Roses in the rain- Nach dem Abschluss - Die Hochzeitseinladung
von Schwesterherz
@Annaly: Vielen, vielen Dank für deine liebe Rückmeldung! Ich habe mich genauso darüber gefreut (ja, inklusive dem Gehibbel^.^) wie du dich darüber freust, wenn es weiter geht! :D Nun warte einmal ab, wie sich die Beziehung zwischen Lily und Mr. Lennon noch so entwickelt. Der erste Eindruck könnte in mancher Hinsicht auch täuschen ;). "(...)in Sachen Liebe und so" =D Hmm ich glaube... das musst du abwarten! So und nun viel Vergnügen bei "Die Hochzeitseinladung" ! ♥ Schwesterherz
Kapitel 4
Die Hochzeitseinladung
Die Woche verging schnell. Alles war noch neu und aufregend und dementsprechend interessant für die Azubis. Lily hatte jeden Vormittag Theorie. Es gab nicht so viele Fächer wie in Hogwarts. In Vampirrechte wurden sie über die Rechte der Vampire in der Magischen Welt aufgeklärt, was den Vampirologen im Umgang mit den Vampiren erlaubt war und was nicht und auch, wie das gesamte magische Volk mit den Blutsaugern umging. In Dienstleistungen wurde ihnen beigebracht, wie sie Berichte abfassen sollten (indem sie einer magischen Diktierfeder stumm ihren Text übermittelten, was gar nicht so einfach war und wohl noch etwas dauern dürfte, bis alle den Dreh raus hatten) und wie die richtige Aktenführung funktionierte (zudem es eine Menge Vorschriften gab, an die die zukünftigen Vampirologen sich zu halten hatten).
Zudem befassten sie sich täglich mit dem Studium der Animagus-Verwandlung, die sich als sehr zeitaufwändig herausstellte. Eine echte Heraus-forderung war es auch, in den Unterrichtseinheiten zum magischen Strafrecht wachzubleiben, denn die ellenlangen, drögen Gesetzesvorschriften waren wirklich alles andere als spannend und der 'Unterricht' diente wohl alleine dem Zweck, dass sie all die Paragraphen, die sie betrafen, möglichst schnell auswendig konnten. Sprache gab es auch noch zwei Mal pro Woche, aber sie lernten bisher bloß einen Grundwortschatz (Vokabeln, Vokabeln, Vokabeln...), die korrekte Aussprache sollte ihnen nach dem ersten praktischen Unterrichtsteil von einem Vampir beigebracht werden. Lily hatte nicht einmal gewusst, dass die Vampire eine eigene Sprache besaßen!
In den Mittagspausen traf der Rotschopf sich regelmäßig mit Joceline, häufig waren auch Cedric und Marik mit von der Partie. Als sie sich an ihrem zweiten Arbeitstag trafen, erzählte Joceline Lily aufgeregt, dass Nelson nach Gryffindor gekommen war. Er hatte den Brief noch am gestrigen Abend verfasst und so hatten Joceline und ihre Eltern es vor wenigen Stunden beim Frühstück erfahren. „Ist doch wirklich kein Wunder“, meinte Lily lächelnd und dachte daran zurück, wie todesmutig Nelson sich letzten März in Wolfsgestalt auf den Werwolfboss gestürzt hatte, damit der von ihr selber abließ.
Jeden Abend kam Lily geschafft nach Hause. Es war etwas ganz anderes, zur Arbeit zu gehen, als zur Schule und an die auslaugende Länge musste sie sich erst noch gewöhnen. Zumindest musste sie keine Hausaufgaben erledigen, aber es war schade, dass ihr nicht einmal die Zeit blieb, um ihr Patenkind zu besuchen, das sie schrecklich vermisste. Am Mittwoch dann führte sie endlich ein langes Telefonat mit Damian, bei dem er ihr mitteilte, dass seine Wohnung jetzt fertig eingerichtet war und er sich freuen würde, wenn Lily ihn übers Wochenende besuchen kommen wollte. Er würde ihr auch Fotos von seinem Wohnzimmer mailen, damit sie ohne Probleme zu ihm apparieren könnte. Natürlich wollte sie und so konnte sie den Freitag kaum erwarten.
Zwei Tage darauf war es beinahe soweit. Lily saß in ihrer Bürozelle, die inzwischen schon mit ein paar persönlichen Dingen von ihr ausgekleidet war. Da gab es zwei Fotos von Damian, eines von ihr, Joceline und Alice, eines von Flora, die ihren Sohn auf dem Arm trug, eines von Baby Liv und ein Familienfoto, was schon etwas älter war. Es zeigte Harry, Ginny, James, Albus und Lily selbst am Abend vor Albus erster Abreise nach Hogwarts. Lily liebte dieses Bild und hatte es immer aufbewahrt. Jetzt jedoch hatte sie kein Blick für es übrig. Ruhelos schaute sie immer wieder ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Die Minuten wollten heute einfach nicht verstreichen.
„Na, kannst du's auch kaum erwarten, diese öden Akten beiseite zu legen?“, wollte Jareth grinsend wissen. Seine Bürozelle befand sich nicht weit entfernt von Lilys ihrer, gerade einmal zwei andere standen dazwischen. „Das ist es nicht“, erklärte Lily nervös und fuhr sich durchs Haar, „ich appariere gleich zu meinem Freund. Er ist in den Ferien nach Irland gezogen, um an der Jainkaits-Akademie eine Fortbildung zu absolvieren, die ihm den Titel 'Meister der Zaubertränke' einbringen wird. Seit seinem Umzug wird es das erste Mal sein, dass wir uns wiedersehen.“ „Das erklärt natürlich deine Nervosität“, schmunzelte Jareth.
Lily schaute erneut auf die Uhr. „Endlich!“, stöhnte sie erleichtert, klappte die Akte zu und stand auf. Mit der freien Hand griff sie nach ihrer Tasche und blickte Jareth auffordernd an. Er verstand und machte sich ebenfalls zügig zum Aufbruch bereit. „Und was hast du für das Wochenende geplant?“, fragte Lily. Jareth lachte: „Ganz klar: Aufräumen. Ich besitze nahezu keinen Ordnungssinn und dementsprechend sieht meine Wohnung auch aus.“ Lily lachte leise in sich hinein. „Also, falls du mich jemals einladen willst, mach erst deine Wohnung sauber“, sagte sie. Jareth grinste. „Geht klar.“ Sie legten ihre Akten in die Bürozelle ihres Ausbildungsleiters und verließen die Vampirzentrale. Im Atrium verabschiedeten sie sich voneinander. „Also, viel Spaß“, meinte Jareth, „wir sehen uns dann am Montag wieder mit viel frischem Tatendrang!“ „Na klar. Hab du auch eine schöne Zeit. Ciao“, Lily hob die Hand und stieg in einen der Kamine, um nach Hause zu flohen.
Dort angekommen huschte sie rasch unter die Dusche und packte ein paar Sachen zusammen, die sie über das Wochenende benötigen würde. Dann kehrte sie in den Eingangsbereich zurück. Ihre Mutter stand bereits dort, um sie zu verabschieden. „Grüß Damian von mir“, sagte sie und drückte Lily kurz und herzhaft an sich, „und habt viel Spaß. Bis Sonntagabend dann.“ „Mach ich und danke“, Lily ließ einen schnellen Kuss auf die Wange ihrer Mutter fallen, nahm sich noch einmal die Bilder des Wohnzimmers zur Hand und betrachtete sie eingehend, ehe sie vor die Haustür trat, die Augen schloss und deutlich Damians Adresse nannte. Sie trat einen Schritt vor und drehte sich schwungvoll um die eigene Achse. Gleich darauf nahm der schon gewohnte, unangenehme Druck von ihr Besitz. Das Gefühl, durch einen Schlauch gepresst zu werden, verursachte bei Lily noch immer Übelkeit. Doch sie hätte noch so einiges mehr in Kauf genommen, um Damian endlich sehen zu können.
Kurz darauf löste sich der Druck auf und sie fand sich in einer passablen Stube wieder. Links von Lily führte eine Glastür auf eine kleine Terrasse hinaus, rechts von ihr befand sich die aus Holz bestehende Einbauküche. Drei Türen in der Wand ihr gegenüber führten in einen jeweils anderen Raum. Der Boden des Wohnzimmers war mit Laminat ausgelegt. Es gab ein blaues Sofa, einen steinalt ausschauenden Sessel, einen Fernseher, ein Bücherregal und einen winzigen Holztisch mit drei nicht dazupassenden Stühlen. Eine Uhr an der Wand ihr gegenüber gab laut tickend bekannt, wie die Sekunden verstrichen. Nach dieser oberflächigen Musterung stellte Lily ihre Tasche ab und rief versuchsweise laut: „Damian?“ Sie war etwas früher als geplant erschienen und hoffte jetzt, dass er trotzdem zu Hause war.
In diesem Moment öffnete sich die rechte Tür auf der gegenüberliegenden Seite neben der Küchenzeile und eine junge Frau mit langen, noch feuchten, dunklen Haaren, steckte ihren Kopf heraus. Jetzt wusste Lily, wo sich das Badezimmer befand, aber sie hatte keine Ahnung, wer diese Frau war. „Du musst Lily sein!“, rief sie ihr zu und lächelte kurz, „einen Augenblick noch, Damian müsste gleich nach Hause kommen. Kannst dich ruhig setzen.“ Sie verschwand wieder hinter der Tür und Lily starrte auf den Punkt, wo ihr Kopf eben noch gewesen war. Wer war diese Frau und warum um Himmels willen lebte sie mit Lilys Freund zusammen in einer Wohnung?!
Mit einem Gesicht, als hätte sie in eine bittere Zitrone gebissen, ließ sie sich auf der Couch nieder. Damian hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er in einer WG leben würde. Lily hatte gedacht, dass sein Vater ihm die Wohnung spendierte, immerhin war er stolz auf seinen Sohn, auch wenn er es nicht begrüßte, dass dieser mit der einzigen Tochter Harry Potters zusammen war. So hing sie noch einige Minuten ihren Gedanken nach bis das charakteristische Klacken einer Tür zu hören war. „Hallo, Brianna, ich bin da!“, ertönte die vertraute Stimme Damians. Kurz darauf öffnete sich die zweite Tür im Wohnzimmer und Damian erschien, offenbar vom Eingangsbereich. Er bemerkte Lily sofort, die ihn mit saurer Miene ansah. „Brianna heißt dein süßes, dunkelhaariges Geheimnis also?“ Damian fuhr sich durchs Haar, hatte sich aber rasch wieder gefasst. „Hallo erstmal, Schatz“, meinte er und kam ihr mit einem Lächeln entgegen. Doch sie hob nur die Augenbrauen und wich ihm aus, als er ihr einen Kuss geben wollte.
„Was zum Teufel macht sie hier, Damian?! Du hast sie mit keinem Wort erwähnt!“ „Naja... ich habe dir doch erzählt, dass es Schwierigkeiten bei der Wohnungsübergabe gab... um genau zu sein, hat mein Vater sich geweigert, mir die Wohnung alleine zu bezahlen... stattdessen hatte er mir Brianna als Zweitzahlerin vorgesetzt, die zufälligerweise auch an der Jainkaits-Akademie studieren wollte und eine Bleibe suchte... was sollte ich tun? Ich habe die einzige Chance, hier bleiben zu können, ergriffen und... wirklich, wir verstehen uns gut aber mehr ist da nicht! Ich wollte dir davon erzählen, aber... ich wusste nicht, wie du den Versuch meines Vaters, mir eine andere potenzielle Partnerin vorzustellen, verkraften würdest...“ „Das hätte ich in jedem Fall besser verkraftet als dein Schweigen, was sie betrifft! Was meinst du, wie ich mich jetzt fühle, Damian?!“, zischte Lily ungehalten. Mit verschränkten Armen und blitzenden Augen starrte sie ihren Freund an. Er seufzte und ließ sich neben ihr nieder.
„Wirklich, Lily... ich liebe dich- nur dich! Brianna und ich teilen uns die Wohnung, aber wir haben ein rein freundschaftliches Verhältnis zueinander... das kannst du mir glauben!“ Lily schloss die Augen und lehnte seufzend ihren Kopf in den Nacken. „Schön“, brummte sie, „aber merke dir das gefälligst für die Zukunft, Damian: keine Geheimnisse vor mir, erst Recht keine mit langen Beinen und einem makellosen Körper, das kann ich gar nicht leiden!“ "Versprochen!“, beeilte sich Damian zu sagen und beugte sich erneut zu ihr hinüber. Lily gab ihm einen zögerlichen Kuss- gerade den, als ersten Kuss, hatte sie sich ganz anders ausgemalt nach dieser Zeit der Trennung, doch jetzt ging es nicht anders. Brianna hatte sie einfach zu sehr überrumpelt.
„Und wie läuft das Studium?“, versuchte sie das Thema unverfänglicher zu gestalten. Sie musste sich wieder entspannen und dazu musste sie Brianna vorzeitig aus ihrem Kopf verbannen. „Es ist noch immer in der Anfangszeit... und schon jetzt hat es, was die Itensität betrifft, Hogwarts Abschlussjahr übertroffen... aber ich bin zufrieden... all diese Tränke und Mixtouren zu studieren ist höchstinteressant!“, quasselte Damian drauflos. Lily nickte. „Und bei dir?“, erkundigte er sich. „Wir haben noch keine Praxis gemacht... das wird wohl erst nach Weihnachten soweit sein. Aber meine Kollegen lockern die Theorie schön auf. Es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Jareth ist besonders nett. Er begleitet mich fast täglich zum Mittagessen, es sei denn, ich möchte einmal alleine mit Joceline sprechen, die ich dort ja fast immer antreffe. Mit ihm verstehe ich mich auch am Besten. Die Mädels achten mir noch zu sehr auf Abstand... die eine ist einfach ziemlich schüchtern, ich denke, da wird sich schon eine Freundschaft aufbauen, doch die andere ist einfach so überheblich und kühl... das wird nie was!“ Lily hatte den Schwerpunkt bewusst auf Jareth gelegt, um Damian seine Nummer mit Brianna etwas heimzuzahlen. Sie hatte ihren Kollegen schon bei ihren Briefwechseln und Telefonaten zwischen Damian und ihr erwähnt und dass sie auch jetzt sofort von ihm anfing, gefiel Damian ganz und gar nicht, das konnte sie ihm aus dem Gesicht ablesen. „Ihr versteht euch also gut, hm?“, grummelte er und zog die Augenbrauen zusammen.
„Wenn du so willst, so gut wie Brianna und du- also auf rein freundschaftlicher Basis“, antwortete Lily süffisant. Das hatte sie sich einfach nicht verkneifen können. Immerhin, sein eifersüchtiger Blick beruhigte sie ein ganzes Stückweit- ihm lag also noch genauso viel an ihr, wie ihr an ihm. „Ich liebe dich, Damian“, flüsterte sie ernst, „und ich möchte jetzt wirklich keinen Streit mit dir... wäre das möglich?“ Er seufzte. „Natürlich...“ Sie lehnte ihre Stirn an seine. „Ich liebe dich auch“, wisperte Damian und strich ihr zärtlich über die Wange. „Ich würde dich gerne heute Abend zum Essen ausführen- was sagst du dazu?“ Lily lächelte und strich Damian durch die blonden Haare. „Das ist eine Spitzenidee.“
Bis zum Abend vertrieben sich die beiden die Zeit in Damians Doppelbett. Brianna hatte sich, nachdem sie zehn Minuten nach Damians Vorschlag mit dem Essen gehen aus dem Bad gekommen war, mit den Worten verabschiedet, dass sie über das Wochenende bei einem Freund sein würde. Daraufhin war sie appariert und Lily hatte feststellen müssen, dass der Gedanke, Brianna am Wochenende nicht dabeihaben zu müssen, sie sehr erleichterte. Nun war es kurz vor sieben Uhr abends. Lily stand im Bad und kämmte sich die Haare, die nach den langersehnten Aktivitäten mit Damian einige Knoten vorwiesen.
Anschließend frischte Lily ihr dezentes Make Up auf und entschied sich, was den Schmuck betraf, für ein langes, glitzerndes, silbernes Ohrringenpaar und eine etwas schlichtere Halzkette. Das langte vollkommen, denn sie trug auch nur einen violetten, figurbetonten, dünnen Pullover mit V-Ausschnitt und eine schwarze Jeanshose. Dazu hochhackige Stiefel, jedoch nur ein paar Zentimeter. Als sie zufrieden mit sich wieder in der Wohnstube erschien, erwartete Damian sie bereits. Er trug ein dunkelblaues T-Shirt, über das er ein braunes Hemd gezogen hatte und eine schlichte, blaue Jeanshose. Seine Haare hatte er mit Gel etwas aufgepeppt, was so selten geschah, dass Lily diese ungewöhnliche Frisur erst einmal ausgiebig betrachten musste. „Sieht gut aus!“, lobte sie und nahm Damians Hand. Er lächelte. „Bei so einer hübschen Begleitung möchte ich mir auch etwas Mühe geben.“ Lily erwiderte das Lächeln geschmeichelt und küsste Damian hingebungsvoll. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten, die schon vergessen waren, war zwischen ihnen alles so, wie es sein sollte.
Der Abend gestaltete sich als sehr angenehm. Damian hatte ein Restaurant zum Wohlfühlen gewählt, nicht eines derjenigen, bei denen man pingelig darauf achten musste, auch ja alle Tischsitten zu wahren. Lily und Damian unterhielten sich prächtig, während sie die indische Küche genossen und als sie einige Stunden darauf in Damians Wohnung zurückkehrten, konnten sie sich nicht mehr halten- zum Glück waren sie alleine und mussten sich nicht genieren. Die lange Trennungszeit forderte ihren Tribut, den Lily und Damian in vollen Zügen auskosteten. Die Nähe zueinander hatte beiden doch sehr gefehlt.
Das Wochenende verging wie im Flug. Damian zeigte Lily am Samstag die Umgebung und die gesamte Jainkaits- Akademie. Das herbstliche Wetter machte beiden wenig aus, solange es nicht regnete- und vor Regen wurden sie verschont. Den Sonntag ließen sie entspannt ausklingen. Sie frühstückten erst gegen zwölf, verheizten die durch das reichhaltige Frühstück entstandenen Kalorien danach sofort wieder auf intime Art und Weise und machten sich ansonsten einen Tag zum reinen Faulenzen. Am Abend dann hieß es wieder Abschied nehmen. Damian zog Lily in seine Arme und sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und versuchte, sich seinen Geruch so genau wie möglich einzuprägen. „In zwei Wochen sehen wir uns wieder“, sagte Damian, hob Lilys Kinn an und sah sie mit seinem umwerfenden meeresgrünem Augenpaar an.
„Zwei Wochen!“, stöhnte sie und drückte Damian einen verzweifelten Kuss auf die Lippen, „wie soll ich das nur aushalten?!“ „Wir schaffen das schon... eine Fernbeziehung ist gegen die Ausbildung einer Vampirologin und gegen ein Studium der Zaubertränke doch ein Klacks! Wahrscheinlich nehmen uns unsere Arbeiten so sehr in Anspruch, dass wir gar nicht bemerken, wie die Zeit dahinrauscht.“, antwortete Damian und es klang sogar einigermaßen zuversichtlich. „Wahrscheinlich“, sagte Lily nicht überzeugt, die daran denken musste, dass sie die reine Theorie erwartete, was als Ablenkung nur bedingt geeignet war. Noch einmal umarmte sie Damian fest und küsste ihn lange und liebevoll. Dann trat sie zurück, nahm ihre Tasche auf, schenkte ihrem Freund noch ein zärtliches Lächeln und disapparierte mit einem leisen 'Plop'.
So verflossen die Tage des Septembers und das neue Leben Lilys pägelte sich allmählich ein. Sie gewöhnte sich an die Theorieeinheiten und an die dauernde Abwesenheit Damians, den sie nur alle zwei Wochen sehen konnte, während sie die 'freien' Wochenenden liebendgerne dafür nutzte, um Albus und seine Familie zu besuchen- Lily staunte, wie sie ihrer Nichte quasi beim Wachsen zusehen konnte! Auch die langen Arbeitstage wurden Routine, ebenso wie der Trubel im Ministerium und die Arbeit mit ihren neuen Kollegen. Die Hexen und Zauberer des Ministeriums und selbst Mr. Lennon hingegen gewöhnten sich an sie. Als der September in den Oktober überglitt, wechselte sich nicht nur der Monatsname, sondern auch die Wetterlage. Waren die Herbsttage des Septembers noch schön gewesen, mit einer Menge Wind aber extrem wenig Niederschlägen, so wurden die Oktobrtage zunehmend kühler, regnerischer und trüber. An einem jener Tage, es handelte sich um den fünfzehnten des Monats, saß Lily in ihrer Bürozelle und arbeitete konzentriert an einer Akte. Ihre Kollegen hatten die gleiche, eintönige Aufgabe.
Zwischen ihren Plätzen ging Mr. Lennon hin und her und gab Ratschläge zum Besten. „Bitte merken Sie sich, dass viele Leute auf Ihre Akte Zugriff haben und es daher bedeutsam ist, dass Sie alle korrekt arbeiten. Beachten Sie auch den Wiedervorlagezauber.“ Er beugte sich über Lilys Schulter, die dabei war, ihrer Diktierferder den richtigen Text zu übermitteln, ohne diesen laut zu sagen. „Sie müssen den Nachnamen in Sperrschrift schreiben, Miss Potter“, meinte ihr Ausbildungsleiter und zog sich wieder zurück, um Jareths Arbeit zu überprüfen. Lily seufzte. Normalerweise war sie schon sehr gut darin, Akten zu bearbeiten, doch heute war sie einfach mit den Gedanken woanders. Sie hatte heute Abend ihre erste Fahrstunde. Seit Kurzem nahm sie bereits Theorieunterricht und nun sollte es richtig ernst werden... So verging die Zeit, obwohl es eine nervtötende Aufgabe war, viel zu schnell. Schon hatten die zukünftigen Vampirologen Feierabend. Im Atrium verabschiedete man sich voneinander und flohte nacheinander nach Hause.
Lily hatte gerade noch einmal Zeit, das Badezimmer aufzusuchen, als auch schon ihre Mutter rief: „Lily, es wird Zeit!“ Also beeilte sich der Rotschopf und trat dann wieder vor das Haus, um nach London zu apparieren, denn natürlich gab es in Godrics Hollow keine Fahrschule. Noch einmal atmete sie tief durch, dann verschwand sie mit einem leisen 'Plop' und tauchte nur wenige Sekunden darauf in einer wenig belebten Straße Londons wieder auf. Sie eilte zur nächsten Bushaltestelle, neben der sich praktischerweise ein Parkplatz befand, auf dem ihr Fahrlehrer auf sie warten sollte. Zum Glück war es einigermaßen trocken.
Nach knapp fünf Minuten entdeckte Lily im Londoner Abendverkehr ein weißes Auto, dessen Motorhaube und Türen mit dem Namen ihrer Fahrschule beklebt waren. Auf dem Dach befand sich das weiße Schild mit dem typischen roten L, daneben standen nochmals der Name und die Telefonnummer der Fahrschule. Der Fahrer blinkte und bog auf dem Parkplatz ein, an dessen Eingang Lily stand. Sie schluckte und ging ihrem Fahrlehrer entgegen, der den Wagen sauber in eine Parklücke gefahren und den Motor abgestellt hatte. Die Fahrerseite öffnete sich und ein Mann mit noch relativ dichtem, dunkelbraunem Haar und einer bronzefarbenen Brille mit rechteckig geformten Gläsern stieg aus. Lily schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er lächelte Lily freundlich an und reichte ihr die Hand. „Guten Abend, Miss Potter. Na, sind Sie schon nervös?“ Lily nahm die dargebotene Hand an und nickte. „Ja, so könnte man es nennen. Guten Abend, Mr. Clarks.“
„Keine Sorge“, ihr Gegenüber zwinkerte ihr zu, „wir gehen das alles schön locker an. Zunächst einmal werde ich Sie zu einem Übungsplatz chauffieren, damit Sie in Ruhe das Anfahren trainieren können, ohne gleich die genervte Meute des Abendverkehrs ertragen zu müssen.“ Über Lilys Züge huschte ein scheues Grinsen. „Das ist sehr großzügig von Ihnen.“ So stieg sie zunächst auf der Beifahrerseite ein und beobachtete genau, wie Mr. Clarks das Auto in Gang setzte und sich in den Abendverkehr einfädelte. Während sie zur Übungsfläche fuhren, erklärte ihr der Lehrer einige Grundlagen, so etwa, wo sich welches Pedal befand und wie man die Blinker setzte. „Die Gänge zeige ich Ihnen, sobald Sie hier auf meinem Platz sitzen“, erläuterte Mr. Clarks.
Nur wenige Minuten darauf lenkte er den Wagen auf eine große, freie, betonierte Fläche. Etwa in der Mitte der diesen hielt er an und gab Lily das Zeichen zum Wechsel. Mit einem Kloß im Hals schnallte diese sich ab, stieg aus und umkurvte das Auto, um auf dem Fahrersitz platz zu nehmen, während ihr Fahrlehrer ihren vorherigen Sitzplatz einnahm. „So, bevor Sie sich anschnallen, müssen Sie den Sitz und die Spiegel einstellen“, erklärte er ihr und zeigte auch sogleich, wie das funktionierte. Als das geschehen war, legte Lily den Gurt an und ließ sich von Mr. Clarks die Lage der Gänge erklären, indem sie ihre Hand auf dem Schaltknüppel liegen hatte und er sie führte. Anschließend blickte er sie auffordernd an und sagte: „So, damit sind Sie jetzt bereit... Nun treten Sie bitte die Kupplung, drehen den Zündschlüssel nach rechts und lassen ihn los, wenn der Motor läuft.“ Lily tat wie ihr geheißen. Ihr Herz klopfte zügig, als das Gefährt, was sie jetzt bewegen sollte, zum Leben erwachte.
Der Fahrlehrer nickte und gab weitere Anweisungen: „Beobachten Sie den Drehzahlmesser. Gehen Sie so auf das Gas, dass der Zeiger auf der zwei steht. Dann treten Sie die Kupplung, legen den ersten Gang ein und nehmen den Fuß ganz langsam von der Kupplung. Damit wird der Wagen sich in Bewegung setzen.“ Lily versuchte, auch diese Anweisung erfolgreich zu befolgen, doch sie nahm den Fuß zu schnell von der Kupplung und schon ging ein unangenehmer Ruck durch das Auto, der Motor erstarb und einige Lämpchen blinkten in der Anzeigetafel auf. „Das ist nicht schlimm“, beruhigte Mr. Clarks Lily, die inzwischen spürte, wie ihre Hände feucht wurden. „Sie werden ein paar Fahrstunden brauchen, bis Sie das Anfahren komplett beherrschen. Sie müssen lernen, den Schleifpunkt zu spüren. Probieren wir es noch einmal.“
Lily hatte eine Doppelstunde gebucht und somit eine Menge Zeit, sich an das Anfahren zu gewöhnen. Nach einigen Neustartern hatte sie den Dreh einigermaßen raus, sodass der Corsa ganz passabel über die betonierte Fläche fuhr. „Schön“, ermunterte Mr. Clarks sie, „mal sehen, ob Sie auch in den zweiten Gang kommen. Ganz ruhig, ich helfe ja. Also, Kupplung treten, Hand auf den Schaltknüppel und dann führe ich...“ Lily atmete nervös und zittrig durch, ging vom Gas, was zu einem kräftigen Ruck führte, trat die Kupplung, was das Auto dazu animierte, noch ein Ruckler zum Besten zu geben und legte die linke Hand auf den Schaltknüppel. Mr. Clarks lenkte den Schaltknüppel von vorn links über die Mittelstellung nach hinten links. „Gleichzeitig behutsam einkuppeln und Gas geben“, sagte er. Lily kuppelte ein und gab Gas und der zweite Gang kehrte mit einem dritten, energischen Ruck ein. Immerhin hatte Lily es geschafft, den Motor nicht abzuwürgen. „Und nun etwas schneller werden, damit wir auch den dritten Gang einlegen können“, wies der Fahrlehrer an. Lily fuhr sich gestresst durch die roten Haare, tat jedoch, was von ihr verlangt wurde. Die Prozedur wiederholte sich, mit der Ausnahme, dass es nun der dritte Gang war, der angegangen wurde.
So ackerte Lily sich durch ihre erste Fahrstunde und als diese sich dem Ende zuneigte, ordnete Mr. Clarks an, dass Lily den Wagen von der Übungsfläche auf die Straße lenken sollte. Ihren entsetzten Blick ignorierte er mit einem kleinen Grinsen. „Sie sollen sich nur selbst zum Parkplatz zurückbefördern, Miss Potter. Das ist, angesichts der Tatsache, dass der Verkehr jetzt relativ ruhig ist, keine so große Opfergabe, wie Sie jetzt vielleicht annehmen. Außerdem habe ich zur Not auch eine Bremse zur Verfügung, ebenso die Kupplung. Alles ist gut.“ Lily nickte, obwohl sie am liebsten erwidert hätte, dass gar nichts gut war. Doch sie blieb stumm und steuerte den Wagen auf die- zum Glück- gerade wenig befahrene Straße. „Und jetzt einfach das tun, was Sie gerade fast eine Stunde geübt haben“, bestimmte ihr Fahrlehrer mit optimistischer Tonlage.
Innerlich seufzte Lily verzweifelt. Doch zu ihrem Erstaunen würgte sie das Auto auf ihrem Weg zum Parkplatz nur ein einziges Mal ab- vor einer Ampel zwar, sodass Mr. Clarks schnell eingreifen und Anfahren musste, doch trotzdem war Lily zufrieden mit sich, als sie den Wagen mit äußerster Vorsicht an der Bushaltestelle vorbei auf den Parkplatz manövrierte. Sie fuhr in die erstbeste Parklücke und hielt- mit dem wohl letzten Ruckler für heute- an.
„Sehr schön aber nächstes Mal blinken Sie bitte, damit auch die anderen Verkehrsteilnehmer wissen, dass Sie abbiegen wollen“, sagte Mr. Clarks. „Gut, Motor abstellen, Handbremse anziehen, aussteigen. Sie haben es geschafft!“ Lily atmete erleichtert durch, brachte die letzte Aufgabe zu Ende und stieg aus. Hinter dem Fahrzeug stand ihr Lehrer und zündete sich eine Zigarette an. „Sehen Sie, für Ihre erste Fahrstunde war das doch gar nicht so übel“, ermunterte er sie, „gut gemacht.“ „Na ja...“, nuschelte Lily, die das alles am liebsten nach den ersten Versuchen reibungslos gekonnt hätte. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und wenn Sie mit diesem Elan weiter machen, ist der Führerschein nicht mehr weit“, lächelte Mr. Clarks. „Übrigens ist es ziemlich selten, dass die Arbeit Ihnen das finanziert. Bewundernswert.“ „Ja, damit hätte ich auch nicht gerechnet“, gab Lily zu. Sie verabschiedete sich von ihrem Fahrlehrer und ging zur Bushaltestelle hinüber. Die Linie, die sie ins Nachbardorf, was noch immer ein ganzes Stück von Godric's Hollow entfernt war, bringen würde, sollte erst in einer halben Stunde kommen. Und es wäre die Letzte für heute. Doch Lily hatte nicht vor, den Bus zu nehmen. Sobald ihr Fahrlehrer mit einem letzten Winken an ihr vorbeigefahren war, sah sie sich noch einmal aufmerksam um und apparierte mit einem 'Plop' direkt vor ihr zu Hause.
In der heimatlichen Wohnstube angekommen erwarteten sie schon Ginny und Harry, die sie gespannt ansahen und sofort wissen wollten, wie ihre erste Fahrstunde gelaufen war. Lily erzählte ziemlich knapp den Ablauf, denn sie war müde. Es war ein langer Tag gewesen. Nach einer schnellen Mahlzeit zog sie sich um, putzte sich die Zähne und fiel kaputt ins Bett- keine fünf Minuten später war sie eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde sie von einem kurzen Aufschrei geweckt. Verwundert kletterte sie aus den Federn und eilte in die Küche hinunter. Ihre Eltern saßen bereits am Frühstückstisch. „Was ist los?“, wollte Lily wissen und unterdrückte einen Gähner.
Harry blickte sie an, in seinen smaragdgrünen Augen lag noch immer Erstaunen. Ginny reichte ihr wortlos eine hübsch verzierte Karte. Lily nahm sie und las:
Wer absolute Klarheit will, bevor er einen Entschluss fast, wird sich nie entschließen.
(Henri Frederic Amiel)
Das Edelste an der Liebe ist das Vertrauen zueinander
(J. Grosse.)
Zufällige Begegnung, flüchtiger Blick,
hastiges Treffen, grosse Folgen.
Nun geben wir uns das Ja-Wort.
Molly Weasley & Mathis Schneider
heiraten am Sonntag, dem 08.11.2026
um 12: 30 Uhr
in der
St Anthony Church (Ottery St Mary)
Zur Trauung und zur anschließenden Feier im „Tumbling Weir Hotel“
laden wir herzlich ein!
Molly Weasley & Mathis Schneider
WICHTIG: Keine Festumhänge, da Mathis Familie aus vielen Muggeln besteht!
Sie schaute auf, in die Gesichter ihrer Eltern. „Wer ist Mathis Schneider?“
TBC
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Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Meine größte Angst ist es, dass man mich immer mit meiner Rolle identifiziert. Ich möchte noch andere Dinge tun.
Emma Watson