snape an. „Kann ich das Schwert mal haben?“
„Wozu?“, fragte Minerva.
„Ich möchte es auf Parsel ansprechen und schauen was passiert.“
„Natürlich. Severus, können wir es haben?“
„Selbstverständlich.“
„Ich kann gehen“, bot Ginny an, doch Severus schüttelte den Kopf. „Nein, Miss Weasley, wenn die ehemaligen Schulleiter Sie sehen, bekommen Sie Ärger. Nein. Ich gehe grad selbst.“ Dann warf er Flohpulver in den Kamin, sagte „Direktorenbüro Hogwarts“, stieg in die Flammen und verschwand.
„Meinen Sie das Schwert könnte ein Horkrux sein?“, fragte Ron Minerva.
Die schüttelte den Kopf. „Das wäre naheliegend, aber eigentlich auch zu naheliegend.“
Hermine nickte. „Ich glaub‘s nicht, Ron. Außerdem war das Schwert immer im Besitz vom jeweiligen Direktor.“
„Aber Umbridge war auch Direktorin“, gab Ron zu bedenken.
„Ja, aber Umbridge war nie alleine im Direktorenbüro. Weißt Du noch, Ron, wie sie sich aufgeregt hat, dass die Wächter sie nicht durchgelassen haben?“
Snape stieg wieder aus dem Kamin und drückte Harry das Schwert in die Hand.
Harry konzentrierte sich. „Zeige Dich, wenn Du da drin bist.“
Nichts geschah. Er versuchte es noch mal. Aber immer noch geschah nichts.
Dann gab er Snape das Schwert zurück und zuckte mit den Schultern. „War’n Versuch.“
Severus setzte sich wieder an den Küchentisch. „Ich habe gerade kurz mit Miss Ravenclaw gesprochen. Ich habe eine Ahnung. Was ist, wenn dieses verschwundene Diadem eins ist?!“
„Ja, aber Sir“, sagte Ron eindringlich. „Verschwunden ist es. Seit mehreren hundert Jahren. VERSCHWUNDEN!“
„Ach, Weasley“, raunte Snape ihn an, „gewinnen Sie erst mal in den nächsten Jahren meine Intelligenz! Der dunkle Lord hat es vielleicht gefunden.“
„Und dann hat er es wieder versteckt“, schloss Hermine daraus.
„Exakt“, sagte Snape und sah sie erstaunt an. „Und wo versteckt jeder Schlossbewohner Gegenstände, die niemand finden soll?“
In Rons Gesicht ging ein Licht auf.
In Harrys Gesicht ging ein Licht auf.
In Hermines und Ginnys ebenso. Nur Minerva fragte verwirrt: „Wo denn bitteschön?“
„Na im Da-und-fort-Raum!“, sagte Harry.
„Im wo?“
„Minerva kennt ihn nicht“, informierte Snape Harry.
„Na dann los!“ Harry stand auf. „Kommen Sie, Professor McGonagall, wir weihen Sie in die Geheimnisse des Schlosses ein.“
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Harry, Hermine, Ron, Ginny, Snape und Minerva reisten per Kamin in Snapes Büro.
Auf direktem Weg ging es dann in den dritten Stock in den sogenannten „Raum der Wünsche“. Harry öffnete ihn als Da-und-fort-Raum.
Minerva bekam große Augen als sie ihn betrat. „WAS IST DAS?“, rief sie höchst erstaunt aus.
„Das ist ein Raum, in den Schüler und Schulpersonal alles hingebracht haben, was versteckt werden sollte, Professor“, erklärte Harry ihr. „Ich schätze, Riddle hat ihn gefunden und erkannt, was man mit ihm machen kann.“
„Hier finden wir das Diadem nie!“, sagte Minerva immer noch fassungslos.
„Tja.“ Hermine zückte ihren Zauberstab. „Dann fangen wir mal an. Accio Diadem.“
Nichts geschah.
„Accio Horkrux.“
Nichts geschah.
„Accio alles-was-mit Rowena Raveclaw-zusammenhängt“
Nichts geschah.
„Schade.“
„Miss Granger, ich ahne, dass wir per Hand suchen müssen“, beschied Snape und Hermine nickte enttäuscht.
Dann zerstreuten sich alle in alle Richtungen.
Es dauerte 4 Stunden bis plötzlich ein Schrei die Stille übertönte. Es war Ginny.
„Hier! Hier ist ein Diadem. Aber ist es das richtige?“
„Schicken Sie einen Periculum, Miss Weasley“, rief Minerva von irgendwo her und dann konnten alle den roten Funken folgen.
Minerva und Snape beäugten das Diadem. Es dauerte eine Weile die Harry zu lang war. Er konzentrierte sich und fragte auf Parsel: „Hörst Du mich?“
Ein Pfeifen und Zischen entfuhr dem Diadem und Minerva ließ es vor Schreck fallen, doch Snape konnte es noch gerade festhalten. Minerva dankte ihm knapp.
„Es ist der Horkrux“, entgegnete Snape ruhig. „Wir sollten zurück in mein Büro gehen. Das Gryffindorschwer hängt wieder an der Wand.“
In Snapes Büro angekommen, nahm der sich das Schwert und fackelte ebenfalls nicht lange rum. Er hieb auf das Diadem ein. Ein schrilles Kreischen entwich, ein Knall ertönte und dann war es still.
Severus ließ das Schwert sinken und nahm das Diadem hoch. „Nummer 5“, sagte er schlicht.
Dann verbarrikadierte er das Diadem in seiner Schreibtischschublade.
„Was machen wir mit der Schlange?“, fragte Hermine Snape.
„An die kommen wir nicht dran“, antwortete der. „Wir könnten sie höchstens vernichten, wenn ein Kampf stattfindet. Wenn der dunkle Lord abgelenkt ist.“
„Dann schieben wir also Nagini hinten an, ja?“, schloss Harry und Snape nickte.
„Und was meint Ihr, ist noch übrig?“, fragte Ginny.
Nun schwiegen alle. „Das Tagebuch – hin“, zählte Harry auf, „Medaillon – hin, Ring – hin, Diadem und Becher – hin. Bleibt nur noch Nagini? Nur noch Nagini wenn es sechs Horkruxe sind.“
„Aber das sind die, von denen ich weiß“, sagte Snape. „Weitere wird es ja wohl nicht geben.“
2 Tage später begegnete Harry Snape endlich alleine in der Küche.
„Sir“, begann er und Snape hielt beim Kochen inne.
„Ja?“
„Sir…ich habe mir Gedanken gemacht. Könnten Sie sich einen Augenblick setzen?“
Snape hob verwundert eine Augenbraue aber setzte sich an den riesigen Esstisch. Harry fuhr fort:
„Sir. Damals in Godrics Hollow hat Voldemort ja versucht mich zu töten. Richtig?“
„Das ist wohl so, ja.“
„Und vorletzte Nacht ist mir eingefallen, dass es ja nicht unbedingt der Todesfluch gewesen sein muss.“
Snape blickte Harry abschätzend an. Doch er wusste die Antwort. „Es war definitiv der Avada Kedrava, Potter. Wieso? Was wollen Sie mir sagen?“
„Sie, vielleicht ist das absoluter Blödsinn, aber …wenn Voldi einen Avadra auf mich gezaubert hat…könnte es nicht vielleicht möglich sein, dass ich auch ein Horkrux bin?“
Snape erstarrte augenblicklich. Einerseits fasziniert über Potters Logik und andererseits entsetzt darüber, was getan werden musste wenn Potter Recht hatte, starrte er seinen ungeliebten Schüler betroffen an.
„Das ist ein unglaublicher Gedanke, Potter“, entfuhr es Severus leise.
„Also meinen Sie, Sir, dass das nicht sein kann?“
Snape stand auf. „Lassen Sie mich darüber nachdenken. Gehen Sie. Ich komme auf Sie zu.“
Harry stand zufrieden auf und verließ die Küche.
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