von queenie
Die Rache beginnt
Den Sonntag verbrachten wir alle auf die eine oder andere Weise auf unsere eigene Art. Es gab keine besonderen Vorkommnisse und dank Professor Snape versuchte ich mich effektiv unsichtbar zu machen, was mir fabelhaft gelang. Selbst das Abendessen, das ich als einzige Mahlzeit einnahm, brachte ich ganz zu Beginn so zügig hinter mich, dass ich verschwunden war, bevor er auftauchte. Durch meine ausgezeichnete Taktik, sah ich an diesem Tag aber leider auch keinen Draco. Aber das war es mir wert, denn Snape würde ich am Montag früh genug wiedersehen und so gab ich mir noch einen Tag, an dem ich mir vormachen konnte, dass ich nicht Angst vor seiner Rache haben musste.
„Hermione?“, kam es zaghaft. „Ja, Harry?“, wandte ich mich ihm freundlich zu.
„Wegen deiner Idee, dass ich unterrichten soll?“, sah er etwas unsicher aus.
„Ja, hast du darüber nachgedacht?“, schenkte ich ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Mhmmm, ja, ich weiß aber immer noch nicht, ob ich der Richtige bin! Ich meine, du bist viel geeigneter!“, kam es schwach von Harry, als wir unterbrochen wurden, denn nun schmiss sich Ron schwungvoll neben Harry auf die Couch.
„Blödsinn Harry! Ich hab dir schon gesagt, dass Hermione recht hat. Du wärst perfekt!“, meinte Ron entschieden, das ließ mich doch mal Ron von Herzen anstrahlen, denn endlich sah er auch mal was richtig. Wunder geschahen und es war schön wenn man dabei sein durfte, um es live zu erleben.
„Harry, warum zweifelst du?“, schaute ich ihn besorgt an.
„Ich mein, was kann ich denn, ich bin nichts besonderes!“, zeigte er unklar auf sich.
„Harry, bitte, du bist durchaus mächtig! Faul aber mächtig. Deine Zauber haben Kraft und du bist der einzige, der dem Bösen ins Gesicht gesehen hat, glaub mir du bist genau der Richtige!“, versuchte ich ihn zu überzeugen. Er sah mich sehr unsicher an und auch wenn mir die Idee nicht schmeckte, so wusste ich, dass es für Harry genau das Richtige war. Es würde ihn auch erwachsen werden lassen, die Verantwortung, so hoffte ich. Aber ich brauchte noch Hilfe, er war noch nicht überzeugt. Aber ich wusste, wer mir da helfen konnte und so wie ich den Anderen einschätzte, wäre dieser begeistert und würde mich damit in meinem Bemühen Harry zu überzeugen unterstützen.
„Harry, willst du Sirius die Idee nahebringen und seine Meinung hören?“, fragte ich zaghaft. Es war, als würde man eine Lampe anknipsen. Es fiel mir zwar nicht leicht dies vorzuschlagen und zu wissen, ihn nun schon bald wiederzusehen, aber nur so würde ich mein Ziel schnell erreichen können. Dies wäre der einfachste Weg Harry von meiner Idee zu überzeugen und so biss ich in den sauren Apfel. Also schrieben wir zusammen Sirius einen Brief, mit der Bitte, Montag um Mitternacht wieder im Kamin zu erscheinen und Harry machte sich frohgemut auf, ihn in die Eulerei zu bringen.
Wie er uns nachher erzählte, begegnete er Cho und sie half ihm den Brief vor Filch in Sicherheit zu bringen, weil dieser ihn daran hindern wollte ihn zu verschicken. Na, kam das Mädchen endlich mal aus den Puschen, deren schüchterne Langsamkeit war brutal nervend, wie ich fand.
Der Montagmorgen kam, so sicher wie das Amen in der Kirche, leider! Und damit auch mein morgendlicher Lauf, der in der zunehmend kälteren Luft jede Müdigkeit endgültig vertrieb. Draco schenkte mir vom Slytherintisch aus ein sanftes, aber gut verstecktes Lächeln. Auch konnte man erkennen, dass die Schüler um ihn noch mehr kuschten als früher schon. Es würde mich ja brennend interessieren, wie die Sache zwischen ihm und Snape ausgegangen war. Wer hatte gewonnen? Konnte man so eine Auseinandersetzung überhaupt gewinnen?
Nach Dracos selbstherrlichem Auftreten zu urteilen, fiel meine Antwort augenscheinlich mit einem ja für Draco aus! Auch wie ihn seine Kumpels, alle ergeben anhimmelten war bezeichnend. Okay, mir wurde gerade schlecht.
Hey, Leute, er hat schon ein echt großes Ego, blast es nicht noch mehr auf. Ich schüttelte lächelnd den Kopf über meine lästerlichen Gedanken. Nun hieß es auf zum Tränke brauen und sich nur nichts anmerken lassen. Wie sagt man so schön, Augen zu und durch. Juhu, endlich hatte auch ich mal Glück, kaum zu fassen. Nein, ich tat es selbst nicht. Als ich mit den Gryffindors das dunkle Klassenzimmer betreten hatte, funkelte mich Snape zwar boshaft, verborgen unter seinem langen Haar an, aber für viel mehr hatte er keine Zeit, war mein Glück zu fassen, denn Umbridge wollte heute ihre Inspektion bei Snape fortführen. Ich hätte einen Freudentanz aufführen können. Es gab anscheinend noch jemanden, den er gerade noch mehr hasste als mich und dies war eine rosafarbene Kröte, die sich sehr wichtig nahm!
Draco lachte spöttisch laut auf und ich konnte seinem Blick entnehmen, dass er es wegen meines erleichterten Gesichtsausdrucks getan hatte. Ja, hahaha, du hast gut Lachen, mein Lieber. Draco hatte ja Narrenfreiheit, wie es aussah. Aber ich, daran zweifelte ich sehr! Und so begann die Unterrichtsstunde und wir wurden alle Zeugen, wie die Bitch Snape damit nervte, dass er sich immer wieder für den Posten des Verteidigungslehrers bewarb, aber nie genommen wurde. Was offensichtlich die Laune des Professors in ungeahnte Tiefen trieb. Kein Schüler wagte einen Ton und ich war schnell aus diesem Gefrierkeller verschwunden, sobald wir durften, wie es bisher keiner gesehen hatte. Da ich dank Umbridge, sollte er mich heute in die Finger bekommen, um mein Leben fürchten musste. So brachte ich den Tag hinter mich, aber leider ohne die Chance zu haben, Draco auch nur nahe zu kommen. Ich seufzte auf. Nun gut, dann halt vielleicht morgen und so brachte mir der Tag aber gutes Recherchematerial, was meine Meinung Dumbledore gegenüber noch mehr ins Schwanken kommen ließ, aber noch wollte ich es nicht ansprechen.
Gut, hier in der Schulbibliothek war ich tatsächlich an die Grenzen gestoßen. An diesem Ort würde ich keine neuen Informationen besorgen können, aber ich wusste, wo ich an sie rankommen konnte, aber noch wusste ich nicht, wie ich reinkommen sollte, somit bastelte ich an einem Plan. Später im Gemeinschaftsraum kontrollierte ich nun die Ergüsse von Harry und Ron und musste zu meinem Leidwesen feststellen, dass sie leider nicht besser geworden waren, ignorante Idioten! Das war so ärgerlich, ich meine, war es so schwer ein Schulbuch zu lesen? Anscheinend ja, ich tat mir grad schrecklich leid. Aber ich vergaß das Wichtigste und das war ja augenblicklich Quidditch! Bäh….
Und so ärgerte ich mich maßlos über den Pergamenten, während neben mir meine Flotte Feder fleißig ihren Dienst für mich tat und den Geschichtsaufsatz für mich schrieb. Danke Rita, so ersparte ich mir wirklich viel Arbeit und Zeit, die ich sonst mit unwichtigem Firlefanz vergeudet hätte. So verbrachten wir die Wartezeit bis zum vereinbarten Zeitpunkt, als der Kamin mal wieder Sirius‘ feurigen und rotglühenden Kopf erscheinen ließ, mit Hausaufgaben.
„Harry, wie schön dich zu sehen!“, meinte Sirius erfreut, beachtete mich aber nicht weiter, sondern richtete sein Augenmerk ausschließlich auf seinen Patensohn. Aha, war er also noch immer verschnupft, nur sah er wieder so aus wie früher.
„Sirius, ich bin so froh dich wiederzusehen, wie geht es dir?“, die Freude, die Harry ausstrahlte, ließ Sirius herzhaft, fast bellend auflachen, wenn er so war, derart locker, losgelöst und glücklich… denk nicht daran, Hermione, rief ich mich zur Ordnung.
„Gut Harry, gut, danke. Aber erzähl was kann ich für dich tun? Worin möchtest du meinen Rat?“, fragte er gespannt und kam sofort zum Thema.
„Es geht darum….“, und so legte Harry unseren Plan genau dar, eine eigene Verteidigungsgruppe zu gründen und dass er uns das nötige Wissen vermitteln sollte!
„Aber Harry, warum zögerst du, das ist doch fantastisch!“, rief Sirius erregt und enthusiastisch aus. Ja, hatte ich es nicht gesagt, auf Sirius war Verlass. „Gerade in Zeiten der schwarzmagischen Bedrohung, ist es unabdingbar zu üben und zu lernen und diese Ministeriumsschnepfe bringt euch ja nichts bei“, schimpfte er nun wütend und erregt los, das ging so fröhlich weiter in seiner Tirade.
„Ich würde vorschlagen, ihr geht hinter den Wandspiegel im vierten Stock und benutzt ihn als Übungsraum“, schlug er gerade vor.
„Das wird leider nichts, der ist schon vor Jahren eingestürzt“, meine Harry entschuldigend.
„Ach, dann vielleicht… was ist da?“, riss Sirius seinen Kopf erschrocken im Feuer herum und blickte ertappt und lauschte lauernd „Verdammter Mist…“, und schon war er rasch aus den Flammen verschwunden. Wir drei blickten uns verständnislos in die Augen, aber jeder von uns zuckte mit den Schultern. Was war da los? Augenblicklich konnte wir kleine, fette Wurstfinger in den glimmenden Flammen des Feuers sehen, die herumgrabschten und vergeblich versuchten den Eindringling im Flohnetzwerk zu fassen.
Umbridge!
Wir zuckten überrascht vom Kamin zurück, als uns die Hand nahe kam, denn wir wollten ja nicht, dass sie mitbekam, dass es wir waren, die ein verbotenes Gespräch mit einem flüchtigen Straftäter geführt hatten.
„Boah, die blöde, alte Kröte, woher wusste sie das…?“, schimpfte Ron sofort.
„Keine Ahnung, kommt!“, antwortete ich ruhig und so zogen wir uns weiter ins Zimmer zurück.
„Und Kumpel, was hast du jetzt vor?“, forschte Ron nach. Auch ich blickte ihn aufgrund von Rons Frage interessiert an.
„Ja, Sirius hat mich überzeugt, ich mach's! Wir müssen etwas tun und nur zuschauen wird nichts bringen!“, kam es nun entschlossen von Harry, mit Kraft und Überzeugung in der Stimme.
„Wohl gebrüllt Löwe!“, klopfte Ron ihm wohlwollend auf die Schulter.
„Oh Harry, ich freu mich so!“, tat ich offen kund und umarmte ihn dankbar, worauf er mir den Rücken tätschelte.
„Und wie machen wir jetzt weiter?“, fragte Harry dann und ich löste mich von ihm.
„Ich plane alles. Am Sonntag in Hogsmeade machen wir mit interessierten Schülern ein Treffen! Nur wo wir die Treffen hier in Hogwarts abhalten können, da hab ich noch keine Ahnung“, gab ich zu und biss mir schon wieder überlegend auf die Lippe.
„Cool, das wird toll, ich kann es kaum abwarten. Wir finden schon was wo wir hin können“, meinte Ron unternehmungslustig.
„Danke Hermione, dass du das übernimmst“, meinte Harry und gähnte herzhaft. „Oh Mann, bin ich müde. Ich werde schauen, ob ich was finden kann zum Üben!“ Ich schmunzelte, denn ich war es gewohnt so lang wach zu sein, sie nicht. „Ist auch schon spät, lasst uns ins Bett gehen, morgen haben wir Unterricht.“
Am frühen Morgen, des nächsten Tages.
„Du bist schwer zu erwischen, versteckst du dich vor mir?“, zog mich mal wieder ein körperloser Arm ruckartig beim Eingangsportal hinter eine der steinernen Figuren, so dass uns niemand sehen konnte. „Wie gut, dass ich früh aufstehe. Was machst du so früh?“
„Ich laufe, bin grad fertig“, grinste ich Draco an, der geschniegelt und gestriegelt vor mir stand. „Und nein, ich laufe nicht vor dir weg, warum auch? Dafür war der Samstag viel zu schön, bin nur sehr beschäftigt und ich dachte, ich mach mich ein bisschen unsichtbar, wegen Snape! Obwohl ich schrecklich neugierig bin, was passiert ist als ich weg war?“
„Wow, bekommst du noch Luft?“, kam es frech von Draco und er streichelte meine erhitzte Wange.
„Haha, erzähl schon?“, quengelte ich neugierig und piekste ihn ungeduldig in die Seite.
„Nichts, ich habe Severus nur unseren Standpunkt klargemacht, dass er uns nicht davon abhalten kann uns zu sehen und nach kurzer Zeit hat er es eingesehen und sich bereit erklärt es zu tolerieren“, erklärte er mir, dabei schwelgte er sichtlich in seiner Erinnerung an den Sieg.
„Aha und was habe ich für eine Strafe zu erwarten?“, meinte ich resigniert, erkennend, dass sein Sieg nicht ohne eine Repressalie für mich enden konnte.
„Keine Ahnung, er hat auf einmal teuflisch angefangen zu grinsen, das war bedrohlicher als jede vorhergehende Geste, echt gruselig. Und ich hab ihm nur gesagt, dass er mit dir tun kann was er will und ihm beliebt. Da es mir nicht zusteht ihm vorzuschreiben was er zu tun und zu lassen hat, das Einzige was ich mir verboten habe war, dass er nicht fordern kann, dass ich mich von dir fernhalte! Solange er nicht versucht dich von mir fernzuhalten, halte ich mich raus! Das ist der Deal!“, zuckte er entschuldigend mit den Schultern, was aber sein Grinsen Lügen strafte, denn ihm gefiel die Situation.
„Nett, sehr nett Draco!“, seufzte ich leidend auf, aber ich sprach hier mit der Oberschlange über die Oberoberschlange, da sollten mich derart verquere, hinterlistige Taktiken nicht verwundern.
„Hab ich gesagt, ich wäre nett?“, fragte er provokant.
„Nein, dass du mich ihm und seiner Rache so auf dem Silbertablett servierst, ist aber trotzdem mehr als nicht nett!“, zischte ich ihm aufgebracht zu.
„Angst?“, beugte er sich zu mir und hauchte verrucht, verboten in mein Ohr, was mir eine leichte Gänsehaut bescherte.
„Ähm, nein, nur ärgerlich! Ich möchte nicht wissen, was er sich alles einfallen lässt, ach, Moment, ich vergaß, ich werde es nicht nur wissen! Ich werde es erleben!“, kam es giftig von mir.
„Du kannst zu lustig sein, hat dir das schon mal einer gesagt?“, kicherte er böse.
„Ja, andauernd… ich bin ein Clown!“, erwiderte ich nüchtern.
„Bis später, Mudblood, Hogwarts erwacht…“, meinte er verabschiedend, dabei streifte er meine Stirn mit seinen Lippen, was bei mir ein wohliges Kribbeln auslöste. Tja, wie man sich bettet, so liegt man und wer hatte gesagt, dass die Männer, mit denen ich Umgang hatte, freundlich, behütend und sorgend waren? Aber wollte ich es anders? Kurz überlegen; nein! Kurze Zeit später, in der Großen Halle, saßen alle da und frühstückten. Einige stopften sich richtiggehend voll. Wer konnte nur so viel in der Früh in sich hineinstopfen? Ron! Im Alter konnte er nur fett werden, ging gar nicht anders, so viel konnte kein Körper verbrennen, selbst in der Pubertät nicht, unmöglich. Doch dann kam auch schon die Post und vor mir landete nicht nur die Zeitungseule, sondern auch noch eine zweite Eule, was mir einige fragende Blicke einbrachte. Was auch mich verwunderte, Gringotts? Nein, es war weder der 1. noch der 15.! Rita? Auch unwahrscheinlich, aber vielleicht und sonst fiel mir keiner auf die Schnelle ein.
Ich besah den Brief in meiner Hand und nun erkannte ich die Handschrift. Schnell riss ich ihn auf und las den Brief aufmerksam. Als ich das Pergament sinken ließ, lag ein Lächeln auf meinen Lippen, vergesst alles, was ich über mein nicht vorhandenes Glück gesagt hatte. Ich war gesegnet, ich schwamm in Glück! Mein Problem, meine neueste Idee um an Informationen zu kommen, hatte sich dank dieses Briefes fast unmittelbar in Luft aufgelöst. Innerlich jubelte ich, zuerst hatte ich Rita damit beauftragen wollen, aber so war es viel besser. Ja, es war perfekt.
„Was ist das für ein Brief?“, wollten meine Freunde wissen und ich konnte auch einen neugierigen Blick vom Slytherintisch spüren und ja, es klebte fest ein funkelndes, graues Augenpaar an mir und auch ein stechender Blick aus tiefschwarzen Obsidianen vom Lehrertisch war mir sicher. „Von Viktor!“, log ich nicht mal. „Was will der denn?“, stöhnte Ron genervt auf.
„Mir schreiben, nichts Besonderes und ich habe mich sehr gefreut und ich soll dich von ihm grüßen, Harry!“, erklärte ich freundlich. Harry schaute von seinem Teller auf und sah mich erfreut an.
„Cool, antwortest du ihm?“, fragte er ehrlich interessiert und als ich ihm zunickte, redete er weiter. „Dann grüß ihn bitte zurück und sag ihm, er soll so viele Schnätze wie möglich fangen!“
„Harry! Du kannst doch diesen Unsympathen nicht grüßen!“, meinte da auch schon Ron empört. Harry rollte mit seinen Augen, denn ich wusste, dass er Viktor durchaus gemocht hatte.
„Geht klar, Harry. Und Ron, nur weil du ihn nicht magst, muss dies nicht für alle zutreffen“, kam es schnippisch von mir, worauf Ron eingeschnappt den Mund zuklappte und mich missbilligend anstierte.
Somit erhob ich mich und marschierte aus der Halle, um im Klassenzimmer meine Antwort zu verfassen, die ich kurz vor dem Mittag abschickte und mich sehr freute, dass Viktor an mich als Begleitung gedacht hatte. Das war fantastisch, wunderbar, genau das was in meinen Plan passte. Ich freute mich darauf ihn zu sehen, da uns mittlerweile eine gute, platonische Freundschaft verband, die wir mit den Briefen aufrechterhielten. Musste ja nicht alles so ablaufen wie mit Sirius, schließlich hatte mich und Cedric auch eine lose Freundschaft verbunden.
Der restliche Tag verlief ohne weitere, besondere Geschehnisse. Tja, wenn ich von dem nun kommenden Abend gewusst hätte, hätte ich mal wieder versucht unsichtbar zu werden. Aber wie schon mal erwähnt, konnte ich eines so was von absolut nicht und das war Hellsehen bzw. Wahrsagen und so lief ich mal wieder unwissend ins offene Messer. Wie jeden Abend hockten wir um den Kamin herum. Vor mir hatten alle anderen Gryffindors mehr oder weniger Angst ich könnte sie zu Tode nerven und mittlerweile war ich ja auch noch Vertrauensschüler, weshalb ich meinen Lieblingssessel so furios verteidigen konnte und Harry, ja nun, die meisten waren stolz, dass er ein Löwe war und somit ließen sie ihm gerne den heißbegehrten Platz auf der Couch. Aber anders als bei Draco stand uns dieses Privileg nicht immer einfach zu.
„Leute, ich muss euch was erzählen, ihr wisst, dass ich doch in letzter Zeit Probleme mit dieser scheiß Narbe habe und naja, heute in der Umkleide, hatte ich wieder heftige Schmerzen, aber es war anders als bei Umbitchs Nachsitzen! Heute bin ich mir sicher, dass er einen Wutanfall hatte. In der Nacht am Grimmauld Place war es ähnlich, da war er auch wütend. Ich bin mir mittlerweile sicher! Es gibt Unterschiede bei den Schmerzen! Aber anders als beim Nachsitzen, da hat er sich gefreut, das hat sich ganz anders angefühlt, aber war deshalb nicht weniger schmerzhaft“, führte Harry aus und versuchte uns zu erklären wie es sich unterschiedlich anfühlte. Wow, ich konnte Harry aufgrund dieser Aussage nur mit großen, runden Augen anstarren. Die Verbindung schien unglaublich tief zu gehen und das war beängstigend. Das war aber auch unerwartet. Ich glaubte Harry, dass er fähig war die Gemütslage des Dark Lords zu erfühlen! Die nächste ungute Frage war gerade eher, was lief bei dem Dark Lord schief?
„Das ist nicht gut Harry, gar nicht gut, so eine Verbindung kann nicht nur einspurig sein“, meinte ich doppeldeutig und knabberte aufgeregt auf meinen Lippen herum. „Harry, willst du das nicht Dumbledore sagen?“
„Nein!“, kam es störrisch von ihm. Er kniff seine Lippen aufeinander, denn seit dem Gerichtsverfahren war er sehr abweisend, wenn man auf den alten Professor zu sprechen kam, was ich verstehen konnte. Wüsste er was ich wusste, würde sein Vertrauen in den Alten höchstwahrscheinlich total verloren gehen. Aber zu wem sollte ich ihn sonst schicken? „Weißt du Harry, du musst lernen deinen Geist zu schützen, da gibt es etwas… Okklumentik… ist aber nicht leicht, gar nicht leicht zu lernen“, ich wusste wovon ich sprach, aber mit viel Mühe und Disziplin hatte ich es ganz alleine geschafft, also sollte es unter Anweisung für Harry durchaus erlernbar sein.
„Ich… so was gibt's? Ich mein, ich bin ein Zaubererkind, aber von so was hab ich noch nie was gehört, voll krass!“, meinte da Ron baff, erstaunt und schaute mich mit riesigen Augen ungläubig an.
„Ja, gibt's. Wird nur nicht in Hogwarts gelehrt. Es ist höhere Magie, schafft nicht jeder, es ist echt nicht leicht, aber wenn du es beherrschst, dann könntest du dich gegen mh... du-weißt-schon-wen wehren… und ihn so raushalten aus deinem Geist!“, erklärte ich geschäftig.
„Echt Hermione, das ist voll heftig, so was gibt's? Warum weißt du davon? Kannst du es?“, fragte Harry sehr eifrig und ein bisschen Hoffnung glomm in seinen Augen, dass er die Schmerzen und Einblicke in Voldemorts Geist los werden könnte.
„Woher wohl, aus Büchern und nein, ich kann es nicht“, log ich aus gutem Grund.
„Und wer soll es mir dann beibringen?“, fragte Harry etwas ernüchtert. „Frag den Professor?“, bat ich ihn.
„Ich überleg's mir Hermione, echt. Aber er ist in letzter Zeit so komisch, schaut mich nicht einmal mehr an“, gab Harry zu bedenken. Ja, ich hatte auch das unerklärliche Verhalten gesehen und konnte mir da noch keinen Reim darauf machen, vor allem, da er Harrys Vertrauen in sich gefährdete, aber wie meinte ich schon früher, ich konnte Dumbledore oft nicht verstehen.
„Mach das Harry, nur warte nicht zu lange“, bat ich ihn also dennoch, denn Dumbledore konnte ihm sicher helfen, so sehr mir das auch missfallen mochte.
„Mach ich echt, versprochen“, sagte er mir lieb zu und zog mich in eine Umarmung. Ich konnte mir vorstellen, dass es nicht schön war, sich mit den Gefühlen und Stimmungen des Dark Lords auseinandersetzen zu müssen. Hallo, konnte es etwas Schlimmeres geben? Wie gesagt, wir hatten eine wahrlich lausige Jugend.
„Sagt mal, wisst ihr schon einen Raum zum Trainieren?“, fragte ich plötzlich, um auf ein anderes Thema zu kommen. Beide schüttelten unglücklich, verneinend den Kopf, als auf einmal, ganz plötzlich und schlagartig, alle Geräusche im Gemeinschaftsraum verstummten, was unheimlich war, da auch unerwartet, an sich war es hier nie leise, das war sonderbar. Eine gespenstische Stille hatte sich über den sonst so lauten und fröhlichen Raum gelegt, was sofort unsere Aufmerksamkeit forderte und da ich mit dem Rücken zum Eingang saß, sah ich zuerst nur die entsetzten und ungläubigen Gesichter von Harry und Ron, die mit offenen Mündern da saßen und total perplex auf einen Punkt hinter mir starrten. Und so drehte ich mich schnell um.
Mich traf der Schlag! Oh, das machte er mit Absicht ganz, ganz sicher! Ja, das sah ich in dem gehässigen Ausdruck dieser bösartigen Augen, in diesem blassen, beherrschten Gesicht, das trotz seiner gleichgültigen Maske gerade sehr selbstzufrieden aussah. Seine ganze Person wirkte hier so vollkommen fehl am Platz, in diesem bunten, hellen Raum und er, wie er in der Mitte stehend alles beherrschte und es genoss zu sehen, dass die Gryffindors kurz vor einem Herzinfarkt standen. Er läutete seine Rache ein! Er wollte mich vor meinem Haus brüskieren, so wie ich ihn vor den Slytherins bloßgestellt hatte. Oh, er war gut, er traf mich da wo´s wehtat. Ich gab mich nicht der Illusion hin, dass das was er hier wollte… nichts mit mir zu tun hatte…
Ein aufgeregtes Getuschel setzte ein. „Was will der hier?“, „Darf der hier überhaupt sein?“, „Sollten wir McGonagall holen?“, „Wie kam er rein?“, und so ging es wild her und die Lautstärke nahm beständig zu. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, besah sich alles verächtlich und schien das Chaos, das er durch sein plötzliches Erscheinen auslöst hatte, zu genießen.
„Miss Granger!“, ja genau darauf hatte ich gewartet, da sich sofort alle Augen auf mich richteten, nur, um an mir zu kleben. Oh, dieser gemeine Mistkerl, er wusste genau was er damit anrichtete. Fragen über Fragen würden über mir zusammen brechen und ich würde mir irgendeine fantastische Lügengeschichte spinnen müssen. Oh danke! Wann kam es schon mal vor, dass der Hauslehrer der Slytherins in den Gryffindorturm kam um jemanden zu holen? Ich glaube, das gab’s noch nie!
McGonagall würde es auch nicht im Traum einfallen einfach so in die Kerker zu gehen. Und so blickte ich ihn dann auch kalt und sehr böse an, was ihn seine Mundwinkel minimal, gehässig heben ließ, wodurch er noch bösartiger aussah.
„Ja Professor, Sie wünschen?“, den Gefallen überrascht oder vollkommen überrumpelt zu sein, würde ich ihm nicht tun. Vergessen sie nicht Professor, ich war auch gut im Spielen. Und so sah ich ihn selbstsicher über meine Schulter hinweg an.
„Sie, kommen jetzt auf der Stelle mit mir!“, zischte er so gefährlich giftig, dass es außer Frage stand in welches Haus er gehörte, wahrlich beeindruckend.
„Oh, Professor, wie Sie wünschen“, trällerte ich betont erfreut. Dieser Idiot, was sollte ich Harry und Ron erzählen? Dass Snape in unseren Gemeinschaftsraum auf dem Vormarsch war, nur um mich zu holen, das war schon fast zu viel der Ehre, somit erhob ich mich gelassen, ruhig und beherrscht aus meinem Sessel und ging furchtlos auf ihn, die bedrohliche Gefahrenquelle, zu. Äußerlich war ich die Ruhe selbst, innerlich brodelte ich wie ein Geysir. Augenscheinlich gefiel ihm mein gesetztes Verhalten nicht, so wie er seine schmalen Lippen noch schmäler machte, indem er sie zu einem nicht mehr sichtbaren Strich zusammen kniff. Was hatte er erwartet? Nur weil er hier so wie eine bösartige Fledermaus auftauchte, würde mich das erschüttern? Bitte Professor, ich war aus härterem Holz geschnitzt!
Obwohl ich bereit war, vor mir zuzugeben, dass mir vor dem, was mich unter vier Augen mit ihm erwartete, doch dann leicht das Herz flatterte. Aber auch davor hatte ich keine Angst und das mochte an unseren Treffen mit Minna liegen, dass dies so war.
„Aber Hermione…“, kam es von Harry. Bitte halt,… halt einmal den Mund, Harry und Snape schien auf dergleichen nur gewartet zu haben. „Haben Sie etwas zu sagen, Mr. Potter?“, schnarrte er geschmeidig zu Harry. Die Köpfe unserer Mitschüler schwenkten zwischen uns dreien hin und her. Ich war immer näher an den Professor gerückt und hatte mich nicht aufhalten lassen.
„Harry lass!“, befahl ich scharf und blickte ihn rasch bittend an. Ich konnte Harrys und die ungläubigen Blicke der anderen sehen. Wie weit würde er es treiben? Ich schluckte den Kloß im Hals schwer herunter.
„Hören Sie auf, Miss Granger, Mr. Potter!“, beschied ihm Snape kalt und er streifte mich mit seinem kalkulierenden Blick. „Können wir jetzt, Miss Granger? Wie Sie wissen, warte ich nicht gerne!“, kam es gewohnt in einem sehr gehässigen Ton von ihm, als wäre ich eine Schnecke, die Stunden brauchte um zu ihm zu kommen, aber diese doppeldeutige Anspielung, dass ich wissen würde, was er mochte, konnte ich nicht unkommentiert lassen. Er wollte spielen? Bitte.
„Ach Professor, als ob ich das nicht wüsste, nicht wahr, Sir?“, kam es von mir nicht minder zweideutig zurück. Natürlich war dies recht frech, was zu einigem überraschten Luftholen bei den Gryffindors führte, dass ich es wagte einen solchen Ton anzuschlagen.
„Miss Granger, hat Ihnen unser Zusammentreffen am Samstag nicht schon gereicht? Wollen Sie mich wirklich weiter reizen, ich verzeihe es nicht, wenn man sich mir widersetzt!“, drohte er mir nun offen und nahm Bezug auf unseren Konflikt, als er mich in Slytherin erkannt hatte, dabei erzählte er ganz unbedarft den anderen, dass er und ich am Samstag ein Zusammentreffen gehabt hatten, das ich Harry und Ron bestimmt nicht offenbart hatte. Am liebsten hätte ich ihn gewürgt.
„Professor, ich reize Sie? War mir gar nicht bewusst!“, bot ich ihm Paroli, so als wenn wir alleine wären, dabei verlor ich etwas aus den Augen, das alle Gryffindors anwesend waren, während meinem Duell mit Snape. Aber er schien es auch zu vergessen, oder es war ihm ganz recht mich in die Bredouille zu bringen, da ja keiner vom samstäglichen Ausflug wusste, außer den Twins.
„Miss Granger, soll ich mir weiter Ihr unverschämtes Verhalten gefallen lassen? Ich habe Ihnen in der letzten Zeit schon viel zu viel durchgehen lassen, hätten Sie jetzt die Güte zu kommen!“, kam es langgezogen und verächtlich von ihm, dabei blieb er ganz ruhig und kühl.
„Aber Professor, mit ihnen komme ich doch immer gerne!“, ging mein Zynismus mit mir durch. Ich spielte gerade auf Minna an, was er nicht wissen konnte. Aber mein Spruch wurde leider nicht nur von ihm so aufgenommen, wie er gemeint war, sondern auch mit großem Tohuwabohu von den Gryffindors. Was hatte mich mal wieder geritten? Mein idiotisches Temperament, da würde ich noch an mir arbeiten müssen! Verhängnisvoll, nur weil ich ihn mal wieder zur Weißglut reizen wollte, nicht gut, gar nicht gut, aber ich war selbst Schuld an dem nun einsetzenden Geschrei und Geplärre. Was unseren Professor doch nur noch glatt befriedigt aussehen ließ, da ich mich bei den anderen „verdächtig“ gemacht hatte. Oh, er war ein Manipulator. Ich war voll ins Messer gelaufen, wie der größte Anfänger und das wusste er, daher suhlte er sich genüsslich in meiner verzwickten Lage.
„Hermione“, „Was willst du damit sagen…“, „Hermione was geht hier vor…“, schallte es laut, entsetzt, verblüfft und überrascht von Ron und Harry und ich wurde gerade so was von wütend, fühlte mich leicht in die Ecke gedrängt. Moment, ich war in die Ecke gedrängt.
„Lassen Sie uns gehen Professor, damit wir Ihr Problem beseitigen können!“, zischte ich ihm nun mühsam beherrscht entgegen, was ihn doch glatt eiskalt einen kleinen Laut ausstoßen ließ, der an ein abfälliges Schnauben erinnerte.
„Ich lasse Ihnen den Vortritt, Miss Granger, nicht dass Sie mir ein Messer in den Rücken rammen!“, raunte er mir nun in Anspielung auf Bole zu und dass er es mir durchaus zutraute, dass ich ihn verletzen wollte, eine Anspielung, die viele Gryffindors mit weit offenen Mündern zurückließ. Hatten die Slytherins ähnlich dämlich aus der Wäsche geschaut? Ich wandte mich resolut dem Portraitausgang zu und so ließen wir das Protestgeschrei hinter uns zurück und ich ging mit raschen Schritten, entschlossen auf den Geheimgang zu, denn als ehemaliger Slytherin war ich mir ziemlich sicher, dass er ihn höchst selbst kannte. Toll, ganz toll, was hatte ich nur angerichtet, ärgerte ich mich maßlos über mich selbst, aber in diesem Moment war mein größeres Problem ein auf Rache ausgerichteter Snape. Sobald wir in dem Geheimgang verschwunden waren, durfte ich schon mal wieder die erfreuliche Bekanntschaft mit der kalten und leicht feuchten, steinernen Mauer in meinem Rücken machen, was mich nicht wirklich wunderte.
Uff, er legte provozierend seine beiden Hände rechts und links von meinem Kopf an die Wand und kam mir sehr nah, so drohend hoch aufgerichtet, dass mir meine kleine Körpergröße sehr ins Bewusstsein kam. Ein beklemmendes Gefühl stieg in mir auf, weil ich ihm vollkommen ausgeliefert war, da er mich zwischen sich und der Mauer gefangen nahm.
„Ich bin ein ganz anderes Kaliber zum Spielen, als der blöde Köter, bedenken Sie das und vergessen Sie das nicht, Miss Granger!“, drohte er mir nun mit tiefer, dunkler Stimme.
„Wie könnte ich, Sir“, hauchte ich schwer atmend. Meine Brust hob und senkte sich sichtbar, denn dies alles ging nicht spurlos an mir vorbei.
„Draco wird Sie nicht schützen! Wenn Sie sich das erhofft haben!“, meinte er nun süßlich. Der verbale Schlagabtausch kam schnell, Schlag auf Schlag.
„Das ist mir bewusst, Professor!“, wehrte ich entschieden ab.
„Wirklich und es macht Ihnen nichts aus, dass er bereit ist Sie an mich auszuliefern. Was wollen Sie denn dann von ihm?“, fragte er kurz konsterniert, als sich einer seiner dunklen Brauen perplex wegen meiner kalten Gleichgültig hoben.
„Ich bitte Sie, Sir. Er ist ein Malfoy! Ich weiß, was ich von ihm zu erwarten habe. Aber Sie gehören, nach Dracos Worten, zur Familie und damit weiß ich, dass er mit allem was Sie mit mir machen einverstanden sein wird, glauben Sie nicht, dass ich blind und blöd bin“, fauchte ich nun fast beleidigt in sein mir viel zu nahes Gesicht.
„Sie können mit Ihrer Kaltschnäuzigkeit wirklich überraschen, Miss Granger!“, erwiderte er durchaus intensiv und blickte mir tief in meine Augen.
„Danke, für das Kompliment. Aber ich bin nur realistisch. Ich denke aber, er hat gezeigt, dass er bereit ist mich vor den Slytherins zu schützen, das reicht mir, um zu wissen, dass er es ernst meint!“, erklärte ich ernst und kalt.
„Was wollen Sie dann von Draco? Schutz?“, presste er diese Frage ungläubig hervor und da hob er abrupt die Hände an und schlug sie geräuschvoll zurück in die Mauer, was mich aber nicht zusammenzucken ließ, denn vor Schlägen hatte ich keine Angst und ich glaubte auch nicht, dass er das tun würde. Aber er liebte drohende Gebärden, doch es dann wirklich zu tun, so etwas wäre weit unter seiner Würde. Wie gesagt, er war ein anderes Kaliber als Sirius und auch dessen war ich mir bewusst und so stand ich weiter ruhig da und harrte meinem Schicksal entgegen.
„Ich glaube dazu sage ich mal… kein… Kommentar, fragen Sie Draco!“, wisperte ich provokant und zog die Schultern entschuldigend hoch. Darauf löste er seine rechte Hand von der Wand und strich mir damit bedrohlich, lasziv, langsam mit seinem Zeigefinger über mein Gesicht, von der Schläfe weg, fuhr bis zum Kinn hinab. Dies war keine freundliche, zärtliche Geste, es erzeugte eher ein Gefühl des ausgeliefert seins und war beunruhigender als sein vorhergehender Ausbruch, da die Geste auf mich wirklich bedrohlich wirkte. Er war ein wunderbarer Beeinflusser, in Dingen wie eine Stimmung subtil zu manipulieren, auch ich konnte mich dem nur schwer entziehen. Erst so offen aggressiv drohend, dann so versteckt in einer ebenso bedrohlich, intimen Geste. Er war ein durchweg undurchsichtiger Gegner, der alle Mittel, die ihm zur Verfügung standen, um seinen Gegner in die Knie zu zwingen, bereit war zu nutzen.
„Sie haben sich selbst gerade ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Was werden die Löwen sagen, weil Sie so mit Ihrem Professor reden? Tse, tse, tse…“, flüsterte er verführerisch, sanft wie ein Lufthauch, der mein Ohr streifte und mir kurzzeitig den Atem nahm. Wie er da so nah stand und mich seine Haare an meiner Wange kitzelten, drohten mich die Erinnerungen zu überwältigen.
„Kann Ihnen doch egal sein“, kam es trotzig von mir und ich versuchte weiter in die Wand zu kriechen, was natürlich nicht gelang. Dass mich Ärger erwarten würde, war mir klar und dass ihn es freute, mir solche Scherereien bereitet zu haben, auch. Der erste Schritt seiner Rache war schon mal erfolgreich gewesen und das wusste er.
„Ja, kann es. Aber es ist doch zu erheiternd“, kam es noch immer seidig, aber auch sehr boshaft von ihm und er zeigte mir ein diabolisches Grinsen, was weniger gefestigte Menschen zum Zittern gebracht hätte. Und dann stieß er sich abrupt nun von der Wand ab und packte mich sehr zärtlich, war ironisch gemeint, am Arm und zog mich bestimmt die paar Stufen hinab.
„Als erstes, montags, beginnend ab der nächsten Woche, ab 20 Uhr Nachsitzen, Miss Granger, Sie müssen die gestohlenen Tränke brauen“, erklärte er kalt, dabei rauschte er den Geheimgang mit mir im Schlepptau entlang.
„Natürlich, Sir“, rumzicken wäre sinnlos und nur demütigend gewesen und so ergab ich mich in mein Schicksal, in mein von mir selbst gewähltes Schicksal. Hatte ich schon mal gesagt, dass ich manchmal echt bescheuerte Entscheidungen traf? Tja, danach war man immer schlauer!
„Und nun, zeigen Sie mir den Geheimgang!“, befahl er plötzlich aus heiterem Himmel und schubste mich durch den Wandteppich. Hey, das war gar nicht gentlemenlike.
„Warum sollte ich, Sir?“, fragte ich provozierend. Ich hatte grad echt keine Lust ihm einen Gefallen zu tun.
„Weil das die Vereinbarung war und Sie wollen doch nicht wortbrüchig werden, oder?“, erwiderte er geschmeidig, dabei drehte er mir seinen schwarzen Haarschopf zu und blickte mir bohrend ins Angesicht. Wo er recht hatte, Mistkerl! Natürlich würde ich mich immer an ein Versprechen halten, dieser, dieser… Mistkerl, mir fehlten die Worte, hatte ich schon mal gesagt, oder? Verdammt, er hatte mir das Leben gerettet und konnte viel von mir verlangen und tun und ich würde ihm tatsächlich gehorchen. Nur, in der Sache Draco, war mir das leider nicht möglich gewesen, erstens weil ich zu Draco wollte und mir das wichtig war und zweitens weil Draco niemals zugelassen hätte, dass ich mich von ihm zurückgezogen hätte, aber alles andere würde ich wirklich dem Professor zugestehen. Immer! Eine erstaunliche und unerwartete Erkenntnis für mich. Das wusste er zwar so nicht, brauchte er auch nicht zu wissen, aber ich vergaß nicht, wenn man auch mal zu mir nett war. So wie ich meine Rache unerbittlich verfolgte, so treu war ich auch in meiner Dankbarkeit.
„Natürlich Professor, verzeihen Sie… folgen Sie mir, bitte!“, meinte ich höflich, entschuldigend. Ich musste ihn ja nicht noch mehr gegen mich aufbringen. Sonst kam er vielleicht noch auf den entsetzlichen Gedanken uns öfters in Gryffindor auf- bzw. heimzusuchen und mir somit mein Leben zur Hölle zu machen, das durfte nicht passieren. Und zuzutrauen war es ihm und seinem rachsüchtigen Hirn. Warum musste ich mich immer mit solchen Männern einlassen? Hatte ich einen so schlechten Geschmack? Dies waren meine wenig erbaulichen Gedanken, während wir durch die dunklen, schwach beleuchteten Kerker wanderten. Ich führte ihn in der Nähe des Tränkeklassenraums um die Ecke, zur steinernen Hexenfigur und blieb davor stehen.
„Was wollen wir hier?“, schnarrte er nur ungeduldig.
„Wir sind da, Sir!“, lächelte ich ihn über meine Schulter gemein an und zückte den Stab. “Dissendium“, und schon öffnete sich der Geheimgang. Ich trat über die Schwelle und er folgte mir stumm auf dem Fuße. Nonverbal sprach ich einen Incendio und die Fackeln erhellten den engen Gang. Und so gingen wir schweigend den Gang entlang, bis wir vor dem Felsbrocken ankamen, dann durfte ich mitverfolgen, wie seine Augenbraue in die Höhe wanderte. Ich zuckte nur mit den Schultern und ließ wieder ein Dissendium ertönen und den schwere Brocken mal wieder mit einem nonverbalen Wingardium Leviosa weg schweben. So traten wir in den Verbotenen Wald, der uns mit seiner allumfassenden Dunkelheit empfing.
„Bitte, Sir, hier wären wir! Sie müssen danach nur den Gang wieder verschließen, öffnen wieder mit dem Dissendium, das war’s schon“, erklärte ich geschäftig und da erlebte ich einen wirklich verblüfften Ausdruck im Schein des Lumos unserer Zauberstäbe auf seiner ansonsten so emotionslosen Maske, während er sich suchend umwandte, um einzuschätzen wo wir waren.
„Beeindruckend, Miss Granger. Wie haben Sie ihn gefunden? Sehr praktisch…“, lobte er doch glatt und schien wirklich beeindruckt, dabei strich er sich überlegend über sein Kinn.
„Zufall, bin darüber gestolpert. Hilft es Ihnen?“, fragte ich und hoffte er würde nicht weiter nachfragen.
„Wahrlich, es erspart viel Zeit, aber es ist auch gefährlich, sollten zu viele von diesem Gang hier wissen, es würde Hogwarts unsicher machen!“, erkannte er sofort den Schwachpunkt und sprach mehr zu sich als zu mir.
„Also Professor, das ist mir auch klar, nur Sie, ich und Draco kennen den Gang und ich denke, Draco ist schlau genug es niemandem zu sagen. Selbst Harry und Ron haben keine Kenntnis von diesem Weg“, klärte ich sofort den Professor gewichtig auf.
„Warum, gerade Potter? Der weiß doch so was immer?“, kam es sehr verächtlich von ihm.
„Nein, es ist besser, wenn er diesen Weg nicht kennt. Außerdem kann er nicht apparieren. Er würde ihm nichts nützen“, wies ich seinen Spott unwirsch von mir und wedelte verneinend mit meiner Hand.
„Ahm Professor… auch wenn Sie gerade nicht so gut auf mich zu sprechen sind… ich, wir hätten da ein Problem…“, dabei zog ich meine Unterlippe durch meine Zähne und schaute ihn an, wie er sich mir zuwandte, die Hände vorne an der Brust verschränkt, in der rechten den Stab, der sein Gesicht von unten beschien.
„Wagemutig, mich nach Ihrem letzten Auftritt auf meine Hilfe anzusprechen…“, meinte er auch schon eisig.
„Ich weiß, ich würde es ja auch nicht wagen, wenn ich es nicht für sehr wichtig halten würde! Es wird Ihnen nur nicht gefallen!“, sagte ich kühn voraus und schaute ihn scheu an.
„Hat mir jemals etwas gefallen, was mit Ihnen zu tun hatte?“, murrte er fies, wobei er provozierend seinen Kopf schief legte. So ein Idiot! Immer wenn Sie in mir waren, Professor, hat Ihnen alles sehr gut gefallen! Drohten mich meine Emotionen zu überwältigen, kam es aufgebracht in meinem Inneren hoch, aber tief durchatmen, ganz ruhig…
„Nun, das kann ich Ihnen nicht beantworten, aber es geht um Harry!“, sprach ich nun gepresst und wollte mich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich konnte sehen, wie sein Kiefer zu arbeiten begann, ja das schmeckte ihm gar nicht.
„Was soll mit Potter sein?“, knurrte er ungeduldig.
„Nun, Harry hat seit der Nacht… wo er wiederkam, immer öfters mit seiner Narbe zu kämpfen…“, stotterte ich unsicher, aber Snape harrte geduldig aus und fragte ich mich schon, warum wir hier im Verbotenen Wald, der uns mit seiner unheimlichen, unwirklichen Atmosphäre umgab, so offen über die Probleme von Harry reden konnten und dass er zuhörte, trotz seines augenblicklichen Zorns auf mich und meiner Wut über seine Aktion vorhin. Aber diese andere Umgebung half uns, anders als in Hogwarts, die Worte zu finden und etwas Wichtiges zu besprechen.
„… Harry fühlt, wenn er Wutanfälle hat, oder wenn er sehr, sehr glücklich ist. Es existiert eine Verbindung zwischen ihren Geistern, durch die Narbe, da sie ihn schmerzt, aber vor allem in der Nacht, im Schlaf. Ich habe die Vermutung und die Angst, dass es zweigleisig sein könnte…“, erklärte ich rasch mit fester Stimme, dabei sah ich Snape unglücklich im schwachen Schein der erleuchteten Spitzen unserer Stäbe an und lauschte gerade dem Rascheln des Laubes, weil ich nur hoffen konnte, dass sich Snape auf meine Idee einlassen würde.
„Wasss? Das wäre nicht gut, gar nicht gut…“, kam es ungläubig von Snape und er erkannte natürlich sofort auch die Gefahren, die damit einhergingen.
„Tja, warum denken Sie erzähle ich es Ihnen?“, meinte ich dann doch recht trocken und rollte theatralisch mit den Augen, was mir einen bitterbösen Blick einbrachte.
„Warum geht er nicht zu Professor Dumbledore?“, fragte Snape wirklich und aufrichtig verwirrt.
„Ja, das ist auch so eine Sache, Harry will nicht. Seit den Ferien verhält sich dieser Harry gegenüber komisch. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, Sir, aber er schaut Harry nicht an, beachtet ihn nicht und weicht ihm aus! Aufgrund dessen will Harry nicht zu ihm gehen“, setzte ich ihm die Gegebenheiten auseinander, sah ihn direkt an und Sorge lag in meinem Blick.
„Potter ist auch zu dämlich!“, kam die brutale Feststellung, aber wie sollte ich ihm widersprechen, wenn ich ihm in diesem Punkt recht gab?
„Wenn der Dark Lord mitkriegt, dass er eine Verbindung zu Potters Geist hat, na dann… können wir was erleben?“, er verzog seinen Mund angesäuert bei der unschönen Feststellung meines persönlichen Horrorszenarios.
Ich nickte. „Ich habe Harry gesagt, er soll zu Dumbledore gehen und ihn bitten, dass dieser ihn in Okklumentik unterrichtet. Er will es sich überlegen“, stieß ich abwertend aus.
„Dass Potter aber auch immer so… stupide sein muss“, grummelte er in seinen nichtvorhandenen Bart.
„Professor, was können wir, was soll ich tun? Könnten Sie mir was raten?“, fragte ich ihn ratlos und sah ihn von Herzen kommend bittend an.
„Ich werde dem Professor davon erzählen, ohne Namen zu nennen. Ich sage, ich hätte ein Gespräch belauscht und sie versuchen ihm jetzt schon beizubringen wie man meditiert, so dass, sollte es zu einem Okklumentik-Unterricht kommen, er nicht zu viel Zeit vergeudet…“, meinte er geschäftig und ich stockte. Wie kam er darauf zu vermuten, dass ich meditieren konnte?
„Aber Professor…“
„Miss Granger, ich habe es Ihnen schon so oft gesagt, ich bin weder dumm noch minderbemittelt. Ich weiß, dass Sie diese Kunst beherrschen… frage ich, warum Sie es Potter nicht selbst beibringen wollen? Nein, oder?“, wenn ich mich nicht besser unter Kontrolle hätte, wäre jetzt mein Kinn am Boden gelandet. Er, wow, er war wahrlich überraschend und beeindruckend.
„Harry würde nicht verstehen warum ich es mir selbst beigebracht habe. Ich könnte ihm auf seine Fragen hin keine befriedigenden Antworten geben“, versuchte ich meine Beweggründe zu erklären, aber vor allen Dingen, warum sollte ich es tun? Wofür gab es denn Professor Dumbledore? Ich war wahrlich noch keine Meisterin auf diesem Gebiet.
„Ich wusste, dass Sie es sich selbst beigebracht haben mussten. Ich weiß, wie schwer das ist und daher gratuliere ich Ihnen, das haben Sie gut gemacht. Geben Sie sich aber keiner Hoffnung hin, es wird Sie nicht vor meinem Zorn bewahren“, meinte er hart und ich hörte sein verstecktes Lob und damit einhergehenden Respekt durchaus, während er mich scharf von der Seite anblickte.
„Ach Sir, das weiß ich doch. Ich drücke mich auch nicht, nur keine Sorge“, versuchte ich zu beschwichtigen. „Gehen Sie zurück, Miss Granger!“, befahl er und entließ mich so für heute. „Sie bleiben hier?“, runzelte ich überrascht die Stirn.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht!“, brauste er ungehalten auf.
„Entschuldigung!“, aber in diesem Moment bekam ich meine Antwort, da er leicht zusammenzuckte und das Mark am linken Arm berührte. Ach, anscheinend war heute ein Treffen anberaumt gewesen und er hatte nur auf den Ruf gewartet. „Dann wünschte ich ihnen viel Glück, Professor und passen Sie auf sich auf.“
„Werden Sie nicht frech, Sie wissen noch nicht was auf Sie zukommt, Miss Granger!“, drohte er mir grollend.
„Natürlich nicht, Professor!“, winkte ich ihm und betrat wieder den Geheimgang und sah, wie er seinen geschrumpften Death Eater Mantel hervorholte, ihn vergrößerte und umlegte. Diese tiefschwarze Masse Stoff, die selbst das abendliche Dunkel schluckte und ihn noch mehr zu einem Geschöpf der Finsternis machte, als eh schon. Ein schauerlich, schönes Bild, danach kam die Maske. Ich konnte sehen, wie die schwarzen Obsidiane mich hinter der unheimlichen, totenkopfähnlichen, silbernen Maske anfunkelten. Er sah aus, als würde er den Tod bringen, ein kompromissloser, gefährlicher Kämpfer.
Ein leichtes Zittern ergriff mich, was ich nur schwer unterdrücken konnte und absolute Kälte kam in mir auf, als ich dieses vollkommen anderen Mannes ansichtig wurde, denn in diesem Moment war er etwas anderes. Er war etwas absolut Böses, etwas Gefährliches, ein wahrer, tödlicher Death Eater!
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