von queenie
"Rose Cottage"
Daheim entledigte ich mich meiner Klamotten und zog ein leichtes, luftiges Sommerkleid an. Ich denke jeder kann sich denken wieso, denn das scheuerte nicht so auf meiner empfindlichen, äußerst bunten Haut! Ich hatte noch fast zwei Stunden bevor ich zum „Rose Cottage“ musste, also legte ich mich auf mein Bett, beschwor mir ein Glas Wasser herauf und griff zu einem der neu erstandenen Bücher. Ein Buch über Heilmagie, nützlich für viele bekannte Flüche, egal ob schwarz oder weiß. Sehr interessant. Und so versank ich wieder in dieser ganz eigenen Welt.
Pünktlich erschien ich am „Rose Cottage“. Ein wenig stolz erfüllte mich, da mir auch diese Apparition über die bisher weiteste Stecke geglückt war und ich vor allem ganz war und sich keine Nebenwirkungen einstellten, dies bedeutete für mich ich könnte bald das Problem der Lautstärke des Knalls angehen. Ich blickte mich um, denn ich war seit mindesten fünf Jahren nicht mehr hier gewesen. Seit dem Tod von Oma und Tante hatte mein Vater nicht mehr das Bedürfnis gehabt hierher zu kommen und das Haus stillgelegt, um es für mich zu erhalten. So drifteten meine Gedanken wieder zu dem Gespräch, das ich mit Mr. Rangok geführt hatte. Dass ich ein Vermögen besaß, war mir immer noch unbegreiflich, zwar war mir bewusst gewesen, dass meine Eltern schon immer gut situiert gewesen waren, denn ich hatte immer die besten Schulen besucht und tolle Kleidung getragen. Ich wusste auch, dass Dad, als sein Vater kurz nach meiner Geburt verstorben war, einen Großteil von dessen Vermögen geerbt hatte, deshalb hatten auch meine Oma und meine Tante mir ihr Erbe hinterlassen, was ja gar nicht so viel gewesen war, aber da die Lebensversicherungen zum Tragen kamen, war ich jetzt reich! Ein unglaublicher Gedanke, was wohl meine Eltern gedacht haben mochten, überlegte ich mir gedankenversunken.
Aber dass es so viel war, war erfreulich! Wie gesagt, wenn ich schon keine wirkliche Wärme und Zuneigung von meinen Eltern erhalten hatte, so hatte ich sonst immer alles bekommen was es zu kaufen gab. Sie waren beide praktizierende Zahnärzte und besaßen ihre eigene Praxis. Vermutlich versuchten sie so, den Mangel an wirklicher Wärme und Zuneigung, ihrem Kind gegenüber, zu kompensieren. Und nun stand ich hier, vor dem „Rose Cottage“. Es sah auch durchaus gepflegt aus, wenngleich auch unbelebt. Der Garten schien nicht total verwildert, darum würde ich mich noch kümmern müssen, dass Aufträge dieser Art storniert werden mussten und Mr. Rangok das Geld abzweigen sollte, so dass es meinem Vater nicht auffiel, dass das Haus ab jetzt nicht mehr in der „realen Welt“ existieren würde.
Als Kind hatte ich mich gerne in dem Steinhaus mit dem idyllischen Reetdach aufgehalten. Es hatte noch ein Stockwerk und Sprossen vor den Fenstern. Alles in allem sah es aus, wie man sich ein romantisches Cottage vorstellte, das auch noch den Namen „Rose“ trug, da sich überall Rosen rankten. Sehr idyllisch, sehr friedlich, sehr heimelig. Ich seufzte wehmütig, wenngleich ich auch entschlossen aufsah. Ja, ich würde schützen, was mir gehörte. In diesem Moment hörte ich ein Plopp, was die Ankunft der Gringottsschutztruppe ankündigte. Ich drehte mich erwartungsfroh um und sah fünf Kobolde, in einer beigefarbenen Lederuniform, unter einer großen Eiche am Straßenrand stehen, die sich skeptisch und mit einem mürrischen, misslaunigen Gesichtsausdruck umsahen. Die Kobolde begrüßte ich umgehend mit einer angedeuteten Verbeugung.
„Wie erfreulich Sie zu sehen!“
„Miss Granger!“, schnarrte der Kobold, mit den meisten schwarzen Streifen auf seiner Uniform und verbeugte sich ebenfalls steif. „Mein Name ist Mr. Grophok, zu Diensten und dies ist meine Truppe.“
„Mr. Grophok! Wie geht es jetzt weiter?“, fragte ich neugierig und wedelte in Richtung des Hauses.
„Erstmal werden meine Kollegen und ich das Grundstück abgehen und beginnen die ersten Schutzzauber zu legen, danach kommen die Schutzrituale und erst zum Schluss brauchen wir Sie für den Blutschutzzauber“, erläuterte der Kobold überraschend freundlich, obschon seine Züge ein gefährliches Haifischgrinsen zierte.
„Gut, wäre es Ihnen dann recht wenn ich ins Haus ginge, denn ich möchte einige Zauber im Haus
sprechen, die es erhalten sollen, oder würde das die Schutzzauber stören?“, fragte ich lieber nach, anstatt da Risiken ein zu gehen. Er schüttelte den kahlen Kopf. „Nein, Sie können das in der Zwischenzeit ruhig machen, das hat keinerlei Auswirkungen auf unsere Zauber, ich denke…“, ein prüfender Blick über Haus und Grundstück „...das wir in ca. 30 bis 40 Minuten mit dem Blutzoll beginnen können.“
Ich nickte ihm dankend zu und öffnete mit einem Alohomora das Gartentor und ging auf die Eingangstür zu, während die Kobolde aufgeregt durch die Gegend wuselten und sich mit ihren Klacklauten verständigten. Als ich im Flur des Cottages stand konnte ich sehen, dass sich nicht besonders viel verändert hatte. Das meiste war lediglich mit weißen Laken abgedeckt. Ich begab mich gleich in den ersten Stock und begann von Zimmer zu Zimmer zu gehen und meine Zauber gegen den Staub und die Zeit auf die Einrichtung und auf das Haus zu sprechen. Für solche Dinge liebte ich die Magie von ganzem Herzen, denn es gab nichts Vergleichbares in der Muggelwelt das die alten Antiquitäten meiner Oma besser schützen könnte als diese Zauber.
Mir bedeuteten die Dinge in diesem Haus sehr viel, da ich die Familie meiner Mutter nie kennengelernt hatte, weil diese schon vor meiner Geburt alle verstorben waren und Oma und Tante die Letzten aus der Familie meines Vaters gewesen waren. Ich würde ihr Erbe an mich in Ehren halten, vor allem verdankte ich ihnen eine unglaubliche Unabhängigkeit, ohne die ich es merklich schwerer gehabt hätte meine Pläne umzusetzen. Als ich wieder aus dem Keller kam, verließ ich zügig das Haus, da ich vermutete dass die Schutztruppe nun für den letzten Zauber soweit sein sollte und meine Annahme wurde bestätigt. Ich trat mit zwei Kobolden, die aus dem hinteren Teil des Gartens kamen, zu dem Rest des Teams.
„Wir können nun mit dem Blutschutzritual beginnen, Miss Granger!“, sagte Mr. Grophok beflissentlich, wenngleich seine Augen in einem eigentümlich gehässigen Glanz schimmerten.
„Gerne, was muss ich tun? In Koboldmagie kenne ich mich nicht wirklich aus!“, bekannte ich mürrisch, da ich es abgrundtief hasste etwas nicht zu wissen.
„Begleiten Sie mich zur Eingangstür, Miss Granger!“, sprach er abwiegelnd und setzte sich in Bewegung, denn wenn Kobolde eins taten, dann ihre Geheimnisse und erst recht ihre Magie eifersüchtig zu schützen.
Währenddessen hatten die anderen Kobolde einen Kreis geschlossen und begannen nun rhythmisch eine Formel zu intonierten, dabei entstand eine ganz eigene Atmosphäre. Indes folgte ich Grophok mit erstauntem Gesichtsausdruck, denn das war doch mal wirklich faszinierend.
„Bitte, legen Sie ihre Hand auf den Türöffner!“, wies er mich lapidar an. Meine Hand umfasste umgehend und ohne zu zögern den runden Türgriff.
Mr. Grophok hielt nun seine Hand über meine und murmelte Formeln in seinen nichtvorhandenen Bart. Vor Überraschung konnte ich mir ein kleines Keuchen nicht unterdrücken, das mir über die Lippen kam, als ich einen scharfen Stich fühlte und wollte aus Reflex meine Hand zurückziehen, aber ich konnte nicht, da sie per Magie noch mit dem Griff verbunden war. Ich gab dieses Unterfangen auch ganz schnell wieder auf und konzentrierte mich auf die uns umgebenden Wellen der Magie, die nun ganz deutlich für mich zu fühlen waren. Was für eine beeindruckende, neue Erfahrung! Ich konnte beobachten, wie sich ein goldenes Schild vor meinen Augen manifestierte und kurz, kräftig strahlend aufleuchtete, bevor es Sekunden später wieder verschwand. Meine Hand war wieder frei und die geballte Magiewelle verebbte langsam aber sicher und damit auch die gespannte Ladung, die uns bisher umgeben hatte. Ich blickte mit einer gewissen, gleichgültigen Akzeptanz auf die Wunde in meiner Hand, die noch leicht blutete und sprach einen Episkey darauf, dann drehte ich meinen Kopf zu dem Trupp der Kobolde, die mich alle beobachteten und trat forsch auf sie zu.
„Ich danke Ihnen, meine Herren, für Ihre schnelle Hilfe und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend“, verabschiedete ich mich höflich und durfte ihr Erstaunen erleben, dass ich mich nicht allzu ehrfürchtig oder betroffen über das Geschehene zeigte.
Schnell apparierte ich nach Hause, um, wie bis jetzt jeden Abend, das Essen zu machen.
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